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Full text of "Suomalaisen tiedeakatemian toimituksia. Sarja B = Annales Academiae scientiarum Fennicae. Series B"

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-SUOMALAISEN TIEDRAKATEMIAN 
TOIMITUKSIA 


ANNALES 
ACADEMLA SCIENTIARUM FRNNICA 


ab: 


row. XXIII 


HELSINKI 1930 
SUOMALAINEN TIEDEAKATEMIA 


SUOMALAISEN TIEDEAKATEMIAN 
TOIMITUKSIA 


ANNALES 
AGCADEMIA SCIENTIARUM FENNICA 


SARJA 


HELSINKI 1930 
SUOMALAINEN TIEDEAKATEMIA . 


HELSINKI 1930 
SUOMAYLL. KIRJAL. SEURAN KIRJAPAINON OSAKEYHTIO 


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Sisällys. — Index. 


N:o 1. J.E. SALOMAA. Das Problem der Wahrheit. 
N:o 2. K.S. LAURILA. La tlı&orie du comique de M. Henri Bergson. 
N:o 3. NIILO LEHMUSKOSKI. De aliectivi attributi Plautini collocatione. 


bie Google 


SUOMALAISEN TIEDEAKATEMIAN TOIMITUKSIA. SARJA B, 
NID. XXIII. N:o 1. 


ANNALES ACADEMLE SCIENTIARUM FENNIGE. SER. B, TOM. 
XXIII. N:o 1. 


DAS PROBLEM DER WAHRHEIT 


VON 


J. E. SALOMAA 


HELSINKI 1929 


Digitizeg „Google “ 


INHALTSVERZEICHNIS. 


Erster Abschnitt. 


Der Begriff der Wahrheit. Seite 
le Einleitung sun ns ae wenns 5 
Il. Die Transzendenz der Wahrheit „son sen eeeeeeeeenenneee nennen 7 
Die Transzendenz der Wahrheit S. 7. Die Identitätsauf- 
fassung von Denken und Sein S. 11. Die Abbildtheorie 
S. 13. Die Übereinstimmungstheorie S. 17. 

Ill. Das Absolute im Wahrheüsbegriff „once eeceeesseeseeeeenennen 23 
Die Fragestellung S. 23. Der relative Wahrheitsbegriff S. 
23. Die absolute Wahrheit S. 32. 

IV. Die Inhaltlichkeü der Wahrheit ....22cceeneeeeeene nee 33 

Vs. „Die Wahrheit -0n. Sich zusehen nee 39 

Die erkannte Wahrheit und die Wahrheit an sich S. -39. 
Die Wahrheit und ihr Gegenstand S. 42. Der Begriff der 
Wirklichkeit S. 44. Die Unwirklichkeit S. 49. Der Begriff 
des Seins S. 50. Die Wahrheit an sich S. 53. 
Zweiter Abschnitt. 
Die Erkenntnis der Wahrheit. 
l. Vorbereitende Bemerkung, .....22eseeeeeennoneeneeneennen nee nenn 62 
11: Uber di: Urteile sans een 63 
IH. Die Kriterien der Wahrheit ...oecuneeeneennesenenernen en neenn NM 
Die Wahrheit und ihre Kriterien S. 91. Die Evidenz S. 92. 
Rickerts ‚‚transzendentes Sollen” S. 100. Die Verifikation 
S. 102. Die Denknotwendigkeit S. 108. 

IV ...Dieinduktwe. Methode. an. u 139 


Das Wesen der Induktion S. 139. Die Empfindungen S. 145. 
Das Gedächtnis S. 149. Die innere Anschauung S. 151. 


. Der allgemeine Charakter des Erkennens ...eescueeeeeeenernenn 165 


Erster Abschnitt. 
Der Begriff der Wahrheit. 


I. Einleitung. 


Unter den Problemen der Philosophie tritt als beharrlichstes 
und zentralstes das Wahrheitsproblem hervor. Dieses Problem, in 
des Wortes voller und weiter Bedeutung genommen, schliesst richtig- 
genommen auch die anderen philosophischen Probleme ein. Das 
Ziel der Philosophie ist immer das Erlangen der Wahrheit gewe- 
sen. Darin sind die verschiedenen philosophischen Richtungen einer- 
lei Meinung gewesen. Die Differenzen zwischen den einzelnen Syste- 
men setzen erst bei der Art und Weise ein, wie ein jedes von ihnen 
Wesen und Charakter der Wahrheit aufgefasst hat; denn jede Philo- 
sophie hat eine bestimmte Auffassung von der Wahrheit, und es 
gibt, wie man wohl sagen kann, ebensoviele Auffassungen von ihr, 
wie es verschiedene philosophische Systeme gibt. Somit ist die 
Geschichte der Philosophie gleichzeitig eine Geschichte des Wahr- 
heitsproblems. 

Das Problem der Wahrheit kann man auch in einem beschränkte- 
ren. und schärfer umgrenzten Sinne fassen. Von der Wahrheit 
kann ihr ganzer, besonderer Inhalt, der jeweilig darin untergebracht 
ist, losgelöst werden; man kann nur ihre reine Form oder ihren Begriff 
als Problem aufstellen. Neben der Gesamtsumme vieler Wahrheiten 
kann man vom Begriff der Wahrheit reden, der nur ein einziger sein 
kann und als solcher alle Wahrheiten verbindet. Indem man die 
verschiedenen philosophischen Lehren und den Inhalt der Philo- 
sophie überhaupt vollkommen beiseitelässt, kann gefragt werden, 


6 J. E.SALOMAA. BXXIILı 


was die Wahrheit ist, nach welcher die Philosophie strebt. Kann der 
Begriff der Wahrheit allgemeingültig bestimmt werden, oder wech- 
selt auch er je nach den verschiedenen Systemen? Mit einem Wort 
gesagt: gibt es einen allgemeinen Wahrheitsbegriff oder nur einzelne 
Wahrheiten? Und auf welche Weise ist dieser Wahrheitsbegriff 
logisch zu definieren? 

Was ist die Wahrheit? Diese alte und berühmte Frage möchte 
ich zuerst in enger, logischer Bedeutung untersuchen. Selbst dann 
sind mit dieser Frage noch viele Schwierigkeiten verbunden, wie 
ihre häufig ganz entgegengesetzten Lösungen zeigen. Allerdings sind 
nicht alle Schwierigkeiten auf die Natur der Sache selber zurück- 
zuführen. Vielmehr sind die vielen verschiedenartigen Definitionen 
des Wahrheitsbegriffs daraus zu erklären, dass sie nicht immer eine 
und dieselbe Sache bedeuten. Schon Kanr hat bei der Behandlung 
des Wahrheitsbegriffs denjenigen, der die Frage stellt, und denjeni- 
gen, der sie beantwortet, mit zwei Menschen verglichen, von üenen 
»Einer (wie die Alten sagten) den Bock melkt und der Andere cin 
Sieb unterhält».! Wenn jemand z.B. von dem Begriff der Wahrheit 
und ein anderer von den Kriterien bei ihrer Erkenntnis gesprochen 
hat, ist nicht zu verwundern, dass die Meinungen auseinanderzugehen 
scheinen, obgleich die Grundanschauung dieselbe sein kann. Doch 
wenngleich man so weit gekommen ist, dass von derselben Sache 
die Rede ist, setzt selbst die logische Definition des Wahrheits- 
begriffs schon die Lösung vieler anderer philosophischer Problen 
voraus. Sie ist nicht scharf von anderen philosophischen Problemen 
zu trennen, so dass ihre Behandlung notwendigerweise die Unter- 
suchung vieler Grundfragen der Philosophie mit sich bringt oder 
wenigstens eine Stellungnahme diesen gegenüber voraussetzt. 

Als unsere Aufgabe ergibt sich somit, zunächst herauszustellen, 
was der Wahrheitsbegriff im logischen Sinne bedeutet. Vorläufig 
sehen wir vollkommen von den Fragen ab, auf welche Weise die 
Wahrheit erkannt werden kann, oder ob sie überhaupt erkanıt 


I Kritik der reinen Vernunft, Reclam, S. 81. 


BXXIIL,: Das Problem der Wahrheit. 7 
werden kann. Die Lösung dieser Fragen kann das Wesen des Wahr- 
heitsbegriffs selber nicht sonderlich bestimmen helfen. Dieser Be- 
griff hat seinen eigenen Inhalt, unabhängig davon, ob jemand die 
Wahrheit in ihrer inhaltlichen Bedeutung kennt oder erkennen kann. 
Unsere Frage: Was ist die Wahrheit? richtet sich somit zunächst einzig 
und allein auf den logischen Wahrheitsbegriff. 

Der Wahrheitsbegriff ist zu verschiedenen Zeiten, bis in die 
Gegenwart hinein, in der Philosophie auf sehr verschiedene Weise 
definiert worden. Die verschiedenen Auffassungsweisen, die über 
den Wahrheitsbegriff dargestellt worden sind, können in zwei ent- 
gegengesetzte Hauptgruppen eingeteilt werden, jenachdem die Wahr- 
heit als transzendent oder immanent, als absolut 
oder relativ,alsinhaltlich oder formal aufgefasst wird. 
Diese verschiedenen Gegenüberstellungen decken einander nicht, 
sondern können sich auf verschiedene Weise gruppieren, so dass sich 
viele verschiedene Arten, die Wahrheit zu definieren, ergeben haben. 
Auf diese Weise kann man z.B. die transzendente Wahrheit ent- 
weder als absolut vder als relativ, als inhaltlich oder formal begreifen. 
Ebenso kann die immanente Wahrheit entweder absolut oder rela- 
tiv usw. sein. Im Folgenden werde ich den Wahrheitsbegriff zunächst 
im Lichte dieser verschiedenen Gegensätze betrachten. 


II. Die Transzendenz der Wahrheit. 


Schon im vorwissenschaftlichen Sinne kann vom Wahrheits- 
begriff die Rede sein, wie auch ausserhalb der Wissenschaft ein 
Erkennen in Frage stehen kann.! Der allgemeine Sprachgebrauch 
bedarf schon zu rein praktischen Zwecken eines Wahrheitsbegriffs. 
Für ihn bedeutet die Wahrheit, dass »otwas stimmt», oder dass eine 
Aussage mit den Tatsachen oder mit der Wirklichkeit übereinstimmt. 
Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Wahrheiten Aussagen wie bei- 
spielsweise: »Es ist wahr, dass heute schönes Wetter ist», oder »Es ist 
wahr, das2 +2 =4 ist». Diese beiden Aussagen bedeuten nach dem 


ı Vgl. VoLKeELt, Gewissheit und Wahrheit, München 1918, S. 270. 


8 . J. E SALOMAA. BXAILı 


allgemeinen Sprachgebrauch soviel wie Übereinstimmung mit einer 
»Tatsache», in ersterem Falle mit einer Naturerscheinung, in letzte- 
rem mit einer andersartizen »Tatsache», deren Charakter der Sprach- 
gebrauch nicht weiter bestimmt. Der gewöhnliche Sprachgebrauch 
gibt auch nicht näher an, was in diesem Falle »Übereinstimmun®» 
heisst. Ob die Aussage ein genaues »Abbild» des von ihr gemeinten 
Seienden ist — um ein möglichst allgemeines Wort zu gebrauchen —, 
oder ob die Aussage vollkommen mit ihrem Gegenstande zusammen- 
füllt, wie ein naives Bewusstsein anzunehmen geneigt ist, mag hier 
dahingestellt sein. Jedenfalls ist für den Wahrheitsbegriff des all- 
gemeinen Sprachgebrauchs charakteristisch, dass die Wahrheit als 
auf etwas Wirklichseiendes hinweisend gedacht ist. Das Gebiet der 
Wahrheit wird als über das Immanente und Subjektive hinausrei- 
chend angesehen. Sie ist somit transzendent. Der allgemeine Sprach- 
gebrauch verbindet die Wahrheit mit Aussagen, welche eine Sache 
als so angeben, wie sie ist, oder welche demnach zu etwas Seiendem 
in Beziehung stehen. Deshalb ist vom Standpunkt des allgemeinen 
Sprachgebrauchs aus z.B. eine der folgenden Aussagen wahr: 
»Schlangen mit Flügeln haben nie existiert», »Sie sind ausgestorben», 
»Sie existieren immer noch». Eine dieser Aussagen drückt den 
wirklichen Sachverhalt so aus, wie er ist, selbst wenn man nicht 
wüsste, welche von ihnen wahr ist. 

Der transzendente Wahrheitsbegriff als solcher, wie er in der 
Philosophie auftritt, hat vom alleemeinen Sprachgebrauch für die 
Wahrheit das Merkmal übernommen, dass sie immer etwas Wirklich- 
selendes bedeutet. Nach dieser Auffassung bedeutet die Wahrheit, 
wenn es sich um ihre Erkenntnis handelt, die Übereinstimmung 
zwischen Erkennen und Wirklichkeit, so dass die Wahrheit, wie schon 
Tuomas voXx AQUINO sägt, die adequatic intellectus ei rei ist. Auf- 
gabe des Erkennens ist, die Welt als solche zu begreifen, wie sie Ist, 
Wesentlich für den transzendenten Wahrheitsbegriff ist somit, dass 
er Zweierlel voraussetzt, das Erkennen und seinen Gegenstand oder 
den vom Erkennen unabhängigen wirklichen Sachverhalt, der also 
dem Erkennen gegenüber transzendent ist. Die im Erkennen her- 


BXXIIL,: Das Problem der Wahrheit. 9 


vortretende Wahrheit bedeutet immer die Beziehung des Erkennens 
zur Wirklichkeit. Im transzendenten Wahrheitsbegriff sind Unter- 
scheidungen festzustellen, jenachdem welcher Art und wie nahe die 
Beziehung zwischen Erkennen und Wirklichkeit aufgefasst wird. 
Diese Beziehung kann vollkommene Identität von Erkennen und 
Wirklichkeit, das »Abbilden» der Wirklichkeit durch das Erkennen 
oder auch nur die Beziehung bedeuten, dass das Erkennen auf irgend- 
eine bestimmte Weise die Wirklichkeit trifft und nur in diesem 
Sinne mit ihr übereinstimmt. Hingegen steht ganz und gar ausserhalb 
des logischen Wahrheitsbegriffs die Frage, welcher Art ihrem Wesen 
nach die Wirklichkeit selber ist. Ist die Wirklichkeit ihrem Wesen 
nach als psychisch oder physisch aufzufassen, ist sie Eines oder Vieles, 
und andere derartige Fragen sind in Bezug auf die logische Erklärung 
des Wahrheitsbegriffs gleichgültig. 

\Wennder transzendente Wahrheitsbegriff in seiner oben ange- 
gebenen allgemeinsten und weitesten Fassung genommen wird, nach 
welcher die Wahrheit Übereinstimmung mit dem wirklichen Sach- 
verhalt oder wenigstens, um die Sache in möglichst allg»meiner Form 
wiederzugeben, einen Hinweis darauf bedeutet, ist, soviel ich sehe, 
der transzendente Wahrheitsbegriff logisch durchaus zu begründen. 
Wie Erkennen und Wirklichkeit auch definiert werden mögen — 
hierauf komme ich erst später zurück —, 50 setzt der Wahrheitsbegriff 
gewiss eine ausserhalb des Erkennens vorhandene oder transzendente 
Wirklichkeit voraus, hinsichtlich welcher die Wahrheit als gültig 
angesehen wird. Ohne Annahme eines vom Erkennen unabhängigen 
Sachverhalts ist schwerlich eine Wahrheit zu denken; denn wenn 
wir von der Wahrheit reden, meinen wir immer, dass unsere Aussage 
mit Rücksicht auf etwas von ihr unabhängig Wirklichseiendes gültig 
ist. Wenn ich z.B. sage: »Mein Tisch ist schwarz» oder »Mein Fenster 
ist offen, und wenn ich für diese Aussagen Anspruch auf Wahrheit 
erhebe, setzt es immer voraus, dass meinen Aussagen ein wirklicher 
Sachverhalt entspricht, und dass nicht die Wahrheit nur eine innere 
Eigenschaft meiner Aussage ist. In diesem Falle besagt die Wahrheit 
also die Übereinstimmung meiner Aussagen init einem transzendenten 


10 J. E.ESaALoMAA. BXXIIl,ı 


wirklichen Sachverhalt. Sie ist eine Beziehung zwischen dem Imma- 
nenten und Transzendenten, wobei beide Seiten, das ‚Immanente 
wie das Transzendente, erforderlich sind. Die Wahrheit kann nicht 
einzig und allein in einer Beziehung zwischen immanenten Faktoren 
‚liegen. Beziehungen zwischen Vorstellungen und Urteilen unter- 
einander bilden noch keine Wahrheit. Ebensowenig kann die auf- 
gefasste Wahrheit nicht in einer Beziehung zwischen nur transzenden- 
ten Faktoren bestehen. Z. B. können zwei Markstücke miteinander 
übereinstimmen, wenn auch nicht von einer zwischen ihnen bestehen- 
den Wahrheit die Rede sein kann. Hierauf kann der Wahrheitsbegriff 
nicht angewandt werden. Wenn es sich um die Erkenntnis der Wahr- 
heit handelt, setzt sie gleichzeitig Immanentes und Transzendentes 
voraus und liegt somit in deren Ȇbereinstimmung. 

Alle wissenschaftliche Forschung setzt den transzendenten Wahr- 
heitsbegriff voraus und baut sich auf ihm auf. Wenn z.B. ein 
Physiker die Bewegungsgesctze untersucht, tut er es in dem siche- 
ren Bestreben, klarzustellen, wie diese Gesetze in der Wirklichkeit 
selber gelten. Wenn die vom Physiker aufgefundenen Gesetze mit 
dem Seienden in Widerspruch ständen oder überhaupt nicht darauf 
angewandt werden könnten, wären sie nutzlos. So hätten die 
Untersuchungen des Physikers keinerlei Sinn, wenn er nicht den 
transzendenten Wahrheitsbegriff befolgte. Auf dieselbe Weise müss- 
ten auch die Forschungen des Chemikers ihren Boden verlieren, wenn 
er eines Tages merken würde, dass er sich nur mit seinen eigenen Vor- 
stellungen befasst, wenn ihm also aufginge, dass alle chemischen Ge- 
setze nur mitrücksichtauf seine Vorstellungen gültig wären, ohne sich 
auf das Seiende selber zu erstrecken. Dasselbe kann man auch von 
der übrigen wissenschaftlichen Forschung sagen. Z. B. ist die Arbeit 
des Ilistorikers nur von dem Standpunkt aus zu verstehen, dass er 
sich herauszustellen bemüht, wie, um RankEs Worte zu gebrauchen, 
die Dinge wirklich »gewesen sind» oder »wie sie geworden sind». Auch 
die Arbeit des Mathematikers bildet hier keine Ausnahme, obgleich 
die Gebiete der Algebra und der Geometrie nicht in demselben Sinne 
wirklich sind wie z. B. die Welt der Naturwissenschaften. Auch die 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 11 


Welt des Mathematikers ist als eine transzendente Wirklichkeit 
anzusehen, nach deren Erkenntnis er strebt. Auch sein Wahrheits- 
begriff ist somit transzendent. Alle wissenschaftliche Arbeit setzt 
demnach eine vom Erkennen unabhängige Sachlage, Wirklichkeit, 
Transzendenz, voraus. Von Wahrheit kann in der Wissenschaft nur 
dann die Rede sein, wenn das Erkennen nach der transzendenten 
Wirklichkeit strebt, wenn es Übereinstimmung mit dieser bedeutet. 
Wenn ich hier vun Wirklichkeit oder Transzendenz rede, sind sie 
natürlich nicht im metaphysischen Sinne zu nehmen. Ebenso sind 
auch alle metaphysischen Interpretationen vom transzendenten 
Wahrheitsbegriff zu sondern. 


Die Identitätsauffassung von Denken und 
Sein. 


Oben wurde bereits darauf hingewiesen, dass der transzendente 
Wahrheitsbegriff in verschiedenen Formen auftreten kann, jenach- 
dem wie dabei die Beziehung zwischen Erkennen und Wirklichkeit 
aufgefasst wird. Sie kann auf dreierlei Art begriffen werden. Die 
festeste Beziehung zwischen Erkennen und Wirklichkeit nimmt die- 
jenige Auffassung an, welche beide vollkommen miteinander identi- 
fiziert, wobei also das Erkennen und sein Gegenstand oder, wie man 
auch sagen kann, Denken und Sein zusammenfallen. Auf diese Weise 
fasst das naive Bewusstsein die Sache auf, das nicht einmal einen 
Unterschied zwischen dem Erkennen und seinem Gegenstande macht, 
sondern rm Erkennen den Dingen selber, wie sie sind, unmittelbar 
zu begegnen glaubt. Doch ist der Wahrheitsbegriff des naiven Rea- 
lismus, wie leicht ersichtlich ist, unmöglich. Z. B. kann meine ÄAus- 
sage: »Die Erde umkreist die Sonne» nicht mit dem Gegenstande, 
den sie meint, identisch sein, s-Ibst wenn sie wahr wäre. Meine Aus- 
sage enthält weder Erde noch Sonne, sondern nur das Bestreben, 
etwas zu sagen, was über sie gilt. Von einer Identität meiner Aus- 
sage mit ihrem Gegenstande kann somit wenigstens in dem Sinne, 
wie das naive Bewusstsein annimmt, nicht die Rede sein. 


12 J. E.SALOMAA. BXXIIILı 


Auf einen grundsätzlich ähnlichen Wahrheitsbegriff, wenn auch 
von ganz anderen philosophischen Prinzipien ausgehend und auf 
andere Ergebnisse führend, gründet sich auch die panlogistische 
Philosophie, wie sie z. B. bei HEGEL, in SCHELLINGS Identitätsphilo- 
sophie und bei einigen Neukantianern und englischen Neuidealisten 
auftritt. Diese Philosophen sind sich der Identifizierung des Erken- 
nens mit der Wirklichkeit, des Denkens mit dem Sein vollkommen 
bewusst, während der naive Realismus sich ihrer nicht bewusst wird. 
Hier kommt es allerdings nicht daraufan, näher aufeine Analyse die- 
ses philosophischen Standpunktes, der zu verschiedenen Zeiten grosse 
Anerkennung gefunden hat, und aufeine Kritik seiner metaphysischen 
Lehre einzugehen.! Es sei nur bemerkt, dass auch der auf diesem 
Boden ruhende Wahrheitsbegriff auf unlösbare logische Schwierig- 
keiten führt. Er macht nämlich keinen Unterschied zwischen den 
Aussagen: »Einen Gegenstand denken» und »Denkend einen Gegen- 
stand erfassen». Erstere Aussage meint nur den Gegenstand, letz- 
tere glaubt ihn erschöpfend verfassen» zu können. Wir können näm- 
lich auch Begriffe über etwas, was grundsätzlich ausserhalb unse- 
rer Erkenntnis liegt, bilden: über Unbegreifliches, Unmögliches, Ir- 
rationales usw., was wir also nicht vollkommen zu erfassen glau- 
ben. Trotzdem aber können wir sie als Gegenstände des Erkennens 
denken und von ihnen Begriffe bilden. Z. B. kann der Begriff des 
Irrationalen, den wir im Denken bilden, und der als Begriff rativnal 
ist, nicht dasselbe wie das Irrationale sein. Dann würde das Ratio- 
nale mit dem Irrationalen zusammenfallen, was in logischer Hinsicht 
sinnlos wäre, Die identitätsphilosophischen Anschauungen, die zwi- 
schen dem Denken und seinem Gegenstand keinen logischen Unter- 
schied machen, nehmen dem ganzen Wahrheitsbegriff den Boden; 
denn zum Begriff der Wahrheit gehört als wesentlich, dass sie 
eine »Wahrheit über etwas» ist, dass sie das Streben nach Klarlırit 
über einen Gegenstand ist, der im logischen Sinne vom Erkennen 


I Siehe meine Arbeit: Idealismus und Realismus in der englischen Philo- 
sophie der Gegenwart, diese Annalen Bd. XIX, N:o 3, S. 73 ff., 93 ff., 99 ff. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 13 


getrennt werden muss. Der beim Erkennen auftretende Wahrheits- 
begriff setzt somit die Unterscheidung von Erkennen und Gegen- 
stand voraus, so dass diejenigen Auffassungen, welche das eine mit 
dem anderen identifizieren, den Wahrheitsbegriff unmöglich machen. 


Die Abbildtheorie. 


Die beiden anderen Interpretationsweisen des transzendenten 
Wahrheitsbegriffs unterscheiden sich von der oben dargestellten 
schon darin, dass sie das Erkennen und seinen Gegenstand als von- 
einander gesondert annehmen. Sowohl die sog. »Abbildtheorie», 
welche das Erkennen für ein mehr oder weniger genaues Abbild 
der Wirklichkeit hält, wie auch die »Übereinstimmungstheorie», die 
sich damit begnügt, dass das Erkennen auf irgendeine Art der Wirk- 
lichkeit selber begegnet, olıne ihr Abbild zu sein, gehen beide von 
der Grundlage aus, dass vom Erkennen sein Gegenstand zu trennen 
und als unabhängig von ihmanzusetzen ist. Jede dieser beiden Theorien 
fasst die Wahrheit, solange von ihr im Zusammnhang mit der 
Erkenntnis die Rede ist, derart auf, dass sie eine Beziehung zwischen 
dem Erkennen und seinem Gegenstande bedeutet. Der Unterschied 
zwischen beiden besteht darin, dass die »Abbildtheorie», wie schon 
ihr Name sagt, annimmt, dass das Erkennen ein »Abbild» seines Ge- 
genstandes bedeutet, während dagegen nach der »Übereinstimmungs- 
theorie» das Erkennen in Bezug auf die Wirklichkeit nur »gültig ist. 

Die »Abbildtheorie» der Wahrheit hat in der Philosophie viele 
Anhänger gehabt. Sie war beinahe die einzige Wahrheitstheorie der 
griechischen und mittelalterlichen Philosophie, und noch in der Neu- 
zeit bisin die Gegenwart hinein hat sie Ihre Vertreter gefunden. Ande- 
rerseits ist es auch das Verdienst der Abbildtheorie gewesen, dass in 
der Philosophie der transzendente Wahrheitsbegriff auf so heftigen 
Widerstand gestossen Ist; denn die Angriffe gegen den transzenden- 
ten Wahrheitsbegriff haben sich meistens gerade gegen den von der 
Abbildtheorie vertretenen Wahrheitsbegriff gerichtet. 


14 J. ESALOMAA. BXXIIL, 


Die Anhänger der Abbildtheorie haben besonders in früheren 
Zeiten selten den Wahrheitsbegriff genauer definiert. Vor allen Din- 
gen ist nicht näher angegeben, in welchem Sinne der Gedanke auf- 
zufassen ist, dass die Erkenntnis ein »Abbild» der Wirklichkeit ist. 
Dies hat auch die Entgegnungen gegen die Abbildtheorie erleichtert. 
Sie hat dabei auf eine für sie unvorteilhafte Weise und sichtlich oft 
entgegen den eigentlichen Absichten ihrer Vertreter ausgelegt wer- 
den können; denn wenn man die Abbildtheorie in ihrer wörtlichen 
Bedeutung nimmt, nach welcher das Erkennen ein Abbilden oder 
Wiederholen der Wirklichkeit ist, sind ihre Schwächen offensichtlich. 
Häufig hat diese Theorie schon auf Grund dessen zurückgewiesen 
werden können, dass man ein Urteil nicht mit seinem Gegenstande 
vergleichen kann, da uns der Gegenstand niemals an sich oder nackt, 
sondern immer nur in unserer Erkenntnis entgegentritt.! Gegen die 
Abbildtheorie bemerkt HusserL, dass, wenn die Wahrheit darin 
bestände, dass das im Erkennen auftretende »Bild» erst dann gültig 
wäre, nach dem dieses Bild mit seinem Gegenstand, dem Objekt, ver- 
glichen worden ist, dies auf ein unendliches Übergehen von Bild 
zu Bild führen würde, so dass niemals ein fester Punkt erreicht wer- 
den könnte. Für das Vergleichen wäre nämlich ein »Bild» vom Bilde 
usw. bis ins Unendliche notwendig.? Die Anhänger von KAnTs Philo- 
sophie sind der Meinung, dass KANT die Abbildtheorie für alle Zeiten 
abgetan hat, indem er nachwics, dass es bei unserem Erkennen neben 
gegenständlichen oder inhaltlichen Bestandteilen auch formale oder 
rationale gibt, die uns daran hindern, die »Dinge an sich» aufzufassen 
und somit ein genaues Abbild von ihnen zu gewinnen. 


Doch zu diesen erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten können 
gegen die Abbildtheorie auch rein logische Ausstellungen vorgebracht 
werden. Unsere Erkenntnis ist keineswegs von ihrem Gegenstande 
ein »Bild», wie es im gewöhnlichen Sprachgebrauch unter diesem 


I Siehe WINDELBAND, Die Prinzipien der Logik, Encyclopädie der philo- 
sophischen Wissenschaften I, Tübingen 1912, S. 8. 
* Logische Untersuchungen, Halle 1922, II, 1, S. 423. 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 15 
Worte verstanden wird. Unsere Vorstellung ist nicht dasselbe wie 
ihr Gegenstand oder ihm ähnlich. So ist z.B. unsere Vorstellung 
von einem Dreieck nicht selber dreieckig, unsere Vorstellung des 
Kühnen ist nicht selber kühn, unsere Vorstellung des Doppelten 
(z. B. bei einer Wand) ist nicht selber doppelt usw. Ebenso ist un- 
denkbar, dass z. B. unsere Urteile: »Die Geschwindigkeit des Lich- 
tes beträgt 300,000 km in der Sekunde», »Die Summe der Winkel in 
einem Dreieck ist gleich zwei Rechten» oder »Die Tugend ist des Dan- 
kes wert» auf irgendeine Weise Abbilder der Wirklichkeit wären, 
wenngleich sie wahr und also mit Rücksicht auf die Wirklichkeit 
gültig wären. 

Dass es sich bei der Erkenntnis nicht um ein Abbilden in des 
Wortes eigentlicher Bedeutung handelt, geht schon aus dem Charak- 
ter der Erinnerungsvorstellungen hervor. Die Erinnerungsvorstel- 
lungen wiederholen in mancher Hinsicht ursprüngliche Anschauungs- 
vorstellungen, aber sie sind nicht als Kopien letzterer anzusehen. 
Ihre Intensität ist viel schwächer, und sie sind überhaupt unbestimm- 
t:r und allgemeiner. Ebenso sind sie an Inhalt ärmer, so dass man 
sie im Vergleich zur ursprünglichen Anschauung als in demselben 
Verhältnis wie ein farbloses Lichtbild zu einem farbigen Gemälde 
stehend ansehen kann. Wie bleich und mit dünnen Linien gezeich- 
net ist z. B. unser Erinnerungsbild von einer Stadt, in der wir ein- 
mal vor fünf Jahren gewesen sind, neben jenen lebendigen Anschau- 
ungsvorstellungen, die wir bei unserem dortigen Aufenthalt unmit- 
telbar erlebt haben! Oder in wie geringem Masse sind in unserem 
Gedächtnis Vorstellungen aus einem interessanten Buche haften 
geblieben, das wir vor langer Zeit gelesen haben, wenn wir sie mit 
allen den reichen Bildern vergleichen, welche bei der Lektüre jenes 
Buches in unserem Bewusstsein auftauchten! Es wäre sinnlos, in 
solchen Fällen von einem vollständigen Abbilden zu reden. Und 
doch können unsere Erinnerungen wahr sein und als solche von den 
Phantasievorstellungen gesondert werden. Allerdings können wir 
bisweilen unsere Phantasievorstellungen irrtümlicherweise für Erin- 
nerungsvorstellungen halten; doch ist diese Tatsache hier von unter- 


16 J. E. SALOMAA. BXXIIL,: 


— 


geordneter Bedeutung. Sobald eine Erinnerungsvorstellung wirk- 
lich ist, meint sie eine Tatsache, obgleich sie nicht diese Tatsache 
in ihrer Totalität abbildet. Dass einige wenige Erinnerungsvorstel- 
lungen einer Stadt, die ich vor langer Zeit aufgesucht habe, zutref- 
fend sind, setzt nicht voraus, dass ich in meinem Bewusstsein alle 
Erinnerungsvorstellungen jener Stadt bewahrt hätte. Ebenso kön- 
nen die Erinnerungsvorstellungen, die sich mir aus einem Buche, das 
ich gelesen habe, erhalten haben, zutreffend sein, obgleich nur einige 
wenige übriggeblieben sind. Obgleich meines Erachtens die Erinne- 
rungsvorstellungen nicht geeignet sind, den Charakter des Wahr- 
heitsbegriffs zu erhellen, zeigen sie doch, dass die Erkenntnis kein 
Abbilden voraussetzt .! 

Die Abbildtheorie der Wahrheit vertritt auch eine Anschauung 
über Erkennen und Wirklichkeit, die sie mit der Erfahrung in Wider- 
spruch bringt. Diese Theorie nimmt nämlich an, dass die Wirklich- 
keit immer eine ganz fertige und unveränderliche ist, so dass das Er- 
kennen sie abbilden kann. Die Abbildtheorie ist somit in Bezug auf die 
Wirklichkeit und Erkenntnis statisch. Von ihrem Standpunkt aus 
ist überhaupt nicht zu verstehen, dass die Wirklichkeit selber sich 
entwickeln und die Erkenntnis Stufen des Fortschritts erreichen 
kann. Gegen eine derartige Theorie spricht die ganze Geschichte 
des menschlichen Denkens, die beständigen Kampf und beständiges 
Streben nach Wahrheit aufweist. Auch steht das Erkennen, wie 
sich später ergibt, nicht einzig und allein im Verhältnis einer photo- 
graphischen Kamera zur Wirklichkeit, sondern es ist einer ihrer 
Teile und als solcher auch von bestimmendem Einfluss auf ihren 
Charakter. Gegen das statische Weltbild der Abbildtheorie spricht 


somit ein dvnamisches.? 


ı Vgl. auch VoLKELT, a.a.0., S. 274 f. 

2 Die Abbildtheorie verwerfen u. a. folgende Denker: H. Lortze, Logik, 
Philosophische Bibliothek Bd. 141, Leipzig 1912, S. & f., 535 f.;, H. Rıckeart, 
Das Leben der Wissenschaft und die griechische Philosophie, Logos XII, 
S. 338 f.; E. Hussent, Logische Untersuchungen II, 1, S. 421 f.; E. Lask, Die 
liogik der Philosophie und die Kategorienlehre, Tübingen 1911, S. 40 f., 82, 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 17 


Die Übereinstimmungstheorie. 


Die Gegner der Abbildtheorie gehen oft unmittelbar in das entge- 
gengesetzte Extrem über: sie lehnen den transzendenten Wahrheitsbe- 
griff ab. Sie vertreten den immanenten Wahrheitsbegriff, den sie oft, 
wie z. B. VaınıngER und die Pragmatisten, in eine subjektivistische 
und relativistische Richtung entwickeln. Schon VoLkELT hat die 
Willkürlichkeit eines solchen Verfahrens nachgewiesen. Er bemerkt, 
dass es sich hier nicht allein um die Alternative handelt: entweder 
ist die Erkenntnis ein Abbild, oder sie ist überhaupt nicht trans- 
zendent.! VOLKELT selber vertritt hier eine dritte Möglichkeit, nach 
welcher die berechtigten Bestandteile der Abbildtheorie erhalten und 
die unwesentlichen und strittigen ausgeschieden werden. Eine gewis- 
sermassen erneuerte Abbildtheorie wird von vielen anderen Denkern 
vertreten.? 


Meines Erachtens geht allerdings VoLkeEur bei der Ablehnung 
der Abbildtheorie nicht weit genug. Er bewahrt z. B. sogar noch den 
Namen der Abbildtheorie. Schon dieser Umstand ist geeignet, die Auf- 
fassung hervorzurufen, dass die Erkenntnis auch dann noch Abbild 
bedeutet, wenn auch das Abbild ebenso mangelhalft wie z.B. ein 
Erinnerungsbild ıst. So wählt VOoLKELT selber schliesslich unter 
den beiden obengenannten Alternativen, die seiner Meinung nach 
nicht alle Möglichkeiten erschöpfen, und wählt die Abbildtheorie, 
wenn auch gewissermassen In einer erneuerten Form. Dann aber 
können auch gegen seinen Wahrheitsbegriff alle die Einwände 
erhoben werden, die gegen die ursprüngliche Abbildtheorie vor- 
gebracht worden sind. Auch sein Wahrheitsbegriff setzt den Ver- 
gleich der Vorstellung mit ihrem Gegenstande voraus. Doch wie 


221 f.; B. Bauca, Wahrheit, Wert und Wirklichkeit, Leipzig 1923, S. 17 f., 
49 f., Max FRriscueisen-Köuter, Wissenschaft und Wirklichkeit, Leipzig 
und Berlin 1912, S. 140 f.; H. VaınınGer, Die Philosophie des Als Ob, Leipzig 
1920; die Pragmatisten u.a. 

1 Gewissheit und Wahrheit, S. 270 f. 

a So z.B. LotTze, Rıckert, Hussenı, LAsk, FriscHhEisen-KöHLer. Siehe 
die oben S. 16 Anm. 2 angegebene Literatur. 


18 J. E. SıLoMmAA. BXXIIIn 


könnten wir dazu gelangen, da wir alle Gegenstände nur als Vor- 
stellungen und niemals an sich kennen. VoLKELTS Theorie hat auch 
von der Abbildtheorie die Auffassung übernommen, dass zwischen 
dem Erkennen und seinem Gegenstande immer eine gewisse Bezie- 
hung der »Ähnlichkeit» besteht. Hiervon kann aber bei der Erkennt- 
nis nicht die Rede sein. Meine Vorstellung vom Roten ist nicht sel- 
ber rot, meine Vorstellung vom Pferde sieht nicht dem Pferde ähn- 
lich usw. Zwischen meinen Vorstellungen und den Gegenständen, 
die sie meinen, und überhaupt zwischen dem Erkennen und seinem 
Gegenstande besteht keine Ähnlichkeitsbeziehung. Deshalb sind 
auch alle die verschiedenen Theorien über den Wahrheitsbegriff, 
die sich auf die Voraussetzung einer grösseren oder geringeren Ähn- 
lichkeit zwischen dem Erkennen und seinem Gegenstande gründen, 
als unhaltbar anzusehen. 

Zwischen dem Erkennen und seinem Gegenstande kann nur von 
einer Übereinstimmung die Rede sein. Dasselbe meint auch der all- 
gemeine Sprachgebrauch, wenn er von der Wahrheit spricht, wie 
schon oben bemerkt worden ist. Die Übereinstimmung ist nicht 
als Abbild und auch nicht als Ähnlichkeit zu denken. Es steht hier 
nur ein Zusammenstimmen oder Zusammenpassen in Frage, in dem 
Sinne, wie wir beispielsweise von dem Passen eines Schlüssels zu 
einem Schloss oder eines Rades an einen Wagen usw. reden, wobei 
allerdings nicht ausser acht gelassen werden darf, dass die Vergleiche 
hinken. Unser Erkennen ist, wenn es Wahrheit enthält, in Bezug auf 
die Dinge, auf die es sich richtet, gültig. Dies heisst, dass wir z.B. 
mit unserer Vorstellung von einem Gegenstande die Vorstellung 
einer Eigenschaft verbinden, die wirklich mit jenem Gegenstande 
verbunden ist. Wenn wir z. B. sagen: »Mein Tisch ist schwarz», be- 
steht die Wahrheit meiner Aussage nicht darin, dass sie einen wirk- 
lichen Sachverhalt abbildet, sondern darin, dass meine Behauptung 
in Bezug auf den Gegenstand, den sie meint, gültig ist. 

Die Übereinstimmungsbeziehung hat im Vergleich zur Abbild- 
beziehung auch den Vorteil, dass sie nicht den Vergleich der Vor- 
stellung mit ihrem Gegenstande fordert, einen Vergleich, dessen 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 19 


grundsätzliche Unmöglichkeit die Abbildtheorie aufhebt. Um von 
der in meiner Aussage enthaltenen Wahrheit oder von der Überein- 
stimmung meiner Aussage mit ihrem Gegenstande überzeugt zu 
werden, bin ich nicht gezwungen, die in meiner Aussage enthaltenen 
Vorstellungen mit ihren Gegenständen zu vergleichen. Z.B. setzt 
die Wahrheit, die in meiner Aussage »Diese Feder ist alt» enthalten ist, 
nicht voraus, dass ich ausser den Vorstellungen, die ich von der Feder 
habe, auch noch Kenntnis davon hätte, welcher Art die Feder an 
sich ist, oder was für Wirkungen sie ausser denjenigen, die sie auf 
mich ausübt, auf das übrige Seiende hat. Ebenso setzt die Wahr- 
heit meiner Aussage »Die Erde umkreist die Sonne» nicht einmal 
voraus, dass ich Kenntnis davon hätte, welcher Art Erde und Sonne 
an sich sind, sondern nur, dass der von mir vorgetragene Umstand 
in Bezug auf einen wirklichen Sachverhalt gültig ist. Wenn es sich 
um die Wahrheit handelt — ich spreche immer noch von der beim 
Erkennen auftretenden Wahrheit — ist die Stichhaltigkeit derjeni- 
gen Einwirkungen gemeint, die der Gegenstand des Erkennens auf 
unser Erkennen ausübt. Dabei handelt es sich somit nicht um die 
anderen Einflüsse dieses Gegenstandes und darum, was er als Ganzes 
und an sich ist. Deshalb erfordert auch der transzendente Wahrheits- 
begriff, der die Beziehung zwischen dem Erkennen und seinem Gegen- 
stand als eine Übereinstimmungsbeziehung erklärt, keineswegs, dass 
ich über meine Vorstellungen hinausgelangen müsste, um von der 
Wahrheit meiner Aussagen überzeugt zu werden. 

Aus der oben dargestellten Analyse des Wahrheitsbegriffs geht 
hervor, dass die Wahrheit ihrem Begriff nach transzendent oder 
‚auf eine vom Erkennen unabhängige Wirklichkeit hinweisend ist. 
Dabei ist allerdings die Beziehung des Erkennens zu seinem Gcgen- 
stande nicht als Identitäts- oder Abbild-, sondern als Übereinstim- 
mungsbeziehung zu denken. Die Transzendenz der Wahrheit wird 
weiterhin bestätigt, wenn wir den Blick auch auf ihr Gegenteil, 
den immanenten Wahrheitsbegriff, richten. 


20 J. E.SALOMAA. BXXIILı 


Derimmanente Wahrheitsbegriff. 


Oben ist bereits darauf hingewiesen, dass die Schwächen der 
Abbildtheorie zum Teil veranlasst haben, die Denker auf das ent- 
gegengesetzte Extrem, auf denimmanenten Wahrheitsbegriff, 
zu führen, dessen Wesen darin besteht, dass die transzendente Be- 
deutung des Erkennens geleugnet und dieses ganz und gar als auf 
den Inhalt des Bewusstseins gerichtet abgegrenzt wird. Nach 
dieser Auffassung besteht die Wahrheit nicht in einem Hinweis auf 
das Transzendente, sondern ist durchaus eine innere Eigenschaft 
der Erkenntnis und stellt eine Beziehung unter ihren einzelnen Teilen 
dar. In schroffster Form haben in der Philosophie der Gegenwart die 
Positivisten, Pragmatisten und andere ihnen verwandte Richtungen 
diesen Wahrheitsbegriff vertreten. Gleichzeitig liegt er aber auch 
philosophischen Anschauungen zugrunde, die sich von jenen unter- 
scheiden. Auch Kant hat den immanenten Wahrheitsbegriff ver- 
treten, und viele Neukantianer und Neuidealisten * sind ihm darin 
gefolgt. 

Der immanente Wahrheitsbegriff ist hauptsächlich in zwei For- 
men hervorgetreten: entweder wird die Wahrheit so aufgefasst, 
dass sie in einer Übereinstimmung zwischen unseren Vorstellungen 
besteht oder darin, dass unsere Gedanken allgemeinen Denkgesetzen 
folgen. 

Erstere Auffassung ist u.a. durch LockE vertreten, der 
die Wahrheit als Übereinstimmung zwischen den Vorstellungen 
charakterisierte. Diese Anschauung haben u.a. die meisten Positivis- 
ten und Pragmatisten übernommen. Sie verstehen unter der Wahr- 
heit eine Aussage, die sich unseren übrigen Überzeugungen anpasst. 
Dieser Wahrheitsbegriff führt aber auf einen unendlichen Vergleich 
zwischen den Vorstellungen und nimmt somit dem Wahrheitsbegriff 
den Boden. Auch gründet sich dieser Wahrheitsbegriff auf eine ganz 
eieentümliche Auffassung vom Wesen des Erkennens. Z.B. stehen 
in dem Urteil »Berlin ist eine Hauptstadt» die Vorstellungen »Ber- 


ı Vgl. Idealismus und Realismus, S. 98 ff. u.a. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 21 


ln» und »Hauptstadt» in einer bestimmten Beziehung zueinander; 
aber wir schen d'e durch diese Aussage ausgedrückte Wahrheit nicht 
in der Beziehung der Vorstellungen zueinander, sondern in der Be- 
ziehung der Aussage zu den Gegenständen, die sie meint. Wenn die 
Wahrheit nicht die Übereinstimmung der Urteile mit der Wirklich- 
keit selber voraussetzte, sondern sich nur mit dem Einklang der Vor- 
stellungen zufriedengäbe, könnte mich nichts daran hindern, eine 
Aussage wie »Königsberg ist eine Hauptstadt» als wahr anzusehen; 
denn die Vorstellungen »Königsber® und »Hauptstadt» als Vor- 
stellungen passen ebensogut zusammen wie »Berlin» und »Haupt- 
stadt». Die Unzulänglichkeit der Definition des immanenten Wahr- 
heitsbegriffs zeigt sich auch darin, dass sie umgekehrt nicht mehr 
gilt. Auch vorausgesetzt, dass die Wahrheit in einer Übereinstim- 
mung zwischen den Vorstellungen bestände, könnte nicht behauptet 
werden, dass alle Aussagen, welche diese Bedingung erfüllen, wahr 
wären. Als solche ist diese Definition zu weit und setzt Ergänzung 
von anderer Seite voraus, und diese kann sie nur vom transzen- 
denten Wahrheitsbegriff erhalten. 

Eine andere Form des immanenten Wahrheitsbegriffs ist die- 
jenige, dass die Wahrheit als eine Übereinstimmung mit allgemeinen 
Denkgesetzen angesehen wird. Auch Kaxrt vertritt diese . Auffas- 
sung.! Ebenso viele Neukantianer, z. B. Couen.? In der Tat spre- 
chen für diese Auffassung, wie VOoLKELT bemerkt, viele Um- 
stände. Denn die Wissenschaft überhaupt strebt nach Einheitlich- 
keit und System, was nur dann zu erreichen ist, wenn ihre Ergeb- 
nisse miteinander in Einklang gebracht werden. Doch hat VOoLKELT 
auch recht, wenn er bemerkt, dass System und Harmonie mit den 
Denkgesetzen noch kein ausreichendes Kennzeichen für die Wahr- 
heit ist. »Die Wahrheit wäre dann eben ein methodisches Spiel, eine 
systematische Unterhaltung des Denkens mit sich selber. An die 


ı Kritik der reinen Vernunft, S. 81 f. — Reflexionen Kants zur kritischen 
Philosophie, hrsg. v. B. Erdmann, Leipzig 1884, 2. Dd., S. 135 f., 255 f. 

® Logik der reinen Erkenntnis, Berlin 191%, S. 67 f., 81 f. 

3 Gewissheit und Wahrheit, S. 316. 


22 J. E.SaALoMAA. BXXII, 


Stelle des planlosen Umherschweifens wäre freilich ein planvoll 
gezügeltes -Schreiten getreten. Aber intrasubjektiv wäre die ganze 
Bewegung nach wie vor. Solange dem Denken das transgrediente 
und transsubjektive Gelten abgesprochen wird, könnte die Über- 
einstimmung der Denkinhalte untereinander höchstens als eine Art 
ästlietischen Vorzugs gerühmt werden.» 

Dieser Wahrheitsbegriff setzt auch genaue Kenntnis der Denk- 
gesetze voraus. Die Denkgesetze sind keineswegs als solche gegeben, 
sondern durch das Erkennen herauszustellen. Zu ihrer Aufstellung 
sind bereits dieselben Denkgesetze zu befolgen, durch deren Anwen- 
dung die Wahrheit erreicht wird. Dann aber bewegen wir uns offen- 
bar in einem Kreise, wenn wir zugleich der Meinung sind, dass die 
Wahrheit in einer Anpassung an die Denkgesetze besteht: erst defi- 
nieren wir die Denkgesetze als Gesetze, durch deren Befolgung die 
Wahrheit erlangt wird, und dann erblicken wir das Wesen der Walır- 
heit in dem, was mit den Denkgesetzen übereinstimmt. Ebenso 
macht diese Auffassung keinen Unterschied zwischen dem Wahren 
und dem Wahrscheinlichen; denn offenbar können auch unsere 
wahrscheinlichen Aussagen mit den Denkgesetzen übereinstimmen, 
wenngleich sie vielleicht nicht wahr sind. Z. B. steht das Urteil: »Da 
es in meinem Zimmer hell ist, scheint die Sonne» zweifellos in Har- 
monie mit den Denkgesetzen; aber es braucht richt wahr zu sein, 
da die Helle auch von einer anderen Quelle, z.B. von dem Licht, 
das eine Lampe aussendet, herrühren kann. Und schliesslich kön- 
nen auch ganz falsche Aussagen den Denkgesetzen entsprechend sein. 
Alles dieses zeigt, dass ein Zusammenstimmen mit den Denkgesetzen 
das Wesen der Wahrheit noch nicht erklärt. Diese sind, wie sich 
später noch ergeben wird, eine Bedingung der erkannten Walır- 
heit, nicht der Wahrheit selber. Die Wahrheit erfordert eine trans- 
zendente Grundlage, Gültigkeit in Bezug auf den Gegenstand, den 
sie meint. 

Die Analyse des immanenten Wahrheitsbegriffs hat also auf ein 
durchaus negatives Ergebnis in Bezug auf diesen Begriff geführt. 
Die Wahrheit kann nicht immanent sein. Dies ist geeignet, gleich- : 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 23 


zeitig den oben dargestellten transzendenten Wahrheitsbegriff wei- 
ter zu stützen. 


III. Das Absolute im Wahrheitsbegriff. 


Die Frage, ob die Wahrheit relativ oder absolut ist, betrifft Be- 
schaffenheit und Gebiet der Gültigkeit der Wahrheit. Ob die Wahr- 
heit nur in einigen bestimmten Fällen oder in Bezug auf bestimmte 
Individuen gültig ist, wie es bei dem relativen Wahrheitsbegriff der 
Fall ist, oder ob sie allgemein und unbedingt gilt, wie es der absolute 
Wahrheitsbegriff erfordert, gehört zu den Fragen, die im Zusammen- 
hang mit dem Wahrheitsbegriff vorwiegend erörtert worden sind. 
Ist die Wahrheit wechselnd oder veränderlich, oder ist sie unverän- 
derlich und ewig? Diese Fragen sind auf die verschiedenste Art 
beantwortet worden. Einerseits wird die extreme Grenze durch 
einen relativen Wahrheitsbegriff vertreten, der die Wahrheit ganz 
und gar leugnet, und andererseits durch einen absoluten und voll- 
kommene Allgemeingültigkeit erfordernden Wahrheitsbegriff. Zwi- 
schen diesen extremen Grenzen liegen auch mehrere verschiedene 
Abarten des relativen und des absoluten Wahrheitsbegriffs oder 
Versuche, sie miteinander auszugleichen. Wenn ich im Folgen- 
den das Gültigkeitsgebiet der Wahrheit einer Prüfung unter- 
ziehe, gehe ich dabei noch von der Anschauung eines reinen, logischen 
Wahrheitsbegriffs aus, ohne in Betracht zu ziehen, inwieweit wir 
die Wahrheit zu erkennen vermögen, und ob wir sie überhaupt zu 
erkennen vermögen. 


Derrelative Wahrheitsbegriff. 


Ich möchte vom extremen relativen Wahrheitsbegriff, d.h. vom 
Leugnen der Wahrheit ausgehen. Diese Auffassung ist in der Geschichte 
der Philosophie hauptsächlich bei den Skeptikern aufgetreten. Be- 
sonders haben die Skeptiker der alten Zeit häufig den Satz wieder- 
holt: »Es gibt keine Wahrheit.» Dieselbe Auffassung ist auch später 


24 J. EESALOMAA. BXXIIı 


aufgetreten. Sie gehört z.B. zu NiıETzZscHEs Lieblingsgedanken.! 
Häufig sind auch schon der Selbstwiderspruch und die Unmöglich- 
keit des extremen Skeptizismus nachgewiesen worden.? Denn voll- 
kommenes Leugnen oder auch Bezweifeln der Wahrheit setzt bereits 
Wahrheit voraus. Wenn der Skeptiker mit seiner Aussage: »Es gibt 
keine Wahrheit» Anspruch auf Gültigkeit erhebt, kann sie ihm nur 
auf Grund der Voraussetzung zuteilwerden, dass es wenigstens eine 
Wahrheit gibt. Offensichtlich bedeutet die Aussage: »Es gibt keine 
Wahrheit» dasselbe wie: »Kis ist eine Wahrheit, dass es keine Wahr- 
heit gibt», eine Behauptung, deren Selbstwiderspruch unleugbar ist. 
Vollkommenes Leugnen der Wahrheit macht auf diese Weise sich 
selber unmöglich. Deshalb ist auch der vollkommene Skeptizismus 
ein widerspruchsvoller Standpunkt; denn indem er sich bemüht, 
die Wahrheit zu leugnen, anerkennt er nichtsdestoweniger bereits 
in demselben Augenblick eine solche. Wer sich auf den Standpunkt 
des vollkommenen Skeptizismus stellen möchte, müsste zu sprechen 
und zu urteilen aufhören. Mit allen Urteilen ist schon ohne weiteres 
die Voraussetzung der Wahrheit verbunden. 

Diese Eigenschaft der Wahrheit ist treffend als »Selbstgarantie 
der Wahrheit» bezeichnet worden.? Vollkommenes Leugnen der 
Wahrheit ist unmöglich. In diesem Sinne kann auch die Wahrheit 
nach WINDELBAND als »Fundamentaltatsache» angesehen werden. 
Es kann nur gefragt werden, wie weit ihre Gültigkeit reicht, und ın- 
wieweit wir sie zu erfassen fähig sind. 

Diejenigen Vertreter des relativen Wahrheitsbegriffs, welche 
die Wahrheit nicht leugnen, möchten die Gültigkeit der Wahrheit 
nur auf bestimmte Fälle und auf bestimmte Individuen beschränken. 


' Siehe Frieprich NIrTzsches Werke, Taschenausgabe, Leipzig 1906, 
Bd. IX, S. 366, 403, 434 f., 450, 456. 

2 Siehe Hussert, Logische Untersuchungen I, S. 112; Rıckert, Der 
Gegenstand der Erkenntnis, Tübingen 1921, S. 6 f.; LoTze, Logik, S. 485 [., 
Ssorf. 

3 J. Conn, Voraussetzungen und Ziele des Erkennens, Leipzig 1908, S. 2. 

4 Die Prinzipien der Logik, S. & f. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 25 


Nach dieser Auffassung ist die Wahrheit beständig veränderlich 
und wechselnd. Meist wird die Wahrheit, je nach den Individuen, 
die sie auffassen, als wechselnd aufgefasst, so dass sie also subjektiv 
ist. Dies war schon der Kern der sophistischen Lehre, die PRoTs- 
GORAS in den bekannten Satz: »Der Mensch ist das Mass aller Dinge» 
eingekleidet hat. Es gibt keinen unbedingten Unterschied zwischen 
Wahrem und Falschem, wie es keinen Unterschied zwischen stark 
und schwach, nützlich und schädlich, warm und kalt gibt. Alles 
hängt vom erkennenden Subjekt ab, welches das Wahre und das 
Falsche usw. bestimmt. Das Subjekt hat unbedingte Übermacht 
über das Objekt. Deshalb konnte ArISTOPHANES in seinen »Wolken» 
über die Lehre der Sophisten sagen, dass man nach ihr das »Grosse 
klein, das Kleine gross, das Alte neu und das Neue alt» machen kann. 
Was mir als Wahrheit erscheint, kann ein anderer als Irrtum ansehen, 
oder umgekehrt. So können auch die Anschauungen aller Menschen 
wahr sein, da die Wahrheit nur eine subjektive Bedeutung hat.! 

PLarTon hat bereits in seinem Dialog »Theätet» den schroff sub- 
jektiven Wahrheitsbegriff als unmöglich und widersprechend nach- 
gewiesen. Er tut es auf eine so erschöpfende Art, dass schwerlich 
noch etwas hinzuzufügen ist. Wenn die Wahrheit rein subjektiv, 
wenn also die Anschauungen aller wahr wären, dann wären nach 
PLaTox auch die Meinungen derjenigen, welche die Lehre der So- 
phisten für falsch halten, wahr, so dass die Sophisten auf diese Weise 
die Unzulänglichkeit ihrer eigenen Lehre zugeben.? PLATON weist 
auch nach, dass die Lehre von einer beständig wechselnden Wahr- 
heit auch schliesslich jeden gewöhnlichen Sprachgebrauch unmög- 
lich machen würde. »Denn man darf nicht einmal diesen Ausdruck 
’so’ brauchen. Denn dann würde keine Bewegung mehr stattfinden. 
Ebensowenig "nicht so’. Denn auch dies ermangelt der Bewegung. 
Die Anhänger dieses Satzes müssen also eine neue Sprache erfinden, 
da sie jetzt für ihre eigene Voraussetzung keine Worte besitzen, es 


ı Vgl. K. Joer, Geschichte der antiken Philosophie, Tübingen 1921, I, 
S. 651, 655, 673 f., 707, 710 f., 728 f. 
» Platons Theätet, übers. von O. Apelt, Leipzig 1921, S. 76. 


26 J. EESALOoMAA. BXXIHIı 


müsste denn das "überhaupt nicht’ sein; denn das würde in seiner 
völligen Umbestimmtheit noch am besten für sie passen. 

Der relative Wahrheitsbegriff hat jedoch in der späteren ‚Philo- 
sophie, besonders in der Gegenwart, viele Anhänger gefunden. Er 
hat vielen der philosophischen Anschauungen zugrundegelegen, die 
in den letztvergangenen Jahrzehnten nacheinander »Mode» gewesen 
sind. So erklärt NiETZscHEs »Perspektivismus» die Wahrheit, wie 
das ganze Sein, als relativ. Er anerkennt keinerlei Tatsachen, auf 
die sich ein »sicheres» Erkennen gründen könnte. »Kritik der neueren 
Philosophie: fehlerhafter Ausgangspunkt, als ob es "Tatsachen des 
Bewusstseins’ gäbe — und keinen Phänomenalismusin der 
Selbst-Beobachtung»®* Nach NIETZSCHE gibt es keine 
Tatsachen, sondern nur deren Erklärungen. Alles als subjektiv zu 
erklären, wie es der Subjektivismus tut, ist auch Erklärung; denn das 
Subjekt ist nur als eine durch das Denken erreichte Hypothese gege- 
ben. 

Wesentlich derselben Anschauung wie NIETZSCHE ist, was den 
Wahrheitsbegriff anbetrifft, VAIHINGER, wie auch sonst sein Fik- 
tionalismus nahe mit NiıETzscHEs Perspektivismus verwandt ist. 
Nach VAIHINGER ist die Wahrheit, wie alles andere in der Welt, eine 
reine Fiktion oder ein selbstwidersprechender Hilfsbegriff. Er führt 
die vielen Irrtümer in der Geschichte der Philosophie auf den Glauben 
und das Streben nach absoluter Wahrheit zurück. Eine solche gibt 
es nach VAIMINGER nicht. »Die Grenzen zwischen Wahrheit und 
Irrtum sind also ebenso verschiebbar wie alle solche Grenzen, 
z.B. zwischen Kalt und Warm»? Die Wahrheit ist nur der 
zweckmässigste Grad des Irrtums, und der Irrtum ist der unzweck- 
mässigste Grad der Vorstellung. Das ganze Denken kann als ein 
reenlierter Irrtum angesehen werden. 

. 

ı Ebenda, S. 96 f.— Vgl. auch B. BaucH, Die Diskussion eines modernen 
Problems in der antiken Philosophie, Logos V, S. 145 f. 

?2 FRIEDRICH NIETZSCHES Werke, IX, S. 362. 


3 Die Philosophie des Als Ob, 8. 193. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 27 


Auch zu den Grundlehren des Pragmatısmus gehört die Beto- 
nung der Relativität und Subjektivität der Wahrheit. Die Pragma- 
tisten halten die Wahrheit für ein rein menschliches Produkt, dem 
keinerlei objektive Bedeutung beigemessen werden kann. Die Wahr- 
heit betrachten sie sub specıe ver: et falsı, indem sie das Bereich der 
Wahrheit so weit fassen, dass es auch den Irrtum umfasst. Die mei- 
sten Pragmatisten gehen in der Betonung der Relativität der Wahr- 
heit so weit, dass sie diese als beständig wechselnd ansehen. Beson- 
ders SCHILLER ist der Meinung, dass dasselbe Urteil bei derselben 
Person zu verschiedenen Zeiten Wahrheit und Irrtum bedeuten 
kann. Was für den einen Wahrheit bedeutet, kann für den anderen 
Irrtum sein, oder umgekehrt, wie auch die Sophisten gelehrt haben. 

Weiter liegt der subjektive und relative Wahrheitsbegriff vielen 
anderen philosophischen Richtungen oder Lehren zugrunde. AvENA- 
Rıus’ und Macnas Standpunkt der »reinen Erfahrung, wie auch der 
Positivismus und Naturalismus im allgemeinen, bewegen sich auf 
diesem Boden. SPENGLERS Geschichtsphilosophie lehrt auch die 
Subjektivität der Wahrheit. Diese Auffassung ist ziemlich tief in 
Geist und Anschauungsweisen der Gegenwart eingedrungen. Schon 
bei vielen Vertretern von Spezialwissenschaften tritt sie auf, ja 
sogar in Zeitungsartikeln ist häufig von der Relativität der Wahr- 
heit die Rede. Bei vielen hat sich die Relativität der Wahrheit gleich- 
sam zu einem Axiom herausgebilldet. 

Der relative Wahrheitsbegriff ist somit in verschiedenen Formen 
hervorgetreten, und es sind auch vielfach anscheinend schwerwie- 
gende Gesichtspunkte für ihn vorgebracht worden. Meist aber hat 
es sich hierbei um schwere Begriffsverwirrungen gehandelt; denn die 
zugunsten der Relativität der Wahrheit vorgebrachten Argumente 
stützen nicht sie selber, sondern irgendeine andere Sache. Sie Können 
2.B. die Begrenztheit und Unvollständiekeit unserer Erkenntnis 
nachweisen. Dies bedeutet noch nicht die Relativität des Wahrheits- 
begriffs. Eigentlich ist der relative Wahrheitsbegriff ebenso un- 
verständlich wie das Leugnen der Wahrheit; denn wenn der Gedanke, 
der ihm zugrundeliegt, auch auf sich selber ausgedehnt wird, zeigt 


238 J. E. SaıLomau. BXXIIL: 


er seine eigene Unmöglichkeit. Eine Anschauung, welche die Wahr- 
heit als relativ erklärt, lehrt gleichzeitig auch ihre eigene Relativität. 
Sie ist selber relativ und als solche nicht unbedingt gültig. Die rela- 
tive Wahrheit, die ihrem Begriff nach also auch Irrtum sein kann, 
ist somit gar keine Wahrheit. Sie anzunehmen ist in der Tat dasselbe 
wie ein Verzicht auf den Wahrheitsbegriff. 


Der relative Wahrheitsbegriff ist demnach schon ein unmöglicher 
Begriff und könnte als solcher beiseitegelassen werden. Seine All- 
gemeinheit in der Philosophie der Gegenwart legt aber nahe, noch 
weiter die Aufmerksamkeit auf einige seiner Hauptmerkmale zu 
richten. 


Charakteristisch für den relativen Wahrheitsbegriff ist, dass nach 
ihm die Wahrheit vom erkennenden Subjekt abhängig ist. Dabei 
kann das Subjekt entweder als ein erkennendes Individuum oder 
als eine Spezies aufgefasst werden. Hiernach nimmt auch der Wahr- 
heitsbegriff einen verschiedenen Charakter an. In ersterem Falle 
verändert die Wahrheit sich jedesmal je nach dem erkennenden 
Individuum, in letzterem nach der Spezies, so dass sie also z.B. 
dem Menscheneeschlecht gemeinsam ist. 


Den individual-subjektiven Wahrheitsbegriff haben die Sophisten 
vertreten. Ähnliche Anschauungen sind auch, wie aus Obigem 
bereits hervorgeht, u. a. bei NIETZSCHE, VAIHINGER und den Pragma- 
listen anzutreffen. Diese Anschauung nimmt jedoch dem Wahrheits- 
begriff den Boden. Wenn es nämlich gälte, dass die Wahrheit immer 
vom erkennenden Bewusstsein abhängig wäre, bedeutete es dasselbe, 
dass auf jegliches Urteilen verzichtet werden müsste. Von diesem 
Standpunkt aus wäre gleichgültig, wie auf eine Frage geantwortet 
wird, bejahend oder verneinend. Ebenso könnte man in demselben 
Falle ebensowohl eine bejahende, als auch eine verneinende Antwort 
geben. Für das eine Individuum würde »Ja», für ein anderes »Nein», 
für ein drittes vielleicht beides auf einmal gültig sein. Von einem 
solchen Standpunkt aus erscheint es als nutzlos, überhaupt noch 
weiter von Wahrheit zu reden. Denn die Wahrheit kann nur dort 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 29 


einen Sinn haben, wo eine einzige Wahrheit vielen individuellen Mei- 
nungen gegenübergestellt wird. 

In gemilderter Form tritt der Relativitätsgedanke der Wahrheit 
auf, wenn sie als abhängig von der Erkenntnisart der Spezies an- 
gesehen wird. Dieser Wahrheitsbegriff könnte als anthropologisch 
bezeichnet werden. Er besagt, dass die Urteile uns Menschen 
wahr und allgemeingültig erscheinen, wenn sie in Übereinstim- 
mung mit allen Denkgesetzen gebildet worden sind; aber sie ent- 
halten keine absolute, objektive Wahrheit. Demgemäss kann die 
Wahrheit für Wesen, die mit einem anderen Denkmechasismus aus- 
gestattet sind, ganz anderer Art sein als für uns Menschen. 

Der relative Wahrheitsbegriff in seiner anthropologischen Form 
ist in der Philosophie der Gegenwart durchaus vorherrschend gewe- 
sen. Er tritt nicht allein bei den obengenannten verschiedenen philo- 
sophischen Moderichtungen auf, sondern er liegt auch den Darstel- 
lungen der meisten bekannten Logiker der Gegenwart zugrunde. So 
hat auch HusserL eingehend nachgewiesen, dass Mırıs, Baıns, 
WUNDTS, SIGWARTS, ERDMANNS und Liıpps’ Darstellungen der Logik 
vom anthropologischen Wahrheitsbegriff ausgehen.! 

Der anthropologische Wahrheitsbegriff besagt, dass die Wahrheit 
vom Denkmechanismus des Menschen abhängig ist. Dieser wiederum 
ist, wie alles andere auch, ein Ergebnis der Entwicklung und alssolches 
veränderlich und gibt also keine Gewähr für die objektive Gültigkeit 
der Wahrheit. So sagt z. B. ERDMANN, dass die Unmöglichkeit, dass 
entgegengesetzte Urteile gleichzeitig wahr wären, uns nur bezeugt, 
dass die apodiktischen Urteile die Bedingungen unseres Denkens 
bedeuten. Doch kann nicht zugleich zwingend nachgewiesen Wwer- 
den, dass die Bedingungen unseres Denkens auch die notwendigen 
Bedingungen alles möglichen Denkens wären. Es wird auch häufig 
auf die Entwicklung unserer Kategorien hingewiesen, und man glaubt, 
dass sich mit ihnen auch die Wahrheit entwickelt. Weiter werden 
Wesen als möglich angeschen, die ganz andere Kategorien als wir 


2 Logische Untersuchungen I, 124 ff. 


30 J. E.SALoMmAA. BXXIIIa 


haben, und dabei wird angenommen, dass diese neuen Katcgorien 
auch eine ganz andere Wahrheit mitsichbringen. Auf diese Weise 
führt auch der anthropologische Wahrheitsbegriff schliesslich auf 
vollkommcene Relativität. 


Es lässt sich nicht leugnen, dass die Argumente, die zugunsten 
des anthropologischen Wahrheitsbegriffs angeführt worden sind, 
viel Unwiderlegbares enthalten. Es ist als möglich anzusehen, dass es 
ein Seelenleben gibt, das sich vom menschlichen Seelenleben unter- 
scheidet. Es könnten Wesen existieren oder einmal entstehen, die 
ganz andere Anschauungs- und Denkformen als die Menschen haben. 
Auch von veränderlichen Denkgesetzen und Kategorien zu reden, 
mag zutreffend sein.* Doch alles dieses macht den Wahrheitsbegriff 
immer noch nicht relativ. Es betrifft nur den Inhalt der empirischen 
Welt, nicht den Wandel der Wahrheit selber, die auf jenen In- 
halt gerichtet ist; denn wenn auch die Gegenstände der Wahrheit 
dem Wechsel unterliegen können, schliesst dies noch nicht ein, 
dass sich damit auch die Wahrheit veränderte. Beispielsweise ist 
meine Aussage: »Das Wasser im Flusse verändert sich immer» 
selber unbedingt und allgemeingültig, wenn sie überhaupt 
eine Wahrheit enthält, obgleich sie sich auf einen veränderlichen 
Gegenstand bezieht. Die Wahrheit tritt immer mit dem Anspruch 
der Unbedingtheit auf. Wie schon früher hervorgehoben ist, folst 
schon aus ihrem Begriff, dass nicht dieselbe Aussage für das eine 
Subjekt wahr, für ein anderes falsch sein kann. Hierbei ist belang- 
los, ob das Subjekt als Individuum oder als Spezies aufgefasst wird. 

Der anthropologische Wahrheitsbegriff gründet sich auf den Irr- 
tum, dass damit die Wahrheit als Begriff an den menschlichen Denk- 
mechanismus gebunden wird. Eine derartige Auffassung könnte 
nur als möglich angesehen werden, wenn es sich um das Erfassen der 
Wahrheit handelte. Der Begriff der Wahrheit als solcher ist von den 
Erkenntnisformen und somit auchvom Denkmechanismus zu sondern. 


! Vgl. meine Arbeit: The Category of Relation, diese Annalen, Bd. XIX, 
N:0 2,8. 12f,, 1831. 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 31 


Sonst könnte man darauf kommen, dass es ohne Denkmechanismus 
keine Wahrheit gäbe. Die Relativität der Wahrheit bringt, wie Hus- 
SERL bemerkt!, die Relativität der Existenz der Welt mit sich. Aus der 
Subjektivität der Wahrheit folgt auch die Subjektivität ihres Gegen- 
standes. Die Wahrheit kann nicht als relativ angesehen werden, 
“ohne gleichzeitig nicht auch das Sein als relativ anzusetzen, da beide, 
wie später noch näher zu untersuchen ist, in einer Korrelatbezie- 
hung zueinander stehen. Die Wahrheit als relativ zu erklären, setzt 
aber andererseits ein objektives, absolutes Sein voraus — hierin be- 
‘steht der unauflösbare Widerspruch eines jeden relativen Wahr- 
heitsbegriffs. 

Die extrem empiristischen Anschauungen haben im allgemeinen 
den anthropologischen Wahrheitsbegriff angenommen. Die Sinnes- 
erfahrung, die alles als wechselnd und verändcrlich ausweist, scheint 
auch für den relativen Wahrheitsbegriff zu sprechen. Die unmittel- 
bare Sinneserfahrung kennt nichts Festes und Bleibendes. Ihr er- 
scheint alles als augenblicklich und veränderlich, wie schon die Aus- 
drücke, die in ihr Bereich gehören, wie »hier, »dort», »jetzt», »heute», 
»morgen», »oben», »unten» usw. zuerkennen geben. Eine Empfindung, 
die ich jetzt habe, ist nach einem Augenblick eine andere geworden. 
Z. B. verändert ein grüner Rasen, der durch mein Fenster zu sehen 
ist, nach einer gewissen Zeit seine Farbe, und. auch jetzt sieht sein 
Grün im Sonnenschein anders als im Schatten aus. Ist nicht, da die 
Dinge so stehen, Veranlassung gegeben, auch die Wahrheit als wech- 
selnd anzusehen? 

Zu dieser Annahme besteht allerdings keinerlei Berechtigung. 
Der beständige Wechsel in der Sinnenwelt führt noch nicht die Rela- 
tivität des Wahrheitsbegriffs mit sich. Denn beispielsweise kann 
meine Aussage: »Der Rasen ist grün» immer in eine Form gebracht 
werden, dass unbedingte Gültigkeit für sie in Anspruch genommen 
werden kann, wenn nämlich eine genaue Zeit- und Raumbestimmung 
damit verbunden wird. In einer solchen Form kann das erwähnte 


13.2.0.1,S. 121. 


32 J. E.SALOMAA. . BXXIILı 


Urteil unbedingte Gültigkeit verlangen. Sobald ich ein Urteil aus- 
spreche, das die sinnliche Erfahrungswelt betrifft, bin ich gewiss 
davon überzeugt, dass sich der Sachverhalt verändert, gleichzeitig 
aber weiss ich auch, dass ein anderer unbedingter Sachverhalt an 
seine Stelle tritt, der Gegenstand eines neuen unbedingten Urteils 
seinkann. Auch in diesen Fällen bleibt also die Wahrheit unveränder- 
lich. Selbst der extreme Empirismus, der nichts als die sinnliche 
Erfahrungswelt anerkennt, führt somit nicht auf einen relativen 
Wahrheitsbegriff, sondern nur darauf, dass die einzelnen Wahrhei- 
ten wechseln. 

Als Resultat aus Obigem kann also dargestellt werden, dass 
sich der relative Wahrheitsbegriff immer dann als ein innerlich wider- 
spruchsvoller Begriff zeigt, wenn die Wahrheit als abhängig vom Sub- 
jekt angeschen wird, mag es nun als Individuum oder als Spezies 
aufgefasst werden. Ebensowenig wie das Sein kann auch die Wahrheit 
vom erkennenden Individuum abhängig sein. Auch die Wahrheiten, 
die am meisten subjektiv zu sein scheinen, haben einen objektiven 
Boden. Auch sie sind nur unter der Voraussetzung möglich, dass die 
Wahrheit ihrem Charakter nach absolut ist. 


Die absolute Wahrheit. 


Der Selbstwiderspruch des relativen Wahrheitsbegriffs führt auf 
diese Weise überall auf den absoluten Wahrheitsbegriff. Wir haben 
geschen, dass zum Begriff der Wahrheit schon als wesentlich der 
Charakter des Absoluten gehört. Alle wissenschaftliche Forschung 
beruht auf der Voraussetzung, dass die Wahrheit unbedingt ist. 
Nur in diesem Falle lohnt es sich auch, nach ihrer Erkenntnis zu 
streben. Dies heisst nicht, dass die Erreichbarkeit der absoluten 
Wahrheit vorausgesetzt wäre. Es hebt nicht die Möglichkeit des 
Irrtums und des Trugs auf. Vielmehr ist nur auf Grund des absolu- 
ten Wahrheitsbegriffs die Rede von Irrtum und Wahrheit überhaupt 
verständlich. Wenn die Wahrheit relativ wäre, müsste auch der Irr- 
tum relativ sein. Dann würde auch das Streben nach Erkenntnis 


BXXIIL:ı Das Problem der Wahrheit. 33 


und Wahrheit seine Bedeutung verlieren, wenn es zwischen Wahrheit 
und Irrtum keine unbedingte Grenze gäbe. 

Die Philosophie kann sich letzten Endes nur auf dem absolu- 
ten Wahrheitsbegriff aufbauen.' Auch diejenigen philosophischen 
Anschauungen, die den unbedingten Wahrheitsbegriff verwerfen, 
gehen von ihm aus. So nimmt z.B. der Positivismus, der die 
ganze Wirklichkeit in der bunten und stets veränderlichen Sin- 
nenwelt erblickt und unter Berufung auf diese die absolute Wahrheit 
verleugnen zu können glaubt, im geheimen doch die Wahrheit als 
absolut an. Denn auch der Positivismus glaubt an die Unbedingt- 
heit seiner Lehre von der ausschliesslichen Wirklichkeit und dem 
beständigen Wandel der Sinnenwelt. In diesem Sinne nimmt auch 
er eine absolute Wahrheit an. Der Positivismus würde den Boden 
verlieren, wenn er seine Lehre als vollkommen relativ zugeben würde. 
Dann wäre es unmöglich, ihn irgendwie ernstzunehmen. Ebenso 
nimmt der Pragmatismus, während er den Wandel alles Seienden und 
damit auch der Gedanken, Theorien und Wahrheiten lehrt, dennoch 
zugleich eine absolute Wahrheit an. Denn er glaubt dabei an das 
Absolute des Wandels und der Entwicklung und hält es für eine 
Wahrheit. Ohne den absoluten Wahrheitsbegriff würde auch der 
Pragmatismus den Boden verlieren. Ohne ihn ist ein Philosophieren 
durchaus unmöglich und entbehrlich. Zum Wesen der Wahrheit 
gehört die Unbedingtheit. NurbeiderErkenntnisder Wahrheit 
kann von einer Relativität die Rede sein, wie sich später des näheren 
ergeben wird. 


IV. Die Inhaltlichkeit der Wahrheit.: 


Beim Begriff der Wahrheit werden häufig eine formale und eine 
inhaltliche oder materiale Seite unterschieden, oder die Wahrheiten 
werden in formale und inhaltliche Wahrheiten eingeteilt. So hat schon 
LEIBNIZ zwischen veritds de raıson und verites de fait oder Vernunft- 
und Tatsachenwahrheiten unterschieden. Freilich stellen auch diese 
Merkmale, die der Wahrheit zuerteilt sind, keine unbestreitbaren 


3 


34 J. E.SaALOoMAA. BXXIIIı 


Eigenschaften dar. Vielmehr ist häufig schwerlich herauszustellen, 
was darunter zu verstehen ist, da verschiedene Denker sie auf ganz 
verschiedene Art definieren. 

KAnT, der sich auch dieser Einteilung bedient, definiert die for- 
male Wahrheit folgendermassen: »Denn die formale Wahrheit 
besteht lediglich in der Zusammenstimmung der Erkenntnis mit 
sich selbst bei gänzlicher Abstraktion von allen Objekten insgesamt 
und von allem Unterschiede derselben. Und die allgemeinen forma- 
len Kriterien der Wahrheit sind demnach nichts anderes, als allge- 
meine logische Merkmale der Übereinstimmung der Erkenntnis mit 
sich selbst, oder — welches einerlei ist — mit den allgemeinen Ge- 
setzen des Verstandes und der Vernunft.»! 

Diese Auffassung ist auch die allgemeinste. Die meisten Logiker 
verstehen unter formaler Wahrheit etwas, was nur formal die An- 
forderungen der Wahrheit erfüllt, oder, wie CoUTURAT sagt ?, des- 
sen Wahrsein und Falschsein von seiner Form und nicht von seinem 
Inhalt abhängen. Die Meinungen gehen hauptsächlich nur darin 
auseinander, welche Denkgesetze für die formale Wahrheit als ent- 
scheidend angesehen werden. Viele erklären, dass die Gesetze der 
Identität und des Widerspruchs oder eines von beiden allein für 
die formale Wahrheit ausreichend sind. Doch ist diese Frage hier 
noch von untergeordneter Bedeutung, da sie die Denkgesetze und 
nicht die Wahrheit betrifft. Hier können wir uns mit einer Definition 
der formalen Wahrheit begnügen, nach welcher das Wesen der Wahr- 
heit in der Befolgung der formalen Denkgesetze besteht, eine Defini- 
tion, welche in dieser allgemeinen Form die meisten Denker, die von 
der formalen Wahrheit reden, zu akzeptieren scheinen 3 

Neben der formalen Wahrheit nimmt man die inhaltliche Wahr- 
heit an oder die verite de fait, wie LEIBNIZ sagt. Was darunter zu 


ı Logik, Philosophische Bibliothek Bd. 43, Leipzig 1904, S. 56. 

2 Die Prinzipien der Logik, Encyclopädie der philosophischen Wissenschaf- 
ten I, Tübingen 1912, S. 151. 

3 Vgl. WınpeLpann, Die Prinzipien der Logik, S. 9; Lask, Die Logik der 
Philosophie, S. 38; VoLKELTt, Gewissheit und Wahrheit, S. 198 f. 


BXXIIL,ı Das Problem der Wahrheit. 35 


verstehen ist, hat Kant kurz folgendermassen dargestellt: »In die- 
ser Übereinstimmung einer Erkenntnis mit demjenigen bestimmten 
Objekte, worauf sie bezogen wird, muss aber die materiale Wahrheit 
bestehen.»1! Während die formale Wahrheit gar nicht den Gegen- 
stand berücksichtigt, ist dieser wiederum für die inhaltliche Wahrheit 
einzig und allein entscheidend. Das Charakteristikum der inhalt- 
lichen Wahrheit besteht kurz gesagt darin, dass sie in Bezug auf 
ihren Gegenstand gültig ist. 

Wenn formale und inhaltliche Wahrheiten voneinander unter- 
schieden werden, wie es heute noch viele Denker tun, ist die Folge 
davon, dass die Aussagen in vier verschiedene Gruppen eingeteilt 
werden können: in Aussagen, die 


1. sowohl formal als auch inhaltlich wahr sind; 
2. formal und inhaltlich falsch sind; 

3. formal wahr, aber inhaltlich falsch sind; 

4. formal falsch, aber inhaltlich wahr sind. 


Als Beispiele für diese Aussagen können folgende Schlüsse die- 
nen: Der Mensch ist sterblich; Peter ist ein Mensch; also ist Peter 
sterblich (1). Der Mensch ist unsterblich; der Baum ist unsterblich; 
also ist Peter unsterblich (2). Der Mensch ist unsterblich; Peter ist 
ein Mensch; also ist Peter unsterblich (3). Der Mensch ist sterblich; 
der Baum ist sterblich; also ist Peter sterblich (4). Wie aus diesen 
Beispielen hervorgeht, können formale und inhaltliche Wahrheit 
sich so berühren, dass sie zusammengehen, wenn es auch nicht immer 
geschieht. Wenn sie als getrennt aufgefasst werden, ergeben sich 
zwei verschiedene Wahrheitsbegriffe, die nicht unbedingt etwas mit- 
einander gemeinsam zu haben brauchen. Dies führt auf die Frage, 
ob die Trennung der formalen von der inhaltlichen Wahrheit berech- 
tigt ist. 

Die formalen Wahrheiten bedeuten, wie wir geschen haben, der 
Form nach wahre Aussagen, zunächst solche, die nicht mit den Ge- 
setzen des Widerspruchs und der Identität in Konflikt geraten. 


 * Logik, 5.56. 


36 J. E. SALOMAA. BXXIILı 


Derartige Wahrheiten können auf willkürliche Weise beliebig viele 
konstruiert werden. Wenn das Gesetz des Widerspruchs als ent- 
scheidend angesehen wird, wären von den formalen Wahrheiten 
ausgeschlossen, also falsch, nur diejenigen Aussagen, die in die Form: 
»A, das B ist, ist nicht B», eingekleidet werden können. »Mein Tisch, 
der schwarz ist, ist weiss» oder »Mein schwarzer Tisch ist weis» und 
andere ähnliche Aussagen würden dann nicht unter die formalen 
Wahrheiten fallen. Dagegen wären »Wahrheiten» z.B. Aussagen 
wie folgende: »Der Papst wohnt in Helsinki», »Mein Tisch ist weisse 
(obgleich er in Wirklichkeit schwarz ist), ja sogar »Die Summe der 
Winkel im Dreieck ist gleich drei Rechten» usw. bis ins Endlose. 
Nichts würde natürlich daran hindern, auch solche Aussagen als 
Wahrheiten zu bezeichnen. Es fragt sich hier nur, ob es zweckent- 
sprechend ist, das Gebiet der Wahrheit so weit zu fassen, dass der- 
artige Aussagen zu den Wahrheiten gehören. Denn den genannten 
und anderen ähnlichen Aussagen fehlt gerade diejenige Eigenschaft. 
die schon nach dem allgemeinen Sprachgebrauch für die Wahrheit 
charakteristisch ist, nämlich Gültigkeit in Bezug auf den Gegenstand, 
den sie meint. Der allgemeine Sprachgebrauch erblickt somit das 
Wesen der Wahrheit zunächst in ihrer inhaltlichen Seite. Wenn nun 
auch Aussagen, die in dieser Hinsicht den vom allgemeinen Sprach- 
gebrauch anerkannten Wahrheiten entgegengesetzt sind, als Wahr- 
heiten bezeichnet werden könnten, bedeutete es eine Verdunkelung 
des Wahrheitsbegriffs. Wenn auch als Merkmal solcher Wahrheiten 
das Formale angeführt wird, ist es nicht geeignet, die Sache zu erhellen, 
da das Wort »formab auf mancherlei Art ausgelegt werden kann. 
Um solehen Unklarheiten aus dem Wege zu gehen, wäre es das Beste, 
Urteile wie die erwähnten Aussagen nicht als »Wahrheiten» zu be- 
zeichnen, und also auch nicht von einer formalen Wahrheit zu reden. 
Die in Frage stehenden Aussagen könnten nur als formal richtige 
Urteile bezeichnet werden.! 


ı Von solchen Aussagen kann man nur die Bestimmungen »richtig» oder 
sunrichtigs, nicht »wahr» oder »falsch» gebrauchen. Ausser der logischen sRich- 
tigkeit» kann auch noch von einer grammatischen Richtigkeit gesprochen 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 37 


Der Begriff der formalen Wahrheit ist allerdings nicht notwendi- 
gerweise nur im oben erwähnten Sinne zu verstehen. Sein Inhalt 
kann auch enger begrenzt werden. Dies ist der Fall, wenn for- 
male Wahrheit dasselbe wie analytische Wahrheit bedeutet, zum 
Unterschiede von der synthetischen oder inhaltlichen Wahrheit, 
wobei die Begriffe des Analytischen und Synthetischen in dem von 
Kanr dargestellten Sinne zu verstehen sind. Hiernach wäre die ana- 
lytische Wahrheit dasselbe wie Vernunftwahrheit und die syntheti- 
sche Wahrheit dasselbe wie Erfahrungswahrheit. Anders gesagt, 
in ersterem Falle wird mit dem Subjekt eine Eigenschaft verbunden, 
die schon zum Begriff des Subjekts gehört, in letzterem Falle wird 
dem Subjekt ein Merkmal zuerteilt; das noch nicht unbedingt zu 
seinem Begriff gehört. Ein Beispiel der analytischen Wahrheit wäre: 
»Das Dreieck hat drei Winkel und der synthetischen: »Dieser Tisch 
ist schwarz». 

An dieser Stelle kommt es nicht darauf an, näher auf den Unter- 
schied zwischen dem Analytischen und dem Synthetischen und auch 
darauf einzugehen, inwiefern es berechtigt ist, das Analytische, in 
dem oben erwähnten Sinne, dem Vernünftigen oder Logischen gleich- 
zustellen. Hier handelt es sich‘ nur darum, was diese Einteilung mit 
Rücksicht auf den Wahrheitsbegriff bedeutet, vorausgesetzt dass sie 
richtig wäre. Analytisch wäre eine Wahrheit, die ohne weiteres aus 
dem Begriff ihres Gegenstandes abgeleitet werden kann, die also 
schon zu den Eigenschaften des Gegenstandes gehört, obgleich sie 
vielleicht nicht unmittelbar wahrzunehmen ist. Durch eine Aussage, 
die eine analytische Wahrheit enthält, wird nichts wesentlich Neues 
über den in Frage stehenden Gegenstand festgestellt, wie es hin- 
gegen bei einem synthetischen Urteil der Fall ist. Am besten erhellt 
den Charakter der analytischen Wahrheit ein Schluss, der logisch 
richtig ist und sich gleichzeitig auf richtige Prämissen gründet. Eine 


werden, die nicht mit ersterer zusammenfällt. Vgl. über die grammatische 
Richtigkeit K. VossLers Untersuchung »Grammatik und Sprachgeschichte 
oder das Verhältnis von 'richtig’ und ’wahr’ in der Sprachwissenschaft», Logos 
1, S. 83 ff. : 


38 J. E. SALOMAA. BXXII,ı 


solche Wahrheit enthält z. B. die Aussage: »Peter ist sterblich», wel- 
che auf die Prämissen »Der Mensch ist sterblich» und »Peter ist ein 
Mensch» zurückzuführen ist. Dagegen enthält z. B. die Aussage:» Mein 
Tisch ist schwarz» eine synthetische Wahrheit, da »schwarz» als 
Eigenschaft meines Tisches noch nicht zum Begriff des Tisches ge- 
hört, sondern in Bezug auf diesen eine neue Eigenschaft ist, die meine 
Erkenntnistätigkeit an ihm festgestellt hat. In beiden Fällen kann 
man von einer Wahrheit reden; denn diese Aussagen sind hinsicht- 
lich der von ihnen gemeinten Gegenstände gültig. 

Doch kann sich hier die Frage erheben, ob es begründet wäre, 
auf Grund des Vorhergehenden zweierlei Wahrheitsbegriffe anzuneh- 
men, den analytischen und den synthetischen, oder ob dieser Unter- 
schied, vorausgesetzt, dass er richtig wäre — was freilich zu bezwei- 
feln ist —, hinsichtlich des Wahrheitsbegriffs so entscheidend wäre, 
dass er auf einen zweifachen Wahrheitsbegriff führte. Meines Er- 
achtens liegt kein ausreichender Grund dazu vor, da in beiden Fäl- 
len der Wahrheitsbegriff selber der gleiche ist, und der Unterschied 
nur die Auffindungsart der Wahrheit oder ihren verschiedenen 
Inhalt betrifft. Somit könnte man nur von analytischen und synthe- 
tischen Wahrheiten reden, nicht von der analytischen und synthe- 
tischen Wahrheit. Der Begriff der Wahrheit ist nur einer. Darin 
könnten Form und Inhalt unterschieden, oder die einzelnen Wahr- 
heiten ihrem inhaltlichen Unterschied nach in analytische und syn- 
tlietische eingeteilt werden. IJoch dies berechtigt nicht, begrifflich 
voneinander unterschiedene formale und inhaltliche oder analpyti- 
sche und synthetische Wahrheit anzunehmen. Dies würde den ein- 
heitlichen und einzigen Begriff der Wahrheit verdunkeln. Von der 
Wahrheit in des Wortes eigentlicher Bedeutung kann erst dann die 
Rede sein, wenn sie ihrer Form und ihrem Inhalt nach den an sie 
zu stellenden Anforderungen entspricht. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 39 


V. Die Wahrheit an sich. 


Als Ergebnis der bisherigen Untersuchung hat sich herausgestellt, 
dass die Wahrheit transzendent, absolut und inhaltlich ist. Alle 
diese Eigenschaften lassen sich auf die bei der Erkenntnis auftretende 
Wahrheit anwenden, wobei also das erkennende Subjekt immer dabei 
ist. So bedeutet die Transzendenz der Wahrheit, dass sich der Gegen- 
stand der Wahrheit ausserhalb des Subjekts befindet, und dass die 
Erkenntnistätigkeit des Subjekts darauf gerichtet ist. Das Absolute 
der Wahrheit besagt, dass sie nicht je nach den erkennenden Subjek- 
ten wechselt, sondern unbedingt gilt. Auch die Anforderung, dass 
neben der Form auch ein Inhalt zur Wahrheit gehört, kann auf die 
erkannte Wahrheit bezogen werden und setzt nicht die Ausschei- 
dung des Subjekts vom Wahrheitsbegriff voraus. 


Die erkannte Wahrheit und die Wahrheit an 
sich. 


Wir stehen hier vor einer neuen Frage: setzt die Wahrheit immer 
unbedingt die Gegenwart eines erkennenden Subjekts voraus, oder 
ist sie ohne Subjekt und ohne Erkenntnis denkbar? Macht die 
erkannte Wahrheit schon den Begriff der Wahrheit aus, oder ist 
dazu noch eine von der Erkenntnis vollkommen unabhängige reine 
Wahrheit anzunehmen? Kurz gesagt, es handelt sich darum, ob 
ausser der erkannten Wahrheit noch eine Wahrheit an sich voraus 
zusetzen ist. 


Von dem Standpunkt aus, welcher den immanenten und subjek- 
tiven Wahrheitsbegriff annimmt, ist selbstverständlich, dass von der 
Wahrheit nur im Zusammenhang mit der Erkenntnis und in der 
Beziehung zum erkennenden Subjekt die Rede sein kann. Wenn die 
Wahrheit von Anfang an als ein Bewusstseinsinhalt des Subjekts 
aufgefasst wird, ist ohne weiteres evident, dass sie ohne Subjekt 
nicht denkbar ist. Von diesem Standpunkt aus ist die erkannte 
Wahrheit die einzig mögliche. 


40 J. E.SaALOMAA. BXXIIL: 


Auch viele Anhänger des transzendenten Wahrheitsbegriffs 
beschränken den Wahrheitsbegriff auf die erkannte Wahrheit. So 
ist es z.B. nach SıawArr fiktiv, von Wahrheiten zu reden, die an 
sich gelten, und also von niemandem erkannt werden, oder z.B. 
von Wahrheiten, die über die menschliche Erkenntnisfähigkeit hin- 
ausliegen. Ebenso betont VoLKELT die Notwendigkeit des Subjekts 
beim Wahrheitsbegriff.! 


Natürlich hindert nichts daran, den Wahrheitsbegriff nur auf 
die erkannte Wahrheit zu beschränken, wie auch im allgemeinen 
jede beliebige Sache mit dem Worte Wahrheit bezeichnet werden 
kann. Dies ist als solches nur eine Frage der Benennung. Etwas 
anderes aber ist, ob es sachgemäss ist, mit dem Wahrheitsbegriff 
nur die erkannte Wahrheit zu fassen. Ob diese schon das ganze Ge- 
biet der Wahrheit umfasst, oder ob sie nicht einmal deren wesentlich- 
sten Teil ausmacht, ist ein Frage, die besonderer Erläuterung be- 
darf. Es ist gar nicht schwer einzusehen, dass die ausschliessliche 
Anerkennung der erkannten Wahrheit auf grosse Schwierigkeiten 
führt und ihre Ergänzung notwendig macht. 


Der Wahrheitsbegriff, den der allgemeine Sprachgebrauch an- 
wendet, scheint schon vollkommene Unabhängigkeit davon, ob ihn 
ein Subjekt erkennt oder nicht, und also Geltung an sich zu be- 
deuten. Wenn z.B. davon die Rede ist, dass jemandem irgend- 
eine Wahrheit bekannt oder unbekannt ist, ist dies nur so zu verste- 
hen, dass die Wahrheit als unabhängig davon angenommen wird, 
ob irgendein Subjekt sie erkennt oder nicht; denn wie könnte man 
von einer unbekannten Wahrheit reden, wenn nicht gleich- 
zeitig vorausgesetzt wäre, dass sie gilt, ungeachtet dessen, ob sie von 
irgendeinem Subjekt erkannt wird. In diesem Sinne ist jeder ge- 
zwungen, den Wahırheitsbegriff zu gebrauchen. Derselbe Wahrheits- 
begriff liegt auch allen Aussprüchen zugrunde, welche die Wahrheit 
als unerreichbar darstellen. 


I Gewissheit und Wahrheit, S. 286 f., 310 f., 338. — Ebenso u. a. J. GEYSER, 
Erkenntnistheorie, Münster i. Westf. 1922, S. 49 f. 


BXXIIL„ Das Problem der Wahrheit. 41 


Schon der allgemeine Sprachgebrauch in der Wissenschaft und. 
ausserhalb dieser führt somit darauf, dass die Wahrheit als unabhän- 
gig davon angenommen werden muss, ob sie von irgendeinem Sub- 
jekt erkannt wird oder nicht. Nur von dieser Grundlage ausgehend 
kann ein widerspruchsloser Wahrheitsbegriff erreicht werden. Denn 
wir haben anzunehmen, dass z. B. die Anzahl der Blätter an irgend- 
einem bestimmten Baume durch eine genaue Zahl auszudrücken ist, 
ungeachtet dessen, ob sich jemand die Mühe gegeben hat, jene 
Blätter zu zählen. Dies kann als Beispiel einer Wahrheit an 
sich dienen, in einem Falle, wo die entsprechende erkannte 
Wahrheit ganz und gar fehlt. Ebenso muss angenommen werden, 
dass Urteile wie »2 + 2= 4» gelten, ungeachtet dessen, ob irgendein 
Subjekt sie erkennt. Wenn dem nicht so wäre, Tuhte die ganze Mathe- 
matik auf schwachem Boden. Der Gedanke, dass die Summe der 
Winkel in einem Dreieck gleich zwei Rechten ist, gilt an sich. . Ebenso 
gilt die Wahrheit, dass das spezifische Gewicht des Wasserstoffs 0,0695 
ist, ungeachtet dessen, ob ein Subjekt es erkennt oder nicht. Es 
ist nicht grösser und nicht kleiner für das eine erkennende Subjekt 
als für das andere. Weiterhin muss angenommen werden, dass z.B. 
das Dasein des Neptuns eine Wahrheit war, schon bevor er entdeckt 
wurde, ebenso wie es heute eine Wahrheit ist. Das offensichtlichste 
Beispiel der Notwendigkeit des Begriffs der Wahrheit an sich ist, 
dass das Gelten von Wahrheiten angenommen werden muss, die 
heutzutage niemand erkennt, oder welche die Möglichkeiten aller 
menschlichen Erkenntnisfähigkeit übersteigen. Wie sonst wäre die 
Notwendigkeit der wissenschaftlichen Forschung zu erklären, wenn 
nicht Wahrheiten vorausgesetzt wären, die noch niemand kennt? 
Die Wahrheit in des Wortes eigentlicher Bedeutung ist nur als derart 
zu denken, dass sie gilt, unbekümmert darum, ob sie jemand erkennt 
oder nicht, oder ob'sie jemand denkt oder nicht. Die Wahrheit be- 
steht nicht nur in den Gedanken, sondern auch ausserhalb dieser. 
Wenn zur Wahrheit als wesentlich schon die Voraussetzung ihrer 
Erkenntnis gehörte, würde auch die Wahrheit aus.der Welt ver- 
schwinden, wenn die Subjekte, die sie erkennen, verschwänden. Sie 


42 J. E.SaLoMAaAA. BXXIILı 


in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Subjekt zu stellen, würde gle’ch- 
zeitig ihre Objektivität und Unbedingtheit bedrohen, die, wie wir 
gesehen haben, zum Wesen der Wahrheit gehören. 

Somit kommen wir darauf, dass die erkannte Wahrheit als ihre 
Grundlage eine Wahrheit an sich voraussetzt. In der Wahrheit an 
sich ist der wesentliche und grundlegende Begriff zu erblicken, auf 
den die erkannte Wahrheit sich stützt. Man könnte auch sagen, 
dass die erkannte Wahrheit eine Unterart der Wahrheit an sich ist 
und als solche ein engerer Begriff als diese. Denn sie hat die Bezie- 
hung zum Subjekt als artbildende Eigenschaft, die zur Wahrheit 
an sich noch nicht gehört. Ihr Gebiet ist enger als das der Wahrheit 
an sich. \WINDELBAND bringt denselben Unterschied treffend zum 
Ausdruck, wenn er von der Geltung an sich und von der Geltung für 
uns spricht.! »Für uns» bedeutet hier ein viel engeres Gebiet als san 
sich. Allerdings könnte man sich einen Fall vorstellen, bei dem 
»für uns» und »an sich» zusammenfielen, wenn nämlich eine allwis- 
sende Intelligenz angenommen würde, die in demselben Augenblick 
alle möglichen Wahrheiten erkennt. Für eine solche Intelligenz gäbe 
es keine Wahrheit an sich, die nicht gleichzeitig für sie erkannte 
Wahrheit wäre. Doch hebt ein solches vorgestelltes Zusammenfal- 
len der Wahrheit an sich und der erkannten Wahrheit für uns be- 
grenzte Menschen die Wahrheit an sich nicht auf. Deshalb ist es 
notwendig, diese Begriffe voneinander zu trennen, damit unter- 
sucht werden kann, was die reine Wahrheit an sich ist. Die Wahrheit 
kann als erkannt aufgefasst werden, wenn auch das Erkennen nicht 
unbedingt zu ihr gehört. 


Die Wahrheitundihr Gegenstand. 


Da die Wahrheit nicht nurin den Gedanken besteht, da sie als gel- 
tend gedacht werden muss, unabhängig davon, ob sie von einem 
Subjekt erkannt wird oder nicht, könnte hieraus geschlossen werden, 
dass sie in den Gegenständen läge, auf die sie sich bezieht. Doch 


! Die Prinzipien der Logik, S. 18. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 43 


m — 


dies ist keineswegs der Fall. Schon oben haben wir gesehen, dass die 
Wahrheit Übereinstimmung mit ihrem Gegenstande bedeutet. Sie ist 
also von ihrem Gegenstande zu trennen. Z.B: sind ein Vogel, der 
draussen fliegt, ein Baum, der im Garten wächst, »2 +2 = 4 usw. 
Gregenstände des Erkennens, aber sie können nicht Wahrheiten ge- 
nannt werden. Man kann ihnen die Bezeichnung »wirklich» oder 
»unwirklich», aber nicht »wahrn zuerteilen. Dies wird umso klarer, 
wenn manin Betracht zieht, dass auch Trug und Irrtum Gegenstand 
des Erkennens sein können. Das Erkennen kann sich auf Gegen- 
stände wie 22 +2 =», ein »viereckiges Dreieck» usw. richten, die 
nicht als Wahrheiten angeschen werden können. Die Wahrheit kann 
nur in Aussagen hervortreten, welche die Erkenntnis über diese 
Gegenstände feststellt, z.B. in den Urteilen: »» +2 =5 ist nicht 
richtig, »Ein viereckiges Dreieck ist ein unmöglicher Gegenstand» 
usw. Die Wahrheit und ihr Gegenstand fallen demnach nicht ein- 
fach zusammen, wenngleich andererseits die Wahrheit niemals ohne 
einen Gegenstand gedacht werden kann. Der Gegenstand ist, wie 
wir schon früher gesehen haben, in Bezug auf die Wahrheit bestim- 
mend; denn sonst würde man die Aussagen 2 +2 =# und» + 
2 = 5» ihrer Wahrheit nach nicht voneinander trennen können. In 
den Gegenständen selber muss eine Eigenschaft verborgen sein, wel- 
che die eine wahr und die andere falsch macht. Aber die Gegenstände 
selber sind nicht wahr und nicht falsch. Die Wahrheit liegt, wie schon 
LEIBNIZ sagt, in‘ den Gegenständen drin, aber diese sind keine Wahr- 
heiten. 

Um die Beziehung zwischen der Wahrheit und ihrem Gegenstande 
klarer herauszustellen, ist auch der Gegenstand sbegriff näher 
zu untersuchen, den ich bisher ganz wie selbstverständlich gebraucht 
habe. Die Wahrheit setzt iinmer einen Gegenstand voraus, in Bezug 
auf den sie gilt. Ohne Gegenstand ist also keine Wahrheit denkbar. 
Andererseits ist der Gegenstandsbegriff so weit zu fassen, dass er 
alles enthält, auf das eine Wahrheit bezogen werden kann. Dann 

u mfasst er die ganze wirkliche und unwirkliche oder die seiende und 
die nicht-seiende Welt. Ebenso wie ein wirkliches Pferd kann auch 


\ 


AA J. E.SALOoMAA. BXXIILı 


in des Wortes gewöhnlicher Bedeutung ein unwirklicher Pegasus 
Gegenstand des Erkennens sein. Von der Wahrheit kann im Zusam- 
menhang mit möglichen Gegenständen, wie z. B. hinsichtlich 
möglicher Marswesen, die Rede sein, aber auch im Zusammenhang 
mit unmöglichen Gegenständen, wie in Bezug auf ein »viereckiges 
Dreieck», können wir von der Wahrheit reden. 


Der Begriffder Wirklichkeit. 


Das Gebiet der Gegenstände der Wahrheit ist somit sehr weit. 
In ihren Kreis ist als zugehörig eigentlich alles einzuberechnen, was 
man denken kann, sowohl das Wirkliche, als auch das Unwirkliche, 
das Mögliche und das Unmögliche. Aber auch diese Begriffe sind 

nicht eindeutig. Schon der Begriff der Wirklichkeit ist vie- 
len verschiedenen Interpretationen zugänglich gewesen und ist es 
immer noch. Für das Kind ist sie anders als für den Erwachsenen, 
im wissenschaftlichen Sprachgebrauch anders als im vorwissenschaft- 
lichen. Ebenso wird in den verschiedenen Wissenschaften der Be- 
griff der Wirklichkeit in verschiedenen Bedeutungen angewandt. 
So bedeutet sie für den Physiker etwas anderes als für den Historiker, 
sie ist für den Mathematiker anders als für den Philosophen. Ja sogar 
die verschiedenen Philosophen verwenden den Begriff der Wirk- 
lichkeit oft in ganz entgegengesetztem Sinne. Dies tritt klar hervor, 
wenn man z.B. dio Auffassungen eines PLATON und der gegenwärti- 
gen Positivisten nebeneinander stellt. Die Positivisten sehen die 
eanze Wirklichkeit in der Sinnenwelt; diese war unwirklich für PLA- 
ToN, der die Wirklichkeit einzig und allein in der vom Trug der Sin- 
nenwelt befreiten, »hinter ihr seienden» Welt der immer bestehenden 
» Ideen» erblickte. 

Hier kann es sich nicht um eine Stellungnahme zu allen den ver- 
schiedenen Auffassungen handeln, die in der Geschichte der Philo- 
sophie über den Begriff der Wirklichkeit dargestellt worden sind. 
Ich muss mich in der Hauptsache darauf beschränken, was ich unter 
diesem Begriff verstehe. Gleichzeitig ist zu bemerken, dass es sich 


P 2 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. , 45 


hier nur um den Begriff der Wirklichkeit handelt, nicht um ihr Wesen 
und ihren Charakter, was schon eine metaphysische Frage ist. 

Im Gebiete der Wirklichkeit sind mehrere verschiedene Sphären 
oder Stufen zu unterscheiden. So tritt uns zunächst die Sinnen- 
oder Aussenwelt entgegen, d.h. diejenige Welt, die wir durch 
Vermittlung der Sinne erfahren. Dazu sind alle physischen und psy- 
chischen Erscheinungen zu rechnen. Zu der Sinnenwelt gehören 
gleicherweise einerseits z. B. der Tisch, an dem ich sitze, die Papiere, 
die Bücher usw., die auf dem Tisch liegen, und andererseits die Tast- 
empfindungen, die ich habe, während ich das Papier berühre, meine 
Gesichtsempfindungen, Gedanken, Gefühle usw. Alle diese und 
ähnliche Erscheinungen gehören zu der Wirklichkeit, die Sinnenwelt 
genannt wird. Man könnte sie auch die Welt der Zeit und des Rau- 
mes nennen; denn in ihr ist alles »jetzt» und »hierm. Mit einem Wort 
gesagt, in dieses Bereich der Wirklichkeit gehört also alles, was für 
ein empfindendes Subjekt einmal gewesen ist, jetzt ist oder sein wird. 

Viele Denker beschränken die ganze Wirklichkeit auf die Sinnen- 
welt. So verfahren z. B. die Posttivisten, VAIHINGER U.4. Sie gehen 
dabei auch ganz konsequent vor, da sie ausser der Sinnenwelt nichts 
anderes Seiendes mehr anerkennen. Die Sinnenwelt und das ganze 
Seiende fallen bei ihnen zusammen, so dass die Wirklichkeit, welche 
die Sinnenwelt umfasst, gleichzeitig auch alles Seiende enthält. 


Doch auch viele Vertreter anderer Anschauungen beschränken 
die Welt der Wirklichkeit auf die Sinnenwelt, wenn sie auch gleich- 
zeitig die Auffassung haben, dass im Seienden noch andere Bereiche 
enthalten sind. So verfährt z. B. RicKkeErT, der nur die Sinnenwelt 
die wirkliche Welt und alles andere Seiende dann »unwirklich» nennt} 
In der Hauptsache schliessen sich RıckErts Auffassung hierin auch 
Bauch und Lask an. So erblickt BaucH das Kriterium der Wirk- 
lichkeit in den Empfindungen.” Ebenso möchte Lask sich bewusst 
des Sprachgebrauchs des positivistischen Zeitalters bedienen, in- 


ı 7. B. System der Philosophie I, Tübingen 1921, S. 102 f. 
® Wahrheit, Wert und Wirklichkeit, 3. 103 f., 120 f., 240 f. 


46 J.E. SALoMAA. BXXII,n 


dem er den Namen der »Wirklichkeit» nur der Sinnenwelt zuerteilt, 
der — wie er bemerkt — die früheren grossen Denker diesen Namen 
vorenthalten haben.! 

Hier kann ich mich nicht damit befassen, den Charakter derSinnen- 
welt und ihre Beziehung zu dem übrigen Seienden zu erörtern, wie 
auch nicht einmal mit der Frage, ob es noch etwas von der Sinnenwelt 
unabhängiges, anderes Seiendes gibt, und welcher Art es ist. Ich 
gehe hier von der Voraussetzung aus, dass die Sinnenwelt mit ihren 
beständig sich verändernden und wechselnden Erscheinungen noch 
nicht den ganzen Inhalt des Seienden erschöpft. Ich setze also auch 
Seiendes voraus, das in sich selber existierend ist, unabhängig von 
allem Bewusstsein, das also ın re und nicht nur in intelleciuw existiert. 
Es ist eine Welt, welche die meisten Philosophen für die eigentliche 
Wirklichkeit gehalten und als Welt der »Ideen», der »Substanz» oder 
der »Dinge an sich» bezeichnet haben. Allgemein könnte man es 
metaphysische Wirklichkeit nennen, da es in irgendeiner Form von 
allen denjenigen Philosophen angenommen wird, die etwas Meta- 
physisches voraussetzen. 

Ich gehe hier also nicht näher auf die Frage ein, ob die meta- 
physische Welt womöglich Trug oder Irrtum, oder ob sie 
notwendig ist.2 Ich möchte nur feststellen, dass sie, da sie nun ein- 
mal angenommen wird, auch in den Inbegriff der Wirklichkeit auf- 
zunehmen ist, wenn sie den Sinn beibehalten soll, den sie im allge- 
meinen Sprachgebrauch erhalten hat. Denn die Metaphysiker ver- 
stehen unter dieser Welt die wirkliche Welt in tieferem Sinne, als 
die Sinnenwelt ist. Es wäre eine irreführende Auslegung ihrer Leh- 
ren, wenn man zZ. B. PLAToxs »Ideen», SPINOZAS »Substanzs, KANTS 
»Dingen an sich», SCHOPENHAUERS »Willen», HARTMANNS »Unbewuss- 
tem» usw. die Wirklichkeit absprechen wollte. Wenn einmal diese 
Begriffe in dem Sinne angenommen werden, in dem die betreffenden 
Philosophen sie angenommen haben, oder wenn überhaupt etwas 


! Die Logik der Philosophie, S. 3 f. 
2 Diese Frage habe ich eingehender behandelt in meiner Arbeit: Filosofisia 
tutkielmia (Philosophische Studien), Porvoo 1929, S. 30 ff. 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 47 


Metaphysisches angenommen wird, ist es zugleich auch der Wirk- 
lichkeit anzureihen, wenngleich diese Wirklichkeit nicht denselben 
Charakter wie die Sinnenwirklichkeit trägt. | 

Doch erschöpfen die Sinnenwelt und die metaphysische Wirklich- 
keit noch nicht den ganzen Inhalt des Seienden. Es gibt Gegenstände, 
die weder der einen, noch der anderen zuzurechnen sind. Das ist 
z.B. bei den sog. allgemeinen und abstrakten Gegenständen der 
Fall. Zu den beharrlichsten Problemen der Geschichte der Philo- 
sophie hat die Frage der Unterscheidung zwischen Individuellem 
und Allgemeinem, zwischen Konkretem und Abstraktem gehört. 
Wie diese Begriffe auch jeweilig definiert worden sind, immer hat 
man sie mit vollem Grunde verschiedenen Bereichen des Seins an- 
gewiesen. So sind z.B. die abstrakten Begriffe das »Rote» und das 
»Runde» von den besonderen roten und runden Eigenschaften zu 
unterscheiden, die wir erfahren, wenn wir z.B. einen Apfel sehen. 
Ebenso bringen z. B. die Begriffe der »Baum» und der »Ton» etwas 
ganz anderes zum Ausdruck als der Baum, den ich aus meinem 
Fenster sehe, oder der Ton eines Autos, den ich gerade höre. Die roten 
und runden Eigenschaften des Apfels und den Ton des Autos erfahre 
ich ganz unmittelbar. Auch sind sie jetzt anders, als sie gestern waren. 
Dies ist nicht der Fall mit dem »Roten» und dem »Runden» oder mit 
dem »Baum» und dem »Ton». Wir können sie nicht unmittelbar er- 
fahren. Auch sind sie nicht abhängig von Zeit und Raum. Als sol- 
che kann man sie nicht zur Sinnenwelt rechnen und schwerlich auch 
ohne weiteres der metaphysischen Welt anweisen. Denn sie existie- 
ren nicht auf dieselbe Weise wie die metaphysische Wirklichkeit. 
. In dieser Hinsicht ist alles Wesentliche anzuerkennen, was dem mit- 
telalterlichen Realismus gegenüber dargestellt worden ist. Für diese 
Allgemeinbegriffe ist ein drittes Bereich der Wirklichkeit anzuneh- 
men, das ich im Folgenden als das des Wesens bezeichne. 

Die Notwendigkeit dieses dritten Bereichs zeigen auch die Zah- 
len und überhaupt alle mathematischen Gegenstände. Diese gehö- 
ren keinem der beiden oben unterschiedenen Bereiche der Wirklich- 
keit an, weder der Sinnenwelt, noch der metaphysischen Wirklich- 


48 J. E.SALOoOMAA. BXXIIIa 


keit. Wenn die Mathematik Aussagen über die Zahlen darstellt, 
z. B. über die Zahl 5, sind sie nicht allein auf die Zahl 5 gerichtet, 
die im Bewusstsein irgendeines erkennenden Individuums ist, und 
die als solche der Sinnenwelt angehört, wie auch nicht auf das meta- 
physische Dasein der Zahl 5, das die Mathematik unberücksichtigt 
lässt, sondern einzig und allein auf ihr reines Wesen oder auf ihre 
Bedeutung als solche. Die Zahlen treten auch in der Sinnenwelt 
auf, soweit sie vorgestellt werden. Als solche gehören sie dieser auf 
dieselbe Weise an, wie die einzelnen geometrischen Figuren, z.B. 
die Dreiecke, ihr angelören. Aber wie Gegenstände der Geometrie 
nicht die einzelnen Dreiecke sind, die an die Tafel gezeichnet werden 
können, sondern das Dreieck im allgemeinen, das man niemals zeich- 
nen kann, ebenso sind auch nicht Gegenstände der Algebra die ein- 
zelnen Zahlen, die im Bewusstsein auftreten können, sondern die 
Zahlen im allgemeinen. Andererseits kann nicht das Dreieck im 
allgemeinen und nicht die Zahl im allgemeinen an die metaphysische 
Wirklichkeit angeschlossen werden, wenigstens nicht, solange von 
ihnen als Gegenständen der Mathematik die Rede ist. Für die Mathe- 
matik ist die Existenz ihrer Gegenstände eine durchaus untergeord- 
nete Frage. Für sie handelt es sich einzig und allein um das Wesen 
dieser Gegenstände. Sie sucht nach Gesetzen, die für ihre Gegen- 
stände als solche, wo und wann sie auch immer auftreten, unbedingt 
gelten. Die Mathematik sucht nur nach dem ewigen Wesen Ihrer 
Gegenstände, und als solche sind diese in ein drittes Bereich des 
Scienden oder das des Wesens zu rechnen. 

Hier kommt es nicht darauf an, alle die Gegenstände aufzuzäh- 
len zu versuchen, die in das Bereich des Wesens gehören, sondern nur 
die Notwendigkeit dieses Bereichs nachzuweisen. Es sei allerdings 
noch erwähnt, dass die Beziehungen in dieses Bereich gehören. So 
existieren 2. B. Ähnlichkeit und Verschiedenheit, die zwischen zwei 
Dingen bestehen, nicht wie die Dinge selber. Die Verschiedenheit 
z.B. zwischen dem »Roten» und dem »Grünen» existiert nicht wie 
etwas »Rotes» oder »Grünecs existiert; aber sie ist doch auf irgend- 
eine Art seiend. Diese Verschiedenheit als solehe Können wir nie- 


BXXIIIı Das Problem der Wahrheit. 49 


mals erfahren, wie auch nicht die Verschiedenheit, die in dem Worte 
»mehr» z. B. in dem Satze »Drei ist mehr als zwei» zum Ausdruck 
kommt. Die Verschiedenheit gründet sich wie alle anderen Beziehun- 
gen auf das Wesen der Dinge und gehört daher auch dem dritten 
Bereich an. \ 

Ist dieses dritte Bereich oder das Bereich des Wesens zur Wirk- 
lichkeit zu rechnen? Dies ist mehr eine Frage hinsichtlich des Wortes 
als der Sache, da ihre Beantwortung davon abhängt, ein wie weites 
Gebiet wir dem Begriff der Wirklichkeit geben wollen. Wenn wir 
uns hierin nach dem allgemeinen Sprachgebrauch richten, nach dem 
die Wirklichkeit alles Seiende enthält, also alles, was nicht allein ein- 
gebildet oder Trug ist, müsste dem Begriff der Wirklichkeit ein so 
weites Gebiet zuerteilt werden, dass auch das Bereich des Wesens 
in ihr untergebracht werden kann; denn dieses ist nicht als rein ein- 
gebildet oder als Trug anzusehen. Die Gegenstände der Mathematik, 
die Figuren der Geometrie und die Zahlen ‘der Algebra, sind anderer 
Art als nur eingebildet; sie sind etwas Wirklicheres. Auch kön- 
nen wir nicht alle Wirklichkeit den Allgemeinbegriffen absprechen, 
solchen wie der»Baum», das »Rote», der »Mensch», obgleich ihnen nicht 
nach Art des mittelalterlichen Realismus metaphysische Existenz 
zugesprochen werden kann. Sie sind wirklich, wenn auch auf andere 
Art, als es irgendein einzelner Baum, ein rotes Ding oder ein Mensch 
ist. Ebenso drücken auch die Beziehungen etwas Wirkliches und 
nicht nur Eingebildetes aus, Gewiss ist es nichts Eingebildetes, 
dass z.B. 2 =2 oder 5< 7 usw. ist, sondern Wirkliches.! 


Die Unwirklichkeit. 


Die drei verschiedenen Bereiche der Wirklichkeit enthalten noch 
nicht alle Gegenstände der Erkenntnis. Das Erkennen kann auch 
eingebildete Gegenstände haben, die keinem Bereich der Wirklich- 
keit angehören. Solche eingebildeten Gegenstände sind z. B.die Ken- 
tauren und Satyren der Griechen, das Lebenselixir der Alchemie, 


ı Vgl. mein Buch The Category of Relation, S. 173 ff. 


50 J. E.SALOMAA. BXXII,ı 


das Perpetuum mobile, Dinge und Ereignisse, die wir im Traume 
erfahren, unmögliche Begriffsverbindungen wie z.B. ein »rundes 
Viereck», ein »gleichseitiges rechteckiges Dreieck» usw. Derartige 
Gegenstände sind bisweilen zu den psychischen Erscheinungen und 
somit zur Sinnenwelt in ihrer oben angegebenen Bedeutung gerech- 
net worden. Zweifellos gehören sie auch dahin, wenn sie lediglich 
als psychische Erscheinungen in Betracht gezogen werden. Als 
Bewusstseinsinhalt gehören die Träume, Vorstellungen von Kentau- 
ren, Satyren usw. ebensogut wie die Vorstellungen von wirklichen 
Dingen wie Pferden, Böcken usw. zu den psychischen Erscheinun- 
gen. Doch handelt es sich hier nicht um deren Vorstellungen, son- 
dern um deren Gegenstände als solche, und dann sind sie von den Ge- 
genständen der. Wirklichkeit zu trennen. Z.B. ist es charakteri- 
stisch für die Traumbilder, dass sie von Zeit und Raum vollkommen 
unabhängig sind, die immer die Stellung der Erscheinungen der Sin- 
nenwelt bestimmen. Im Traume kann ich nacheinander Ereignisse 
erleben, zwischen denen in der Wirklichkeit Jahrhunderte vergan- 
gen sind, oder Gegenstände miteinander verbinden, die in verschiede- 
nen Weltteilen sind. Darin liegt ihre Unwirklichkeit Ebenso 
kann das »gleichseitige rechtwinklige Dreieck» nicht in das Bereich 
des Wesens gehören, weil ihm dort keine Wirklichkeit wie dem 
»gleichseitigen Dreieck mit Winkeln von 60°% entspricht. Des- 
halb ist auch jenes unwirklich. Doch trotz ihrer Unwirklichkeit 
können derartige Begriffe Gegenstände des Erkennens sein. Über 
sie können allgemeingültige Urteile ausgesprochen werden, wie 
z. B. Aussagen: »Das Perpetuum mobile ist physikalisch unmöglich», 
»Das Lebenselixir der Alchemie kann nicht aufgefunden werdenr, 
»Ein rundes Viereck ist eine Fiktion» usw. 


DerBegriffdes Seins. 
Der Charakter der Gegenstände der Erkenntnis und ihre gegen- 
seitige Unterscheidung wird klarer, wenn sie noch im Lichte eines 
anderen Begriffs, nämlich des Seins, betrachtet werden. Sein 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 51 


und Wirklichkeit bedeuten im philosophischen Sprachgebrauch oft 
Korrelatbegriffe, deren Gebiete zusammenfallen. Demnach ist alles 
Seiende wirklich und alles Wirkliche seiend. Von dieser Auffassung | 
ausgehend möchte ich im Folgenden untersuchen, ob das Sein auf 
dem Gebiet der verschiedenen Bereiche der Wirklichkeit verschie- 
dene Bedeutungen erhält, und welche diese Bedeutungen sind. 

Die Sinnenwelt und das Sein in Beziehung zum Bewusstsein 
können als Korrelatbegriffe gebraucht werden. Die Wirklichkeit der 
Sinnenwelt ist nach dieser Auffassung dasselbe wie das Sein in Bezie- 
hung zum Bewusstsein, einerlei ob dieses dabei als individuelles oder als 
»Bewusstsein überhaupt» aufgefasst wird. Dies heisst noch nicht, 
dass die Sinnenwelt, wie viele annehmen, nur Bewusstseinsinhalt 
wäre, sondern dass zu ihrem Wesen gehört, bewusst zu werden, im 
Bewusstsein auftreten zu können. Ob sie etwas anderes ist, und was 
sie ist, gehört nicht mehr der Sinnenwelt an. Solange wir von der 
Sinnenwelt sprechen, meinen wir immer diejenige Welt, die wir sehen, 
fühlen, hören usw. können, mit einem Wort gesagt, die wir wahr- 
nehmen können. Wenn ich ein Ding wahrnehme, bin ich gleich- 
zeitig davon überzeugt, dass es existiert. Die Existenz des Dinges 
aber beschränkt sich dann auf die Beziehung zu meinem Bewusst- 
sein. Ob es auch ausserhalb dieser Beziehung existiert, gehört 
nicht mehr zu den Wahrnehmungsmöglichkeiten meines Bewusst- 
seins. Ich kann niemals wahrnehmen, was z.B. der Baum, den ich 
durch mein Fenster sche, an sich ist, ebensowenig, dass er ausserhalb 
meines Bewusstseins und unabhängig davon nicht existierte. Wenn 
wir sagen, dass die Sinnenwelt in Beziehung zum Bewusstsein exi- 
stiert, heisst dies also nicht, dass sie ihre Existenz vom Bewusstsein 
erhielte, dass sie also unabhängig vom Bewusstsein gar nicht exi- 
stierte, sondern es heisst lediglich, dass die Sinnenwelt als Sinnen- 
welt vom wahrnehmenden Bewusstsein abhängig ist. In diesem Sinne 
ist die Sinnenwelt Sein als Bewusstseinsinhalt, und mit Rücksicht 
auf sie trifft BERKELEYS bekannte Formel esse est percıpi zu. 

Die metaphysische Wirklichkeit wiederum ist Sein an sich, ohne 
Beziehuig zu einem wahrnehmenden Bewusstsein. Sie ist Existenz 


52 J. E.SALOMAA. BXXIIL: 


in des Wortes vollster und reinster Bedeutung. Die metaphysische 
Wirklichkeit, mag sie nun als »Substanz», »Willev, »Vernunft», »Un- 
bewusstes» oder was auch immer aufgefasst werden, ist Sein, un- 
abhängig von einem wahrnehmenden Subjekt. Schon das Subjekt 
selber ist, wenn überhaupt eine metaphysische Stellungnahme an- 
erkannt wird, an sich existierend. Zwischen dem Sein an sich und 
dem Sein in Beziehung zum Bewusstsein besteht daher der Unter- 
schied, dass mit letzterem immer die Beziehung zu einem erkennen- 
den Subjekt verbunden ist, die ersterem fehlt. Ersteres ist trans- 
zendente, letzteres immanente Existenz. 

Das Sein an sich und das Sein in Beziehung zum Bewusstsein 
haben als gemeinsame Eigenschaft die Existenz. Wasdie Existenz 
ist, ist logisch schwer zu definieren, da sie über logische Analysen 
hinausreicht. Sie ist die ursprünglichste Tatsache, die nur mittel- 
bar erkannt werden kann. Obgleich wir aber gar nicht definieren 
können, was die Existenz ist, können wir doch Schlüsse aus 
ihrer Wirkung ziehen. Man könnte deshalb — wenigstens prak- 
tisch gesehen — sagen, dass alles, was wirkt, existierend ist. An den 
Wirkungen können wir feststellen, ob Existierendes da ist oder nicht. 
Wenn ich die Empfindung »rot» habe, schliesse ich, dass sie von etwas 
Existicerendem herrührt, da ich ohne dieses nicht imstande bin, die 
Empfindung »rot» hervorzubringen. Auf diese Weise können wir 
die Wirkungen der Existenz erfahren, nicht sie selber. Demgemäss 
können wir sie auch nicht beschreiben, sondern nur darauf hinweisen: 
jede klare Empfindung, das Gefühl der Furcht, der Angst oder irgend- 
ein anderes Gefühl, die Erinnerung usw. zeugen vom Existierenden. 
Die Existenz kann nicht geleugnet werden, wenn auch alles ein- 
zelne Existierende geleugnet würde. Sie gehört zu den Fundamentaäl- 
tatsachen der Welt, die keiner anderen Begründungen mehr bedarf, 
und die durch das Urteil »A existiert» ausgedrückt wird. 

Die immanente und transzendente Existenz aber ist nicht die ein- 
zige Form des Seins. Denn das dritte Bereich der Wirklichkeit, das 
ich oben unterschieden habe, ist nicht existierend, trotzdem aber 
kann man ihm nicht das Sein absprechen. Z. B. ist die Anzahl der 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 53 


mm m m mm mn m mm nn m a a Sn a a nr m 


Blätter an einem bestimmten Baum nicht existierend, wie die Blät- 
ter selber, aber ihr Sein kann man nicht leugnen. Das »Runde» und 
das »Rote» eines Apfels sind nicht existierend, sondern nur »seiend». 
So gehört zu allen Gegenständen, die dem Wesensbereich angehö- 
ren, das Sein, wenn sie auch nicht existieren. Sie haben ein »Was», 
obgleich sie kein »Dass» haben. Dieses Sein könnte man zur Unter- 
scheidung von der Existenz am besten als »Gelt en» bezeichnen. 
Das Wesen hat also Geltung, aber keine Existenz. 

Wo Existenz ist, ist auch immer Geltung; denn mit allem Existie- 
renden ist irgendein Wesen oder eine Geltung verbunden. Es kann 
nichts Existierendes gedacht werden, mit dem nicht wenigstens die 
Beziehungen der Ähnlichkeit oder Verschiedenheit verbunden wä- 
ren. Andererseits ist mit der Geltung oft auch die Existenz verbun- 
den, wenn es auch nicht unbedingt notwendig ist. Die Geltung ist 
auch ohne Existenz denkbar. Z.B. mathematische Aussagen ent- 
halten nichts Existierendes, sondern nur etwas, was das Wesen an- 
geht. | 

Wie wir neben der Wirklichkeit ihr Gegenteil, das Unwirkliche, 
angenommen haben, ebenso ist als Gegenteil des Seins das »Nicht- 
Sein» anzunehmen, so dass alle unwirklichen Gegenstände »micht- 
seiend» sind. Im Begriff dieses Nicht-Seins können, wie auch in 
dem des Seins, noch verschiedene Bedeutungen unterschieden wer- 
den, jenachdem was für welche, zum Unwirklichen gehörige Gegen- 
stände er jedesmal meint. So sind z. B. das physikalische »Perpe- 
tuum mobile» und das mathematische »viereckige Dreieck» auf ver- 
schiedene Art unwirklich und unmöglich. Auf diese Unterschiede 
aber braucht hier nicht näher eingegangen zu werden. 


Die Wahrheitan sich. 


Die Analyse der Begriffe von Wirklichkeit und Sein wie auch ihrer 
Gegensätze bringt ebenfalls in den Begriff der Wahrheit an sich 
neues Licht. Schon oben ist bereits bemerkt worden, dass sowohl 
die wirklichen. als auch die unwirklichen Dinge Gegenstände der 


54 J. E.E.SALOMAA. BXXIIL 
Wahrheit an sich sein können, und zwar auf die Weise, dass sich die 
Wahrheit auf jedes beliebige dieser Dinge richten kann. Gegenstand 
der Wahrheit kann einerseits ebensogut das Bereich der Sinnenwelt, 
der metaphysischen Wirklichkeit und des Wesens, wie auch anderer- 
seits die Welt der Unwirklichkeit oder mit einem Wort gesagt das 
ganze Universum mit seinen verschiedenen Aspekten sein. Doch 
ist auch bereits hervorgehoben, dass die Wahrheit und ihre Gegen- 
stände nicht dieselbe Sache sind. Die Gegenstände sind hinsichtlich 
der Wahrheiten bestimmend; sie sind nicht Wahrheiten selber. \Wel- 
cher Art die Beziehung zwischen Gegenstand und Wahrheit ist, 
bedarf deshalb noch einer eigenen Erklärung. Dabei kommen wir 
dazu, uns auf die verschiedenen Bedeutungen des Seins zu berufen, 
die, wie wir oben gesehen haben, in diesem Begriff verborgen sind. 

Die Gegenstände der Wahrheit an sich können der Sinnenwelt 
oder dem Bereich der metaphysischen Wirklichkeit oder somit dem 
Bereich des Daseins überhaupt entnommen sein. Doch die Wahrheit 
selber ist keineswegs existierend. So sind die Wahrheiten, die auf 
die Sinnenwelt bezüglich sind, wie z. B. die Aussagen »Dieses Haus 
ist aus Stein», »Ich fühle einen Schmerz in meinem Fuss» usw. nicht 
in demselben Sinne wie »dieses Haus» und »mein Schmerz» existie- 
rend. Sie sind von diesen schon dadurch unterschieden, dass die Wahr- 
heiten an sich nicht durch Zeit und Raum bestimmt, sondern von 
diesen unabhängig sind. Die auf die Sinnenwelt bezüglichen Wahr- 
heiten haben daher nicht die Existenz, die zu den Erscheinungen der 
Sinnenwelt gehört. Keine Wahrheit ist »Tatsache». Gewiss kann die 
Wahrheit — bei den auf die Sinnenwelt bezüglichen Wahrheiten 
trifft dies immer zu — die Bedeutung haben, dass ein Ding exi- 
stiert, dass eine Veränderung vorsichgeht, dass zu einer bestimmten 
Zeit an einem bestimmten Orte eine Situation oder eine Beziehung 
besteht, aber die Wahrheit selber steht über Zeitlichem und Räum- 
lichem. Von ihrer Entstehung und ihrem Verschwinden kann nicht 
im zeitlichen Sinne die Rede sein. 

Auch ist die Wahrheit nicht metaphysisch existierend. Dies geht 
schon daraus hervor, dass der Gegenstand der Wahrheit nicht die 


B XXIII. Das Problem der Wahrheit. _ 55 


Wahrheit selber ist, so dass der metaphysische Gegenstand nicht die 
Wahrheit metaphysisch macht. Ausserdem sind nicht alle Wahr- 
heiten auf die metaphysische Wirklichkeit bezüglich. Denn es gibt, 
wie wir gesehen haben, auch Wahrheiten, die sich auf die Sinnen- 
welt, wie auch auf unwirkliche und nichtexistierende Gegenstände 
beziehen. Somit kommt der Wahrheit an sich keine metaphysische 
Existenz zu. 

Andererseits kann auch die Wahrheit nicht in das Bereich des 
Unwirklichen oder Nicht-Seins fallen, wie u.a. VAIHINGERS Fik- 
tionalismus und NIETZSCHES Perspektivismus annehmen. Nach 
dieser Auffassung wäre die Wahrheit nur ein widersprechender 
Hilfsbegriff, eine willkürliche Annahme, die demnach neben Begriffe 
wie »rundes Viereck», »hölzernes Eisen» u.a. zu stellen wäre. Sie 
wäre, mit einem Wort gesagt, ein Begriff, für den es keine Entspre- 
chung in der Wirklichkeit gäbe. Die Unmöglichkeit eines solchen 
Wahrheitsbegriffs ist schon früher nachgewiesen worden, so dass in 
diesem Zusammenhang nicht näher darauf eingegangen zu werden 
braucht. 

Somit bleibt nur noch die Möglichkeit, dass die Wahrheit in das 
Bereich des Wesens oder der Geltung gehört, in der Art, wie ich oben 
diese Begriffe definiert habe. Hiernach ist die Wahrheit wirklich, 
aber nicht existierend. Sie ist ein beständig fortbestehendes Wesen 
oder Sosein, das mit allem Wirklichen und Unwirklichen verbunden 
ist. Wie sehr sich auch die Gegenstände der Wahrheit verändern 
mögen, die Wahrheit selber ist immer geltend. Dies ist ebensogut 
bei den Wahrheiten der Fall, die auf die Sinnenwelt und auf die meta- 
physische Wirklichkeit bezüglich sind, wie bei denjenigen, die sich 
auf das Unwirkliche beziehen. Die Wahrheit, die z.B. in meiner 
Aussage »Ein Liter Milch kostet in dem und dem Geschäft in Hel- 
sinki am 1ö. Sept. 1924 1,75 FM» enthalten ist, gilt trotz des Wandels 
der Milchpreise immer auf dieselbe Weise wie die möglicherweise 
zu erreichenden metaphysischen Wahrheiten oder auch Wahrheiten 
wie 92 +2 =%4 und »Ein rundes Viereck ist eine Fiktion. 

Oft ist die Wahrheit auch früher schon in das Bereich der Gel- 


56 J. E.SALOMAA. BXXIIL,„ 


tung einbegriffen worden, wenngleich dieser Begriff gewöhnlich auf 
andere Art, als er oben definiert wurde, verstanden worden ist. 
Ihre Unterscheidung vom Existierenden ist mit Gegensätzen wie 
übersinnlich und sinnlich, Idee und Erscheinung, Form und Inhalt, 
unbegrenzt und begrenzt, absolut und bedingt, Vernunft und Natur, 
ewig und zeitlich beleuchtet worden. Mit der Bezeichnung »Geltung» 
die man seit LoTze anzuwenden begonnen hat, möchte man Deonen. 
dass die Wahrheit nicht existiert, sondern nurgilt. Dabei wird dem 
Begriff des Geltens oft auch eine Wertnuance erteilt, ünd auf diese 
Weise werden die Begriffe von Wahrheit und Wert miteinander ver- 
bunden.! 

LoTze hat den Begriff der Geltung unter dem Einfluss von PLa- 
Tons Ideenlehre gebildet. Er versteht darunter einen unpsycho- 
logischen und unmetaphysischen Begriff. Die Vorstellungen sind 
in unserem Bewusstsein wirklich; sie bedeuten dort eine fortgesetzte 
Ereignisreihe. Aber der Inhalt der Vorstellungen ist, wenn er von 
der psychologischen Funktion gesondert betrachtet wird, keine 
Funktion und auch kein Sein, sondern nur Gelten. So 
gelten z. B. die Allgemeinbegriffe und die Wahrheiten. Nach LoTzE 
gehört zu ihnen kein Sein. Doch geht LoTze auf eine nähere Analyse 
des Geltens nicht ein. »So wenig Jemand sagen kann, wie es gemacht 
wird, dass Etwas ist oder Etwas geschieht, ebenso wenig lässt sich 
angeben, wie es gemacht wird, dass eine Wahrheit gelte; man muss 
auch diesen Begriff als einen durchaus nur auf sich beruhenden 
Grundbegriff ansehen, von dem Jeder wissen Kann, was er mit ihm 
meint, den wir aber nicht durch eine Construction von Bestandthei- 
len erzeugen können, welche ihn selbst nicht bereits enthielten.» ? 

Amgetreuestenhabensichan LoTze hierin WINDELBAND, RICKERT, 
Lask und Bauch angeschlossen. Schon WINDELBAND hat dem Be- 
griff der Geltung eine das ganze Gebiet der Philosophie beherrschende 
Bedeutung eingeräumt, indem er ihn allem Denkbaren, sowohl 


! Vgl. WınpeLsann, Einleitung in die Philosophie, Tübingen 1920, 


S. 212 f. 
2 Logik, S. 513; vgl. auch S. 519. 


BXXIIIn Das Problem der Wahrheit. 57 


dem Theoretischen, als auch dem Praktischen, zugrundegelegt hat. 
Ebenso nimmt RicKeErT den Wertbegriff, dessen Eigenschaft seiner 
Auffassung nach die Geltung ist, auch zur Grundlage der theoreti- 
schen Philosophie.! Die Geltung bekommt seiner Meinung nach auf 
diese Weise mehr Inhalt, und das Gebiet der Logik befreit sich aus 
seiner Isoliertheit und kommt in Zusammenhang mit dem Bereich 
der Ethik. Auf dieselbe Weise fassen auch LasKk und Bauch den 
Begriff der Geltung auf.? 


Der Geltung als Eigenschaft der Allgemeinbegriffe, der Wahrhei- 
ten und Werte entspricht, wie bereits bemerkt worden ist, das oben 
analysierte Gebiet des Wesens. Alle die Gegenstände, die ich in das Be- 
reich des Wesens einbegriffen habe, gelten. Aber die genannten Den- 
ker möchten das Gelten von allem Sein und von aller Wirklichkeit 
schroff trennen. Was dieser Begriff schliesslich bei ihnen enthält, 
bleibt daher sehr dunkel und unbestimmt. Er ist durchaus abstrakt. 
Ausserdem trennen sie die Geltung auch vom Subjekt. Wie aber 
wäre eine Geltung von Wahrheiten denkbar, die jeglichen Seins er- 
mangeln, von Wahrheiten, die gelten, unabhängig auch von dem Sub- 
jekt, das ihre Geltung anerkennt? Die Unklarheit dieses Begriffs 
wird noch dadurch vermehrt, dass er eine bestimmte Wertnuance 
hat und somit kein rein theoretischer Begriff ist. Und als solcher 
macht er das ganze Gebiet des Wesens von einem dunklen und un- 
bestimmbaren Wertbegriff abhängig. 


Unabhängig von LoTzeE und in mancher Hinsicht in ganz anderer 
Form haben die Marburger Denker, CoHEN, NATORP uU.a., den Ge- 
danken der Geltung entwickelt. Bei ihnen bedeutet das Bereich 
der Geltung das innere Bereich des Denkens. Ausserhalb des Den- 
kens gibt es nach dieser Schule nichts. Das Denken erzeugt selber 
seinen Gegenstand. Es kann also vor dem Denken kein Gegen- 
stand in Frage stehen in dem Sinne, dass »man dem Denken Etwas 


ı Gegenstand der Erkenntnis, S. 229; System der Philosophie I, S. 109, 175. 
2 Lask, Die Logik der Philosophie, S. 10 f.; Bauch, Wahrheit, Wert und 
Wirklichkeit, S. 42 f., 60 f. 


58 | J. E. SALOMAA. BXXlIllı 


geben dürfe oder geben könne, was nicht aus ihm selbst gewachsen 
ist».1 

Die Geltung bedeutet also für die Marburger Philosophen ledig- 
lich ideale Gesetzmässigkeit des Denkens. Die Geltung ist nicht 
wie bei WINDELBAND und denjenigen, die auf seinem Standpunkt 
stehen, nicht-seiende Geltung an sich, sondern sieitimmanente 
und absolute Geltung im Denken. Auch ist das Gelten bei ihnen frei 
vom Wertmoment. Andererseits aber sind mit dem Gelten, da es 
nur immanent ist, alle Schwächen einer lediglich Immanentes an- 
erkennenden Philosophie verbunden, auf die bereits oben hingewiesen 
worden ist. Ihm fehlt die Berührung mit der transzendenten Wirk- 
lichkeit. 

Die Art, auf die ich oben das Bereich der Geltung aufgefasst habe, 
kommt HusserLs Auffassung am nächsten. Indem er sich haupt- 
sächlich auf BoLzanos Lelre von den »Sätzen an sich» stützt, hat 
auch er den Gedanken der Geltung entwickelt. Er geht von der 
»Bedeutungseinheit» aus. Unser Urteilsakt ist ein vorübergehendes 
Erlebnis, das entsteht und vergeht. Dasselbe kann man nicht von 
dem Inhalt der Aussagen behaupten. Beispielsweise ist der Inhalt 
der Aussage: »Die Winkelsumme in einem Dreieck ist gleich zwei 
Rechten» nicht entstehend und nicht vergehend. Sooft. dieses Urteil 
gleichbedeutend ausgesprochen wird, ebenso oft wird auch aufs 
neue geurteilt. Die Urteilsakte sind jedesmal neu. Aber das»Wase 
des Urteils, sein Inhalt, ist immer dasselbe, eine identische geome- 
trische Wahrheit, die HusserL eine »ideale Bedeutungseinheit» 
nennt. Diese ist kein wirkliches Ding, obgleich sie in Beziehung zu 
einem solchen auftreten kann. Aber sie ist nach HUSSERL auch kein 
psychologischer Inhalt oder ein Bewusstseinsvorgang, sondern ein 
Sein eigener Art.? 

Bei HusserL sind die Wahrheiten, die in das Gebiet der sidealen 


ı }1. Conen, Logik der reinen Erkenntnis, S. 81. — Vgl. auch über das 
Geltungsproblem im allgemeinen A. Liesent, Das Problem der Geltung, Ber- 
lin 1914. 

?2 Logische Untersuchungen II, 1, S. 42 £. 


B XXIII, Das Problem der Wahrheit. 59 


Bedeutungseinheiten» gehören, demnach keine existierenden, psycho- 
logischen oder gedachten Wirklichkeiten, auch keine Abstraktionen 
vom Existierenden, sondern sie sind unabhängig vom Existierenden 
und als solche selbständig. Auch sind die Wahrheiten unabhängig 
von den erkennenden Subjekten. Die Wahrheit bleibt immer das, 
was sie ist. Sie bewahrt immer ihrideales Sein. Sie ist nicht irgendwo 
im Leeren, sondern als »Geltungseinheit» im zeitlosen Reiche der 
Ideen. Die Wahrheit gehört in das Reich des absolut Geltenden, in 
dem wir alles unterbringen, über dessen Geltung wir uns klar gewor- 
den sind.! Ausser den Wahrheiten gehören hierher auch die logischen 
und mathematischen Gesetze. 
Husserıs Auffassung vom dritten Bereich des Seins oder der 
Geltung unterscheidet sich z.B. von der Auffassung, die durch die 
Badener Schule vertreten ist, dadurch, dass er das Gelten nicht dem 
Sein gegenüberstellt, sondern für eine bestimmte Art des Seins hält.? 
Das Ideale der Bedeutung kann sich auch mit dem Realen verbin- 
den, so dass diese keine Gegensätze, sondern Korrelatbegriffe sind.? 
Die bisherige Untersuchung des Begriffs der Wahrheit an sich 
hat gezeigt, dass die Wahrheit an sich nicht im Subjekt und auch 
nicht im Objekt liegt, sondern dass sie dem Bereich des dritten 
Seins oder der Geltung angehört. Mit Geltung möchte ich, in dieser 
Hinsicht mit HusserL zusammengehend, eine Art des Seins, nicht 
sein Gegenteil, zum Ausdruck bringen. Wenn die Wahrheit an 
sich nicht als seiend gedacht wird, ist sie durchaus ein leerer Be- 
griff. Dann bleibt die Wahrheit sozusagen in der Luft hängen und 
vollkommener Relativität überlassen. Denn das Entscheidende beim 
Begriff der Wahrheit an sich besteht gerade darin, dass die Wahrheit 
unabhängig davon, ob sie erkannt wird oder nicht, Wahrheit ist. 
Andererseits aber kann sie nicht von ihren Gegenständen getrennt 
werden, so dass sie nichts mit ihnen gemeinsam hätte. Sie ist, wie 
wir gesehen haben, durch die Gegenstände bestimmt. Als bisheriges 


ı Ebenda I, S. 129 f. 
2 Ebenda II, 1, S. 101. 
® Ebenda, S. 102; vgl. auch II, 2, S. 125 f., 199, 244. 


60 J E. SALOMAA. BXXIIL 


Ergebnis können wir also sagen, dass die Wahrheit diejenigen Sei- 
ten der Gegenstände bedeutet, die auch den Subjekten erscheinen 
können — die es aber nicht notwendigerweise brauchen —, in denen 
sich somit die subjektive Welt mit der objektiven vereinigen kann. 
Die Wahrheit ist geltend; d.h. auf bestimmte Weise in den Grgen- 
ständen seiend, wenn sie auch nicht, wie einige ihrer Gegenstände, 
existierend ist. 

Auf eine Eigenschaft der Wahrheit an sich möchte ich hier noch 
hinweisen, um ihre Stellung im Bereich der Geltung aufzuklären. 
Wir haben gesehen, dass die Wahrheit an sich geltend ist, dass aber 
nicht alles Geltende Wahrheit ist. In das Bereich der Geltung gehö- 
ren auch, worauf oben bereits hingewiesen worden ist, alle Allgemein- 
begriffe, wie der »Mensch», die »Kirche, die »Tugend», alle geometr'- 
schen Figuren usw. Bisweilen sind auch diese zu den Wahrheiten 
gerechnet worden. So tritt z. B. LEIBNIZ für die Einteilung der B+- 
eriffe in wahre und unwahre ein, indem er diejenigen Begriffe für 
wahr hält, die den wirklichen oder möglichen Gegenständen ent- 
sprechen, und für unwahr diejenigen, die den unmöglichen Gegen- 
ständen entsprechen. Gegen diese Einteilung der Begriffe kann je- 
doch bemerkt werden, dass alle Begrilfe den Gegenständen entspre- 
chen, die wirklich Gegenstände der Begriffe sind. Auch die für die 
Wirklichkeit unmöglichen Begriffe wie »hölzernes Eisen», »goldener 
Berg» usw. entsprechen ihren Gegenständen. Die Begriffe als solche 
kann man noch nicht wahr oder unwahr nennen. Wenn wir den Be- 
griffen diese Bestimmungen geben, sprechen wir nicht mehr allein 
von Begriffen, sondern wir setzen sie zu anderen Begriffen in Be«- 
ziehung. Wenn wir z.B. sagen, dass ein »gleichseitiges Dreieck 
mit Winkeln von 60% wahr ist, da es einem wirklichen Gegenstand 
entspricht, und dagegen ein »gleichseitiges rechtwinkliges Dreieck» 
unwahr ist, da es einem unmöglichen Gegenstand entspricht, gehen 
wir schon über diese Begriffe hinaus und setzen sie zu anderen Begrif- 

ı Philosophische Werke III, Philosophische Bibliothek Bd. 69, Leipzig 


1915, S. 290. — Dieselbe Auffassung vertritt auch u.a. M. ParAcyı, Die 
Logik auf dem Scheidewege, Berlin 1903, S. 77 f. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 61 
fen in Beziehung. Dann stellen wir, mit einem Wort gesagt, schon 
Urteile dar. Ersteres Urteil kann man z. B. in die Form kleiden: 
»Ein gleichseitiges Dreieck mit Winkeln von 60° ist möglich» und letz- 
teres: »Ein gleichseitiges rechtwinkliges Dreieck ist unmöglich». Die 
Wahrheit liegt dann in der Beziehung, die durch jene Urteile ausge- 
drückt wird, und nicht in den einzelnen Begriffen. 

Die oben erwähnten Beispiele zeigen schon, dass die Wahrheit 
nicht in den einzelnen Gegenständen, sondern in deren Beziehun- 
gen untereinander liegt. Jede einzelne Wahrheit, mag ihr Gegen- 
stand nun dem Bereich des Wirklichen oder des Unwirklichen an- 
gehören, drückt immer irgendeine Beziehung aus, die zwischen 
den Gegenständen besteht. Auf diese Weise drückt z.B. die Aus- 
sage »Rot ist nicht Grün» die Verschiedenheit zwischen dem 
Roten und dem Grünen aus, die Aussage »Der Wind schüttelt den 
Baum» die Kausalbeziehung zwischen Wind und Baum, die Aussage 
»Das Unglück geschah um 5 Uhr die Gleichzeitigkeit zwischen dem 
Unglück und dem angegebenen Zeitpunkt usw. Wenn der Begriff 
der Wahrheit an sich angenommen wird, kann dies also nur auf Grund 
der Voraussetzung geschehen, dass auch die von der Wahrheit ge- 
meinten Beziehungen unabhängig von dem Subjekt, das sie erkennt, 
gelten.! 


! Siehe The Category of Relation, S. 165 ff. 


ZweiterAbschnitt. 
Die Erkenntnis der Wahrheit. 


I. Vorbereitende Bemerkung. 


Gegenstand dieser Untersuchung ist bisher nur der Begriff der 
Wahrheit gewesen. Ich habe zu analysieren versucht, was begrifflich 
zu verstehen ist unter der Wahrheit, um die sich alle Philosophie 
dreht, wenngleich man sich um deren genaue Definition selten auch 
nur bemüht hat. Die in der Geschichte der Philosophie auftretenden 
zahlreichen Begriffsverwirrungen hinsichtlich des Wahrheitsbegriffs 
sind letzten Endes darauf zurückzuführen, dass zwischen der Wahr- 
heit und ihrer Erkenntnis oder zwischen dem Ziel der Erkenntnis 
und der Erkenntnis selber kein Unterschied gemacht worden ist, 
sondern dass man unter Wahrheit ihre Erkenntnis verstanden und 
somit die Eigenschaften letzterer ohne weiteres auf erstere übertra- 
gen hat. Daher ist leicht zu verstehen, dass man z. B. auf Grund 
der relativen und immanenten Erkenntnis angenommen hat, dass 
“die Wahrheit selbst relativ und immanent sei. So hat man schliess- 
lich allen festen Boden unter den Füssen verloren und ist auf Will- 
kürlichkeiten oder in extreme Unsicherheit geraten. 

Die Erläuterung des Begriffs der Wahrheit bedeutet noch keines- 
wegs die Lösung der Frage, wie die Wahrheit erkannt werden kann, 
oder ob sie überhaupt erkannt werden kann. Sie lässt die Erkenntnis- 
frage immer noch vollkommen offen. Der Begriff der Wahrheit 
bedeutet das Ziel der Erkenntnis, aber damit sind noch nicht die 
Mittel zur Erreichung dieses Zieles angegeben. Dies ist eine Frage 
für sich, die ihrer eigenen Erklärung bedarf. Unser Problem ist 


BXXlIIl,ı Das Problem der Wahrheit. 63 


Bm m 


nunmehr, ob die Wahrheit in der Erkenntnis auftreten kann, und 
inwieweit und in welcher Form sie darin auftritt. Während wir bis- 
her die Wahrheit an sich untersucht haben, richtet sich jetzt unsere 
Untersuchung auf die erkannte Wahrheit und auf ihre Beziehung 
zur Wahrheit an sich. 

Wir haben oben gesehen, dass zwischen der Wahrheit an sich 
und der erkannten Wahrheit der Unterschied besteht, dass die Wahr- 
heit an sich ungeachtet dessen, ob irgendein Subjekt sie erkennt 
oder nicht, gilt, während dagegen die erkannte Wahrheit immer ein 
erkennendes Subjekt voraussetzt, das sie erkennt. Dieser Unter- 
schied könnte auch so ausgedrückt werden, dass die Wahrheit an 
sich nur geltend ist, während die erkannte Wahrheit ausserdem noch 
existierend ist. Eine erkannte Wahrheit tritt immer im Bewusstsein 
eines Individuums auf. Sie existiert also in demselben Sinne wie die 
Vorstellungen, Gefühle, Willensregungen .oder die psychischen Er- 
scheinungen überhaupt. Allerdings gehört die Existenz nicht zu 
ihrem Wahrheitscharakter als solchem, sondern ist als ein Zusatz- 
faktor aufzufassen, der, sobald es sich um die Wahrheit handelt, 
eliminiert werden kann. Dagegen bedeuten Bewusstsein und im 
Bewusstsein sein entscheidende Faktoren, wenn die Erkenntnis in 
Frage konımt. 


II. Über die Urteile. 


Eine erkannte Wahrheit kann nur in der Form eines Urteils auf- 
treten. Dies hat seit ARISTOTELES zu den loc communes der Philo- 
sophie gehört. Schon ArısTOTELEs nämlich erkannte, dass wahr 
und falsch nur als Merkmale von Urteilen und niemals von einzelnen 
Vorstellungen oder Begriffen angewandt werden können. Und das- 
selbe haben die meisten der späteren Logiker hervorgehoben.! Wenn 


ı Nur die Pragmatisten, VaıuınGer und einige andere wie z. B. M. Pııa- 
cyı, Die Logik auf dem Scheidewege, S. 77 f., bilden hier eine Ausnahme, in- 
dem sie auch im Zusammenhang mit den Vorstellungen und Begriffen von der 
Wahrheit reden. Näheres darüber in meiner Arbeit: Nykyajan filosofeja (Philo- 
sophen der Gegenwart), Porvoo 1924, S. 88 f., 117 f., 310. 


64 J. E.SALOMAA. BXXAIII,: 


im allgemeinen Sprachgebrauch, ja sogar auch in der wissenschaft- 
lichen Literatur bisweilen von wahren oder falschen Vorstellungen 
oder Begriffen geredet wird, liegt dies daran, dass man sich unklarer 
Begriffe bedient. Wenn ich in meinem Bewusstsein nur die Vor- 
stellung irgendeines Gegenstandes habe, z. B. »2» oder »4», »Tisch», 
- »Holz» oder »Glas, habe ich hiermit noch keine Wahrheit erreicht 
oder mich geirrt. Die Möglichkeit der Wahrheit oder des Irrtums 
habe ich erst dann, wenn ich diese Vorstellungen zueinander in Be- 
ziehung stelle, oder wenn ich zu urteilen anfange. Indem ich die Ur- 
tele +2 =», »2 +2 = 5», »Mein Tisch ist aus Holz» oder »Mein 
Tisch ist aus Glas» bilde, habe ich eine Wahrheit oder einen Irrtum 
erreicht. Dann sind die Urteile » +2 =% und »Mein Tisch ist 
aus Holz» wahr, während dagegen » +2 =5 und »Mein Tisch ist 
aus Glas» Irrtümer sind. Die Vorstellungen »2», »4», »5», »Tisch», 
»Glas», »Holz» sind nuch nicht walır oder falsch. Von Wahrheit und 
Irrtum im Zusammenhang mit Vorstellungen zu reden, kann nur 
bedeuten, dass z. B. die Vorstellung »Tisch» wahr und die Vorstel- 
lung »Glas» falsch ist, wenn ich an meinen Schreibtisch denke. Hier- 
aus aber geht nicht hervor, dass die Vorstellungen selber wahr oder 
falsch genannt werden könnten. Es kann nur diesen Anschein er- 
wecken, weil in beiden Fällen bereits geurteilt worden ist. In erste- 
rem Falle handelt es sich um das Urteil »Mein Schreibtisch ist ein 
Tisch», in letzterem um das Urteil »Mein Schreibtisch ist aus Glass. 
In der Tat sind also wahr und falsch Bestimmungen von Urteilen 
und nicht von Vorstellungen oder Begriffen. 


Da die erkannte Wahrheit nur in Urteilen auftreten kann, geht 
hieraus hervor, dass die Urteile eine zentrale Stellung in der Erkennt- 
nis einnehmen. Deshalb hat auch eine Untersuchung über den Cha- 
rakter und die Gültigkeit des Erkennens zunächst auf die Urteile 
einzugehen. Dies ist auch in der Logik und Erkenntnislehre der Ge- 
genwart sehr allgemein. Dort geht die Lehre von den Urteilen der 
Lehre von den Begriffen voraus, da die Urteile den Begriffen gegen- 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 65 


über als ursprünglich und als deren Grundlage angesehen werden.! 
Allerdings ist das Urteilsproblem so weit und so vielseitig, dass ich 
an dieser Stelle nicht im Einzelnen darauf eingehen kann. Es würde 
eine eigene Untersuchung erfordern. Ich kann mich nur auf einige 
Hauptpunkte beschränken. 


Die allgemeinste, mit den Urteilen verbundene Eigenschaft ist, 
dass sie immer irgendeine Beziehung ausdrücken. Während wir ur- 
teilen, setzen wir die Gegenstände unseres Denkens in irgendwelche 
Beziehungen, entweder in richtige oder unrichtige. Wenn wir z.B. 
an Reiten, an den Pegasus, an v9, einen Baum usw. denken, uUr- 
teilen wir noch nicht. Wenn wir aber an das Reiten als gutes Ver- 
kehrsmittel auf ungebahnten Wegen, an den Pegasus als poetisches 
Symbol, an ] 9 —=3 oder daran denken, dass der Baum grün ist 
usw., dann urteilen wir. Wir setzen die Gegenstände unseres Denkens 
zueinander in Beziehung. | 


Urteilen und Vorstellen sind beim Denken miteinander verknüpft .? 
Das Urteil ist ohne Vorstellungsbestandteile nicht denkbar. Es 
fragt sich hier nur, ob diese Vorstellungsbestandteile schon den 
Charakter des Urteils erschöpfend ausdrücken, oder ob das eigent- 
liche Wesen des Urteils irgendwoanders zu suchen ist. Und worin 
besteht dann die Eigentümlichkeit des Urteils? : 


ı Vgl. z.B. W. WINDELBAND, Die Prinzipien der Logik, Encyclopädie 
der philosophischen Wissenschaften I, Tübingen 1912, S. 20 f.; Louis Coutv- 
RAT, Die Prinzipien der Logik, Ebenda, S. 139; E. Hussert, Logische Unter- 
suchungen II, A, S. 477 f.;, E. Lask, Die Lehre vom Urteil, Tübingen 1912, 
S. 49 f. — Siehe Näheres über die Beziehung zwischen Urteilen und Begriffen 
in meiner Untersuchung The Category of Relation, S. 108 ff. 


2 Sıcwart, Logik I, Tübingen 1921, S. 29 sagt hierüber: »Dieses (Urteil) 
ist ursprünglich einlebendiger Denkacit, der jedenfalls voraussetzt, 
dass zwei unterschiedene Vorstellungen dem Urteilenden 
gegenwärtig sind, indem das Urteil vollzogen und ausgesprochen wird, die 
Subjects- und Predicäatsvorstellung, die sich vorerst nur äusserlich 
so unterscheiden lassen, dass das Subject dasjenige ist, wovon etwas ausgesagt 
wird, das Predicat dasjenige, was ausgesagt wird.» 


ww 


66 J. E. SaLomaa. BXXIIL: 

Viele Denker haben den besonderen Urteilscharakter geleugnet. 
So z.B. diejenigen, die das Wesen des Urteils im Verbinden und 
Trennen von Vorstellungen erblicken. Doch nimmt diese Auffas- 
sung aller Erkenntnis den Boden. Denn wenn das Urteilen nur im 
Verbinden und Trennen von Vorstellungen bestände, unterläge es 
ganz und gar der Willkür. Die Urteile wären ebenso unsichere und 
veränderliche Gebilde wie unsere Vorstellungen. Diese Auffassung 
steht schon in Widerspruch mit der Bedeutung, welche der all- 
gemeine Sprachgebrauch dem Urteil gibt. Wenn ich urteile: »Der 
Affe ist ein Tier, bedeutet dies zwar auch, dass ich meine Vorstel- 
lungen vom Affen und vom Tier zueinander in Beziehung stelle; 
aber dieses Verbinden von Vorstellungen ist keineswegs unter dem 
Urteil zu verstehen. Durch das Urteil soll ein wirklicher Sachverhalt. 
festgestellt werden, eine Beziehung, die ausserhalb der Vorstellun- 
gen und unabhängig von ihnen besteht. Gegenstand des Urteils ist 
also der Inhalt der Vorstellungen oder die von ihnen gemeinten Ge- 
genstände und nicht die Vorstellungen. So auch soll im erwähn- 
ten Beispiel behauptet werden, dass der Affe zur Klasse der Tiere 
gehört, und nicht, dass die Vorstellung vom Affen in das Gebiet der 
Vorstellungen von den Tieren gehört. Daher kann auch das Urteil 
nicht die Verbindung (oder Trennung) von Vorstellungen und über- 
haupt nicht Trennen und Verbinden, sondern nur das Feststellen 
eines wirklichen Sachverhalts, einer Beziehung, bedeuten. Deshalb 
ist auch sein Charakter anderswo als im Verbinden.und Trennen von 
Vorstellungen zu suchen. 

Den besonderen Charakter des Urteils neben den Vorstellungen 
hebt auch Rırnr hervor. In den Vorstellungen und deren Verbin- 
den und Trennen liegt nach ihm noch nicht das Wesen des Urteils, 
das im Vergleich zu den Vorstellungen durchaus eine neue geistige 
Funktion bedeutet. Der eigentliche Akt des Urteilens tritt zu den 
Vorstellungen hinzu, auf die es gerichtet ist.! Doch RıEaı geht nicht 


ı Beiträge zur Logik, Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Philosophie 
und Soziologie Bd. 16, S. 15 f. 


BXXIIL,„ Das Problem der Wahrheit. 67 


auf eine nähere Untersuchung über den besonderen Charakter des 
Urteils ein. 

HvsserL hat der Klarlegung des Wesens von Vorstellung und 
Urteil gründliche Untersuchungen gewidmet. Auch er kommt zu 
dem Resultat, dass Vorstellen und Urteilen ihrem Wesen nach ver- 
schiedene Vorgänge sind. Ihre Beziehung zueinander ist dieselbe 
wie die des Nennens zum Aussagen. Dieser Unterschied ist nicht 
allein grammatisch, sondern wesentlich.! 


Viele Denker der Gegenwart erblicken das eigentliche Wesen des 
Urteils im Beja hen und Verneinen. Schon im Altertum 
wurde neben der im Urteil enthaltenen Denkfunktion ein Moment des 
Bejahens oder Verneinens unterschieden, unter dem man die Be- 
jahung oder Verneinung, Anerkennung oder Ablehnung des Inhalts 
des Urteils verstand. Besonders die Stoiker betonten dieses Moment 
des Bejahens oder Verneinens im Urteil. Später unterschied LoTZzE 
in jedem Urteil neben dem eigentlichen Kern, der Subjekt und Prä- 
dikat zueinander in Beziehung stellt, ein »Nebenurteib, das den In- 
halt des Urteils entweder anerkennt oder ablehnt, das also seine 
Gültigkeit bejaht oder verneint? 


Die scharfe Trennung der Bejahung und der Verneinung von 
dem Inhalt, der bejaht oder verneint wird, gründet sich darauf, 
dass man im Bejahen und Verneinen einen ganz anderen geistigen 
Prozess als im Vorstellen erblickt. Dieser Prozess wird für mehr 
praktisch als theoretisch gehalten; aber dies hat nicht verhindert, 
dass man in ihm das Grundwesen des Urteils gesehen hat. So hält 
z. B. WINDELBAND das Moment des Bejahens und des Verneinens 
für so wesentlich, »dass es geradezu den artbildenden' Unterschied des 
Urteils unter den übrigen Arten des Vorstellens bezw. des Denkens 
ausmacht»? Er unterscheidet zwischen »Urteil» und »Beurteilung». 
Ersteres bringt die Einheit zweier Vorstellungsinhalte zum Aus- 


2 Logische Untersuchungen II, 1, S. 477. 
2 Logik, Philosophische Bibliothek 141, Leipzig 1912, S. 61. 
3 Die Prinzipien der Logik, S. 9. 


68 J. E.SALOMAA. BXXIIL. 


druck, letztere die Beziehung des urteilenden Bewusstseins zu ihm. 
Im Urteil wird immer ausgesagt, dass ein bestimmter Vorstellungs- 
inhalt (Subjekt) in Beziehung zu einem anderen Vorstellungsinhalt 
(Prädikat) gedacht wird. In der »Beurteilung» kommt über den Ge- 
genstand die Billigung oder Missbilligung zum Ausdruck, die das ur- 
teilende Bewusstsein über ihn fühlt. Hiernach könnte es den An- 
schein haben, dass es auch Urteile ohne Beurteilung gäbe. Dies ist 
nicht WINDELBANDS Meinung. Vielmehr betont er, dass zu jedem 
Urteil Billigung oder Missbilligung gehören, wenn das Urteil wahr 
oder falsch sein soll. Soweit unser Denken nach Erkenntnis, d.h. 
nach Wahrheit, strebt, ist immer Billigung oder Missbilligung mit 
ihm verbunden, welche die Gültigkeit oder die Ungültigkeit der im 
Urteil auftretenden Vorstellungseinheit zum Ausdruck bringen. 
Da die Bejahung ohne weiteres klar ist, wird sie sprachlich nicht 
wie die Verneinung durch ein besonderes Wort ausgedrückt.! 

WINDELBAND ist sich dessen vollkommen bewusst, dass Billigung 
und Missbilligung eine praktische Einstellung dem Gegenstande 
gegenüber bedeuten. Aber er möchte betonen, dass sie selbst aus 
rein theoretischen Urteilen nicht entfernt werden kann. So ordnet 
er schliesslich alles Urteilen Gefühls- und Willensgesichtspunkten 
unter. Dabei scheint er die Gefühlsseite in den Vordergrund zu stel- 
len, indem er die Auffassung vertritt, dass Billigung und Missbilli- 
gung als Gefühl der Zustimmung oder Abweisung, als Evidenz, 
Glaube, Gewissheitseefühl, Geltungsgefühl usw. auftreten? Auf 
diese Weise verliert bei ihm die Wahrheit auch ihre rein theoretische 
Bedeutung und bekommt einen Wertcharakter. 

Diese von WINDELBAND in mehreren Schriften dargestellten 
Gedanken hat RıckeErr im Einzelnen und zugleich in immer schrof- 
fere Richtung entwickelt. Er fragt nicht, was das Urteil in psvelo- 
logischer Hinsicht ist, sondern was es für die Erkenntnis bedeutet, 


ı Präludien I, Tübingen 1915, S. 29 f., Beiträge zur Lehre vom negatıven 
Urteil, Tübingen 1921 (Sonder-Abdruck aus Strassburger Abhandlungen zur 
Philosophie Eduard Zeller zu seinem siebzigsten Geburtstage 1884), S. 169 f. 

? Die Prinzipien der Logik, S. 9 f.; Präludien I, S. 31 f. 


B XXIII Das Problem der Wahrheit. 69 


was es leistet, oder also nach seiner logischen Bedeutung. Im Urteil 
erblickt er vor allen Dingen eine aktive Eigenschaft, die es vom passi- 
ven Vorstellen unterscheidet. »Solange Vorstellungen nur vor- 
gestellt werden, kommen und gehen sie, ohne dass wir uns um sie 
kümmern. Sie gehen uns dann nichts an. Sie sind uns gleichgültig. 
Aber, wie wir etwas entweder begehren oder verabscheuen, wenn wir 
wollen, so stimmen wir einem Etwas entweder zu oder weisen es 
ab, wenn wir urteilen.»2 RıcKErT behandelt das Urteil als Frage 
und Antwort. Jedes wirkliche Urteil hält er für eine Aussage, 
die eine Antwort auf eine gestellte Frage gibt. Er gibt zu, dass dies 
psychologisch nicht der Fall ist. Denn die Aussage liegt zeitlich vor 
der Frage. Es gibt auch mehrere Urteile, die tatsächlich keine Ant- 
worten enthalten. Trotzdem aber kann im logischen Sinne die Aus- 
sage in Frage und Antwort zerlegt werden, da das Problem (die 
Frage) immer vor der Lösung (der Antwort) existiert. Dann kann 
die Frageseite des Urteils dahin formuliert werden, dass sie bereits 
alle vorstellungsartigen Bestandteile des Urteils enthält, und die 
Antwort kann nur entweder »ja» oder »nein» sein. In Bejahung und 
Verneinung konzentriert sich alles wesentlich Urteilsmässige. Hierin 
erblickt RiCKErT das eigentliche Wesen des Urteils.? 

RickErT beschränkt alle Erkenntnis auf die Urteile und dann auf 
ihr eigentliches Wesen, auf die Bejahung oder die Verneinung. Die 
Vorstellungen enthalten noch keine Erkenntnis. Erst die Bejahung 
oder die Verneinung macht aus den Subjekt- und Prädikatvorstel- 
lıngen ein Urteil. Das Ergebnis hieraus fasst RıcKERT in einen 
Satz zusammen: »Der eigentliche Erkenntnis a k t besteht im Bejahen 
oder Verneinen, das theoretische Subjekt ist mit Rücksicht auf seine 
Erkenntnisleistung und seinen theoretischen Sinn stets als ein be- 
jahendes oder verneinendes Subjekt zu denken.»® 


1 Der Gegenstand der Erkenntnis, S. 165. 

2 Ebenda, S. 153 f.: »Dürfen wir in jedem Urteil, soweit sein Leistungs- 
begriff in Betracht gezogen wird, eine Antwort auf eine Frage sehen, sskann 
der eigentliche Urteilsakt nur eine Bejahung oder Verneinung 
bedeuten.» 

3 Ebenda, S. 163. 


70 J. E. SALOMAA. BXXIIL,„ 


Indem er Erkennen und Urteilen als Bejahen oder Verneinen 
definiert, verzichtet RICKERT wie auch WINDELBAND auf die Selb- 
ständigkeit des Erkennens oder auf das »reine» Erkennen und fasst 
das Erkennen als willens- und gefühlsartig. Das in der Bejahung 
ausgedrückte Billigen und das in der Verneinung ausgedrückte Miss- 
billigen bedeutet bei ihm immer das Billigen oder Missbilligen irgend- 
eines Wertes. Von der Verwandtschaft des Urteilens mit dem 
Willen und dem Gefühl kommt Rıckerr schliesslich darauf, dass auch 
das rein theoretische Erkennen Stellungnahme den Werten gegen- 
über ist. Erkennen und Urteilen ist somit immer Werten.! 

Auch Lask erblickt im Bejahen und Verneinen den wesentlichen 
Charakter des Urteils. Das Urteil bedeutet bei ihn die Erklärung 
von irgendetwas als wertvoll oder wertlos, also eine Entscheidung 
über den Wert oder Unwert irgendeiner Sache? 

Die Lehre von der Bejahung oder Verneinung als wesentlicher 
Eigenschaft des Urteils führt aber auf grosse Schwierigkeiten. So 
sind schon manche Denker dem wesentlichen Unterschied zwischen 
Bejahung und Verneinung im Urteil entgegengetreten und der Mei- 
nung gewesen, dass alle Urteile im Grunde bejahend oder in solche 
zu verwandeln sind. So scheint schon ARISTOTELES die Sache auf- 
gefasst zu haben? Das verneinende Urteil ist kein ursprüngliches, 
sondern ein sekundäres. Es ist ein Urteil über ein Urteil.* Es setzt 

! Ebenda, S. 165 f., 179, 182, 184, 193, 196, 239, 257, 379. 

2 Die Lehre vom Urteil, S. 16, sagt Lask: »Der Urteilssinn ist entsprechend 
ein positiver oder ein negativer, ein mit dem Ja oder Nicht behafteter Sinn, 
d.h. ein Gebilde, in dem ein Gefüge als mit Wert oder Unwert ausgestaltet er- 
scheint.» Vgl. auch S. 21 f., 76, 154, 164, 179, 182, 186 f. — Auch Jurius Berc- 

MANN, Die Grundprobleme der Logik, Berlin 1895, S. 75 f. hält das Urteil für 
Bejahung oder Verneinung. | 

3 Siehe W. Lewınsoun, Zur Lehre von Urteil und Verneinung bei Arisio- 
teles, Arch. f. Geschichte der Philosophie, N. F. XVII, S. 209 f. 

3 Logik I, S. 158 sagt Sıcwart: »Die ‘Verneinung richtet 
sich immer gegen den Versuch einer Synthesis, und 
setzt also eine irgendwie von aussen herangekommene oder innerlich ent- 


BXXIIL,„ Das Problem der Wahrheit. 71 


immer ein bejahendes, oder wie SIGWART sagt, ein »positivess Urteil 
voraus. Die Verneinung wird mit den eigentlichen drei Bestand- 
teilen des positiven Urteils (Subjekt, Prädikat und dem Gedanken 
ihrer Einheit) als vierter Bestandteil verbunden, der das 
gedachte Urteil aufhebt: dem Urteil »A ist B» setzt es ein »Neinb 
entgegen. Auf ähnliche Weise erklärt auch WunDT, dass die Ver- 
neinung immer so aufzufassen ist, dass sie ein Urteil aufhebt. Die 
verneinenden Urteile können nicht neben die bejahenden gestellt 
werden, da jedes verneinende Urteil schon ein bejahendes voraus- 
setzt, mit dessen Aufhebung es seinen Zweck erreicht.? Auch Hörr- 
DInG betont, dass jedes »Nein» ein (wirkliches oder mögliches) »Ja» 
voraussetzt. Das Verneinen ist ein rein logisches Zeichen eines Weges, 
den man nicht gehen kann, und setzt also in dieser Richtung zu unter- 
nehmende Bemühungen voraus.? 


Ich kann hier nicht im Einzelnen die viel erörterte Frage der Ver- 
neinung analysieren. Soweit ich sehe, lässt sich allerdings den zu- 
letzt geschilderten Auffassungen gegenüber die Anschauung verteidi- 
gen, dass beide, sowohl Bejahung, als auch Verneinung, gleicher- 
weise ursprünglich sind, und sie setzen einander voraus wie Anneh- 
men und Verwerfen, Anziehen und Abstossen, Lust und Unlust und 
überhaupt alles Positive und Negative. Allen Urteilen kann man 
entweder einen bejahenden oder verneinenden Charakter geben. 
Jedes A kann nämlich entweder durch Erklärung seines Charakters 
positiv oder durch Ausschliessen alles nicht-A von ihm negativ 
definiert werden. 


standeneZumuthung, Subject und: Predicat zu verknüp- 
fen, voraus. Object einer Verneinung ist immereinvollzogenes oder 
versuchtes Urteil, und das verneinende Urteil kann also nicht als 
eine dem positiven Urteil gleichberechtigte und gleich ursprüngliche Species 
des Urteils betrachtet werden.» 

1 Sıcwarrt, Logik I, S. 162. 

2 Logik I, S. 165. 


® Der Relationsbegriff, Leipzig 1922, S. 40. — Vgl. auch E. v. HARTMANN, 
Kategorienlehre, Leipzig 1896, S. 211 f. 


72 J. E.SıALOoMAA. B XXIII. 


Doch wie auch die Beziehung zwischen Bejahung und Vernei- 
nung aufgefasst werden mag, so bedeutet dies noch keine Lösung 
der Frage, ob das eigentliche Wesen des Urteils in der Bejahung oder 
Verneinung besteht. Denn sie drücken, soweit ich sehe, immer etwas 
aus, das nicht als zum eigentlichen Wesen des Urteils gehörig ge- 
rechnet werden kann. Bejahung und Verneinung sind schon selber 
Urteile und setzen als solche voraus, was sie zu erklären hätten. Denn 
etwas zu bejahen, heisst dasselbe, wie es als wahr zu behaupten, und 
etwas zu verneinen, es als falsch zu behaupten. Behaupten und Ur- 
teilen sind hier dasselbe. Sıgwarr hatte recht, als er die Verneinung 
für ein »Urteil über ein Urteil» hielt, und VAIHINGER, als er sie tref- 
fend als ein »sekundäres Urteil» definierte! Doch sind die gleichen 
Definitionen auch für die Bejahung zutreffend, wenn sie in einem 
Urteil besonders hervorgehoben werden soll. Denn mit ebenso gu- 
tem Grunde ist die Bejahung ein »Urteil über ein Urteil oder ein 
sekundäres Urteil wie die Verneinung. Weder die Bejahung, noch 
die Verneinung gehört zum logischen Wesen des Urteils. Sie tref- 
fen noch gar nicht das eigentliche Wesen des Urteils, das unabhängig 
davon ist, ob es bejaht oder verneint wird. Denn das Urteil geht 
immer darauf aus, einen bestimmten Sachverhalt darzustellen, eine 
Beziehung, die weder durch Bejahung, noch durch Verneinung in 
etwas anderes, als es ist, verwandelt werden kann. 

Die sekundäre Bedeutung der Bejahung und Verneinung in den 
Urteilen tritt auch darin hervor, dass sie sogar in demselben Urteil 
leicht gegeneinander ausgetauscht werden können. Ihr Unterschied 
ist daher vielfach nur grammatisch, wie LosskıJ3 bemerkt hat.” Er 
weist z. B. darauf hin, dass das Urteil »Wenn 6 durch 2 dividiert wird, 
bleibt kein Rest», das die üblichen logischen Lehrbücher für vernei- 

nend halten, leicht in die grammatisch bejahende Form, gebracht 
werden kann: »6 kann durch 2 geteilt werden, so dass die Teilung auf- 
geht». Ebenso kann ein verneinendes Urteil in einem nach der drit- 


! Die Philosophie des Als Ob, S. 593. 
2 Die logische und die psychologische Seite der bejahenden und verneinen- 
den Urteile, Logos III, S. 327 ff. 


B XXIIl,ı Das Problem der Wahrheit. 73 
ten syllogistischen Figur gezogenen Schluss im Sinne eines be- 
jahenden auftreten: »Die Muhamedaner sind Monotheisten» — »Die 
Muhamedanersind keine Christen» — also»Manche Nicht-Christen sind 
Monotheistens, wobei das Urteil »Die Muhamedaner sind keine Chris- 
ten» im Sinne eines bejahenden Urteils gebraucht wird. Deshalb 
bemerkt auch Baucu mit Recht, dass man eigentlich nicht von ver- 
neinenden (oder bejahenden) Urteilen, sondern nur von Sätzen reden 
kann.! 

Dass in der Bejahung und Verneinung nicht das eigentliche We- 
sen des Urteils hervortritt, geht auch daraus hervor, dass Bejahung 
und Verneinung immer im Prädikat untergebracht werden können, 
wie Wunpr mit Rücksicht auf die Verneinung betont.” Im Urteil 
kommen immer S und P und ihre Beziehung zueinander vor, die so 
auftritt, dass S entweder P oder Nicht-P erfordert. Die Verneinung 
(oder Bejahung) richtet sich daher nicht auf das Urteil als Ganzes, 
sondern nur auf sein Prädikat. Beispielsweise enthält das Urteil 
»Der Tisch ist nicht aus Tannenholz» dasselbe wie »Der Tisch 
ist aus Nicht-Tannenholz», oder dass er aus irgendeinem anderen 
Material ist. »Nicht» verneint hier nicht das ganze Urteil, sondern 
nur das -Prädikat. Das Urteil stellt einen Tisch dar, und dass er 
als aus irgendeinem Material hergestellt gedacht ist, lässt aber 
vollkommen unbestimmt, aus welchem Material er hergestellt ist. 
Es gibt nur an, dass der in Frage stehende Tisch nicht aus 
Tannenholz ist. Es bestimmt nicht, ob er aus irgendeiner anderen 
Holzart (z.B. aus Kiefer, Birke oder Eiche) oder aus irgendeinem 
anderen Material, z. B. aus Stein, hergestellt ist. Auch sagt es 
nicht, ob der Tisch existiert, oder ob er vielleicht nur vorgestellt 
ist usw. Es ist offensichtlich, dass der Erkenntniswert eines derarti- 
gen Urteils gering ist, z.B. im Vergleich zu einem anderen Urteil: 
»Der Tisch ist aus Eiche», das den in Frage stehenden Sachverhalt 
genau bestimmt. Diese Verschiedenheit im Erkenntniswert, der 


124.2.0.,S.73. 
2 Logik I, S. 207.— Vgl. auch W. Schuppe, Grundriss der Erkenntnis- 
theorie und Logik, Berlin 189%, S. 94. 


74 J. E. Saromaa. BXXIIL,. 
durch die Bejahung und Verneinung ausgedrückt wird, wäre nicht 
zu verstehen, wenn das Wesen des Urteils in Bejahung und Vernei- 
nung bestände. Dann wären beide ihrem Erkenntniswert nach gleich. 
Dagegen wird diese Verschiedenheit im Erkenntniswert verständlich, 
wenn Verneinung und Bejahung einzig und allein als Bestimmun- 
gen des Prädikats aufgefasst werden; denn Nicht-P ist immer viel 
unbestimmter als P. 

Das Bedenklichste aber an WINDELBANDS, RICKERTSU.a. Urteils- 
lehre ist, dass sie im Urteil eine praktische Handlung erblicken, 
eine Entscheidung’des Gefühls oder des Willens über den vom Urteil 
gemeinten Sachverhalt. ‚Dies bedeutet ein Übersehen des logischen 
Charakters des Urteils und die Betonung seiner zufälligen psycho- 
logischen Wirklichkeit. Denn Bejahen und Verneinen sind nur 
psychologische Funktionen, nicht logische. So kommen auch die 
genannten Denker dazu, schliesslich einen Standpunkt zu vertreten, 
zu dessen Vermeidung sie ilıre Lehre formuliert haben: den zufälligen 
und vorläufigen Charakter des Urteils. Wenn das Wesen des Urteils 
wirklich in der Billigung oder Missbilligung, im Bejahen oder Ver- 
neinen bestände, bliebe die Wahrheit des Urteils vollkommen vom 
Gefühl oder vom Willen des erkennenden Subjekts abhängig: die 
Wahrheit wäre, was das Subjekt anerkennt, und Irrtum, was es 
verwirft. Doch liegen die Dinge so, dass viele Urteile gefällt sind 
und auch fernerhin gefällt werden, die anerkannt worden sind und 
anerkannt werden, die sich aber trotzdem als falsch erweisen kön- 
nen, und andererseits können viele Urteile ausgesprochen werden, 
die verneint werden, die sich aber trotzdem später als wahr erweisen. 
Dieses alles zeigt, dass das Wesen des Urteils nicht in der Bejahung 
oder der Verneinung besteht, sondern in irgendetwas anderem. Die 
Wahrheit des Urteils rührt nicht davon her, ob ich es bejahe oder ver- 
neine; vielmehr bemühe ich mich, das Urteil zu bejahen oder zu 
verneinen auf Grund dessen, ob es die Wahrheit enthält oder nicht. 

Hiermit habe ich schon eine Eigenschaft berührt, in der ich das 
eigentliche Wesen des Urteils und gleichzeitig den Charakter erblik- 
ken möchte, welcher die Urteile von den blossen Vorstellung®n 


B XXIII. Das Problem der Wahrheit. 75 


trennt: die Urteile können entweder wahr oder falsch sein. Man sieht 
den Wald vor Bäumen nicht, wenn man das Wesen des Urteils in 
einer seiner Besonderheiten sucht. Dann ist die Haupteigenschaft 
des Urteils beiseitegelassen, die schon ARISTOTELES darstellte, 
indem er das Urteil als »diejenige Rede, der ein Walır- oder Falsch- 
sein zukommt» definierte.! Gewiss ist, wie schon bemerkt worden 
ist, allgemein zugegeben, dass die erkannte Wahrheit, nur in den UT- 
teilen auftreten kann. Gleichzeitig aber ist vergessen worden, dass 
das Urteil eine Aussage ist, in der Wahrheit oder Irrtum auftreten 
kann, und dass gerade darin das Wesen des Urteils besteht. Denn 
alle Urteile, ob sie nun bejahend oder verneinend sind, möchten 
Wahrheit enthalten. Sie wollen einen bestimmten Sachverhalt, 
eine Beziehung, feststellen, die ungeachtet der Stellungnalıme des 
urteilenden Subjekts gilt. In dieser Hinsicht sind die bejahenden 
und die verneinenden Urteile in derselben Lage. Beide sind 
positiv. Mit den beiden Urteilen »Mein Tisch ist schwarz» und 
»Mein Tisch ist nicht grün» möchte ich einen wirklichen Sachverhalt 
erreichen. Sie enthalten in gleicher Weise Wahrheit, obgleich das 
eine bejahend und das andere verneinend ist. Ebenso sind beide 
Urteile: »In meinem Zimmer ist ein Klavier und »In meinem Zim- 
mer ist kein Ofen» falsch, ungeachtet dessen, dass das eine bejahend 
und das andere verneinend ist. Die Einteilung der Urteile in wahre 
und falsche richtet sich überhaupt nicht nach der Einteilung in be- 
jahende und verneinende Urteile. Das Entscheidende in allen Fällen 
ist, ob das Urteil Wahrheit enthält oder nicht. Ein bejahendes Ur- 
teil kann ebensogut einen Irrtum enthalten, wie ein verneinendes 
Urteil eine Wahrheit enthalten kann. Wenn das Urteil mit seinem 
Gregenstande übereinstimmt, ist es wahr, wenn es dies nicht tut, 
ist es falsch. 


Wie bereits bemerkt worden ist, enthält das Urteil immer irgend- 
eine Beziehung. So bringt mein Urteil »Das Haus ist weiss» Subjekt 
(Haus) und Prädikat (weiss) in eine Inherenz-Beziehung. \Wesent- 


ı K. LEwinsoun, 4.2.0., S. 201 f. 


76 J. E.SALOMAA. BXXIIL: 


lich bei diesem Urteil ist nicht, dass es zwei Vorstellungen (Haus und 
weiss) miteinander verbindet, und auch nicht der Umstand, dass 
ich diese Verbindung bejahe, sondern dass das Urteil sich bemüht, 
einen wirklichen Sachverhalt zu erkennen. Der wirkliche Sachver- 
halt ist für mein Urteil bestimmend und mein Urteil strebt danach, 
sich ihm anzupassen. Dies ist schon daraus zu ersehen, dass mein 
Urteil falsch sein kann (das Haus kann z. B. gelblich sein). Das Ur- 
teil setzt also immer irgendeinen wirklichen Sachverhalt, eine Be- 
ziehung oder, wie ich gesagt habe, eine »Wahrheit an sich» voraus 
‘und strebt danach, sie zu erkennen. Man könnte auch sagen, dass das 
Urteil immer über das Gebiet des subjektiven Bewusstseinszustandes 
hinausstrebt. Es richtet sich nach den objektiven Beziehungen, 
indem es sich bemüht, diese Beziehungen als solche zu erfassen, wie 
sie unabhängig vom erkennenden Subjekt sind. Die wirklichen Be- 
ziehungen sind für das Urteil bestimmend, ob es nun diese trifft oder 
nicht. Wenn dem nicht so wäre, könnten wahre und falsche Urteile 
voneinander nicht getrennt werden. Das Urteil ist wahr, wenn es 
das in der Wirklichkeit Zusammengehörige als zusammengehörig 
oder das nicht-Zusammengehörige als nicht zusammengehörig be- 
urteilt, und falsch, wenn es das Zusammengehörige als nicht zusam- 
mengehörig oder das nicht-Zusammengehörige als zusammengehörig 
beurteilt. | 

Jedes Urteil setzt daher irgendeine objektive Beziehung voraus, 
die es erkennen will. Dies hat auch LasK hervorgehoben. Er nennt 
die gegenständliche Seite des Urteils sein »Sinnfragment».! Doch 
verzichtet LasK auf den Versuch, den Charakter des Urteils logisch 
zu definieren, da auch er, wie bereits erwähnt worden ist, das eigent- 
liche Wesen des Urteilsaktes in der Bejahung oder Verneinung er- 
blickt. So verlegt schliesslich auch er das Wesen des Urteils einzig 
und allein ins Psychologische und Praktische und übergeht seine 
logische und theoretische Bedeutung uder setzt sie wenigstens an 
die zweite Stelle.2 


I Die Lehre vom Urteil, S. 178, 187 £. 
2 Lask hebt dies selber hervor. Siehe z. B. Die Lehre vom Urteil, S. 4 f. 
7f., 12, 83, 126, 147, 150, 164. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 22 


Das Urteil besteht noch nicht in der gegenständlichen Beziehung, 
sondern in der Erkenntnis dieser Beziehung oder besser 
gesagt in dem Bestreben, sie zu erkennen. In 
diesem Sinne ist das Urteil immer auch subjektiv. Dies erklärt, 
dass das Urteil entweder wahr oder falsch sein kann, während die 
gegenständliche Beziehung immer bestimmt ist. So ist z.B. mein 
Urteil: »Die Welt ist endlos» entweder wahr oder falsch — vielleicht 
bin ich nicht imstande, zu sagen, was in diesem Falle zutrifft —; 
aber der von ihm gemeinte Sachverhalt selber ist bestimmt. Die 
Wahrheit oder Falschheit des Urteils liegt schon in der von ihm aus- 
gesagten Bedeutung und nicht darin, ob ich es bejahe oder nicht. 
Sein Wahrheitscharakter hängt vollkommen und einzig und allein 
davon ab, ob mein subjektives Urteil einen objektiven Sachverhalt 
trifft oder nicht. Das wahre Urteil könnte man somit auch als eine 
Aussage definieren, in welcher die durch das subjektive Bewusstsein 
angegebene Beziehung einem objektiven Sachverhalt entspricht, 
und das falsche Urteil als eine Aussage, in welcher diese Entsprechung 
nicht auftritt. 

Um die subjektive und objektive Seite des Urteils deutlicher 
herauszustellen, könnte man bei ihm Qualitätund Bedeu- 
tung voneinander unterscheiden. Unter Bedeutung verstehe ich 
dabei die gegenständliche Seite des Urteils oder das »Sinnfragment», 
wie LasK sagen würde. Sie ist vollkommen unabhängig vom Sub- 
jekt und seinem Urteilsakt. Die Qualität hingegen drückt die Stel- 
lungnahme des Subjekts zu dem Inhalt des Urteils aus. Sie kann sehr 
verschieden sein. Mit derselben Bedeutung oder dem Inhalt können 
viele verschiedene Qualitäten verbunden sein. So kann zZ. B. die Be- 
deutung des Urteils va als Ursache von b» (z. B. schlechtes Wasser als 
Ursache von Typhus) in folgenden Formen auftreten: »a ist die Ur- 
sache von b» oder »a ist nicht die Ursache von b», wobei die Qualität 
des Urteils als Assertion auftritt, in ersterem Falle als BejJa- 
hung, in letzterem als Verneinung. Die Qualität der Urteile: 
»a muss die Ursache von b sein» oder »es ist unsicher, ob a die Ursache 
von b ist» ist apodiktisch oder problematisch. Auch 


78 J. E. SALOMAA. BXXIII: 


BL m ln nn nn LIU LI eu nn 


kann dieses Urteil in den Formen »Ich glaube, dass a die Ursache 
von b ist» oder »Ich wünsche, dass a die Ursache von b ist» auftreten, 
wobei seine Qualität Glaubenoder Wünschenist. Wie schon 
aus diesen Beispielen zu ersehen ist — irgendwelche Vollständig- 
keit habe ich hierbei nicht angestrebt —, ist die Qualität des Urteils 
davon abhängig, wie geurteilt wird, während seine Bedeutung da- 
von abhängt, was geurteilt wird. Erst beide zusammen bilden das 
Urteil, so dass eine Qualität nicht ohne Bedeutung und — soweit 
vom Urteil die Rede ist — auch eine Bedeutung nicht ohne eine 
bestimmte Qualität gedacht werden kann. Allerdings kann jede 
beliebige Qualität mit jeder beliebigen Bedeutung verbunden wer- 
den. Über Wahrheit und Falschheit des Urteils ist seine Bedeutung 
entscheidend, während dagegen die Qualität zu erkennen gibt, in 
welchem Umfange das Subjekt die Wahrheit erkannt hat. Die 
Bedeutung enthält die Bedingung seiner Wahrheit, während die 
Qualität den Irrtum ermöglicht. | 

Ich verzichte darauf, hier im Einzelnen die Qualitätsarten des 
Urteils zu analysieren. Es würde zu weit in eine logische Spezial- 
frage hineinführen, was von der eigentlichen Aufgabe dieser Unter- 
suchung abführen würde. Allgemein dargestellt kann man sagen, 
dass die Qualitäten des Urteils in allen den verschiedenen Formen 
bestehen, in welchen die Stellungnahme des Subjekts zum Inhalt 
des Urteils auftritt, oder in denen das Subjekt seine Beziehung zur 
Gültigkeit des Urteils bestimmen kann. Qualitäten des Urteils sind 
also das, was WunDr »Gültigkeitsformen der Urteile» nennt.! Während 
aber Wunxpr nur drei solche Gültigkeitsformen unterscheidet, näm- 
lich das verneinende, problematische und apodiktische Urteil, nimmt 
JoEL Kants bekannte und scharf kritisierte »Tafel der Urteiler an, 
nach welcher deren zwölf unterschieden werden.? Selbst wenn man 
die verschiedenen Arten dieser »Tafel der Urteile» als Qualitäten 
anerkennen wollte, was allerdings schwer ist, müsste andererseits 


! Logik I, S. 200 f. 
2 Das logische Recht der kantischen Tafel der Urteile, Kantstudien XXVIl 
S.298 f. 


BXXIIL, Das Problem der Wahrheit. 79 


bemerkt werden, dass sie noch nicht alle Qualitäten enthält. Bei- 
spielsweise scheidet sie die Befehls-, Wunsch- und Fragesätze aus, 
deren Urteilscharakter die meisten Logiker seit ARISTOTELES ge- 
leugnet haben, die aber u.a. HusserL meines Erachtens mit vol- 
lem Grunde zu den Urteilen rechnet.! Die Frage, in welchen verschie- 
denen Qualitäten ein Urteil auftreten kann, kann ich hier auch aus 
dem Grunde übergehen, weil ihre Lösung für das Wesen des Urteils, 
das ich hier zu erklären versucht habe, obnehin von untergeordneter 
Bedeutung ist. 


In der philosophischen Literatur der Gegenwart ist eine lebhafte 
Diskussion über sie sog. »Werturteile im Gange gewesen, auf die 
hier eingehender hingewiesen sei, da auf diese Weise auch der Charak- 
ter des Urteils beleuchtet werden kann. Bei der Werturteilsfrage 
handelt es sich darum, ob im Wertbereich allgemeingültige Urteile 
möglich sind, oder ob die Werturteile überhaupt Erkenntnisurteile 
sind. Bei der Beantwortung dieser Frage sind zwei entgegengesetzte 
Standpunkte zu unterscheiden, die beide noch verschiedene Varia- 
tionen aufweisen. Einige Denker möchten die »Werturteile» scharf 
von den »Existenzurteilen» trennen, indem sie nur letztere zur Er- 
kenntnis und zur Wissenschaft rechnen. Andere wiederum anerken- 
nen eine so scharfe Trennung zwischen diesen Urteilsarten nicht, 
sondern zählen beide zu den logischen Urteilen. 

Diejenigen, welche die Werturteile von den logischen Urteilen 
ausschliessen wollen — und so verfahren die meisten Logiker, die 
sie nicht einmal erwähnen —, möchten hervorheben, dass man ihnen 
nicht die Bestimmung wahr oder falsch zuerteilen kann, welche die 
Kennzeichen der Existenzurteile sind. Sie werden nur als Ausdruck 
subjektiver Stimmungen und Gefühle angesehen. Einer hält irgend- 
ein Gedicht, ein Gemälde, eine sittliche Handlung, eine politische 
Massnahme, einen religiösen Ritus für wertvoll, der andere für gleich- 
gültig oder wertlos. Selbst die Werturteile eines und desselben Men- 
schen sind zu verschiedenen Zeiten grossen Veränderungen unter- 


ı Logische Untersuchungen II, 1, S. 78, II, 2, S. 9, 207 f., 218 f. 


80 J.E.SALOMAA. BXXIIL, 


legen. Über sie zu streiten, wäre deshalb ganz müssig. Nach Wahr- 
heit oder Irrtum der Werturteile zu fragen, ist nach dieser Auffas- 
sung dasselbe, wie die Frage zu ergründen suchen, ob die Blonden 
den Dunklen vorzuziehen sind. Allgemeingültigkeit über die 
Werturteile zu erlangen, ist unmöglich. Deshalb möchte Croce in 
der philosophischen Terminologie »Werturteib durch »Wertausdruck» 
ersetzen.! In Verfolgung derselben Denkweise haben Max WEBER 
und im Anschluss an ihn viele andere die Entfernung der Werturteile 
aus allen Tatsachenwissenschaften verlangt. 

Dieser Auffassung gegenüber kann hervorgehoben werden, dass 
in den Werturteilen ebensogut wie in den Existenzurteilen danach 
gestrebt wird, gewisse Tatsachen darzustellen, nämlich die in das 
Wertbereich gehörigen, alssolche, wie sie sind, so dass auch die Wert- 
urteile mit dem Anspruch der Wahrheit auftreten. Durch sie wer- 
den nicht allein subjektive Gefühlszustände, sondern bestimmte 
gegenständliche Sachverhalte dargestellt. Auch kann nicht geleug- 
net werden, dass zahlreiche Werturteile eine verhältnismässig grosse 
Allgemeingültigkeit erlangt haben. Ein wesentlicher Unterschied 
besteht in dieser Hinsicht zwischen den Werturteilen und den Exi- 
stenzurteilen nicht. Darüber, dass Wahnsinn, Elend, Unehrlichkeit 
usw. Unwerte sind, herrscht verhältnismässig grosse Einstimmig- 
keit. Wenn der Kunstkenner ein Gemälde als, »sschön» beurteilt, 
kann ein Laie schwerlich das Gegenteil behaupten. Denn mit die- 
sem Urteil hat ersterer nicht ein rein subjektives Gefühl darstellen. 
sondern einen objektiven Sachverhalt feststellen wollen. Reine 
Wertwissenschaften wie Ästhetik und Ethik begnügen sich auch 
nicht damit, nur irgendwelche Gefühlsäusserungen zum Ausdruck 
zu bringen, sondern sie versuchen eine wahre Erkenntnis über 
ihre Gegenstände zu erreichen. Sie bemühen sich, die sachliche 
Ordnung des Wertbereichs ebenso genau zu erkennen, wie wenn e 
sich um die Bewegungen der Planeten oder um den Bau der Atome 
handelte. Ihre Aufzabe ist, ihre Gegenstände auf dieselbe Weise 


ı Über die sogenannten Wert-Urteile, Logos I, S. 75. 


mn —_i_ ee et, > 


BXXIILı Das Problem der Walırheit. 81 


zu untersuchen, wie SpıinozA die Affekte untersuchen wollte, »wie 
wenn Linien, Flächen und Körper Gegenstände der. Untersuchung 
wären». Die Erkenntnis auf dem Wertgebiet ist eine Tatsache, die 
schwerlich zu leugnen ist. Wenngleich sie keineswegs in jeder Hin- 
sicht unumstrittene Allgemeingültigkeit erlangt hat, Ist dies nur 
ein Mangel, den sie mit aller anderen Erkenntnis teilt. Die Erkennt- 
nis auf dem Wertgebiet wäre wiederum nicht möglich, wenn die 
Werturteile nicht mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit auf- 
treten könnten. Alles dieses weist also darauf hin, dass sich -die 
Werturteile ihrem logischen Wesen nach nicht von den anderen UT- 
teilen unterscheiden. | 
Die Uneinigkeit, die bei der Auslegung der Werturteile herrscht, 
findet ihre Erklärung darin, dass zwischen Werten und Wert- 
erkenntnis, zwischen unmittelbarer Stellunenahme irgend- 
einem Wert gegenüber und Werturteil kein Unterschied gemacht wird. 
Irgendeinen: Wert unmittelbar zu erleben, und ihn in einem Wert- 
urteil als Wert darzustellen, sind zwei verschiedene Dinge. Wenn 
wir im Wertgefühl einen Wert unmittelbar erleben oder unse- 
ren Standpunkt ihm gegenüber bestimmen, gehört zu diesem Er- 
leben als solchem noch keine Erkenntnis. Wir erleben» dabei nur 
den in Frage stehenden Wert. Ganz anders verhalten wir uns dem 
Wert. gegenüber, wenn wir ein Werturteil aussprechen, wenn wir 
Sagen, dass irgendetwas ein Wert ist. Dann »erkennen» wir es als 
Wert. Wenn wir in unserem Wertgefühl einen Wert erleben, geben 
wir als wertendes Individuum noch kein kritisches Urteil über ihn 
ab. Dann fühlen wir Behagen oder Missbeharen über den in Frage 
stehenden Gegenstand und können nur von unserem subjektiven 
Eindruck sprechen. Dies hindert uns nicht, nach einer Weile auch 
ein Urteil über die Sache darzustellen; dann aber ist unser Ver- 
halten zu ihr schon ein anderes, das des Theorvtikers. 
Andererseits bedeutet der Umstand, dass wir ein Werturteil aus- 
sprechen, z. B. »Dieses ist gnt», nicht, dass wir selber es auch als gut 
werten. Mit den Werturteilen: »Dieses ist gut» oder »Dieses ist schön» 
ist noch nicht unbedingt gesagt, dass die Wert-Objekte, die ihnen 


6 


82 J. E. SALOMAA. BXXNIILı 


als Grgenstände dienen, für das wertende Subjekt Werte bedeut--ten. 
Zu Werten werden sie ihm erst dann, wenn es in seinem eigenen 
Wertgefühl sie als solche erlebt. Ein Werturteil aber setzt dieses 
Erleben nicht unbedingt voraus. Denn vielen Menschen sind z.B. 
die ästhetischen Werte gleichgültig, und doch können sie ästhetische 
Werturteile, ja sogar gut begründete, aussprechen. Ebenso setzen 
wir, wenn wir vom Staate reden, bestimmte Wertbeziehungen vor- 
aus, die wir in unseren Urteilen darstellen. Ob wir selber aber dies® 
Werte erlebt haben, ist für diese Werturteile mit Rücksicht auf ihr«n 
Urteilscharakter ganz gleichgültig. 

Zur Beleuchtung des Unterschiedes zwischen Werterkenntnis 
und Werten sei auf einen einfachen analogen Unterschied hinzewie- 
sen. Ich meine den Unterschied, der z. B. zwischen dem Essen und 
dem Kennen der Eigenschaften der Speise, die gegessen wird, be- 
steht. Man könnte vielleicht sagen, dass die Tätigkeit des Essens 
voraussetzt, dass gleichzeitig die Speise beurteilt oder zu ihr erkennt- 
nismässig Stellung genommen wird. Aber dies ist nicht der Fall. 
Vielmehr wird gewöhnlich gegessen, olıne dass an die Speise ge- 
dacht wird, und wenn Urteile über die Speise gefällt werden, ge- 
hört das Urteilen wenigstens nicht zur Tätigkeit des Essens. Aus- 
serdem essen die meisten Menschen, ohne überhaupt zu urteilen. 
Sie handeln unmittelbar. Wenn beim Essen dann das Urteil »Dies 
ist Fisch» oder »Dies ist gut» ausgesprochen wird, bleibt man nicht 
incehr bei der unmittelbaren Tätigkeit des Essens, sondern man 
niınmt als aussenstehender Betrachter Stellung zu ihr. Dabei wird 
ein Urteil darüber ausgesprochen, das wahr oder falsch ist. Denn 
das Essen könnte ja Fleisch oder vergiftet sein. Beim Essen selber 
kann man nichts über das Essen, das gegessen wird, wissen. Es 
wird nur genossen. 

Dasselbe ist von der Werteinstellung zu sagen. Beim Werten 
wird irgendein Wert unmittelbar erlebt. Bei der Werterkenntnis 
wird objektiv zu ihm Stellung genommen. Dann erhalten wir Kennt- 
nis von ihm und sprechen Urteile über ihn aus. In ersterem Falle 
ist unser Verhalten zum Werte praktisch, handelnd, in letzterem 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 83 
theoretisch. Beim gefühlsmässigen Werten erleben wir den Wert 
unmittelbar als Wert, als Unwert oder als gleichgültig. Die reine 
Werteinstellung ist nicht von Werturteilen begleitet. Dann han- 
deln wir als unmittelbare ästhetische, ethische u.a. Person und 
als solche häufig sehr subjektiv und willkürlich. 

Wenn wir aber die Werturteile: »Dies ist schön» oder »Dies ist 
gut» aussprechen, ist unser Verhalten nicht mehr rein ästhetisch oder 
ethisch, sondern theoretisch in demselben Sinne, wie wenn wir das 
Urteil »Dies ist Holz» aussprechen. Dann versuchen wir einen be- 
stimmten Sachverhalt, nämlich eine gewisse Werttatsache, zuerkennen. 
\venn wir z. B. das Werturteil »Dieses Gemälde ist schön» oder »Diese 
Landschaft ist reizvol» aussprechen, bringen wir keine subjektiven 
Zustände zum Ausdruck, sondern wir versuchen einen gegenständ- 
lichen Sachverhalt zu erkennen, der im Geinälde oder in der Land- 
schaft selber liegt. Weder der Biologe oder Physiologe, der vitale 
Werte erforscht, noch der Historiker, der Kulturwerte untersucht, 
geht in seiner Forschung in dem Sinne vor, dass er selber die Werte, 
die seinen Untersuchungen als Gegenstand vorliegen, in die von ihm 
behandelten Erscheinungenhineinverlegte, sondern er glaubt 
vielmehr diese Werte in der Wirklichkeit selber aufzufinden. 
Er möchte sich ihnen gegenüber ganz unparteiisch wie zu anderen 
Untersuchungsobjekten verhalten, nur die vorliegenden Erschei- 
nungen feststellen und erklären. Ihm selber als wertender Person 
gefallen nicht immer alle Werte. Vielmehr kann er vollkommen 
»wertblind» sein, um überhaupt viele von diesen zu werten. Dies 
aber hindert ihn nicht, über sie Werturteile auszusprechen, die mit 
dem Anspruch auf Objektivität und Allgemeingültigkeit auftreten, 
die also wahr oder falsch sein können. 

Der Unterschied zwischen Werten und Werterkenntnis ist, ob- 
schon er wesentlich ist, oft nur begrifflich in dem Sinne, dass sie 
im wirklichen Leben so nahe miteinander verknüpft erscheinen, dass 
sie schwer voneinander zu trennen sind. Auf das Werten folgen oft 
— wenn auch nicht immer — ausgesprochene oder stille Werturteile, 
wie auf die Werturteile — allerdings nicht immer — auch ein be- 


RIA J. E. SıL.oMaAA. BXXIIL.ı 


stimmtes Werten folgt. Dies kommt daher, dass Gefühl und Ver- 
stand, welche die »Orzane» dieser Einstellungen sind, fest miteinander 
verknüpft sind. So bestimmt auch oft unser Werten unsere Wert- 
erkenntnis, wenn auch bei weitem nicht immer zu ihrem Vorteil. 
und umgekehrt wirkt unsere Werterkenntnis auf unser Werten. Doch: 
hindert der nahe Zusammenhang zwischen dem Werten und den 
Werturteilen nicht, einen Unterschied zwischen ihnen zu machen. 
Je objektiver wir uns auch auf unsere eigenen Wertungen einzustel- 
len vermögen, desto allgemeingültigere Werterkenntnis kün- 
nen wir zu erreichen hoffen. 

Wenn man vom Standpunkt der Unterscheidung zwischen Wer- 
ten und Werterkenntnis die Werturteile betrachtet, sind die oben 
erwähnten entgegengesetzten Auffassungen von ihnen offenbar mit- 
einander auszugleichen. Denn beide Auffassungen gehen von ganz 
verschiedener Grundlage aus und betrachten die Erscheinungen von 
verschiedenen Gesichtspunkten. Es handelt sich hier also nicht um 
zwei entgegengesetzte, sondern um einander ergänzende Anschau- 
ungen. Denn die einen sprechen vom Werten und die anderen von 
der Werterkenntnis. Unsere unmittelbare Werterfahrung können 
wir auch in urteilsmässige Aussagen kleiden, wie wir unsere unmit- 
telbaren Sinneswahrnehmungen in solche einkleiden. Derartige »Wert- 
urteile» drücken nur auzenblickliche, gelegentliche und unbegründete 
Stellungnahmen des wertenden Subjekts den Werten gegenüber 
aus, und als solche enthalten sie kein eigentliches Erkenntnismoment. 
Meistens erhalten sie auch nur die Form eines Ausrufes: O! Ach: 
usw. Bisweilen können sie auch in der Form eines vollständigen 
Satzes auftreten: »Wie schön ist es hier» »Welch einc edle Tat war es’ 

Solange aber die »Werturteile» nur Kundgebungen augenblick- 
lieber Stellungnahmen des wertenden Subjekts sind — und als 
solche sind sie sehr relativ —, kann von ihnen nicht gesagt werden, 
ob sie wahr oder falsch sind. Sie treten nicht einmal mit dem An- 
spruch der Wahrheit auf. Nur ihrer Satzform, nicht ihrem logischen 
Wesen nach sind sie Urteile. Deshalb können sie auch nach CrocE 
»Wertausdrücke» genannt werden. Auf keinerlei Art führen 


BXXIILn Das Problem der Wahrheit. 85 


sie auf die Erkenntnis über die Wert-Gogenstände selber; ihr Inhalt 
ist nicht mit einer logischen, sondern mit einer gefühlsmässigen oder 
praktischen Tätigkeit verbunden. Es ist offenbar, dass derartige 
Wertausdrücke nicht als Urteile in die Wissenschaft gehören. Darin 
haben CrocE, WEBER und ihre Anhänger recht. Neben ähnlichen 
Aussagen wie: »Es ist dumm, schön, pedantisch, spiessbürgerlich, 
dass — — -— liegen sie ausserhalb der logischen Erkenntnis. Mit 
ihnen kann die Bestimmung wahr oder falsch nicht verbunden wer- 
den. 

Doch derartige Wertausdrücke erschöpfen die Werturteile 
nicht; eigentlich sind sie überhaupt keine Werturteile. Höch- 
stens können sie der Bildung von Werturteilen zugrundeliegen. Sie 
sind nicht Werterkenntnis selber, sondern nur gewisse Tatsachen, 
welche die Werterkenntnis in Betracht ziehen kann. In Bezug auf 
die Werterkenntnis sind die Wertausdrücke ungefähr in dersel- 
ben Lage wie die unmittelbaren Sinnesurteile der physikalischen 
Erkenntnis gegenüber. Auch die Sinnesurteile stehen den verschieden- 
artiesten Irrtümern offen. Wenn die physikalische Erkenntnis ein- 
zig und allein auf sie angewiesen wäre, würde sie niemals so weit 
kommen, dass sie ein physikalisches Gesetz oder eine Ordnung 
erkennen könnte. Sie wäre ewig verdammt, im Chaos zu ver- 
harren. Ebenso begnügt sich unsere Werterkenntnis nicht mit den 
Wertausdrücken, sondern indem sie sich diese teilweise zunutze- 
macht, bemüht sie sich, Ordnung und Gesetzmässiekeit, die in dem 
Reich der Werte herrschen, zu erkennen; sie strebt nach objektiven 
Werten. Das Ziel der Wertphilosophie ist, die in der Welt der Werte 
herrschenden Beziehungen zu erkennen. Und dieses Ziel ist nicht 
mehr mit Wertausdrücken, sondern mit Hilfe logischer Werturteile 
zu erreichen. Soweit die Wertwissenschaften Wissenschaften sein 
wollen, streben sie danach, über die Werte allgemeingültige Urteile 
darzustellen, die von den eigenen Wertausdrücken des Forschers 
ebenso unabhängig wie von denen jedes anderen wertenden Subjekts 
sind. Die Wertausdrücke sind somit von den Werturteilen zu 
trennen. 


86 J. E. SALoOMAaAA. BXXNIILı 


Hier erhebt sich die Frage, wie die allgemeingültigen Wert- 
urteile möglich sind, oder wie die Werturteile Erkenntnisurteile 
sein können. Die Grundlage ihrer Möglichkeit möchte ich in der Tat- 
saehe sehen, dass das Logische sich über alle Gebiete, also auch über 
das Reich der Werte, verbreitet. Ein theoretisches Verhalten ist 
allem Tatsächlichen gegenüber möglich, das überhaupt Beziehungen 
enthält. Dasselbe ist auch im Wertbereich der Fall. Indem wir 
Werturteile darstellen, ist unser Verhalten durchaus kontemplativ, 
theoretisch. Dabei bemühen wir uns, die im Wertbereich geltenden 
Beziehungen aufzufinden, nicht zu werten. Wir geben uns dann nicht 
mehr mit den unmittelbar erlebten Wertentscheidungen zufrieden, 
sondern wir suchen nach der Wahrheit in der Welt der Werte. Wir 
können dabei das Richtige treffen oder uns irren, wie bei jeglicher 
rein betrachtenden Stellungnahme. Samit liegt kein Grund vor, 
die Möglichkeit der Wahrheit auf dem Gebiet der Werte zu leugnen. 
Ebenso wie von den physikalischen, chemischen oder biologischen 
Wahrheiten gesprochen wird, kann auch von ästhetischen, ethischen 
und religiösen Wahrheiten die Rede sein. Das logische Wesen der 
Wahrheiten selber ist in allen diesen Fällen dasselbe. Nur ihr Inhalt 
oder ihr Material wechselt. Bei den Werturteilen sind die Gegen- 
stände des Urteilsaktes die Werte, aber der Urteilsakt selber ist da- 
bei rein logisch. Ebenso wie die Werterkenntnis als eigentliche Er- 
kenntnis aufzufassen ist, sind auch die Werturteile trotz der gegen 
sie angeführten Einwände logische Urteile, die mit dem Anspruch 
auf Wahrheit auftreten können. 

Der logische Charakter der Werturteile ist in geeigneter Weise 
auch dadurch zu erhellen, dass sie ihrer Struktur nach den Existenz- 
urteilen ähnlich sind oder ihnen ähnlich gestaltet werden können. 
Am deutlichsten ist dies der Fall bei Urteilen wie »Das Gemälde ist 


I Fr. BrENTANo, Psychologie 1, S. 281 f. hat schon dargestellt, dass alle 
Werturteile auf die Form der Existenzurteile zurückzuführen sind. Für den 
Urteilscharakter der Werturteile sind in letzter Zeit u.a. G. Vaucnen, Le lan- 
gage affeetif et les jugenents de valeur, Paris 1925 und E. Gosror, La logi- 


que des jugements de valeur, Paris 1027, eingetreten. 


BXXIIIı Das Problem der Wahrheit. 87 


schön» und »Peter ist ein guter Mensch». Sie sind ihrem logischen 
Wesen nach ganz derselben Art wie die Urteile »Das Haus ist gelb- 
lich» oder »Dieser Baum ist eine Birke». Der Unterschied liegt im Prä- 
dikatsbegriff, nicht im logischen Wesen des Urteils. Die genannten 
Werturteile streben danach, einen tatsächlichen Sachverhalt, eine 
Wertbeziehung, zu treffen. Wir haben nicht die Absicht, durch sie 
etwas zu den Gegenständen hinzuzufügen, sondern eine ihrer Eigen- 
schaften festzustellen, oder sie zu bestimmten Werten in Beziehung 
zu stellen. Dann können sie auch ebensogut wahr oder falsch sein, 
wie die Existenzurteile. Denn auch bei den Existenzurteilen liegt 
die Wahrheit nicht im Prädikatsbegriff, sondern in den von ihnen 
angezeigten Beziehungen. Es kann nicht gesagt werden »Das Haus 
ist wahr» oder »Der Baum ist wahr, sondern die Wahrheit ist mit 
der zwischen Subjekt und Prädikat bestehenden Beziehung des Ur- 
teils verbunden. Ganz dasselbe ist bei den in oben erwähnter Form 
vorkommenden Werturteilen der Fall. | 
Verwickelter gestaltet sich die Frage bei den in normativer Form 
auftretenden Werturteilen, bei solchen wie »Du musst so und so 
handeln», »Du sollst ehrlich sein», »Der Soldat soll tapfer sein. Auch 
diese normativen Urteile richten sich gewiss auf irgendwelche gegen- 
ständlichen Wertbeziehungen, wenngleich es nicht in ihrer sprach- 
lichen Form ebenso unmittelbar wie in den oben erwähnten Wert- 
urteilen zum Ausdruck kommt. Sie sind keineswegs, wie gewöhn- 
lich angenommen wird, der Ausdruck rein subjektiven Wünschens, 
Fühlens oder Wollens, so dass sie keinen Anspruch auf Wahrheit 
erheben könnten. Selbstverständlich treten in der Form der norma- 
tiven Urteile auch Wertausdrücke auf, die von den logischen Urteilen 
auszuschliessen sind. Solche Wertausdrücke sind alle rein subjek- 
tiven und willkürlichen Wünsche und Befehle, die keine objektive 
Wertgrundlage haben. Von ihnen aber sind die eigentlichen ethi- 
schen, ästhetischen u.a. normativen Werturteile zu unterscheiden. 
Bei diesen gründet sich das »Sollen» immer auf irgendein »Sein», ohne 
welches es leer und inhaltslos wäre. Bei den ethischen Normen z. B. 
kommt es nicht darauf an, Wünsche, Willensäusserungen und Be- 


88 J. E.SALOMAA. BAXIIL« 
fehle eines wertenden Subjckts anzuführen, sondern man müchte 
durch sie irgendeinem gegenständlichen | Sachverhalt, irgendeiner 
Wertbeziehung, Ausdruck verleihen. Derselben Meinung ist auch 
HUSSERL. »Sagen wir: "Ein Krieger soll tapfer sein’, so heisst das 
nicht, dass wir oder jemand sonst dies wünschen, befehlen oder for- 
dern... ’Ein Kricger soll tapfer sein’, das heisst vielmehr: nur ein 
tapferer Krieger ist ein 'guter’ Krieger, und darin liegt, da die Präli- 
kate gut und schlecht den Umfang des Begriffs Krieger unter sich 
teilen, dass ein nicht tapferer ein schlechter’ Krieger ist.» ! 

So ist auch in den normativen Urteilen ein logisches Urteil zu 
erblicken, das entweder wahr oder falsch sein kann. Dies tritt 
klar hervor, wenn wir an Normen wie »Der Soldat soll ein Feigling 
sein», »Der Mensch soll unehrlich sein» denken. Wenn nicht zwischen 
diesen und den Normen »Der Soldat soll tapfer sein» und »Der Mensch 
soll ehrlich sein» irgendein gegenständlicher Sachverhalt entscheidet, 
verlieren alle unsere ethischen Urteile den Boden und verfallen rein 
subjektiver Willkür. Wenn diese Normen n'chts als Wertausdrücke 
blieben, wären sie keine rechten Normen. Ihre ursprüngliche Grund- 
lage ist nicht Gefühl oder Neigung des Subjekts, sondern eine objek- 
tive Wirklichkeit. 

Ähnlicher Art wie die Werturteile sind ihrem logischen Wesen 
nach alle praktischen Urteile, wie auch die Welt der Werte in wei- 
terem Sinne als Welt der Handlung aufgefasst werden kann. Ur- 
teile wie »Du musst dich an einen Arzt wendem, »Dieses Kleid ıst 
zu kaufen», »Zwischen Pajımäki und Niittylä ist eine Eisenbahn zu 
erbanem und zahlreiche andere derartige Urteile beziehen sich alle 
auf irgendeinen gegenständlichen Sachverhalt, indem sie versuchen, 
bestimmte gegenständliche Beziehungen zu erfassen, wobei sie 
gültig oder ungültig sein können. Sie bemühen sich, irgendeine tat- 
sächliche, oft schr verwickelte Situation zu bestimmen. Um gültig 
zu sein, setzen sie genaue Kenntnis der gegenständlichen Faktoren, 


I Logische Untersuchungen I, S. 41. — Vgl. auch Ideen zu einer reinen 
Phänomenologie 1, S. 290 f. und Max Scheuer, Der Formalismus in der Ethik 
und die materiale \Vertethik, Halle a. d. S. 1021, S. 175. 


BXXIIL: Das Problem der Wahrheit. 89 


welche die Situation bilden, voraus. Auch in diesen Urteilen möchte 
also das urteilende Subjekt zu den Gegenständen nichts hinzufügen, 
sondern versucht nur den in ihnen liegenden Sachverhalt aufzufin- 
den — als solchen, wie er vom Standpunkt der Handlung aus zu 
wissen wichtig ist. Erst indem das Subjekt zur Handlung übergeht, 
nicht während es urteilt, verändert es den Sachverhalt. 

Bezeichnend für den logischen Charakter der Werturteile ist 
weiterhin, dass mit ihnen dieselben logischen Operationen wie mit 
den Existenzurteilen vorgenommen werden können. Sie sind 
auf dieselbe Art wie diese zu begründen, und man kann sie als Prä- 
missen bei Schlüssen verwenden. Z.B. kann von einem Grundwert 
auf einen Mittelwert und von dem Wert irgendeines Gegenstandes 
auf den Unwert seines Gegenteils geschlossen werden. Wer 
einen Gegenstand als Wert anerkennt, kann nicht gleichzeitig behaup- 
ten, dass in derselben Beziehung auch sein Nichtvorhandensein ein 
Wert wäre. Die logischen Gesetze der Urteile gelten also auch in 
Bezug auf die Werturteile. Ebenso sind die Werturteile ihrer Urteils- 
qualität nach den anderen ähnlich: sie sind verneinend, bejahend, 
apodiktisch, problematisch usw. Mit einem Wort gesagt, auf die 
Werturteile und die Werterkenntnis in ihrer Gesamtheit ist alles 
das anzuwenden, was oben über die Urteile und die logische Erkennt- 
nis im allgemeinen gesagt werden ist. 

Mit Vorhergehendem sind wir also zu dem Ergebnis gekommen, 
dass die Werturteile, indem sie sich von den Wertausdrücken unter- 
scheiden, zu den logischen Urteilen gehören und als solche theore- 
tisch sind. Von den übrigen Urteilen unterscheiden sie sich nur auf 
Grund ihres Gegenstandes und nicht ihres logischen Wesens. Durch 
die Bezeichnung »Werturteil» soll ausgedrückt werden, dass Gegen- 
stände dieser Urteile die in der Welt der Werte geltenden Beziehun- 
gen sind, dass sie sich auf die Werte beziehen — und also nicht, dass 
sie selber Werten oder Stellungnahme zu den Werten wären. Die- 
jenigen Wissenschaften, die Werturteile anwenden oder sich auf diese 
gründen, sind deshalb auch nicht — oder brauchen es wenigstens 
nicht zu sein — wertende, sondern theoretische Wissenschaften. Es 


90 eek BXXILı 


besteht keine Veranlassung, die Werturteile von den Wissenschaften 
auszuschliessen, sondern es ist nur darauf zu sehen, dass sie logisch 
begründet und nicht als blosse Wertausdrücke auftreten. 


Nachdem wir gesehen haben, dass das eigentliche Wesen des UTr- 
teils — sowohl des Existenz-, als auch des \Werturteils — darin be- 
steht, dass es einen wirklichen Sachverhalt zu erkennen strebt, und 
dass es wahr oder falsch ist, stösst uns eine neue und für alle Erkennt- 
nis entscheidende Frage auf: Wie können wir die wahren und fal- 
schen Urteile voneinander unterscheiden? Wir haben gesehen, dass 
der Gegenstand des Urteils in dieser Hinsicht bestimmend ist. Doch 
liegt er ausserhalb des Urteils. Es handelt sich also um die Frage. 
wann ein Urteil seinem Gegenstand entspricht. Die Qualität des Ur- 
teils gibt hier keinen Anhalt; denn alle verschiedenen Qualitätsarten 
können gleicherweise für die Wahrheit wie für den Irrtum offen sem. 
Das apolliktische Urteil»Die Sonne muss die Erde umkreisen» ist eben- 
sogut dem Irrtum zugänglich wie das problematische: »Es ist ungewiss, 
ob man einen Winkel in drei Teile zerlegen kann». Das bejahende Ur- 
teil: »Das Perpetuum mobile ist möglich» ist ebensogut ein Irrtum 
wie das verneinende: »Mit dem Luftschiff kann man nicht über den 
Atlantischen Ozean gelangen» usw. Die Qualität macht, wie schon 
bemerkt worden ist, das Urteil für den Irrtum zugänglich. Das Urteil 
selber leistet als solches noch keine. Gewähr dafür, dass es wahr oder 
falsch ist. Es erfordert noch eine Begründung. 

Der Wahrheitsgehalt des Urteils wird somit noch nicht durch das 
Verhalten des erkennenden Subjekts zu ihm entschieden. Denn 
darauf können höchst verschiedenartige, untheoretische Faktoren 
wirksam sein. Ein urteilendes Subjekt kann irgendein Urteil z.B. 
aus deın Grunde für wahr halten, dass es den Sachverhalt so wünscht, 
wie das Urteil ihn darstellt, indem es die Regel stat pro ratione volun- 
tas befolgt. Es liegt klar zu Tage, dass der Wille als solcher keinerlei 
Gewähr dafür bietet, dass ein Urteil wahr wäre. In anderen Fällen 
kann auf das Fürwahrhalten des Urteils ein starkes Gewissheits- 
gefühl wirken. Aber auch dies bürgt nicht für die Wahrheit des 


BXXIIL, Das Problem der Wahrheit. 91 


— mm 02 m nn m nn m mn 


Urteils. Wie oft haben sich Urteile als Irrtümer erwiesen, obgleich 
unser Gefühl eine lebendige Sprache für sie geredet hat! Aber auch 
in vielen Fällen, bei denen rein theoretische Gesichtspunkte für das 
Urteil gesprochen haben, hat es oft falsch sein können. Dieses alles 
jedoch reicht noch nicht aus, alle Urteile als ungewiss oder subjek- 
tiv hinzustellen, sondern legt nahe, den Charakter und die Grundlage 
Ihrer Gewissheit zu untersuchen. 

Hier ist dann leicht festzustellen, dass in der Gewissheit verschie- 
dener Urteile ein deutlicher Unterschied zu bemerken ist. Urteile wie 
»2? +2 =%4, »Der Ton ist von der Farbe unterschiedem, »Es gibt 
keine Eltern ohne Kindem usw. erscheinen uns durchaus gewiss, 
während dagegen die Urteile »Die Welt ist unendlich», »Der Wille 
ist freiv, »Das Grundwesen des Psychischen ist das Wollen» usw. un- 
sicher sind. Es fragt sich hier, ob es ein Kriterium gibt, mit dessen 
Hilfe wir die gewissen Urteile von den ungewissen unterscheiden 
können. Und wie sind die Urteile zu begründen, so dass sie als ge- 
wiss auftreten können? Sind sie überhaupt zu begründen? Diese 
Frage betrifft die Kriterien der Wahrheit. 


III. Die Kriterien der Wahrheit. 


Das Problem der Wahrheit und das Problem ihrer Kriterien sind 
Zweierlei, obgleich sie oft in der philosophischen Literatur mitein- 
ander verwechselt werden. Die absolute Wahrheit bedeutet beispiels- 
weise nicht, dass es auch ein absolutes Kriterium für ihre Erkenntnis 
gäbe. Andererseits bringt das Felllen eines absoluten Kriteriums 
noch nicht die Verneinung der absoluten Wahrheit mit sich. Berde, 
die Wahrheit und ihr Kriteriun, stehen sozusagen auf verschiedenen 
Ebenen. Während die Wahrheit an sich von der Erkenntnis unabhän- 
gig ist, gehört ihr Kriterium ganz und gar In das Bereich der Erkennt- 
nis. Die Kriterien bedeuten diejenigen Hilfsmittel, die uns zur Ver- 
fügung stehen, wenn wir die wahren Urteile von den falschen unter- 
scheiden wollen, wenn wir also klarstellen wollen, ob unsere Urteile 
mit einem wirklichen Sachverhalt übereinstimmen oder nicht. 


92 J. ESALOMAA. BXXAIILı 


Die Wahrheit kann im Bewusstsein nur als Gewissheit er- 
lebt werden. Die Wahrheit ist für uns das, über was wir uns vollkom- 
men gewiss sind. Die Wahrheit an sich können wir nicht unmittel- 
bar erleben, sondern wir erleben sie nur in unserem Bewusstsein, 
wobei sie Gewissheit ist. Wahrheit und Gewissheit aber sind von- 
einander zu unterscheiden. Denn nicht alles, über das wir uns sicher 
sind, ist Wahrheit, und nicht alle Wahrheit erscheint uns als Gewiss- 
heit. Als Problem ergibt sich hier, die Kriterien aufzufinden, welche 
die gegenseitige Beziehung von Wahrheit und Gewissheit erhellen, 
und auf Grund deren entschieden werden kann, ob der Gewissheit 
auch die Wahrheit entspricht. Das Kriterium der Wahrheit gehört 
somit in das Bereich der Gewissheit. Sein Zweck ist, Charakter und 
Quellen der Gewissheit des Erkennens klarzustellen. Diese Frage 
führt uns zunächst auf die Untersuchung des Selbst-Bewusstseins 
und seiner Tatsachen. 


Die Evidenz. 

Das allgemeinste, oft sogar das einzige Kriterium, welches das 
Selbst-Bewusstsein für die Wahrheit aufweisen kann, schen viele 
Denker in der Evidenz. Allerdings ist es schwer, darüber klar zu 
werden, was man unter Evidenz versteht. Denn ihr Begriff bleibt 
meistens unerklärt, oder es wird im allgemeinen nur darauf hinz- 
wiesen, dass das letzte Kriterium der Wahrheit entweder ein selbst- 
evidenter oder ein nicht analysierbarer Begriff ist. Doch wenn man 
(lie Auffassungen von der Evidenz bei verschiedenen Denkern näher 
untersucht, stellt sich bald heraus, dass darunter höchst verschiedene 
Dinge verstanden worden sind und verstanden werden. Oft hat es 
den Anschein, dass immer dann die Evidenz herangezogen wird, wenn 
keine andere Erklärung zur Hand ist. Sie bildet sozusagen den 
letzten Stützpunkt, wenn alle anderen Stützen versagen. 

Von der Evidenz ist schon im Zusammenhang mit der Sinnes- 
wahrnehmung die Rede. Hierbei versteht man unter Evidenz die- 
Jenige unmittelbare Gewissheit, die unseren Sinneswahrnehmungen 
und den ledielich auf diese zurückgehenden Urteilen folgt. Evident 


BXXAIILı Das Problem der Wahrheit. 93 


ist alle unmittelbare Wahrnehniung oder alles sinnlich Gezebene. 
So sprechen wir Urteile wie z. B.: »Dieser Baum ist grün», »Jetzt 
regnet es, »Das Pfeifen des Zuges ist deutlich zu hören» usw. als 
ganz gewiss aus. Wir können nicht einmal diese Urteile näher zu 
. begründen versuchen. Sie sind evident einem jeden, der mit denselben 
Sinnen wie wir ausgestattet ist. 

Die unmittelbare Evidenz der Sinneswahrnehmung enthält kei- 
neswegs ein Kriterium der Wahrheit. Sie gibt uns nur die Gewissheit 
dessen, dass wir eine bestimmte Empfindung haben, die durch 
keinerlei Beweisführungen zu nichte gemacht werden kann. Aber 
sie gibt noch keine Gewissheit über die Wahrheit des Urteils, das 
. wir lediglich auf Grund jener Empfindung bilden. Wenn wir einen 
Stock anselıen, der ins Wasser gestellt worden ist, und er uns ge- 
knickt erscheint, können wir das Urteil bilden: »Der Stock ist im 
Wasser geknickt»; aber hiermit treffen wir nicht die Wahrheit. Un- 
sere Gewissheit erstreckt sich nur darauf, dass der Stock unseren 
Sinnen geknickt erscheint. Dessen sind wir uns unbedingt unmittel- 
bar gewiss. Doch ist diese Gewissheit keine Wahrheit, da es sich um 
eine Sinnestäuschung handelt. Die Sinnesgewissheit kann also eben- 
sogut dem Irrtum wie der Wahrheit offen stehen, so dass sie nicht 
als Wahrheitskriterium fungieren kann. 

Die Evidenz der Sinneswahrnehmung wird meistens nur an- 
gewandt, um den Charakter des eigentlichen Evidenzbegriffs zu 
beleuchten. Von der Evidenz im eigentlichen Sinne des Wortes wird 
nur im Zusammenhang mit der Erkenntnis, die weiter als die Sin- 
neswahrnehmung reicht, geredet. Dann bedeutet die Evidenz, dass 
wir uns der Notwendigkeit irgendeines Sachverhalts unmittelbar 
gewiss sind. Solche mathematischen Urteile wie z. B.:»7 +5 = 12», 
»3xX 4 =12 usw. hält man für evident. Der in diesen Urteilen ent- 
haltenen Wahrheit sind wir auch unmittelbar gewiss. Ebenso sind wir 
uns dessen unmittelbar gewiss, dass an einem Ding dieselbe Eigen- 
schaft in derselben Beziehung nicht bejaht und verneint werden 
kann, oder der Gültigkeit des Gsetzes des Widerspruchs. So wird 
angenommen, dass sich die mathematischen und logischen Gesetze 


94 J. E.ESALOMAA. BXXIILı 


letzten Endes nur auf die Evidenz gründen. Wir sind uns, wie 
angenommen wird, ihrer Gültigkeit unmittelbar gewiss, und wir 
können für diese Gewissheit keinen anderen Grund als die Evidenz 
anführen. 


Oben hat es sich nur um die unmittelbare Evidenz gehandelt, 
wobei also die Gewissheit des Urteils uns sogleich erscheint, wenn wir 
den Gedanken gedacht haben, ohne dass wir dabei anderer Denk- 
akte bedürfen. Ausserdem gibt es noch eine mittelbare Evidenz, 
wobei sich die Gewissheit auf früher vollzogene Denkakte gründet. 
So beziehen sich viele unserer Urteile auf einen Sachverhalt derart, 
dass wir deren Gültigkeit nicht direkt feststellen können. Zum Tei- 
ist dies darauf zurückzuführen, dass ein solcher Sachverhalt keine in] 
nere Notwendigkeit hat, sondern nur die Folge bestimmter Vor- 
aussetzungen ist. Als Beispiel hierfür kann folgendes Urteil erwähnt. 
werden: »Die Summe der Winkel in einem Dreieck ist gleich zwei 
Rechten», das noch nicht aus dem Begriff des Dreiecks als solchem 
hervorgeht, sondern durchaus auf die Voraussetzungen der Euklidi- 
schen Geometrie zurückgeht. Dieses Urteil ist also nur vom Stand- 
punkt der Euklidischen Geometrie aus gültig und als solches 
evident. Die Gewissheit solcher Urteile gründet sich immer darauf, 
dass ihre Voraussetzungen schon früher als gewiss nachgewiesen sind. 
Ihre Evidenz ist also mittelbar. Die mathematische und die logische 
Erkenntnis stützen sich oft auf eine derartige Evidenz. Doch ist 
sie auch der empirischen Erfahrung nicht fremd. Wenn wir z.B. 
einen unbekannten Vogel sehen und gleichzeitig ohne weiteres das 
Urteil aussprechen, dass »er Eier legt», so gründet sich die Gewiss- 
heit dieses Urteils auf die mittelbare Evidenz. Sie stützt sich auf 
zahlreiche frühere Beobachtungen, dass die Vögel Eier legen. Hier- 
aus wird der Schluss gezogen, dass das Eierlegen zum Wesen des 
Vogels gehört, und dass dies auch für den in Frage stehenden un- 
bekannten Vogel zutrifft. 

Was aber ist ihrem Wesen nach die Evidenz, für deren Auftreten 
im Vorhergehenden Beispiele beigebracht worden sind? Und ver- 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 95 
bürgt sie die Wahrheit unserer Erkenntnis? Jede dieser beiden Fragen 
erfordert ihre eigene Erklärung. 

Gewöhnlich wird die Evidenz alsein Gefühl aufgefasst. Die mei- 
sten Denker, die in der Evidenz ein Kriterium der Wahrheit schen, 
sprechen dabei auch vom Evidenzgefühl. So hat FıcHTe die Sache 
aufgefasst.! Derselben Ansicht sind auch u.a. SIGwArT, MÜLLER- 
FREIENFELS und FRISCHEISEN-KÖHLER.? 

Der Einfluss des Gefühls auf die Erkenntnis ist eine Tatsache, 
die nicht geleugnet werden kann. Aber es handelt sich hier darum, 
ob das Gefühl uns die Gewissheit über die Wahrheit gibt, und ob 
man somit das Gefühl als ein Kriterium der Wahrheit ansehen kann. 

Oft haben die Denker ohne weiteres alle gefühlsmässige Erkennt- 
nis nur darum als wertlos abgewiesen, weil sie sich auf das Gefühl 
gründet. Auf diese Weise ist nicht zu verfahren. Die Frage ist ver- 
wickelter. Es ist nicht a prior klar, dass die Gefühlserkenntnis zu 
verwerfen ist. Denn sie ist tief im Wesen des Menschen begründet. 
Ebensogut könnte die Möglichkeit gelten, dass das gefühlsmässige 
Erkennen das einzig gültige Erkennen wäre. Das Gefühlserkennen 
kann noch nicht darum verurteilt werden, weil das Gefühl dabei 
mitspricht. Denn denkbar wäre die Möglichkeit, dass das Gefühl 
tiefere Erkenntnis als der Verstand erreichen könnte. Doch das 
Gefühl als letztes Kriterium der Wahrheit anzunehmen, hindert 
einzig und allein der Umstand, dass das Gefühl uns die Dinge ge- 
wöhnlich nicht objektiv so sehen lässt, wie sie sind. Es blendet 
und hindert am kritischen Denken. Das Gefühl ist unberechenbar. 


1 Siehe A. Liegert, Das Problem der Geltung, S. 171. 

2 Sıcwarr, Logik I, S. 16, 400; II, S. 776 f.; MÜLLER-FREIENFELS,DasDen- 
ken und die Phantasie, Leipzig 1916, S. 292 f. FrıscHEisEn-KÖHLer, der 
nicht selber die Evidenz als Kriterium der Wahrheit anerkennt, fasst ihr Wesen 
als Gefühl. Siehe sein Wissenschaft und Wirklichkeit, Leipzig und Berlin 
1912, S. 119 f. — Was Sıcwarrt anbetrifft, sei bemerkt, dass er früher in die- 
ser Frage etwas unsicher gewesen ist. So gebraucht er in den ersten Auflagen 
seiner Logik noch nicht das Wort Gefühl, sondern stattdessen »unmittelbares 
Bewusstsein der Evidenz», das er in den letzten Auflagen durch das »Gefühl 
der Evidenz» ersetzt hat. 


96 J. E.SALOMAA. BXXIILı 


Besonders auffällig erscheint die Eigenschaft der Gefühle, das Er- 
kennen irrezuführen, in psychopathologischen Fällen.! 

Die Evidenz als Gefühl aufzufassen, heisst eigentlich die Erkennt- 
nis als subjektiv erklären. Denn die Evidenz als Gefühl kann nicht 
ein objektives Kriterium der Wahrheit sein. Sie kann nicht die logi- 
sche Gewissheit der Erkenntnis verbürgen. Das bei der Erkenntnis 
auftretende Gefühl kann nicht von seinen subjektiven Momenten 
befreit werden. Dies geben einige Anhänger der Evidenztheorie 
selber zu. »Dabei muss allerdings», sagt z. B. MÜLLER-FREIENFELS ?, 
»eleich betont werden, dass diese Gefühle der Lösung oder der Rich- 
tigkeit keinerlei Gewähr bieten für eine objektive Lösung, eine 
objektive Richtigkeit. Im Gegenteil, es ist ein ganz subjektives Ge- 
fühl, das oft schon beim ersten Versuch der Verifikation sich in 
Nichts auflöst.» 

Obgleich das Evidenzgefühl nicht ein letztes und sicheres Krite- 
rium der Wahrheit sein kann, ist es doch ein wichtiger Faktor in 
der Erkenntnis der Wahrheit. Es verfolgt und färbt unsere Erkennt- 
nis, Indem es immer dann auftritt, wenn wir irgendeine Tatsache 
erkennen. Wenn wir die Erkenntnis allein vom Standpunkt des 
erkennenden Subjekts betrachten, als inneres Erlebnis des Subjekts, 
können wir in jedem Erlebnis in dem Augenblick, wenn wir es erken- 
nen, ein bestimmtes Bedeutungsgefühl unterscheiden. Be- 
vor dieses Gefühl in unserem Bewusstsein auftritt, können wir nicht 
von einem Verstehen der Sache reden. Dies erscheint am deutlichsten 
in aussergewöhnlichen Situationen. Wir erfahren es z. B. dann, wenn 
wir in eine begeisterte Unterhaltung vertieft sind. Dann hat neben 
uns eine Person auftauchen und uns immer wieder an irgendetwas 
erinnern, ans Telephon oder um etwas Ähnliches bitten können. 
Erst dann, wenn wir schliesslich unsere Aufmerksamkeit der Unter- 
breehung zuwenden, fühlen wir in demselben Augenblick, dass wir 
schon mehrere Male die Aufforderung vernommen, aber nicht aıl- 


! Hierzu erwähnt zahlreiche Beispiele u. a. G. Störrınc, Psychologie des 
menschlichen Gefühlslebens, Bonn 1922, S. 155 f. 
2-4.4.0.,8.9297. 


BXXIIL,„ Das Problem der Wahrheit. 97 


—. u a a a a 


gefasst haben. Sie wird erst dann verstanden, wenn das Bedeutungs- 
gefühl, das mit ihr verbunden ist, bei uns deutlich eintritt. 

Im psychologischen Sinne kann man sagen, dass unsere ganze 
geistige Tätigkeit, von den einfachsten Sinnesfunktionen bis zum ab- 
straktesten Denken, von solchen Bedeutungsgefühlen begleitet ist. 
Ohne diese ist alles Verstehen unmöglich. Auf die Bedeutungs- 
gefühle gründet sich, dass wir uns klar darüber sind, was die ver- 
schiedenartigen Begriffe bedeuten, die wir in Rede und Schrift 
anwenden, obgleich wir selten in der Lage sind, sie genau zu definie- 
ren. Wir meinen z. B., dass wir recht gut wissen, was eine Pflanze 
ist, trotzdem aber geraten wir in Schwierigkeiten, wenn wir die 
Eigenschaften der Pflanze anzugeben haben, sobald wir uns daran 
erinnern, dass es auch fortbewegliche und fleischfressende Pflanzen 
gibt. Man kann wohl sagen, dass wir kaum einen von den Begriffen, 
die wir anwenden, genau definieren können. Die Bedeutungsgefühle 
leiten uns bei ihrem Verständnis. Schon die Dichtung weist diese 
Gefühle als Tatsachen aus. Wenn sie verschwinden, wird der Mensch 
geistig taub und unfähig zu denken. 

Das Gefühl hat somit beim Verstehen von Begriffen und Urteilen 
seine Aufgabe, so dass es, unsere Erkenntnis begleitend, sie uns 
begreiflich macht. Dieser Unıstand hat auch sicher verursacht, dass 
man im Gefühl ein Kriterium der Wahrheit gesehen hat. Dazu kann 
es aber nicht dienen. Das Evidenzgefühl liegt nicht der Bedingung 
zugrunde, die das Urteil zu einer Wahrheit macht. Es ist eine Folge- 
erscheinung, die immer dann sich einstellt, wenn das Subjekt das 
Urteil für wahr hält oder es begreift. Dies geht schon daraus hervor, 
dass das Evidenzgefühl wechseln kann. Vielen Menschen erscheinen 
Dinge als selbstevident, in denen tiefe Widersprüche verborgen sind, 
und andererseits kann vollkommen Klares unklar erscheinen, wenn 
der Zusammenhang der Sache nicht einleuchtet. Wenn ihnen aber 
der wahre Sachverhalt aufgeht, tritt auch das richtige Gefühl ein. 
Auf dieses Gefühl also geht die Wahrheit nicht zurück, sondern es 
folgt der Wahrheit. 

Die Evidenz als Gefühl kann also kein Kriterium der Wahrheit 


7 


98 J. E. SıLoMAA. BXXIIl, 


sein. Sie ist aber nicht notwendigerweise als Gefühl aufzufassen. 
Besonders HusseErt ist entschieden der Auffassung entgegengetreten, 
dass die Evidenz ein Gefühl ist.! Die Evidenz ist auch nach HrvsseErL 
in der Erkenntnisfrage die letzte Autorität. Sie ist »Erkenntnis in 
des Wortes voller Bedeutung. Aus seiner Darstellung geht aller- 
dings nicht hervor, was Evidenz ist. Er begnügt sich mit allgemeinen 
Bemerkungen, dass sie unmittelbares »Erleben» der Wahrheit, klare 
Beleuchtung, ist, die dem Subjekt die Wahrheit zeigt, und die erst 
die Wahrheit zur Erkenntnis macht.? 

Damit die Evidenz einen Inhalt bekommt, ist sie als intel 
lektuell aufzufassen. Die Evidenz ist die klare Erkenntnis des 
auffassenden Subjekts darüber, dass eine Aussage die Wahrheit 
enthält. Sie ist ihrem Wesen nach unmittelbares Erkennen irgend- 
eines bestimmten Sachverhalts, mit dem gleichzeitig auch ein klares 
Bewusstsein dessen verbunden ist, dass das in Frage stehende Urteil 
mit dem Sachverhalt übereinstimmt. Überzeugung und gefühls- 
mässiges Erkennen schliessen sich auch einem derartigen evidenten 
Erkennen an, sind aber nicht dessen Grundlage. Sie sind psycho- 
logische Folgeerscheinungen des Erkennens und geben ihm Farbe 
und Kraft. Aber sie sind weder die Evidenz selber, noch ihre Grund- 
lage. Die Evidenz solcher Urteile wie z.B. »5 +7 =12», »Die rote 
Farbe ist anders als die grüne» liegt nicht in der auf diese Urteile 
folgenden Gefühlsgewissheit, sondern in jenem unmittelbaren intel- 
lektuellen Erkennen, das uns sagt, dass die Urteile notwendigerweise 
wahr sind, dass wir gerade so zu denken haben, dass es nicht anders 
sein kann. 

In diesem Sinne genommen ist die Evidenz zweifellos für uns ein 
psychologisches Kriterium der Wahrheit. Wir sind uns unbedingt 


1 Logische Untersuchungen I, S. 189 f. sagt Husserr: »Evidenz ist kein 
akzessorisches Gefühl... Es ist überhaupt nicht ein psychischer Charakter, der 
sich an jedes beliebige Urteil einer gewissen Klasse (sc. dersog. "wahren’ Urteile) 
einfach anheften liesse.» \gl. auch S. 12 f., 180 f.; II, 2, S. 127. — Ebenso 
fasst A. Meınoxc die Evidenz nicht als Gefühl auf. Siehe z. B. Ueber Möglich- 
keit und Wahrscheinlichkeit, Leipzig 1915, S. 441 f. 

2 4.8: 0., 1,8: 121.212: 8.-2: 


BXXIIL,ı Das Problem der Wahrheit. 99 


der Wahrheiten gewiss, die uns als evident erscheinen. Aber auch 
in dieser Evidenz spricht immer ein subjektives Moment mit, dass 
als solches uns nicht gestattet, sie als unbedingt objektives Krite- 
rium der Wahrheit anzusehen. Denn auch sie steht dem Irrtum offen. 
Oft sind Urteile für unbedingt evident ängesehen worden, die sich 
später als falsch erwiesen haben. Es. hat z.B. eine Zeit gegeben, 
als man sich unbedingt dessen gewiss war, dass die Erde flach 
wäre, dass die Pflanzen- und Tierarten unveränderlich wären usw. 
Im Laufe der Zeit haben sich viele derartige für evident angesehene 
Urteile als unhaltbar erwiesen, und so wird es auch gewiss vielen 
Auffassungen ergehen, die dem Menschen der Gegenwart als selbst- 
evident erscheinen. Auch gibt es vieles, was dem einen als voll- 
kommen evident, dem anderen als nicht evident erscheint. Ohne 
in Betracht zu ziehen, dass z. B. viele mathematische Wahrheiten, 
die für den Mathematiker evident sind, den Laien nicht als solche 
erscheinen, kann auch irgendein Urteil einem auf gleicher Entwick- 
lungsstufe stehenden Individuum als evident erscheinen, einem an- 
deren nicht. Die Fluxionsrechnung war für NEwToN durchaus evi- 
dent, während sie es für BERKELEY nicht war. Das beste Beispiel 
aber bietet die Evidenz selber. Um als letztes und notwendiges 
Kriterium der Wahrheit angesehen werden zu können, müsste die 
Evidenz selber evident sein. Das ist sie aber nicht, wenigstens nicht 
für alle Denker. Die Evidenz ist nicht selber evident. Und als solche 
kann sie nicht ein notwendiges und unbedingtes Kriterium der Wahr- 
heit sein. . 

Früher hat man allgemein die Mathematik und die Logik auf sog. 
»selbstevidente Axiome» gegründet. Hierüber bemerkt NATORP 
mit Recht:! »Dieser Schwierigkeit der letzten Begründung ist, man 
mag die Probleme herumwenden, so viel man will, auf keine Weise 
auszuweichen. Will man sich auf die Evidenz berufen, so scheint 
leider nichts so wenig evident zu sein, wie die letzten Prinzipien, da 


ı Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften, Leipzig und Ber- 
lin 1923, S. 31. | 


100 J. E. SALOoOMAA. BXXIILı 


um nichts soviel Streit ist.» Das Schicksal der Euklidischen Geo- 
metrie und ihrer Axiome im letzten Jahrhundert ist hierfür der best« 
Nachweis. Deshalb haben sich die Axiome in der Logik immermehr 
als unhaltbar erwiesen. Die unmittelbare Evidenz, von der im Zusam- 
menhang mit derartigen Aussagen die Rede ist, ist nur ein Nach- 
weis dafür, dass man sich der verwickelten Beziehungen, die mit ihnen 
verbunden sind, nicht genügend bewusst ist. Viele Sätze sind nur 
so lange evident gewesen, bis sich herausgestellt hat, dass sie, wie 
z. B. die geometrischen Axiome, ungenau oder falsch sind.! 

Aus Obigem geht hervor, dass die Evidenz ein psvchologi- 
sches Kriterium der Wahrheit und als solches nur ein Kriterium ist, 
nicht das einzige und unbedingte Kriterium der Wahrheit. Sie 
erfordert als solche noch objektive Ergänzung und Begründung. 
Um ein ausreichendes Kriterium der Wahrheit sein zu können. 
setzt die Evidenz voraus, dass das Subjekt sich selber und anderen 
vollkommen klarmachen kann, weswegen es von der Wahrheit 
irgendeiner Aussage vollkommen überzeugt ist. Hier reichen also 
nicht allein die Versicherungen aus: »Ich bin dessen ganz sicher, 
»Ich kann es nicht anders denken» usw.; denn hierbei ist auch eine 
Begründung dafür erforderlich, weshalb man sich der Sache sicher 
ist, und warum man sie nicht anders denken kann. Eine solche all- 
gemeine Versicherung kann, wie schon bemerkt worden ist, für einige 
empirische Fakta genügen, die wir vollkommen klar erleben, aber 
nicht mehr z. B. für begriffliche Gedankenentwicklungen, bei denen 
gleichzeitig nachzuweisen ist, dass sie unmöglich anders zu denken 
sind. Wenn wir dazu nicht imstande sind, handelt es sich um Walhır- 
heiten, die entweder über unsere individuelle Erkenntnisfähigkeit 
hinausreichen, oder die alle menschlichen Grenzen umgehen. 


Rickerts»transzendentesSollem. 
Neben oder anstelle der Evidenz sind einige andere Kriterien 
dargestellt worden, mit denen man die Objektivität oder Unbedingt- 
heit der Wahrheit in der Erkenntnis begründen will. 


ı Vgl. O. HöLpder, Die mathematische Methode, Berlin 1924, S. 383 f. 


BXXIIL, Das Problem der Wahrheit. 101 - 


In diesem Sinne stellt RıcKkert als Kriterium der Wahrheit das 
»transzendente Sollen» dar. Er geht davon aus, dass alles Urteilen - 
notwendigerweise geschieht. Wir stellen dabei eine unbedingte For- 
derung fest: entweder bejahen oder verneinen. Aber RıckErr fasst 
dieses Sollen nicht als unmittelbares psychologisches Erlebnis auf, 
sondern es ist ein von uns unabhängiges transzendentes Sollen, das 
ungeachtet dessen, ob es ein urteilendes Subjekt anerkennt oder 
nicht, gilt.! »Jede Leugnung ist ein Urteil, erkennt demnach, so- 
bald sie den Anspruch auf Wahrheit macht, implicite ein transzen- 
dentes Sollen an, und ebenso setzt jeder sinnvolle Zweifel immer 
schon voraus, dass entweder bejaht oder verneint, also unter allen 
Umständen ein Sollen als gültig anerkannt werden soll. Deshalb 
ist die Transzendenz des Sollens als Urteils- 
jenseitigkeit jeder Leugnung wie jedem Zwei- 
fel entzogen und zu den ODE 
Grundlagen alles Erkennens zu rechnen.» ? 

RıcKErTs Analyse, der man gewiss den Scharfsinn nicht abspre- 
chen kann, bestätigt allerdings nicht das, nach dem er strebt. Das 
transzendente Sollen ist eine willkürliche Hypothese und kein Krite- 
rium der Wahrheit. Wenn an seiner Stelle das Wort »Wahrheit» 
gebraucht wird, tritt klar zu Tage, dass durch RıicKErts Analyse 
nur die Unbedingtheit der Wahrheit, aber nicht die Unbedingtheit 
ihres Kriteriums nachgewiesen wird. Seine Beweisführung zeigt 
letzten Endes nur, dass man nicht urteilen kann, ohne gleichzeitig 
die Geltung der allgemeingültigen Wahrheit anzunehmen.? Wenn 
man hierin ein transzendentes Sollen sehen wollte, würde man auf 
einen Pleonasmus kommen: die wahren Urteile sind wahr, weil sie 
wahr sind. Denn die wahren Urteile und die vom Sollen bestimmten 
Urteile sind eine und dieselbe Sache. Das Sollen ist also kein Krite- 
rium, mit dessen Hilfe die wahren und falschen Urteile voneinander 
getrennt verden Könnten. 


! Der Gegenstand der Erkenntnis, S. 205, 208 f. 
? Ebenda, S. 212; vgl. auch S. 189 f., 194 ff., 237 f., 306 f., 346. 
? Siehe Ebenda, S. 266, 268, 378 und System d. Philosophie I, S. 143 ff. 


102 J. E. SALoMmAA. BXXIIL]: 


RicKERT möchte das Sollen von jedem Sein, auch vom Sein im 
Bewusstsein, unabhängig machen. Für ihn ist das Urteilen das 
Erste, und erst dann folgt die Erkenntnis dessen, was ist. Dabei 
dreht er den wirklichen Sachverhalt um. Das Sein ist nach ihm nicht 
vor dem Sollen, sondern das Sollen ist vor dem Sein. Es ist. offenbar, 
dass sich das Sollen bei ihm dann zu einem durchaus abstrakten, 
metaphysischen Begriff herausgebildet hat, dem man schwerlich auch 
nur einen metaphysischen Inhalt zuerteilen kann, geschweigen denn, 
dass es als solches ein Kriterium der Wahrheit sein könnte. 

Das transzendente Sollen gibt daher keine Antwort auf die Frage, 
zu deren Erklärung es aufgestellt worden ist. Es nimmt den sicher- 
sten Teilen aller Erfahrungserkenntnis den Boden. Wenn solches 
unwirkliches und unseiendes Sollen Gegenstand und Massstab 
der Erkenntnis wäre, was würde dann die Erfahrungserkenntnis 
bedeuten? RiICKERT lässt alles Gegebene beiseite, was doch ın 
Bezug auf die Erkenntnis ursprünglich ist. Und was gibt Gewiss- 
heit darüber, welche Erkenntnis sich auf dieses Sollen gründet und 
welche nicht? Wenn das Sollen als Gefühl aufgefasst wird, wie Rık- 
KERT bisweilen zu tun scheint, dann ist es subjektiv, und dann kön- 
nen alle die Einwendungen, die oben gegen das Gefühl als objektives 
Kriterium der Wahrheit vorgebracht worden sind, auch gegen das 
Sollen angeführt werden. Das transzendente Sollen kann somit nicht 
den Anforderungen entsprechen, die an ein objektives Kriterium 
der Wahrheit zu stellen sind.t 


Die Verifikation. 


Die Pragmatisten haben als Kriterium der Wahrheit die Verifika- 
tion dargestellt. Sie gehen davon aus, dass die Wahrheit nur ein 
rein menschliches Produkt ist. Die objektive, vom menschlichen 
Denken unabhängire Wahrheit ist unfassliche »Illusion und Chaos? 


ı Eingehender habe ich Rıckerts transzendentes Sollen in meinem Buch: 
»Nyvkyajan filosofeja», S. 277 ff. behandelt. 
® J. Dewer, Studies in Logical Theory, Chicago 1903, S. 36 ff. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 103 


Nach der Auffassung der Pragmatisten sind die Idealisten seit 
PLATON in den grossen Irrtum verfallen, dass sie die Wahrheit nicht 
als vom Menschen geschaffen angesehen, sondern sie als ewig gel- 
tend, von menschlicher Erkenntnis unabhängig und als solche für 
diese Erkenntnis unbedingt bestimmend aufgefasst haben. 

Obgleich die Pragmatisten die Wahrheit nur als ein Produkt 
unseres Geistes ansehen, trennen sie doch die Wahrheit vom Irrtum, 
die wahren von den falschen Urteilen, eine rechte von einer unrechten 
Handlung. Was die Bestimmung des Kriteriums der Wahrheit anbe- 
trifft, sind sie sich allerdings nicht einig. Sie stellen verschiedene 
Kriterien oder »Verifikationen» dar, während einer dieses, ein anderer 
jenes hervorhebt, und nicht immer anerkennen sie alle die von den 
anderen dargestellten Kriterien. Die allgemeinste Auffassung unter 
ihnen ist wohl diejenige, dass ein Urteil wahr ist, wenn es auf gün-: 
stige Ergebnisse führt, wenn es sich als nützlich erweist. Die 
Wahrheit wird demnach durch ihrepraktischen Wirkungen 
entschieden. Hieraus geht hervor, dass man nach ihrer Auffassung 
nicht von der Wahrheit eines Urteils reden kann, bevor seine 
praktischen Wirkungen sichtbar sind, oder bevor festgestellt wer- 
den kann, ob es nützlich oder schädlich ist.! Da aber die Wirkun- 
gen, die zwischen Wahrheit und Irrtum entscheiden, in vielen Fäl- 
len weit in der Zukunft liegen, und da sie oft nicht einmal erfahren 
werden können, helfen sich die Pragmatisten auf die Art, dass sie 
von Wahrheiten reden, die vauf Kredit» angenommen werden. Hier- 
zu gehören alle diejenigen Wahrheiten, die wir in unserem Leben 
brauchen, bevor ihre Wirkungen festzustellen sind. Zu solchen »auf 
Kredit» angenommenen Wahrheiten gehören z. B., dass Australien 
vorhanden ist, obgleich ich noch nicht dort gewesen bin und es fest- 
gestellt habe, dass morgen wieder ein neuer Tag ist usw. 

Alle Pragmatisten, wie z.B. Dewery, möchten sich nicht den 
extrem subjektiven und relativen Schlüssen, die aus dieser Lehre 
zu ziehen sind, anschliessen. DEewey lehnt die Auffassung ab, dass 


I Siehe DEwey, The Influence of Darwin on Philosophy, New York 1920, 
S. 95. 


104 J. E.SALOMAA. BXXIIL: 


die Wahrheit nur für eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes 
Ziel gültig wäre. Hier kann nicht von »unserer» Wahrheit, sondern 
von der durch Erfahrung und Praxis bestätigten Wahrheit die Rede 
sein. Denn nach DEwEYS Auffassung richtet sich die Erfahrung nicht 
nach den Individuen, sondern die Individuen richten sich nach der 
Erfahrung. Das Individuum ist, wie alles andere auch, nur das, als 
was wir es erfahren. Die praktischen Wirkungen des Urteils in der 
»unmittelbaren Erfahrung und nicht Ziele und Wünsche des Indi- 
viduums sind Kriterien der Wahrheit. Deshalb anerkennt DEwEY 
auch nicht die Annahmıe einiger anderer Pragmatisten, dass auch das 
Gefühl der Befriedigung ein Kriterium der Wahrheit sei. 
Besonders JAMEs kommt häufig darauf zurück, indem er die Wahr- 
heit mit dem Gefühl der Befriedigung identifiziert.! DEewEY dagegen 
sieht in dem Gefühl der Befriedigung nur eine Folgeerscheinung der 
Wahrheit, nicht ihr Kriterium.? 

Ausser von den nützlichen Wirkungen als Kriterium der Wahrheit 
oder von der Verifikation nach vorwärts sprechen die Pragma- 
tisten auch von der Verifikation nach rückwärts. Hierunter 
verstehen sie die Anpassung neuer Wahrheiten an die alten, ebenso 
wie sich die alten an die neuen anzupassen haben. Die neuen Wahr- 
heiten haben, um wahr zu sein, mit dem ganzen organischen Zusam- 
menhang der Erkenntnis in Einklang zu stehen.? Deshalb kann nach 
dieser Auffassung nicht das, was gegen unsere alten Überzeugungen 
spricht, als Wahrheit angesehen werden, bevor es auch diese alten 
Überzeugungen verändert hat. Beispielsweise ist die von KoPER- 
NIKUS aufgestellte Weltordnung nicht »wahm gewesen, bevor sich 
das allgemeine Weltbild entsprechend verändert hatte. 

- Die Auffassung der Pragmatisten von den Kriterien der Wahr- 
heit führt jedoch auf grosse Schwierigkeiten. Ihre Kriterien der Wahr- 
heit, die praktischen und nützlichen Wirkungen, sind schwer, oft 
überhaupt nicht anwendbar. Da sie unter nützlichen Wirkungen 


ı 2.B. Der Wille zum Glauben, Stuttgart 1899, S. 83 ff. 
2 Journal of Philosophy, Bd. V, S. 96. 
3 DEwEyY, Mind, N. F. Bd. XVI, S. 336. 


BXXAXIIL,„ Das Problem der Wahrheit. 105 


nur die vom biologischen Standpunkt nützlichen Wirkungen verste- 
hen, wird das Gebiet der Wahrheiten sehr eng. Auch hierbei ist zu 
fragen, was schliesslich entscheidet, was im biologischen Sinne nütz- 
lich ist, was nicht. Die Entscheidung wird noch dadurch erschwert, 
dass die Wirkungen auch in dem Falle, bei dem sie deutlich 
feststellbar sind, erst in der Zukunft liegen. Eine Wahrheit kann 
also erst zu einer Zeit, wenn sie vielleicht gar keine Wahrheit 
mehr ist, als Wahrheit anerkannt werden. Die Situation, bei wel- 
cher die Ergebnisse einer früheren Erkenntnistätigkeit zu sehen sind, 
kann schon ganz andere Wahrheiten erfordern, als dann festgestellt 
werden. Was »nützt» in diesem Fall vom Standpunkt der Pragma- 
tisten aus überhaupt jene frühere Wahrheit? Sie hat schon vor einer 
neuen weichen müssen, deren Wahrheit wir nicht anders als dadurch 
kennen, dass wir sie »auf Kredit» annehmen. Denn bei der »un- 
mittelbaren Erfahrung können wir niemals im Zusammenhang mit 
dem Akt selber seine Ergebnisse erfahren, die schliesslich seine Wahr- 
heit entscheiden. Ob z. B. irgendeine Massregel, die unsere Gesund- 
heitspflege betrifft, von nützlicher Wirkung ist, können wir erst 
später erfahren, wenn unser Gesundheitszustand schon ein anderer 
geworden sein kann, und wenn jene Massregel nicht mehr nützlich 
ist. Und endlich schliessen die Pragmatisten alle die Urteile von der 
Wahrheit aus, die schädliche Wirkungen haben, die abertrotzdem wahr 
sein können. Wenn als Kriterium der Wahrheit einzig und allein 
die nützlichen Wirkungen angesehen werden, kann dies einen 
Pragmatisten veranlassen, die Lüge in allen den Formen, bei denen 
er sich Nutzen verspricht, für Wahrheit zu halten. Besonders auf 
moralischem Gebiet führt dies auf zweifelhafte Schlüsse. Ein prag- 
matistischer Übeltäter kann z.B. das Verheimlichen seines Verbre- 
chens für »Wahrheit» halten, wenn er dadurch seine Freiheit zu be- 
wahren glaubt. 

Die Wirkungen der Erkenntnistätigkeit, besonders wennessich da- 
bei um verwickeltere Fragen handelt, sind auch oft schwer herauszu- 
stellen. Beispielsweise ist bei vielen ethischen Prinzipienfragen, wie 
bei der Frage der Willensfreiheit, der altruistischen oder egoistischen 


106 J. E. SALOMAA. BNXXAXIIL 


Moral, schwerlich jemals festzustellen, welche Entscheidung nütz- 
lich und somit wahr ist. Ist mir im praktischen Leben besser ge- 
holfen, wenn ich nach der egoistischen oder wenn ich nach der altrui- 
stischen Moral handle? Welche Antwort wir auch auf diese Frage ge- 
ben, die praktischen Wirkungen dieser Entscheidung können wir nicht 
absehen, da auf sie ausser unserer Entscheidung viele andere Fakto- 
ren wirksam gewesen sein können. Dies geben die Pragmatisten 
oft zu, und JAMES gewinnt dadurch eine Grundlage für das »Recht 
auf Glauben», das er angenommen hat, und dessen Gebiet sich bei 
Ihm neben dem Erkennen sehr umfangreich gestaltet. »Unser Wis- 
sen ist ein Tropfen, unser Nicht-Wissen ein Meer» Wc unsere Er- 
kenntnis keiner Lösung fähig ist, beginnt das Gebiet des Glaubens.! 

Aus dem Wahrheitskriterium der Pragmatisten kann — wie sie 
selber zugeben — auch der Schluss gezogen werden, dass nur das 
eine Wahrheit ist, was aufpraktisch nützliche Ergebnisse führt. 
Es ist in Betracht zu ziehen, dass hier alle theoretischen Ergebnisse 
auszuschliessen sind, wie z. B. solche Fälle, bei denen spätere wissen- 
schaftliche Entdeckungen Hypothesen als wahr bestätigen können, 
die wir mit wissenschaftlichen Voraussetzungen gebildet haben. 
Die Pragmatisten sprechen nur von praktischen Wirkungen. DEwETY 
z. B. wird nicht müde, immer wieder zu betonen, dass alle rein theo- 
retischen Fragen und Wahrheiten nichtig sind. Somit kann man nach 
den Pragmatisten überall da, wo praktische Wirkungen weder nach- 
zuweisen, noch zu erwarten sind, auch nicht von der Wahrheit 
reden. Urteile, die nicht von praktischem Nutzen sind, sind nicht 
wahr. Demnach scheiden die Pragmatisten alle diejenigen Urteile 
und Theorien von den Wahrheiten aus, die auf eine oder die andere 
Art mit dem Welträtsel zu tun haben, die uns aber nicht in unserer 
praktischen Tätigkeit weiterhelfen. Erlaubt sind nur die Theorien 
und Urteile, die nützliche Instrumente beim Handeln sind. Nur so- 
lange, wie man »mit ihrer Hilfe arbeiten kann», sind sie wahr. Da- 
gegen sind diejenigen Fragen müssig, deren Lösungen nicht auf 
unsere praktische Tätirkeit wirksam sind. Dann aber, wenn wir 


! Der Wille zum Glauben, S. 56 ff., 98 u.a. 


BXXIIL,: Das Problem der Wahrheit. 107 


die Wahrheit nur nach dem bemessen, was wir mit ihr anfangen kön- 
nen, schliessen wir von Anfang an aus unserem Interessenkreise die 
meisten derjenigen Probleme aus, die das menschliche Denken be- 
schäftigt haben, seitdem es sich seiner selbst bewusst geworden ist. 

Der Wahrheitsbegriff der Pragmatisten rührt von ihrer Auffas- 
sung der »unmittelbaren 'Erfahrung» her, die alle logischen Prinzi- 
pien leugnet und die Erkenntnis nur als Diener des praktischen Le- 
bens auffasst. Zweifellos haben sie darin recht, dass die Erkenntnis 
dem Leben dient. Aber das Leben, dieser beständig wechselnde und 
in vielen verschiedenen Formen auftretende, höchst vieldeutige Be- 
griff, kann nicht als Kriterium der Erkenntnis und der Wahrheit 
angesetzt werden. Die Pragmatisten drehen hier den wirklichen 
Sachverhalt um. Irgendein Urteil kann nicht darum als wahr an- 
gesehen werden, weil es eine Handlung fördert, sondern vielmehr es 
fördert eine Handlung, weil es wahr ist. So steht es mit allen wis- 
senschaftlichen Wahrheiten. Dass das Wasser eine chemische Ver- 
bindung von Wasserstoff und Sauerstoff ist, dass Eisen ein besserer 
Elektrizitätsleiter als Holz ist, dass Kolumbus Amerika entdeckt 
hat, alle diese und zahlreiche andere Auffassungen sind nicht darum 
Wahrheiten, weil sie uns nützlich sind, sondern wir können mit ihrer 
Hilfe darum arbeiten, weil sie wahr sind, weil nachgewiesen worden 
ist, dass sie einem wirklichen Sachverhalt entsprechen. Die Pragma- 
tisten trennen das Denken allzu scharf vom Handeln, indem sie allein 
im Handeln die ursprüngliche und entscheidende Erfahrung erblik- 
ken und das Denken ablehnen. Sie lassen ausser Acht, dass Denken 
und Erfahrung Hand in Hand gehen, dass eine Erfahrung ohne Den- 
ken unmöglich ist. Sie nelımen an, dass das Denken die Entwicklung 
der Wirklichkeit aus dem eigenen Bewusstsein zu bedeuten hat, 
dass es nur mit selbstgemachten, der Wirklichkeit vollkommen frem- 
den Begriffen arbeitet.! Indem sich die Pragmatisten auf einen 
Standpunkt stellen, der das Denken verabscheut und der Praxis 
huldigt, nehmen sie, wie Rieut bemerkt ?, eine »vorwissenschaft- 


ı Siehe Dewey, The Influence of Darwin, S. 172 f. 
2 Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Berlin 1919, S. 212 f. 


108 J. E. SALOMAA. BXXlIllı 


liche, vor-Thalesische Anschauung an. Sie hätten recht, wenn es 
ihnen nur darauf ankäme, Erkenntnis und Wissenschaft dem Leben 
zu nähern. Aber sie vergessen, dass Erkennen und Denken auch zum 
Leben gehören, dass sie eine der höchsten Seiten des geistigen 
Lebens bildet, die ihre eigenen Gesetze befolgt, und die durch nichts 
anderes ersetzt werden kann. Schon ARISTOTELES hat betont, dass 
der Natur des Menschen ein selbständiges Streben nach Erkenntnis, 
ohne irgendwelche Nebenmotive, innewohnt. Diesen reinen »Erkennt- 
nistrieb», welcher der Philosophie und allen reinen Wissenschaften 
überhaupt zugrundeliegt, lassen die Pragmatisten vollkommen ausser 
Acht und kommen auf diese Weise auf ihre Lehre von der Verifika- 
tion als Kriterium der Wahrheit, eine Auffassung, die durchaus un- 
haltbar ist. Deshalb haben wir nach anderen Kriterien zu suchen. 


Die Denknotwendigkeit. 


RicKERT geht bei der Darstellung seines Wahrheitskriteriums 
zweifellos von einer richtigen Voraussetzung aus, wenn er der Mei- 
nung ist, dassunser Urteilen notwendigerweise vorsichgeht. Wir können 
beim Urteilen den Zwang feststellen, auf bestimmte Weise zu denken. 
Doch hat RickeErT den wirklichen Sachverhalt verkannt, indem er 
zu seiner Erklärung das abstrakte transzendente Sollen dargestellt 
hat, das selber der Erklärung bedarf, ohne etwas anderes erklären 
zu können. Ausserdem Ist das transzendente Sollen eine nutzlose 
Annahme. Die Notwendigkeit, der wir bei unserem Urteilen be- 
geenen,kann nicht durch andere Begriffe begründet werden. Sie selber 
enthält ihre eigene Gewissheit. Die Denknotwendigkeit 
ist ihr eigenes Kriterium, das nicht mehr mit Hilfe anderer Kri- 
terien bestätigt werden kann. Auf richtige Weise aufgefasst, enthält. 
sie auch das letzte Kriterium der Wahrheit. 

Die Denknotwendiekeit ist allerdings selber ein vielseitiges 
Problem, das auf verschiedene Art ausgelegt werden kann. Als 
solche bedarf sie einer eingehenden Analyse, damit ihr Charakter 
und ihre Bedeutung bei der Erkenntnis und als Kriterium der 
Wahrheit klargelegt werden können. 


B XXHL, | Das Problem der Wahrheit. 109 


Für das Denknotwendige hat man sichere Kriterien aufstellen 
wollen, um es mit deren Hilfe erkennen und auf diese Weise die 
Wahrheit vom Irrtum unterscheiden zu können. SpENcER ! stellt 
als einsolches de Unmöglichkeit des Gegensatzes 
dar. Hiernach ist alles das denknotwendig, dessen Gegensatz als 
unmöglich anzusehen ist. Da wir z.B. nicht begreifen können, dass 
ein Teil ebenso gross oder grösser als das Ganze wäre, ist mit Denk- 
notwendigkeit zu denken, dass ein Teil kleiner als das Ganze ist. 
Andere Beispiele für eine solche Unmöglichkeit des Gegensatzes 
sind folgende: unmöglich ist anzunehmen, dass ein Ding sein 
eigenes Selbst und noch etwas anderes wäre, dass das Bewusstsein 
gegen seine eigene Natur handeln würde usw. Wenn etwas unmög- 
lich zu begreifen ist, ist sein Gegenteil als denknotwendig anzusehen. 

Doch bei näherer Betrachtung ist dieses Kriterium der Denk- 
notwendigkeit kein logisches, sondern ein psychologisches Krite- 
rium, wie auch die Evidenz, und als solches ist sie nicht mehr 
unbedingt sicher. Die Unmöglichkeit, das Gegenteil aufzufassen, 
ist nicht bei allen Individuen dieselbe. Oft sind auch Dinge als 
denkunmöglich angesehen worden, die später andere Individuen 
als denknotwendig aufgefasst haben. Was heute unmöglich ist, 
kann morgen möglich sein. Es hat eine Zeit gegeben, als 
man beispielsweise für unmöglich hielt, dass ein Ding seine Be- 
wegung fortsetzen könnte, nachdem keine äussere Kraft mehr darauf 
wirkt. Ebenso der Umstand, dass ein Teil ebenso gross wie 
das Ganze wäre, ist keine Denkunmöglichkeit, wenn es sich um 
unendliche Grössen handelt. Auch ist es keine Denkunmöglich- 
keit mehr, dass man durch einen Punkt mehr als eine mit einer 
gegebenen Geraden gleichgerichtete Gerade ziehen kann. Somit 
gibt es Dinge, die früher denkunmöglich waren, es aber nicht 
mehr sind. Die Unmöglichkeit des Begreifens des Gegensatzes 
kann also kein unbedingtes logisches Kriterium der Denknot- 
wendigkeit sein. 


! The Principles of Psychology, 5. ed., $ 420. — \gl. auch VOLKELT, 
Gewissheit und Wahrheit, S. 225. 


110 IE Sao BXNXIIL: 


In enzeem Zusammenhang mit diesem Kriterium steht ein and«- 
res, das man die Unmöglichkeit der Verneinung 
nennen könnte. Hiernach ist das denknotwendig, was nicht verneint 
werden kann, oder dessen Verneinung schon die Existenz des 
Verneinten voraussetzt und somit sich selber aufhebt. Dieses Kri- 
terium liegt der reductio ad absurdum zuzrunde, die in allen Wissen- 
schaften angewandt wird. Sie führt auch auf die Ablehnung selbstwi- 
dersprechender Begriffe und Urteile. Auf Grund dieses Kriteriums 
erweist sich z.B. das Urteil: »Es gibt keine Urteile» als unmöglich, 
da es selber ein Urteil ist. Oben habe ich beispielsweise dasselbe 
Kriterium benutzt, als ich die Unmöglichkeit des Urteils »Es gibt 
keine Wahrheit» nachgewiesen habe, da das Verneinen der Wähır- 
heit schon selber eine Wahrheit voraussetzt. Kurz gesagt, dieses 
Kriterium lässt sich überall da anwenden, wo das Vernemen 
irgendeiner Sache schon dieselbe Sache voraussetzt, wobei es also 
seine eigene Unmöglichkeit beweist und von der Wahrheit des 
bejahenden Urteils überzeugt. 

Dieses Kriterium hat Royce unter dem Namen des »absoluten 
Pragmatismu» entwickelt, den er von dem Pragmatismus, von 
dem oben die Rede war, scharf unterscheidet. Nach Royce gibt 
es Wahrheiten, die wir zwar nicht auf Grund ihrer erfolgreichen 
Tätigkeit als Wahrheiten kennen, sondern deren Gültigkeit sıch 
dadurch erweist, dass sie durch ihre Verneinung schon gleichzeitig 
vorausgesetzt und angewandt werden." 

Die Unmöglichkeit der Verneinung oder das Kriterium. des 
absoluten Pragmatismus ist ein rein logisches Kriterium, das keiner 
anderen Kriterien zu seiner Bestätigung bedarf. Es ist auch sein 
eigenes Kriterium, so dass seine eigene Verneinung nicht möglich 
ist. Hinsichtlich dieses Kriteriums gibt es keine Ausnahme. Doch 
ist sein Betätigungsfeld verhältnismässig klein, so dass es bei 
weitem nicht auf alle Urteile angewandt werden kann. Urteile 
ı J. Royce, Prinzipien der Logik, Encyclopädie der philosophischen Wis- 
senschaften ], Tübingen 1912, S. 122 f. 


BXXIIL:ı Das Problem der Wahrheit. 11 


wie z.B. »5 +7 =12, »Das Eisen ist ein schwererer Stoff als 
Holz» usw. sind nicht mit Hilfe dieses Kriteriums zu bestätigen. 
Es umfasst nicht das ganze Gebiet der Denknotwendigkeit, und 
als solches kann es nicht als ihr erschöpfendes Kriterium angesehen 
werden. 

Um dahinterzukommen, was die Denknotwendigkeit ist, kom- 
men wir auf die Erörterung der Frage, was die allgemeinen’D en k- 
gesetze sind. Denn die Denknotwendigkeit kann auch als 
Befolgen der allgemeinen Denkgesetze definiert werden. | 


In der Geschichte der Philosophie stösst man oft auf die Auf- 
fassung, dass die Denknotwendigkeit einzig und allein in den Ge- 
setzen der IdentitätunddesWiderspruchs hervortritt. 
wobei oft obendrein das eine aus dem anderen abgeleitet wird. 
Nur dort, wo das Denken die Gesetze der Identität und des Wider- 
spruchs befolgt, erreicht es nach dieser Auffassung die Wahrheit. 


Schon PARMENIDES sah im Identitätsgesetz den Zentralnerv 
allen Denkens, doch erst LEısniz hat daraus das Grundgesetz der 
Logik gebildet. Leısnız hat in seinem »Entwurf der Logik» alle 
Urteile auf Identitätsurteile zurückgeführt. Die Axiome, Definitio- 
nen, Postulate und »ursprünglichen Prinzipien» sind »identische 
Aussagen», deren Gegensatz einen Widerspruch enthält. Der 
Identitätsbegriff ist bei ihm das letzte Kriterium der »Vernunft- 
wahrheiteny. Die Bestätigung dieser Wahrheiten ist dasselbe 
wie ihre Analyse, die so weit durchzuführen ist, bis man auf iden- 
tische Aussagen kommt. Wie schon früher bemerkt worden ist, 
nimmt LEıByız neben den »Vernunftwahrheiten» auch noch »Tat- 
sachenwahrheiten» an. Inder Welt der Tatsachen oder in der empi- 
rischen Welt gibt esauch Wahrheiten; aber deren Notwendigkeit ist 
nicht auf das Denken zurückzuführen. Deshalb sind diese Wahr- 
heiten nicht logisch notwendig. Alle notwendigen und endgültigen 
Wahrheiten gründen sich auf das Identitätsgesetz.' 


t Philosophische Werke, Philosophische Bibliothek, Leipzig 1903 —, 
Bd. I, S. 35 f., Bd! Il, S. 443 f. 


112 J. E. SıLvowaa. B XXI: 


An Lzisxniz bLoten sich im I-zten Jaßrtıir ie Wo. Ieıs- 
aLzertiesen. SCHELLINGS Iientitärspiioeerßle url Hesse 
atssluter Meal-mous erürden sich anf das In tz d-r li-rütät. 
Bi beiden 121 diews petz — ıdaem per Wem — das Gran isetz 
der L.zk. Das» ]be ist es auch bei LoTzE. der dern das böctkste 
DL,reuskzes-tz erblickt! Unter den späteren Derkern. weiche die 
enJzultize Wahrheit auf das Id-nritärsgesetz gründen. »ien noch 
CoHen und RıcaL erwähnt. Bei CoBEN Ist die sldentität J-r 
unverbrüchliche Charakter all-s rein (mdäachten. Dieser Wer 
Ist unz-r-tsrbar und unveräuderliche.® RıeaL dagegen sicht im 
Identitätsatz das Grundzetz des \ozischen B-weises, ja sozär 
das Band des kausalen Zusammenhänges.? 

Um beurteilen zu können, welche Bedeutung der Identitäts- 
satz bei der Denknotwendigkeit hat, müssen wir uns klar där- 
über werden, was diewr Satz entiodlt. Das Gesetz der Identität 
wird gewöhnlich in der Form: »A=As oder sJedes Ding ist sıch 
selber gleich» wiederzezeben. Aber der Inhalt dieser Formel des 
Identitätssatzes ist nicht selber identisch in dem Sinne, dass all» 
Denker darunter dasselbe verständen. Das Identitätsgesetz wird 
auf schr verschiedene Art interpretiert. Während einize der Meı- 
nung sind, dass dieser Satz etwas über die Wirklichkeit selber und 
ihren Charakter zum Ausdruck bringt. halten andere ihn hinsicht- 
lich der Wirklichkeit für leer und tautologisch. Ja, es hat 
sogar insofern Inetaphvsische Bedeutung erlanet, als man das 
Wesen des Seienden im mit sich selbst Identischen, also im Un- 
veränderlichen und der Mannigfaltirkeit Entgegengesetzten gese- 
h*n hat. 

Die Aussage »A=A» gehört zu denjenigen, die als selbstver- 
ständlich angesehen, werden müssen. Hierin kann man so weit 
Erlen, dass man mit LoTZE Folgendes zugeben kann: »Wie es 

I Logik, S. 583, 606 f., u.a. 

2 Logik der reinen Erkenntnis, S. 221. 

? Zur Einfuhrung in die Philosophie der Gegenwart, ii 125. 

* Logik, 5. 606. 


"BAXXIILı Das Problem der Wahrheit. 4113 


aber zugehe, wie es gemacht werde, oder aus welchem inwendigen 
Zusammenhange es folge, dass A sich selber gleich sei, wissen wir 
weder, noch wird Jemand glauben, dass eine solche Frage über- 
haupt noch Sinn habe.» Doch wie es auch mit dieser Frage stehen 
mag, ist es jedenfalls ein wichtiges Problem, ob der Identitätssatz 
etwas über das Wesen der Gegenstände selber aussagt. Die Ant- 
wort auf diese Frage wird erleichtert, wenn wir uns vorzustellen 
versuchen, ob eine Wirklichkeit möglich ist, in welcher das Gesetz 
der Identität nicht gilt. Wenn dies nicht der Fall ist, wenn man 
nicht einmal eine Wirklichkeit denken kann, für die das Gesetz 
der Identität keine Gültigkeit hätte, ist dieses Gesetz ein leerer 
und tautologischer ‚Satz. Subjekt und Prädikat würden in ihr 
unbedingt zusammenfallen, indem beide dieselbe Sache zu be- 

deuten hätten. | 
Ich gehe hier nicht auf den metaphysischen Identitätsbe- 
griff ein. Diesen kann ich mit umso gewichtigerem Grunde bei- 
seitelassen, als die Identität nicht notwendigerweise mit dem 
Metaphysischen verbunden ist. Man kann sich wenigstens hypo- 
thetisch denken, dass sich auch die metaphysische Wirklichkeit in 
einem Zustande beständigen Fliessens und Veränderns befindet, 
ohne auch nur einen Augenblick zu verharren. Die Philosophien 
HERAKLITS und BerGsons sind hierfür gute Beispiele. Für die 
von ihnen gelehrte metaphysische Wirklichkeit trifft das Gesetz 
der Identität nicht zu. Aber auch für die Sinnenwelt hat es keine 
Geltung. Sie kennt nichts unbedingt Identisches. Die Erfahrung 
kennt nur mehr oder weniger offensichtliche Annäherungen an 
die Identität. Bei ihr kann nur von Übereinstimmung und Ähn- 
lichkeit, aber nicht von unbedingt Identischem die Rede sein. 
Das einzige Bereich der Wirklichkeit, für das die Identität voll- 
kommen zutrifft, ist das Bereich des Wesens oder der Geltung. 
Hier ist die Identität der Ausdruck des Bestehens, das für 
das Bereich des Wesens charakteristisch ist. Aber hierbei ist von 
der Identität zu sagen, dass sie leer und tautologisch ist. Durch 
sie kann unsere Erkenntnis nicht bereichert werden. Denn durch 
8 


114 J. ESALOoOMAA. BXXIIln 


Urteile wie »Ein Hund ist ein Hund», »Ein Dreieck ist ein Dreicck» 
nimmt unsere Erkenntnis nicht zu. 

Diese Beispiele schon zeigen, dass die absolute Identität nicht 
die Grundlage des Urteils sein kann. Sie kann nicht die Beziehung 
zwischen Subjekt und Prädikat im Urteil bestimmen. Der Identi- 
tätssatz betrifft streng genommen nur Begriffe, Bedeutungen oder, 
mit einem Wort gesagt, Beziehungsganze und nicht Beziehungen, 
wie sie die Urteile repräsentieren. Als solche kann die absolute 
Identität kein wahrheitsbestimmender Faktor sein, wenngleich 
sie eine Bedingung ihrer Erkenntnis ist. Diese Identität ist ein 
Ausdruck jener Beständigkeit und Gleichheit mit sich selber, 
die von den Begriffen verlangt wird, damit diese in den Urteilen 
angewandt werden können; aber sie bestimmt nicht die Beziehung 
dieser Begriffe zueinander. 

Ausser dem Begriff der absoluten Identität benutzt man 
noch für die Wirklichkeit eine andere Identität, die nicht absolut 
ist, und die in Bezug auf die Wirklichkeit nicht vollkommen zu- 
trifft. Eine solche Identität kann auch in Urteilen auftreten 
und die Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat bestimmen. 
Wenn man nur den Begriff der absoluten Identität anwenden 
würde, müssten alle Urteile folgende Form erhalten: »4 ist 4» 
oder »4A ist nıcht-B», aber niemals die Form »4 ist B». Das Urteil 
»A ist B» kann niemals etwas zum Ausdruck bringen, was mit 
mit dem Gesetz der absoluten Identität vollkommen in Einklang 
steht. Ebenso wie unsere ganze Urteilstätigkeit hinsichtlich ihrer 
Glieder Identität voraussetzt, gründet sie sich auf das Umgehen 
absoluter Identität, wenn es sich um die Beziehung ihrer Glieder 
zueinander handelt. Das Erkennen möchte Unterscheidungen und 
Veränderungen herausstellen. Es strebt danach, Verschiedenes zu 
verbinden, was das Aufwerfen wissenschaftlicher Probleme und 
ihre Lösung ermöglicht. 

Das Gesetz der Identität, die nicht absolut ist, hat im logischen 
Denken eine wichtige Bedeutung. Sein Gebrauch ist, wie auch 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit 115 


HÖFFDINnG betont!, die Voraussetzung für zwei zentrale Denk- 
funktionen, nämlich für die Klassifizierung und für den Beweis. 
Ohne Identität würden wir einem vollkommenen Chaos verfallen. 
Auch das Chaos hat eine Bedeutung, und es ist als Gegenteil 
‘der Identität aufzufassen. Vor allen Dingen aber setzt die Klassi- 
fizierung die Identität voraus. So setzt z.B. die Aussage »Das 
Pferd ist ein Säugetiew, d.h. »Alle Pferde sind Säugetiere» 
Identität voraus. Diese Aussage schliesst nämlich ein, dass es 
die Klassen der Säugetiere und der Pferde gibt. In beiden Fällen 
tritt das Prinzip der Identität auf. Aber es bedeutet nicht absolute 
Identität, sondern gestattet verhältnismässig grosse individuelle 
Unterscheidungen zwischen den verschiedenen Individuen beider 
Klassen. Deshalb kann diese Identität entweder als möglichst 
grosse Ähnlichkeit oder als möglichst geringe Verschiedenheit 
definiert werden. Ihr Gegenteil, das Chaos, hingegen kann als 
möglichst geringe Ähnlichkeit oder als möglichst grosse Verschie- 
denheit definiert werden. Diejenigen Wissenschaften, die sich mit 
der Klassifizierung begnügen, halten es für ihre Aufgabe, identische 
Gruppen, Klassen, aufzustellen, und als solche gründen sie sich 
vor allen Dingen auf das Gesetz der Identität. 

Solange sich das Erkennen mit der Klassifizierung zufrieden- 
gibt, versucht es nur einen geordneten Überblick über irgendein 
bestimmtes Gebiet zu geben. Doch ist die Identität auch noch eine 
Voraussetzung für das logische Schliessen und als solche ein Hilfs- 
mittel bei der Erreichung neuer Wahrheiten. Denn die Prämissen 
müssen, damit aus ihnen ein Schluss gezogen werden kann, beide 
identische Begriffe enthalten. 


Bevor ich dazu übergehe, die Stellung des Gesetzes der Identi- 
tät im logischen Denken und seine Beziehung zu anderen Denk- 
gesetzen noch näher zu bestimmen, möchte ich auch auf das Ge- 
setz des Widerspruchs einen Blick werfen. ARISTOTELES 
hat dieses Gesetz als höchstes Denkgesetz angesehen, und zahlreiche 


ı Der Relationsbegriff, S. 30. 


116 J. E. SALOMAA. BXXIIL: 


spätere Denker haben sich ihm hierin angeschlossen. Besonders 
E. v. Hartmann hat nachzuweisen versucht, dass das Gesetz des 
Widerspruchs das Grundgesetz des logischen Denkens ist, und 
dass die übrigen Denkgesetze, das der Identität, des ausgeschlos- 
senen Dritten und des zureichenden Grundes auf das Gesetz des 
Widerspruchs zurückgeführt werden können.! Die Denknotwendig- 
keit ist nach HARTMANN nur formal und als solche nur vom Gesetz 
des Widerspruchs bestimmt. Das Logische kennt nur eine Norm: 
»Widerspruch darf nicht sein». Darin liegt kein inhaltliches Prinzip. 


Hinsichtlich der Auffassung vom Wesen des Gesetzes des Wi- 
derspruchs herrscht eine ähnliche Verwirrung wie über das Gesetz 
der Identität, was schon aus den verschiedenartigen Formeln her- 
vorgeht, in welche sein Inhalt eingekleidet worden ist. Die gewöhn- 
lichste Form, durch welche das Gesetz des Widerspruchs zum 
Ausdruck gebracht wird, ist, dass die Aussagen »4 ist» und »4A ist 
nicht» nicht gleichzeitig gültig sein können, oder dass »ein 
Ding nicht gleichzeitig sein und nicht sein kann». Ebenso 
verwendet man die Formel: »4 ist B und nicht-B». ARISTOTELES 
erläutert den Inhalt dieses Satzes folgendermassen: »Es ist un- 
möglich, dass dasselbe demselben in derselben Beziehung zugleich 
zukomme und nicht zukomme.»2 Anders gesagt: die Aussagen 
»4A ist B» und »4 ist nicht-B» können nicht zugleich wahr sein. 
Wer die Aussage: »4 ist B» anerkennt, muss die Aussage »4 ist 
nicht-B» als Irrtum erklären. KaxT aber gibt sich nicht damit 
zufrieden, dass das Gesetz des Widerspruchs in eine Form gebracht 
ist, die Zeitbestimmungen voraussetzt. Ein junger Mensch kann 
nicht alt sein und ein Ungelehrter nicht gelehrt; aber derselbe 
Mensch kann eınmal Jung und ein auderes Mal alt sein. Er kann 
jetzt ungelehrt sein, aber vielleicht nach Jahrzehnten gelehrt. 
Auf diese Weise können die beiden Aussagen »4 ist Bo» und »4 ist 

I Kategorienlehre, S. 308 f., 324 f.; Philosophie des Unbewussten, 10. 
Aufl., I, S. 272 f., II ‚S. 109. 


2 Vgl. Sıewart, Logik I, S. 192. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 117 


nicht-B» gültig sein. Um das Gesetz des Widerspruchs von den 
Zeitbestimmungen zu befreien, möchte Kaxrt es in folgende Form 
bringen: »Keinem Dinge kommt ein Prädicat zu, welches ihm 
widerspricht.» ! 

Hierzu sei allerdings bemerkt, dass sich Kants Polemik gegen 
den Begriff des Gesetzes des Widerspruchs bei ARISTOTELES auf 
ein Missverständnis gründet. ARISTOTELES’ Definition setzt nicht 
unbedingt eine Abhängigkeit von Zeitbestimmungen voraus. Er 
hat die Zeitbestimmung nur der Klarheit wegen mit in seine Defi- 
nition aufgenommen. Denn die Zeitbestimmung gehört schon zum 
Begriff des Dinges selber, wenn von zeitlichen Dingen die Rede 
ist, wobei allein die Zeitbestimmung überhaupt irgendeine Be- 
deutung hat. Z.B. die Aussage: »Peter ist jung» schliesst schon 
ein, dass derjetzige Peter jung ist, so dass die Zeitbestimmung 
zum Subjekt der Aussage gehört. In der Aussage : »Peter ist nach 
fünfzig Jahren alt» ist das Subjekt schon ein anderes als in der 
vorhergehenden Aussage, und als solche kann diese Aussage nicht 
mit ersterer in Widerspruch stehen. In ArıstoTELEs’ Formel des 
Gesetzes des Widerspruchs handelt es sich um dasselbe Subjekt, 
das schon als solches auch eine Zeitbestimmung voraussetzt. 
In der Tat stehen die Dinge so, dass Kaxts Anffassung ein ganz 
anderer Begriff des Widerspruchs als der des ARISTOTELES ZU- 
grundeliegt. Während ARISTOTELES mit seiner Definition eine 
Regel geben möchte, welche die Beziehung der bejahenden Urteile 
zu den verneinenden bestimmt, ohne sich auf ein einzelnes Urteil 
zu beziehen, betrifft Kants Definition die Beziehung zwischen. 
Subjekt und Prädikat eines und desselben Urteils. Das Gesetz 
des Widerspruchs tritt bei Kant nur als Kennzeichen analytischer 
Sätze auf. Es kann nur auf Subjekte angewandt werden, die zu 
Begriffen umgebildet worden sind, wenn aus diesen die Eigen- 
schaften abgeleitet werden, die schon im Begriff enthalten sind. 
Es leistet keine Hilfe bei synthetischen Urteilen, die nach Ver- 


I Kritik der reinen Vernunft, Reclam, S. 151 f. 


118 J. E.SALOoOMAA. BXXIILı 


mehrung unserer Erkenntnis streben. Kants Gesetz des Wider- 
spruchs setzt schon die Kenntnis dessen voraus, was untereinander 
widersprechend ist und was nicht, und als solches taugt es auch 
nicht, wie Kant selber zugibt, als höchstes Denkgesetz. 

Wenn dem Gesetz des Widerspruchs irgendeine Bedeutung 
zukommen soll, muss cs in der von ARISTOTELES gegebenen Form 
angenommen werden. Sein Hauptinhalt kann vielleicht am kür- 
zesten und präzisesten auf folgende Weise ausgedrückt werden: 
»Bejahung und Verneinung einer und derselben Sache können 
nicht wahr sein» Von zwei Urteilen, die eine und dieselbe Sache 
bejahen und verneinen, muss eines einen Irrtum enthalten. Das 
Gesetz des Widerspruchs steht somit in engem Zusammenhang 
mit dem Problem der Verneinung. Beispiele widersprechender 
Urteile sind folgende: »Die Energie ist zerstörbarr und »Die 
Energie ist unzerstörbar» oder »Die Welt ist begrenzt» und »Die 
Welt ist unbegrenzt», »Der Tisch ist rot» und »Der Tisch ist nicht 
rot». Je zwei zusammengehörige dieser Urteile können nicht zu- 
gleich wahr sein. 

Über die Gültigkeit des Gesetzes des Widerspruchs als logisches 
Gesetz kann keinerlei Zweifel herrschen. Alle Logik hat es anzuer- 
kennen. Es kann nur in Frage stehen, wie weit dieses Gesetz 
angewandt werden kann, welche Stellung es neben den anderen 
Denkgesetzen einnimmt, und ob sich seine Bedeutung allein aufdas 
formale Denken beschränkt, oder ob es auch mit Rücksicht auf 
die Wirklichkeit von Bedeutung ist. 

Die Anwendung des Gesetzes des Widerspruchs ist am «in- 
fachsten in den Fällen, bei denen es sich um die kontradiktorischen 
Gegensätze handelt. Diese schliessen ihrem ganzen Wesen nach 
einander aus, und gleichzeitig bilden sie eine vollständige Disjunk- 
tion und enthalten zusammen das ganze Seiende, mit Rücksicht 
auf das ihre Begriffe zueinander in Beziehung gesetzt werden kön- 
nen. Beispiele solcher kontradiktorischen Gegensätze sind nicht 
allein diejenigen Gegensätze, die einfach durch Verneinen auf- 
gestellt werden, wie »schwarz und »nicht-schwarz», »Tische und 


BXXIN Das Problem der Wahrheit. | 119 


»nicht-Tisch» usw., sondern auch Gegensatzpaare wie z.B. krumm 
und gerade, Ruhe und Bewegung, Leben und Tod usw. Diese 
Gegensätze können nicht mit demselben Ding verbunden werden. 
Von einem Ding, das sich in Bewegung befindet, kann man nicht 
sagen, dass es ruht, von einer geraden Linie nicht, dass sie krumm 
ist. Ausserdem ist mit Rücksicht auf diese Gegensätze noch ein 
anderes logisches Gesetz dargestellt worden, nämlich das Ge- 
setz des ausgeschlossenen Dritten, das besagt, 
dass von zwei kontradiktorisch entgegengesetzten Urteilen eines 
unbedingt wahr ist. Was nicht in Ruhe ist, ist notwendigerweise 
in Bewegung, eine Linie, die.nicht krumm ist, ist gerade usw. 

Doch das Gesetz des Widerspruchs wird nicht allein auf die 
kontradiktorischen, sondern auch auf die konträren Urteile ange- 
wandt. Solche Gegensätze sind z.B. »A ist rund» und »A ist 
viereckig», »A ist ganz schwarz» und »4 ist ganz gelb» usw. Mit 
Rücksicht auf derartige Fälle ist das Gesetz des Widerspruchs 
nicht mehr gleicherweise deutlich wie in Bezug auf die kontra- 
diktorischen Gegensätze. Denn viereckig ist nicht dasselbe wie 
nicht-rund und umgekehrt. Eine Figur, die nicht rund ist, braucht 
noch nicht viereckig zu sein, da sie viele andere Formen annehmen . 
kann: die eines Dreiecks, eines Fünfecks usw. Dies aber hindert 
nicht, dass die Bestimmungen »rund» und »viereckig» einander 
nicht widersprechend wären, wenn sie mit demselben Gegenstande 
und in derselben Beziehung verbunden werden. Zweifellos sind 
zwei verschiedene Behauptungen, wenn sie in derselben Beziehung 
mit demselben Gegenstand verbunden werden, gleicherweise einan- 
der widersprechend wie Bejahung und Verneinung einer und der- 
selben Sache. Wenn jemand behauptet, dass ein Gegenstand vier- 
eckig ist, verneint er schon damit, dass er rund, dreieckig oder 
irgendwie anders geformt wäre. Wenn ich behaupte, dass irgend- 
ein Ding schwarz ist, verneine ich gleichzeitig, dass es rot, grün 
oder von anderer Farbe wäre. In diesem weiteren Sinne genom- 
men, besagt also das Gesetz des Widerspruchs, dass zwei VcT- 


120 J. E.SALOMAA. BXXIIL,; 


schiedene Behauptungen über eine und dieselbe Sache und in einer 
und derselben Beziehung nicht beide gleichzeitig wahr sein können. 


Wie beim Gesetz der.Identität kann man somit auch beim 


Gesetz des Widerspruchs zwei verschiedene Bedeutungen unter- 


scheiden, die als absolut und relativ bezeichnet werden können. 
Beide werden beim Denken angewandt. Das absolute Gesetz des 
Widerspruchs sagt aus, dass Bejahung und Verneinung einer und 
derselben Sache nicht gleichzeitig die Wahrheit enthalten können. 
Dies trifft unbedingt mit Rücksicht auf alles Denken zu. Das 
relative Gesetz des Widerspruchs dagegen besagt, dass zwei ver- 
schiedene Behauptungen nicht zugleich und in derselben Be- 
ziehung gültig sein können. Bei letzterer Form ist die Bestimmung 
»in derselben Beziehung» besonders zu betonen, da diese sie relativ 
macht. Denn alles Verschiedene in Bezug auf einen und den- 
selben Gegenstand ist nicht widersprechend. Obgleich ich z.B. 
nicht »4A ist viereckig» und »4A ist rund» gleichzeitig sagen kann, 
können doch die verschiedenen Urteile »A ist viereckig» und »4 
ist gelb» gleichzeitig wahr sein. Ebenso kann eine Linie, die in 
einer Hinsicht (was die Länge anbetrifft) begrenzt ist, in anderer 
Hinsicht (was die Anzahl der mathematischen Punkte, die sie 
enthält, betrifft) unbegrenzt sein usw. Um das Gesetz des Wider- 
spruchs in letzterer Form anwenden zu können, setzt es schen 
genaue Kenntnis der in Frage stehenden Begriffe und ihrer Bezie- 
hungen zueinander voraus. 

Das Gesetz des Widerspruchs in beiden Formen betrifft die 
Urteile und ihre Beziehungen. Es setzt immer wenigstens zwei 
Glieder voraus und bestimmt deren Beziehung zueinander. In die- 
ser Hinsicht trägt es also eine Eigenschaft, die es zu einem Krite- 
rium der Wahrheit machen könnte. Doch ist hier noch etwas 
anderes In Betracht zu ziehen, was die Frage entscheidet, ob es 
als ein Denkgesetz auftreten kann, mit dessen Hilfe bei der Er- 
kenntnis die Wahrheit vom Irrtum unterschieden werden könnte, 
oder ob es als Kriterium der Wahrheit fungieren kann. Können 


BXXIIIı Das Problem der Wahrheit. 121 


wir mit seiner Hilfe uns klar werden über den wahren Sachverhalt? 
Sagt es etwas Bestimmtes über den Gegenstand aus? 

In gewissem Sinne ist es unbedingt der Fall, dass das Gesetz 
des Widerspruchs mit Rücksicht auf den Gegenstand gültig ist. 
Die Wirklichkeit ist unmöglich als dergestalt vorzustellen, dass 
zwei Behauptungen, von deren Widerspruch wir vollkommen über- 
zeugt sind, gleichzeitig und in derselben Beziehung hinsichtlich 
der Wirklichkeit gültig sein könnten. Die Behauptungen, dass sich 
irgendein Gegenstand in Ruhe und dass er sich in Bewegung 
befindet, können in Bezug auf denselben Gegenstand in derselben 
Beziehung nicht wahr sein. Gewiss können sie beide falsch sein, 
wenn es sich um einen Gegenstand handelt, auf den diese Begriffe 
überhaupt nicht anwendbar sind, aber nicht beide sind in derselben 
Beziehung wahr. Doch gibt das Gesetz des Widerspruchs keines- . 
wegs einen Hinweis darauf, welche der beiden entgegengesetzten 
Behauptungen die Wahrheit enthält und welche nicht, und dieser 
Umstand bewirkt, dass es nicht als ein Denkgesetz angesehen wer- 
den kann, mit dessen Hilfe wir die Wahrheit finden könnten. 
Einzig und allein mit Hilfe des Gesetzes des Widerspruchs kann 
ich beispielsweise nicht die Frage lösen, welche der beiden Aus- 
sagen »Der Tisch ist schwarz» oder »Der Tisch ist nicht schwarz», 
»Die Energie ist zerstörbar» oder »Die Energie ist unzerstörbar» 
gültig ist. Dieses Gesetz sagt über die Wirklichkeit noch garnichts. 
aus. Es bestimmt nur unsere Erkenntnistätigkeit. Seine Aufgabe 
ist nicht, klarzustellen, ob irgendein Urteil wahr ist, sondern nur, 
ob irgendein Urteil deswegen, weil es nicht mit anderen Urteilen 
in Einklang steht, die schon für wahr gehalten werden, abzulehnen 
ist. Die Kraft des Gesetzes des Widerspruchs liegt in der kritischen 
Prüfung und nicht im positiven Aufbau. Deshalb kann es nur 
benutzt werden, um Schwächen einer Argumentation nachzuwei- 
sen, nicht um einen bestimmten Grund zu unterstützen. 

Aus obiger Untersuchung geht auch schon hervor, dass die 
Gresetze der Identität und des Widerspruchs nicht ohne weiteres 
voneinander abgeleitet werden können. Beide sind gleich ur- 


122 J. ESALOMAA. BXXIIL: 


sprünglich, obgleich zwischen ihnen ein fester Zusammenhang 
besteht. Ersteres ist bejahend, letzteres verneinend. Erst beide 
zusammen umschliessen das ganze Denken. Das Denken kann 
als Erkenntnis des Identischen im Verschiedenen aufgefasst wer- 
den. Man könnte auch sagen, dass das Gesetz der Identität der 
Begriffsbildung, das Gesetz des Widerspruchs dem Urteil zugrunde- 
liegt. Das Denken ist in einem bestimmten Sinne Vereinigen und 
Trennen, Synthese und Analyse, Anwendung der Gesetze der 
Identität und des Widerspruchs.! Von der elementarsten Sinnes- 
empfindung bis zum abstraktesten Denken ist dies der Fall. Die 
Empfindung ist schon die Empfindung einer Unterscheidung. Ewig 
Gleiches kann nicht empfunden werden. Wenn auch die Stern 
ewige Sphärenharmonie singen würden, was K. E. v. Baer für 
möglich hielt 2 könnten wir es nicht hören. Der Grundmelodie 
der Welt gegenüber sind wir taub, wie wir es einem ewigen Gewitter 
gercnüber wären. Die ewige Gleichartigkeit der Welt ist für unsere 
Sinne unerreichbar. Wir empfinden nur Veränderungen, Unter- 
scheidungen im Gleichgearteten. Wir können eine Farbe nicht 
einzig für sich allein, sondern nur von den anderen unterschieden 
empfinden. Wir könnten aber nicht blosse Unterscheidungen 
empfinden, wenn es nicht gleichzeitig irgendeinen Zusammenhang 
gäbe, der die Verschiedenheiten zu einer Totalität vereinigte. 

Ebenso bewegt sich unser Denken im Vereinigen und Tren- 
nen. Wir fassen dabei in den Unterscheidungen Ähnlichkeiten 
oder in den Ähnlichkeiten Unterscheidungen auf. Bei unserem 
Denken haben wir also die Gesetze der Identität und des Wider- 
spruchs zu befriedigen. Wir stellen dabei mannigfaltige Einheiten 
und einheitliche Mannigfaltiekeiten auf. Wir zerlegen die Totalität 
in Teilchen und vereinigen die Teilchen zu einer Totalität. 

Die Gesetze der Identität und des Widerspruchs tragen einiger 
alleeın-ine Züge, die mit allem unseren Denken verbunden sind, 
und die also als solche als zum Denken gehörig und als Ausdruck 


I Siehe The Category of Relation, S. 112 ff. 
2 Schriften, ausgew. von R. STOELZLE, S. 148. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 123 


seines Wesens angesehen werden können. Dies aber besagt noch 
nicht, dass sie die höchsten Denkgesetze wären. Als Denkgesetze 
in diesem Sinne sind solche Gesetze aufzufassen, die etwas über 
das Wesen der Dinge selber oder das der Wirklichkeit angeben. 
Dies ist, wie wir gesehen haben, mit Rücksicht auf diese Gesetze 
nicht der Fall. Wenn man sich damit zufriedengäbe, als höchste 
Denkgesetze nur solche allgemeinen Denkgesetze zu bezeichnen, 
die bei allem Denken vertreten sind, dann wäre mit ebenso gutem 
Grunde wie diese als Denkgesetz z. B. auch das Gesetz zu be- 
zeichnen, dass zu einem jeden Urteil Subjekt und Prädikat gehört. 

Über die Gesetze der Identität und des Widerspruchs kann 
gesagt werden, dass alle Wahrheiten mit ihnen übereinstimmen 
müssen. Deshalb sind sie auch als verneinende oder formale Kri- 
terien der Wahrheit bezeichnet worden. Doch obgleich alle Aus- 
sagen, die nicht mit diesen Gesetzen in Einklang stehen, falsch 
sind, reicht dies noch nicht aus, sie zu den einzigen formalen Krite- 
rien der Wahrheit zu erklären. Denn dieselbe Eigenschaft haben 
alle wahren Urteile. Kein wahres Urteil darf mit anderen wahren 
Urteilen in Widerspruch stehen. Mit ebenso gutem Grunde wie 
diese Gesetze könnte man also auch alle wahren Urteile für Kri- 
terien der Wahrheit halten. Als eigentliches Kriterium der Wahr- 
heit kann aber nur ein solches Gesetz auftreten, mit dessen Hilfe 
wir das Wahre vom Falschen trennen können, oder das also bestim- 
men kann, ob unser Urteil hinsichtlich seines Gegenstandes gültig 
ist. Die Gesetze der Identität und des Widerspruchs besagen 
nur, dass von mehreren entgegengesetzten Urteilen nicht alle 
gleichzeitig wahr sein können, aber nicht, welches von ihnen wahr 
und welches falsch ist. Sie enthalten noch nicht das Kriterium 
der Wahrheit im objektiven Sinne. 

Neben den Gesetzen der Identität, des Widerspruchs und des 
ausgeschlossenen Dritten wird als allgemeines Denkgesetz noch 
der Satz vom Grunde angenommen. Über die Bedeu- 
tung von Wesen und Stellung dieses Satzes herrscht noch grös- 
sere Uneinigkeit als über die vorhergehenden Gesetze. Während 


124 J. E.SALOoOMAA. BXXIIı 


einige Denker darin nur ein Gesetz, das neben die anderen Denk- 
gesetze zu stellen ist, erblicken !, halten andere es für das höchste 
Denkgesetz, welches das ganze Denken beherrscht.?2 Daneben gibt 
es Denker, nach denen die Bedeutung des Satzes vom Grunde 
im Denken untergeordnet und geringfügig ist.? 

Die allgemeinste Form, in welcher der Satz vom Grunde 
dargestellt wird, und die von den meisten Denkern anerkannt 
worden ist, tritt schon bei ARISTOTELES auf. Nach ARISTOTELES 
wird durch diesen Satz die Notwendigkeit angegeben, dass »mit 
dem Grunde die Folge notwendigerweise anzunehmen ist, und mit 
der Verneinung der Folge wird auch der Grund verneint». In 
dieser Form ist allerdings der Satz, so unzweifelhaft er auch 
sein mag, sehr wenigsagend. Er gibt nur die allgemeine Denknot- 
wendigkeit an, die den hypothetischen Schlüssen zugrundeliegt. 
Wenn die Aussage A als Grund der Aussage B anerkannt wird, 
so ist mit der Aussage A auch die Aussage B als wahr zuzuge- 
ben oder mit der Aussage B auch die Aussage A zu verneinen. 
Auf einen derartigen formalen Satz vom Grunde stützen sich alle 
die Schlüsse, deren einfachste Form folgendermassen anzusetzen 
ist: »Wenn A=B und B=(C, dann A=(». Doch sagt dieser 
Satz nichts über Wahrheit oder Irrtum der Prämissen selber aus. 
Er bringt nur eine gewisse richtige Weise zu schliessen zum Aus- 
druck, mit deren Hilfe wir neue wahre Urteile aus alten gewinnen. 
Auch können mit seiner Hilfe nicht die wahren Urteile von den 
falschen getrennt werden. Wenn der Satz vom Grunde nur in 
dieser Form aufgefasst werden könnte, wäre er durchaus neben 
die Sätze der Identität und des Widerspruchs zu stellen. Er 
wäre ein rein formales logisches Gesetz, dem keine objektive 
Bedeutung zukäme. 

Schon oben ist gezeigt worden, dass das subjektive Kriterium 

ı 2.B. Wuenxprt, Logik I, S. 557 f. 

2 7.B. SchopEexnuAater, Sämmtliche Werke, Reclam, I, S. 119 £.; II, 
5..302 121: 

® Siehe A. Srir, Denken und Wirklichkeit, Stuttgart 1884, I, S. 360 f. 


BXXIIL,„L Das Problem der Wahrheit. 125 
der Wahrheit in der Evidenz oder Selbstgewissheit besteht. Wahr 
sind für uns diejenigen Urteile, die evident erscheinen. Doch 
reicht die Selbstgewissheit allein noch nicht als objektives Krite- 
rium der Wahrheit aus, da sie dem Irrtum zugänglich ist. Als 
solches bedarf sie zu ihrer Ergänzung noch eines logischen Krite- 
riums. Das logische Kriterium wiederum besteht, wie wir gesehen 
haben, in der Denknotwendigkeit. Zu den Wahrheiten gehören 
nach dieser diejenigen Urteile, welche die allgemeinen Denkgesetze 
befolgen. Solche Gesetze sind schon die Gesetze der Identität und 
des Widerspruchs in dem Sinne, dass alle Urteile, die sich als 
Wahrheiten ausweisen wollen, diese Gesetze zu befolgen haben. 
Doch reichen diese Gesetze nicht aus, Kriterien der Wahrheit zu 
sein. Denn mit ihrer Hilfe können wir noch nicht die wahren Urteile 
von den falschen unterscheiden. Sie machen nur darauf aufmerk- 
sam, in welchem Masse nicht alle diejenigen Urteile, die sich auf 
eine und dieselbe Sache beziehen, wahr sein können. Diesen Ge- 
setzen fehlt die Beziehung zum Gegenstande. Sie sagen nichts 
Sicheres über die Gegenstände des Erkennens aus. 

Was die Stellung des Satzes vom Grunde als allgemeines Denk- 
gesetz und als Kriterium der Wahrheit betrifft, ergibt sich also als 
wichtige Frage, ob dieser Satz auch eine gegenständliche Be- 
deutung hat. Nur in diesem Falle kann er neben den anderen 
Denkgesetzen in eine besondere Stellung erhoben werden. Denn 
der Sinn alles Erkennens ist, etwas über die Gegenstände des 
Erkennens zu ergründen. Die Erkenntnis kann auch als Gesamt- 
summe aller wahren Urteile definiert werden. Nur diejenigen Ur- 
teile gehören zur Erkenntnis, welche eine Wahrheit enthalten, die 
also in Bezug auf ihren Gegenstand gültig sind. Dagegen sind alle 
falschen Urteile aus dem Bereich der Erkenntnis, in des Wortes 
strengster Bedeutung, auszuschliessen. Zur Erkenntnis gehören 
also noch nicht alle Urteile, nicht einmal alle diejenigen, welche 
die Gesetze der Identität und des Widerspruchs befolgen, sondern 
nur diejenigen Urteile, die eine Wahrheit enthalten. Aber die 
Frage, wie im objektiven Sinne die wahren Urteile von den fal- 


126 J. E SALOMAA. BXXIILı 


schen zu unterscheiden sind, ist immer noch offen. Diesmal haben 
wir zunächst die Frage zu erörtern, welche Bedeutung in dieser 
Hinsicht der Satz vom Grunde hat. Ist dieser Satz auch für das 
Erreichen objektiver Erkenntnis von Bedeutung? Und in wel 
chem Masse? 

Für die gegenständliche Bedeutung des Satzes vom Grunde 
und gleichzeitig für seine selbständige Stellung neben den anderen 
Denkgesetzen sind viele Denker eingetreten. Schon LEiBnız, der 
als Erster diesem Gesetz besondere Aufmerksamkeit zugewandt 
hat, hebt seine gegenständliche Bedeutung hervor.! Für die gegen- 
ständliche Bedeutung des Satzes vom Grunde und seine Unter- 
scheidung von den anderen Denkgesetzen tritt LEIBNIZz besonders 
darum ein, weil er darin das Gesetz der »empirischen Wahrheiten» 
erblickt, während dagegen die Gesetze der Identität und des Wi- 
derspruchs Prinzipien der »Vernunftwahrheiten» sind. Dabei bringt 
er den Satz vom Grunde mit dem Kausalgesetz zusammen. Nach 
ihm geht die Wahrheit derjenigen Urteile, die auf empirische Tat- 
sachen gerichtet sind, auf die Wirklichkeit dieser Tatsachen zurück. 
Und die tatsächliche Ursache der Wirklichkeit bedeutet bei ihm 
gleichzeitig zureichenden Grund für unser Urteil. Die Darstellung 
des Grundes eines Urteils ist also dasselbe wie die Erwähnung einer 
wirklichen Ursache. Diese Gedankenentwicklung führt LEIBNIZ 
so weit, dass er schliesslich aus dem Satz vom Grunde ein meta- 
physisches Prinzip macht.? 


! Leisnız, Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie Bd. II, Philo- 
sophische Bibliothek Bd. 108, S. 443, sagt: »Unsere Vernunfterkenntnisse 
beruhen auf zwei grossen Prinzipien: Erstens auf dem des Wider- 
spruchs... Zweitens auf dem des zureichenden Grundes, kraft dessen 
wir annehmen, dass keine Tatsache wahr und existierend, keine Aussage 
richtig sein kann, ohne dass ein zureichender Grund vorliegt, wesshalb es so 
und nicht anders ist, wenngleich diese Gründe in den meisten Fällen uns nicht 
bekannt sein mögen.» 

2 „Bis hierher haben wir nur als einfache Physiker geredet: nun ist es 
Zeit, sich zur Metaphysik zu erheben, indem wir uns des gewaltigen, wenn- 
gleich gemeinhin wenig angewandten Prinzips bedienen, wonach Nichts ohne 


BXXIIL,„ Das Problem der Wahrheit. 127 


Den Satz vom Grunde hat auf bemerkenswerte Art auch 
LoTze entwickelt. Er nennt ihn die »Seele allen Denkens». Nach 
ihm ist Aufgabe dieses Gesetzes, nachzuweisen, wie aus dem 
Zusammenhange zweier Denkinhalte A und B notwendigerweise 
ein dritter Inhalt C hervorgehen muss, und wie dieser notwendiger- 
weise in einer Beziehung zu A zu denken ist. Die Formel des 
Satzes vom Grunde wird nach LoTze durch die Gleichung» A+B=(C» 
wiedergegeben.! Das Prinzip der Identität führt niemals auf etwas 
Neues, da es nur die Vereinigung des Gleichgearteten mit Gleich- 
geartetem ist. Die Bereicherung unserer Erkenntnis wird nur 
durch den Satz vom Grunde ermöglicht. »Die Geltung des 
Satzes vom Grunde ist daher von einer anderen Art als die des 
Prineips der Identität; nennen wir dies letztere denknotwendig 
wegen der Unmöglichkeit seines Gegentheils, so ist der Satz vom 
Grunde vielmehr nur eine dem Denken zweckmässige Voraus- 
setzung, welche in dem Inhalt des Denkbaren eine gegenseitige 
Beziehung annimmt, für deren wirkliches Bestehen der vereinigte 
Eindruck aller Erfahrungen Bürgschaft gibt. = 

Die allgemeinste und grösste Bedeutung hat SCHOPENHAUER 
dem Satz vom Grunde gegeben. Dieser allein stellt bei ihm das 
einzige höchste Denkgescetz dar, das schon die übrigen Denkgesetze 
als einzelne Seiten enthält. Dieses Gesetz leitet unsere ganze | 
Erkenntnis. Er fasst dessen Bereich so weit, dass es alle die not- 
wendigen Beziehungen einschliesst, in denen die Gegenstände der 
Erscheinungswelt zueinander stehen können, einerseits bestimmend 
und andererseits bestimmt. SCHOPENHAUER unterscheidet im gan- 
zen vier allgemeingültige und notwendige Beziehungen, die er als 
»Wurzel» des Satzes vom Grunde bezeichnet. Im Reiche der sinn- 


zureichenden Grund geschieht, d.h. sich nichts ereignet, ohne dass es dem, 
der die Dinge hinlänglich erkennte, möglich wäre, einen Grund anzugeben, 
der genügte, um zu bestimmen, warum es so ist und nicht anders.» LEIBnIz, 
Hauptschriften Il, S. 428; vgl. auch S. 444, 501. 

1 Logik, S. 86 f. 

3 Ebenda, S. 90; vgl. auch S. 118. 


128 J. E. SALOMAA,. BXXIILı 


lichen Anschauung erscheint dieses Gesetz als Kausalität (Werdens- 
grund), im Reiche des Urteils als logische Notwendigkeit (Er- 
kenntnisgrund), auf dem Gebiet der reinen Anschauung als Räum- 
lichkeit und Zeitlichkeit (Seinsgrund) und auf dem Gebiet der 
menschlichen Handlung als Gesetz der Motivation (Handlungs- 
grund).! SCHOPENHAUER gibt sich bei seiner Darstellung nicht 
damit zufrieden, die Gesetzmässigkeit des Denkens und den logischen 
Einheitsgedanken überhaupt zu betonen, sondern er verlegt die 
Hauptbedeutung des Gesetzes in seine verschiedene Anwendung. 
Dabei nimmt er auch unnütz viele »Wurzeln» des Satzes 
vom Grunde an; denn der Seinsgrund ist schon im Erkenntnisgrund 
und der Handlungsgrund im Werdensgrund oder in der Kausalität 
enthalten.? Somit kann es vom Standpunkt SCHOPENHAUERS aus 
nur zwei »Wurzeln» des Satzes vom Grunde geben: der logische 
Grund und die Kausalität. 


Allen diesen und vielen anderen Denkern ist gemeinsam, dass 
sie dem Satz vom Grunde eine viel weitere Bedeutung zumessen, 
als die von ARISTOTELES dargestellte Formel angibt. In dieser 
Hinsicht möchte ich mich den Auffassungen der erwähnten Denker 
anschliessen. Beim Satz vom Grunde sind somit zwei verschie 
dene Bedeutungen zu unterscheiden, eine engere und eine weitere. 
In seiner engeren Bedeutung genommen, ist dieses Prinzıp ein rein 
formales Denkgesetz, das als solches absolut ist, aber nicht auf 
neue Wahrheiten führt. In seiner weiteren Bedeutung strebt es 
danach, auch den Inhalt des Erkennens oder seinen Gegenstand 
zu erfassen, und ist als solches ein Hilfsmittel beim Erreichen der 
Wahrheit und ıhr Kriterium. 

Die allgemeinste Form des Satzes vom Grunde in seiner weite 
ren Bedeutung hat schon Wonrr folgendermassen zum Ausdruck 
gebracht: »Nichts ist ohne den Grund, wesswegen es ist», Der 


! In »Über den Satz vom Grunde» u.a. 
® Vgl. Wunxor, Logik I, S. 559 f.; J. W. A. Hıckson, Vierteljahrsschrift 
für wissensch. Philosophie und Soziologie, Bd. 25, S. 147 f. 


BXXIIL: Das Problem der Wahrheit. 129 


Satz vom Grunde ist der Ausdruck des Zusammenhangs zwischen 
allen Gegenständen des Erkennens. In der Welt der Gegenstände 
steht nichts allein, ohne eine Beziehung zu etwas anderem. Wenn 
wir bei unserer Urteilstätigkeit den Satz vom Grunde befolgen, 
bemühen wir uns, die objektiven Beziehungen der Gegenstände 
zu erfassen. Indem wir bei unseren Urteilen die Dinge nach die- 
sem Gesetze oder dem Grunde und der Folge gemäss verbinden, 
möchten wir die objektiven Beziehungen der Gegenstände des 
Erkennens auffassen. 

Die ganze bisherige Untersuchung hat darauf geführt, dass 
unser Erkennen seinem Wesen gemäss nach etwas Transzenden- 
tem, Objektivem und Gegenständlichem strebt. Nur darin ist die 
vom Erkennen erstrebte Wahrheit zu suchen. Seinem Charakter 
nach möchte unser Denken die Wirklichkeit selber begreifen. Bei- 
spielsweise liegt uns nicht allein daran, subjektive Empfindungen 
zu verbinden, sondern wir möchten gleichzeitig wissen, was die 
Objektive Grundlage dieser Empfindungen ist. Dieses Streben geht 
nicht auf die Sinneserfahrung zurück, die gegeben ist, sondern 
gründet sich auf unser Denken. Das Denken handelt durchaus 
auf Grund der Voraussetzung, dass seine Ergebnisse der Wirklich- 
keit entsprechen, oder dass die Formen des Denkens und die der 
Wirklichkeit miteinander verwandt sind. Schon PARMENIDES hat 
dargestellt, dass die Bedeutung des Erkennens im Erfassen des 
Seins liegt, oder, wie er sagt, dass es »kein Denken ohne Sein gibt». 
Alles Denken ist ein Denken des Seins selber, oder Inhalt und 
Ziel des Denkens ist das Sein. In gewissem Sinne kann man sagen, 
dass sich alle wissenschaftliche Forschung auf die Übereinstim- 
mung von Denken und Sein gründet. Denken und Erkennen 
wären leer, wenn ihnen nicht die Wirklichkeit selber entspräche. 
Wenn z.B. ein Astronom im Voraus Stunde und Umfang einer 
Sonnenfinsternis mathematisch genau berechnet, hätte seine Tä- 
tigkeit keinen Sinn, wenn der vorausgesasten Finsternis nicht ein 
wirklicher Sachverhalt entspräche, der von allen wahrnehmenden 
Subjekten unabhängig ist und in Bezug auf diese alle gleicher- 

9 


130 J. E.SALOMAA. BXXIIL: 


weise gilt. Die durch das Denken des Astronomen erzielten Resul- 
tate setzen bestimmte Ereignisse in der Wirkliclikeit selber 
voraus. Auf demselben Boden baut sich auch die Tätigkeit des 
Historikers auf, wenn er vergangene Ereignisse klarstellen möchte. 
Die Arbeit dieser wie auch anderer Wissenschaftler gründet sich 
auf die Überzeugung, dass durch das Denken gegenständliche und 
objektive Erkenntnis, also Wahrheit, erreichbar ist. So viel und 
so oft wir auch irren können, zeigt doch schon unsere alltägliche 
Erfahrung, dass die Ergebnisse unseres Denkens auch mit den 
Dingen in Einklang stehen können. 

Hiermit habe ich schon die zentrale erkenntnistheoretische 
Frage berührt, welche die Objektivität des Erkennens betrifft, 
und bei deren Lösung Idealismus und Realismus zu allen Zeiten 
auf entgegengesetzte Ergebnisse gekommen sind. Das oben Ge- 
sagte möchte noch nicht unbedingt die Frage zugunsten einer der 
beiden Richtungen lösen. Denn die Annahme, dass Denken und 
Sein in irgendeinem Sinne einander berühren, oder, was dasselbe 
bedeutet, dass unser Erkennen bisweilen die Wahrheit erreicht, 
liegt, in so weitem Sinne genommen, allen philosophischen Auf- 
fassungen zugrunde, auch denjenigen, die diese Voraussetzung 
schroff ablelınen. Das Bestreben aller Philosophie ist, über die 
objektiven Dinge selber nach Erkenntnis zu suchen. Was für ein 
Bild auch jede beliebige Philosophie von der Wirklichkeit ent- 
werfen mag, immer stellt sie es als Erkenntnis der Wirklichkeit 
dar und geht davon aus, dass einige Dinge so aufgefasst werden 
können, wie sie sich in der Wirklichkeit ausnelimen. Kein philo- 
sophischer Standpunkt kann, wenn er konsequent sein will, diese 
Voraussetzung, im weitesten Sinne genommen, leugnen. Dies 
kann der erkenntnistheoretische Idealismus oder Phänomenalisinus 
nicht leugnen; denn auch er glaubt die Wahrheit darzustellen und 
somit einige Gegenstände der Erkenntnis so aufzufassen, wie sie 
in der Wirklichkeit sind. Der Plänomenalismus fordert für sein 
eigenes besonderes Weltbild Walırheitsgehalt. Ebenso glauben 
Positivismus und Pragmatismus, dass ihre Lehren, in gewissem 


BXXIILı Das Problen: der Wahrheit. 131 
Sinne genommen, mit der Wirklichkeit selber in Einklang stehen. 
Diese Auffassungen geben keineswegs zu, dass sie nichts als Pro- 
dukte der Phantasie darstellen, sondern sind wenigstens der Mei- 
nung, dass die Bez’ehung des Erkennens zur Wirklichkeit ganz 
und gar so ist, wie sie sie annehmen. Auf dieselbe Grundlage 
stützt sich sogar der Skeptizismus, der alles Erkennen verneinen 
rnöchte. Denn der konsequente Skeptizisinus gıbt nicht allein die 
Existenz der Wahrheit zu, sondern er glaubt selber wenigstens 
eine Wahrheit gefunden zu haben. Während der Skeptiker sagt, 
dass das Erkennen unmöglich ist, oder dass alles zu bezweifeln 
ist, stellt er doch ein Urteil dar, das mit dem Anspruch auf Wahr- 
heit auftritt. Wenigstens vertraut er dieser einen Wahrheit. Denn 
wenn für ihn wirklich alles dem Zweifel unterstände, könnte er 
nicht einmal das Urteil vorbringen, dass er sich im Zustande, alles 
zu bezweifeln, befindet. Ebenso wie dies den schroffen Skeptizis- 
mus als unmöglich ausweist, ist es auch ein Zeugnis dafür, dass 
kein Denken ohne die Voraussetzung möglich ist, dass das Erken- 
nen in irgendeinem Sinne seinen Gegenstand berührt. 

Zum Wesen des Denkens gehört also als unzertrennlich das Stre- 
ben nach Gegenständlichem. Dies tritt auch in den extremen Fäl- 
len hervor, in denen man alles gegenständliche Erkennen leugnen 
möchte. Das Streben des Denkens nach Gegenständlichem und 
nach Erfassen der Wirklichkeit selber kann also nicht geleugnet 
werden. Man kann nur fragen, wie weit und in welchem Masse 
es diese seine Aufgabe erfüllen kann, oder anders gesagt, wie weit 
die Übereinstimmung zwischen Denken und Sein reicht. Und 
erst bei der Lösung dieser Frage setzt die Trennung der einzelnen 
erkenntnistheoretischen Auffassungen ein. 

Denken und Sein sind nicht, wie HEGEL verfährt, als durchaus ' 
identische Begriffe anzunehmen. Die Bereiche des Denkens und 
Seins fallen nicht vollkommen zusammen, da das Sein auch 
ausserhalb des Denkens gedacht werden kann. Auch die Möglich- 
keit des Irrtums spricht dagegen, dass Denken und Sein vollkom- 
men identisch wären. Die Bereiche des Denkens und Seins ver- 


132 J. E. SALoMAA BXXIIIı 


einen sich somit nur teilweise miteinander. Das Denken erreicht 
nicht die ganze Wirklichkeit und alle ihre Aspekte, sondern nur 
bestimmte Teile der Wirklichkeit, bald mehr, bald weniger. 

Das Denken strebt seinem Wesen gemäss danach, objektive 
Gegenstände, transzendente Wirklichkeit zu erfassen. Aber seine 
Aufgabe ist nicht, einzelne Dinge, sondern ihre Beziehungen zu- 
einander, zu begreifen. Es strebt danach, den Zusammenhang der 
Dinge, ihre Beziehungen zueinander zu erfassen. Dies folgt schon 
daraus, dass das Wesen des Ziels des Denkens, der Wahrheit. in 
Beziehungen besteht. Auch die Urteilstätigkeit gründet sich 
auf Beziehungen. Welche Denktätigkeit wir auch betrachten, 
nichts tritt darin einzig und allein im Vorstellen einer oder mehre- 
rer Vorstellungen oder der von ihnen gemeinten Gegenstände auf, 
sondern im Erkennen der Beziehungen dieser Vorstellungen und 
der Beziehungen der Gegenstände, die sie betreffen. 

Unser ganzes Denken führt auf das Feststellen von Beziehungs- 
zusammenhängen. Nur hierin kann die Denknotwendigkeit auf- 
treten. Obgleich unser Erkennen bisweilen auch auf das Feststellen 
von Einzelerscheinungen führen kann, so hat es damit noch nicht 
seine Aufgabe erfüllt. Sein Ziel hat es erst dann erreicht, wenn es 
diese in einen grösseren Beziehungszusammenhang gestellt und 
somit in eine Totalität eingefügt hat. Beispielsweise hat der Natur- 
wissenschaftler nicht seine Aufgabe durchgeführt, wenn er ifgend- 
eine Naturerscheinung festgestellt hat. Dies ist erst ein Anfangs- 
stadium seiner Untersuchung, die sich bemüht, die Abhängigkeits- 
beziehungen jener Erscheinung von anderen Erscheinungen auf- 
zufinden, ihre Ursachen und Wirkungen oder diejenigen Gesetze 
herauszustellen, denen sie untersteht. Auf welchem Gebiet der 
Erfahrung sich auch das Denken bewegen mag, niemals begnügt 
es sich mit der blossen Feststellung von Tatsachen, sondern bemüht 
sich weiter um das Erkennen ihrer Beziehungen zueinander. Es 
verfährt so immer In dem Sinne, dass es den Beziehungen der 
Dinge selber und nicht der Vorstellungen zueinander begegnet. 
Das Denken möchte entweder den Beziehungszusammenhang ver- 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 133 


schiedener Gegenstände konstatieren oder die Beziehungen von 
Gegenständen niederer Ordnung zu den Gegenständen höherer 
Ordnung nachweisen. Alles Erkennen besteht im Unterbringen 
seiner Gegenstände in irgendeinem Beziehungszusammenhang. 

Wenn wir eine Erscheinung, die Gegenstand unserer Unter- 
suchung ist, X nennen, so bedeutet seine Erklärung das Nach- 
weisen seines Beziehungszusammenhanges mit anderen Erscheinun- 
gen. Dies aber schliesst nicht ein, dass die Erscheinung X selber 
keinen Zusammenhang mit der übrigen Wirklichkeit hätte, so dass 
erst unser Denken diesen Zusammenhang erschaffen müsste. 
Denn wenn sie keinen Zusammenhang mit anderen Erscheinungen 
hätte, wäre ihre Erklärung unmöglich und unnütz. Nichts würde 
das Denken von dieser Erscheinung auf andere überleiten, um die 
Erscheinung mit deren Hilfe zu verstehen. Alles, was man über 
die in Frage stehende Erscheinung erkennen könnte, wäre auf sie 
selber konzentriert. Aber eine solche vollkommen isolierte und 
vereinzelte Erscheinung können wir nirgendwo antreffen. Schon 
der Wandel der Erscheinungen und Dinge zeigt ihre Abhängigkeit 
voneinander. 

Alle Dinge haben daher schon vor dem Denken ihren Zusam- 
mienhang, und seine Aufgrabe ist, jenen Zusammenhang auf- 
zufinden oder zu erkennen. Das Ding in einen Beziehungszusamı- 
menhang einzustellen, wäre andernfalls ganz willkürlich. Es wäre 
einerlei, in welchem Beziehungszusammenhang wir es unterbrin- 
gen würden. Obgleich z.B. die Empfindungen immer nur in Be- 
ziebung zu anderen oder als Glieder in der allgemeinen Einpfin- 
dungsreibe bestimmt werden können, und obgleich die Zahlen- 
werte nur als Glieder in der unendlichen Zahlenreihe aufgefasst 
werden können, muss andererseits doch angenommen werden, dass 
die Wirklichkeit selber die Grundlage desjenigen Umstandes ent- 
hält, dass einer bestimmten Empfindung gerade die und die Sin- 
nesqualität entspricht, und dass irgendeine Entfernung durch 
irgendeine bestimmte Zahl ausgedrückt werden kann. Im Bezie- 
hungsbegriff begegnen einander Denken und Sein, Immanentes 


134 J. E SALOMAA. BXXIILı 


und Transzendentes, Subjektives und Objektives. So weit wie 
das Bereich der Beziehungen sich ausdehnt, fallen Denken und 
Sein zusammen. 

Im Erkennen der Beziehungszusammenhänge erreicht das 
Denken die Wirklichkeit selber. Obgleich der Beziehungszusam- 
menhang, soweit er erkannt ist, immanent ist, bedeutet er doch 
immer einen transzendenten Gegenstand der Erkenntnis. Er wird 
immer in die Wirklichkeit verlegt. Allerdings kann es zwischen 
Vorstellungen, Gefühlen und Trieben auch nur immanente Be- 
ziehungen geben. Aber auch diese Beziehungen sind dann wirk- 
liche Beziehungen, die das Wesen seelischer Erscheinungen dar- 
stellen. Alle Bereiche der Wirklichkeit haben ihre eigenen Be- 
ziehungen, die Gegenstände des Erkennens sind. Aufgabe des 
Erkennens ist, die Beziehungszusammenhänge aufzufassen, und 
ihnen ihren richtigen Platz in der Wirklichkeit anzuweisen. Hier 
haben wir die Grundlage, von der aus man, soweit ich sehe, von 
dem Gegensatz des erkenntnistheoretischen Idealismus und Rea- 
lismus auf ein positives Ergebnis kommen kann, das dem Realis- 
mus näher als dem Idealismus steht.! 

Hier komme ich auf den Satz vom Grunde und die Analyse 
seiner Aufgabe und Stellung beim Denken zurück. Die Gedanken. 
von denen zuletzt die Rede war, haben auch das Wesen dieses 
Satzes schr nahe berührt. Denn ich möchte im Satz vom 
Grunde, im weiteren Sinne, das allgemeinste Gesetz der Denknot- 
wendigkeit erblicken. Dieses Gesetz bringt das Streben unseres 
Denkens nach Erkenntnis gegenständlicher Beziehungen zum Aus- 
druck. Es ist selber, mit einem Wort gesagt, der Ausdruck der 
das Denken leitenden allgemeinsten Beziehung. 

Das logische Denken stützt sich auf den Satz vom Grunde. 
Dieses Prinzip gibt die alleemeine Tatsache an, dass das wissen- 
schaftliche Erkennen, um gültige zu sein, begründetes Erken- 
nen seln muss. Schon PLATON und ARISTOTELES erkannten, dass 


! Diese Frage habe ich in meinem Buch The Category of Relation, S. 


165 ff., näher behandelt. 


BXXIILL Das Problem der Wahrheit. 135 


nicht alles Erkennen Wissenschaft ist. Erst die Begründung macht 
das Erkennen zur Wissenschaft. Schon vor KoPERNIKUS war der 
Gedanke, dass die Erde die Sonne umkreist, hervorgetreten. Aber 
dieser Gedanke war erst ein ahnendes, unsicheres Erkennen, und 
die epochemachende Bedeutung des KoPErNIKus lag darin, dass 
er ihn in eine wissenschaftlich begründete Form gekleidet und 
ihm auf diese Weise zu allgemeiner Anerkennung verholfen hat. 
Begründetes Erkennen ist aber dasselbe wie Erkennen der Gründe 
oder Einfügung der in Frage stehenden Sache in eine Beziehung 
von Grund und Folge. Erst bei diesem Verfahren tritt die Denknot- 
wendigkeit hervor, die das Kriterium der wissenschaftlichen Wahr- 
heit ist. Der Satz vom Grunde ist als solcher das »Organon der 
Wissenschaft», wie SCHOPENHAUER Sagt. Er ist das Prinzip allen 
Verstehens und Erklärens, ohne das keine Wissenschaft arbeiten 
kann. Nur ein Erkennen, welches den Satz vom Grunde befolgt, 
kann objektive Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit erreichen. 

Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit erhalten ihre Erklä- 
rung dadurch, dass die Begründung nicht nur vom Denken ab- 
zuleiten ist, sondern sich auf die Beziehungen der Gegenstände 
selber stützt. Die Begründung bedeutet nicht, dass wir nur Urteile 
zueinander in Beziehung setzen, sondern sie schliesst ein, dass wir 
durch sie einen objektiven Beziehungsinhalt, den ein Urteil angeben 
will, mit anderen objektiven Beziehungsinhalten, die ihrerseits 
ihren Ausdruck in anderen Sätzen erhalten, zusammen in eine 
Einheit zu ordnen versuchen. Die Bedeutung der Begründung 
liegt somit darin, dass wir mit ihrer Hilfe den Beziehungszusam- 
menhang der Gegenstände selber zu erreichen und diesem einen 
wissenschaftlichen Ausdruck zu verleihen versuchen. In diesem 
Sinne kann man sagen, dass in der Begründung das Wesen des 
wissenschaftlichen Denkens hervortritt, und dass der Satz vom 
Grunde das Hauptgesetz des Denkens ist. | 

Dem Satz vom Grunde kann man, wenn sein Wesen in der 
oben dargestellten Art aufgefasst wird, verschiedene Formen geben. 
Er kann z.B. folgende Form annehmen: »Jedem Urteil kommt, 


136 J. EESALOMAA. BXXIILı 


wenn es gültig ist, ein zureichender Grund zu.» Ebenfalls kann er 
durch die Aussagen »Jedes gültige Urteil ist ein begründetes Urteil» 
oder »Ein Denkinhalt stellt sich dadurch als gültig heraus, dass 
er sich auf einen Grund stützt» ausgedrückt werden. Auch kann 
man dieses Gesetz als folgende Norm darstellen: »Jeder Denk- 
inhalt soll sich nach dem Gesetz von Grund und Folge richten.» 
Doch in welcher Form dieses Gesetz auch dargestellt werden mag, das 
Erkennen des Grundes bedeutet immerdas Auffassen der Notwendig- 
keit, warum ein wirklicher Sachverhalt sich so und so gestaltet. 

Die durch den Satz vom Grunde dargestellte Beziehung zwischen 
Grund und Folge ist, obgleich das Denken darin objektive Gegen- 
standszusammenhänge zu erfassen strebt, gewiss auch subjektiv. 
Hieraus geht hervor, dass der Weg, den das logische Denken auf 
der Suche nach Gründen benutzt, nicht unbedingt derselbe ist 
wie der Entwicklungsverlauf der Dinge in der Wirklichkeit. Die- 
jenige Seite, die beim Gegenstande der Erkenntnis der Folge ent- 
spricht, braucht nicht immer eine Wirkung derjenigen Seite zu 
sein, die dem Grunde entspricht. Die Beziehungen können beim 
Gregenstande in ganz entgegengesetzter Ordnung auftreten, als die 
Ordnung von Grund und Folge beim Denken ist. Deshalb darf 
der Erkenntnisgrund nicht mit der Ursache verwechselt werden, 
wie man bis auf LEeıgenız ohne Ausnahme getan hat, wovor aller- 
dings die Denker der Gegenwart beinahe einstimmig gewarnt 
haben.! Die Tätiekeit des Denkens geht mit der Kausalität der 
Dinge nicht immer Schritt für Schritt vor sich. Dies ist z.B. nicht 
der Fall, wenn bei der Induktion aus der Wirkung die Ursache 
abgeleitet wird. Wenn wir nach der Ursache irgendeiner Erschei- 
nung suchen, erkennen wir zugleich, dass die Ursache die Wir- 
kung hervorruft, und nicht umgekehrt, wie der Vorgang des 
Denkens zu schliessen benötigte. Auch das Schliessen vom Grunde 


I Siehe Wunxpr, Logik I, S. 558 f.; Sıswart, Logik I, S. 258 f., 265 f.; 
VoLKELT, Gewissheit und Wahrheit, S. 391. — Doch vertritt Srır, Denken 
und Wirklichkeit I, S. 363 f. die Auffassung, dass die Gesetze des Grundes 
und der Kausalität eine und dieselbe Sache sind. 


BXXIIL, Das Problem der Wahrheit. 137 


auf die Folge macht häufig einen Umweg, der den Dingen fremd 
ist. Aus der Existenz irgendeiner Tatsache ziehen wir z.B. den 
Schluss, dass ein Umstand, der mit dieser in direktem Wider- 
spruch steht, nicht hat eintreten können, oder dass dasjenige, 
was aus dieser Tatsache unbedingt hervorgeht, hat geschehen 
müssen. Doch ist das, was geschehen ist oder nicht, eine objektive 
Tatsache als solche. Wenn unser Denken den Satz vom Grunde 
gebraucht, möchte es nur eine Beziehung für unsere Erkenntnis 
sicherstellen. Wir setzen dann voraus, dass unsere Schlüsse durch- 
aus gültig sind. Wenn aber die Erfahrung sie als nicht zutreffend 
nachweist, haben wir anzunehmen, dass bei der Frage noch un- 
bekannte Faktoren mitspielen. Obgleich also der Weg der Beweis- 
führung nicht immer in allen Einzelfällen der Wirklichkeit ent- 
spricht, tritt ihr Resultat doch in Bezug auf die Wirklich- 
keit mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit auf. Auch sind 
Grund und Folge nicht immer in der Wirklichkeit voneinander 
getrennt. Erst das analytische und synthetische Denken unter- 
scheidet sie voneinander. Aber das Ergebnis des Denkens 
möchte in Bezug auf die Wirklichkeit gültig sein. In diesem Sinne 
stützt sich das Denken, das sich nach dem Satz vom Grunde 
richtet, trotz seiner subjektiven Bestandteile auf die Voraus- 
setzung, dass die logische Gesetzmässigkeit auch in Bezug auf die 
Wirklichkeit zutrifft. 

Ein Denken, das sich - nach dem Satz vom Grunde richtet, 
ist dasselbe wie das Aufsuchen der Gründe für die zu erklärende 
Erscheinung, d.h. das Nachweisen ihres Beziehungszusammen- 
hanges mit anderen Erscheinungen. Dies wiederum geht mit 
Hilfe des Schliessens vor sich. Der Satz vom Grunde ist zunächst 
ein Gesetz des Schliessens. Das Schliessen ist nur unter der Voraus- 
setzung gültig, dass es diesen Satz befolgt. Der Satz vom Grunde 
kann jenachdem, welche Schlussform unser Denken anwendet, 
verschiedene Formulierungen annehmen. Doch gehört die ein- 
gchende Analyse dieser Fragen schon zu den Aufgaben der Logik 
und Methodik, so dass ich sie hier übergehen kann. Hier ist nur 


138 J. E.SıLoMmaAa. BXXII.ı 
noch die allgemeine Frage zu berühren, welche Gültigkeit wir mit 
einem Erkennen, das sich nach dem Satz vom Grunde richtet, 
erreichen können. 

Aufgabe der formalen Logik ist, die Frage zu behandeln. 
welche Formen unser Denken zu befolgen hat, um die absolute 
Wahrheit zu erreichen. Sie kann dann alle verschiedenen An- 
wendungsarten der Gesetze der Identität, des Widerspruchs, des 
ausgeschlossenen Dritten und des Satzes vom Grunde, im enge- 
ren Sinne genommen, darstellen. Aber die formale Logik reicht 
nicht aus, alle Anwendungen des Satzes vom Grunde beim 
Denken klarzustellen. Dieses Prinzip hat eine allgemeinere Be- 
deutung als die übrigen, da es allein mit dem Erkennen der Gegen- 
stände selber zu tun hat. Es ist auch nicht auf ebenso einfache 
Weise wie bei den anderen Denkgesetzen festzustellen, wann dieses 
Gesetz in der Erkenntnis der Wirklichkeit richtig angewandt wor- 
den ist. Wir können es in Schlüssen als allgemeingültig nur dann 
anwenden, wenn wir wahre Urteile als Prämissen zur Verfügung 
haben. Aus diesen können wir mit Hilfe des Satzes vom Grunde 
immer neue Urteile ableiten und auf diese Weise unsere Erkeınnt- 
nis erweitern. Wie aber können wir diese wahren Prämissen :auf- 
finden und ihre Gültigkeit feststellen? Diese Frage ist für das 
philosophische Erkennen und besonders, wenn es sich um die 
Kriterien der Wahrheit handelt, von so entscheidender Bedeutung, 
dass sie nicht übergangen werden kann. 

Der Satz vom Grunde ın seiner allgemeinsten Form besagt. 
dass jedem Urteil sein Grund zukommen muss, wenn es gültig 
sein soll. Wenn dieses Prinzip bei Schlüssen in Anwendung konmt. 
schliesst dies ein, dass die Folgerung, die zu beweisen ist, sich auf 
zwei früher als wahr nachgewiesene Urteile oder Prämissen zu 
stützen hat. Die Prämissen aber sind Urteile, die ihre eigenen 
Prämissen voraussetzen. Weiterhin erfordern die »Prämissen der 
Prämissen» ihrerseits andere, fernerliegende Prämissen usw. bis 
ins Unendliche. Wie ist der Weg aus dieser unbegrenzten und 
unendlichen Reihe der Prämissen herauszufinden? Gibt es eine 


BXXIIIı Das Problem der Wahrheit. ‚139 


unendliche Reihe von Prämissen, die nicht vollkommen zu errei- 
chen ist, und der man sich nur dadurch entziehen kann, indem 
man sich in medias res wirft und einige Prämissen unbegründet 
annimmt? Dies kann man entweder unter der Voraussetzung tun, 
dass man als Ausgangspunkt Prämissen annimmt, die nicht gegen- 
ständliche Wahrheiten sind, oder dass man Haltestellen des Den- 
kens, Urteile, die ohne Begründung als gültig angesehen werden, 
annimmt. Beide Verfahren sind in der Philosophie oft in Anwen- 
dung gekommen. Doch ergibt sich ausserdem die Frage, ob es 
kein anderes Verfahren gibt, auf richtige Prämissen zu kommen, 
und sich der unendlichen Reihe der Gründe, auf die der Satz 
vom Grunde zu führen scheint, zu entziehen. 


IV. Die induktive Methode. 


Die Wissenschaften der Gegenwart arbeiten mit Hilfe der 
induktiven Methode auf richtige Prämissen hin. Die rasche 
Entwicklung der Wissenschaften in der Neuzeit ist das Verdienst 
der Induktion. Gleichzeitig hat sie sich auch selber entwickelt. 
Immer noch wird ihr Wesen auf recht verschiedene Weise auf- 
gefasst. 

Unter dem Einfluss ARISTOTELES’ und Bacons ist die Induk- 
tion häufig auf die Art definiert worden, dass sie vom Einzelnen 
auf das Allgemeine führt. Viele Denker und Naturforscher er- 
blicken heutzutage noch in dieser Eigenschaft das Wesen der 
Induktion. Nach dieser Auffassung könnte die Induktion durch 
folgende Formel ausgedrückt werden: »S’ ist P, S? ist P, 8 ist 
P..,.also sind ale S=P.» Wenn aber diese Formel schon das 
Wesen der Induktion ausdrücken würde, wäre sie als Forschungs- 
methode so gut wie nichtig und wertlos. Die Wissenschaften, die 
sich auf sie stützen, würden dann auch einen grossen Teil ihrer 
Bedeutung einbüssen. Auf Grund dieser Auffassung ist auch die 
Geringschätzung zu verstehen, die viele Denker und Forscher der 
induktiven Methode gegenüber an den Tag geleert haben. Leicht 


140 J. E.SALOoOMAA. BXXIILı 


ist die Schwäche der Resultate, die mit Hilfe dieser Methode 
erzielt worden sind, nachzuweisen. Mit Hilfe einer solchen Induk- 
tion könnten z.B. Schlüsse folgender Art gezogen werden: »Dieses 
Ding ist ein Haus, jenes Ding ist ein Haus usw., also sind alle 
Dinge Häuser. Der bekannte Mathematiker Kummer hat die 
Schwäche des induktiven Verfahrens mit folgendem Schluss nach- 
weisen wollen: »60 ist durch 1 teilbar, 60 ist durch 2 teilbar, 60 
ist durch 3 teilbar, 60 ist durch 4 teilbar, 60 ist durch 5 teilbar, 
60 ist durch 6 teilbar, also ist 60 durch alle Zahlen teilbar.» 

Doch mit diesem allen ist noch nicht das Wesen der Induktion 
selber getroffen. Die oben dargestellte Weise zu schliessen be- 
leuchtet höchstens die formale Aussenseite des induktiven Ver- 
fahrens und nicht seinen inneren Charakter. Die Induktion besteht 
nicht im blossen Ableiten des Allgemeinen vom Besonderen. So- 
lange sich die Induktion damit begnügt, kritiklos Einzelfälle wahr- 
zunehmen, und mit Hilfe der Abstraktion aus diesen allgemeine 
Schlüsse zu ziehen, wird durch dieses Verfahren nicht in bedeu- 
tendem Masse Neues erreicht. Es ist nämlich in Betracht zu 
ziehen, dass zahlreiche andere, in die gleiche Gruppe gehörige 
Einzelfälle existieren können, auf die bei der induktiven Schluss- 
folgerung keine Rücksicht genomnien worden ist. Denn nicht 
alle diese Einzelfälle können entweder ihrer allzu grossen Anzahl 
oder auch deswegen, weil sie in der Vergangenheit oder in der 
Zukunft liegen, untersucht werden. Die Induktion, die sich auf 
eine grössere oder geringere Anzahl von Einzelfällen gründet, ist 
Immer unsicher. Diesem Umstand wird nicht dadurch geholfen, dass 
ein Unterschied zwischen vollständiger und unvollständiger Induk- 
tion gemacht wird. Denn die sog. vollständige Induktion ist 
eemeimhin unmöglich, und auch dort, wo sie verwirklicht werden 
kann, ist sie schon unnütz, da sie auf kein neues Ergebnis führt, 
das bereits vor Ihr nicht bekannt wäre. 

Die vollständige Induktion ist nicht die Methode der Wissen- 
schaft. Wenn sie ein Ideal der Wissenschaft wäre, könnten dort 
niemals sichere Urteile aufgestellt werden. Nicht einmal Urteile 


En nn nn 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 141 


wie z.B. »Die Menschen sind sterblichy, »Auf die Nacht folgt 
der Tag», »Eisen ist ein besserer Wärmeleiter als Holz» usw. könn- 
ten als allgemeingültig dargestellt werden, da niemals alle die von 
diesen Urteilen gemeinten Einzelfälle untersucht werden können. 
Deshalb muss sich die Wissenschaft auf die unvollständige Induk- 
tion stützen. Doch wird ihr Charakter verkannt, wenn ihre Re- 
sultate immer als unsicher bezeichnet werden. Vielmehr treten 
die obengenannten und zahlreiche andere Urteile, die sich auf 
eine unvollständige Induktion gründen, durchaus mit dem An- 
spruch auf Allgemeingültigkeit und Notwendigkeit auf. : Deshalb 
besteht das Wesen der Induktion in etwas anderem als im Abstra- 
hieren des Allgemeinen aus dem Einzelnen zu suchen. | 

Das eigentliche Wesen der Induktion bestelit in der genauen | 
Analyse eines oder mehrerer Sonderfälle und nicht in der Unter- 
suchung einer möglichst grossen Anzahl von Einzelfällen. Sie 
kann sich immer nur auf eine ganz beschränkte Anzahl von Ein- 
zelfällen gründen, während dagegen deren Menge in der Wirklich- 
keit sehr gross ist. Die induktive Methode ist nur unter der Voraus- 
setzung möglich, dass in der Wirklichkeit eine sichere Ordnung 
und Gesetzmässigkeit. herrscht, und dass diese erkennbar sind — 
eine Voraussetzung, auf die sich auch der Satz vom Grunde 
stützt. Nur unter dieser Voraussetzung kann aus irgendwelchen 
Einzelfällen auch in Bezug auf andere entsprechende Fälle etwas 
geschlossen werden. Auf Grund der in der Wirkliehkeit herrschen- 
den Ordnung kann angenommen werden, dass die noch nicht 
untersuchten oder beobachteten Tatsachen den Ergebnissen ent- 
sprechen, die in den untersuchten Einzelfällen erreicht worden 
sind. Deshalb könnte auf dem Wege der Induktion aus einem 
einzigen Sonderfall der Charakter aller anderen ähnlichen Sonder- 
fälle vollkommen allgemeingültig erschlossen werden, wenn wir 
wirklich fähig wären, den Charakter jenes Sonderfalles und seinen 
Zusammenhang mit der Ordnung der Wirklichkeit ganz und gar 
zu erkennen. Da dies aber nicht möglich ist, und da die Ordnung 
der Welt selber ein Problem der Wissenschaft ist, kann eine neue 


142 J. E. SALOMAA. BXXIIL„ 


Erfahrung immer selbst die am sichersten erscheinenden Ergebnisse 
der Wissenschaft berichtigen. Hieraus geht auch hervor, dass 
selbst die Induktion, die sich auf eine genaue Analyse eines Einzel- 
falles gründet, nicht auf vollkommen allgemeingültige Ergebnisse 
in des Wortes strengster Bedeutung, sondern nur auf Resultate 
führen kann, die auf einer bestimmten Stufe der Erfahrung als 
allgemeingültig erscheinen. 

Die Induktion, der sich z.B. die Naturwissenschaften bedienen, 
bedeutet also nicht eine Untersuchung aller in Frage stehenden 
Einzelerscheinungen, sondern die genaue Analyse einer oder mehre- 
rer Erscheinungen. Hierauf gründet sich auch das Verwenden von 
Experimenten in der Wissenschaft. In dieser Form hat die Induk- 
tion bereits GALILEI, der erste grosse Vertreter der Wissenschaft 
der Neuzeit, benutzt. Er hat sich der metodo risolutivo bedient, 
die er auch das »Verfahren des Erfindens» nannte, und die er auf 
die Naturerscheinungen auf die Art anwandte, dass er die Gültig- 
keit seiner Annahmen durch Experimente untersuchte.! So ent- 
deckte er z.B. die bekannten Fallgesetze. Er machte seine Beob- 
achtungen an Gegenständen, die er entweder vom schiefen Turm 
in Pisa herunterfallen oder schiefe Ebenen hinuntergleiten liess. 
Aus diesen Beobachtungen, Messungen, aus der Untersuchung der 
Bewegungen zog GALILEI, indem er die von den Gegenständen 
zurückgelegten Strecken, Zeit, Geschwindigkeit und deren Ver- 
änderungen berücksichtigte, die allgemeinen Schlüsse über das 
Fallen von Gegenständen. Aber er hat sich weiter keine Mühe 
gegeben, alle einzelnen Fallbewegungen zu beobachten. Deren 
wären innerhalb und ausserhalb Pisas zu viele gewesen; diese hat 
es vor und nach ihm gegeben, so dass das Streben nach sog. vell- 
ständiger Induktion geradezu sinnlos gewesen wäre. Wenn ihm 
hieran gelegen gewesen wäre, hätten die Fallgesetze bis in alle 
Ewigkeit nicht entdeckt werden können! 

I! Vgl. A. Rıenı, Logik und Erkenntnistheorie, Kultur der Gegenwart, 
Teil I, Abteilung VI, Berlin und Leipzig 1921, S. 81; E. Cassırer, Substanz- 
begriff und Funktionsbegriff, Berlin 1923, S. 336 f. 


BXXII, Das Problem der Wahrheit. 143 


Dieses Verfahren, dass GALILEIS Beispiel beleuchtet, benutzen 
alle Wissenschaften, wenn sie nach Gesetzen, Prinzipien und über- 
haupt nach Verallgemeinerungen suchen, deren man sich beim 
deduktiven Schliessen als Prämissen bedienen kann. Das Schlies- 
sen, welches das Prinzip vom Grunde befolgt, setzt also nicht vor- 
aus, dass beim Suchen nach den Prämissen ein Zurückgehen bis 
ins Unendliche erforderlich wäre. Das Schliessen kann sich immer 
auf eine konkrete Tatsache stützen, welche der Verallgemeinerung 
die Grundlage verleiht. Beim induktiven Verfahren können somit 
folgende drei Stufen unterschieden werden: 

1. Es wird eine bestimmte Anzahl typischer Einzelfälle, z.B. 
die Bewegungen fallender Gegenstände, untersucht, die als a!, a?, a? 
usw. bezeichnet werden können, bis an ihnen eine gemeinsame 
Eigenschaft, E, konstatiert wird, wie z.B., dass die Geschwindig- 
keit eines fallenden Gegenstandes dem Quadrat der Entfernung 
direkt proportional ist. | 

2. Da nicht alle Fälle untersucht werden können (z.B. alles 
Fallen von Gegenständen), muss angenommen werden, dass alle a 
denselben Gesetzen wie die untersuchten Einzelfälle unterstehen. 
Diese Annahme erscheint umso mehr berechtigt, je wissenschaft- 
lich genauer die in Frage stehenden Fälle untersucht sind. Auf 
Grund der Stufen 1. und 2. wird dann der Schluss gezogen, dass 

3. alle a die Eigenschaft E haben. 


Dies ist der regelmässige Verlauf des induktiven Verfahrens, 
.wie es in der Wissenschaft der Gegenwart angewandt wird. Dabei 
gibt es neben induktiven Faktoren auch schon deduktive Bestand- 
teile. Mit der Analyse verbindet sich hierin auch schon die Syn- 
these, mit der Erfahrüng das Denken. RiıEHL hat recht, wenn er 
bemerkt, dass ohne Deduktion auch die Induktion nicht möglich 
ist.! Der Zusammenhang dieser beiden Methoden ist so fest, dass 
nicht, wie viele tun, in der Wissenschaft zwei ganz verschiedene 
Methoden unterschieden werden können. 


! Logik und Erkenntnistheorie, S. 83. 


144 J. E.SaıALoMAA. BXXNIIILı 


Das induktive Verfahren ist immer in grösserem oder geringe- 
rem Masse hypothetisch, was darauf zurückzuführen ist, dass wir 
annehmen, dass auch die nicht untersuchten Fälle diejenigen Gr- 
Setze befolgen, die wir bei unserer Untersuchung herausgestellt 
haben. Es gibt keine unbedingte Gewissheit darüber, dass wir 
schon für alle Fälle gültige Gesetze gefunden hätten. Hierfür gibt 
uns die Induktion kein absolutes Kriterium. Diesgilt auch für die sog. 
exakten Wissenschaften. Die Naturgesetze, die diese aufgestellt 
haben, sind nicht absolut, wie z.B. die Entwicklung der gesen- 
wärtigen Physik zeigt. Eine genauere Analyse und eine neue 
Erfahrung kann Ergebnisse, die früher für ganz sicher gehalten 
wurden, erheblich verändern, wenn man neue Beziehungen kennen 
und die Erscheinungen in andere Zusammenhänge stellen lernt. 
die mit der Wirklichkeit besser als die früher festgestellten in Ein- 
klang stehen. Mit Hilfe der Induktion können wir nur grössere 
oder geringere Wahrscheinlichkeit erreichen. Das einzige Krite- 
rium für die Wahrscheinlichkeit ist, dass die neue Erfahrung sie 
immer wieder stützt. Wenn unsere Urteile sich immer als gültig 
erweisen, sooft wir ihre Stichhaltigkeit in der Erfahrung auf die 
Probe stellen, wächst hiermit auch immer unsere Gewissheit. Die 
Möglichkeit, aufs neue zu erforschen, ob dasselbe Ergebnis zu 
erreichen ist, ist das einzige Kriterium, durch das wir die Resul- 
tate, auf die wir mit Hilfe der Induktion gekommen sind, prüfen 
können. Dies allein kann gewährleisten, dass unsere Theorie der 
Wirklichkeit entspricht. Dasselbe Verfahren kommt auch bei der 
Untersuchung der Gültigkeit wissenschaftlicher Hypothesen in 
Anwendung. Eine Hvpothese kann sich nur dann als richtig 
erweisen, wenn die Schlussfolgerungen, denen sie zugrundeliegt, 
sich als der Wirklichkeit entsprechend erweisen. Die Geschichte 
der Wissenschaften bezeugt unbestreitbar, dass die Bestätigung, 
welche die Erfahrung immer wieder gibt, der wichtigste Faktor 
ist, der letzten Endes das Schicksal der Hypothesen und Theorien 
entscheidet. Wie konsequent und treffend irgendeine Hypothese 
auf den ersten Blick auch erscheinen mag, so fällt sie über den 


BXXIIL:ı Das Problem der Wahrheit. 145 


Haufen, sobald sie einer neuen Erfahrung widerspricht. Nur die 
lebenskräftigen Wahrheiten leben, solche, die auf neue Wahrheiten 
führen, und die auch mit Rücksicht auf neue Erscheinungen gelten. 
Denn unser Erkennen, dem ander Wahrheit gelegen ist, muss mit 
der Wirklichkeit in Einklang stehen. 

Alle Wissenschaft baut sich auf der Induktion auf. Eine andere 
Methode steht ihr nicht zur Verfügung. Die Wissenschaft hat von 
den Tatsachen der Erfahrung auszugehen und nach dem Erkennen 
ihrer Beziehungen zueinander und ihrer Gesetze zu streben. Doch 
hier ergibt sich weiterhin die Frage, wie diese Tatsachen gegeben 
sind. 


Die Empfindungen. 


Im alltäglichen Leben und bei der wissenschaftlichen Forschung 
erhalten wir eine grosse Menge von Tatsachen durch Vermittlung 
der Empfindungen. Mit Hilfe der Sinnesorgane lernen wir die 
Dinge, Qualitäten und Ereignisse der Aussenwelt kennen. Ge- 
sichts-, Gehörs-, Tast-, Geschmacks-, Geruchs- u.a. Empfindur- 
gen vermitteln uns die Tatsachen der Aussenwelt, die im alltäg- 
lichen Leben und vonı Standpunkt des naiven Realismus aus so, 
wie sie sind, als genaue Abbilder der Aussenwelt hingenommen 
werden, die sich aber, sobald das philosophische Denken einsetzt, 
oft als trügerisch erweisen können. Der Charakter der Empfindun- 
gen hat sich im psychologischen und philosophischen Denken zu 
einem zentralen Problem entwickelt, mit dem ich mich hier aller- 
dings nicht eingehend befassen kann. 

Die meisten Psychologen und Philosophen sind sich darüber 
einig, dass die Sinnesempfindung die. ursprünglichste Form des 
intellektuellen Lebens ist. Auch vom entwicklungsgeschichtlichen 
Standpunkt aus ist es wahrscheinlich, dass der seelische Pro- 
zess des organischen Lebens mit den Empfindungen einsetzt. 
Wenn wir versuchen, uns auf den Standpunkt des ursprünglichsten 
Seelenlebens zu stellen, wie es bei den unentwickeltsten Wesen 

10 


146 J. E.SALoNMAA. BXXAII. 


auftritt, für die man schon ein Seelenleben voraussetzen kann, so 
ist anzunehmen, dass deren intellektueller Seelenprozess Empfin- 
den ist. Doch kann nicht vorausgesetzt werden, dass diese Wesen, 
“ wie CONDILLAC annimmt, fähig wären, sogleich zu riechen und zu 
schmecken. Bei ihnen kann noch kein Unterschied zwischen den 
einzelnen Sinnesorganen gemacht werden. Die primitiven Wesen 
empfinden nicht Härte, Kälte, Rotes oder Süsses, sondern ihre 
Empfindungen sind noch undifferenzierte Urempfindungen, mit 
denen gleichzeitig ein dunkles Gefühl verbunden ist. Erst die Ent- 
faltung des Seelenlebens, die im allgemeinen auf immer grössere 
Differenzierung führt, bringt die Unterscheidung der Empfindunes- 
arten voneinander und die Trennung der Empfindungen von den 
(refühlen mit sich. Auf den Empfindungen baut sich dann zum 
grossen Teil auch der höhere intellektuelle Seelenprozess, das Vor- 
stellen und Denken, auf. 

Die wichtigste Frage, die vom erkenntnistheoretischen Stand- 
punkt aus die Empfindungen betrifft, dreht sich darum, ob wir 
in den Empfindungen die objektive Gegenstandswelt unmittelbar 
auffassen, oder ob sie nur Bewusstseinszustände sind, welche die 
Wirklichkeit schwach, wenn überhaupt, wiedergeben. Diese Frage 
kann auch in der Form auftreten, ob sich unser Bewusstsein beim 
Empfinden ganz wie ein passiver Empfänger verhält, oder ob es 
den Inhalt der Sinnesreize verändert und somit aktiv handelt. 
Ist die Empfindung etwas Objektives oder Subjektives? ! 

Die Tatsachen scheinen für den Umstand zu sprechen, dass in 
den Empfindungen die durch letztere Alternative ausgedrückten 
Bestandteile stark vertreten sınd. Die sog. »reine Empfindung», 
von der u.a. die Positivisten reden, ist, wie WUnDT bemerkt ?, eine 
Abstraktion, die als solche im Bewusstsein nicht anzutreffen ist. 
Das Bewusstsein vereinigt und erklärt immer die Bestandteile, die 


! Diese Fragen, besonders mit Rücksicht auf die gegenwärtige englische 
Philosophie, habe ich in meinem »Idealismus und Realismus» eingehender 
beigandelt. 

®, Grundzüge der physiologischen Psychologie III, Leipzig 1911, S. 297. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 147 
es durch Vermittlung der Sinnesreize erhält, und handelt somit 
aktiv. Die Empfindungen sind niemals »gegeben», sondern bei 
ihnen spielen die Funktionen des Bewusstseins schon mit. Sie 
treten nicht isoliert auf, sondern in Gruppen und ausgewählt. 
Besonders Kant und diejenigen, die sich ihm angeschlossen haben, 
haben immer wieder betont, dass im Bewusstsein kein reines 
Empfindungsmaterial anzutreffen ist, sondern immer nur erklärte, 
geordnete und umgebildete Empfindungen. Wir können somit 
nicht sagen, dass die Empfindungen unmittelbar gegebene Bestand- 
teile des Bewusstseins wären, da zu ihrer Gestaltung schon andere 
seelische Prozesse erforderlich sind, die nicht mehr Empfindungen 
sind. Unser Bewusstsein bildet nicht passiv die Aussenwelt ab, 
sondern verhält sich dieser gegenüber aktiv, wählend und ordnend. 
Die Empfindungen geben keine unmittelbare, von subjektiven 
Faktoren freie Erkenntnis der Wirklichkeit. Mann kann höchstens 
sagen, dass sie Ausgangspunkte für die Gestaltung eines Denk- 
gebäudes bieten und uns immer wieder mit der Wirklichkeit, die 
uns umgibt, in Berührung bringen. Erkenntnis über das, was die 
von uns unabhängige Aussenwelt in Wirklichkeit ist, erhalten wir 
nicht durch ihre Vermittlung. Obgleich die Empfindungen auch 
objektive Bestandteile enthalten können, erhalten wir über Ob- 
jektives nicht vollkommene Erkenntnis auf dem Wege der Emp- 
findung, da sie auch subjektiv gefärbt ist. 

Die subjektive Seite der Empfindungen wird in JOHANNES 
MÜLLERS bekanntem Gesetz von der besonderen Energie der Sinnes- 
organe hervorgehoben. Dies besagt, dass derselbe Reiz in den 
verschiedenen Sinnesorganen verschiedenartige Empfindungsein- 
flüsse hervorruft. So lässt z.B. der elektrische Strom in der Haut 
ein prickelndes Gefühl, auf der Zunge einen säuerlichen Geschmack, 
im Auge einen Lichtstreifen usw. entstehen. Andererseits rufen 
verschiedene Reize in demselben Sinnesorgan dieselben Empfin- 
dungseinflüsse hervor. Beispielsweise haben ein Kerzenlicht, der 
elektrische Strom, Druck usw. iım Auge immer eine Lichtwirkung 
im Gefolge. 


148 J. E.SALoOMaAA,. BXXII,ı 


Doch besagt das Dabeisein des subjektiven Faktors noch nicht, 
dass die Empfindung einzig und allein subjektiv wäre. Subjektiv 
ist nur eine Seite der Empfindung, nicht die ganze Empfindung. 
Deshalb kann man sagen, dass Farbe, Geschmack, Ton usw. auch 
zu den Gegenständen gehören und nicht nur zu den subjektiven 
Empfindungen, die nicht: rot, bitter, hohe oder tiefe Töne usw. 
sind. Die Sinnenwelt bildet ihren eigenen Teil der Wirklichkeit, 
welchen die von aussen kommenden Reize, die objektiven Ur- 
sachen, neben den subjektiven und rationalen Faktoren hervor- 
rufen. Wie schon früher betont worden ist, sind diese rationalen 
Faktoren nicht allein subjektiv, sondern zugleich auch objektiv. 
In ihnen vereinigt sich das subjektive Bereich mit dem objektiven. 
Somit haben diejenigen Anschauungsweisen nicht recht, die das 
Kriterium der Wirklichkeitserkenntnis in der Empfindung er- 
blicken. Die Empfindungen selber erfordern für ihre Entstehung 
rationale Faktoren. Andererseits enthüllt das Dasein der Emp- 
findungen auch schon die Anwesenheit irrationaler Faktoren bei 
der Erkenntnis, so dass ein rein rationales Erkennen, wie cs der 
schroffe Rationalismus annimmt, wenigstens im Bereich der Sıin- 
nenwelt nicht in Frage kommen kann. 

Ein grosser Teil der wissenschaftlichen Forschung, besonders 
auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, erwirbt sich seine Tat- 
sachen durch Vermittlung der Empfindungen. Doch ist der 
Empfindungsprozess des Wissenschaftlers in mancher Hinsicht 
anders als beim Laien. Denn der Wissenschaftler kann als Hilfs- 
mittel Maschinen und Messungen verwenden, mit denen er seine 
Beobachtungen präzisiert. Mit Hilfe von Fernrohren, Mikroskov- 
pen und vielen anderen Instrumenten kann er Erscheinungen wahr- 
nehmen, an die der Laie nicht herankommt. Auch wird seine 
Arbeit durch lIypothesen und Theorien gefördert. Ungeachtet 
aller dieser Hilfsmittel gründen sich die Tatsachen, die er benutzt, 
letzten Endes auf manchem Gebiet auf die Sinneswahrnehmung. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 149 


Das Gedächtnis. 


\ 


Die Empfindungen kommen und gehen. Sie sind immer mit 
etwas Veränderlichem verbunden, und dieses ist vergänglich. Je 
länger eine Empfindung gedauert hat, desto leichter entschwindet 
sie dem Bewusstsein. Auch verblasst die Sinneswirkung umso- 
mehr,als sie unveränderlich verharrt. Dagegen reizt das Neue immer 
an, da es veränderlich ist, und wir nur Veränderliches empfinden 
können. Deshalb nennen wir auch — mit vollem Grunde — die 
Sinnenwelt vergänglich. Sie muss es als Sinnenwelt sein, d.h. 
als eine vor unseren Sinnen auftauchende Erscheinung, da die 
Sinne nur Organe für das Vergängliche und Veränderliche sind. 
Beständig sterben wir in unseren Empfindungen. Gleich nachdem 
sie zum Leben erwacht sind, verblassen, verschwinden und sterben 
sie. Sie leben nur im beständig Veränderlichen, Entstehenden und 
Vergehenden. | 

Wenn wir auf alle Tatsachen einzig und allein durch Vermitt- 
lung der Empfindungen kämen, wären wir zu einem Leben in 
ewig unmittelbarer Gegenwart, die beständig wechselt, verdammt. 
Unser Denken hätte überhaupt keinen Boden. Wir könnten keine 
allgemeinen Begriffe bilden und keine Schlüsse ziehen. Diese 
erhält man nur durch Vergleich und Analyse verschiedener Einzel- 
fälle, durch Aufsuchen ihrer Ähnlichkeiten und Zusammenhänge. 
Die Einzelfälle aber können nicht gleichzeitig in der Empfindung 
erlebt werden. Die einen Empfindungen sind vergangen, wenn die 
anderen auftreten. Die unmittelbare Gegenwart kann als ein 
blosser Punkt gedacht werden, der keine anderen Punkte kennt. 
Deshalb setzt das Denken immer eine Bewusstseinsfunktion vor- 
aus, die auch die vergangenen Empfindungen bewahren kann. 
Dieser seelische Prozess ist das Gedächtnis. Das Gedächtnis kann 
als derjenige seelische Prozess bezeichnet werden, durch dessen 
Vermittlung uns jetzt das, was erfahren worden ist, gegenwärtig 
bleibt. Genauer oder dunkler können wir das erinnern, was wir 
in der Vergangenheit erfahren haben, auch seinen Ort und seine 
Zeit. Alle Sinneserfahrung kann Gegenstand des Gedächtnisses 


150 J. E. SALoMAA. BXXIIIL,: 


sein. Als solches ist das Gedächtnis auch in der Sinnenwelt ein 
wichtiger Vermittler von Tatsachen. Eine Veränderung, die wir 
in unserer Empfindung erleben, bleibt im Gedächtnis erhalten, 
wenn der Prozess des Erlebens vorüber ist. Somit bewirkt 
das Gedächtnis, dass auch die Sinneserlebnisse nicht vollkommen 
verschwinden. Das in der Empfindung Erlebte bleibt weiterhin 
im Bewusstsein erhalten, wenngleich es aus der Empfindung und 
als solches aus der Gegenwart schwindet. Es hinterlässt eine 
Spur, die jetzt leichter zu verfolgen ist. 

Das Gedächtnis ist zunächst Kenntnis der Vergangenheit. 
Doch ist es fest mit allen geistigen Prozessen verbunden. Kein 
Verstehen und Erkennen kann ohne Gedächtnis in Frage kommen. 
Das Verstehen jedes Satzes, den ich höre, setzt schon voraus, dass 
ich auch das, was ich vorher gehört habe, erinnere. Jede Beob- 
achtung, Erfahrung, Beweisführung und alles Denken überhaupt 
gründet sich auf Tatsachen, die durch Vermittlung des Gedächt- 
nisses erhalten werden. 

Mit dem Wesen des Gedächtnisses sind viele Probleine ver- 
bunden. Seine wichtige Stellung im Seelenleben hat einige Denker 
veranlasst, es für einen in grösserem Masse grundlegenden und 
ursprünglicheren Vermittler von Tatsachen als die Empfindungen 
zu halten, und auch die Sinnenwelt auf dem Boden des Gedächt- 
nisses aufzubauen. Ein typisches Beispiel hierfür ist SHADWORTH 
IHongsons Philosophie. Nach Honssox gehen auch die Empfin- 
dungen auf das Gedächtnis zurück, so dass das Gedächtnis ur- 
sprünglicher ist als jene.! Natürlicher ist bier jedoch die Auffassung. 
welche die Empfindungen für ebenso ursprünglich wie das (m- 
dächtnis hält. Die Erinnerungsvorstellungen, die sich auf die 
Sinnenwelt beziehen, gründen sich auf die Empfindungen, so das 
diese hier ursprünglicher als das Gedächtnis sind. Die Sinnes- 
erkenntnis enthält, wie wir gesehen haben, auch objektive Faktı- 
ren. Wir treffen dadurch mit der Wirklichkeit selber zusammen. 


! Metaphysic of Experience I, S. 59 f. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 151 
Dasselbe trifft auch für das Gedächtnis zu. Das Erinnern besteht 
nicht allein in einem subjektiven Erinnerungsprozess, sondern es 
setzt als Grundlage — wenn es sich um die Sinnenwelt handelt — 
frühere Empfindungen voraus, wenngleich der Erinnerungsprozess 
selber seinem Wesen nach etwas anderes als Empfinden und als 
solcher von diesem nicht abzuleiten ist. Die Selbständigkeit des 
Erinnerns neben den Empfindungen geht auch daraus hervor, 
dass das Gedächtnis sich auf Gegenstände richten kann, die über- 
haupt nicht der Sinnenwelt angehören. 


Die innere Anschauung. 


Empfindung und Gedächtnis beschränken sich nicht allein 
auf die Dinge, die sich ausser uns befinden, sondern sie können 
gleicherweise auch unseren eigenen Körper betreffen. Die Art, 
auf die wir die verschiedenen Seiten unseres eigenen Körpers 
empfinden und diese Erlebnisse in unserem Gedächtnis bewahren, 
ist allerdings dieselbe wie diejenige, auf die wir die Aussenwelt 
überhaupt empfinden. Sie gehört in das Bereich der äusseren 
Anschauung. Ausser ihr gibt es noch eine innere Anschauung. 
Wir nehmen wahr, wenn auch nicht durch Vermittlung der Sinne, 
dass wir Empfindungen, Erinnerungen, Gefühle, Denkprozesse 
haben, kurz, dass wir uns auf verschiedene Art bewusst sind. Diese 
Erscheinungen des Selbst-Bewusstseins können nicht mehr zu den 
Empfindungen und zum Gedächtnis gerechnet werden. Das Selbst- 
Bewusstsein ist eine neue Quelle von Tatsachen. 

Die Trennung der äusseren von der inneren Anschauung ist 
in der Philosophie schon alt. Während DESCARTES einen scharfen 
Unterschied zwischen Körper und Seele, Ausdehnung und Denken, 
Physischem und Psychischem gemacht hatte, stellte Locke unter 
den Bezeichnungen Sensation und Reflexion diejenigen Formen 
der Anschauung dar, die diesen beiden entsprechen. Diese Unter- 
scheidung hat sich bis auf den heutigen Tag in der Philosophie 
erhalten. Nach LockE bedeutet die äussere Anschauung das 


152 J. E.SALoMAA. BXXIILı 


Anschauen ausgedehnter Gegenstände, die innere das Wahr- 
nehmen der verschiedenen Vorgänge unseres Bewusstseins oder 
unserer »Seele». Diese Einteilung der Anschauung richtet sich also 
nach der Einteilung der Objekte der Anschauung. 

Später hat man sich oft bemüht, Lockes allgemeine und grobe 
Einteilung zu präzisieren und zu vertiefen, wenngleich man an 
dem Grundgedanken zweier voneinander unterschiedener An- 
schauungsformen festgehalten hat. Dabei ist auch die erkenntnis- 
theoretische Bedeutung der inneren und äusseren Anschauung auf 
recht verschiedene Weise gewertet worden. Einige möchten in der 
äusseren Anschauung einen deutlichen Hinweis auf eine von uns 
unabhängige Aussenwelt sehen. Nach dieser Auffassung ist die 
Tätigkeit der Sinne von Anfang an auf etwas gerichtet, das unab- 
hängig von uns existiert. Z.B. hat Rızuı betont !, dass die äussere 
Anschauung, für sich genommen, bestätigt, dass etwas existiert, 
was von unserem eigenen Dasein unabhängig ist. Die Anschauung 
irgendeines Gegenstandes schliesst auch unmittelbar dessen Dasein 
ein, so dass wir durch die äussere Anschauung eine unmittelbare 
Gewissheit über die Existenz der Gegenstände erhalten. Die äus- 
sere Anschauung hat somit transzendente Bedeutung. 


Doch leugnen manche Denker die transzendente Bedeutung der 
äusseren Anschauung. Sie wird als durchaus trügerisch angesehen, 
und nur die innere Anschauung gibt, wie man meint, sichere 
und objektive Erkenntnis. Die Selbstgewissheit der inneren An- 
schauung wird als ein Stützpunkt der Erkenntnis angesehen, die 
kein Zweifel ins Wanken bringen kann. Die innere Anschauung 
ist nach dieser Auffassung die einzige, bei welcher der Anschauungs- 
prozess vollkommen seinem Gegenstand entspricht, und die allein 
den Namen der Anschauung verdient. Besonders SCHOPENHAUER 
hat diesen Gedanken möglichst weitgehend entwickelt. Er möchte 
in der inneren Anschauung den einzigen Weg erblicken, auf dem 
wir mit der Wirklichkeit in Berührung treten. Durch die innere 


* Der philosophische Kritizismus II, 2 S. 168. 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 153 


Anschauung gewinnen wir einen viel unmittelbareren Einblick in 
die Innenwelt oder das Wesen der Wirklichkeit als durch die 
äussere Anschauung in die Sinnenwelt. In derinneren Anschauung 
fällt nach SCHOPENHAUER das erkennende Subjekt mit der Wirk- 
lichkeit zusammen. In der Identität beider miteinander erblickt 
er die Lösung des »Welträtsels».! 

Doch ist die Bevorzugung der inneren Anschauung vor der 
äusseren, wie KÜLPE treffend sagt, »naive Metaphysik, nichts 
weiten. Vom Standpunkt des erkennenden Subjekts ist seine 
eigene. Existenz ebenso problematisch wie die der anderen Indi- 
viduen. Das erkennende Subjekt ist nicht dasselbe wie die Be- 
wusstseinsinhalte oder die innere Welt des Bewusstseins, die 
Gegenstand der inneren Anschauung ist. Ebenso ist die innere 
Anschauung oder das Wahrnehmen des eigenen Bewusstseinsinhalts 
nicht reiner und sicherer als unsere äussere Anschauung. 
Von den unmittelbaren Bewusstseinsvorgängen zu reden, ist ein in 
Beziehung und Zusammenhang Stellen mit etwas anderem, und 
damit gelangt man schon über das Bereich der unmittel- 
baren Erfahrung hinaus. Die Anschauung selber ist ihrem Wesen 
nach dasselbe, gleicherweise objektiv und gültig (oder subjektiv 
und ungültig), einerlei ob sie sich auf die Aussen- oder Innenwelt 
richtet. Zwischen innerer und äusserer Anschauung besteht nur 
der Unterschied, dass sie auf verschiedene Gegenstände gerichtet 
sind. Beiden liegt ein elementares Erkennen zugrunde, was durch 
ein Existenzialurteil ausgedrückt werden kann: »Jemand, ein Ton, 
eine Farbe, ein Schmerz usw. ist» Doch wenn immer auch ein- 
zelne Tatsachen der inneren Anschauung zu etwas anderem, z.B. 
zum Ich, dem Subjekt, in Beziehung gestellt werden, greift man 
schon — ähnlich wie bei der Ansetzung der Ursache der Empfindung 
ausserhalb des Subjekts — über die Grenzen der unmittelbaren 


1 SCHOPENHAUERS Auffassung von der inneren Anschauung und »dem 
inneren Sinn» habe ich eingehender behandelt in meiner Schrift »Schopenhauer 
ja von Hartmann» (Schopenhauer und von Hartmann), Turku 1918, S. 79 ff. 

32 Die Realisierung II, Leipzig 1920, S. 190. 


154 J. E.SALOMAA. BXXIIL,L 


Erfahrung hinaus. Die innere Anschauung bildet daher nur einen 
Teil der Erfahrung. Sie ist nicht allein die grundlegende Seite 
der Erfahrung. Die Gegenstände der inneren Anschauung sind 
nicht unmittelbarer als die der äusseren Anschauung gegeben. 


Aus Obigem ergibt sich, dass sowohl die innere, als auch die äus- 
sere Anschauung in erkenntnistheoretischer Hinsicht in derselben 
Lage sind. Beide können Tatsachen vermitteln, sind aber auch 
auf dieselbe Art verschiedenen Interpretationen und also auch 
dem Irrtum zugänglich. In dieser Hinsicht ist die innere Anschau- 
ung nicht sicherer als die äussere. Die äussere Anschauung und 
die Urteile, die auf sie zurückgehen, z.B. »Jenes Haus ist rom, 
»Ich höre jetzt den Zug pfeifen» usw. erscheinen mir ebenso unmit- 
telbar gewiss wie die auf die innere Anschauung begründeten Tr- 
teile wie z.B. »Ich fühle grosse Freude», »Mein Herz ist von Kum- 
mer verzehrt» usw. Die Gegenstände der inneren Anschauung, 
ebensowenig wie diejenigen der äusseren Anschauung, existieren 
nicht so, wie wir sie in unserem Bewusstsein unmittelbar erleben; 
denn auch sie sind im erkenntnistheoretischen Sinne transzendent. 
Sie werden auf bestimmte Weise aufgefasst und interpretiert. 


Somit kann die innere Anschauung nicht, wie viele Denker 
versuchen, als Vermittler von Tatsachen der äusseren Anschauung 
gegenüber in eine bevorzugte Stellung, sondern nur in eine gleich- 
berechtigte, versetzt werden. Sie ist eine gewisse eigentümliche 
Quelle der Erkenntnis. Viele Geistestätigkeiten, wie Religion, 
Sittlichkeit und Kunst, gründen sich in der Hauptsache auf die 
durch die innere Anschauung vermittelten Tatsachen. Auch die 
Philosophie und die anderen Wissenschaften bedienen sich ihrer 
in grossem Masse. Dies geht schon daraus hervor, dass alles intuitiv 
Gegebene, in dem viele Denker das einzig richtige Erkenntnis- 
material der Philosophie erblicken möchten, auch zur inneren 
Anschauung zu rechnen ist. Oft sind auch die Begriffe der inneren 
Anschauung und der Intuition identifiziert worden. Dies ist nicht 
zweckentsprechend gewesen, da die innere Anschauung ein weiterer 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 155 
Begriff als die Intuition ist. Gewiss gehört die Intuition in das 
Bereich der inneren Anschauung, wenn sie auch nicht deren 
ganzes Gebiet umfasst. 


Hier kann ich mich nicht mit allen Formen der inneren An- 
schauung befassen, sondern muss mich nur auf die Tatsachen 
beschränken, die Gefühl und Intuition unserer Erkennt- 
nis mitteilen. Viele Denker unterscheiden die gefühlsmässige 
Erkenntnis nicht von der Intuition. Dadurch bekommt der Begriff 
der Intuition einen sehr weiten und unbestimmten Charakter, der 
schwerlich mit einem bestimmten Inhalt auszufüllen ist. Um uns 
darüber klar zu werden, was Intuition bedeutet, müssen wir sie 
vom gefühlsmässigen Erkennen wenigstens auf die Art trennen, 
dass nicht alles gefühlsmässige Erkennen schon Intuition ist. 


Grefühlsmässiges Erkennen, das in das Bereich der inneren 
Anschauung gehört, aber nicht Intuition ist, kann auf den verschie- 
densten Gebieten beobachtet werden. Das weiteste und wichtigste 
Gebiet, auf dem diese Erkenntnis auftritt, ist das Erfassen 
der Werte. Die Werte gehören zu denjenigen Tatsachen, die 
wir durch das gefühlsmässige Erkennen erhalten. Nur im Gefühl 
können sie erlebt werden. Gewiss kann das theoretische Über- 
legen und Denken insofern an den Werten teilhaben, als es bei 
Erfassen der Werte auch als Hilfsmittel dienen kann. Aber das 
Werten selber gründet sich nur auf das Gefühl. Die Wertgewissheit 
in uns ist Gefühlsgewissheit. Dies ist ebensogut mit den sittlichen, 
religiösen, ästhetischen wie mit allen anderen Werten der Fall. 
Das ursprüngliche Werterlebnis in diesen allen ist Gefühl. Unse- 
rem sittlichen Handeln liegen die sittlichen Gefühle zugrunde. 
Durch sie ordnen wir unser Leben und werten das Leben anderer. 
Ebenso ist die Religion ohne das religiöse Gefühl, das ihr zugrunde- 
liegt, undenkbar. Unsere ästhetische Einstellung wird von unseren 
ästhetischen Gefühlen bestimmt, welche einige Menschen veran- 
lassen, klassische Formenstrenge für schön zu halten, und andere 
wiederum, romantische Formlosirkeit vorzuziehen. Die Wert- 


8 


156 J. E.SALOMAA. BXXIIIL,„: 


tatsachen erfassen wir in gefühlsmässiger Erkenntnis." Logik und 
Denken haben hiermit noch nichts zu tun. Auch kann ein Wert- 
erlebnis nicht Intuition genannt werden. 

Auf dem Gebiet der Werte begegnen wir also den ursprüng- 
lichen Tatsachen im Gefühl. Aber nur den Tatsachen. Es ver- 
steht sich von selbst, dass diese Tatsachen der kritischen Über- 
legung und Begründung oder dem theoretischen Denken über- 
haupt als Ausgangspunkt dienen können. Auf diese Weise können 
die Werte Gegenstand des philosophischen Denkens werden, und 
es kann won einer Wertphilosophie die Rede sein. So können 
Ethik, Religionsphilosophie u.a. Gebiete der Philosophie, die sich 
mit den Werten befassen, entstehen. 

Das gefühlsmässige Erkennen kann auch noch auf anderen 
Gebieten, nicht allein beim Erfassen der Werte, auftreten. So 
spricht VOoLKELT von der logischen Gefühlsgewiss- 
heit, die in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist. Hierunter 
versteht er solche Auffassungen und Überzeugungen, die auf allen 
Gebieten der Wissenschaften auftreten, die letzten Endes auf das 
eigene persönliche Gefühl des Forschers zurückgehen, und die 
nicht mehr logisch zu begründen sind, oder deren Begründung 
noch nicht aufgefunden ist. Die logische Gefühlsgewissheit zeigt 
sich beim Historiker, wenn er z.B. die Persönlichkeiten des Perikles 
oder Karls des Grossen zeichnet. Diese Charakterisierung stützt 
sich nicht allein auf Tatsachen und logische Gründe, sondern es 
sprechen persönliche, schwer analysierbare Faktoren mit. Die- 
selbe Gefühlsgewissheit leitet auch den Philologen, der eine dunkle, 
auch textlich verderbte Stelle bei einem alten Schriftsteller zu 
interpretieren hat. In solchen Fällen handelt es sich um die 
»Anpassung des Gefühls an die Tatsachen», die keine logische 
Gewissheit ist. Allerdings ist sie auch nicht als Gegenteil des 


! Die hier nur kurz angegebene Auffassung habe ich unter Berufung 
auf SCHELER, MEINONG, MESSER, CORNELIUS, VOLKELT U.a., näher zu begrün- 
den versucht in meiner Arbeit »Totuus ja arvo» (Wahrheit und Wert), 
Porvoo 1926, S. 303 ff. 


u 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 157 


Logischen aufzufassen. Vielmehr ist sie mit diesem verwandt. 
Deshalb nennt VOoLKELT sie auch »Gefühl des Logischemw. Ein 
»logischer Takt»tritt darin auf. Vom Denken ist sie durch ihre Unent- 
faltetheit unterschieden. Als solche könnte sie auch als Vorstufe 
des Logischen bezeichnet werden.! 

Nahe verwandt mit der logischen Gefühlsgewissheit ist auch 
das Mitwirken der Phantasie bei der Vermittlung von Tat- 
sachen, wenngleich bei der Phantasie mehr intellektuelle Faktoren 
mitspielen. Es handelt sich hier darum, ob die Phantasie der 
Philosophie Tatsachen geben kann. Unter Phantasie verstehe ich 
denjenigen seelischen Prozess, mit dessen Hilfe wir uns derjenigen 
Dinge oder deren Beziehungen bewusst werden, die wir nicht in 
der unmittelbaren Gegenwart erfahren, und die wir auch nicht 
in der Vergangenheit erlebt haben. Allerdings ist eine aus dem 
Leeren schaffende Phantasie eine Unmöglichkeit. Auf irgendeine 
Weise ist auch ihr Material gegeben, wenngleich es in der Phanta- 
sie auf neue Art zusammengestellt auftritt. In diesem Sinne ist 
das Schaffen von Neuem bei Künstlern, aber auch bei Wissen- 
schaftlern anzutreffen. Gauızeı hat dessen bedurft, um die Fall- 
gesetze aufzufinden, NEWToN, um das Gesetz der Gravitation zu 
entdecken, und EINSTEIN, um seine Relativitätstheorie zu ent- 
wickeln, um einige Beispiele aus den Gebieten der exakten Wis- 
„senschaften herauszugreifen. Auf den Gebieten der Geisteswis- 
senschaften ist das Wirkungsfeld der Phantasie noch viel grösser. 

Das Wirken der Phantasie ist innerhalb bestimmter Grenzen 
frei. Auf dem Gebiet der Kunst kann die Phantasie oft so frei 
schalten, wie sie will und kann. Aber ist sie auch im Bereich der 
Wissenschaft ebenso frei? Die auf die Phantasie zurückgehenden 
Hypothesen und Theorien spielen eine wichtige Rolle in der Ge- 
schichte der Wissenschaften. Wenn man sich ’n diese studiert, be- 
kommt man oft den Eindruck, wie wenn das Wirken der Phanta- 
sie auch innerhalb der Wissenschaft unbegrenzt wäre. Allerdings 


ı VoLKELT, Die Gefühlsgewissheit, München 1922, S. 20 f. — Vgl. auch 
J. Fr. Fries, System der Logik, Heidelberg 1837, S. 267 f. 


158 J. E.SALOMAA. BXXIIL: 


ist dem nicht so. In der Wissenschaft gibt es eine sichere Richt- 
schnur,. deren Richtung durch die allgemeine wissenschaftliche 
Lage des Zeitalters bestimmt ist, und nach der sich auch die 
Phantasie zu richten hat, wenn sie auf fruchtbare Ergebnisse 
führen will. Beim Verfolgen dieser Richtschnur kann sie guwiss 
auf unbekannte Dinge führen und diese beleuchten. Auf diese 
Weise ist man auf manche Ergebnisse der gegenwärtigen Wissen- 
schaft gekommen. Auf Grund weniger Beobachtungen hat sich 
zuerst in der Phantasie eine Hypothese gebildet, für welche die 
spätere Forschung immermehr Beweise beigebracht hat. Auf diese 
Weise hat die logische Begründung schliesslich die durch die 
Phantasie hervoreerufene Annahme bestätigt, wenn sie sie nicht 
als unhaltbar erwiesen und somit einer neuen Hypothese Platz 
gemacht hat. Somit untersteht die Phantasie in der Wissen- 
schaft durchaus der Kontrolle des logischen Denkens. 

In demselben Sinne wie die Wissenschaften im allgemeinen 
kann sich die Philosophie bei der Vermittlung von Tatsachen der 
Phantasie bedienen. Es ist oft gewiss die Anschauung aufgetreten, 
dass der Phantasie eine ebenso freie Wirkungsmöglichkeit in der 
Philosophie wie in der Kunst einzuräumen ist. Auf diese Weise 
hat man die Verwandtschaft der Philosophie mit der Kunst beto- 
nen wollen. So verfahren SCHOPENHAUER und NIETZSCHE. Diesen 
Anschauungen gegenüber ist hervorzuheben, dass das Ziel der 
Philosophie ist, auf die reine Wahrheit zukommen. Sie hat danach 
zu streben, sich möglichst von allen den Faktoren, die Tempera- 
ment, Gefühls- und Willenseinstellung in die Erkenntnis einflies- 
sen Jassen, zu befreien. Dem logischen Denken ist die letzte Ent- 
scheidungsgewalt über alle diejenigen Tatsachen zuzugestehen, 
deren sich die Erkenntnis bedient, mögen sie nun kommen, woher 
sie wollen. 

Die Phantasie ist nahe mit der logischen Gefühlsgewissheit ver- 
wandt. Oft sind sie schwer voneinander zu unterscheiden, was 
auch nicht immer notwendig ist. Denn es ist eine Frage von unter- 
geordneter Bedeutung, welchen Namen die Erkenntnisquelle trägt, 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 159 


aus welcher das Erkennen sein Material schöpft. Entscheidend 
ist hier, wie dieses angewandt wird, und in welcher Weise man 
fähig ist, es in seinen richtigen Zusammenhang zu stellen. 

Auch ist die Phantasie nahe mit der Intuition verwandt. 
Die Phantasie enthält Bestandteile, die schon als intuitiv bezeich- 
net werden können, und andererseits spielt die Phantasie bei der 
Intuition mit. Heutzutage ist viel von der Intuition als Quclle 
der philosophischen Erkenntnis die Rede; so z.B. bei BERGSoN, 
DRIESCH und HUSSERL, abgesehen von vielen anderen. Doch 
verstehen diese Denker unter Intuition nicht eine und dieselbe 
Sache. Vielmehr gehen ihre Meinungen darin, wie ihr Wesen 
aufzufassen ist, so stark auseinander, dass ihnen kaum etwas ande- 
res als der Name gemeinsam ist. Wenige Denker haben allerdings 
ihre Intuitionsauffassung klar und eindeutig definiert. Viele geben 
sich gar keine Mühe, sie zu definieren, sondern weisen nur darauf 
hin, dass einjeder sie selbst zu erleben hat. 

Hier kann ich mich nicht im einzelnen mit der philosophischen In- 
tuition befassen.! Ich beschränke mich nur auf einige Hauptpunkte. 
Die erste und allgemeinste Eigenschaft, die gewöhnlich als zum 
intuitiven Erkennen gehörig angesehen wird, ist die Unmittelbar- 
keit. In der Intuition erfassen oder »schauen» wir den Gegenstand 
der Erkenntnis unmittelbar. Als solche ist die Intuition für jedes 
Subjekt individuell und nicht anderen mitteilbar. Was wir in 
der Intuition erleben, können wir nicht begrifflich erklären, wenn 
nicht ein anderer dieselbe Intuition hat. Doch macht die Unmittel- 
barkeit allein noch nicht die Intuition in des Wortes eigentlicher 
Bedeutung aus, da sie schon zu jeglicher Anschauung gehört. Dies 
ist z.B. schon mit den einfachsten Empfindungen der Fall. Einem 
Farbenblinden kann man beispielsweise nicht erklären, was die 
rote Farbe ist. Die unmittelbare Anschauung ist die Grundlage 
allen Verstehens, die letzte Quelle der Tatsachen, eine Voraus- 
setzung, über die durch Beweisführung nicht hinauszugelangen ist. 


! In »Nykyajan filosofejaa S. 148 ff., habe ich eingehender die Intui- 
tion behandelt. 


.—-_.._.. . 


160 J. E.SaALoMAA. BXXIII, 
Die Intuition unterscheidet sich von jeglicher anderer An- 
schauung dadurch, dass sie das Erfassen einer Ganzheit auf ein- 
mal bedeutet. Bei der gewöhnlichen Anschauung fassen wir nur 
Sinneszusammenhänge oder einzelne Teile der Sinnenwelt auf. 
Die philosophische Intuition möchte diese Erfassungsweise auf 
grosse Ganzheiten oder auf das ganze Universum ausdehnen. 
Während das diskursive Denken gewöhnlich vom Grunde auf die 
Folge, von Einzelerscheinungen auf das Allgemeine oder in um- 
gekehrter Richtung führt, versucht die Intuition dieses alles mit 
einem Male zu erfassen. Sie ist das Erfassen der Mannigfaltigkeit 
als eine Einheit, oder, wie man auch sagen könnte, sie ist das 
Umgehen der Nebenumstände und des Unwesentlichen und das 
»Schauen» des Wesens selber. In dieser Form tritt die Intuition 
in PLaTons Ideenlehre auf, wenn er sich z.B. bemüht, die Idee des 
Pferdes und nicht ein einzelnes Pferd aufzufassen. Dasselbe meint 
BERKELEY, wenn er betont, dass wir z.B. nicht eine Kirsche sehen, 
sondern das Runde und das Rote an ihr oder ihr Ideelles. In der 
Intuition verbinden wir auch die Vergangenheit mit der Zukunft 
zur Gegenwart. Sie versucht das Zeitlose zu'erfassen. Sie verewigt. 
In. der auf das ganze Universum gerichteten Intuition möchte der 
Philosoph ein »Gesamtbild» der Welt auf dieselbe Art erreichen, 
wie wir z.B. in der alltäglichen Erfahrung einen Baum sehen. 
Durch die Intuition möchte man das ewige Wesen der Welt schauen. 
Der Blinde, der den Baum nicht sieht, hat nicht die in Frage ste- 
hende Anschauung. Und analog kann jemand, der keine philo- 
sophische Intuition von der Welt hat, diese nicht verstehen und 
nicht verstehen lernen, bevor er ebendiese Intuition erreicht. 
Diejenigen Denker, die in der Intuition die erste eigentliche und 
schöpferische Erkenntnisquelle erblicken, betonen meist, dass die 
Intuition und mit ihr die letzten Gründe des Erkennens irrational 
sind. Besonders BERGsoN hat das Irrationale der Intuition betont. 
Meistens wird dies auf die Art aufgefasst, dass die Intuition Ge- 
fühl und als solche dem Intellekt entgegengesetzt und für ilın 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 161 

unerreichbar sei. In der Intuition »fühlt» man, dass man mit dem 
All Eins ist, dass Gott in uns ist und wir in Gott. Hierbei ist unter 
»Fühlen» nicht das zu verstehen, was oben als logische Gefühls- 
gewissheit bezeichnet worden ist, und was als Gedanken auftritt, 
deren Gründe noch nicht erkannt werden, sondern ein besonderes 
lebendiges Gefühl und eine Überzeugung dessen, dass etwas so 
ist, wie es in der Intuition erlebt wird. 

Wenn man in der Intuition das Irrationale und den Gegensatz 
zu allem Intellektuellen betont, nähert man sie dem mystischen 
Erlebnis. Denn die Mystik bedeutet etwas, was ausserhalb des 
Rationalen steht. Das mystische Erlebnis ist etwas Geheimnis- 
volles, Unlogisches und Seltenes. Wesentlich für das mystische 
Erlebnis ist, dass darin die Spaltung des rationalen Erkennens 
in Subjekt und Objekt hinfällig wird. Es hat keine logische Forın, 
keinen Gegensatz oder Widerspruch. Alle Unterscheidungen ver- 
schwinden darin, und die Seele des Mystikers versinkt in unmittel- 
bare Einheit mit dem All. In der Mystik lebt die Seele in Gott. 
Dieses mystische Erlebnis ist ein religiöses Gefühl und zunächst 
durch eine religiöse Sehnsucht hervorgerufen. Die Mystik ist eher 
ein leidenschaftliches Sehnen nach höchster Erfüllung, eher ein 
Streben nach dem Unendlichen als seine Erfüllung. Sie ist ein 
Zustand der Ekstase, der nur selten der mystischen Seele vollkom- 
men zuteilwird. Z.B. wird von dem griechischen Mystiker PROKLOS 
erzählt, dass er nur viermal in seinem Leben diesen Zustand der 
Gnade erreicht hat. Sein Schüler kam nur einmal als alter Mann 
so weit.! Die Mystik ist das Streben nach unmittelbarer Einheit 
mit Gott. Nach MEISTER EcKEHART entfernt sie von allenı Indi- 
viduellen, von allem auf irgendeine Art gegenständlich Abhängi- 
gen; sie leugnet es und möchte sich ganz davon befreien und davon 
unabhängig sein. 

Hier gehe ich nicht auf den Wahrheitsgehalt des mystischen 
Erlebnisses ein. Ich möchte nur feststellen, dass dieses Erlebnis 


1 Siehe G. Menriıs, Der Begriff der Mystik, Logos XII, S. 170. 


162 J. E. SALOMAA. BXXIIIn 


eine unbestreitbare Tatsache ist, die zu verschiedenen Zeiten auf- 
getreten ist. Deshalb hat die Philosophie auch das mystische 
Erlebnis in Betracht zu ziehen, wenn es sich um die Untersuchung 
der Erkenntnisquellen handelt. Vom Standpunkt der Philosophie 
aus aber kann die Mystik nicht, wie die Mystiker annehmen, die 
Philosophie entbehrlich machen oder an ihre Stelle treten. Die 
Mystik hat vom philosophischen Standpunkt aus nur dann Be- 
deutung, wenn ihre Ergebnisse in wissenschaftliche Form gekleidet. 
werden können und sie also als Vermittler von Tatsachen gelten 
kann. 

Das Wesen der Intuition wird allerdings einseitig aufgefasst 
von denjenigen, welche sie dem mystischen Erlebnis nebenordnen. 
Gewiss ist eine Verwandtschaft zwischen ihnen festzustellen. Beide 
sind gleichsam Richtwege zur Erkenntnis der Wirklichkeit. Sie 
werden auch dadurch vereinigt, dass bei ihnen Gefühlsfaktoren 
mitsprechen. Dies ist nämlich auch mit der Intuition der Fall, 
wenngleich sie nicht wie die Mystik ganz und gar Gefühl ist. 
In dieser Hinsicht nähert sich die Intuition mehr der logischen 
Gefühlsgewissheit, bei welcher mit dem Gefühl auch rationale 
Faktoren verbunden sind. Deshalb sind die Auffassungen von 
der Intuition irreführend, welche sie für den Gegensatz alles Intel- 
lektuellen und Logischen halten. Eine Intuition, die dem Intel- 
lektuellen entgegengesetzt wäre, hätte vom Standpunkt der Philo- 
sophie aus nur sehr geringe Bedeutung. Die Intuition ist als eine 
Form der inneren Anschauung aufzufassen, bei der das Logische 
noch unentfaltet ist, aus der es aber hervorgesucht werden kann, 
wonach erst ihre Resultate als wertvoll und sicher angesehen wer- 
den können. Eine Philosophie, die sich auf die Intuition stützt, 
muss, soweit sie als Wissenschaft anerkannt werden will, ihre 
Intuitionen in eine wissenschaftlich begründete Form einkleiden 
können. Kühl und kritisch hat sie ihre Intuitionen zu unter- 
suchen. Die nur individuellen und willkürlichen Intuitionen sind 
von den objektiv haltbaren zu trennen, und im Rahmen eines 
empirischen, induktiven Verfahrens darzustellen. 


BAXXIILı Das Problem der Wahrheit. 163 

VOLKELT definiert die intuitive Gewissheit als »unmittelbare 
Gewissheit von etwas Übererfahrbarem».! Dies ist eine Verwechs- 
lung der Intuition mit der Mystik. Kaum wird auch die Mystik 
genau genommen als Gewissheit dessen bezeichnet werden können, 
was über alle Erfahrung hinausliegt; denn das mystische Erleben 
selber kann als eine Art Erfahrung angesehen werden, wenngleich 
nur einige wenige Menschen während besonders glücklicher Stun- 
den ihrer teilhaftig werden können. Das mystische Erleben reicht 
nur insofern über die Erfahrung hinaus, als seine Ergebnisse und 
sein Charakter nicht mit begrifflichen Mitteln beschrieben und 
erklärt werden können. Es muss selber unmittelbar erlebt werden. 
Dies liegt an der Gegensätzlichkeit des mystischen Erlebens allem 
intellektuellen Erkennen gegenüber oder an Scinem rein irrationa- 
len Charakter. Doch kann die Intuition nicht in demselben Sinne 
wie die Mystik als irrational angesehen werden. Sie ist eine 
bestimmte Form der Erfahrung, die auf den Gebieten aller Wis- 
senschaften und anderer geistiger Tätigkeiten in reichem Masse 
in Anwendung kommt. Ihr Irrationales besteht nur darin, dass 
sie noch keine rationale Form erhalten hat. Die Intuition ist 
soviel wie eine Vorstufe der logischen Erkenntnis, wie es auch 
andere Formen der Anschauung sind. Sie ist eine gewisse Art 
von Anschauung, aus der das wissenschaftliche Denken Material 
schöpft, um es dann in eine logisch begründete Form zu kleiden. 
Gewiss kann die Intuition auch auf Gebieten erscheinen, auf denen 
die wissenschaftliche Begründung wenigstens nicht sogleich dar- 
stellbar ist. Dies ist der Fall bei allen »Ganzheitserlebnissen», bei 
Vorahnungen, oft bei grossangelegten metaphysischen Gedanken- 
gebäuden, die bei allen grossen Denkern anzutreffen sind, und die 
einer wissenschaftlichen Begründung ermangeln. Die in solchen 
Intuitionen auftretenden Gedanken, so grosszügig sie oft auch 
erscheinen mögen, können noch nicht als Philosophie angesehen 
werden. Sie sind Gedankendichtung, die sich erst dann zur Philo- 


1 Gefühlsgewissheit, S. 5 f. 


16, J. E. Sıowaa. B\XNXII: 


sophie entwickelt, wenn sie eine allg=meingültige logische Form 
erhalten hat. 

Die philosophischen Intuitionisten unterstreichen die Intuition 
allzu stark, wenn sie diese zur einzigen und schaffenden Erkenntnis- 
quelle der Philosophie erklären und sich einbilden, dass sie das 
logische Denken umgehen könnte. Gewiss ist die Intuition ein« 
Erkenntnisquelle der Philosophie und zugleich auch der anderen 
Wissenschaften, aber nur eine Erkenntnisquelle unter vielen and»- 
ren. Sie ist eine Form der inneren Anschauung. Hier ist besonders 
zu betonen, dass die Intuition, mögen nun ihr Gebiet und ıhr- 
Bedeutung im engeren oder weiteren Sinne aufgefasst werden, der 
Philosophie nur Tatsachen geben kann. Sie kann nur eine Er- 
kenntnisquelle, keine Methode der Erkenntnis sein. Das unmittel- 
bare Erleben, die reine Intuition, ist blosses »Leben», was noch 
kein Erkennen ist. Die Intuition ist wie alles blosse Leben unthe»- 
retisch, wobei die theoretische Erkenntnis niemals stehenbleiben 
darf. Aus welchen Quellen auch die Philosophie die Tatsachen 
ihrer Erkenntnis schöpft, immer hat sie diese in die Form der 
induktiven Methode zu bringen. Nur diejenigen Intuitionen, die 
logisch erklärt und begründet werden können, haben wissenschaft- 
liche Bedeutung. Dagegen sind alle diejenigen Intuitionen und 
andere Tatsachen, die logische Begründung scheuen, von der Philo- 
sophie in des Wortes wissenschaftlicher Bedeutung ausgeschlossen. 

Als Endergebnis dieser Untersuchung der verschiedenen Formin 
der inneren Anschauung können wir also sagen, dass die innere 
Anschauung eine für die Philosophie wichtige Quelle von Tat- 
sachen ist. Sie verschafft dem induktiven Denken Prämissen, und 
als solche bricht sie auch die unendliche Reihe der Präniissen ab, 
indem sie Ausgangspunkte bietet. über die man nicht hinaus- 
kommen kann. 


BXXIlIlı Das Problem der Wahrheit. 165 


V. Der allgemeine Charakter des Erkennens. 


In der Induktion ist, wieich im Vorhergehendenzu zeigen versucht 
habe, eine beständige Zusammenarbeit zwischen Denken und Erfah- 
rung, zwischen apriorischen und aposteriorischen Faktoren fest- 
zustellen. Der Zusammenhang zwischen diesen Faktoren ist, wie 
KanT betonte, so fest, dass schon in den elementarsten Empfin- 
dungen begriffliche Faktoren mitspielen. Andererseits setzt auch 
das begriffliche Denken immer Tatsachen voraus, die durch Ver- 
mittlung der Erfahrung erworben sind. 

Doch ergibt sich hier die Frage, ob dem Denken noch andere 
ausser den oben dargestellten Quellen zur Verfügung stehen, oder 
ob es auch ohne Erfahrung arbeiten kann. Ist ein Denken ohne 
Anschauung möglich? Gibt es ein rein apriorisches Erkennen, bei 
dem das Denken seinen Gegenstand gleichsam aus sich selbst 
heraus schaffte, ohne irgendeiner Erfahrung zu bedürfen? Oder 
sind mit allem Denken empirische, aposteriorische Bestandteile 
verbunden? 

Viele Denker haben neben dem empirischen Erkennen auch 
ein apriorisches, von der Erfahrung unabhängiges Erkennen ange- 
nommen. Der Rationalismus hat zu allen Zeiten die Erfahrungs- 
erkenntnis verachtet und die Erkenntnis, die das Denken aus sich 
selber erzeugt, für die einzig richtige philosophische Erkenntnis 
gchalten. Auch Kanr ist darin Rationalist, dass er die Erreichung 
reiner apriorischer Erkenntnis auf den Gebieten der sog. formalen 
Wissenschaften, der Logik und der Mathematik, für möglich hält. 
Die meisten der Neukantianer haben sich hierin Kant angeschlos- 
sen. Ebenso strebt Husseru nach e’ner »re’nen», von der Erfahrung 
fre'en und unabhängigen Logik. Nach ihm ist das Denken auch 
ohne Anschauung mörlich.! 

Doch beruht der Glaube an cine reine apriorische Erkenntnis 
entweder auf Selbstbetrug oder darauf, dass Erfahrung und An- 
schauung zu eng gefasst werden. Das induktive Verfahren setzt. 


! Logische Untersuchungen I], S. 70 f., 84,160 f., 173, 242; Il, S. 66 f., 166. 


166 Jd. E. SALoMaA. BNXNIIL.ı 


überall einen empirischen Boden voraus, ohne die eine Deduktivon. 
die auf die Wahrheit führen möchte, nicht möglich ist. Deun die 
Induktion baut sich auf den Tatsachen d«r Erfahrung auf. Wenn 
die Tatsachen der Erfahrung in genügend weitem Sinne genommen 
werden, bauen sich auch Logik und Mathematik auf ihrem Boden 
auf. Auch diese Wissenschaften sind nicht rein formale. sondern 
in gewissem Sinne reale Wissenschaften.! 

Das logische Erkeunen ist nicht rein apriorisch, nicht ohn« 
alle Erfahrung möglich. Denn auch das Entwickeln der in der 
Denknotwendigkeit verborgenen Gesetze und ihre Anwendung im 
Denken ist Erfahrungstätigkeit in des Wortes weiterer Bedeu- 
tung. Das logische Denken ist nicht losgelöst von der Erfahrung, 
so dass es ganz unabhängig von ihr entwickelt werden könnte. 
Die Formen und Gesetze des logischen Denkens sind nicht allein 
subjektiv und apriorisch, sondern sie sind auch in den Dingen 
selber anwesend. Sie sind objektiv. Deshalb können sie auch 
nur auf demselben Wege gefunden werden, auf dem alle andere 
gegenständliche Erkenntnis erreicht wird, nämlich empirisch. Dies 


I Gewissheit und Wahrheit, S. 413, sagt in ähnlichem Sinne VoLkELT: 
»Hiernach könnte es scheinen, dass beim Zustandekommen der logischen 
und erkenntnistheoretischen Ergebnisse die Mitwirkung der reinen Erfahrung 
gänzlich ausgeschaltet wäre und hier ein in jedem Betracht rein rationales 
Erkennen vorläge. Bei genauerem Zusehen indessen zeigt es sich, dass reine 
Erfahrungslosigkeit auch hier keineswegs besteht. Soll ich beispielsweise das 
Wesen des Urteils oder der ursachlichen Verknüpfung untersuchen, so würde 
dies unmöglich sein, wenn ich nicht unzählige Male auf verschiedentliche 
Erfahrungen hin Urteile vollzogen und nach Ursache und Wirkung verknüpft 
hätte. Selbst wenn ich mich] (was kaum der Fall sein dürfte) während der 
gepflogenen Untersuchungjstrengstens enthielte, die Erfahrung ausdrücklich 
in Beispielen heranzuziehen, so würde doch in dem ganz allgemein betrachte- 
ten Urteil oder in der ganz allgemein betrachteten ursachlichen Verknüpfung 
implizite ein reicher und weHer Erfahrungshintergrund mit gegenwärtig 
sein. Wäre ich denn selbst auch nur zum Bewusstsein des Satzes vom Wider- 
spruch oder der Identität ohne den Anlass tausendfältiger Erfahrung gelangt? 
Das Denken würde in jeder Hinsicht in einem Schlummerzustande verharren, 
wenn nicht Erfahrung ihre herausreifende Kraft ausübte.» 


BXXIILı Das Problem der Wahrheit. 167 


besagt, dass das reiche und vielseitige Weltall eine grosse Menge 
logischer Prinzipien und Beziehungen enthalten kann, die wir 
noch nicht kennen. Wir dürfen die Logik nicht ausschliesslich auf 
bestimmte Prinzipien beschränken, die wir jetzt kennen, und alle 
diejenigen von ihr ausschliessen, die möglicherweise in der Zukunft 
aufgefunden werden könnten. Auch in der Logik hat man sich 
nach dem Programm der »offenen Türen» zu richten, so dass sie 
fähig ist, neue Methoden und Theorien in sich aufzunehmen, die 
vielleicht die zu untersuchenden Fragen besser als die alten erklä- 
ren. Das Denken ist ein Teil der Wirklichkeit, der auch nicht 
fertig und kristallisiert zu unserer Verfügung steht, sondern es 
ist wie alle Gegenstände unseres Erkennens eine ewige Aufgabe. 
Eine Zeit oder ein Denker kann logische Gesetze aufstellen, die 
anderen unbekannt sind. Die Denkkategorien können wechseln. 
Unveränderlich bleibt nur das Logische selber, das wir immer 
vollkommener in unserer Erkenntnis erreichen möchten.! 

Was oben über die Logik gesagt worden ist, trifft auch für die 
Mathematik zu. Auch sie ist keine rein formale Wissenschaft, 
die keinerlei gegenständliche Bedeutung hätte, und die ohne irgend- 
welche Erfahrung möglich wäre. Gewiss ist die sinnliche Erfah- 
rung nicht auf die Mathematik anzuwenden, ebensowenig wie sie 
auf die Logik angewandt werden kann. Die Mathematik hat ihr 
eigenes Gebiet im Bereich des Wesens. 

In noch grösserem Masse trifft dieses alles auf die sog. Real- 
wissenschaften zu, was jetzt nicht mehr nachzuweisen notwendig 
ist. Denn kein kritischer Denker kann heutzutage in seinem Ra- 
tionalismus so weit gehen, wie es z.B. noch SCHELLING und HEGEL 
taten, die mit Hilfe des rein formalen Denkens die Ergebnisse der 
Realwissenschaften diktieren zu können glaubten. Ein solches 
erfahrungsscheues Denken ist leer und wirklichkeitsfremd. 


I Siehe Näheres in Idealismus und Realismus, S. 178 ff. 

2 HöLper, Die mathematische Methode, S. 380 f., 487 f. usf. versucht 
umständlich nachzuweisen, dass die Mathematik keine rein »formale Wis- 
senschaft» ist, die keinerlei Erfahrung erforderte. 


168 J.E.SALOMAA. BXXIILı 


Wenn das Empirische und Induktive aller Erkenntnis betont 
wird, darf die Erfahrung nicht, wie oft die Gegner der induktiven 
Methode tun, zu eng gefasst werden. Sie darf z.B. nicht ohne 
weiteres mit der Sinneserfahrung identifiziert werden. 
Die Empfindungen geniessen nicht das Vorrecht, sich als die ein- 
zige Erfahrung manifestieren zu dürfen. Obgleich die Empfindun- 
gen unzertrennlich mit der Erfahrung verbunden sind, gibt es 
neben ihnen auch noch andere Formen der Erfahrung. Beispiels- 
weise ist das Erkennen logischer Beziehungen ebensogut Erfahrungs- 
tätigkeit wie das Aufnehmen von Empfindungen; sie sind für unsere 
Erfahrung ebenso wichtig wie diese. Beziehungen wie »grösser» und 
»kleiner», »vorher» und »nachher», »ähnlich» und »verschieden»erfahren 
wir ebenso sicher wie die Empfindungen. Dass z.B. einer der Bäumr,, 
die ich durch mein Fenster sehe, höher ist als der andere, erfahre ich 
ebenso gewiss wie die Bäume selber. Weiterhin darf die Erfahrung 
nicht nur auf die sog. unmittelbare Erfahrungbeschränkt werden. 
Auf eınpiriseh-induktivem Wege kann mancherlei erkannt wer- 
den, was nicht unmittelbar erfahren ist. Dies geschieht mit Hilfe 
von Schlüssen, die nicht mit den Deduktionen der rationalistischen 
Philosophen zu verwechseln sind. Diese schliessen auf Grund des- 
sen, dass ein Ding auf allgemeine Gründe hin existieren muss, 
dass cs auch in der wirklichen Welt existiert. Dagegen schliesst 
man unter Anwendung des empirischen Verfahrens auf Grund 
dessen, dass dieser oder jener Gegenstand, von dem wir unmittel- 
bare Erfahrung haben, existiert, dass auch irgendein anderes Ding 
existiert. Auf eine derartige mittelbare Erfahrung im Bereich 
der Sinnenwelt gründet sich z.B. meine Erkenntnis dessen, dass 
Japan existiert, obgleich ich nicht dort gewesen bin, dass es ın 
Amerika einen Präsidenten gibt, obgleich ich ihn nicht gesehen 
habe. Auf gleiche Weise können auch Beziehungen mittelbar 
erfahren werden, so dass aus bekannten Beziehungen unbekannte 
abgeleitet werden können; hierauf gründet sich u.a. die Mathema- 
tik. Das empirische Verfahren ist daher so weit zu fassen, dass 
es eine Verbindung induktiver Faktoren mit deduktiven, aposte- 


BXXIIl. Das Problem der Wahrheit. 169 


riorischen mit apriorischen bedeutet. Als solches kommt es in 
den Naturwissenschaften zur Anwendung, und als solches ist es 
auch die Methode der Philosophie. 

- Da unser ganzes Denken an die Erfahrung gebunden ist, zeigt 
dies zugleich die Begrenzung und das Hypothetische unseres 
Erkennens. So reich auch das Erfahrungsmaterial sein mag, das 
unserem Erkennen zugrundeliegt, so ist doch unser Denken die- 
sem gegenüber oft ratlos; denn die Tatsachen der Erfahrung kön- 
nen auf verschiedene Weise miteinander vereinigt und erklärt 
werden. Die Denknotwendigkeit tritt nicht immer als sicher auf, 
und auch ihre Gewissheit ist oft nur subjektiv. Wir haben kein 
absolutes Kriterium, die Wahrheit vom Irrtum zu trennen; denn 
die Unmöglichkeit des Verneinens oder das Kriterium des absolu- 
ten Pragmatismus kann nur verhältnismässig selten angewandt 
werden. In den meisten Fällen ist nur Wahrscheinlichkeit erreich- 
bar. Unser Erkennen nimmt immer seinen Ausgangspunkt von 
irgendeiner Tatsache der gegebenen Wirklichkeit, die uns unsere 
Erfahrung vermittelt hat, um den Zusammenhang dieser Tat- 
sache mit anderen zu erklären, oder um sie in die Beziehung von 
Grund und Folge zu stellen. Von reinen Begriffen kann niemals 
die Wirklichkeit abgeleitet werden. Unser Denken verbindet mit 
einem gegebenen a ein gegebenes b, das sich mit Notwendigkeit 
ınit a zu verbinden scheint. Dieser Denkprozess kann aber dem 
Irrtum offen sein, da wir den Beziehungszusammenhang zwischen 
a und b nicht von Grund auf kennen. Erst wenn die immer wieder 
erneuerte Erfahrung sie stets in dieselbe Beziehung stellt, wird 
uns vielleicht schliesslich vollkommene Gewissheit zuteil. Die 
Notwendigkeit erweist sich dann als wirklich. Oft aber können 
ganz sicher erscheinende Beziehungszusammenhänge durch eine 
neue Erfahrung als Irrtum nachgewiesen werden. Hierüber spricht 
die Geschichte aller Wissenschaften, nicht zum mindesten die 
der Philosophie, eine überzeugende Sprache. 

Das Hypothetische der Erkenntnis wird auch durch die Vor- 
aussetzung vermehrt, auf welcher, wie schon oft hervorgehoben 


170 J. E. SALOMAA. BXXIIL,ı 


ist, alles Erkennen beruht. Der ganze Erkenntnisprozess, neben ihm 
auch die erkenntnistheoretischen Analysen und überhaupt alle 
Wissenschaft, baut sich letzten Endes auf der Voraussetzung auf, 
dass inder Wirklichkeit eine sichere Ordnung 
oder Gesetzmässigkeit herrscht. Ohne diese Vor- 
aussetzung ist keine wissenschaftliche Arbeit möglich. Denn sie 
strebt ihrem Wesen gemäss danach, etwas, was der Wirklichkeit 
selber angehört, zu erreichen, und glaubt somit, dass die Erkennt- 
nis immerhin in gewissem Masse der Wirklichkeit entspricht. 

Diese Voraussetzung aber kann nicht jemandem, der sie leugnen 
möchte, zwingend bewiesen werden. Sie ist keine Denknotwendig- 
keit, auch ist sie nicht von unmittelbaren Tatsachen der Erfahrung 
abzuleiten. Denkmöglich ist nämlich auch der Sachverhalt, dass 
in der Wirklichkeit keine Ordnung herrscht, dass z.B. die Gesetze 
der Identität und des Widerspruchs in Bezug auf sie nicht gültig 
sind, kurz gesagt, dass sie — wenigstens vom Standpunkt des 
erkennenden Subjekts aus — ein vollkommenes Chaos ist. Jedes 
Bemühen, die in Frage stehende Voraussetzung des Erkennens 
als denknotwendig nachzuweisen, lässt allerdings ihre Gültigkeit 
in Bezug auf die Wirklichkeit unentschieden. Andererseits, wenn 
ich mich bemühe, sie als mit der Wirklichkeit übereinstimmend 
nachzuweisen, Setze ich schon das voraus, was ich beweisen möchte, 
dass nämlich mein Denken die Wirklichkeit erreichen kann. 
Diesem Kreislauf ist mit logischen Begründungen nicht zu entrin- 
nen. Es ist gleicherweise unmöglich, ihre Gültigkeit oder ihre 
Ungültigkeit nachzuweisen. Denn beide Möglichkeiten setzen 
bereits ein Hinausgehen über unser Erkennen voraus. Auf welchen 
Standpunkt ich mich auch stelle, immer verfahre ich auf Grund 
des Glaubens, der nicht mehr theoretisch bestätigt werden 
kann. 

Hier ist also zwischen zweierlei Glauben zu wählen. Da diese 
Wahl nur mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsgründen auszuführen 
ist, bekommt jegliches Wirklichkeitserkennen ein hypothetisches 
Gepräge. Die Wahrscheinlichkeitsgründe scheinen hier für die 


BXXIIL: Das Problem der Wahrheit. 1711 
Voraussetzung zu sprechen, dass in der Wirklichkeit eine bestimmte 
Ordnung herrscht, dass innerhalb bestimmter Grenzen Erkennen 
und Wirklichkeit einander begegnen. Wir haben schon gesehen, 
dass jede Wissenschaft auf Grund dieser Voraussetzung arbeitet. 
Keinerlei Erkennen, nicht einmal ein skeptisches, ist ohne sie 
möglich. Ausserdem wird sie noch dadurch gestützt, dass das 
Erkennen zweifellos ein Teil der Wirklichkeit ist. Deshalb müs- 
sen auch die Formen der Erkenntnis und die Formen der Wirklich- 
keit einander wenigstens innerhalb gewisser Grenzen entsprechen. 
Eine der wichtigsten Aufgaben der Philosophie besteht darin, 
diese Formen herauszustellen, eine Aufgabe, welche sie nur auf 
empirischem, induktivem Wege erfüllen kann. In der Lösung 
dieser Aufgabe haben wir keine apriorischen, von vornherein 
sicheren und allgemeingültigen Gesetze und Formen zur Verfügung. 


Wenn wir auch eine in der Wirklichkeit herrschende allgemeine 
Gesetzmässigkeit voraussetzen, haben wir hiermit noch kein beson- 
deres Gesetz kennengelernt, nach welchem sich in der Wirklichkeit 
irgendein a mit einem b verbindet. Diese Gesetzmässigkeit ist der 
Gegenstand der empirischen Forschung. Die in der Wirklichkeit 
herrschenden Gesetze können wir nur Stufe für Stufe und hypo- 
thetisch von individuellen zu immer allgemeineren Gesetzen auf- 
steigend kennenlernen. Unsere Erfahrung wiederum ist ungewiss 
und dem Irrtum zugänglich. Hierin kommt die Beschränkung 
unseres ganzen Erkennens zum Ausdruck. »Hier kommt es mir 
allein darauf an», sagt VOLKELT!, »einzusehen, dass das Denken 
schon infolge des Greekettetseins an die Erfahrung das Schicksal 
hat, — man könnte mit einiger Übertreibung sagen: auf Schritt 
und Tritt an die Grenzen seines Könnens gemahnt zu werden. 
Die Eingeschränktheit des Erkennens liegt im Wesen der mensch- 
lichen Erkenntnis. Andererseits irrt sich VOLKELT allerdings, 
wenn er sich in demselben Zusammenhang Auffassungen entgegen- 
setzt, nach denen die Grenzen des Erkennens nicht im Voraus 


1 Gewissheit und Wahrheit, S. 420. 


172 J. E.SaALoMAaA. BXXIIIın 


bestimmt werden können. Denn dem Erkennen sind im Voraus 
zu bestimmende Grenzen unmöglich zu setzen. Zweifelsohne sind 
unser Erkennen und die Wissenschaft begrenzt. Zu den wichtigsten 
Aufgaben einer kritischen Philosophie gehört, diesem Umstand 
Rechnung zu tragen, und sich klar darüber zu werden, wie weit 
man jedesmal unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden 
kommen kann. Doch sind diese Grenzen der Philosophie nicht 
fest und unwandelbar. Die Wissenschaft kann alle im Voraus 
aufzustellenden Grenzen umgehen, wie die Geschichte der Wissen- 
schaft so oft nachgewiesen hat. Diese Grenzen sind heute anders, 
als sie gestern waren, und morgen kann sie vielleicht irgendeine 
neue Errungenschaft abermals merklich verändern. Inkonsequent 
verfahren diejenigen, welche als wissenschaftlich unlösbar Fragen 
hinstellen, die es in diesem Augenblick sind. Desselben Irrtums 
machen sich diejenigen schuldig, die solche Fragen als wissen- 
schaftlich zu behandeln suchen, die mit den heutigen Hilfsmitteln 
nicht zu lösen sind. 

(rewiss ist ein Verfahren, das auch solches erkennen möchte, 
was grundsätzlich nicht zu erkennen ist, zu verstehen und zu 
verteidigen. Es handelt sich hierbei häufig um die tiefsten Fragen, 
an deren Lösung dem menschlichen Geist gelegen ist. Er sucht 
sie Im mystischen Versinken, in der Intuition oder überhaupt im 
gefühlsmässigen Erkennen, wenn er sie nicht in der Religion findet. 
Aber dieses alles kann nicht mehr Philosophie in des Wortes 
strengster Bedeutung, sondern eher Gedankendichtung genannt 
werden. Der Wert der Gedankendichtung wird allerdings nicht 
dadurch hinfällig, dass sie von der Philosophie ausgeschlossen wird. 

Alles dieses ist für den Charakter des Strebens der Philosophie 
und des Forschens überhaupt schr bezeichnend. Die Philosophie 
ist immer mehr Erstreben als Erreichen gewesen. Hiermit steht 
allerdings nicht in Widerspruch, dass jeder: Philosoph, der ein 
System aufgestellt hat, fest daran glaubt. Dies ist psychologisch 
leicht zu erklären und auch vom Standpunkt der Förderung des 
philosophischen Schaffens unentbehrlich. Doch zeigen die Bei- 


BXXIIı Das Problem der Wahrheit. 173 


spiele der grössten Philosophen, wie PLATON und KanrT, dass auch 
die einzelnen philosophischen Systeme der inneren Entwicklung 
unterstehen, solange ihr Schöpfer produktiv ist. Die Philosophie 
entwickelt sich immer weiter. Jedes erreichte Ziel ist nur ein 
Durchgangspunkt auf ein neues Ziel zu. 

Doch ist das Streben nicht eine Eigentümlichkeit, die aus- 
schliesslich mit der Philosophie verbunden wäre, sondern es ist 
jeder Wissenschaft eigen. Schwerlich ist ein wissenschaftliches 
Arbeiten zu denken, das sein Ziel erreichte, die ganze Wahrheit 
auffände. Dies wäre dasselbe wie der Tod dieser Wissenschaft. 
Wenn alle Erkenntnis erlangt wäre, wäre die Wissenschaft ent- 
behrlich. Das Erkennen ist Aktivität, Bewegung, nicht auf der 
Stelle Stehen. Es können sich ganz neue Gebiete des Erkennens 
_ eröffnen, wie die Entwicklung der Wissenschaft gezeigt hat. Auf 
diese Weise entstehen neue Probleme. Was im Besonderen die 
Philosophie angeht, so besteht ihr Leben mehr in Problemen, mehr 
in deren Aufwerfen als in deren Lösung. Grundsätzlich hat die 
Philosophie alles in Frage zu stellen, auch sich selber. Die philo- 
sophischen Sätze sind keine Dogmen, die blinden Glauben erfor- 
derten. Der Philosoph fragt immer. Die Fragen sind die blei- 
benden, die überzeitlichen Seiten der Philosophie. Die Antworten 
sind immerhin mehr untergeordneter Art. In Schülern, die 
blind auf die Worte ihres Meisters schwören, lebt nicht sein 
System, sondern es stirbt in ıhnen. Dies zeigt sich am deutlichsten 
in der Geschichte der Heserschen Philosophie im letzten Jahr- 
hundert. Die treuen Schüler HEseELS waren am meisten daran 
schuld, dass seine Philosophie zum Gegenstande so grosser 
Verachtung wurde. Dagegen wird die Lebenskraft einer Philo- 
sophie am besten dadurch bewiesen, dass sie ihre Schüler auf 
neue Gedanken führt, dass siein ihnen das Streben ins Leben ruft. 

Durch alles dieses wird die Auffassung gestützt, dass das Be- 
reich des Erkennens virtuell unbegrenzt ist, wenngleich es aktuell 
seine bestimmten Grenzen hat. Der »Irrationalismus» hat unrecht, 
wenn er glaubt, die Grenzen des logischen Erkennens im Voraus 


17& J. E.SALOMAA. BXAII, 


bestimmen zu können. Schliesslich gibt es zwischen dem Irratio- 
nalen und dem Rationalen keine unüberbrückbare Kluft. Vom 
Standpunkt des tatsächlichen Erkennens kann alles das irrational 
genannt werden, was noch nicht durch rationale Erkenntnis zu 
erlangen ist. Das Bereich des Irrationalen aber kann zu verschie- 
denen Zeiten und bei verschiedenen Denkern als geringer oder 
grösser angesetzt werden. 

Die Unbegrenztheit des Erkennens kann auch auf die Art 
dargestellt werden, dass mit dem Erkennen, abgesehen von seinem 
Charakter des Hypothetischen und des Strebens, auch die Idee 
der Universalität verbunden ist. Das Erkennen kann 
sich, gemäss seiner Idee, so weit erstrecken, wie es Beziehungen 
gibt. Und Beziehungen bestehen in allen Bereichen der Wirk- 
lichkeit. Etwas durchaus Beziehungsloses ist undenkbar.? Auch 
die Welt der Werte ist nicht beziehungsfrei, wenngleich das innere 
Wesen der Werte nicht in Beziehungen, sondern in Qualitäten 
besteht. Aber die Werte stehen untereinander, in Bezug auf die 
Wertträger und die wertenden Subjekte in den mannigfaltigsten 
Beziehungen, und dieser Umstand ermöglicht auch das Eindringen 
des Logischen in die Welt der Werte. Hierauf geht die Tatsächlich- 
keit der Werterkenntnis zurück. Doch ist die Erkenntnis 
des Wertbereichs wie auch anderswo nicht wertend. Sie bedeutet 
ein Streben nach Klarheit über die mit der Welt der Werte 
verbundenen Probleme, und die Werte sind dabei nur Gegenstände 
des Erkennens, nicht seine Schöpfungen. Als Gegenstände des 
logischen Erkennens können daher nicht nur die als wertfrei 
angesehenen Dinge auftreten, wie z.B. die naturwissenschaft- 
lichen Erscheinungen, sondern auch die durch ästhetische, ethi- 
sche, religiöse u.a. Wertbereiche angeregten Probleme. 

In der Wirklichkeit gibt es also gar nichts, was nicht zum Gegen- 
stande des Erkennens werden könnte. Doch besagt die Idee der 
Universalität des Erkennens nicht, dass sie auch verwirklicht wäre. 


! Siehe meine Schrift The Category of Relation. 


BXXIIL: Das Problem der Wahrheit. 175 


Die Idee des Erkennens reicht unbegrenzt über das hinaus, was 
‘durch das Erkennen in Wirklichkeit erlangt ist. Es reden ja alle 
Wissenschaften von Dingen, deren Existenz bekannt ist, die aber 
nicht erklärt werden können. Und wieviele Dinge mag es geben, 
von deren Existenz wir nicht einmal eine Ahnung haben! Dieses 
alles aber geht nur auf die Grenzen des tatsächlichen, nicht des 
möglichen Erkennens. Das Erkennen erhält sich dadurch am 
Leben, dass man sich bemüht, seine tatsächlichen Grenzen immer 
weiter in das Gebiet des möglichen Erkennens vorzuschieben. 
Mit Obigem sollte auch für de Autonomie des Erkennens 
eingetreten werden, d.h. für seine Unabhängigkeit von allen ande- 
ren Faktoren, u.a. von Wertgesichtspunkten. Das Erkennen kann 
innerhalb seines eigenen Gebietes keinerlei Autorität über sich aner- 
kennen, Ohne zugleich sich selber zu schaden, und ohne von seinem 
Streben nach reiner Wahrheit nur um der Wahrheit willen ab- 
zulassen. Mit Obigem ist nachzuweisen versucht worden, dass 
die Philosophie nur auf diesem Boden zu leben vermag. Sich mit 
relativen Wahrheiten zu begnügen, führt auf Unmöglichkeiten. 
Es wäre soviel wie dogmatisches Verneinen der Wahrheit. Aufden 
entgegengesetzten Dogmatismus kommt ein Philosoph, der be- 
hauptet, dass er schon die absolute Wahrheit erlangt hat. Jeg- 
licher intolerante Dogmatismus steht der Philosophie fremd gegen- 
über, deren Wesen freie und vorurteilslose Forschung verlangt. 
Sowohl der Relativismus, welcher die allgemeingültige Wahrheit 
leugnet, wie auch der Dogmatismus, welcher sie zu besitzen glaubt, 
sind die schlimmsten Feinde der Philosophie. Inhalt und Kraft 
der Philosophie liegen in dem Streben nach absoluter Wahrheit, 
ohne Hinblick auf irgendwelche anderen Gesichtspunkte. ; 
In ihrem Streben nach Erkenntnis der absoluten Wahrheit 
kann die Philosophie als letzte ausschlaggebende Momente über 
ihre Gültigkeit nur die logischen Prinzipien anerkennen. Dies besagt 
nicht, wie die extremen Tationalistischen Richtungen möchten, 
dass die Philosophie dabei in den engen und steifen Rahmen des 
reinen Denkens einzuspannen sei. Die Philosophie braucht nicht 


176 J. E. SALoMmaAA. BXXIII: 


das reine Denken für ihre einzige Quelle zu halten. Denn eine 
Philosophie, die sich einzig und allein auf dieses stützt, kann archi- 
tektonisch gewiss auf grossartige und begeisternde Systeme führen, 
aber sie können sich als lebens- und weltfremd und als solche als 
inhaltslos herausstellen. Die Philosophie kann nicht in der luft- 
leeren Sphäre des reinen Denkens atmen, wohin sich die Vernunft 
auf den Flügeln der Ideen erhöbe. Sie fürchtet, um KANTs bekann- 
tes Wort zu gebrauchen, »hohe Türme und 'metaphysisch-grosse 
Männev, um welche ein scharfer Wind weht und sucht das 
»fruchtbare Bathos der Erfahrung». Um mit dem lebendigen Leben 
in Berührung zu bleiben, hat die Philosophie alle verschiedenen 
Formen des Bildungslebens in Betracht zu ziehen, sowohl die 
theoretischen, wie auch die praktischen, die Erfahrungen des ästhe- 
tischen Schaffens wie die des religiösen Lebens. Die Philosophie 
hat sich auch auf den Ergebnissen der Spezialwissenschaften auf- 
zubauen, und nicht danach zu streben, diese, wie es bisweilen 
geschehen ist, selbstzufrieden zu bestimmen. Dabei darf sie auch 
nicht die »unmittelbare Erfahrung», das »Erleben», die »Intuition» 
oder das »gefühlsmässige Erkennen» verachten, die auch bei allen 
anderen wissenschaftlichen Untersuchungen wichtig sind. Niemals 
aber darf sie sich einzig und allein mit diesen begnügen. Die Philo- 
sophie hat immer dem Denken die letzte Entscheidungsgewalt 
einzuräumen. Aus welchen Quellen auch der Philosoph seine Über- 
zeugungen schöpfen mag, immer muss er — wenn er Philosophie und 
nicht nur Dichtung darstellen will — imstande sein, seine Gedan- 
ken logisch zu begründen. Zu einer eigentlichen Philosophie bil- 
den sich die Erlebnisse erst dann heraus, wenn sie in eine begriff- 
liche, widerspruchslose und systematische Form gebracht sind. 

Das Systematische ist eine Eigentümlichkeit alles philo- 
sophischen, wie auch allen anderen wissenschaftlichen Erkennens. 
Dies besagt nicht, dass die Philosophie, wie es viele historische 
Systeme versucht haben, alles Seiende in ein steifes und enges 
Begriffsystem zu zwängen hätte. Die Zeit solcher Systeme ist 
schon vorüber. Vielmehr bedeutet es, dass der Philosoph syste- 


En En 
De 
u _ VE. A. 


BXXIIlı Das Problem der Wahrheit. 177 


matisch zu denken, alle Schlussfolgerungen aus seinen Gedanken 
zu ziehen, deren natürlichen Zusammenhang mit anderen nach- 
zuweisen, mit einem Wort gesagt, logische Begründung zu üben 
hat, ohne die eine Wissenschaft Nicht möglich ist. Das System 
ist somit, wie besonders RicKErT betont hat, »offen» und nicht 
»geschlossen». Ein Denker, der dem Svstem aus dem Wege geht, 
kann seine Gredanken nicht bis zu Ende durchdenken. In seiner 
Philosophie können sich viele Systeme enthüllen. Sie ist ein Aus- 
druck des Chaos und nicht des Kosmos, nach dem die Wissenschaft 
strebt. | 


Die vorliegende Schrift ist 1924—5 geschrieben und 1926 als Teil 
eıner grösseren Arbeit »Totuus ja arvo» (Wahrheit und Wert) ın 
finnischer Sprache erschienen. 


LA THEORIE DU COMIQUE 
DE M. HENRI BERGSON 


PAR 
K. S. LAURILA 


HELSINKI 1929 


Suomalainen Tiedeakatemia 
Academia Scientiarum Fennica 


l. 
La popularite de la theorie de M. Bergson. 


Le petit volume de M. Henri Bergson, intitule »Le Rire — Essai 
sur la signification du comique», et qui contient la theorie du comi- 
que de M. Bergson, a ete, parait-il, un des plus grands succ£s litte- 
raires de M. Bergson. Ce petit volume a atteint jusqu’ici le nombre 
tres considerable de 29 editions, tandisque des autres livres de Berg- 
son un seulement, I»Evolution creatrice», avec ses 32 editions, a de 
passe ce chiffre, mais tous les autres sont restes en arriere.! Et le 
succes du livre de M. Bergson sur le rire ne se restreint assurement 
pas seulement & une bonne vente. Ce livre a ete aussi tres goüte par 
le publie, e’est peut-etre le plus goüte de tous les livres de M. Bergson. 

Ce grand succes de l’essai de M. Bergson sur le comique depend 
sans doute pour une part du sujet traite, qui toujours a vivement 
interesse aussi le grand public. Le comique est en effet un sujet 
c’est pour cela qu’il 


philosophique qui est un des plus difficiles 
est Teste insoluble jusqu’ici. Mais, en m&me temps il est de tous les 
sujets philosophiques, peut-etre, le plus a la portee de tout le monde. 
Cependant ce n'est pas le sujet seul qui a fait le succes du livre de 
M. Bergson. S’il en etait ainsi, tous les traitcs du comique et du Fire 
auraıent dü avoir un succes pareil, ce qui en realite est tres loin 
d’etre le cas. C’est done prineipalement la maniere spirituelle et bril- 
lante, dont M. Bergson traite son sujet, qui a rendu son livre sur le 
rire et le comique si populaire. Il est bien connu et aussi generale- 
ment reconnu que M. Bergson est un des philosophes tres rares chez 
qui le penseur serieux et original est double d’un artiste d’expres- 
sion. Gräce & son merveilleux talent d’expression M. Bergson sait « 


! Ces chiffres indiquent l’&tat des choses tel qu’il &tait au commencement 
de l’annee 1929. 


[A K.S. Lavrıra. BXXIII 2 


traiter m&me les sujets philosophiques les plus difficiles et les plus 
profonds de mani£re ä les rendre non seulement comprehensibles. mais 
aussi vivement interessants pour le grand public. M. Bergson a re- 
fute en pratique le vieux prejuge repandu, si bienvenu et si cher ä 
beaucoup de savants, selon lequel les pensees profondes et graves 
devraient toujours rester en quelque maniere obscures, lourdes et 
difficiles & comprendre. Une consequence funeste de ce prejuge a 
ete celle que Nietzsche dejäa a stigmatisee, surtout chez ses chers com- 
patriotes, en parlant des philosophes ct des savants qui troublent 
expres le petit bassin de leur sagesse pour qu’il paraisse plus profond. 
— — M. Bergson n’appartient pas & ces savants. Il ne trouble ni 
n’obscureit sa pensee pour qu’elle paraisse plus profonde. Au con- 
traire, il s’efforce de rendre sa pensee aussi claire et aussi transparente 
que possible pour que tont le monde puisse la comprendre facilement 
et jusqu’au fond, et pour qu’il n’y reste aucun coin obsceur. Aussi 
a cet egard M. Bergson est un digne continuateur des plus gloriruses 
traditions de la pensee francaise et le successeur le plus proche de 
Taine et de Renan. La clarte transparente et un certain agrement 
artistique d’expression a en effet toujours ete le grand souei des meil- 
leurs representants de la pensce francaise et Jamais ils n’ont saeri- 
fie ces qualitds pour atteindre une apparence d’une profondeur magi- 
que, düe A une obseurite voulue. 

C'est sans doute ce talent d’expression, en plein eclat dans Irs- 
sai sur le comique de M. Bergson qui en explique la popularite extra- 
ordinaire. La dialeetique avec laquelle M. Bergson y expose sa theo- 
rie du comique est vraiment captivante. Meme les personnes qui 
sont assez bien versces dans la theorie du comique et qui par conat- 
quent des le premier abord refusent de partager les vues de M. Berg- 
son, ne peuvent cependant pas facilement se soustraire a la seduc- 
tion de la dialectique de ce livre. Alors il n’est pas etonnant, que les 
personnes pour lesquelles la theorie du comique est plus ou moins 
une terra incognita, deviennent convainceues que la solution du pmv- 
bleme du comique, donnee par M. Bergson, est la seule raisonnable. 
Une telle opinion parmi les leeteurs meme assez litteraires du hvme 
de M. Bergson parait &tre en effet tres repandue. Dejä pour cela il 


BXXIII,a La theorie du comique de M. Henri Bergson. h) 


m Lan m nn Um nn 


y a lieu d’examiner serieusement la theorie du comique presentee 
par M. Bergson. Mais un tel examen de la theorie de M. Bergson 
s’impose encore davantage pour une autre Taison. C'est que M. Berg- 
son lui-m&me parait avoir de sa theorie la m&me opinion qu’en ont 
un grand nombre de ses lecteurs, qui pour la plupart, il est vrai, ne 
sont pas bien verses dans la philosophie et surtout pas dans la theo- 
rie du comique. M. Bergson lui-m&me parait en effet croire avoir 
resolu par sa theorie l’enigme du comique, laquelle jusqu’ici malgre 
tous les efforts des tetes des plus fortes de !’humanite est restee in- 
soluble. Et il ne l’a pas ery seulement au moment oü il a compose 
et publie sa theorie — alors qu’il etait bien naturel et m&mıe indispen- 
sable de le croire, car autrement il ne l’aurait pas publiee — mais il 
le croit probablement encore aujourd’hui. En tout cas il ressort de 
l’appendice qu’ila annexe A la vingt-troisieme edition de son essai sur 
le rire et qui se retrouve aussi A la derniere (28:e) edition, qu’iln’a pas 
change d’avis a cet egard. Encore Apeu prestrente ansapresla premiere 
publication de sa theorie et apres avoir eu pendant ce temps lä le 
loisir d’y revenir et d’y reflechir probablement tres souvent, y etant 
contraint m&me par les objections faites contre sa theorie, — l’appen- 
dice annexe & la 23 ı@me edition contient la replique de M. Bergson 
a une telle objection, savoir A celle de M. Yves Delage, dont nous 
allons parler davantage tout ä l’heure — M. Bergson parait tout aussi 
convaincu du bienfonde de sa theorie qu’ä l’heure de sa publication. 
Quand un philosophe du rang de M. Henri Bergson presente une theo- 
rie qui, selon lui, contient la solution d’un des probl&mes les plus dif- 
ficiles de l'esthetique, — probleme qui jusqu’a lä s’est moque de 
toutes les tentatives de solution; lorsqu’il maintient encore sa theorie 
apres des annees de reflexion reiteree et apres avoir pris connais- 
sance des objections, faites contre elle, — cette theorie merite 
assurement d’ötre examinee tr&s serieusement. | 

Mais jusqu’iei Ja theorie du comique de M. Bergson n’a pas, au 
ınoins que je sache, ete examinee d’une telle maniere. On ena beau- 
coup parle, et beaucoup cerit,il est vrai. Elle a et& chaleureusement 
acclamee et aussi severement critiqude. Mais son bienfonde 
ou son malfonde n’a pas et& examıine d’une maniere methodique 


6 K.S. Lavrıra. BXNXIII.z 


et scientifique. En tout cas, je n’ai trouve aucune etude oü cela soit 
fait suffisamment & fond. On ne peut pas meme attendre que cela 
soit fait dans les monographies, consacrees & l’oeuvre totale ou ä la 
philosophie generale de Bergson. Dans de telles monographies la 
theorie du comique peut tout au plus &tre mentionnee en passant. 
C’est ce qui est le cas par exemple dans les monographies de GILBERT 
MAIRE et de JACQUES CHEVALIER.! Dans les etudes speciales sur le 
comique, la theorie de Bergson est tres souvent mentionnee et citer, 
meme dans les etudes etrangeres. Mais la non plus il n’est generale- 
ment possible d’entrer dans un examen Ketaille et approfondi de cette 
theorie particuliere. Quelques-uns Jui ont consacre cependant une 
attention un peu plus grande. 

C’est ainsi que M. YvEs DELAGE dans l’appendice de son article 
»Sur la nature du comiqu®, publie dans la Revue du Mois (t. XIX, 
1919. p. 337—354) a fait quelques remarques critiques sur la theorie 
de Bergson. A cette critique de M. Delage M. Bergson a repondu dans 
la m&me revue.? C'est l’essentiel de cette reponse aux objections de 
M. Delage que M. Bergson a reproduit dans l’appendice de son Essai 
sur le Rire (& partir de la 23:eme Edition). Les objections de M. Delagr 
ne constituent pourtant aucune critique approfondie ct methodique 
de la theorie de M. Bergson, et cela n’a evidemment pas ete non plus 
l’intention de M. Delage. Ces objeetions ne sont que des remarques 
passageres et eparses, d’ailleurs pour la plupart assez justes, ä mon 
avis. 

Il parait que c’est dans le monde savant anglo-saxon, que la thev- 
rie du comique de M. Bergson a eveille Jusqu’iei peut-etre la plus vive 
attention. La theorie de M. Bergson est en effet tres assidüment 
citee, commentee, approuvee ou combattue par les savants’ anglo- 
saxons. On lui consacre meme des etudes speciales, comme par 
exemple celle de Lotise MATHEWSOoN, intitulee »Bergson’s Theory of 


t Gilbert Maire, Henri Bergson. Son oeuvre. Paris 1926. — Jacques Che- 
valier, Bergson. Paris. Plon. 1926. — Dans la monographie la plus recente. 
consacree ä la philosophie de Bergson, savoir dans celle de REn£ GirLoris, 
(La Philosophie de M. Henri Bergson. Paris — 1928) je ne trouve la theorie du 
comique de Bergson pas meme mentionnce. 

2 Revue du Mois. t. XX, p. 514—517 (1919). 


BXXIIl; La theorie du comique de M. Henri Bergson. 7 


the Comic in the light of english Comedy» (Lincoln 1920). Mais cette 
etude, d’ailleurs interessante et intelligente, ne veut pas m&me etre 
une critique de la theorie. de M. Bergson dans son integrite. Louise 
Mathewson se propose au contraire, comme l’indique dejä le titre de 
son &tude, d’en examiner seulement un cöte ou plutöt une thäse, voire 
celle qui pretend que le comique s’adresse toujours & l’intelligence 
pure et qu’il est par consequent incompatible avec toute &motion, 
impliquant du cöte de celui, qui rit, une insensibilite complete ou en 
tout cas »une anesthesie momentanee du coeur. Louise Mathewson 
prouve d’une maniere convaincante que cette these n’est pas confir- 
mee, mais au contraire refutee, par la comedie anglaise. 

Cette möme objection contre la theorie de M. Bergson est faite et 
encore raffermie par de nouveaux exemples et arguments par J. Y.T. 
GrEIG dans son grand ouvrage sur la psychologie du rire et de la 
comedie.! Mais Greig ne se borne pas & cette seule objection. Il cite 
plutöt dans son ouvrage l’Essai de M. Bergson sur le rire tres sou- 
vent, presque sur chaque point principal de la theorie du comique 
traite par lui. Le plus souvent Greig cite le livre de M. Bergson pour 
opposer aux theses et aux assertions de Bergson ses vues personnel- 
les. Mais quelquefois il se rallie aussi aux theses de Bergson. Cepen- 
dant il est naturel que dans une monographie sur la psychologie du 
rire et du comique, ou le souci principal de l’auteur est d’exposer ses 
vues propres il ne peut pas entrer dans un examen suivi des theo- 
ries des autres. Il doit se borner aux citations et remarques Occa- 
sionnelles. C'est ce que fait aussi M. Greig ainsı que les autres psy- 
chologues, estheticiens ou philosophes qui dans leurs traites du 
comique mentionnent et citent l’Essai de M. Bergson. 

En tout cas il faut constater le fait que la theorie du comique de 
M. Bergson, malgre sa grande popularite, n’a pas ete jusqu’ici soumise 
ä un examen critique aussi suivi et aussi methodique qu’elle le merite- 


rait sans doute. 


nn 


ı J. Y.T. Greig, The Psychology of Laughter and Comedy. London 1923. 


8 K. S. Laurita. BXXIII,: 
II, 
La substance de la theorie de M. Bergson. 


La tlıeorie du comique de M. Bergson est tellement connue qu’on 
peut se dispenser d’en donner un compte rendu detaille. D suffira 
d’en reproduire ici seulement la substance pour avoir un point de 
depart et une base pour l’examen historique et critique. | 

Reduite & la formule la plus courte, la substance de la theorie de 
M. Bergson se resume ainsi: l’effet comique est produit partout ou il 
ya »du mecanıque plaque sur du vivante. C’est donc la mecanisation 
de la vie et du vivant et la rardeur quelconque, produite par cette 
mecanisation, qui est la grande provocatrice du rire et la cause gene- 
Tale de l’effet comique. 

Pour prouver cette these fondamentale, M. Bergson se propose de 
nous demontrer que sa formule trouve son application & toutes les 
especes principales de comique, voire au comique des formes et des 
mouvements, ainsi qu’a celui de situation et de mots, et enfin au 
comique de caract£re. 

Quant aux formes comiques, on sait bien que ce sont toujours 
quelques difformites qui nous font rire. Ces difformites risibles, 
M. Bergson croit pouvoir les definir par la loi suivante: »Peut devenir 
comique toute difformite qu’une personne bien conformee arriverait 
a contrefaire.» (p. 23 s.) Mais si nous demandons & M. Bergson de 
nous preciser quelles et comment sont les difformites qu’une personne 
bien conformee arriverait ä contrefaire, sa reponse serait bien celle-ci: 
les difformites risibles et comiques sont celles qui nous font penser 
a quelque chose de mecanique et de raidi. _Ainsi par ex. »une expres- 
sion Tisible du visage sera celle qui nous fera penser & quelque chose 
de raidi, de fige, pour ainsi dire, dans la mobilite ordinaire de la phy- 
sIonomie». (p. 24). Appliqueec aux gestes et aux mouvements la meme 
loı fondamentale du comique s’exprime ainsi: »Les attitudes, gestes 
et mouvements du corps humain sont risibles dans l’exacte mesurt 
oU ce corps nous fait penser A une simple mecanique». (p. 30). Aussi 
le comique des actions et des situations est regi par la möme loi 
laquelle, A leur egard, se precise de la manicre suivante: »Est comique 


n ui ui <eiiiE ei. 


BXXIII,s La theorie du comique de M. Henri Bergson. 9 


tout arrangement d’actes et d’evenements qui nous donne, inserees 
l’une dans l’autre, l’illusion de la vie et la sensation nette d’un agence- 
ment mecanique». (P. 69). 

Pour verifier cette loi, M. Bergson examine d’abord quel- 
ques jeux de l’enfant, mais surtout les .procedes usuels de 
la comedie, dans le dessein de nous demontrer que les scönes comi- 
ques de la comedie classique sont »fabriquees» exactement selon cette 
loi. Ces procedes usuels par lesquels on produit dans la comediec et sur- 
tout dans le vandeville l’effet comique consistent, selon M. Bergson, 
en.trois trucs qui sont: la repelition, !inversion et !interference des seri- 
es. Or ilest facile de voir que ces trucs tendent tous ä la mecanisation 
(le la vie,c 'est-A-dire, ici ä la mecanisation des actes et desevenements. 
Ils tournent les actes et les evenements de la vie humaine, qui en eux- 
memes sont quelque chose de vivant, c’est-ä-dire, quelque chose qui 
ne revient jamais en arriere, qui ne se repete jamais et ne se laisse 
pas manier mecaniquement, en contrepied de la vie et du vivant, 
a savoir en jeu mecanique. Par ces trucs usuels de la comedie les 
actes et les &venements de la vie humaine sont »plaques du mecani- 
que». 

Quant au comique de mots, il est produit essentiellement par Ile 
m&eme procede de me&canisation dont la loi s’exprime de la maniere 
suivante: »On obtiendra un mot comique en inserant une idee absurde 
dans un moule de phrase consacr®. (p. 113). 

Apres l’examen des phenomenes comiques, mentionnes jusqu’ici, 
M. Bergson arrive & preciser sa loi fondamentale du comique de la 
mani£re suivante: »Le raide, le tout fait, le mecanique, par opposition 
au Souple, au continuellement changeant, au vivant, la distraction 
par opposition & l’attention, enfin l’automatisme par opposition 
a l’activite libre, voilä, en somme, ce que le rire souligne et voudrait 
corriger». (p. 132) — C’est-ä-dire: voilä ce qui provoque le rire et par 
consequent est comique. 

On devine aisement qu’aussi l’anzlvse des caracieres comiques ne 
peut faire autrement que conduire au meme resultat. Aussi dans les 
caracteres c'est la raideur me&canique ou l’automatisme, se manifes- 
tant d’une maniere ou d’une autre, qui est risible. Une manifestation 


10 K.S. Lavurıta. BXXIII.. 


de cette raideur de caractere est par exemple la distraction, une autre 
l'insociabilite. Toutes les deux sont aussi bien propres A rendre comi- 
que le caractere qui en est affecte. Ou pour nous servir des propres 
expressions de M. Bergson: »Raideur, automatisme, distraction, 
insociabilite, tout cela se penetre, et c’est de tout cela qu’ est fait 
le comique de caractere». (p. 150). M. Bergson pousse meme les 
consequences de sa these fondamentale si Join qu’il avoue qu’au 
fond, selon sa theorie, on pourrait, ou plutöt, il faudrait dire 
qu’»en un certain sens tout caractere est comique, A la condition 
d’entendre par caractere ce qu'il y a de tout fait dans notre per- 
sonne, ce qui est en nous & l’etat de mecanisme une fois monte, 
capable de fonctionner automatiquement. Ce sera, si vous voulez, 
ce par oU nous nous repetons nous-mömes. Et ce sera aussi par cun- 
sequent, ce par oü d’autres pourront nous repeter. Le personnage 
comique est un type. Inversement, la ressemblance & un type a quel- 
que chose de comique. (p. 150—151). 

Le resume sommaire que nous venons de donner de la substance 
de la theorie du comique-de M. Bergson suffira, esperons nous, comme 
base et point de depart d’un examen historique et critique de cette 


meme tlıeorie. 


II. 
Les liaisons historiques de la theorie de M. Bergson. 


Avant d’entrer dans un examen critique de la theorie de M. Berer- 
son Il convient d’esquisser par quelques traits ses laisons historiques 
ou en tout cas d’en dire quelques mots. 

M. Bergson Jui-meme n’a pas du tout indique les liaisons histori- 
quies de sa theorie. II mentionne en passant quelques theories du 
comique, le plus souvent pour marquer son opinion differente & leur 
sujet. Mais il ne fait aucune allusion aux theories avec lesquelles sa 
theorie serait en parente. Est-ce parce qu’il a pense que sa theorie 
na pas du tout de liaisons historiques, mais qu’elle est au contraire 
entierement son invention orieimale? Cela est peu probable, parce 
quainsi aurait pu penser seulement une personne, qui n’aurait pas du 


BXXIII, La theorie du comique de M. Henri Bergson. 11 


tout ou aurait tres mal connu le developpement historique de la 
theorie du comique. Mais deja de la liste des principaux travaux 
publies sur le comique dans les trente precedentes annees que M. Berg- 
son a jointe ason Essai,on voit qu’en tout cas la litterature de l’epoque 
recente sur le comique ne lui a pas eteinconnue. Si M. Bergson dans 
son Essai n’a pas cite davantage cette litterature et quand iln’a aucu- 
nement preecise les rapports de sa theorie avec les theories anterieures, 
cela depend des raisons dont ila rendu compte dans la preface, jointe 
a la vingttroisieme edition de son livre et reproduite ensuite dans les 
editions suivantes. Dans cette preface M. Bergson dit tout d’abord 
que son Essai sur le rire comprend trois articles sur le m&me sujet 
qu’il avait jadis publies dans la Revue de Paris (1899). Puis il conti- 
nue: »Quand nous les reunimes en volume, nous nous demandämes 
si nous devions examiner & fond les idees de nos devanceiers et insti- 
tuer une critique en regle des theories du rire. Il nous parut que 
notre exposition se compliquerait demesurement, et donnerait un vo- 
lume hors de proportion avec l’importance du sujet traite. Il se trou- 
vait d’ailleurs que les principales definitions du comique avaient ete 
discutees par nous explicitement ou implicitement, quoique brieve- 
ment, & propos de tel ou tel exemple qui faisait penser & quelqu’une 
d’entre elles.» 

De ces paroles il ressort que des raisons purement pratiques ont 
dicte le procede de M. Bergson & cet erard. Et s’il n’a pas mis sa 
theorie en rapport avec les theories anterieures, cela ne signifie au- 
cunement chez M. Bergson l’ignorance de tels rapports, encore moins 
la negation de leur existence. 

Mais de ce defaut de renseignements historiques dans le livre de 
M. Bergson, il suit en tout cas que le lecteur, qui par hasard n’est pas 
lui-m&me verse dans la theorie du comique et dans son histoire, se 
trouve completement desoriente A l’@gard des liaisons historiques de 
la theorie de M. Bergson et incapable de se former une idee nette du 
degre d’originalite et par consequent aussi de la valeur reelle et defini- 
tive de cette theorie. La plupart de ces lecteurs eroient que la theorie 
de M. Bergson est entierement son invention originale et qu’elle n’a 
par consequent aucun rapport avec les theories anterieures. 


12 K.S. LaurıLa. BXXIII,: 


Mais s’il en est ainsi, force nous est d’&claircir les rapports de la 
theorie de M. Bergson avec les theories ant£rieures et d’examiner tout 
d’abord si elle a en general de tels rapports ou si elle est par hasard 
une invention originale de M. Bergson. 

Il faut avouer alors que m@me & celui qui est passablement bien 
verse dans la theorie du comique et qui een connait aussi le developpe- 
ment historique, au moins dans les grands traits, la theorie de 
M. Bergson apparait & premiere vue tres originale. Elle est formulee 
et developpee d’une mani£re si ingenieuse et spirituelle, et lancee et 
mise en scene avec une si brillante virtuosite dialectique qu’au pre- 
mier moment on est pour ainsi dire ebloui de son originalite apparente 
et on croit avoir & faire & une solution essentiellement nouvelle du 
vieux probleme du comique. Et me&me apres que !’on a eu le loisir 
d’examiner cette theorie de plus pres et de constater que son origina- 
lite n’est pas si reelle qu’clle est eblouissante, on est amene ä lui accor- 
der toutefois une originalite relative. C’est dire que, quant ä& son idee 
fondamentale, l’explication du comique, tentee par M. Bergson, n'est 
pas une theorie nouvelle. Elle n’est qu’une nouvelle variation d’une 
theorie tres ancienne, et laquelle encore est peut-Etre la plus repandue 
de toutes les theories du comique, presentees au cours de la longue 
histoire de ce probleme. Mais cette variation d’une ancienne theorie 
est formulee, developpee et plaidee par M. Bergson avec une eblouis- 
sante ingeniosite et avec une dialectique seduisante. C'est dans ce 
sens que sa tlieorie est tout de m&me originale et neuve. 

Elle peut bien &tre relativement originale encore dans un autre 
sens. Il est bien possible, m&me probable, qu’en d&eveloppant sa theo- 
rie du comique, M. Bergson, si philosophe et bien verse dans toutes 
les theories qu’il soit, ne s’est pas rendu compte qu’il ne faisait que 
varier des idees maintes fois exposees et d&veloppees dejä avant lui. 
Il est möme possible que M. Bergson n’ait pas directement connu les 
thıeories dont sa theorie s’approche le plus. Cela signifierait alors 
que sa theorie serait une creation originale dans le sens subjectif. 
Mais alors m&me la theorie de M. Bergson ne serait pas une creation 
origimale dans le sens objectif si l’on peut demontrer que d’autres 
dejä avant lui ont exprime des idees essentiellement semblables. Et 


BXXIIL. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 13 


pour apprecier la theorie de M. Bergson & sa juste valeur, il est alors 
möme indispensable d’etablir ses liaisons historiques et de constater 
ses rapports avec les theories anterieures. 

Pour faire cela, il faut jeter un petit coup d’oeil sur les principales 
theories du comique dans le dessein de constater auxquelles de ces 
theories la theorie de M. Bergson s’attache de plus pres et quelle est 
par consequent sa place dans l’histoire des theories du comique. 

La multitude et la diversit& des theories du comique paraissent 

ä premiere vue si enormes et si confuses qu’il semble absolument 
impossible d’y mettre aucun ordre ou de les classer m&me d’une ma- 
niere quelconque. Mais quand on examine ces theories de plus pres 
en penetrant dans leurs idees fondamentales on finit par decouvrir 
derri£re la diversite desordonnee et tres souvent m&me contradictoire 
de ces multiples definitions, plus d’ordre et d’unite que l’on n’aurait 
pu croire possible d’avance. 
I va sans dire qu’on ne peut pas ramener toutes les diverses 
definitions du comique ä une seule, pas m&me ä deux ou trois formules 
generales. Mais si l’on laisse de cöt& les definitions tout & fait bizarres 
et peu vraisemblables, celles qui assez souvent sont plutöt & qualifier 
de definitions comtques que de definitions du comique, on arrive tout 
de m&me A ramener les theories les plus importantes et les plus repan- 
dues, non pas & une seule ou pas m&me & plusieurs formules, mais 
ä quelques groupes qui ont les mömes idees generales comme base. 
Cette ou ces iders generales qui constituent la base commune d’un 
groupe sont formulees dans les differentes definitions et les theories 
de ce groupe souvent d’une maniere meme tres differente. Mais der- 
riere cette diversite des formules et des expressions on peut tout de 
m&me distinguer la base commune, c’est-a-dire, l’idee centrale et 
fondamentale dont les theories de ce groupe ne sont N des variations, 
souvent tres differentes, il est vrai. 

C’est ainsi qu’on peut, il me semble, ramener au moins les theories 
du comique les plus connues & trois grands groupes dont chacun 
comprend naturellement un nombre presqu’illimite de varietes. L’idee 
centrale des theories du premier groupe est le sentiment de supertortte; 
celle du second groupe une contradiction logıque; et enfin celle du 


14 K. S. Laurıta. BXXIII,2 


troisieme groupe un contraste psychologique. On obtient ainsi trois 
grands types de theorie du comique, que l’on peut nommer d’apres leurs 
id&es fondamentales la theorie de superiorite, la theorie de contradiction 
logique et la theorie de contraste psychologique.! La substance de ces 
theories est indiquee deja par leurs noms. Selon la premiere theorie 
l’effet comique est produit chez nous generalement par un »sentiment 
of power» ou par »sudden glory»? qui s’Eveille subitement chez nous. 
La cause d'un tel »sentiment of power» peut Etre la decouverte directe 
chez nous-memes de quelques qualites ou vertus, dont nous ne savions 
pas jJusqu’& lA Etre en possession. Mais lorsqu’il s’agit specialement 
d’un objet comique produit par ce »sentiment of power, la cause en 
est generalement une decouverte de quelques defauts chez les autres, 
des defauts dont nous croyons @tre libres nous-memes et dont la 
decouverte, par consequent, nous donne ce sentiment de superiorite 
lequel produit l'effet comique. 

Une telle theorie du comique, basee sur le sentiment de superio- 
rite, est tr&s ancienne et tr&s repandue, encore dans les temps mod«T- 
nes. Il va sans dire que cette theorie, comme du reste aussi les autres, 
est formulee par ses differents representants de tr&s differentes ma- 
nieres. Mais derriere toutes ces differentes varietes on peut cependant 
decouvrir lidee centrale et fondamentale de ce type, ä savoir le senti- 
ment de superiorite, dans une forme ou dans une autre. Ce sentiment 
de superiorite constitue l’element commun de toutes les theories de ce 
type. x 

(est probablement ArISTOTE qui doit etre considere comme le 
premier initiateur conmu de cette theorie. Dans sa Poetique (Chap. V.) 
Aristote dit en passant que risibles sont les defauts ou la laideur 
inoffensifs et qui ne causent pas de peine serieuse. La möme pensee 
est Feprise par CICERON qui l’exprime dans son De Oratore 3 en disant 
que comiques sont les potits vie>s inoffensifs du corps ou de l’ame. 
Aristote et Ciecron ne disent pas encore tout droit que c'est au fond 

I C’est ainsi que je les ai nommees dans mon Esthetique, »Estetiikan perus- 


kysymyksiöv. (Publiece en finnois en 1918—19. Deux volumes) ou j’ai donn® un 


expose historique et eritique du probleme du comique. 
2 (es expressions se retrouvent chez Hobbes. Cfr. Leviathan I, chap. 6. 


3 Ciceron, De Oratore Il, 58—59. 


BXXIIl,;. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 15 


le sentiment de notre superiorite en comparaison avec les autres qui 
constitue la cause subjective et la base interieure de l’impression 
comique. Mais c’est la conclusion logique de leurs premisses. Car les 
vices et les defauts des autres ne sont pour nous risibles qu’& condition 
que nous nous trouvions nous-m&mes libres de ces defauts et vices 
et par consequent superieurs & ceux qui en sont affectes. Cette 
conclusion est tiree et prononcee tout ouvertement par DESCARTES qui 
dans son traite des »Passions de l’äme» ! nese gene pas pour declarer 
carrement qu’au fond c’est le plaisir que nous trouvons aux petits 
malheurs des autres qui est la source psychologique du sentiment du 
comique. Voici du reste ce qu'’en dit Descartes lui-m&me: »La derision 
ou moquerie est une espece de joie melee de haine, qui vient de ce qu’on 
apercoit quelque petit malen une personne qu’on en pense etre digne: 
on a de la haine pour ce mal, on a de la joie de le voir en celui quien 
est digne: et Jorsque cela survient inopinement, la surprise de l’admi- 
ration est cause qu’on s’eclate de rire — — —.» »Mais ce mal doit Etre 
petit; car s’il est grand,on ne peut croire que celuiqui la en soit digne, 
si ce n’est qu’on soit de fort mauvais naturel ou qu’on lui porte 
beaucoup de haine.» »Et on voit que ceux qui ont des defauts fort 
apparents, par exemple, qui sont boiteux, borgnes, bossus, ou qui ont. 
recu quelque affront en public, sont particulierement enclins ä la 
moquerie; car desirant voir tous les autres aussi disgracies qu’eux, ils 
sont bien aises des maux qui leur arrivent, et ils les en estiment 
dignes.» 

Descartes connait cependant aussi un rire moins mechant que 
celui de ces »imparfaits» dont le rire n’est que l’expression amere d’un 
plaisir qu’ils prennent aux malheurs des autres, m&me sans se sentir 
superieurs et sans trouver meilleure leur propre condition. Ce Fire 
moins mechant est »la raillerie modeste» a laquelle Descartes attribue 
au fond la möme täche utile et importante que devait plus tard attri- 
buer & tout rire M. Bergson. Cette »raillerie modeste» qui selon 
Descartes a la täche de reprendre »utilement les vices en les faisant 
paroitre ridicules sans toutefois qu’on en rie soi-m&me ni qu’on t£- 
moigne aucune haine contre les personnes, n’est pas une passion, 


ı Descartes, Les Passions de l’ame. III, art. 178—181. 


16 K.S. LavrıLa. BXXIII.. 


mais une qualite d’honnete homme, laquelle fait paroitre la zaiete 
de son humeur et la tranquillite de son äme, qui sont des marques de 
vertu, et souvent aussi l’adresse de son esprit, en ce qu'il sait donner 
une apparence agreable aux choses dont il se moque». 

Cependant, ce n’est pas Descartes, mais HoBBES qui doit Etre con- 
sider€ comme le representant classique de la theorie de superiorite. 
C’est Hobbes qui a donne & l’idee fondamentale de cette theorie, 
a savoir au sentiment de superiorite, comme la source psvchologique 
de l’effet comique, sa formule la plus typique, citee ci-dessus. Aussi 
parmi les philosophes et estheticiens modernes la theorie de superio- 
rite a trouve de nombreux partisans, dont nous ne citerons ici qu’un 
seul, le philosophe et estheticien allemand, . KARL GRoos, qui a donne 
ä cette theorie une formule tres franche, transparente et populaire. 
Selon M. Groos, est comique toute defectuosite et maladresse chez les 
autres, laquelle nous fait goüter le sentiment de notre superiorite 
vis-A-vis d’eux, en e@veillant chez nous »le sentiment agreable d’un 
pharisien, de ne pas &tre comme ces droöles».! 

Aussi la substance du second type de theorie est indiquee dejäa 
par son nom. Le comique selon cette theorie serait en general ce qui 
est contradictoire ou d’ailleurs logiquement incongru et qui implique 
un NON-sens, une absurdite visible. 

Aussi & cette theorie deja Ciceron a fait allusion en disant que 
risible est ce ou il ya une desharmonie ou une contradiction quelcon- 
que: »Ridentur etiam discrepantia.» ? 

Mais c’est avant tout SCHOPENHAUER qui doit &tre considere 
comme le principal representant de ce type de theorie. C’est lui qui 
a donne ä cette theorie sa formule la plus typique. Est comique, selon 
Schopenhauer, »plötzlich wahrgenommene Inkongruenz zwischen 
einem Begriff und den realen Objekten, die durch ihn, in irgend einer 


I Karl Groos, Einleitung in die Ästhetik, p. 376—392. 

®2 Ciceron, De Oratore 11, 70. — On voit donc que la theorie du comique que 
M. Yves DeLaGe dans son article dans la Revue du Mois (1919. t. XX, p. 337 
— 354) presente comme la sienne en croyant peut-etre avoir trouve une eX- 
plication nouvelle du comique, dans son essence est exprimee deja par Ciceron, 
pour ne pas parler des variations posterieures et plus detaillees de cette theorie 
qui sont tres nombreuses. | 


—— ni Vie nm 


BXXIIl; La theorie du comique de M. Henri Bergson. 17 


Beziehung gedacht worden waren».! Ou selon sa formule la plus courte: 
Est comique »jede falsche Subsumption», ce qui tout d’abord parait 
etre juste, mais dont la faussete subitement devient evidente.? 

La plus repandue de ces trois theories du comique est cependant 
la troisieme, qui se base sur un contraste psychologique quelconque. 
Elle en est aussi la plus variee, m&me si variee qu’ilest tres difficile de 
trouver pour sa substance une formule qui soit applicable & toutes ces 
variations. Forcement cette formule doit &tre assez vague et elasti- 
que. On peut dire que ce type de theorie comprend toutes les explica- 
tions du comique qui font ressortir l’effet comique d’un contraste 
psychologique quelconque. Les elements qui forment ce contraste 
peuvent 6tre de tres differente nature et contraster l’un avec l’autre 
sous les points de vue les plus varies. Tantöt c’est le grand qui con- 
_ traste avec le petit, ou important qui contraste avec l’insignifiant, 
tantöt le materiel qui contraste avec le moral, la raison et le bon sens 
qui contrastent avec l’absurdite et le non-sens, l’animal qui contraste 
avec l’humain, les phenomenes de tout differents plans ou de diffe- 
rents genres qui contrastent les uns avec les autres, et ainsi de suite. 
Ce qui malgre toute la variete est essentie] pour ce contraste c'est le 
caractcere de surprise qui lui est propre. A cause de la profonde diver- 
site de ses elements, le phenomene en question a, pour ainsi dire, deux 
aspects contraires ou en tout cas profondement differents. Nous en 
apercevons d’abord l’un, le plus apparent, lequel eveille en nous une 
certaine attente vis-a-vis de ce phenomene, une idee de ce que sera 
le phenomene en question. Mais cette attente est d’habitude rude- 
ment decue par l'autre aspeet du meme phenomene. L’idee, que nous 
nous en Eetions formee sur la base de son premier aspect, est comple- 
tement renversee ou aneantie par son second aspect qui se presente 
a nous apres le premier ou ä cöte de lui. C’est pour cela qu’un tel 
_ contraste nous donne toujours un certain choc interieur, plus ou moins 
violent. Ce choc est cause par l’attente et Ja deception. On pourrait 
aussi appeler ce troisiemme type de theorie »la theorie de l’attente 
decue». 


! Schopenhauer, Die Welt als Wille u. Vorstellung I, p. 70. 
2 Ibid. II, chap. 8. p. 100. 


td 


18 K. S. Lavrıa. BXXIIL: 


C’est sous cette forme que la troisieme theorie se retrouve dejäen 
germe chez CICERON qui l’esquisse dans son De Oratore en termes 
suivants: »Notissimum ridiculi genus est cum aliud exspectamus, 
aliud dicitur.»: Et Ciceron ajoute que c’est alors notre propre de- 
ception qui nous fait rire. Il parait que selon Ciceron l’attente decue 
est la cause la plus habituelle du rire, car il qualifie ce genre de comi- 
que de »notissimum ridiculi genus» en y ajoutant encore plus tard, 
apres avoir enumere plusieurs espeecs de comique: »Sed ex his omnibus 
nihil magis ridetur, quam quod est pravter exspectationem.» ? Cette 
theorie se retrouve essentiellement sous la m&me forme encore chez 
KAxT, quoique naturellement b+aucoup mieux developpee. Aussi 
selon Kant c’est l’attente decue qui est la cause generale du rire et 
par consequent celle de Veffet comique. Cela est dit d’une maniere 
explicite et claire dans la formule bien connue de Kant: »Das Lachen 
ist ein Affekt aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten Er- 
wartung in nichts»? Mais par quoi cette yattente tendue et sa trans- 
formation en rien», c’est-A-dire la deception dont le rire est l’expres- 
sion physique, sont causees, c’est ce que Kant ne precise pas davan- 
tage. Idit seulement que dans tout ce qui exeite un rire vif et Intense, 
ildoit yavoir quelque chose d’absurde. Es muss in allem, was ein leb- 
haftes, erschütterndes Lachen erregen soll,etwas Widersinniges sein.»?) 

Si Kant encore a manque d’apporter & cette theorie les precisions 
necessaires, quelques autres estheticiens allemands posterieurs les 
y ont apportees. D’abord Jzan Pau (Richter), mais surtout le 
celebre estheticien de l’ecole de Hegel, FRIEDRICH THEODOR VISCHER. 
Dejä Jean Paul, dont la Vorschule der Ästhetik a de hauts merites 
surtout dans l’explication du comique, a precise considerablı ment le 
contraste dont l'effet comique est le resultat, en indiquant les ele- 
ments qui forment ce contraste. Ces elements, selon Jean Paul, sont 
»Uinfiniment grand, qui eveille notre admiration, et Vinfiniment petit 
qui eveille un sentiment ceontraire».’ 

! Ciceron, De Oratore Il, 63., 

2 ]bid. II, 70. 

® Kant, Kritik der Urteilskraft. $ 54. 

4 


Ibid. $ 54. p. 153. 
> Jean Paul, Vorschule der Ästhetik I, $ 26. p. 153. 


BXXIII.: La theorie du comique de M. Henri Bergson. 19 


Cependant c’est Fr. Th. Vischer qui a developpe la theorie de 
l’attente decue ou du contraste psychologique de la maniere la plus 
sagace et la plus profonde et lui a donne sa formule la plus parfaite. 
Vischer avait expose la substance de sa theorie du comique deja dans 
une e&tude speciale, intitulee »Über das Erhabene und Komische» 
(publice en 1837). »Le sublime et l’'infiniment petit», dit-il dans cette 
etude!, »s’interferent (@spielen ineinanden), et cette interference 
s’appclle le comique. Le spectateur s’ecrie: si grand et pourtant si 
petit! Quelle sagesse et dans cette sagesse quelle folie! Quelle puis- 
sance et dans cette puissance quelle impuissance'» 

On voit que pour Vischer le contraste, qui est la cause de l’effet 
comique, n’est plus un contraste quelconque, mais un contraste bien 
defini, oü le sublime (l’infiniment grand) et le petit s’opposent. Le 
sublime (ou en general le grand) et le petit sont donc les elements ou 
les membres dont se compose le contraste qui produit l’effet comique 
et provoque le rire. Ces idees sont developpews encore plus en detail 
dans l’esthetique monumentale de Vischer et encadrees dans son sys- 
teme esthetique. Reproduisons- en les formules les plus lapidaires! 
»Das Komische ist Negation einer Negation. Die erste Negation ist 
das Erhabene und eben diese wird vom Komischen negiert.» »Im Er- 
habenen sarte die Idee zum Bilde: ich in dir bin das G.ltende, nicht 
du. Im Komischen sagt das Bild zur Idee: du brauchst mich, du bist 
nichts ausser mir, ich bin du.» ? | 

Dans son ouvrage posthume »Das Schöne und die Kunst» (publie 
en 1898 par Robert Vischer) Vischer a donne ä sa pensee une expres- 
sion un peu moins metaphvsique et mysterieuse et par consequent 
plus comprehensible aux gens modernes. Voici quelques extraits 
substantiels de ce livre: Das Komische »ist das Widerspiel des Er- 
habenen und zwar der konträre Gegensatz dazu, eine Rebellion gegen 
seine strenge Aristokratiev. »Das Komische durchkreuzt immer et- 
was, es Ist ein Zickzack. Im Komischen wird losgelassen alles, was 
einen vernünftigen Zusammenhang plötzlich stört.» »Das Kleine, Tri- 
viale erscheint (im Komischen) im Recht. ’Vive la bagatelle'» heisst 


1 Fr. Th. Vischer, Über das Erhabene u. Komische. p. 179. 
2 Fr. Th. Vischer, Aesthetik I, $ 154. m. 3. p. 37%. (2 edit. 1922.) 


20 K.S. Larvrıra. BXXIII.: 


es da, parlurıunt montes, nascelur ridiculus mus» Was vanz neben- 
sächlich und untergeordnet ist, drängt sich auß. »Die Ursache ist im- 
mer eine Absurdität, eine Schwäche, ein Unsinn, ein läppischer Zufall. 
eine Zweckwidrigkeit, ein störender, unterbrechender Anprall auf rin« 
Ordnung. Und dieser geschieht im Handumdrehen. Vom Erhabenen 
zum Lächerlichen ist nur ein Schritt. Das unendlich Kleine wird im 
Gegensatz zum Erhabenen, dem unendlich Grossen, dargestellt. wie 
es ihm ein Bein stellt. Und das muss plötzlich geschehen. sonst be- 
kommen wir den Puff nicht, der zu allem Komischen gehört.» ! 

Si nous traduisons ces formules de Vischer en langare normal 
essayant d’en extraire la substance, elle serait bien A peu pres celle-€i: 
L’effet comique est toujours produit par un contraste. Ce contraste 
est constitue par deux membres opposes qui sont le grand (le sublime) 
et le petit. Le »grand» dans ce contraste est represente par Trdee di 
l’objet, le »petit» par son »image» EBild»). L’idee d’un objet, selon 
Vischer et Hegel, est, comme on sait bien, ce qu’il va dans l’objrt de 
general, de moral et spirituel, d’eternel et de raisonnable. L’image de 
l’objet est constituee par ce qu’il y a de materiel, d’individuel, de 
momentane, d’accidentel, de deraisonnable et de caduc. Quand ces 
deux elements, dont Vunivers est constitue, et dont le premier repre- 
sente le »grand», le second Je »petit», s'interferent, le resultat en est le 
comique. L’effet comique est done produit partout ou l’image sc pre- 
sente comme Fidee, le petit comme le grand, mais ou cette bouffon- 
nerie est devoilee, Reduite A sa formule la plus courte, la sub-tancH 
de la theorie de Vischer pourrait done sSiexprimer ainsi: Il v a comique 
quand le petit qui se prösente commie grand est subitement devoile 
et demasque et par consequent reconnu comme petit. 

A la theorie de Vischer les representants posterieurs de la menie 
theorie n’ont, A ce que je peux voir, apporte rien d’essentiellement 
nouveau. Leur soin principal a ete de motiver plus en detail et sur- 
tout du cöte psychologique et phvsiolorique, ainsi que de formuler 
d’une maniere plus comprehensible pour les gens modernes cette tlıco- 
rie, Jaquelle en sa substance a ete construite et dressee principal ment 
par Fr. Th. Vischer. En faisant cela ces partisans posterieurs de la 


! Vischer, Das Schöne u. die Kunst. pp. 180—182. 


BXXIIl,2 La theorie du comique de M. Henri Bergson. 21 


dite theorie, probablement tres souvent ne se sont pas rendus compte 
de l’origine de cette theorie. Encore plus rarement ont-ils connu quel 
röle eminent Fr. Th. Vischer a joue dans l’histoire de cette theorie. 
Ils ont au contraire probablement tres souvent tout bonnement 
cru etre eux-me&mes les premiers inventeurs de ces idecs. 

Des representants posterieurs de cette theorie il faut nommer en. 
premier lieu deux philosophes celebres anglais, a savoir A. Baın et 
HERBERT SPENCER qui tous les deux ont approfondi et precise cette 
theorie surtout du cöte physiologique et psychologique. Selon Bain 
la cause objective de Veffet comique consiste en une »degradation» ! 
subite de quelque fausse valeur. Cela revient evidemment au m&me 
que la theorie de Vischer (au devoilement subit de la fausse grandeur) 
et ne contient rien de nouveau. Mais quand Bain se met & parler de 
la cause subjective (psychologique) du sentiment comique, alors il 
apporte & cette theorie un point de vue neuf. Pour expliquer pour- 
quoi la »degradation» d’une fausse valeur nous fait rire, Bain fait 
remarquer que tout ce qui est imposant, serieux, grave et solennel 
nous met dans un etat d’un »fatiguing tension» and »constraint». De 
ce »State of constraint» and »fatiguing tension» nous sommes delivres 
par la degradation subite de la dignite ou de la valeur en question. 
Nous eprouvons A cause de la degradation »a sudden release from 
3 State of constraint» ? et c’cst ce relächement subit d’une contrainte 
interieure qui se sent comme impression comique et qui trouve son 
expression physiologique dans le rire. 

La cause objective de Veffet comique est congue aussi par HER- 
BERT SPENCER au fond de la meme maniere que par Bain et Vischer, 
quoique exprimee en d’autres termes. Selon Spencer l’effet comique 
est produit par »descending incongruity» ou par »une transition subite 
de notre conscience du grand au petiw.3.J usqu’ä la l’accord avec Bain 
est parfait. Mais quand il s’agit d’expliquer, pourquoi la »descending 
incongruity» nous fait rire, Ja vuc de Spencer est une autre que celle 
de Bain. Selon Spencer, ce qui est grand, serieux, grave, solennel et 


r A. Bain, The Emotions and the Will. p. 248. 
2 Ibid. p. 250. 
% Herbert Spencer, Essays II, p. 116. 


22 K.S. Laurına. BXXATIII.: 


imposant, ne nous met pas du tout, en tout cas pas toujours, dans un 
etat de contrainte d’oü nous voudrions ötre delivres. Mais tout ce qui 
est grand — ou qui parait l’Etre — Eveille chez nous une grande at- 
tente en mobilisant, pour sa perception, beaucoup d’Eenergie psvchi- 
que. Lorsque cette grandeur ensuite est degradee et reconnue comme 
fausse, il y reste en nous un superflu d’energie psychique »an overflow 
of nerve force»! qui se transforme en hilarite et s’evapore en rire. 

Dans le monde germanique cette theorie est representee surtout 
par Tn. Lıpps.® Elle y est tellement attachee au nom de Lipps que 
möme quelques savants paraissent avoir presque cru que cette theorie 
etait entierement inventee par Th. Lipps.® Et je ne suis pas sür. si 
M. Lipps lui-m&me n’a pas fini par partager la m&me croyance. En 
realite, Lipps n’a rien apporte de nouveau ä cette theorie. Iln’a fait 
que repeter avec son aussurance et sa verbosite habituelles ce qui 
avant lui avait deja ete dit maintes fois, mais surtout par Vischer, 
Bain et Spencer. 

On en deviendra probablement convaincu, si nous Teproduirens 
iei la definition du comique, donnee par Lipps. Nous la reproduisons 
telle quelle, sans möme la traduire, pour que rien ne soit perdu ou 
change dans la pensce de Lipps. Voici la definition de Lipps: 

»Komisch ist das Kleine, minder Eindrucksvolle, minder Bedeut- 
same, Gewichtige, also nicht Erhabene, das an Stelle eines relativ 
Grossen, Eindrucksvollen, Bedeutsamen, Gewichtigen, Erhabenen 
tritt. Es ist das Kleine, das sich wie ein Grosses gebärdet, dazu auf- 
bauscht, die Rolle eines solchen spielt, und dann doch wiederum als 
ein Kleines, ein relatives Nichts erscheint, oder in ein solches zergeht. 
Zugleich ist wesentlich, dass dies Zergehen plötzlich geschieht.» ? 

On voit que la cause objective de Yeffet comique est concue par 
Lipps exactement de la meme maniere que par Vischer, Bain et 


! Ibid. p. 111. 

®Lipps a expose ses vues sur le comique d’abord dans Philos. Monatshefte. 
Bd. 24, 25., ensuite dans sa brochure Komik u. Humor (1898), enfin dans sa 
Grundl. der Ästhetik I, p. 575 ss. 

® Cfr.G. IHeymans, Ästhet. Untersuchungen im Anschluss an die Lippssche 
Theorie des Komischen. Zeitschr. f. Psychol. XI, 31 ss. 333 ss. 

° Grundl. 1, p. 575. 


BXXIII2 La theorie du comique de M. Henri Bergson. 23 


Spencer. Quant ä la cause subjective du comique, & cet egard Lipps 
a adopte et repete l’explication de Spencer, en disant que »Das Gefühl 
solcher leichten Lust (ä& savoir der komischen Lust) ensteht, wie wir 
wissen, wenn die natürliche Bereitschaft der Seele zur Auffassung 
eines Gegenstandes überwiegt über den Anspruch, den der Gegen- 
stand seiner Natur zufolge an meine Auffassungsfähigkeit stellt».! On 
voit que cette explication revient exactement au m&me que »yan Over- 
flow of nerveforce» de Spencer. 

Ala fin de cet apercu historique, il nous reste ä assigner A la theo- 
rie de M. Bergson sa place dans le developpement historique de la 
theorie du comique, ainsi qu’a etablir ses liaisons avec les theories 
anterieures. Nous pouvons alors constater d’abord qu'aussi la theorie 
de M. Bergson, si originale et individuelle qu’elle paraisse, se joint 
tout de m&me aux theories anterieures, n’etant qu’une variation 
particuliere, d’un caractere individuel tres accentug, il est vrai. Pour 
preciser encore danvantage, il faut dire que la theorie de M. Bergson 
est evidemment une variation du troisieme type de theorie, c’est- 
a-dire, de la theorie du contraste psychologique. Car aussi selon Berg- 
son, l'effet comique est produit par un contraste, dont les membres 
sont d’un cöte le vivant, de l’autre cöt& le mecanique qui est plaque 
sur ce vivant. (Cette explication n'est pas du tout si eloignee de celle 
d’apres laquelle l’effet comique est produit par l’interference du grand 
et du petit. Car evidemment aussi le vivant est, en comparaison avec 
le mecanique, quelque chose de plus important, de plus imposant, 
donc de plus grand, de sorte que la formule de M. Bergson n’est qu’une 
‚precision et speeification de la formule generale de cette theorie. Sur- 
tout avec les formules de Vischer T'affinite fondamentale des formules 
de M. Bergson est tres apparente. On n’a qu’a substituer aux termes 
metaphysiques de Vischer, ä son »idee» et a son »image» (»Bild»), les 
termes exactes de M. Bergson, & savoir le »vivant» et le ymecanique», 
et les formules sont parfaitement les-memes. Cette substitution est 
d’autant plus justifice qu’en realite, ce que Vischer, en parlant du 
comique, entendait sous l’'idee et Vimage, n'est au fond pas du tout 
si eloiene qu’ilen a peut-ötre l’air, de ce qu’entend M. Bergson sous le 


ı Ibid. p. 576. 


24 K.S. Lıtrıra. BNXIIL: 


vivant et le mecanique. Car qu’est-ce que sienifie Tideer de Vischer 
dans ce cas, sinon l’essence des choses, leur cöte moral et spirituel, 
c'est-ä-dire, ce quiilvaenclles de vivant. et de persistant, leur prir- 
cipe de vie? Et l’image, c'est bien le contrepied de Tidee, son en- 
veloppe et sa croüte materielle, par consequent raide et riride, meme 
yme£caniquer, si vous voulez, comme tout ce qui est materiel. Et lors- 
que, selon Vischer, Veffet comique est produit en general par Tinter- 
ference ou la confusion de ces deux facteurs (par bIneinanderspielen 
des Grossen und Kleinen», d.h. der Idee und des Bildes) — ou pour 
parler plus exactement: par les empietements du materiel (de Ven- 
veJoppe) sur le domaine du moral (de Video), par les »mauvais tours» 
(»Schabernack») que celui-la Joue a celın-cı, — alors Il me semble que 
dans ces formules de Vischer est parfaitement incluse dejäa la formule 
de M. Bergson, c’est-ä-dire, Vempietement du mecanique (= du mate- 
riel) sur Je domaine du vivant. Vischer, ce vieux metaphvsicien 
Hegelien, si profondement demode aux yeux de la plupart des gens 
modernes, semble done avoir eu une vue antieipee de la theorie 
du comique de M. Bergson qui, comme M. Bergson lui-meme, parait 
si foneierement moderne au public de notre epoque. 

Sans doute la theorie de M. Bergson tout de meme n’est pas seule- 
ment une modernisation profonde de la theorie de Vischer ä l’erard 
de la forme et des termes, elle en est aussi une precision et specifica- 
tion considerable A V’egard du fond. Car celui qui explique que leffet 
comique est produit par lVinterference du mecanique et du vivant. dit 
evidemment quelque chose de plus precis et de plus exact qu’un 
autre selon qui le meme effet est produit par l’interference de Tide 
et de son enveloppe, C’est-A-dire du moral et du materiel. 

("est pour cela que la theorie de M. Bergson signifierait tout de 
meme une preeision et un progres considerables — si cette theorie par 
hasard etait exacte, Voilä ce que nous allons examiner maintenant. 


BXXIIL: La theorie du comique de M. Henri Bergson. 25 


IV. 


Examen critique de la theorie de M. Bergson. 


1. Comment le probleme est pose. 


Il y a tout de suite une objection ä& faire contre la maniere dont 
M. Bergson a pose son probleme. Il a intitule son livre »Le Rire» 
v ajoutant un sous-titre: »Essai sur la sienification du comique.» Ce 
titre implique evidemment une identification du rire et du comique. 
En tout cas il suppose que d’une part le rire est touJours lexpression 
d'un sentiment comiqtue, et que, d’autre part, le sentiment comique 
trouve toujours son expression phvsiologique dans le rire. Mais nous 
savons bien que ni l’une ni l’autre de ces suppositions n’est justifiee. 
Le rire est loin d’etre tonjours l’expression d'un sentiment ou d’un 
etat d’äme comique. I ya d’abord un rire spasmodique ou hysterique 
qui n’exprime aucun sentiment ou aucun @tat d’äme, mais lequel est 
une affair& purement corporelle, c’est-a-dire, un mouvement reflexe, 
cause par certains etats des nerfs. De cette sorte sont par exemple 
le rire cause par le chatouillement, par la fatigue corporelle, par le froid, 
ainsi que le rire des hysteriques et des fous.! Mais meme le rire qui 
est l’expression de quelques sentiments est Join d’etre toujours Vex- 
pression d’un sentiment precisement comique. ID est Fexpression 
habituelle de plusieurs autres sentiments ou etats d’äıne, comme par 
exemmple l’expression de la Jole et du plaisir, d’une bonne humeur et 
d’un bien-etre general. Lorsque deux amıis se rencontrent, tres sou- 
vent ils se rient deja de loin. Quand nous apprenons une bonne nou- 
velle ou eprouvons quelque autre bonheur, le rire est l’expression 
usuelle de l’etat d’äme cause par ce bonheur. D’ou l’on voit que le 
rire est vraiment bien loin d’etre toujours l’expression physiologique 
preeisement d’un etat d’äme comique. 

Si dejä sur ce point l’'identification du rire et du comique n’est point 
justifiee, elle ne l’est non plus d’autre part. Car il n’est guere neces- 
saire qu’un etat d’äme comique s’exprime toujours par le rire. Le 


! Cnfr. lä-dessus par ex. Tu. RıBort, Psychologie des sentiments. p. 353. — 
L. Ducas, Psychologie du rire (1910) p. 3. 


26 K.S. Laurıta. BXXII: 


rire normal est donc un mouvement volontaire. Il depend de nous 
de le retenir ou de lui donner libre cours. Et tres souvent nous le 
retenons par differentes raisons. Mais aussi dans ces cas lä nous pou- 
vons eprouver et möme d’une maniere tres intense le sentiment comi- 
que lui-möme, quoique nous ne donnions pas & ce sentiment son ex- 
pression physiologique naturelle. Il ya des natures pour lesquelles 
c'est m&me la regle de retenir l’expression physiologique du sentiment 
comique. Les humoristes »secs» le font habituellement. Cependant il 
est connu que precisement ces humoristes secs, qui ne rient presque 
jamais, ont generalement le sentiment du comique tres developpe et 
qu'ils eEprouvent par consequent les impressions comiques d'une ma- 
niere particulierement intense. | 

De ces faits il ne faut cependant pas tirer de conclusions aussi 
exagerees qu’en tire par exemple Tu. Lipps en disant que »Ie rire 
comme tel est completement sans importance pour lintellieenee du 
comique».t I faut plutöt partager la vue de M. YRJö Hırn qui avec 
raison, semble-t-il, fait remarquer que l’etude de la nature et de l'ori- 
gine du rire tout de mä@me doit quelque peu nous guider dans l’etude 
de la nature du comique.? Et en effet, c’est un fait, que chaque 
sentiment comique a la tendance d’aboutir au rire, meme si cette ten- 
dance soit Join d’etre realisee toujours. Le rire, par consequent, est 
expression naturelle et habituelle des impressions comiques. Mais sil 
en est ainsi, l’essence du sentiment comique doit se refleter de quel- 
que manicre dans son expression naturelle, de sorte que l’etude du 
rire devra bien nous servir de guide dans l’&tude du comique et 
ne pourra pas, par consequent, &tre completement sans importance 
pour Fintellieence du comique. 

Mais malgre cela, le rire et le comique sont deux choses differentes 
quiil ne faut ni identifier ni confondre. Par consequent, quand on 
veut etudier Fun ou l’autre de ces deux phenomenes, il faut indiquer 
nettement, leque] d’eux sera Tobjet de Vretude. Si I’on ne fait pas 
cola, et sı Yon veut etudier ces deux questions simultanement, un® 

ı Th. Lipps, Komik u. Tumor. p. 64. 

®? Yrjö Hirn, Det estetiska livet. Helsingfors 1913. p. 237. — L’edilion 
finnoise du meme ouvrage, Esteettinen Elämä. Helsinki 1913. p. 231. 


En ai: ii _ rnit _ „nn mm 


BXXIIl2 . La theorie du comique de M. Henri Bergson. 27 


telle etude sera des le debut empreinte d’une equivoque bien fächeuse 
et ne pourra jamais aboutir & des conclusions Justes et nettes, caräaun 
probleme mal pose il est impossible de trouver une solution nette et 
exacte. 

En posant son probleme comme il !’a fait, M. Bergson, il est vrai, 
n’a fait que suivre sur ce point la coutume generale de son pays et 
des pays anglo-saxons. En cffet, les savants francais, ainsi que les 
savants anglo-saxons, et m&me quelques savants allemands, identi- 
fient habituellement le comique et le rire, en parlant generalement 
durire quand au fond ils veulent expliquer le comique.! Mais la-gene- 
ralite d’un faux procede ne le justifie pas, si e’cst un faux procede. 
Et l’identification du comique et du rire est sans aucun doute un faux 
procede, car le probleme du comique est mal pose du moment que le 
comique est confondu avec le rire. Une etude partant de cette pre- 
misse et traitant simultanement le comique et le rire, sans les distin- 
guer nettement l’un de l’autre, reste infailliblement dans l’equivoque. 

Mais il semble que le probleme du comique est mal pose par 
M. Bergson encore dans un autre sens. Dans sa reponse aux objections 
faites par M. Yves Delage contre la theorie de M. Bergson, celui-ci 
a explique la methode speciale qu’il a suivie dans l’explication du 
comique, en constatant que sa methode ä lui differe bien de celle que la 
plupart des theoriciens du comique ont suivie. (eux-ci ont essaye de 
»definir le comique par un ou plusieurs caracteres gendraux, exterieu- 
rement visibles, qu’on aura rencontres dans des effets comiques ca 
et la recueillis». A cette methode, suivie par les autres, M. Bergson 
oppose la sienne. »J’ai tente, dit-il, »quelque chose de tout different. 
J’ai cherche dans la comelie, dans la farce, dans l’art du elown, etec., 
les procedes de fabrication du comique. J’ai cru apercevoir qu'ils 
etaient autant de variations sur un theme plus general. J’ai note le 
theme, pour simplifier; mais ce sont surtout les variations qui impor- 
tent. Quoiqu’il en soit, le theme fournit une definition generale, qui 
est cette fols une regle de construction. Je reconnais d’ailleurs que la 


1 C’est ce que font par ex. Descartes, Ribot, Dugas, Paul Gaultier, Hobbes, 
Spencer, Bain, James Sully, Stanley Hall, Allin, B. Sidis, J. Y. T. Greig et 
meme Kant. 


28 K.S. Laurıra. BXXlil,z 


definition ainsi obtenue risquera de paraitre. a premiere vur, trop 
etroite, parce que a cöte de la chose qui est risibl» par essener et par 
elle-meine, risible en vertu de sa structure interne. 1 va une feule d« 
choses qui font rire en vertu de quelque ressemblance superfici- le 
avec celle-]a, ou de quelque rapport accidentel avec une autre qul 
ressemmblait A celle-la, et ainsi de suite; le rebondissement du comiqtNe 
est sans fin, car nous aimons a Fire et tous les pretextes nous sent 
bons; le inecanisme des associations d’idees est jci d’une complication 
extreme; de sorte que Je psvcholozue qui aura aborde Tetude du comıi- 
que avec cette methode, et qui aura dü lutter contre des diffieultes 
sans cesse Fenalssantes, au deu d’en finir une bonne fois avec le conu- 
que en Venferinant dans une formule, risquera toujours s’entendre 
dire qu’il n’a pas rendu compte de tous les faits» »En revanche, il 
aura etreint le comiqne, au lieu de Venelore dans une cerele plus ou 
moins large. I aura, s'il reussit, donne le moyen de fabriquer du comt- 
que. Il aura procede avec la rirueur et la preeision du savant, qui ne 
croit pas avoir avance dans la connaissance d’une chose quand il lui 
a decerne telle ou telle &pithete, si Juste soit-elle (on en trouve tou- 
jours beauconp qui conviennent): c'est une analyse qu'il faut, et Von 
est sur d’avoir parfaitement analyse quand on est capable de recom- 
poser. Telle est Ventreprise que j’ai tentee.» 

Si scientifique et meme seduisante que puisse paraitre cette me- 
thode, preconisee par M. Bergson, elle me semble neanmoins logique- 
ment fautive. Qnand il s’agit de definir ou d’expliquer le comiqur, 
il fat bien le prendre dans son integrite, tel qu'il est en realite, sans 
rien en retrancher, sans rien y ajouter, sans lrajuster autrement 
Taucune fagon. Cest-a-dire, il faut chercher une definition ou un» 
explication qui soit applicable A toutes les especes et A tous les genres 
de comique. Voilä done une rezle de logique si elementaire que l’on 
auralt vraiment tort d’y insister davantage. Mais il me semble que 
M. Bergson dans son explication du eomique n’a pas voulu observer 
eette rerle. I declare done dans les passages que nous venons de 
eiter (et dont ila reproduit Ja substance encore dans la preface de la 
vingzt-troisicme edition de son livre) qu'il se propose de chercher 
Fexplieation du comiqne en etudiant les procedes de fabrication du 


BXXIIlI,. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 2.) 


comique. En disant cela M. Bergson a encore expressement souligne 
la difference essentielle, laquelle, selon son avis, existe sur ce point 
entre sa methode d’explication et entre celles des autres theoriciens 
du comique. Et M. Bergson a parfaitement raison en soulignant cette 
difference, car une difference essentielle y existe sans doute. Mais 
cette difference ne nous parait pas &tre en faveur de la methode de 
M. Bergson. Que signifie au fond en effet la declaration de M. Berg- 
son? Elle signifie evidemment que M. Bergson se propose de chercher 
l’explication du comique en n’en etudiant qu’une seule esp£ce, c’est- 
ä-dire, le comique fabrique. Car les procedes de fabrication du comi- 
que que M. Bergson se propose d’etudier, on ne peut les &tudier, sans 
doute, que dans le comique fabrique. Mais tout le comique n'est pas 
fabrique. Loin de lä! Le comique fabrique n’est qu’une espece de 
comique. Et encore une espece derivee et artificielle, pour ainsi dire, 
puisqu’elle est fabriquee, tandis que le comique primordial doit etre 
considere comme un produit naturel. Cela ne signifie aucunement que 
le comique fabrique soit comme tel inferieur en valeur au comique 
naturel. C’est peut-etre plutöt le contraire. Mais cela signifie que 
lorsqu’il s’agit de definir l’essence du comique, il faut chercher cette 
essence surtout dans le comique naturel, et non pas dans le comique 
fabrique, car c’est bien celui-lA, et non pas celui-ci, qui renferme cette 
essence du comique dans sa purete primordiale. S’il s’agit d’apprendre 
ä connaitre par exemple la nature de la soie, tout le monde est bien 
d’accord qu'il faudra etudier pour cela surtout la soie naturelle et 
deriver l’essence de la soie de la et non pas de la soie artificielle. Le 
cas du comique nature] et fabrique est un peu analogue ä celui-ci. 
Il va sans dire que l’rexplication du comique naturel doit etre appli- 
cable aussi au comique fabrique, comme du reste A toutes les especes 
de comique. Autrement Vexplication n'est pas Juste, puisqu’elle n’est 
pas en £tat d’expliquer tout le comiqne. Mais c'est precisement en 
etudiant d’abord et surtout le comique nature] que Ton trouve une 
telle explication qui soit applicable A toutes les especes de comique et 
par consequent capable d’expliquer tout le comique. 

Lorsque M. Bergson, contrairement a Ja methode d’explication, 
esquissee ci-devant, pretend chercher l'explication du comique en 


30 K.S. LaurIra. BXXII: 


etudiant »les procedes de fabrication du comique, c’est-äA-dire, le 
comique fabrique, sa methode nous parait doublement errone. 
D’abord il ne considere qu’une seule espece de comique, ce qui veut 
dire qu’il ne le prend pas dans son integrite et tel quel, mais ille 
retranche et l’ajuste selon son gre. Pnis l’espece qu’il en choisit pour 
l’objet de son etude, n'est pas telle, que l’essence du comique s’v 
rcflete en sa purete primordiale. 

Mais jusqu’ici il n’a ete question que des preludes et des preambu- 
les. Nous avons appris A connaitre les plans et les projets de M. Berg- 
son, mais pas leur realisation. Nous avons pris acte de ce que M. Berg- 
son se propose de faire et de quelle maniere il entend etudier le comi- 
que. Mais nous n’avons pas encore examine de quelle maniere il 
a etudie Je comiqte. Cependant c'est cela qui est deeisif. Car sl 
auteur en realite n’a pas agi comme il s’etait propose d’agir, mais 
tout autrement, ses erreurs methodiques, peut-etre bien graves en 
theorie, Testent en realite relativement inoffensives, parce qu'rMes 
n’ont pas de consequences pratiques. 

Nous allons examiner tout A U’heure si c'est ic le cas. 


2. Les obserrations fondamentales sur le comıque. 

A cette question, d’ailleurs, deja vs premieres pages du Jivre de 
\. Bereson nous donnent une reponse assez Nette. 

Dans ces pages M. Bergson presente trois »observations fonda- 
imentale®» sur le comique, ou plutöt »sur la place ou Il faut le chercher:. 

La substance de la premiere observation est qu»iln’y.a pasde comi- 
ne en dehors de ce qui est proprement humain». Un paysage par ex"m- 
ple»ne sera Jamais risible». Et quant aux animaux ‚on rira bien dun 
animal, »mais parce qu’on aura surpris chez lui une attitude d’homme 
ou une expression humaine». Il en est de möme avec les objets inani- 
mes. Si Ton en rit, c'est par la m&me cause que l’on rit des animaux, 
cest-a-dire, »par une ressemblance avec !’homme, par la marque que 
hommes y imprime ou par lusage que I’homme en fait». (p. 3—}). 

Dans sa seconde observation fondamentale M. Bergson signale un 
symptöme ou plutöt um caractere du comique qui lui parait tres 
essentiel, C’est-a-dire Tinsensibilite fonciere du comique. Le comique, 


BXXIIL2 . La theorie du comique de M. Henri Bergson. 31 


mm na UL nn nn nn nn BEN 


selon M. Bergson, (ici il parle du rire) est absolument incompatible 
avec toute sorte d’emotion. »Le rire» dit-il, »n’a pas de plus grand 
ennemi que l’emotion». (p. 4). »Le comique exige donc enfin, pour 
produire tout son effet, quelque chose comme une anesthesie momen- 
tanee du coeur. Il s’adresse ä liintelligence pure». (p. 6). 

Dans sa troisieme observation enfin M. Bergson attire notre atten- 
tion sur un nouveau caractere fondamental du comique, & savoir, sur 
son caractere social. »On ne goüterait pas», dit-il, »le comique si l!’on 
se sentait isole. Il semble que le rire ait besoin d’un echo.» »Notre 
rire est toujours le rire d’un groupe». (p. 6). »Pour comprendtre le rire, 
il faut le replacer dans son milieu naturel, qui cst la societe, il faut 
surtout en determiner la fonetion utile qui est une fonction sociale. 
Telle sera — — — l’idee direetrice de toutes nos recherches. Le rire 
doit repondre ä certaines exigences de la vie en commun. Le rire doit 
avoir une signification sociale». (p. 8). 

En resumant ces trois observations dans une formule d’ensemble 
M. Bergson nous donne dejä ici, au debut de son etude, non pas une 
definition, mais une description et une demarcation preliminaire du 
comique, une description ou les caracteres essenticls du comique sont 
signales et ses limites retracees. Cette formule preliminaire la voici: 
»Le comique naitra, semble-t-il, quand des hommes reunis en groupe 
dirigeront tous leur attention sur un d’entre eux, faisant taire leur 
sensibilite et exercant leur seule intelligence». (pP. 8—-9). 

Qu’est-ce qu’il faut dire de ces observations fondamentales de 
M. Bergson? 

Je regrette bien de ne pas etre en etat d’en voir le bienfonde. Je 
dois avouer humblement que le comique, tel que je le vois en realite, 
ne presente pas ces caract£eres signales par M. Bergson avec une si 
grande insistance comme les caracteres les plus fondamentaux. 

Tout d’abord, le comique que je connais, n’est pas un caractere 
excelusivement humain. Au contraire, il se rencontre non seulement 
chez les animaux, mais aussi dans objets inanimes. Les arbres, les 
roches, les masses de neige en hiver et me&me les nuages, ainsi que 
beaucoup d’autres objets naturels peuvent prendre quelquefois des 
formes manifestement bizarres, burlesques ou grotesques, — enfin 


32 K.S. Lavrıra. BXXIIL,: 


comiques. Et ce n'est pas la ressemblance de ces formes avec les for- 
mes humaines qui les rend comiques, puisque tres souvent il nv 
a aucune trace d’une telle ressemblance. D’oü l’on voit que mem« 
dans les cas oü une telle ressemblance par hasard y est, ce n’est pas 
elle qui est la cause essentielle de l’effet comique. Du reste, il me 
semble, que M. Bergson lui-m&me admet plus tard dans son livre qu'il 
ya du comique aussi en dehors du domaine proprement humain, et 
möme dans la nature inanimee. Quand il presente le diable a ressort, 
le pantın a ficelle et la boule de neige comme les prototypes techniques 
de fabrication du comique, il ne peut donc pas.nous faire croire, ni lv 
croire lui-m&me que ces objets produisent l’effet comique par leur 
ressemblance avec !’homme ou parce qu’ils sont faits par I’hommm«. 
Dans ce dernier cas, toutes les machines, tous les instruments et en 
general tous les produits du travail de ’homme devraient etre conıi- 
ques, ce qui heureusement n’est pourtant pas le cas. Les machins, 
mentionnes par M. Bergson, sont donc des objets inanimes, et c'est 
purement comme tels qu’ils produisent leurs effets comiques. 

On pourrait eiter encore d’autres moyens de »fabrication du comi- 
(ue», appartenant aux objets inanimes et sans aucune ressemblanee 
possible avec Thomme. \YRJö Hırx, dans son ouvrage t dejä cite ci- 
dessus, mentionne un tel moyen en parlant des »haics de haha» des 
pares anglais, un arrangement special de haies, lequel evidemment 
na aucun autre but que de nous duper et de produire ainsi un effet 
comique. C’est exactement le meme but que poursuivent les nom- 
breux moyens de distraction et d’amusement des jardins populair«s 
avec leurs labyrintlies, leurs salons de miroir et avec d’autres movens 
de surprise et de duperie. Mais dans tous ces cas la il ne saurait pas 
Yy etre meme question d’une ressemblance avec T’homme. 

Mais c'est encore M. Bergson lui-m&me qui de la maniere la plus 
eclatante et la plus convaincante a refute la these, posee par lui au 
ddebut de son livre. Par V’etude des procedes de fabrication du conii- 
que, surtout dans la comedie, M. Bergson est amene a poser quelques 
rerles generales selon lesquelles surtout le comique de situation est 
habituellement produit. Irednit ces rögles A trois procedes qui sont: 


ı Yrjö Hirn, o.c.p. 242. 


BXXlIll; La theorie du comique de M. Henri Bergson. 33 


m on 


la repetition, Vinversion et l’interference des series. Nous n’avons pas, 
bien entendu, & Etudier ici, si ces procedes comme tels sont vraiment 
comiques, c'est-A-dire, s’ils produisent toujours un effet comique. Il. 
nous suffit de constater que selon M. Bergson c’est le cas. Selon lui 
donc ces procedes sont essentiellement comiques. Encore plus: ils sont 
des modeles ou prototypes de procedes comiques. Mais ces procedes 
comme tels n’appartiennent naturellement pas au domaine »propre- 
ment humaim». Ils sont plutöt des procedes mecaniques. En presen- 
tant ces procedes non seulement comme procedes comiques, mais cn- 
core comme modeles et prototypes de procedes comiques, M. Bergson 
a avoue de la maniere la plus eclatante qu’il y a du comique aussi 
dans le monde inanime et par consequent »en dehors de ce qui est 
proprement humain. 

Qu’il y ait du comique dans le monde animal, cela est quelque 
chose de si evident que M. Bergson lui-m&me ne peut pas le nier. Mais il 
essale d’expliquer ce comique par une ressemblance avec !’homme 
pour maintenir sa these en depit de tout. Cette explication est pour- 
tant, nous semble-t-il, dementie par les faits incontestables. Il ya be- 
aucoup d’animaux qui sont tr&s comiqucs, soit par leur aspect, soit 
par leurs attitudes et allures, sans aucune ressemblance avec I!’homme, 
avec ses attitudes, allures et expressions. Parmi les animaux sont 
pour moi irresistiblement comiques par exemple läne, la girafe, V’hip- 
popotame, le rhinoceros, le cochon, deja par leur aspect, la cigogne, 
reposant sur un pied, le kangourou, l’ours dansant, le chameau, une 
vache faisant des pirouettes etc., par leurs allures et attitudes. Et je 
crois que ces memes animaux font une Impression cComique aussi sur 
les autres. Mais j’ai beau chercher, je ne peux trouver aucune ressem- 
blance exterieure par exemple entre un rhinoceros, un hippopotame, 
un äne, un cochon, une cigogne, reposant sur un pied, un ours dan- 
sant, une vache pirouettante, d’un cöte, et ’homme, de l’autre cöte. 
Et meine dans les cas ol une ressemblance quelconque entre un ani- 
mal et !’homme existe, elle n’a pas une importance telle et un role 
tel que M. Bergson lui attrıbne. Il est sans doute vrai qulil ya des 
animaux qui, soit par leur aspeect, soit par leurs expressions, allures et 
attitudes ressemblent vivement & I’homme et qui en meme temps 

3 


BXXIIIe. 


34 K.S. Lırriıra. 


sont decidement comiques. Chacun pense ici naturellement tout d« 
suite aux singes, dont la ressemblance avec !’homme est si desagreab- 
lement frappante et qui en m&me temps font une impression. dirait-on, 
presque violemment comique. Mais cela ne prouve aucunement que la 
veritable cause de l’effet comique, produit par certains animaux. seolt 
toujours leur ressemblance avec !’homme. Tout d’abord, ıl va des 
animaux comiques qui n’ont aucune ressemblance avec Thommme, 
comme nous venons de le constater. De l’autre cöte il va des ani- 
maux qui ä certains egards ressemblent & I’homme, mais qui ne sont 
pas comiques. On parle couramment de l'oeil d’une gazelle, de Tattı- 
tude et, quelquefois aussi de la criniere d’un lion, du regard et du 
nez d'un aigle, de la voix d’un rossignol et ainsi de suite, chez les hom- 
mes. Ces comparaisons sont si usuelles, meme banales, quiil deit 
y avoir une veritable ressemblance entre l’homme et les animaux 
mentionnes. Mais jamais ces animaux ne sont pour cela consideres 
comme comiques. Et les hommes qui leur ressemblent non plhs. 
D’ou l’on voit qu’une ressemblance avec ’homme ne rend toıjaus 
comique ni animal, ni ’homme en question. Ca doit Etre evidem- 
ment une ressemblance toute speciale qui en est capable. 

Mais la these de M. Berirson est dementie encore par un troisirme 
fait. C’est que Ja ressemblance entre un animalet P’homme, siell aen 
general une influence sur la production de Feffet eomique, exerc« cette 
influence evidemment dans les deux sens et encore, me sembl-t-il, 
beaucoup plus souvent dans le sens inverse de celui, suivant leqmel, 
selon M. Bergson, elle devrait uniquement s’exercer. En effet. jp Wal 
encore Jamais trouve que les oreilles ou Vexpression stupide d’un äne, 
le museau et les yeux d’un cochon, la danse d’un ours, les pirourttes 
d’une vache m’eussent fait rire par leur ressemblance avec Taspeet, 
les expressions et les allures de certains hommes. Mais linverse. je Faı 
tres souvent trouve. Par cela il n'est pas dit que la cause veritabl« 
et fondamentale de Teffet eomique, produit par certains hommes, 
sojt leur ressemblance avec certains animaux. Ilest bien possible que 
meme cette ressemblanee n’en est que la cause apparente et sccon- 
daire, Mais la premiere these fondamentale de M. Bergson est en tout 
cas completement dementie deja par ce fait incontestable que les 


BXXIN;: La theorie du comique de M. Henri Bergson. 35 


hommes nous paraissent du moins aussi souvent comiques par leur 
ressemblance avec certains animaux qu’inversement. 

Par cela dejä il est prouve que I’homme est loin d’ötre, comme 
pretend M. Bergson, le seul animal qui fasse rire, et que le comique 
apparent des autres animaux ainsi que celui des objets inanimes n’est 
qu’un reflet du comique primordial de ’homnme. "Une telle thöse se 
trouve en contradietion flagrante avce les faits. 

Il faut en dire autant de la seconde these fondamentale de M. Berg- 
son. Ilyasans doute du comique qui est incompatible avec l’emotion 
et qui s’adresse, sinon & »l’intelligence pure», en tout cas principale- 
ment A lintelligence, et exige m&me »quelque chose comme une anes- 
thesie momentanee du coeur.» Mais tout le comique est loin d’&tre 
ainsi. Meme si, selön la methode de M. Bergson, on ne considere que 
le comique »fabriqu&, c’est-A-dire, principalement celui des comedies 
ou en general le comique litteraire, on ne peut s’empöcher de voir le 
malfonde de la these de M. Bergson et sa contradiction avec les faits. 

Il est notoire qu’il ya des especes de comique qui sont bien compa- 
tibles avec l’emotion et avec la sympathie. Tout rire provoque par les 
phenomenes comiques n'est pas une derision, c’est-ä-dire, pas un rire 
mechant et malieieux. A cöte du rire malicieux et moqueur, qui tend 
a humilier objet du rire,ilya un rire bienveillant, marque de sympa- 
thie et de bonte envers l’objet du rire. Surtout le rire des humoristes 
est toujours de cette derniere espece. Et ce sont donc les humoristes 
qui sont les grands rieurs, parce qu'iis ont le sentiment du comique 
le plus fin et le plus developpe. Ce sont eux aussi qui nous font 
rire, Mais les caracteres essentiels de la mentalite d’un humoriste 
sont d’un cöte une intelligence raffınee du comique, de l’autre cöte 
une profonde sympathie et bienveillance & son &gard.! Cela est si 
seneralement reconnu comme l’essence de la mentalite humoristi- 
que qu’on a meme defini I’humour comme l’union de l'esprit et de 
l’amour.? Mais ’humour comme en general toutes les formes de rire 


I Gela est developpe plus longuement dans le chapitre Humour dans 
mon esthetique finnoise. 

? Cette definition est generalement attribuee A TuacKEray et & GEORGE 
Erı0T, mais la m&me conception de l’'humour, surtout en ce qui concerne le röle 


36 K. =. Lirteita. EXXi.!l: 


bienveillant, parai-nt etre pour M. Berzen SnpI=teın-ni IrenL- 
ns. Elle-s nexistent pas pour lu. Mais pour nous autps eo rn 
de comique, ienor@s par M. Berzson. existent et elos went arıssi 
rs: que les formes eontraires. U va meme de ygrands tLöricHns 
du cormmique selon JesqurlE preceisement Je comique bienveilact est 
vrai comiqne, Volla par exemple Tavıs de Fr. Ta. VıscHeR gi en 
dit: »Deshalh ist alles echt Komische gutmütig»! Mais m-me si Von n- 
va pas aussi Join que le venerable Vischer. C'est en tout cas un fait 
inebranlable que le rire. provoque par le comiqne. est ein d’erre tou- 
Jonrs, comme pretend M. Berzson. un rire malicirux et humibänt. 
Au contraire, il est tres souvent marque d’une profonde svınpathir. 
bonte et affection envers son objrt. Et sion y reflechit un peu. on 
voit bien quil nen peut pas etre autrement. 

Tout d’abord. et pour parler du comique human qui est e sul 
existant pour M. Bergson. — nous trouvons du comique. nen seul- 
ment chez nos ennemis et en general chez les etres mauvais et mepri- 
Sables, mais aussi chez nos meilleurs amis et chez les etres enter 
lesquels nos sentiments sont les plus affeetueux ou Jes plus Tespec- 
tueux. Et encore plus: nous trouvons du comique aussi chez nous- 
mermes, A Inoins que nous ne sovons des dupes vaniteuses et imagi- 
naires — ce qui sienifierait seuleinent que nous serions alors comiques 
dans le sens meprisable du mot. Cette faculte de trouver du comique 
aussi chez soi-ıneme et par consequent de rire de soi-meme est d’all- 
leurs considere par plusienrs philosophes et estheticiens, surtout par 
Vischer, comme une preuve d’une superiorite morale et en meme 
temps comme une preuve deeisive d’une mentalite humoristique. 
Deja GortıE a attribue A la faculte de rire de soi-m&me cette quali- 
‚fication d’une preuve de superiorite morale dans ses vers bien connus 
et souvent cites: 


»Ich liebe mir den heitren Mann 
Am meisten unter meinen Gästen: 
de l’amour ou de la sympathie, se retrouve chez de nombreux theoriciens de 
!’humour, a partir de Jean Paul, Ruge, Weisse, Vischer jusqu’a HarıLp Hvrr- 
pınG (Den store Humor. Kjöbenhavn 1916). 
! Vischer, Das Schöne u. die Kunst. p. 190. 


BXXIIl,a . La theorie du comique de M. Henri Bergson. 37 


Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, 
Der ist gewiss nicht einer von den Besten.» 


Mais s’il en est ainsi, si nous trouvons du comique aussi chez les 
&tres que nous aimons ou respectons et si nous en trouvons enfin en 
notre personne qui ne peut non plus Etre l’objet de notre haine ou de 
notre mepris, comment serait-il alors possible qu’en riant de ces 
etres aimes ou respectes, ou plutöt du comique, trouve chez’eux, tous 
nos sentiments affectueux ou respectueux envers ces etres eussent 
tout ä coup disparu ou fussent transformes en haine et en me£pris? 
M. Bergson qui tout de m&me admet en passant que nous puissions 
quelquefois rire aussi »d’une pcrsonne qui nous inspire de la pitie, par 
exemple, ou m&me de l’affection», a trouve, pour maintenir sa these 
dans ces cas la, l’explicatioy qu'il faudra alors, pour quelques instants, 
»oublier cette affection, faire taire cette piti®® (p. 4—5). Mais cela ne 
semble guere possible, en tout cas pas toujours. En effet, il n’est pas 
possible pour une m£re ou pour un pere »d’oublier» son affection envers 
l’enfant bien aime, ne füt-ce que pour quelques instants, et de cesser 
tout & coup de l’aimer. Il ne nous est pas non plus possible de ces- 
ser tout & coup de Tespecter une personne que nous trouvons profonde- 
ment digne de respect et que nous respectons depuis que nous la 
connaissons. Mais cela ne nous empe£che evidemment pas de rire du 
comique que nous trouvons chez ces etres affectueusement aimes ou 
Tespectes, puisque nous Ie faisons en realiteE m&me trös souvent. Com- 
bien de fois ne rions nous pas de petits traits comiques que nous trou- 
vons chez nos enfants cheris, chez nos parents ou chez d’autres per- 
sonnes aimees ou respectees! Et pour cela il n’est aucunement neces- 
saire de cesser de les aimer ou de les respecter, pas m&me une seconde. 
Au contraire, ces petits traits comiques nous rendent tres souvent 
ces personnes aimees ou respectees encore plus ch£res, en augmentant 
notre affection envers elles. Dejä le seul fait que nous puissions rire 
aussi de nous-memes et que nous le fassions tr&s souvent en realite, 
suffit pour prouver que le rire n’est pas incompatible avec des senti- 
ments sympathiques envers son objet, car chacun a pour soi- 
meme une sympathie et une affection qui ne s’oublient, ni ne se tai- 
sent Jamais. 


38 K.S. LarrıLa. BNXIII: 


Nous arrivons au meme resultat, si nous considerons le comiqne 
lui-meme comme tel. Les traits comiques qui apparaissent chez IS 
hommes et qui nous font rire, ne sont pas touJours absolument anti- 
pathiques. Is n’exelnent pas toujours la sympathie, Taaffection. #1 
pas mö&me le respect envers celıi qui les porte. Souvent tout au con- 
traire. Quand une mere ou un p£re trfouve, et avec raison, les culbutes. 
les mines et les expressions, & la fois enfantines et philosophiques d« 
leur bebe, ses questions et reflexions naives et profondes. et tout son 
babil enfantin extremement comiques et quand ils en rient de bon 
co:ur, il n’v a aucune raison d’oublier ou de faire taire leur affı c- 
tion envers leur bebe, pour pouvoir rire du comique qui trouvent 
chz lJui. Tout au contraire: ce comique qu’ils trouvent chez b-ur 
enfant et dont ils rient, est plutöt propre A augmenter leur affeetion 
pour leur bebe et & le leur rendre encore plus ravissant. 

Il en est essentiellement de m&me dans de nombreux autres cax. 
Quand un homme adulte rit de sa vieille mere laquelle devient ä ses 
yeux forcement comique A cause des soins beaucoup trop exageres 
qu’elle lui prodigue — en le traitant toujours comme un petit bebe — 
et Dieu sait ä quels exces fantastiques les meres peuvent aller ä crı 
egard! — ilserait donc peu raisonnable de dire que ce rire est incompa- 
tible m&me avec la plus tendre affection de la part du fils pour sa 
mere. Cette tendresse de la mere, foreement comique dans son exces. 
est plutöt propre A augmenter l’affection du fils pour sa mere. 

Et il n’est aucunement indispensable que ce comique, bien compa- 
tible avec l’affeetion, l’amour, le respect et avec d’autres sentiments 
sympathiques, apparaisse toujours chez les personnes qui dejä depuis 
longtemps sont l'objet de notre affection ou de notre respect. I peut 
apparaitre aussi bien chez des personnes que nous ne connaissons pas 
lu tout. O’est ainsi que, par exemple, tout le comique enfantin, 
lı plupart du temps aussi le comique propre ä la vieillesse, Je comique 
des amoureux, celui des ingenus, des savants ete., soit qu'il appa- 
Taisse chez des personnes de notre connaissance ou chez des person- 
nes completement inconnucs pour nous, est bien compatible avec 
les sentiments sympathiques envers la personne comique. 

Et si cela est vrai deja du comique involontaire, dont il a ete uni- 


BXXIII,: La theorie du comique de M. Henri Bergson. 39 


. quement question jusqu’iei, combien plus alors du comique voulu et 
»fabrique»! Le rire malicieux et dedaigneux qui, selon M. Bergson, est 
le seul, provoque par le comique, est absolument impossible vis-A-vis 
d'une personne qui se fait comique & dessein, en produisant de bons 
mots, des calembours et d’autres traits d’esprit owWen faisant d’autres 
bonnes plaisanteries qui irresistiblement nous font Fire. 

Ainsi nous voyons qu'il y a m&eme beaucoup de comique vis-A-vis 
duquel une attitude sympathique de la part du spectateur est non 
seulement naturelle, mais quelquefois meme la seule possible. 

Et ce resultat ressort dejäa de l’etude du comique »fabriqu® ou en 
general du comique littcraire, si on l’etudie sans parti pris et dans une 
etendue suffisamment large. Mais M. Bergson parait avoir considere 
dans la litterature comique principalement la comedie classique fran- 
gaise, surtout celle de Moliere et a cöte d’elle celle de Labiche. II faut 
aussi avouer que les comedies de ces deux Ecrivains paraissent donner 
un appui puissant et eclatant aux idees de Bergson. Mais si on regarde 
un peu plus largement autour de soi, ne serait-ce que dans la litterature 
comique francaise, on trouve que ces idees un peu trop exclusives, et 
surtout la seconde these fondamentale, sont essentiellement corrigees 
deja par d’autres oeuvres de la litterature comique francaise. Par 
exemple le comique qui se retrouve chez ALPHONSE DAUDET, chez 
Epm. RostanD (Cyrano de Bergerac) ou chez ANATOLE FRANCE (La 
Rötisserie de la reine Pedauque etc.), pour ne mentionner que ces 
trois ecrivains de premier ordre, ne s’adresse pas »a l’intelligence pure» 
et n’exige aucunement une anesthesie du coeur. Tout au contraire, 
ce comique est impregne de sentiment et au fond de sentiments assez 
sympathiques envers le personnage comique. 

Mais en general il cst vrai que la mentalite frangaise est fonciere- 
ment intellectuelle. Par consequent ce sont les especes intellec- 
tuelles du comique qui sont en France les plus cultivees et les plus 
goütees. C’est ce fait qui rend comprehensible la conception du comi- 
que beaucoup trop intellectualiste de M. Bergson. Sa conception sur 
ce point n'est en effet qu’une expression de la conception de sa race, 
poussee A outrance. Car ilne faut pas oublier que m&me la conception 
francaise du comique se manifestant dans la litterature comique, Si 


40 K.S. LiorıLa. BXXIIIL,a 


fortement intellectuelle qu’elle soit, est pourtant encore loin d’etre si 
exclusivement intellectuelle qu’est la conception de M. Bergson. Cela 
veut dire que la conception de M. Bergson sur ce point n’est pas meme 
confirmee par la litterature comique francaise, mais elle est ä un cer- 
tain degre expligie par celle-ci. 

Par les litteratures comiques des autres pays, par contre, cette 
m&me conception est nettement et decidement refutee. Concernant 
la comedie anglaise, cela est d&montre en detail par Lovise MATHEW- 
son dans son &tude deja citee ci-dessus.t L’incompatibilite de la theo- 
rie de M. Bergson sur ce point avec la comedie anglaise est constätee 
aussi par J. Y. T. Greıa dans sa Psychology of Laughter and Co- 
medy.? Et en effet il est si &vident que le comique d’un Shakespeare, 
Fielding, Sterne, Oliver Goldsmith, Dickens et d’autres est tellement 
loin d’ötre purement intellectuel et denue de tout sentiment qu’il n'v 
a qu’une conclusion qui s’y impose: ou les caracteres, evenements et 
situations qu’ont decrits ces ecrivains ne sont pas du tout comiques— 
ou alors la conception du comique que nous presente M. Bergson sur 
ce point est erron&e. 

Si nous etudions des ecrivains comiques d’ autres pays, la meme 
conclusion s’impose. Les caract&res, &venements et situations comi- 
ques qu’ont depeints Jean Paul, Fritz Reuter, Gottfrid Keller, Gustav 
Freytag, Wilhelm Raabe dans la litterature allemande, Holberg et 
Bellman dans la litterature scandinave, Gogol dans la litterature 
russe, Aleksis Kiwi et Juhani Aho dans notre litterature finnoise, Fe- 
renz Herczeg dans la litterature hongroise, pour ne nommer que ceux- 
ci, choisis du reste par hasard, — sont tres souvent depeints avec une 
si grande sympathie et affection, enfin avec tant de sentiment. qu'il 
faut en tout cas eliminer de la litterature comique existante peut-etre 
sa plus grande et encore probablement sa meilleure partie, si on veut 
maintenir la these de l’insensibilite du comique. Cela veut donc dire 

- que M. Bergson a eu le grand tort de vouloir generaliser un caractere 
(Asavoirl'insensibilite) qui sans doute est propre pour quelques especes 
de comique, et de limputer A tout le comique et encore avec la preten- 


! Louise Mathewson, Bergson’s Theory of the Comic in the light of english 
Comedy. Lincoln 1920. 
® 0).c.p. 192. 


BXXIll. - La theorie du comique de M. Henri Bergson. 41 


m en. 


tion de presenter l’insensibilit@ comme un caract£re essentiel et fonda- 
mental du comique entier. 

La troisieme observation fondamentak de M. Bergson est basee 
sur une gene£ralisation semblable. Ici encore M. Bergson pretend de 
tout comique quelque chose qui n’est vrai que de quelques especes de 
comique. Sans doute le rire, provoque par quelques esp&ces de comique, 
peut avoir une signification corTective, en stigmatisant certaines sotti- 
ses, vices et folies, en chätiant la pusillanimite, la betise et la bassesse 
humaines. Par cela le rire inflige ä certaines especes de comique peut 
remplir une fonction utile au service de l’education sociale. Mais si 
cela est incontestable, aussi incontestable est-il, que toutes les especes 
de comique ne provoquent pas un tel rire et ne peuvent pas le provo- 
quer, parce qu’il ya des especes de comique qui n’ont besoin d’aucune 
correction ou qui ne sont pas corrigibles, et oü par consequent dejä 
l'idee d’une correction trös souvent serait absurde. Quand une me£re 
rit du babil, des allures et des petits airs comiques de son enfant, 
quand nous rions d’un trait d’esprit, d’un jeu de mots, d’un deguise- 
ment, des dröleries d’un comique professionnel, d’une bonne plaisante- 
rie en general, — qu’est-ce qu’il y a que ce Fire devrait y corriger? 
Et d’autre part, lorsque nous rions des formes, des incidents et des 
situations comiques, comme par, exemple d’un gros nez, de longues 
oreilles, d’un gros ventre ou d’autres difformites corporelles, de l’air 
stupide d’un äne, des bosses et de l’expression curieuse d’un chameau, 
et de toutes les especes de petits tours que le hasard joue aux hommes 
ou qu’ils se jouent quelquefois aussi & dessein un & T’autre, — qu’est- 
ce que le rire y pourrait corriger, meme si on admet qu’il y aurait 
quelque chose & corriger? Un gros nez, les oreilles longues, ainsi que 
d’autres difformites corporelles ne disparaissent pas et ne se corrigent 
pas, m@me si nous en riions tous ensemble et continuellement. Et il 
en est de m&me de linfluence du rire sur les tours du hasard et sur les 
incidents et situations comiques. Le rire ne peut ni nous en preserver 
ni en adoucir les consequences fächeuses. Il n’a tout simplement au- 
cune importance corrective A ces egards. | 

Mais quoiqu’il soit donc evident que le rire n’a pas et ne peut pas 
avoir vis-A-vis de toutes les especes de comique une importance cor- 


43 K.S. Latrıra. BNXNII.: 


rective, mais seulement vis-a-vis de quelques-unes, M. Bereeon 
la lui impute pourtant. Et encore plus. De cette fonction corr-c- 
tive sociale que le rire selon lui remplit et deit remplir toujours. 
il fait »lidee directrice» de son etude sur le comique! Partant de 
cette »idee direetricer il s’efforce de penetrer lui-meme dans lrs- 
senee du comique et de nous la decouvrir. Puisque le rire a teu- 
jours une sienification et une portee sociales, etant un geste par 
lequel la societe reprime et chätie les symptömes et tendane- 
separatistes et excentriques, dangereuses pour la societe, le comiqur. 
qui est Vobjet de ce rire, doit donc &tre dans son essence meme qurl- 
que chose d’insociable, un »raidissement contre la vie sociale». »un« 
certaine inadaptation particuliere de la personne» aux coutumes, rer- 
les, formes, eonvenances et exigences de la vie sociale. 

Selon cette conception le comique serait done au fond un proce- 
entre la societe et les individus, c’est-a-dire, les individus trop indivi- 
duels et excentriques. Ce seraient toujours ces individus trop excen- 
triques äd un egard ou A un autre qui sont comiques. Comiques preci- 
sement par leur excentrieite exterieure ou interieure, C’est-ä-dire, par 
leur deviation des modeles et formes communes corporelles ou möra- 
les de leur milieu social. Et d’autre part, ce serait la societe qui pär 
son »geste soclab, le rire, veut »cornigerm ou en tout cas chätier ces 
excentriques et ces excentricites. C’est en parfait accord avec cette 
conception que M. Bergson assure, d'un cöte que »notre rire est tou- 
jours le rire d’un groupe» (p. 6), et de l’autre, »qu’un caracter« 
peut etre bon ou mauvais, peu importe: s’il est insoctable, il pourra 
devenir comique» (p. 147), parce que winsoczabilite du personnage, ın- 
sensibilite du spectateur sont, en somme, les deux conditions essen- 
tielles» du comique (p. 148). 

II me semble cependant que M. Bergson, en developpant cette 
eonception, tonıbe en desaccord non seulement avec les faits, mais 
aussi avec Jui-möme. 

Tout d’abord, si on tient un peu compte de la realite, il parait au 
moins douteux, que notre rire, provoque par le comique, soit tuu- 
Jours, comme pretend M. Bereson, »le rire d’un groupe». En realite, 
ce mest pas toujours Ja societe ou le groupe qui rit des individus. 


BXXIILe La theorie du comique de M. Henri Bergson. 43 


Tres souvent le cas est plutöt le contraire. C'est l’individu qui rit de 
la societe et des groupes, chätiant et stigmatisant leurs coutumes, 
convcnances et prejuges stupides, leurs vues bornees, leur pusillani- 
mite et lächete etc. En ne considerant que le comique qui Se presente 
dans les comedies ou en general dans la litterature comique, — il faut 
dire que e’est done toujours l’individu qui y rit et non pas la societe 
ou un groupe queleonque. Car jusqu’ici au moins, les comedies, ainsi 
que les autres oeuvres litteraires comiques, ont ete faites par les indivi- 
dus, et non pas par la societe ou par les groupes, pas meme par les 
societes. Et tres souvent, quoique pas toujours, c’est precisement 
la societe ou un milieu social quelconque, dont on Fit dans ces come- 
dies. Il est evident que c’est un certain milieu social avec ses coutu- 
mes, convenances et prejuges, avec ses abus et avec sa corruption, 
dont rit par exemple Dickens dans ses Aventures de M. Pickwick, 
HENRIK IBseEn dans son Union de la jeunesse et dans les Soutiens de 
la societe, ainsi que GoGoL dans son Reviseur et dans les Ämes mortes. 
Et quand on pense aux €crivains satiriques, tels que HEINRICH HEINE, : 
WILLIAM THACKERAY, OSCAR WILDE OU BERNARD SHAW etc., il est 
evident que dans leurs oeuvres satiriques c’est l’individu qui rit et se 
moque preeisement de la societe ou d’un certain milieu social, et non 
pas inversement. 

Et en effet il faudrait qu’il en füt toujours ainsi,si la definition pre- 
cisee du comique, donn&e par M. Bergson plus tard, etait exacte. Selon 
cette definition, l’essence du comique consiste toujours en une ratdeur 
mecanıque, une raideur mecanique »la ou l’on voudrait trouver la 
souplesse attentive et la flexibilite de la vie». »Du mecanique plaque 
sur du vivant», voilä donc la formule la plus courte de M. Bergson. 
Mais si c’est l’essence du comique, alors il est @vident que c'est la 
societe, laquelle deja par son principe m@me est condamnee au comi- 
que et non pas l'individu. Car c'est bien la societe qui en comparaison 
avec lindividu represente la mecanisation de la vie, la raideur et la 
rigidite, tandisque l'individu, et surtout les individus rebelles et en 
opposition avec les coutumes, convenances et exigences de la societe, 
representent la souplesse, la flexibilite et la mobilite eternelle de la vie. 
La societe, deja comme telle, est toujours quelque chose de me&canise 


AR K. S. LavuriLa. BXXIILs 


et de raidi. On ne peut parler de la societe que lä, ou la vie en com- 
mun's’est deja consolidee et figee en quelques formes stables et immo- 
biles. Mais ces formes stables et immobiles, qui constituent la societe, 
sont bien quelque chose de raide et m&me de mecanique. Une raid«ur 
mecanique appartient donc & l’idee me&me de la societe. Et l’individu 
qui se trouve en opposition avec ces formes nivelantes et reglementan- 
tes de la societe, ne voulant pas se laisser modeler sur elles, represente 
evidemment le contrepied de la raideur mecanique, c’est-ä-dire, la 
souplesse, la flexibilite et lamobilite de la vie. Or si la raideur mecani- 
que est le principe constitutif du comique, comme le pretend M. Berg- 
son, il s’en suit evidemmment que c'est la societe qui est comique et non 
pas l’individu. C’est-a-dire que la troisieme these fondamentale de 
M. Bergson est röfutee et tournee vers une solution opposee par 
la definition du comique de M. Bergson. 

Mais il nous semble que cette troisieme these tombe en desaccord 
encore avec quelques conclusions qui sont tirees par M. Bergson de 
cette these ellc-m&me. Partant de la fonction corrective qu’exerce la 
societe par le moyen du rrire vis-a-vis du comique, M. Bergson en arrive 
a fixer une difference essentielle entre la comedie et le drame, ou plu- 
töt entre les personnages qui figurent dans ces deux genres de l’art 
dramatique. La comedie, selon M. Bergson, nous presente »des types 
generaux» d’ou il suit logiquement que le drame doit presenter des 
individus. »Le personnage comique», selon M. Bergson, »est un tvpes, 
tandisque le personnage tragique ou »le heros de tragedie est un« 
individualite unique en son genre». (p. 167). Cette difference se tra- 
duit selon M. Bergson dejäa dans les titres des comedies et des trage- 
dies, ceux-la etant en general des noms communs (Le Misanthrope, 
l'Avare, le Joueur, le Distrait ete.), ceux-ci des MYoms propres (Phedre, 
Polveucte, Othello, Hamlet ete.). 

Ce n'est pas ici le lieu d’etudier, si cette distinetion faite par 
M. Bergson est bien ou mal fondee. En passant on peut dire, que cette 
distinetion sans doute est bien interessante et originale, quoique evi- 
demment aussi entierement arbitraire. Mais maintenant il nest 
pas question de cela. Il s’agit seulement de constater le desaccord 
flaerant ou cette distinetion se trouve, nous semble-t-il, avec la 


BXXIll;. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 45 


troisieme these fondamentale, dont elle est d’ailleurs derivee. Selon 
cette troisitme these c’etait donc V’indıvidu qui etait comique et encore 
precisement par son insociabılite, c’est-A-dire, par son trop d’indiv:- 
dualisme, par son excentricite et par sa deviation des formes, moules, 
modöles et types communs, consacres par la societe. Or maintenant 
ilsemble que M. Bergson affırme & peu pres le contraire de cela. Main- 
tenant ce n’est pas l’individu prononce qui est comique et l’objet du 
rire correctif, c’est au contraire le type. M. Bergson declare mainte- 
nant que les personnages des comedies, lesquels &videmment doivent 
etre consideres comme personnages comiques par excellence, sont »des 
types generaux, et les personnages des tragedies des individualites 
uniques en leurs genres. Et il y ajoute encore que non seulement »ie 
personnage comique est un type, mais qu’aussi »inversement, la res- 
semblance & un type a quelque chose de comique». (p. 151). 

Ainsi il nous semble que la troisieme »observation fondamen- 
tale» de M. Bergson est refutee aussi, non seulement par les faits, 
mais aussi par M. Bergson lui-meme — ce qui sienifie done qu'elle 
est refutee bien & fond. 


3. La definition du comique. 


Apres avoir examine les trois theses fondamentales de M. Bergson 
sur le comique assez en detail, et apr&s en avoir demontre le malfonde, 
il pourrait peut-etre paraitre que notre täche critique est terminee. 
Car si les vues generales et fondamentales d’un theoricien sur le 
comique sont une fois erTonees, comme nous croyons l’avoir demontre 
a l’egard des vues de M. Bergson, il parait que toute sa theorie devrait 
etre alors fausse. Un critique sericux ne peut pourtant pas se croire 
quitte a l’egard de la theorie de M. Bergson sur une conclusion 
si sommaire et si nonchälante. Dejäa le respect, dü a la theorie 
d’un penseur du rang de M. Bergson, ne le permet pas. Mais 
un tel procede ne serait non plus justifie en fait. En effet, nous 
n’avons pas encore jusquici examine du tout Ja theorie meme 
du comique de M. Bergson, C’est-a-dire lVexplication positive du 
comique, proposee par lui. Cette explication positive du comique 


46 K.S. Latrıra. BXXAII.a 


trouve son expression la plus courte et la plus concentree dans 
la definition du comique donnee par M. Bergson ou dans la formule 
ou il en resume la substance. Meme si les premisses et fondements de 
cette explication du comique etaient errones, l’explication elle-meme 
pourrait bien ötre exacte ou en tout cas ouvTir des vues lumineuses 
sur le comique. C’est pour cela qu’il est aussi de fait indispensable 
d’examiner serieusement, s’il en est ainsi de l’explication du comique, 
prösentee par M. Bergson. 

L’explication positive du comique, donnee par M. Bergson. se re- 
sume en la formule, citee deja souvent cj-avant, et selon laquelle 
l’effet comique est produit partout, ou il ya »du mecanıque plaque sur 
du vivanp. La cause generale objective de l’effet comique serait par 
consequent la mecanisation de la vie et du vivant et la raideur qu«l- 
conque, produite par cette mecanisation. 

Si cette definition ou explication du comique est exacte, il faut 
done, que d’un eöte tout effet comique soit toujours cause par quelyue 
raldenr mecanique, par un »mecanique plaque sur du vivant»: et de 
l’autre cöte, que toute raideur mecanique produise toujours un effet 
comique. 

Nous allons examiner s'ilen est ainsi. Pour proceder methodiqune- 
ment, nous parcourons les differents domaines du comique, Fun apres 
Fautre, dans le möme ordre que les parcourt M. Bergson lui-men, 
en essayant de demontrer Texactitude de sa definition. Nous allons 
done examiner d’abord les formes et les situations comiques, puis Ik 
comique de mots, et enfin le comique de caractere. Voici done les 
principaux domaines ou le eomique se presente. 

Quant aux formes comiques, il est generalement reconnu, qu'elles 
consistent en quelques difformites d’un caractere special. En general, 
toute deviation sensible des formes normales est au moins en prineipe 
susceptible de devenir comique. C'est ainsi que par exemple des for- 
mes corporelles humaines nous paraissent risibles et. comiques, un nez 
trop gros ou trop petit, un long cou, surtout s’il aboutit A une tete 
tres petite, les oreilles d’äne, Je visage d’un dogue, l’expression d’un 
chameau, les yeux d’un cochon, vu en general les veux trop petits et 
trop enfonces, comme d’autre part aussi les yeux trop grands et 


BXXIIl,a La theorie du comique de M. Henri Bergson. 47 


trop en dehors, le cou d’une girafe etc. Mais je ne peux voir aucune 
yraideur mecanique» au fond de ces difformites comiques. Rien de tel 
n'yexiste nien realite ni pour le sentiment. En effet, il me semble que 
ce n'est qu’un pur arbitraire sans aucun fondement raisonnable, si on 
pretend que par exemple les yeux trop petits ou les yeux de cochon 
sont plus »mecaniques» et. plus raides que les yeux normaux, les oreil- 
les longues plus mecaniques que les oreilles normales, le visage d’un 
dogue, T’expression d’un clıameau ou d’un äne plus mecaniques que 
les autres expressions et visages etc. 

Et meme si on modifie cette these, comme M. Bergson parait 
vouloir la modifier, en disant que les formes comiques ne sont 
pas mecaniques ou raides comme telles, mais nous font penser 
A quelque chose de mecanique, ȊA quelque chose de raidi et de 
fire», — la these n’en devient pas acceptable. Car je ne peux pas 
trouver que cela soit une regle que les formes comiques nous fassent 
toujours penser precisement & quelque chose de mecanique, de raidi 
ou de fige. Il est vrai que les formes comiques nous font tres souvent, 
peut-etre m&me toujours, penser & quelque auire chose, aux autres 
formes, auxquelles elles ressemblent, en en etant en m&me temps tres 
eloignees. Elles peuvent par hasard nous faire penser aussi A quelque 
chose de mecanique et de raide. Mais c'est loin d’etre la regle. Lors- 
qu'il s’agit des formes comiques humaines, beaucoup plus souvent el- 
les nous font penser aux formes animales. En effet, si on examine un 
peu plus minutieusement les impressions comiques, produites par les 
formes corporelles humaines, on sera etonne de constater, combien 
souvent ces formes comiques humaines nous font penser aux formes 
animales. Cela arrive si souvent, que, sans exageration, on peut dire 
qu’a l’egard des formes comiques humaines C’est le cas le plus habituel. 
L’'homme comique par ses formes, expressions ou attitudes corporelles 
ressemble, ou en tout cas nous fait penser extr@mement souvent 
a quelque animal, tantöt A un singe, tantöt A un chien, cochon, cha- 
meau, ä une girafe, ä quelque oiseau etc. Et nous ne voyons pas que ces 
formes animales auxquelles les formes comiques humaines nous font 
si souvent penser, soient aucunement affectees d’une raideur mecani- 
que quelconque. En tout cas, la raideur mecanique n’est aucunement 


48 K.S. LauriLa. BXXIII,. 


“ 


plus propre pour ces formes que pour les autres. Cela signifie döonc 
que la raideur mecanique n'est pas la cause constitutive du comique 
des formes. — Il faut y ajouter, que par cela il n'est aucunement dit, 
que la ressemblance avec quelques formes animales soit la cause con- 
stitutive du comique des formes humaines. Nous avons seulement con- 
state, pour demontrer le faux de la these de M. Bergson, que les formes 
comiques humaines nous font beaucoup plus souvent p@nserä certaines 
formes animales qu’& quelque chose de mecanique et deraidi. Par cela 
dejä, nous semble-t-il, la these de M. Bergson est refutee & l’erard 
du comique des formes. Car ilest alors evident que la raideur mecani- 
que ne peut pas Etre la cause constitutive du comique des formes., pas 
m&me dans ce sens modifie que les formes comiques, sans etre mecani- 
ques ou raides en elles-memes, nous fassent pourtant penser ä quelque 
chose de mecanique et de raidi, puisque cela n'est pas le cas. Mais il 
n'est pas permis d’en tirer Ja conclusion, que la ressemblance avec les 
formes animales est la cause constitutive du comique des formes hu- 
maines. Une telle conclusion a d&jä ete rejetee ci-dessus. Toutes les 
formes comiques humaines ne font pas penser aux formes animalkes, 
et meme celles qui le font, ne sont peut-etre pas comiques par cela. 
Elles pourraient etre comiques, par exemple, pour cette raison gene- 
rale qu’elles font penser ä quelque autre chose. Elles nous forcent 
a coordonner dans notre conscience des images qui sont A la fois tres 
rapprochees et tres eloienees, en apparence tres conformes, mais en 
realite absoluement disparates, les unes avec les autres, et dont la 
coordination, par consequent, est Impossible quoiqu’en apparence ine- 
vıtable. 

_ Maisiln’ya pas lieu de poursuivre ces allusions. Car nous n’avons 
pas ıcı la charge de tenter une solution positive du probleme du comi- 
que. Nous n’avons qu’ä faire la critique de la solution, presentee par 
M. Bergson. 

Nous passons au comitjue de situation. A son egard la raideur me- 
canique Joue evidemment un röle, surtout quand il s’agit des formes 
elementaires et grossicres de cette espece de comique. En effet, il est 
evident que les chutes, eulbutes et autres gaucheries, par lesquelles 
un clown amuse son publie, sont des manifestations d’une raidrur 


BXXIlIl,e La theorie du comique de M. Henri Bergson. 49 


mecanique, laquelle, quand il s’agit d’un clown, n'est, bien entendu, 
pas reelle, mais affectee, mais qui en tout cas parait avoir la faculte 
d’amuser le public et de le faire rire. C’est pour une grande partie sur 
le möme motif, en tout cas en apparence, que sont bäties les situa- 
tions comiques du vaudeville et de la comedie burlesque en general, oü 
toutes sortes de m&saventures exterieures jouent un si grand röle. 
Encore les situationscomiques, causees pardistraction, parobstination, 
par naivete ou par quelques passions peuvent &tre reduites ä la möme 
formule, la raideur mecanique prise alors, Dien entendu, au figure. 

Mais cette formule n’est pas applicable aux formes plus fines du 
comique de situation. I semble qu’il sera deja assez difficile d’appli- 
quer cette formule & toutes les situations comiques des comedies 
superieures de Shakespeare.! En tout cas il faudra alors recourir ä des 
interpretations tres artificielles et contraintes. Mais son application 
aux situations comiques des come@dies modernes de genre supe£rieur 
me semble en general impossible. Pour ne prendre qu’un exemple: 
des nombreuses situations finement comiques que contient la comedie’ 
classique de Gustav FREYTAG, »Die Journalisten», Je ne peux trouver 
aucune, dont le comique soit naturellement explicable par la formule 
de raideur mecanique. Par exemple les scenes du dernier acte oü 
Adelheid se presente & la redaction du journal qu’elle vient d’acheter 
et oü elle met au point ses rapports avec les membres de la redaction, 
avec Senden et enfin avec Bolz, sont pleines d’un comique exquis. 
Mais ‘je ne peux y trouver aucune raideur mecanique, ni au sens 
propre, ni au sens figure. Et il faut en dire de möme de nombreuses 
situations comiques des comedies d’Oscar Wilde, de Bernard Shaw, 
d’Arthur Schnitzler, de Hermann Suderman et d’autres. 

Le resultat est le m&me, si nous considerons des situations comi- 
ques de la vie reelle. Aussi dans les situations comiques de la vie 
reelle la raideur mecanique joue un röle, d’autant plus important, que 


ı Aussi Volkelt fait contre la theorie de M. Bergson cette objection que 
c’est presqu’exclusivement le comique grossier qui est considere par M. Berg- 
son. (»Doch fällt fast nur die Komik der derben Art in seinen Gesichtskreis.» 
System der Ästhetik II. p. 480.) — Cette objection dans la forme aussi gene- 
rale n’est peutötre pas tout ä fait juste. Mais elle est juste surtout pour ce qui 
concerne le traitement du comique de situation chez M. Berg so n. 


50 K. S. LarrıLa. BXXIII,2 


le comique de la situation est plus grossier, plus elementaire et plus 
exterieur. Mais lorsque le comique de la situation devient plus fin, 
discret, »spirituel» et interne, alors la raideur mecanique n'y est habi- 
tuellement plus pour rien. Lorsque deux epoux qui apres de longues 
demarches et complications sont parvenus & divorcer, tombent 
de nouveau amoureux l’un de l’autre et finissent par se remarier 
— comme cela est depeint dans les comedies, mais comme cela est 
arrive aussi en realit€ un peu gä et la — voiläa une situation decide- 
ment comique, precisement faite pour la comedie. Mais il ne parait 
pas possible d’y decouvrir aucune raideur mecanique. Tout au con- 
traire! Une telle situation est plutöt la suite d’un exces de mobilite 
que la suite d’une raideur. Et il en faut dire exactement de-möme 
d’une autre situation comique de la vie reelle, laquelle situation aussi 
est comme toute faite pour la comedie. L’une des nombreuses aman- 
tes d’un Don Juan leger eut l’idee de r&eunir chez elle toutes les autres 
amantes du m&me Don Juanen yinvitant aussi le Don Juan lui-meme 
pour le demasquer et le deconcerter devant toutes ces dames qu’il 
avait trompees et jouees. La situation qui en resulte est sans doute 
savoureusement comique, d’autant plus comique, lorsque le delin- 
quant ne montre aucune »raideur» ou embarras et nc se laisse pas dn 
tout deconcerter, mais au contraire se tire d’affaire avec une sounlesse 


et une elegance parfaites. | 

Vis-A-vis de ce cas il est prut-etre encore plus evident qu'il ne 
Saurait y etre möme question d’aucune raideur mecanique coninie 
cause du comique de cette situation. Et on pourrait multiplier les 
exemples autant que l’on voudrait. 

Mais s’il en est ainsi, si la raideur mecanique n’est pas parteut et 
toujours la cause du comique de situation, cela veut donc dire qu’elle 
nen est Jamais Ja cause veritable et fandamentale, mais tout au plus 
une cause apparente et secondaire. 

Nous arrivons au comique de mots. C'est ici que l’impuissance de 
la theorie de M. Bergson se manifeste peut-etre le plus clairement. Le 
comiqne de mots semnble rester pour ainsi dire hors de prise de la 
tlıcorie de M. Bergson. Il n’entre pas du tout dans ses formules. I lui 
echappe en tout cas pour la plus grande partie. En effet, ce n'est 


BXXIII,: La theorie du comique de M. Henri Bergson. a, 


qu’au comique de mots involontaire, que la formule de M. Bergson 
pourrait etre en quelque maniere applicable. Les betises, les contre- 
sens et nonsens, ainsi que les autres »accidents» logiques qui arrivent. 
aux distraits, aux naifs et aux stupides, mais qui peuvent arriver 
quelquefois m&me — — — aux Homeres, peuvent &tre expliques 
conıme les suites d’une sominolence et d’une raideur intellectuelles. 
Mais möme alors il est & remarquer que le contresens, le non-sens et 
les autres suites d’une raideur intellectuelle ne sont jamais comiques. 
comme telles. Ce n’est que le contresens et non-sens d’un caractere 
specifique qui est risible et comique. Cela prouve que la raideur in- 
tellectuelle seule n’est pas une condition suffisante m&me du comique 
involontaire de mots. DI faut que quelque autre chose vienne s’y ajou- 
ter pour rendre ses effets comiques. Toutefois, la raideur intellectuelle: 
pourrait &tre consideree comme une condition necessaire, quoique pas 
suffisante du comique involontaire de mots. 

Mais lorsqu’il s’agit du comique de mots, c'est le comique voulu et 
»fabriqu& & dessein qui importe, et non pas le comique involontaire. 
Le comique de mots serait bien pauvre s’il etait restreint aux contre- 
SenS, aux NON-sens et aux autres distractions et deraillements d’un 
esprit somnolent et raide qui se produisent dans la vie reelle. Ce sont 
plutöt les calembours, les bons mots, les jeux de mots et d’autres 
traits d’esprit et tournures ingenieuses et bizarres, produites ä des- 
sein, qui constituent la partie principale du comique de mots. Mais 
ces calembours, bons mots, tournures ingenieuses et autres traits 
d’esprit ne sont pas manifestations d’une ra:deur intellectuelle, mais 
exactement au contraire manifestations d’une souplesse, d’une agilite, 
mobilite, vivacite et d’une promptitude intellectuelle extr&me. Dans 
quelques langues ce comique de mots voulu est m&me designe par une 
expression qui signifie precisement vitesse, agilite, vivacite et prompti- 
tude. Ainsi en finnois (sukkeluus) et en suedois (kvickhet). Et aussi 
dans les langues ou l’expression employee pour designer le comique 
de mots voulu ne signifie pas directement cela, une idee semblable 
y est pourtant impliquee. Ainsi en allemand (Witz) et en anglais 
(Wit). Et aussi en francais, si je ne me trompe pas, l’idee de vitesse, 


4 


52 K.S. Lavrıta. BXXATIII.e 


d’agilite, de mobilite et de promptitude intellectuelle est bien intim--- 
ment liee avec l’idee d’esprit. 

Il est, en effet, bien naturel que cette espece de comique soit dans 
les langues designee par de telles expressions, parce qu’aussi en realite 
le comique de mots voulu (l’esprit) suppose absolument une grande 
souplesse, agilite, vivacite, vitesse et promptitude intellectuelles. 

* Mais cela signifie donc que cette espece de comique ne peut aucu- 
nement etre causee par une raideur intellectuelle, puisqu’au contraire 
elle suppose, pour etre produite, exactement le contrepied d’une telle 


‚ Taıdeur, etant, par consequent, absolument incompatible avec elle. 


Quant au comique de caractere, il semble, en tout casä premiere 
vue, beaucoup mieux compatible avec la formule de M. Bergson. 
Lorsque nous parlons des caracteres comiques, nous pensons habi- 
tuellement et en premier lieu aux savants distraits, aux personnes 
mecaniseces par leur profession, ou aveuglees et obstinedes par leur: 
prejuges et par leurs passions, nous pensons aux ingenus et aux naifs, 
aux avares, aux malades imaginaires, aux bourgeois gentilhommes, 
aux vaniteux, aux precieuses ridicules, aux amoureux fous et & tou- 
tes sortes de fous qui, Epris et aveugles, soit par un prejuge, soit par 


une passion Qu une manie et idee fixe quelconque se livrent, ä leur 


insu, & des excentrieites et bizarreries deraisonnables, provoquant 
ainsi le rire de leur prochain. Or il parait. bien plausible d’expliquer 
les excentricites et les folies de tous ces personnages involontaire- 
ment comiques par une raideur mentale, dont en effet ils sont tous 
d’une certaine maniere affeetes. II parait alors que la formule dr 
raideur mecanique est parfaitement applicable A cette espece de 
comique de caractere. 

Mais de nouveau seulement ä cette espece, c’est-A-dire, au comique 
de caractere involontaire qui generalement aussi est inconseient. Or 
a cöte des personnes qui sont comiques malgre elles et souvent menıe 
a leur insu, il y a des personnes qui se font comiques ä dessein et 
expres pour amuser les autres. A cette classe d’hommes appartien- 
nent les humoristes, les satiriques, les ironiques, les diseurs de bons 
mots, les faiseurs de calembours, les lanceurs de traits d’esprit, enfin 
les spirituels et les plaisants de toutes sortes. Et ces personnages 


BXXIIl. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 53 


comiques ne sont pas affectes d’une raideur mentale et intellectuelle. 
Tout au contraire, ils se distinguent par une souplesse, agilite, mobi- 
lite et promptitude intellectuelles extr&mes. Sans cela ils ne pour- 
raient pas etre ce qu’ils sont. 

Cela signifie donc que m&me le comique de Caractere ne peut pas 
etre explique par la formule de M. Bergson. 

N nous reste encore & faire la m&me etude dans le sens inverse. 
Au lieu de partir de l’effet comique et d’examiner, comme nous venons 
de le faire tout & l’heure, si l’effet comique est cause partout par une 
raideur mecanique, nous partons maintenant de la raideur mecanique 
pour examiner, si elle produit vraiment partout un effet comique, 
comme elle devrait le faire, si la formule de M. Bergson e£tait exacte. 

Aussi maintenant nous considerons d’abord les formes. Si la rai- 
deur mecanique etait la cause veritable et constitutive de l’effet comi- 
que, partout oü les formes seraient affectees d’une raideur mecanique, 
elles devraient infailliblement causer un effet comique. Et en tout 
cas, les formes raides devraient &tre toujours sensiblement plus comi- 
ques que les formes souples. Cette regle, appliquee par exemple aux 
formes du corps humain, ils’en suivrait que les parties osseuses du 
corps humain seraient plus comiques que les parties musculeuses 
(alors la tete plus comique que le ventre, le cräne plus comique que 
le cou etc.), les muscles de leur tour plus comiques que la pcau et 
ainsi de suite. Il n’est pas necessaire de dire que les pr&emisses, con- 
duisant ä de telles consequences sont absurdes. 

Mais la these de M. Bergson, appliquee aux formes, donne encore 
une autre consequence d’une envergure beaucoup plus large. Selon 
cette these, toutes les formes dont se revätent la vie et les vivants 
devraient &tre au fond comiques. Car toute forme comme telle est 
dejäa par son idee et par son principe quelque chose de raidi et de fige. 
Autrement elle n’est pas une forme. La forme signifie donc l’etat ou 
la maniere d’agir et d’&tre ou la vie s’est stabilisee. Mais un tel etat 
ou une telle maniere d’etre stabilisee de la vie est toujours forcement 
quelque chose de mecanise, de fige et de raidi, c’est, pour ainsi dire, 
de la »vie gelee», donc litteralement »du me&canique plaque sur du vi- 
vant». Par consequent, toute forme devrait ötre par son essence m&me 


54 K.S. LauriıLa. BXXIIL: 


comique, si une fois la raideur me&canique est la cause constitutive du 
comique. 

Or la vie humaine et surtout la vie en commun, se revet partout 
de telles formes stabilisees, mecanisees, figees et raides. Et il faut 
qu’elle le fasse, parce qu’autrement elle ne pourrait pas subsister et se 
developper vers les degres plus hauts. C’est pour cela que nous som- 
mes completement entoures de telles formes. Notre existence entiere 
se deroule ä& chaque minute au milieu de telles formes, y etant en- 
cadree profondement et d’une maniere infiniment multiple. Notre 
vie privee et personnelle est en regle encadree dans la famille. Voila 
deja une forme, dont se revet la vie privee des hommes civilises, une 
forme, consacree, stabilisee, figee et mecanisee par les habitudes, cou- 
tumes et traditions multi-seculaires. Et cette forme elle-meme, n'est 
qu’un conglome£rat ct un resume d’autres formes presqu’innombrables, 
dont elle est superposee. En effet, d&jä notre vie journalitre est en- 
tierement et ä chaque pas reglee par les formes. Tout y est forme, 
a partir des meubles et des autres objets qui nous entourent, jusqu’ä 
l’organisation de notre menage, jusqu’aux rapports mutuels entre les 
membres de famille, ainsi qu’entre eux et les domestiques, Jusqu’aux 
habitudes, coutumes et pratiques de toute sorte qui ensemble consti- 
tuent la vie familiale. Toutes ces pratiques, coutumes et habitud:s 
sont des formes et comme telles figees et raidies, done mecanısees, car 
elles sont des manieres consacrees et stabilisees auxquelles le deve- 
loppement de la vie humaine dans ces domaines-la a abouti. Elles 
sont donc quelque chose d’arrete, de fixe et de consolide, souvent 
meme regle par les lois et en tout cas consacre par les traditions et les 
MOEUTS. 

Et si deja notre vie privee et familiale se deroule dans d’Epaisses 
couches de formes, encore plus notre vie publique et sociale. Dejä 
ı otre travail professionnel, de quelque espece qu'il soit, S'exerce dans 
les soeietes modernes sous des formes minutieusement fixees et arre&- 
tees. Et il ne peut s’exercer avec succes qu’ä condition que ces für- 
nes, etablies par les experiences laborieuses des generations, seient 
rigoureusement observees. Si dans une usine, dans un commerce, 
a un burcau, A une Ecole ou dans quelque centre de travail que ce seit 


% 


BXXllla La theorie du comique de M. Henri Bergson. 55 


les methodes et procedes fixes, c’est-A-dire, les formes arretees pour 
ce travail lä, ne sont pas minutieusement et rigoureusement. suivies, 
un desordre et une dEroute plus ou moins complets en seront la conse- 
quence inevitable. 

Les formes arrötees et stables sont d’une importance encore plus 
grande pour la vie sociale et politique, c’est-A-dire, en general pour 
la vie en commun. Elles sont pour cette vie d’une telle importance 
qu’on ne peut m&me parler de la societe ou de l’etat que lä oü la vie 
en commun s’est deja arrötee et figee dans des formes stables et consO- 
lidees. Et plus ces formes sont stables et respectees, plus la societe 
en question a de consistance et plus elle peut accorder de securite aux 
individus qu’elle abrite. Ces formes ne sont naturellement pas stables, 
dans ce sens qu’elles seraient inalterables pour toujours. Au contraire, 
aussi les formes de la vie sociale et politique, comme du reste toutes 
les formes, sont naturellement variables et elles doivent m&me 6tre de 
temps en temps reforme&es et quelquefois m&me completement chan- 
gees. Mais aussi ces reformes doivent s’operer sous certaines formes. 
Autrement la reforme n’aboutira pas & une nouvelle forme, comme 
elle doit le faire, mais & un desordre et & un chaos. 

Or si la vie humaine dans tous ses domaines, mais surtout lavieen 
commun, est forcee de se fixer dans quelques formes stables, pour 
subsister et pour se developper dans un sens sain et bon, et si d’un 
autre cÖöte ces formes sont d&ja par leur essence möme quelque chose 
de fige, de mecanise et de raidi,.donc »du mecanique plaque sur du 
vivant», alors il semble que la these de M. Bergson conduit & une 
conclusion assez bizarre et m&me comique, pour ne pas dire absurde. 
Selon cette these serait comique toute la vie humaine raisonnable, 
stabilisee en quelques formes, A partir de la vie familiale avec ses cou- 
tumes, habitudes et traditions, Jusqu’aux methodes et organisations 
du travail professionnel, jusqu’a la societe etä l’Etat avec leurs institu- 
tions, lois et coutumnes. Et iln'yaurait dans la vie humaine beaucoup 
d’autre chose A prendre au serieux que le desordre, la desorganisation 
- et le chaos, car ce sent bien ces manifestations de vie qui ne sont pas 
stabilisees en quelques formes. 

Pour passer ensuite aux attıitudes, gestes et mowvements, toute rai- 


56 K. S. LAURILA. BXXIIIz 


deur mecanique aussi en ceux-ci devrait, selon la formule de M. Berg- 
son, produire un effet comique. En r£alite, il ne parait pas en etre 
ainsi. Les attitudes les plus raides sont celles que prennent parexemple 
les gymnastes aux differents temps de leurs exercices ou les soldats en 
garde ou en parade. L’attitude que prend le soldat qui est aborde par 
son officier ou encore plus les soldats qui montent la garde autour du 
lit de parade de leur souverain, est la plus raide possible. Un tel sol- 
dat doit avoir une attitude aussi figee,raide et petrifiee qu’unestatue. 
. Mais une telle attitude ne fait &videmment pas sur les spectateurs une 
Impression comique, car jusqu’ici je n’al encore jamais vu personne 
rire de ces attitudes. Ce sont des sentiments d’un tout autre ordre 
qui sont &veilles chez les spectateurs par de telles attitudes.! Ilen est 
de me&me lorsque sur la scene un acteur ou une actrice prend une 
telle attitude, exigee par le cours de l’action et pour exprimer, soit la 
haine et le dedain, soit la volonte la plus ferme etc. L’impression pro- 
duite sur les spectateurs par de telles attitudes est plutöt solennelle, 
grave ou imposante que comique. Aussi dans la vie reelle, de tellcs 
attitudes font une impression semblable, bien entendu, & condition 
qu’une telle attitude soit suffisamment motivee par les circonstances. 
Sinon, elle fait infailliblement une impression comique. Mais alors 
ce n’est pas l’attitude raide comme telle qui produit l'effet comique. 
C’est le contraste qui existe entre cette attitude et la situation reelle. 
En elle-m&me une attitude raide ne produit pas d’effet comique, 
comme il ressort dejä des exemples cites, lesquels pourraient etre 
multiplies & volonte. Quant aux gestes et mouvements, leur raideur 
n'est evidemment plus propre & produire des effets comiques. lei 
de nouveau les gestes et les mouvements des gymnastes et des 
soldats peuvent nous fournir les meilleurs exemples. Les gestes et les 
mouvements que font les gymnastes en s’exercant en troupe et sur 


! Si une attitude raide devrait produire un effet comique, alors tout le monde 
qui traverse la Place du Carrousel et y voit la statue de femme, symbolisant la 
defense de Paris pendant la guerre mondiale, devrait etre pris d’une hilarite 
irrcsistible. Car on ne peut guere voir une attitude plus raide que celle qu’a 
cette figure de fenıme. Mais je crois que personne n’a le desir de rire en voyant 
cette statue. Elle inspire des sentiments qui sont le plus loin possible des senti- 
ments comiques. _ 


BXXIIl,: La theorie du comique de M. Henri Bergson. 57 


commandement, ou les soldats en executant une marche de parade 
ou un autre exercice, sont en effet extr&ömement me&canises. Et si c’est 
encore une grande troupe ou de gymnastes ou de soldats qui font 
ces exercices, et plus la preeision et l’uniformite de leurs mouvements 
sont parfaites, plus l’impression de mecanique est accentuee. Ces 
evmnastes ou ces soldats, tous egalement Equipes et faisant tous ä la 
fois exactement les mömes gestes et les m&mes mouvements avec la 
precision d’une machine, rappellent en effet, par leur aspect exterieur 
une troupe de pantins qu’un regisseur manoeuvre en tirant quelques 
ficclles invisibles. Si la mecanisation des mouvements &tait propre 
a rendre les mouvements comiques, on ne saurait gu£re s’imaginer un 
spectacle plus comique qu’une troupe de gymnastes ou de soldats fai- 
sant leurs exercices. Car voilä non seulement un 6tre vivant, mais un 
grand groupe d’etres vivants, transformes ou »raidis» en pantins meca- 
niques, se mouvant avec la precision parfaite d’une machine. Sil 
n'y a pas ici »de mecanique plaque sur du vivant», il n’yen a nulle- 
part. Mais ce qui est agacant, c’est qu’un telspectacle ne veut absolu- 
ment pas paraitre comique. Il ne parait comique & personne. En 
effet, les gens n’ont pas l’habitude de trouver les exercices et les para- 
des gymnastiques et militaires ridicules. Au contraire, c’est avec les 
sentiments d’une tout autre nature qu'on les regarde, surtout si les 
exercices ou les parades reussissent bien, ce qui veut dire, que les 
mouvements sont faits avec la precision parfaite d’une machine. Si- 
non, la parade ou l’exercice risque de tourner en farce, c’est-A-dire, 
de produire un effet comique. Mais ce n’est evidemment alors pas le 
caractere mecanique du spectacle qui cause l’effet comique, c’est au 
contraire au defaut de la mecanisation des mouvements que l'effet 
comique est dü. D’ou l’on voit que la mecanisation des mouvements 
ne rend pas les mouvements comiques. 

En effet, ce serait bien trop fort,si tous les mouvements mecanises 
devinssent forcement comiques. Cela signifierait A peu pres que la vie 
elle-m&me, avec toutes ses fonctions ne&cessaires et normales serait au 
fond comique. Car la vie, ainsi que toutes les activites humaines, con- 
stantes consiste au fond en mouvements plus ou moins mecanises. 

Nous revenons ici d’un autre cöte aux m&mes points de vue dont 


58 K.S. LavrıLa. BXXIII. 


il a ete question lorsque nous avons parle des formes. Nous avons 
constate alors, que la vie humaine est forcee, pour subsister et pour 
se developper vers les degres superieurs, de se figer en quelques formes 
stables, ce qui signifie en d’autres termes que la vie est forcee de se 
mecanıser. C’est au fond la m&me constatation que nous avonsa fair- 
ici, mais cette fois partant des mouvements, dont se constituent les 
activites humaines et enfin la vie elle-m&me. D faut qu’aussi cr 
mouvements se mecanisent, parce qu’ autrement les fonctions dont ils 
constituent les elements, ne peuvent pas S’exercer avec succes et 
s’elever ä un degre plus haut. 

C’est iei un fait sur lequel il faut insister, parce que c'est en 
tout cas en grande partie de la. meconnaissance de ce fait que de- 
coule, il me semble, l’erreur capitale de la theorie du comique de 
M. Bergson. M. Bergson parait avoir tellement concentre son regard 
sur une exigence que la vie nous impose qu’il a perdu de vue une 
autre, apparemment opposee & celle-ci, mais qui en constitue le com- 
plement absolument necessaire. M. Bergson parle seulement de la 
souplesse et de l’attention constamment en @veil que la vie exige de 
nous. En consequence, il considere toute raideur, toute mecanisation. 
tout automatisme comme un defaut, certes, pas trop grave, mais tout 
de me&me nuisible ä& la vie et meprisable, et pour cela digne d’etr« 
chätie par le rire. Et en declarant que ce sont preeisement ces defauts, 
c’est-A-dire, les symptömes d’une mecanisation de la vie ou des vi- 
vants, qui constituent le vrai domaine du comique, il lui a evidem- 
ment paru que cette explication du comique est particulierem«nt 
philosophique et substantielle. Car ainsi le comique, qui generale- 
ment est considere comme un pur non-sens, obtient un sens profond, 
et le rire, qui a ete considere comme un vain amusement, obtient une 
mission serieuse et utile dans la vie sociale. 

Mais toutes ces deductions derivent d’une premisse erronee. La 
raideur mecanique et Tautomatisme, qui, par M. Bergson sont quali- 
fies de defauts et encore de defauts comiques, sont A un certain deure 
exiges par la vie aussi imperieusement que la souplesse et une atten- 
tion constamment en eveil, parce que ceux-lA sont aussi indispensables 
pour le maintien et le progres de la vie que celles-ci. Cela devient 


BXXIIl; La theorie du comique de M. Henri Bergson. 59 


particulierement Evident si nous considerons precisement les mouve- 
ments. S’il nous fallait executer toujours avec une pleine conscienee 
et attention tous les mouvements dont se constituent les principales 
fonctions humaines, ces fonctions exigeraient de nous d’abord une 
enorme depense de force, et puis elles ne pourraient jamais s’elever 
a un degre plus haut de facilite et de vitesse. Nous serions condamnes 
dans l’cxereice de ces activites A rester pour toujours sur le degre pri- 
mitif d’un apprenti. Prenons, pour elucider cela, l’exemple le plus pro- 
che: la dactylographie. Tant que nous sommes obliges d’executer, en 
dactylographiant, chaque mouvement avec une pleine attention, ce 
travail nous est d’abord extr&mement fatigant et puis il va mal et 
lentement. Pour .qu’il devienne moins fatigant et aille mieux et sur- 
tout vite, il faut absolument que les mouvements, dont se constitue ce 
travail, se mecanısent. Les mouvements doivent se mecaniser jusqu’ä 
un tel point que nous n’avons plus du tout besoin d’y preter attention, 
pas m&me de regarder la machine, et non plus nos mains qui executent 
ces mouvements. Il faut que tout se fasse tout & fait automatique- 
ment, comme le travail d’une machine. Ce n’est qu’ä cette condition 
que le dactylographe pourra atteindre dans son travail une grande 
facilite et une grande vitesse et arriver enfin & la perfection. Etilen 
est ä peu pr&s de möme de tout travail manuel. Pour qu’il se fasse 
facılement, c’est-A-dire, avec la moindre depense de force, et par con- 
sequent, avec la moindre fatigue, pour qu’il se fasse vite et atteigne en 
general le plus haut degre de perfection, il faut qu’il se mecanise. La 
mecanısation des mouwvements est donc la condition necessaire de l’econo- 
mie de force awnsi que de lefficacite et du perfectionnement du travall. 
C’est pour cela que tout travail humain continu et consistant en 
mouvements tend & se mecaniser de lui-möme. C’est un instinct natu- 
rel qui nous pousse & mecaniser les mouvements qui doivent ötre 
repetes d’une maniere continue. En realite, cette mecanisation 
des mouvements n'est que-leur adaptation la plus parfaite & leur but. 
A l’egard des fonctions vitales el&mentaires du corps humain la nature 
elle-me&me a opere leur mecanisation et d’une maniere si parfaite que 
d’habitude nous ne pretons aucune attention & ces fonetions, nous 
n’en sommes pas m&me conscients. Notre coeur continue de battre, 


60 K.S. Laurıra. BXXIII. 


notre sang de circuler, notre respiration de fonctionner, sans que nous 
avons besoin de nous en meler aucunement. Et ce n'est qu’aux mo- 
ments oü l’automatisme de ces fonctions est derange d’une maniere ou 
d’une autre que notre attention est attiree surelles. La mecanisation 
de toutes nos fonctions n’est-naturellement pas poussee aussi loin que 
celle de ces fonctions vitales elementaires, mais elles sont cependant 
toutes plus ou moins mecanisees, toujours selon le degre de constancz 
de la fonction. Par exemple, les mouvements que nous faisons en 
marchant ou en parlant sont deja assez bien mecanises. Mais il en 
est A peu pres de m&me de tous les mouvements dont se constituent 
nos travaux reguliers et professionnels. Tout comme le dactylographe 
est par la logique des choses amene ä mecaniser ses mouvements 
jusqu’äa l’automatisme parfait pour ecrire facilement, pour ecrire vite 
et pour Ecrire bien, ainsi en est-il de tout travailleur manuel, ä partir 
du bücheron, du cordonnier et du couturier jusqu’aux OuvTiers in- 
dustriels, aux ciseleurs et aux typographes. La mecanisation de leurs 
mouvements est une condition indispensable de la facilite et de la 
vitesse, de l’efficacite et de la perfection de leur travail. 

Mais sı la mecanısation des mouvements est ainsı une loı necessatre 
et fondamentale de l’economie de la vie humaine, il est clair que la 
mecanisation ne pourra pas £tre propre & rendre les mouvements 
comiques. Ce qu’elle ne fait pas non plusen realite. In’ya vraiment 
rien de risible ou de comique dans les palpitations regulieres et par- 
faitement mecanisees de notre coeur, pas plus que dans les mouve- 
ments respiratoires, ni dans les mouvements mecanises d’un coureur, 
d’un dactylographe, d’un couturier, d’un forgeron, d’un tourneur, 
d’un typographe ou d'un autre travailleur quelconque. — 

Dire que les mouvements mecanises sont comiques, revient aussi 
en effet A dire que les mouvements rythmiques sont comiques. Car la 
miecanisation des mouvements, dont il s’agit ici, ne signifie en realite 
rien d’autre qu’une adaptation des mouvements A unrythme. Qu’est-cr 
que le rytlime, c’est une question extremement difficile, & laquelle 
pour cela aussi les savants, qui traitent le rythme, oublient tres 
souvent de repondre. Ils trouvent evidemment plus commode de 
tenir le rythme pour quelque chose de generalement connu, quoiqu'il 


BXXIIl; La-theorie du comique de M. Henri Bergson. 61 


puisse ötre en realite tres mal connu aussi par eux-memes. lci ce 
n’est assurement pas le lieu d’approfondir l’etude de la notion de 
rythme.* Il suffit d’en dire seulement que sous les mouvements 
rythmiques nous entendons ici des mouvements regles, disciplines, 
organises, tandis que les mouvements non-rythmiques sont des mou- 
vements disperses, diffus, deregles et desordonnes. Les mouvements 
rythmiques sont regles surtout dans ce sens qu’ils sont periodiques. 
Cela veut dire, que les mömes mouvements ou les mömes series de 
mouvements yretournent ou se repetent apres des intervalles regu- 
liers. Mais ce retour regulier des memes mouvements, c’est-ä-dire, 
cette repetition qui est le caractere essentiel du rytlıme, est bien quel- 
que chose de mecanique. La repetion, selon M. Bergson, est donc un 
des trois principaux trucs, par lesquels dans la comedie on tourne les 
evenements et les actes en jeu mecanique,en les rendant en m&me 
temps comiques. Par les consequences de sa theorie M. Bergson est 
donc reduit & declarer comique tout rythme, qui se fonde sur la repeti- 
tion, etant par consequent quelque chose de mecanique et de mecani- 
sant. Ils’en suivrait que non seulement les mouvements d’un dan- 
seur, ceux d’une troupe de gymnastes, ou de soldats, faisant leurs 
eXercices, ainsi que ceux de tout travail regle, organise et perfec- 
tionne”, seraient comiques, mais aussi que toute la musique et toute la 
poesıe le seraient, car ces deux arts sont bätis, quant A leur structure 
exterieure, sur le fondement du rythme. Et quand on se souvient 
encore que les mouvements rythmiques sont, comme nous venons de 
le constater tout & l’heure, des mouvements regles, disciplines, bien 
organises, les mouvements non-rythmiques &tant le contraire, alors 
l’absurdite des consequences, auxquelles conduit la theorie de 
M. Bergson devient particulierement &clatante. Comique serait 


1 Dans mon Esthetique finnoise j’ai essay& d’expliquer la notion de rythme. 
(Estet. peruskysym. vol. II. p. 564 ss.) 

2 Karı BÜcner dans son fameux livre, »Arbeit u. Rhytmus» (1899), explique 
la notion de rythme essentiellement de la möme maniere, en soulignant encore 
particulierement que tous les mouvements de travail regulier et continu tendent 
a devenir rythmiques, le rythme &tant propre & faciliter l’ex&cution des mouve- 
ments etant du reste la condition indispensable de tout travail collectif, lequel 
exige absolument l’adaptation parfaite de tous les travailleurs ala me&me ca- 
dence. 


62 K.S. LaurtLa. BXXlIllsa 


donc alors, aussi & l’egard des mouvements, ce qui est regle, discipline 
organise, bien adapte A son but, tandis que pas comique serait ce qui 
est disperse et diffus, deregle, desordonne, indiscipline, desorganise, 
et par consequent mal adapte & son but. 

Le resultat sera le möme, si nous considerons encore la raideur 
mecanique qui peut se manifester dans les mots, ou plutöt dans la 
langue. La langue, dejä comme telle, est bien sujette & ötre mecaniske, 
meme dans plusieurs sens. I semble qu’il faut m&me que la lanzue * 
mecanise pour remplir sa fonction. La mecanisation d’une langue 
signifie en general sa stabilisation. Une langue, ou tout serait en mou- 
vement et en etat d'une souplesse parfaite, oü il n’y aurait ni de pro- 
nonciation fixee, ni de grammaire arretee, ni de locutions consacrees, 
mais ou tout serait abandonne au caprice individuel, ne serait pas en- 
core une langue. En tout cas elle ne pourrait pas en remplir la fonc- 
tion, puisqu’elle serait incomprehensible. Pour qu’une langue soit 
comprehensible et puisse servir de moven d’entente, il faut absolu- 
ment qu’elle soit en quelque maniere reglee et stabilisee. II faut que 
sa prononciation soit fix&e, sa grammaire reglee et m&me son vocabu- 
laire en quelque maniere arr&te pour qu’on sache ce que signifient les 
mots et les phrases de cette langue. Mais tout cela revient evidem- 
ment ä dire qu’une langue doit &tre & un certain degre mecanısee pour 
pouvoir remplir sa fonction. C’est ce quieen realite est aussi le cas de 
toutes les lJangues. Elles sont toutes plus ou moins mecanisees, c’est- 
ä-dire, stabilisees et figees en certaines formes. Et il n’en peut pas 
etre autrement. Aussi aA l’egard des langues une certaine et m#- 
me une assez grande mecanisation est absolument necessaire 
pour que la langue puisse remplir sa fonction. Mais selon la 
theorie de M. Bergson cela signifierait qu’aussi toutes les langues 
seralent comiques. Et naturellement encore d’autant plus comiques, 
plus elles sont mecanisees, c’est-A-dire, stabilisees et reglees. Une des 
langues des plus comiques serait selon cette theorie precisement la 
langue francaise, car de toutes les langues europeennes vivantes elle 
est sans doute sous tous les points de vue, une des plus reglees, disci- 
plinees et stabilisees, done une des plus mecanisees. Mais jusqu'ici la 
langue francaise n’a pas paru, & ce que je sache, particulierement co- 


BXXIIlI;. La theorie du comique de M. Henri Bergson. 63 


mique, ni aux francais eux-mömes, ni aux etrangers. Elle a jusqu’ici 
inspire & tout le monde des sentiments d’une tout autre nature. 

Dans chaque langue particuliere il faudrait encore, selon la theorie 
de M. Bergson, distinguer des el&ments plus comiques et moins comi- 
ques, toujours selon le degre de leur me&canisation. Par exemple la 
poesie serait selon cette theorie evidemment plus comique que 1a 
prose, parce que la forme poetique est incontestablement beaucoup 
plus rigoureusement reglee et disciplinee, donc beaucoup plus mecani- 
see et beaucoup plus raide que la forme prosaique, laquelle en compa- 
raison avec la forme poetique est relativement souple, peu fixee et 
peu disciplinee, mobile et libre. Les elements les plus comiques d’une 
langue seraient &videmment les elements les plus mecanises. A ceux-ei 
appartiennent sans doute les locutions consacrees et ster&otypes dont 
il y a dans chaque langue civilisee un nombre plus ou moins grand, 
mais dans la langue francaise peut-etre le plus. Ce sont surtout ces 
locutions stereotypes telles que »Bonjour, »Au revoin, »Comment 
allez-vous» etc. qui selon la theorie de M. Bergson, devraient provo- 
quer les plus vehementes €ruptions d’hilarite et faire l’effet le plus 
comique. Mais jusqu’ici je n’ai encore jamais vu que les gens aient et 
pris d’hilarite et aient eclat@ de rire lorsqu’on leur dit »Bonjoun, 
»Comment allez-vous?», »Au revoir, »A bientöt» et ainsi de suite. 

Il nous reste encore & examiner si la raideur mecanique des caract#- 
res est propre & produire un effet comique. @elles seraient les conse- 
quences de la theorie de M. Bergson sur ce point, M. Bergson lui-m&me 
l’a constate avec une franchise parfaite, en avouant que selon sa the&o- 
rie il faudrait.dire »que tout caractere est comique, A la condition d’en- 
tendre par caractere ce qu’il y a de tous fait dans notre personne». 
(p.150). En effet,la constatation de M. Bergson est parfaitementexacte. 
Si la raideur mecanique, comme telle, etait toujours comique, il s’en 
suivrait impitoyablement que tout caract£ere serait comique. Car par 
le caractere il faut bien entendre, sinon une personne completement 
automatisee, en tout cas une personne interieurement formee, stabili- 
see, dont la volonte et les actions suivent constamment la direction 
une fois fixee et n’oscillent et ne vacillent pas d'un cöte & l’autre. 
Mais une telle personne est sans doute en quelque maniere mecanisee et 


64 K.S. Lavrıra. BXXII: 


m 111 nm nl ln nn mn nn nn 


raidie. Elle n’est pas si souple et mobile qu’une autre personne qui 
n’a pas de caractere, et qui par consequent, n’est pas genee dans ses 
actions par quelques principes. Par consequent, elle est comique, 
— si la raideur mecanique ’est toujours comique. — La theorie de 
M. Bergson aboutit donc sur ce point & une telle consequence que 
comique serait tout caractere comme tel, d’ou il suit evidemment 
qu’au serieux il faudrait prendre seulement — les personnes sans ca- 
ractere. 

Et ce qu’il y a de plus etonnant, c'est que M. Bergson lui-meme 
a non seulement parfaitement compris, mais aussi franchement avou?® 
et constate cette consequence de sa theorie, sans y trouver toutefois 
lieu de la reviser. 


Mais & la fin de cet examen critique, lequel probablement a mis 
l’insuffisance de la theorie de M. Bergson en pleine @vidence, une 
question s’impose. Si la theorie de M. Bergson est dans son fond si 
erronee que cela parait ressortir de notre examen critique, comment 
alors expliquer que cette theorie, telle que M. Bergson l’expose 
dans son livre, puisse paraitre si plausible et si parfaitement bien 
applicable aux multiples cas de comique, traites dans ce livre? Pour 
repondre & cette question, il faut tout d’abord rappeler ce que nous 
avons dit au debut de cette etude du talent d’expression extraordi- 
naire de M. Bergson. Il connait l’art des plaidoiries philosophiques et 
gräce ä son grand talent de styliste et de dialecticien il sait rendre 
seduisante meme une theorie mal fonde&e et lui donner en tout cas une 
forte apparence de bien-fonde. 

Ce talent personnel de l'auteur, si grand qu’il soit, ne pourrait ce- 
pendant pas seul expliquer la grande force convaincante de la theorie 
de M. Bergson. 

Cette force doit avoir encore d’autres causes plus substantielles. 
La cause principale depend probablement de la nature particuliere du 
comique Jui-meme. Le comique est en effet un phenome£ne si compli- 
que et il presente tant d’aspects differents qu’il peut &tre aborde de 
tres differents cötes. Et surtout si l’on se borne A n’en considerer que 


BXXIII, La theorie du comique de M. Henri Bergson. 65 


quelques especes plus ou moins restreintes, en laissant de cöte les 
autres, ce que fait exactement M. Bergson, comme durestetantd’au- 
tres theoriciens du comique, on peut trouver m&me plusieurs theories 
qui paraissent pouvoir bien expliquer en tout Gas un tres grand nom- 
bre de phenomenes comiques. Mais la vraisemblance de ces theories 
n'est en realite qu’une apparence ou un mirage. Les exemples de comi- 
que cites par ces theoriciens peuvent tous etre incontestablement co- 
miques et‘bien apercus. Ils peuvent aussi tous presenter les caracte- 
res, consideres par ces theoriciens comme essentiels pour le comique. 
En un mot: ces theoriciens ont bien observe et constate les faits. Mais 
c'est interpretation de ces faits qui tout de meme est erronde, 
Les caracteres, consideres par ces theoriciens comme caracteres essen- 
tiels du comique, n’en sont pas en realite les caracteres essentiels et | 
la veritable cause de T'effet comique, mais seulement des caracteres 
accessoires et secondaires qui ne constituent que la cause apparente 
de Teffet comique. 

Ilen est ainsi aussi de-la theorie de M. Bergson. Sa vraisemblance 
n'est qu’une apparence et. un mirage. Le livre de M. Bergson abonde 
EN apergus fins et sagaces sur le comique. Les faits comiques Y sont 
bien observes et analyses. Mais Is sont mal expliques, quant il S'agzit 
de demontrer leur provenance et leurs veritables causes. Les causes 
de l’effet comique, signalees par M. Bergson comme telles, n’en sont 
pas les causes veritables et constitutives, mais seulement des eauses 
apparentes. Il ya sans doute beaucoup de phenomenes comiques, oü 
ilyadumecanique plaque sur du vivant. Mais ce n’est pas ce mccani- 
que plaque sur du vivant qui les rend comiques. Car comme nous 
venons de le demontrer, il ya beaucoup de comique, ou il muy a pas 
de mecanique plaque sur du vivant, et d’un autre eöte, il ya encore 
plus de mecanique plaque sur du vivant sans aucun effet comique. 
D’oü il suit que meme dans les cas comiques, ot il ya du mecanique 
plaque sur du vivant, ce n'est pas cola qui est la veritable cause de 
leffet comique. j 

Mais si la veritable cause de Treffet comique n'est pas la, ou 
M. Bergson a cru la trouver, ou est-elle alors? Voilä une question, 
ä lcc aquellen’est pas ici Je Tieu de repondre, meme si, par hasard, 


66 K.S. LauriıLa. BXXII: 


nous croyions y pouvoir donner une reponse.! Car, comme nous 
l’avons dejä dit ci-dessus, nous ne nous sommes pas charges d’exposer 
ici notre theorie du comique, mais seulement de faire la critique de la 
theorie du comique de M. Bergson. 


! Dans mon esthetique finnoise j’ai essaye de donner une reponse ä cett? 
question. (Estet. peruskysym. I. p. 267—281.) 


DE ADIECTIVI ATTRIBUTI PLAUTINI 
COLLOCATIONE 


SCRIPSIT 


NIILO LEHMUSKOSKI 


HELSINGFORSIAE MUEMXXX 
TYPIS SOCIETATIS LITTERARIAE FENNICAE 


es Google 


Ad has quas nune tractaturus sum res examinandas me adhor- 
tatus est Epwin LINKoMIES, Professor Litterarum Latinarum, 
amicus, qui tum in Opıre conficiendo et consiliis me adiuvit. et 
tantum pro me omnino suscepit laborem, ut gratiam dienam ei 
persolvere non possim. Etiam A. H. SaınLoxıo, Professori Litte- 
rarum Graecarum, qui humanissime nonnulla me docuit, gratias 
habeo atque ago. 


en Google 


Continentur hoc libro: 


Praslallo  asstessseirir it ean 1 
Pars prior: 
Adiectiva positivi gradus quo ordine collocentur .............. 6 
De collocatione comparativorum ....2c2eeeeeeereeeereenne nn 37 
De’superlativis: asien Hua a 42 
De collocatione participiorum .......22ercerereeeeneneennen nn bh 
Desvrdinernumeralium users ea 56 
De pronominum collocatione .......2e2ceecesersereneeen nenn. 61 
BONEIUSIO: Ans EI ereaeednr 67 
Pars posterior: 
De: einphasi .occasionali . aa me 68 
De adiectivo attributo confirmandi causa postposito .......... 75 
Quomodo adiectivum emphaticum ad adiectiva genus significantia 
descenderil „usa, S2 a re ee 88 
Sententia quid ad ordinem invertendum valuerit ........ ehe 92 
De ordine explicandi causa inverso ....22eeereenerenneen nennen 104 
De ordine opponendi causa immutato .......2eeeeeereernenn ne 109 
De:chlasmo. Zee inne een 120 
De collocatione causis variis immutata .....ceceeeeenerenennn 132 
De allitteratione et polyptoto ............ UP EREERENE E OREREE 134 
Derrebus- metrieis. aaa eu 137 
SuUmmaHlUn. austreten 143 
Index allrıbUtoruN susanne 144 
AUGENON 2 ee seine eslskka 152 


sec Google 


Praefatio. 


Cum hoc mihi proponerem, ut adiectivum attributum quo ordivue 
in fabulis Plautinis collocatum esset exquirerem, satis sciebam in 
rebus ad dilucide diiudicandum difficillimis me esse versaturum. 
Intellegebam enim summam quaestioni3 non esse eam, ut, qui quoque 
loco aut qui cuiusque attributi esset ordo, examinaretur, sed ut, cur 
vocabula alia alio ordine essent posita, causae essent exquirendae. 
Quas res eiusmodi esse haud ignorabam, quae sacpe ne BURN: 
quidem exemplis omnibus comprobari possent. 

Accessit, quod qui linguis indo-europaeis vetustissimis cOogno- 
scendis operam dederunt viri docti de verborum ordine quaestionem 
si non omnino neglexerunt, at tamen non tanta diligentia tractave- 
runt, quantam adhibuerunt in multis aliis quaestionibus perscru- 
tandis. Quae disseruerunt, potius ad tractandi rationes spectaverunf 
quam ad ipsas res illustrandas. Atque nimis paucis exemplis usi 
eas saepe protulerunt sententias, quae aliis exemplis oppositis facil- 
lime refutarentur. Quo factum est, ut de gravissimis quoque rebus 
etiamnunc viri docti plane dissentiant. Quod quidem iam ex uno 
exemplo illustrissimo satis apparebit. 

Adiectivi attributi qui fuerit locus in communi indo-europaea 
lingua quaerenti occurrunt sententiae inter se diversissimae virorum 
dloetorum. PBRUGMANN! adiectivum attributum (genetivumque 
_ attributive positum) inde ab linguae indo-europacae communis 
aetatibus suum proprium locum ante substantivum habuisse con- 
tendit; quamquam non negavit substantivum, si maiore quodamı 


3 Karı BaucMmann, Kurze vergleichende Grammatik der indogermanischen 
Sprachen. Strassburg 1904, pp. 685—6. 


2 NıLo LEHMUSKOoSsKI. B XXIIl.s 


pondere positum esset, adiectivum antecessisse. Alias quoquie causas 
id fortasse effecisse, ut postponeretur adiectivum probabile esse; 
illam postponendi rationem tum in quibusdam adiectivis collocandx 
paulatim praevaluisse. 

@ Paulo longius progressus est Tuumsß!, qui, quamquanı BRUG- 
MANNO in sıımma quaestionis est, assensus, tamen paucas in quibus 
attributum est postpositum iunctiones ex Graeca lingua protulit, 
quas originem a communi indo-europaea lingua trahere iudicarit. 
Sunt autem hae: (Anuntous “ HAwöwpov), “Hoodoros “ Alıxapvacoers. 
ToAsuaios Aeovreios. Quae ex Graeco sermone alia exposuit exenmpla 
ad hanc quam nunc tractamus quaestionem expediendam nullins 
fere sunt momenti. 

Prorsus ab iis quos nominavi viris illustrissimis dissentire video 
HOoFMANNUM?, qui quidemadiectivuminlinguaindo-europaea commu- 
ni substantivo omnino postpositum esse existimat. Et cum ScHMALz° 
ex adiectivis in »magnanimp modum formatis contrarium huic, 
quem HoFMANN coniecit, ordinem fuisse concluserit, ille, cur adiectiva 
composita eo ordine formata sint, causam MULLERO ? assentiens 
eX ea re repetit, quod prior pars primitus praedicative sit posita. 
Quod non cum eo congruit, quod de praedicativi collocatione dieit, 
cum lam primitus postpositum esse confirmat praedicativum. 

Inter has quas commemoravi sententias etsi THUMBII plurimunm 
veri tenere videtur, eo quo nune cognitionis statu est res justissimum 
esse existimaverim hanc de vetustissimo ordine quaestionem ad Hl 
 tempus differri, quo de usu in singulis linguis indo-europaeis obser- 
vato plura cognmoverimus. Et monendum est linguam Indiean 
vetustissimam dienam esse, quae maiore diligentia tractetur quam 


! Griech. Grammatik von Karl Brugmann. Vierte Aufl. bearbeitet von 
ALBERT Tuung. München 1913, p. 662. 

2 Storz-Scumarz, Lateinische Grammatik. Fünfte Aufl. bearb. von M. 
LEumann und J. B. Hormannx. München 1928, pp. 616—8. 

® Eiusdem libri quarta editio, 1910 p. 646. 

IF, Merten, Zur Geschichte des Artikels und zur Wortfolge besonders 
in den italischen Sprachen. Indogermanische Forschungen XLII, p. 41 SQ. 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini Collocatione. 3 


adhuc tractata est a viris doctis, imprimis DELBRÜCKIO ! ET THoM- 
MENIO.? Atque etiam, qui Graecae linguae fuerit usus, multo aceu- 
ratius est examinandum. 

In Latino autem sermone iaın ex lis exemplis, quae in commenta- 
tionibus suis attulerunt RouDE?, RECcKZEY*, ALBRECHT? satis 
apparuit, quamquam illi ipsi rem non ita exposuerunt, adiectiva, 
quibus substantivum nulla eius, qui loquitur, aestimatione facta 
obiectivo quodam modo definitur, ita ut genus tantum substantivi 
indicetur, postponi solere, ea autem, quae qui loquitur tamquaın 
pro sua parte substantivo attribuit et saepissime cum affectı quo- 
dam pronuntiat, vocem principalem antecedere. Quae quidenm: adiec- 
tivorum gencra, quae subtilius tractaverunt AMMAxN® et MAROU- 
ZEAU ', cuiusmodi sint, infra apparebit. Id tantum liceat monere ad 
illa adiectiva affectum animi significantia, emphatica, quae 
vocant, proxinie accedere ea, quae amplitudinem numerumve ve] 
contrarü aliquid significant. 

C‘ontrarii aliquid etiam comparativi significant ob eamque notio- 


IB. DeipßrÜck, Syntaktische Forschungen III 35—9, V 19—20. 
2 K.2. XXXVIIl p. 504 sgq. 


3 D.RoHpe, Adiectivum quo ordine apud Caesarem et in Ciceronis oratio- 
nibus coniunctum sit cum substantivo. Hamburg 1884. 
Eiusdem, Adiectivum quo ordine apud Sallustium coniunctum sit cum 
substantivo. Hamburg 1887, mihi praesto non erat. 
4 A. REeckzEy, Über grammatische und rhetorische Stellung des Adjekti- 
vums bei den Annalisten, Cato und Sallust. Berlin 1888. . 
5 E. Arurecnt, De adiectivi attributi in lingua Latina collocatione spe- 
cimen. Marpurgi Cattorum 1890. u 
6 H. Ammann, Die Stellungstypen des lateinischen attributiven Adjecti- 
vums und ihre Bedeutung für die Psychologie der Wortstellung auf Grund 
von Ciceros Briefen ‘an Atticus untersucht. I. F. XXIX, pp. 1—112. 
Ille quidem adiectiva attributa, quae antecedere solent, subtilius distin- 
xit pp. 10—14, 26—31. 
7 J. Marouzeau, L’ordre des mots dans la phrase latine. 1: Les groupes 
nominaux. Paris 1922. 


A NıLo LEHMUsKoskı. 


m — En a ee a en — m ie 


BXXIIIl.s 
au 
nis similitudinem inter se artius cohaerent; itaque separatim trac- 
tandi sunt. 

Superlativos in pedestri quoque sermone coustat alia rativene 
poni atque positivos et persaepe, cum antecedant positivi, ad seeun- 
dumm locum contendere. 

Ad adiectiva contrarii aliquid exprimentia pronomina possessiva, 
imprimis I et II personae pronomina, proxime accedunt. 

Pronomina demonstrativa, quippe quae monstrandi vim habeant, 
substantivum plerumque antecedere constat. 

Idem locus tribuitur pronominibus interrogativis et” relativis, 
ıuia ad sententiam ipsam maximi sunt momenti. 

Numeralia, quae ad adiectiva numerum quendam significantia 
proxime accedunt, voci principali anteponi solent. (Cfr. etiam p. 59). 

De pronominibus indefinitis, participüs, gerundivis infra accura- 
tius agetur. 

Sunt autem plurimae causae occasionales, quae vocantur, quibus 
ut invertatur usitatus ordo, effieitur. Quas quidem accuratius 
tractanti AMMANN, qui onınes has res psychologieis rationibus exqui- 
rere studuit, et MAROUZEAU plurimum praebent. 

Qui adhue, qui fuisset ordo adieetivi attributi cum substantivo 
coniuncti, quaesierunt, imprimis pedestrem sermonem tractaverunt. 
ALBRECHT quatiuor comoedias Plautinas: Trinummunm, Militem vlo- 
riosum, Captivun, Menaechmos, aliquantum respexit et MAROUZEAT 
exemplis Plautinis Terentianisque in coinmentatione sua usus est.! 

Primum igitur nobis quaerendum erit, quem.ad modum usus 
Plautinus cum pedestris sermonis usu congruat. Atque ut appareat. 
qui euiusque adieetivi attributi apud Plautum omnino fuerit locus, 
omnia adiectiva attributa Plautina enumerabimus. Ne quis autem 
imiretur ipsum substantivum, cui attribuitur adiectivum, hoc loco 
a nobis omitti, dieendum est substantivo, cum hoc modo de adieetivi 
ordine quaeritur, nullis aliis locis opus esse allato nisi in iin. ubi 


I Praeterea aut de singulis generibus vocabulorum adiectivi attributi loco 
positorum aut de quibusdam tantum adiectivis egerunt viri docti, qui suo luce 
nominabunlur. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 5 


adiectivun translate positum esse non sine causa ostenditur. Qui- 
bus quidenı locis substantivum proferre non omisimus.! 

Hoc loco monemus singula adiectiva ita nos disposuisse, ut 
numero I ea complectantur adiectiva, quae nullo vocabulo sepa- 
rata substantivis anteposita sunt, numero II ea, quae uno vel 
pluribus vocibus a substantivis separata antecedunt, numero III 
autem ea, quae proxime substantivis suis postponuntur, numero 
IV ea, quae a substantivis separata sequuntur. 

Tum autem, cur inverso ordine positum sit adiectivum, nobis 
est examinandum. Atque ea ratione nobis rem tractandam esse 
existimavimus, ut omnes locos, ubi inusitatus exsisteret ordo, 
exquireremus et quam plurimis exemplis comprobaremus, quas 
ordinis immutati fuisse causas iudicavissemus. Persuasum enim 
nobis habemus ea tantum ratione certa inveniri atque, quantum 
apud Plautum metri vinculis sit tribuendum, ostendi posse. 

Postremo, ne quis existimet multa me neglexisse, adieciendum 
est ea tantım attributa me tractaturum esse, quae singula singulis 
substantivis adiuncta sunt. 

Editione autem usi sumus Lindsayana: T. Maccı Plauti 
Comoediae. Recognovit brevique adnotatione critica instruxit 
W.M.Lıxpsay. Oxonu 1911. 


1 Ubi 20:ies vel plus occurrunt attributa, locos, ubi posita sunt, non nomi- 
nabimus. 


6 NıLo LEHMUsKoskI. BXXIIIs 


Pars prior, 


Adiectiva positivi sradus quo ordine collocentur. 


Adtiectivorum, quae postponi solent, ordo Plautinus. 


| E Antecedunt t  Sequuntı Sequuntur 
_ | 
| [. >} . 
35 | e @« | 
EAETEE ur 
Ar ‚8295| 4 mie > 
| BES| 82 ı 05: 38 
Ä 2123 S 5 
| a3, 38585 | -® 
\ er = S ) 
|  ı, m; |! W 


A) Adiectiva a nominibus proprlis loca significantibus ducta: 


Accherunticus Ba199 .......22cccceeeccann v | | 1 
Aegypluius Mer 139 as. i eera 1 
Aetolicus Per3 ......... ESTER ARE NESU NENNT. 1 
Aetolus Poe 621, 1057 arccaeeen. ae in 
 Africanus Poe 1011 .......2oeeneeeeeenenenn | | | 
Aleus III: Cap 31; IV: Cap 27... ccccn.ce.. | 1 l 
» ATaDIEUS:MLA12 rss 1 
DC USAS II ee | | 1 
ATEUISAML IB sense 4 | 
_ Atheniensis MiAAO een l 


Atticus II: Cas 652; Ill: Ep 306, 502 Mi 100 | 
Poe 372 Ps 202%, 416 Tru 497; IV: Ep 602 Mer. 
635 Ru 42, 7Al 
 Babyloniensis I: Tru 8%, 202; IIE: Tru 391—2.. 2 | 
Babvlonius Tru 472 
Galydonius Poe 1181 


GaNpanlcusPs-lr6 aaa 1 


Feuin. [3 s.) 


Klee BuEL BEL BE Zu BEE Zu Beer BEE Zur Zur Zr Zu Zu Zur Zur Zur ur u Zur Zur ze 


Campans Tri 545 
Garthaginiensis I: Poe 997; III: Poe 1124 
LNUSCEIR versteeeeneng | 1 | 


.. 0.00 ° 


liphesius IT: Mi 411; III: Ba 307 1 
Epidamniensis Men LOO0 uno. 1 | | 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


DR 


| _ 

| | | 

| Epidamnius Men 1004...... 2.222222 eere nen 41% 

 Gallicus AuUAIE ...2.2oeenneeeneneeenene nenn 1 

‘ Graecus II: As 199; III: Mer 525 Ru 588 St 707 

TuS nn | . 4 5 

, Dius Cas 95 een. en | | 1 | 

| Laconieus MOORE en | | 1 

| LemmusC1197. sans | | 1 | 

| Lesbius Mi 1247 ....2ccceeeeneeeeennnennen | 1 Ä 

Macedonius I: Ps 1162—3, 120910: III: Ps 51, | | 

346, 1090; IV: Ps 1152 ......222cc22e 20. ae 3 1 

Massiliensis Cas 963 .....cenceceeeeeneeen nn 
Milesius Cap 274... oc 4 
OlympiusSt 306 z22.H 20. ae | | 1 | 
Pellaeus (Pelleus) I: As 397; III: As 333 ...... 1 | 

ı Persicus Am 404, 412 ‚823 ....... SORL TEURER ET | 3 | | 
Phrygius Ba 955 ...02c con oeeeeeneeennnn. | 1 | 

| Pünicus AU 966 m... au a | | BE \ 

| Romanus Poe 114 .... 22.222 een ze | 

| Samius I: Cap 291; IV: Ba 202 2.22... sei Ze = | 1 | 
Siciliensis Ru 451 ...2222co2ne seen 1 

| Siculus:P9e8S97 waste | 4 | 

| Spartiaticus Poe 719 2... ceeeueeeeeeenenn 4 | 
Stymphalicus Perä ..........22e2ccceeeeen 1 | 

_ Syracusanus Men 1069 .....222coeeeeeeennn a; 

AYTUSSERSI ns nee 1 | 

| Tarentinus Tru 649 .........2222ceeeceen | 41 | 

Thebanus I: Am 101, 190, 259, 363, 376, {fr AV]; | | 

111: Am. 198,078 3 ea et 6 2 | 

| Troianus Ps 1244 „22.00 o oo A | 
TuseusC1562 CU432 sie 2 | 

| Unomammius Cu A453 ..... 2220er nn 1 


B) Adiectivornm, quae a personarum nomimibus originem tra- 
hunt, hie est ordo: 


- Ballionius Ps 106% ... 
Cerialis Men 101 ..... 


Gervonaceus Au 554 
 Herculaneus Tru 562 


. Lartius Ba 96........ 
_ NeptuniusMi 413 ... 
Philippeus Tri 152 ... 


Philippus II: Mi 1061; III: Cu 440 Tri 959; IV: 


Tri 95&—5 Mi 106% 


Plautinus Cas 12 ..... 


| Venerius 1: Cu 162 Mi 1413, 1421 Ru 624; Ill: 


| Mi 650 Ru 644 ..... 


a ee 1 
Dee 1 
BEREITETE TRNEN 1 
EEE EEE ER TON 1 
een 1 
4 | 

a a a 1 
Ss a re 1 2 pe 

\ 
De a ee 1 
ee ee 4 2 


NıLo LEHMUSKOSKI. BXXHls 


C) Notione his adiectivis similia sunt alia plurima, quae, qua 


ex materia constet quid aut unde ortum sit aut cui rei vel homimi 


sit siimile aut cuius sit aut qua cum re cohaereat, indieant:! 


| a) aeneus I: Fr 181; 1IT: Tru 272 22cccc...... 4. 4 
| 
. argenteus IlI: Au 343; IV: Mo 621 Ps 100 ..... 1 2 


| aureus I: Am 760, 766 Au 701 Cu 139; II: Ep | 
639; III: Am 419 As 601 Mi 16 Ru 1171 Fr 51; 


IV: Am 144,260 Ba 230 Cas708—12 Tri 1139 4 1 5 5 
‚ caudeus Ru 1109, 1133 2.2 2ccee sense s 
| ferreus I: Per 571; III: Per 570 St 619 Tri 1039 
Tru 943: IV: Cu 227, 6912, Per5il ou... ' 8 
| ferrugineus MI IHIBRIITO een. 2 
| floreus Men 632 .....22c22ccseeneeeenere nn 1 
‚ gallinaceus Cap 849 Cu 450, Tri 035 222.222... 3 
| gallinacius AUAF2 ....nooonnenereerenenen 1 
_herbeus U A Er EN EN ET ERRRERFERE 1 
WINGEUS DE BIN essen 1 
Aaneus Mi IB onen | | 
lieneus I: Ps 47: II: Poe 1365: IIE: Ru 268: IV: | 
ER TEN ETENEEEEE 1 1 l 1 


ı Quod uibusdam 


Ba 088 Seren. 


loeis adiectiva formatione sımilla coniunximus, 


ev 


factum est, quod ea proponendi ratione usum Plautinum dilucidiorem ap- 


parere nobis persuasımus. 


BXXIII.a De adiectivi attributi Plautini collocatione. g 


Gas 258.171 962. aussehen ı 2 | 
| plumeus Ba 513 ........ 22222 ceeeeeeenenn | | Ä 
‘ pugneus Am 296 Ru 763 .....22222cceee.n. | | 2 
pulmoneus Ru 511 ..........22.2200eeeenenn | 4 


plumbeus I: Mo 892 Poe 813; III: Ep 627; IV: 


| pumiceusPs 75 .....22enoneeneeeeenennnn 4 
"BOIrDeUS- AUS er | A 
stagneus Fr 134 ........2Cueeresereeenennnn | 41 
stimuleus MIS1I 2.2.2 un un ea | 
: ulmeus I: Per 28; Ill: As 341 Ep 626 Fr 166; | 
" VEDE 3 nee I 3 


m nn mn nn 


ne u nn nn ner er ee a en umge 


Huiusmodi diminutiva: 


argenteolus Ru 1169 ........222eeeeneeenn | Ä 1 
-* aureolus Ep 640 ......22eeneeeeeeenenenenn | 4 


b) Omnia haec adiectiva possessiva vocem principalem sequuntur: 


‚ eauponius Poe 1298 .....2.cceneeeeenneen | | 4 

ı GureulioniusMi 13 ......22222200 ces 1. 

„tallonius P8 782 aussehen | 1 

' lenonius III: As 241 Per 244, AU6, 582 Ps 335 | | | 
Ru 1386; IV: Cu 499 Ps 767 .uoccccanann.. | | ee 


c) Adiectiva in -arius cadentia: 


| alearıus M1164. zunaesenenee | 4 

\alicarıus Poe 266 „astra we 

| argentarius III: Ep 158, 672 Men 377 Ps 105, N 

" B00 IV. Pendn eine ee Ä 5 1 

. eatapultarius Cu 689 .......2.220eeeeneen » 4 | 

‘ cellarius Mi 845 .......c2eeeereecuererenen | ı 

“ elitellarius Mo 780, 781 no cceeeeeeee nn | q | 

| consiliarius Il: Tru 216; IV: Ep 15% .......... 1 | | 1 | 
eORcoölarius AU D2T: Eu Meere | | 1 | 

| dAatarius SE 25B oo cnnneeeeeeeneennnn | ! . #2 

2 


10 Nımo LEHMUSKOSKI. BAXXIIs 


| 

| 

| lamentarius Cap 96 .... 22 ceeeseeneeeeenennn 
lapıdariusGAp 723 isses en | 
litterarius Mer 303 ...222 con eeeeeeereeennn | 

| 

‘ manufestarius Au A460 Ba 18 2.2.22 
militarius PSAORB auaeeeeeeeeeneeeenenn Ä | 

‚ onerarius Poe 651 .....22 2220er nen | 

‚ peeuarius Tru 147 .uoeseeeereeeeenenn nennen 

‚ piscarius Cap 816 Cas 499 Cu 474 81289 ...... | 

| piscinarius Fr 136 2.2.0202 eeeeeeeenneenenn | | 1 

| 

! 


— 
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l 
polentarius Cu 205 een | | | I 
pollinarius Poe 543 2.222220 nceeeeeeeee en | | 1 | 
praesentarius Mo 361 Poe 705 ....2.2.2e.2 0 | 
prolelärıus Mi 752 ea 4 
| promptarius Am 156 2u.ceneeeeeeeeenneeenn 1. 
serlarius Cap 820, ss | 
thensaurarius Au 35 „ve ccereeesenenn nenn | 
uinarius Mi 857 Tri 888 Vorab. ...2.22.2.22.22...- 
usurarıus IIT: Am 498; IV: Triu 72 .22.2222.2.% | 


ZODAE NIS LEE862, nansreensreen 


u u I Da 


d) Adieetiva in -orius cadentia: 


deuorsorius Men 436 Tru 697 EURER TEEN RE NRER N 2 
nürälomus Trt 844,890: esse skanen ent | 
praedatorius Men 344, Aa2 .....222ceeeeennnn 


punlalorusRUF21 et | | 


' 
Zu u T_ zug 7) 


teetorus MI IS oo oo nennen RR 


B XXII.s De adieectivi attributi Plautini collocatione. 11 


e) Adiectiva multa deverbalia apud solutae orationis scriptores 
secundum locum tenere ALBRECHT ostendit.! Qui quidem ordo 
etiam apud Plautum plerumque invenitur. Sunt autem alia, 
quibus ipsius, a quo ducta sunt, verbi vis affeetus plena eam 
notionem tribuit, ut priorem locum pra«eoptare deberent. 


a a u ea 


Dee [gg 


— en nn we, 


rn 
. 


jaculus III: As 100; IV: Tru 35 .............. ı la 
INFIEUOS Ir 31 una aan ae Ä 4 | 
' mutuos I: Ps 295 Tri 758; Ill: Ep 99 Per 256 | ! 
Tri 727, 1055; IV: Cu 68Ps 80 ............ 2 u a 
Pascuos Tru 148 ur. | 1 | | 
tintinnaculus Tru 782 ........2uecccereeeen 1 | | 
PROC EURE SER | | 
| Caesictus Ep 230 Aransisie  a >} 1 
Ä cönfusieiusCı 472 ran | l | 
 conuenticius HAO zen 1 | 
‚ demissicius Poe 1303 ..... 22222222 ceeeeunen 1 | | 
eMISSICHUS AU BA ..: von onen I 
. surrupticius Cu 205 2222222. 1 | 
| captiuos Gap 100 Men 79 .......2.2neeeeen. 2 | 
‚ conlatiuos Cu 231. tan iin 1 | 
‚ exornatulus Ci 306 .. 22222222 een | | | 
| uenaticus Cap 85 Mi 268 .....22222ceeen 2 | 
' uolaticus I: Poe 474; IIl:Poe 475; IV:Poe472--3' 1 4 3 
| uolucer Am 326 ....... REIEOEUNORSEURRNER, 1 | | 
| adiutabilis Milla& .oenceeeneeeseeeeeenn en 4a | 
;, Caslipabilis Tri44 ersehen 1 
| discordabilis Cap 402 .......2.:-22cesereeenn | | | 
- donabilis Ru 654 ...... 2: scene eeeeereeen nn | | | 
| exoptabilis SL392. nciht taten | u | 
' impetrabilis MO1162 22222222222 2cceeeeeenn | ! 1 | 
| intolerabilis Au 533 .........c.ceeeenennn | ! 4 | 
| inuendibilis Poe 31 ..........2ecucseneen: er | | 
ludificabilis Cas 761 0. n con eeeeeee nn ! 


ı L.c.pag. 23, 27, 29. 


12 Nıo LEHMUSKOSKI. B XXlIll. 


| a 
i 
optabılis? Ba 139. aan ee | 1 Ä 
uoluptabilis (denominativum) Ep 21 ........ 1 
| ZZ | 
| inlutilis Men 168 .. 2... oo ooo ces | | 1 | 
pleetilis- Ba 70 2a | 41 
| LONSIIIF DE 378: herein 4 


Huc accedunt etiam ea composita, quorum posterior pars ori- 
ginem a stirpe verbali duxit: 


| fumilieus Fr 18 2... a 1 
, noctuuigilus Cu 196 ...22222e een nn 1 
\ salutigerulus Au 508 ...ccccccceeeeeneennn 1 

“ serophipascus Gap 807 .....022eer eurer 1 
: scutigerulus Gas 262 ....22c2cenmereneneee. | 1 


(nae adhue attulimus adiectiva eundem fere apud Plautum 
atque apud solutae orationis scriptores loeum tenuisse satis apparınt. 
Sequuntur alia, ex quibus multa, quamquam et notione et orizin® 
illıs prioribus sunt simillima, tamen apud Plautum saepius sub- 
stantivun: antecedunt: 


f) aedilicius CUBB2 yes iss 
ciuicus Ba 24 \ 
ERS ee euer 45 1 


. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
. 
{u 2 | Zr 


a 
j h 

I Plura adiectiva in -bilis exeuntia me non praeteriit, utpote quae affectus 
plena sint, priorem plerumque locum in soluta oratione tenere. \erba 
tamıen ipsa, a quibus ducta sunt, quis est qui neget illam affectus vim adiec- 
tivis inicere. Fortasse primitus notio suffixi praevalebat ita, ul haec adiec- 
tiva postponerentur. Neque tamen id nobis omittendum est adiectiva haec 
postposita versum claudere apud Plaulum. 

®? Semper ante »filiiv, »fillaeque» nomina est positum. Sequitur autem: 
scustos erilis» As 655, »imperium erile Au588 (sed »erili imperio»Cap 199). »rem 
erilem» Men 966, »aınicam erilem» Mi 114, »concubinam erilem» Mi 508 (sed 
verilem concubinam» Mi 337, »erilis coneubin»Mi 416), »fide hercleerili» Per 193. 


B XXIIl.a De adıectivi attributi Plautinı collocatione. 13 


| __ | | | 
_Tamiliaris I: As 267 Cap 273 St 145; III: Ba 458 | | | 
Ci 726 Mi 1339 Ru 1207, IV: Au2 ........ at | 42: 13, 
: fidieinius Ru 43... 2200 0 ccc een | | 
figularis Ep 371 ..... er er | ’ 
| histricus Poe 4, Aa 2.2 cnceneeeeenenernennn I 2 | 
. hospitalis II: Poe 75; IV: Poe 1047 —8 ........ A 4 
hosticus Gap 246 Mi 450—1 Mo 357 .......... 3 | 
- hostilis II: Cap 311; IIT: Cap 302, 591 Ps 10%7 i 
TI 1Wur.eeiste a 
meretricius I: Ci 41; IIl:Poe192, 339; IV: Men906 | | | 1° 
_ militaris I: Ps 1004 Tru 908; IIl: Ep 16 Poe 1286 | | 
111.721 anne re 2 | 3 
muliebris I: Mi 1359 Poe 1145 Ru 234, 685; II: | | 
Ep 546 Mi 456: III: Ci 681 Men 167, 659 Ru | | 
233, St 744 Tru 809: IV: Mi185 22.2... „al 91ı 6 | 
nauclericus II: As 69; IV: Mi 1177............ | 1 | 1 
parasiticus Cap 469 ..........222.. Bee | | | 
“ patrieius Cap 100% ..... 222 eeeeeeeeeeesen 1 | | 
‚ puerilis I: Ci 657; IV: Mer 41 ......22222220.. | | 1; 
' seruilis Am 117 Gas 68,73 2.222 none reeeen 3 | 
seruitricius Per 418 .........2222cccueeeenen ' 1 
 stratiotieus PS AR ...2. cc neeneeeeenn Sara 1; | | 
.sörorius Cu 6b. nie l 
uirginalis Ru 748 .....2222cneeueenn a ae | 1 


UXorius Au Fr A 2... 000 | 1 
| ' N 


&) diuinus I: Am 976 Mo 1104 Ps 826; II: Ba926 35 1° 21° 2° 


l „familiarem filium», »familiarıs filius», »familiarem rem». 

2 ‚rem familiarem», »maerorem familiarem», »<Lar> familiarisw, »Laribus 
familiarıbus». 

3 »Larsum familiaris». 

4 Ru 685 translate usurpatum est adiectivum: »muliebri animo» idem fere 
significat atque pavido animo. Atque Mi 456 »muliebri fecit fide adiectivum 
idem fere valet atque »falsa». 

5 Loci, ubi antecedit, sunt hi: »diuine Sosia», »de diuinis locis», »diuinis con- 
dimentis»; »Pergamum diuina moenitum manu». Quorum locorum nullus est, 
ubi adiectivum metaphorice usurpatur. 

6 Semper postponitur »rei» substantivo. Seclusimus »in dinis rebus» (Mi 
675), quod »dinis» suspeclum est. | 


14 NıLo LEHMUSKOSKI. BXXillla 


| | I | li 1 | IV 

| | 

ı humanus I: Am 28 (bis) Cas 334 Mer 6 Mo 814° | 

| - Tru 218; II: Ba 1141; III: Mi 730 ©2220... sl ı ia: 

communis I: Cas 19; III: Am 499 Gap 246 Gas | 

| 807 Ru 981; IV: Ru 977...uua2 2.4 2 4? 4 41 

| INMUNIS.EII 300: use | 1 

| Priualus Gap 33L nun une 1 | 

 privos I: Ps 865; II: Fr 150 oocceecnaen. 1 | 

| PEOMISCHS BUF182 ze... ea | 

| publicus % I: Cap 874 Per 65 Tru 92 Fr 162; II: | | 

‘  Gu35 Tri 220; III: Am 40, 196, 528 Cap 499 | ! 

| Cu 399; 1V: Am 524 Cap 821 Per 75 Tri 1057 4 | 2 | 5) 4 

| h) bracchialis Poe 1269 ...2.ccceeeseeneeenn | 1 
capitalis I: Mo 475 Tri 1088; II: Ru 349; III: | 

| Mi29R Poe 850 ..ueeneeneeeneenenen en m 
extaris Ru 139.2. en. ERPETTERTERRFRIN | 41 | 

“intercus Men BU ET 76 5.2. | 2 

| 1) comicus I: Gap 61,778; IV: Poe 597 ........ 09 Ä 1 
comptionalis Ba 976 ....n.eneeenereeene nen | 

dOlanS AS: Zuasisranere ! 1 

.:QVellie us B-Ware | | 1 | 

„grmnaslieusMoOJ5L , wur nie | 1 
INDFIEUS- MEer8,6 ana Ä 1 
inmortalis5 Il: Am 1140 Tri 415 eeaceccaccn. | | 2 6 1 
MUnsTals EI ea 4 


! Uno solum loco translate: »et bene ınonitum duco, atque esse existume 
humani ingeni» Mo 814. 

® »uitam humanam». 

3 Translate: »qui nune abierunt hine in communem locum», i. e. ad Orcum 
descenderunt. 

* »publicae rei causs» Per 65, »publicas res» Fr 162; septies cuın »reis 
voce coniunctum postpositum est. 

5 Semper, 61:ies, sequitur, ubi »dei» substantivum antecedit. His locis 
antecedit: »suis factis te inmortali adfieiet gloria»; »nisi tu inmortale rere ess® 


argenlum tibi». 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini coullocatione. 15 


| | 
. natalis ! Cap 174 Cu 656 Ep 639 Ps 465, 775, | | 
| 


ABI RUM een 7 | 

 NUpPLalis Cas 856 u, in | 1 | 
| prodigialis Am 739 oo... 222 20eeeeeeeeeenn 1 | 

Ä Bialis:- Mer 865 nun. nern | 1 

: WIatIeUS- BA IE een | 1 | 
| uitalis Poe 1187 2222222000... BIER EERRRN 1 | | 
Ä | 

| l) ahenus I: Tru 274; III: Ps 656 ............ 1 | 1 Ä 
‘ aprugnus I: Per 305; III: Poe 579 ............ 1 4 | 
| bubulus I: Mo 882; II: Tri 1011; III: Au 601 | Ä 
367 TVE BER nn neeneeenenenenn u 1 | 
| caudicalis Ps 158 .........2eccceeeeeeeeuenn | 1 
' collyrieus IH: Per 95; IV: Per 97 ............ 4 1 
‚LunginusTri 881 u. ua 1 | 

| naualis Men 350 Fr 137 .....2.222ecceenenn 2 


m) Adicctiva in -Inus exeuntia? apud Plautum mirum in modum 
semper fere antecedunt, cum in soluta oratione substantivo 
postponantur.? Quam collocandi rationem Plautinam imprimis 
rei metricae tribuendam esse non erediderim. 


agninus I: Ps 319; II: Ps 329........2.22..... ee 

anetinus-Ru 933. unsre | 4 
CanInUS.G3aS I 3. Zensur ers 
cantherinus Men 395 .......:.2e2ecceeneenn 
catulinus ® Fr 108....2. 22 oo cooeeeeeeennnn 
tlürinus Tru 269. 23:2 nase de 


colubrinus Tru 780 ..... oo oo ocoeeeeee nn 
formicinus Men 888 ...... oo onen en 


- .. 4 


en u u je m denn  Demiis 


hiratinus PS 967 zu203 era 


I Semper cum »diei» substantivo coniunctum est. 

2 O{r. etiam p. 16,n. 

3 Cfr. exempla, quae attulit AnLnrecHt, l.c. pp. 23, 28, 29. 

4 Ordo verborum incertus est: non enim exscribitur versus, res tantum 


indicatur. 


16 Nımo LeRAMmUSsKosKki. B XXIII.z 


hirundininus Ru 3U8 ... co once. 
leoninus Men 159 . 2... oo co oeeeeenn 


ı dupinus Cas 971 .....2222.22reeneen RUE 


© 


noctulnus Cu IT are seen | 
porcinus Men Mi ......ceeeneeeeeenneenn Ä 
soricinus Ba 889 .........2222ceneeeeneennn 1 
LAUNINUSDAI 0. renden ein | 


Diminutiva: 


I SWlluS Fr Au3 Oo... een 
tod us Ci 408 ee een Ä 


n) Adiectiva locum significantia non omnia huc referenda sunt, sed 
ea tantum, quae unde ortum sit quid, vel simile quoddam indi- 
cant. Quorum numerus in fabulis Plautinis non est magnus: 


_ exoticus Men 236 Mo 42 .........22ceerenen. ' 2 
' marinus Per 199 Ru 298... ocean. | 2 
maritumuvs I: Ci 221; III: Ba 342 Ru 310; IV: 
BUY. sus Beate | 1 a 1 
' peregrinus I: Per 158 Tri 767, II: Ba 1009; III: ; | 
Poe 675; IV: CH A1a3 oo oo oooeeee nee. 2 1 1, 
FÜUSUICUSNI I 200 sie | 1 
terrestris Gap 189 Ps 835 .....22 2222. q 
thalassicus Mi 1282 .............. ERELUTEN | | | (a 
! transmarinus Mo 497 .....222eeeeeenneenenn 4 | | 
urbanus I: Cas 104 Vi 32; I: Mo f5 .......... 2 1 


D) Adiectiva, quae rem significant, qua quis est praeditus, varla 
collocandi ratione apud Plautum ponuntur: 


anulaltus Poe 1 vr se 4 

atrentatus Ps 312 css en eakie  «@ 1 

armalus2 Mi1253 „aussi | 1 | 
aurılus ALL 608 vun ee | 1 


! Etsi parlicipiumm est, ad haec adiectiva est referendum. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 17 


centuriatus I Ps 1232 „2.2.20 coceeeeeen | 
Ceralus- As 763. 2. 
columnatus Mi 211 .......: 22er cooeeeeeeenn | 
dotatus ! I: As 898; III: Men 61 Mi 680 ...... | 
eburatus Au 168 ..... co oo 4 
Iindotatus-TN 328 432.02 u 2er 
INSepesins-Tru 315: since ! 
mammeatus Poe 393°... 2. co oneeeeeneeenn | 
manuleatus Ps 738 ........ DEREN TRATERN 1 
maritus I: Cas 291; IIT: Men 128; IV: Gas 35 ... 14 
»-oeulatus. Ps. 301 zu ten | 
| pennatus Men HB ........cueeeeeenennene | 
:Sagiktätus;Tri 242. ns ein naenen 
striatusI Ru 298 ...0co een 


calceatustCap187 zuonneennnenn 4 
| 
f unguentatus Mi 9a .....c.ceeeeeeeeeeenennn 


m u u bu 


E) In iis adiectivis, quae plerumque substantivum sequuntur, 
ALBRECHT (pp. 23-—4, 27) colorem significantia multa enumerat. 
Ila quidem communi quodam sensu, quo nititur sermo humanus, 
id indicare videntur, quod in unaquaque re inest, non inesse iudicatur. 
Et in Indica vetustissima lingua, ubi adiectivum rarissime post- 
ponitur, DELBRÜCK (l.c. IIIlp. 36) adiectiva Suklaet Sveta (albus, 
candidus) cum substantivis, quae equum aut bovem indicant, con- 
luncta secundum locum tenere testatur. Potest autem spectanti alii 
alius color aut displicere aut placere, qua de causa haec adiectiva 
in Omnibus, quas novimus, linguis vim affeetus plenissimam inter- 
dum obtinuerunt. 

Apud Plautum haec inveniuntur: 


ı Etsi participium est, ad haec adiectiva est referendum. 


18 NıLo LEHMUSKOSKI. BAXII:: 


[2 j 
ni 
nn | 
vi 
ug 
bung 
beat 
<s 


CO este 3 | 2 Ä | 
aqutlus. Poe 1112 en ara 1 
ater I: Am 727 Cap 5096 Ps 814; III: Cap 597 

Mer 870. uresreshisteeeeaneee 3 | 2 | 
Caeruleus Tri 83h. nein 1 a“ 
"BAEFUUS- RU268 rear | 1, 
candidus Mo 1148 Ps 1262 .......ccccccn.o.. Ä 
canus I: As 934 Ba 1101, 1208 Cas 239, 518; III: 
MERIDIEN B) 1 
lürıd05.039:595.. eyes een | 1 | 
DIKer Gap 647. range 1 | 
Poenieeus: Ps 229 essen ie 1 | 
Puniceus - RU IR ea ee 1 
Tubieundus PS12 19... 13 | 1 
rubidus Cas 310 58230 2.2.20 ceeceeeenenenn 2 
Ssubniger Mer. 640 u.242.0: 0 see 1 
| lırmdıs Men 828. nun 1 


I") Alla quoque adieetiva ea, quac sensibus percipimus, significiam- 
tia AuLpreeir!t in Catonis »De re rustica» libro plerumque 
postponi testatus est. Cum illo Catonis usu Plautinum optime 
eongruere apparet. Sunt autem huiusmodi alia, quae sensum cuın 
aliquo affeetu commixtum aut aestimationem quandam eius, qui 
loquitur, significant eamque ob eausam substantivum antecedunt. 
(fr. pp. 22, 23, 26. 

Quae apud Plautum huiusmodi adiectiva substantivum sequun- 


tur, hie enumerabuntur: 


Pa 


 aridus I: Ru 726; II: Fr 29; IV: RU 574,768 .. 12 1 > 


BSDEL > GAWaIz . aussi kseeheihe eh 


ı Cr. pp. 319. 
® Translate: »arido argentost opus», I. e. puro argento. 


° yad cenam asperam». 


N 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 19 


' clarus 1 I: Poe 1146; Ill: Am 1120 Au 748 Cas 3; | | | | 


No ee a Er 

‚ erudus I: Tru 644; II: AufrV ...2222222.... a1 1 | 
_ dulecis Ill: As 614 Tru 371; IV: Tru 180 ...... | | 2.04 | 
ı foetidus Cap 813 Mer 57u een. | | 2 | | 
- frigidus Ci 35 Ru 527 ......202ccucccneeeeenn | 2 

lübrieus-M1852. 2.23.20. re 4 

meraclus Cas 6390... oo con | 4 | 

INEIUSt a ee ge 4 2 11 6 

nildUSCHS217: erneute | 4a 

purus 3 III: Am 946, 1094, 1126; IV: Cap 861... 9 1 

putidus Ba 821,1163 Ru 134 oo... | | sg 

rallus EB 230- 2004.42 2wE ish 4 | 
| SeTenUS.MEN 876. Ara. nern Ä 4 

SPISSUS EP 230 ... 2.222 ocean. | 4 

submerus St. 272 —3.......222ccocceeeeennen | 4 

Lurgidus MiAIOB on. Aa 
“ uuidus@1: Ru 251, 265, 982: II: Ru 573 oo... 3! A 


1 1: »clarus clamor»; I1I: »uoce clara», »luci elaro», »sigenum elarum»; IV: 
»plausum si clarum». 

® Mirum in modum apud Plautum etiaın translate post substantivum 
ponitur; in soluta oratione, cum hac ui usurpatur, priorem locum tenet. 

° yuasa pura», »manibus puris», »uasa pura», »uasa libi pura. 

% Non translate usurpatur; ut antecedat, emphasis occasionalis efficit. 


20 N1LoO LEHMUSKOSKI. . BXAlll. 


‚Adiectiworum, quae antecedere solenl, ordo Plautinus. 


: A) Numerum vel amplitudinem significantia: 
aliquot I: Cap 161 Cu 240 Mi 582; II: Poe 1421 3 1: & 
allus Mı 1190. „usesisesasetiee a 4 | 
ambo Am 1119 Au 104 Ba 719 Tri 475 ...... Pa | 
amplus-EP 302 2.2.4.4 He 2 | 1 
anpustus RU 1147 rs. | | 1 
breuis Gap 213—4 Ps 822 ........222cc220.. 2 | Ä 
complures I: St 170, 198; IV: Au 718... ........ 2 | | 1 
CONAN AU 622 cyan Ä | 1 
| ereber AU 65. ass reeaeekhsieise 041 | | | 
frequens (11 6 Mi 594 ...... 2200er | 2 | 
grandiculus Poe 4181 .....22ccneaeeeneennen 7 | 
grandis I: Mer 22 Per 658 Tru 286 Fr dub. I; | 
' 1: Cu 368 Ep 13 St 295 Tri 279—2: IV: | | | 
Mer 96-7 u.a re a | | 4 
ingens Cap 843, 844 Mer 95 ....ccceceeceen | | | 3 
latus Ill: Au 57 Mo 433; IV: Ba580 ........ | | 2 1 | 
longinquos Mi 731 .........2.... ae | | | 1, 
longus I: Ep 544 Men 779 Poe 837 Ru 129% Tri | | 
806; 11Il: Poe 1298 Tru 853; IV: Ba 279—80 | | 
TO ee ee | | Ze 
macılentus As 400 Gap 647 oooneeeneeennn 2 | 
INAEHS 2 ee ea een 54'419 | 23 10 
 mediocris I: Ba 425; IT: Cu 533,537 22. .2.2.2.2... 1 | 2 
minulusB3:991 RuU4323- ins en ı 2 | 
modıeus P0e522 aussi ta ei | 1 | 
multiplex Ep 529  .......... ea ; Sur | | 
Mullush Susan 13,16 30 7 
Heceullus= Er: 282: zes nahe 1 | 


! Usus ideın fere est in singulari numero atque plurali. »Annus» semper fere 
(S:ies) antecedit, in genetivo casu semel (Poe 1263) postponitur. 


BXXIII.s 


. EEE EEE, 


nimius I: Am 1080, 1105, Cap 275 Cas 528 Cu | 
468 Men 1039 Mer 19 Mi 998 Poe 1205; II: 
Am 616 Men 199 Mi 68 Poe 10, 317 Ps 1280. 


St 523 Tru 68; III: Au 821 ..............2.. I 
HDulluszass2: 25 nat seen see 3 
OMDIST. yet ee | 139 
paruolüs I: Cap 1013 Ci 123—4, 552—3; III: Cu | 

528 Mer 90; IV: St 161 ........222c222200. 3 
paruos I: Au 790; II: Gap 893 Ru 1105; IV:; 

IN OT REONELOEFRERUNSNERENSTCHLIEN a 


pauci I: Am 1087 Cu 333 Men 36 Mer 153 Mi 375 \ 
Mo 18, 81 Poe 408; Il: Cap 1033 Per 661 Ps: 
972; III: Poe 1207 Tri 160 Tru 348; IV: As88, 8 
pauculi Ep 460 Tru 643 ........ 222222222... | 
Daullulus BaB6s.u.. usa 4A 
pauxillulus 11: St 163: III: St 272; IV: Mer 193 | 


pergrandis Per 49% u... raus aan nee 1 


- Berparuss Ti. ans ee 
“ plerique I: Cu 377 Ep 166; Il: Tru 145 ...... 


quantusuis I: Ep 410; II: Per 625 ............ 


Tarıs FI Sunset enmnnetessrast 


1 
2 
 pusillus I: St 176; III: Tru 868 .............. 1 
1 
1 
1 


12:ies (»dique omnes» 5:ies), »deosque omnis» bis, »di — — omnes» 8:ies, »ydei — —- 
omnes» semel, »deos — — omnes» semel, »dis — — omnibus» semel. Tres tan- 
tum locos animadverti, ubi adiectivum antecedit: somnibus dis» (As 143), »per 
omnis deos» (Ba 777). »oınnes, Demipho, di» (Mer 710). 


tantusdem 1: Tru 758; IT: Poe 633 .......... 1 
tenuls:Mer 18 u: 2G 2r82. 28 228, 


MOL DI a a ee area 3 


ı Si vocabulum »dei» accedit, semper fere postponitur »omnis»: »di omnes» 


un En) 


De adiectivi attrıibuti Plautini collocatione. 


25 
43 


64 


29 


22 NıtLo LEHMUSKOSKI. BXXIII.s 


Im am | W 


totideni Ir1.349. massieren 1 
totus! ...... Eee er ea 13 2 10 
 BEegrandisti 378 sahne tue | 1 ı 
UNUS Sara tee idee 25 Ä 10 10 7 
| unicus II: Gas 264; Ill: Poe 68 St 350; IV: As | ! 
ECT ee | ı 203 
UNIUOTSUS Tri 171: ns snsstr atenen | 1 
| uterque I: Tri 23%; II: Ps 391  ....22.22222.. 1 | 1 


B) Adiectiva, quae plenum aut vacuum significant: 


 cassus Ps 31 Ru 1324 ....cnceeeeeeennnen 2 | 

COPIS PS-6ER enges ri | 

_inanis III: Per 354 St 231; IV: Ps 31 ........ | | 2 1 
 onustus I: Ps 1306 St 276; II: Men 757; III: 

Be N 2 PIWEERRERDEIRHEETEEHEERERRRSEREN 2 0a 1 


plenus I: Ep 208, 286 Mer 115 Per 821 Ps 157| | 
St 468; III: Cu 127 Men 89; IV: Au 709 Ba 153. | 
PEerS0b 2. sunstser mie 6 | 


2 3? 
solus I: Au 673 Ps 807 Ru 205; II: Ru 1185; III: | 
Mo 995 RU22T onen ee 2 
| uber I: Ru 637; III: Ps 198... ......:.2.222.. Ä 1 | 
BOCUOS TEN za ent Dre | 


C) Inter ea adiectiva, quae de rebus id significant, quod sensi- 
bus pereipimus, nonnulla sunt, quae ad haec amplitudinis adiectiva 
proxime accedunt: 


| 


artus P&66 ss teie 1 
_ erassus }: Cap 734 Ps 1176, 1218 Ru 833 Fr 122; 
III: Por SEIVE Per ren 5 1 1 


to 


durus I: Gas 850 Per 60; IIT: As 944 Men 975 .. 2: 3 


ı Ubi adiectiva »totus» et vomnis> cum substantivo sunt posita, difficilli- 
mum est diiudicatu, utrum attributive sint posita an appositivam habeant vim. 
2 (senelivo casu definitum sie postponitur. 


ann) 


B XXlIll.s De adiıeetivi attributi Plautini eullocatione. 23 


m 


7 = — 
I 1 II W 


' firmus As 944 THEM ..0.2020eceneennen a . | | | 
: gfauidus Gap 398 1... | | ! 1 
' grauis As 55 Ep 559 TH 75 ...cccccccecnn. | Ä 3 \ 
' malacus I: Ba 355; II: Ba 71; 11:Cas843 .... 1 A101 
: molliculus Cas 492 .......2..2eeeceeeenenen 1 

mollis Cap 851 PS67 .......cccceeeeeeennn 2 | 

molluscus FT45 .....2222cneeeeeeeeennnnnn 1. | 
- robustus Cu 692 Poe 1153 22.22 con. 2 | 

solidus I: Per 425; II: Ep 392; IV: Ba 188 .... 1 1 1 

sublestus Ba 542 ............... PRAG 41 ' 

1 | 


Fener. PSs6, our er iR ara 


D) Adiectiva quodam modo aliquid contrarii ! sienificantia: 


SNeNuSs. ee 18 5 | 11 1 
| SIUS Na IE 67 14 ! 11 2 
alter I: Au 195, 292 Ba 1184 Gap 25 Ep 518—9 
‚Ru 807 Fr 36; II: Am 481, 1116, 1124 Ba 692 Ä | 
719, 974; III: Au 292 Cap 1005 Men 26 Tri | | | 
1066; IV: Men 38 Poe 895... ccaccn.c.n.. 7 u Be 
alternus I: Tri 539; II: As 918 ...........2... re | 
_ ceterus I: Au 478—9 Tru 318, IIl: Ba 268, | | | 
. 1138 % Men 280 Poe 55 Ps 268,1267, IV:As50 2 se a 
| geminus I: Am 615, 1070 Mi 258 Per 831; II: Am | 
1088 Cu 221 Per 830; III: Mi 1102; IV: Mi 473. | 
En ea aka: 1000383 | 2 
i relicuos Mer 547 „2 con onen eeneeenenennennn 1 | 
| Uterus 3123 rain eier ne | | 1 | 


E) Adiectiva, quae comparativam quandam vim habent, ad illa 
aliquid contrariüi significantia proxime accedunt vocique principali 
anteponuntur: 


3 De his atque aliis quae proxime sequuntur adiectivis vide quae AMMANN 


(pp. 27—30) exposuit. 


24 NımıLo LEHMUSKOSKI. B XXIII. 


Congruos MI 1116 „wi: 1 | 
consimilis Ba 454 .....222222eeennerenn nn 1 
par I: Ba 1108 Mi 1251; II: As 172 Per 223: III: | 

Poe 376 Ru 49: IV: Mer 999 .............. 2 2 | 2 14 
similis I: Mi 700 Ps 57; III: Men 19 .......... 2 | 1 


talis I: Cap 140, 955 Cu 125 Mer 701; Il: Cap 753 | | 
Per 535; III: Au 396 Mer 999; IV: Mer 501 | 
MiI321 2a ee 4 2 


F) Sunt etiam quaedam adiectiva cognationem significantia, 
quae in soluta oratione semper fere antecedunt. Sunt autem haec: 
»paternus», »patrius», »maternus», »fraternus» (cfr. RouDe I, p. 16, 
RECKZEY p. 30, ALBRECHT p. 97), »patrituw. Cur autem hic usus 
exstiterit, non difficile est ad intellegendum. Aliquid enim contrarü 
in eis adieetivis inest, ut qui voce »paterni» sit usus, ei »ınaterni» 
vocabulum in mentem venerit. Ad haec etiam »germani» adiectivum 
accedit, quod apud solutae orationis scriptores postponitur, si 
genuina notione usurpatur, antecedit autem, si translatum obtinuit 
sensum. Ad haec referendum est etiam »mas®, quod semel adiectivi 
vice apud Plautum fungitur. Apud Plautum omnino eundem atque 
in soluta oratione usum pracvaluisse ex numeris infra positis videris: 


germanus I: Au 122 Cap 288 Gas 615 Mo 40 Ru | 


732; 11: Tru438: IIE Poe 197.2: 23222 0 5 1 | 1 
MAS-FOEIIH. suisses einen 1 
paternus I: Ci 165 St 88; II: Poe 1080; III Tri | 
18,789 90; IV: Ru 1160 oouaneeeeenenn ıQ a 
WALL LUS:PDEE0IT 244 ee 1 
 pafrius I: Mer 73 St 506: III: Tri 10 EIERN 2 | 


(x) Amplitudinem quandam aut contrari quiddam nonmulla 
adieetiva sienificant, quae ad locum, tempus, aetatem primitus 
pertinent, sed saepe translate usurpantur: 


B XXIII. De adiectivi attyibuti Plautini collocatione. 25 
| ı,u.mlıw, 
se | | | | | 
| A) aduorsus I: Ba 113 Mer 33; Ill: Ps 237, 745 | | | | 
= TR nee ee 2 | a: Ä 
_ dexter I: Fr 105; II: Cap 442; III: Au 649-—50 | | | 
7 DM 2005 aan ı, al | 
| laeuos I: Au 624 Men 555 Mi 203 Per 631; II: | | 
. Mi 203; III: Mi 1180 Poe 1073 ...... SINCE 4 1002 | 
' medius I: Am 514 As 100 Au 7, 162 Cas 140 Cu 4 | | 
| Poe 315, 1301 Ps 984 Ru 471 Tru 527; LI: | | | 
© EP 679; III: Men au8 .ooeeeeeneuneen. ae | 
: "DEDIIUSASGT sunshine 1 | 
 Posticus St ASOR ei ennen | 1 
| propinquos ® Au 75 CH 17A vu... neeeneeeer nenn RZ 
rectus I: Ba 711 Cas 881 Ci 534 Mi 329, 491 Poe | Ä 
692 Ps 1051, 1136 Tri 868; Il: As 54 Cas 169,90. 2 | 
 sinister Ep 183—A Ps 762 oo cccceeeenecn. | | ıQ 
_ superus I: Ba 987; III: Ba 955 .........2.... Er 1 | | 
erAanSuorsus AU ST onen 4 | | | 
LraUorsus Per 444 „uses denas se ‚41 | 
uieinus I: Ba 172 Mi 154; Il: Mi 487 .......... en | | 
Be ae 0 u 
 D) adsiduos ASA2B oo oo ocean. Ä Ef 
 adulescens Ba 65 Mer 1021 Ps 434 Tri 1021.... A | | Ä 
adulescentulus Ba 88 Ep 43 Mi 789 .......... | 3 | 
adultus Tri A110... ea eat l 
aeternus Cap 780,897 oc cn een, 2 
‚_ annuos ? Ill: Ba 14 Ps 178 Tru 31; IV: As 886 | 3 1 
antiquos I: Cu 591 Per 507; Il: Am 475, 1141 Ä | 
Cap 105 Cas 13 (anticuam); III: Mer 885 Ru | 
6255 IV: Tri BE nn. a \ | 
continuos II: St 214; Ill: Mi 742 ............ Ä E39 
crastinus II: St 638; III: Mo 881 ............ | 1 | 1 Ä 
‚ hesternus Per 77 Ps 731 ..........2-2r2200.. 2. | Ä 
‚ maturus Mer 54 u... 4 


menstrualis Cap 483 


I Ter cum »rei» nomine coniunctum. 

*2 Translate: de tempore et de cognatione. 

® Ordo Plautinus contrarius fere est ei, qui apud solutae orationis scriptores 
observatur. 


26 NırLo LEHMUSKOSKI. B XXNIll.sa 


BT RE EIEREENFERAER TEN UNE EERR: 3.12 | 80 2 
| perennis Am Aa... ce | 
DErDeSs AM 732 Suse aeg | 1 
perpetuos Cu 189 Mo 536, 765, 1035 Ru 370 .. 5 | 
Pristinus® Tru7. Zustieg ae | | | 1 
 sempiternus?® I: Per 34 ?; III: Mo 224, 247; IV: | 
| Per 35 essen sei | ED u u; | 1 
| senectus * Am 1032 Au 253 Cas 240, 259 Mer | 
» BSP as ehaksli nn enlserset tr 6 
| semex Poe 508 on. | | | A 
| solstitialis Ps 38 Tri 544 ........2cccccceu Ä 2 | | 
uetus I: Cas 8 Ci 307 Cu 96 Mer 976 St 425 Tri | 
' 14028 Tru 306, 903 Vi 1; II: Cas 6 St 768 Tri ' | | 
4028; III: Au 571 Cas 5 Poe 135, 259; IV: Ci | | | 
505 TIWI0E eee DK ee er Se EZ 
H) Adiectiva ad celeritatem spectantia: 
| celer I: Mer 850 St 337 Tri 623 Tru 8; IIl: Men | 
867: 1 -POe568 ernennen | N 1 1 
. eitus Au le EEE 1 | 
 rapidus I: Ba 85: III: Men 64 ooocccnan.n. 4 | | 1 
‚Süubilus BN4BT euseiisnieernaneeee 4, 
AS POS eyes u | 


T) Atlieetiva id primitus significantia, quod sensibus percipimus 
(efr. p. 18): 


ı Apud Caesarem semper antecedit, apud Ciceronem multo saepius priorem 
quam posteriorem locum tenet. 

2 Apud Caesarem numquam, apud Ciceronem raro postponitur. 

® Apud Caesarem non invenitur, apud Ciceronem saepius fortasse secun- 
dunı locum tenet. 

4 Semper cum »aetalis» substantivo coniunctum est. 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 27 


acer! 1: Ba 449 Tri 723; Ill: Ba 405.......... 2 N 
acerbus ? As 595 Poe 1696 Tru 174 ........... 

| amarus (as BI nennen | | En 

calidus 3 1: Mer 140 Mi 226 Per 632; Il: Mo 665 | | | | 

Poe 759: III: Cas 255,309 “occcccc.. 3 | | 

Auleiculus® Poe 30 ......222ueneeeeernenn 1 

oblongus Mer 640, 643. ... 2... rue ce nennen. 2 

1 

1 

2 


BlanusEr12: ausser 
FAUEUSCIB0L. er 
' salsus I: Poe 241 Ru 589; Ill: Am 740 Tri 821 


L) Iam adiectiva plura inter se dissimilia enumnerabimus, quibus 
id tamen commune est, ut ad res corporeas primitus pertinuerint: 


acytus I: Ep 185 Ps 1219; III: Cap 647 ......, 2 | 
ancipes I: Poe 25; IV: Men 858 .............. 4A | 
caecus® Ps 301 ..... enlarge | | 
cerritus Poe 528 ...... 2.22 ceeeeeeeeeerenn Ä 1 | 

| 


= — 


 elaudus AuFB .oon een 
decrepitus AS 863.2... 2222. OR 
_ essurialis Lapa6B. este 
exoletus I: Fr 103; 11H: Cu 473 2.2.2222 2er... 
famelieusHUWIE- sine 1 | 
fluctuosus Ru 910 .....222200ccneeeeereennn | 41 | 
horridulus PS 68 ........:cccueeeeeeereeen | | 1 | 
inlrequens® Tru2302.:2,423 ein er a | 
inlutus Poe 316 0.2 cn 1 | 


PER = 


u mb u — bumiis 


-. 


I »acrıs postulati®», »acrem fugitorem» »cor acren. 

? «acerbumm funus». acerba amatiost», »acerbo aceto». 

3 ]: »calidam picem», »calidum eonsilium», »in calido loco»: II: »calidum 
hercle esse audiui optumum mendacium», »ecalidum prandisti prandium»; III: 
»aqua calida», »in furnum calidum». 

4 »huiius dulciculus caseus». 

5 „die caeca». 


© »pro infrequente — — militiw. 


28 Nımo LEHMUSKOSKI. B XXI: 


inmundus! ICH nennen | u 

; Inpuratus? Ru 543 u...05a4400 00 4 

: inpurus® Mo 619,887 I oo. 2 
INTASUS:RU1303 eisen | 1 

: insecundus Poe 331 ............ PIEUTRERUERE 1 
Integer? "Tru249. ur reeee | 1 
latebrosus Ba 56, 430 .. 2: oc o esse eeeeeneen ne. 2 

" lienosus Cas 41a ....2nnceeneeeesereneur nn Ze 1 
; Jippus5 I: Per 11; 11: Ba 913 ...... ei: 1 1 

_ liquidus $ 1: St 700; II: Ep 183—4 Mo 751 Ps 

:. 282-111: P3 762 anime 1 3 | 
lutulentus Ba 38% ....cocceceeseeeeerenen 1 | 

: mustulentus 8 Ci 38% ....22ceeeeeeeeeen 1 

mutus I: Poe 876; Il: Mi 664 ............2.2... 4 1 

| Patmlus Em 22, aussen 1° 

; placidus‘? Poe 524 uses | | 1 
podagrosus Mer 595 ....2ceeeeeeeeeeenennn 1 

robiginosus 1 St 230 u .222ceneeeeeeennen L) 

sagax Cu 110 A ERNST EEE REEEN EIER 1 | 
| seruposus ÜCapi1ß5 ....22222eeeeeeeenenn 1 

} sordidus BP ASAaD ooccneeeeeeeeeeennenn 1 

| sordidulus 3 Poe 270 .......cceeeeeseeenenn | 1 

| squamosus 19 1: Ru 942; III: Men 918 ......... 1 1 


1 yinmundas fortunas». 

2 »inpurata belua». 

3 sinpurae beluac», »inpure parasite». 

4 „de thensauris integris». 

5 ]: »lippo oculos; IT: »lippi — oculi». 

8 I: »liquido Libero»; IT: »liquido exeo foras auspicios, »liquida esse tem- 
pestas», »liquido es animo»; Ill: »auspicio liquido». 

7 yex lutulento caeno». 

3 »mustulentus uentus». 

’ »in re populi placida». 

10 yrobiginosam strigilim». 

11 »scruposam niclus commetat uiam». 

12 „sordido uitam oblectabas pane». 

13 »seruolorum sordidulorum». 

14 ]: »sine squamoso pecw= sine piscibus; I1I: »soleamne esse auis Squa- 


mossas, piscis pennatos?» 


B XXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 29 


'ı.ı m | IV | 
| 

Stabılis AD 2IL usa este 04 
 sterilis®Mi 609 .oocoeeneeeeeeeeneenenn | 1 | 
tranquillus 3]: Ci 14 Ep 444 Poe 507; IV: Mer | 
N. een 3 1 | 

: tumultuosus 8 Tri 1176 2.222222 eneeeeeeeeen 1 
‘ turbidus® Ru 940...0 1222 cceeneeeeeeeeeennn 1 | 
| turbulentus $ 1: Ru 1186, 1187; II: Ep72 Mis13 2 2 | 
ı tutus Mer 196 Mi 598 Ps 1052 ........2..... u | 
MAILEN AS HG are 1 | | 
| Ualeus MS ers na en 1 | i | 


M) Quae et ad corpus et ad animum spectant adiectiva: 


sanus I: Men 633: Il: Men 802 Mer 262--3; III: | | 
MON ee ı 41 A | 
uiuos I: As 35 Ba 242 Ps 8? ....2..22 2. rn.... 3 | 


ebMOIS CU 0 N Eee 41 | | 

eDNUSE MI. see | | 4 

INSAnUus Tr 678 urn ee u | | 

Inutelus-Poe- II aus ner | 4 Ä | 

Jassuse@u 31%. usstaisseene u we | | | 
| mortuos IT: As 35; IV: Men 240 2.ccsc...... 1 1 | 
| negotiosus II: As 599 Mi 447: Ill: St 356 .... 2 4 

otiosus I: Men 453; IT: Tru 136 .......:22220. ı 41 1 ı | 
. saluos® T: Mi 1420: II Tru 630: I11 Tri 610... l 1 1 | 


1 stabile stabulum». 

2 »sterilis hinc prospectus». 

3 ]: »tranquillo mari», »tranquillum locun», »in tranquillo mari»; IV: »animo 
sis tranquillo». 

4 »tam tumultuoso sonitu». 

5 »turbida tempestas». 

$ sturbulentam praedam», »tam turbulenta tempestate»; III: »eu edepol 
res turbulentas», »teınplisque turbulentis». 

7” »insanum [et] ınalumst». 

8 »saluis testibus»: «uentre dum saluo licet»: »in re salua. 


30 Nımo LEHMUSKOSKI. 


| 
| 
| 
N) Adiectiva, quae vel proprie vel apud Plautum saepissime | 
ad hominum aut animos aut ingenia aut mores spectant: | 


 aequos ! I: As 303, 375 Cas 966 Ci 532 Mi 1343 | | 
« Per 72 St 125 Tru 233; II: Ru 552 Tri 493—4; | 
III: Au 187, 739 Cap 196 Cas 377 Poe 22 Ru, 
WETTEN arten 8|23 | „ 

| alacer A 249 a. ae 14 
| argutus I: Tru 495; IV: Tru 494. ....22.2.2..... | | 1 
| audax II: Am 985; III: Au 460; IV: Mi 309 .. 1 
| auarus Poe 457 eos 1 | 
' auidus I: Au 9 Tri 825; II: Ba 276 Ps 1323; III: 
 AUERT een n 2 1 
ı callidus As 257 Ba 643 (bis) .occccceecnecn ec 
| catus Ep 258 Men 131 Mo 1142 Ps 681 ...... 4 
| cautus I: Ps 290, III: Mi 467 ..ceenanneeennn. Aa 
| elemens Mi 1252 .......2222cceeneeeenenenn 1 

consultus Mi 602 (add. BoTHE) .............. 4 
cupidus I: Tri 237; IIl: Ba 1015; IV: Poe 179 .. i 1 l 

dicaculus As 511 ...... Cocoon eueeeenenenn | 4 
GLIBENS-AMIZE Seesen 1 

doctus? I: Mi 147, 248 Per 594 Ps 485, 527; II: 
| Per 480; III: As 525 Ba 1095 Mer 632 Mo 412; 
» "VE BA69E zer 3 1 A 1 
| dolosus II: Mi 198: III: Ps 1251  ....2.2..222... 1 1 
| EXCOTS-METr 2, Aussee een | 1 
| fastidiosus Ru 3723... 02 oo onen 1 | 
| ferus® 1: As 145; IV: Cap 123 ..nnceneencen- A 1 
| HUXUS-CaD AN) Lex arten 4 
' fortis I: Tri 1133; I: Ci 232; IV: Ps 992 ...... 1 1 1 
FBloriosusCapise, sera age re | | 1 

1 


»aequo anime» quater, »animo aequıem ter, »animis aequis» semel, »aniınus 
aequos» bis. 

? 5:ies cum »doli» substantivo coniunetum antecedit. 
3 »faslidiosus aedilis». 


4 »ex fera fame», »aui’ me ferae consimilem». 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 31 


1 ı Il | IV 
| | Bi 
: graphicus [:'St 570 Tri 1024; III: Ep 410 Ps 519, | | | 
Eee ee 2 | | 
hillaris MO 318 u. as a a1. | 
hiulous Tri 86 unnneenennnnnee| 1 | | 
‚indiligens MO 110 .....n0noneeneneeeernenn | 1 
Ä indoctus Ba 1089... 2222. | ' Aa | | 
 indomitus Ba 1015 ....22.cueeeeneeneennne- | | | 1 | 
‚ inmodestus Cu 200 .......ceeceen.- es 1 | | 
| inpudens Fr 137 sn ss ea | | I; 
‚ inpudicus I: Am 927; II: Ru 393; IV: Am 936 1 | 
| insipiens Ps 908 ..cn can 1. 4 | 
| iracundus Men 269 ....... ERREEREREEEERrere | er | 
 JubensGL 1% onen aa en re 4 | | 
magnanimus Am 212 .........2ceeeeeeeenen 1 | | 
modestus I: Cu 201; III: Ba 1079 ............ 4A 1. 
morologus Ps 1264 ......22222222eeeeneeeenn | 1 | 
.3BArL US AWSTA a. ee sei | ' 10; 
| pergraphicus Tri 1139 .......2 22222 ecceene. 41 | Ä 
 piger MO106 ....22 22 oeeeeeeeeeeenennennen 4 | 
prodıgüsPoe&. 7 16..522:..uu2u | 1 
PUdENSASB2, nee er ereee 1 
pudicus 1: Cap 1029 Mo 206; III: Tri 697 ....... ı 2 1 
quietus I: Gas 381; IV: Mo 396 ........22.... | 
rabiosus 1 Men 936 ....222 222 2eeeereenenn 4 
Sapiens I: Tru 868; II: Per 623 .............. 4 1 
| seitus I: As 802 Mer 755 Mi 1112; IT: Am 506! | 
: MINOR euere 3 2 | 
 SEUERUS: MI. 201 4. a ee 1 | 
| strenuos Ill: Tru 945; IV:Ci1 231 ............ | 1 1 
| stultus II: Mo 176, 861; III: Per594 ........ | 2 1 ı 
‚ subdolus I: Mi 943 Fr 53; Ill: Au 334 ........ 2 l 
_ timidus Ep 533 Ps 576—7 ...22 222 cc 2 ® 
‚„manidieus Tri 275. 2a | | 1. 


l „rabiosam canem». 


32 NııL0o LEHRMUSKOSKI. B XAIILs 


ı ©) Adiectiva. quibus plerumque fortunae hominum significantur: 
) 


. a) diues I: Ba 338; III: As 199 oo occccccccnn. N 4 
egens I: St 331; II: Ba 651 Per 123; III: Vi 89 4 2 1 
expeculiatus Poe 843 ........2222cneerenenn 1> 4 
inops I: Tri 255; Il: Tri 70—1 .............. 1 1 
' ınendicus I: Au 423 St 135; II: St 132 ........ 2 1 
“ multipotens I: Ba 652; II: Cas 841 2.2.2... A, 1 
' opulentus I: Am 166 Ba 96; Il: Au 461 Tri 469; | ' 
LIIEC, 815. Zurserstersersihsre and mi 2 1 
‚ pauper Il: Ru 290; III: Au 111 .............. ı 4 1 
pauperculus Ep 555  ....2erceeeeeeeenennen 1 
b) fugitiuos Men 80 Ps 319... a cncncccn.. 2: 
FANgenHOR- RU 738: „euere ia 4 | 
' liber I: As 477 Cap 116 Cas 535 Mer 612 Per | 
805, 845 Poe 522; II: Gas 537 Ci 128; III: Cu ' | 
38 Ep 146 Per 280%, 749 Ru 114 St 662%; IV: 
POB1 72.007 ee ne 2 602 
lıberalis I: Gu #00 —1 Pve 906, 1102; II: Cu 668, | 
709 Poe 96%; III: Cap 419; IV: Per 546...... 30,03 10, 
SERUOEPER280° unse 1 | 
| €) fortunatus I: Ba 455 Mi 1223 Ps 1065: IT: Ci 80 3 1 
FAnNfelN 1929538202 aueh | 2 | 
DISER ee ee ehe 7 3.9 2 
P) Adiectiva indiclalia: 
_falsus I: Am 813 Men 839 Mi 437 Ru 1% (bis); 
' II: Poe 1258 Tru 486; III: Cap 609—10 Ru | 
> SIRSST ZIEL DU EL ea 9 2 4 | 
iniustus Am 2467 een eeeeeeenneeennnnen l 
INNOCens Men BI ae a ie | 1 
MEOKIIS TILL IIO: nee | | 1 


iustus I: Cap 257 Poe 533; Tl: Am 3% Ps 306; 
EIIENU688 zeit 2 2 14 


BXXIII.s De adiectivi altrıbuti Plautini collocatione. 33 


——— en er 


obnoxius Tru 835  .... 2200er eeeeeeenen 1 
peiiurus I: Cap 57; Il: Cu 470; III: Mi 1066%; 

IV P06875,. Sauaeenzeigeeiehnkra 1 1 1 1 
serius! Mer 685 Poe 438 Ru 468 Tru 302, 921... 5 
SONSGAD:AI6: ee | 1 
verus I: Gap 569; Il: Gap 610 Gas 369 Ru 1101; 

III: Cas 88 Ci 198; IV: SEI oo ocean. 4 3 2 1 

() Quae aliquid eerti aut incerti indicant adiectiva: 

 apertus Cap A755 76 een u. | | 
certus I: Am 705 Cap 778 Mer 857 Mi 267,398. | 

Mo 706 Ps 397, 400; II: Tri 270 Ep 163; IIL: | | | 

Per 582 Tri a een 800 2 | 
clandestinus I: Cas 946: II: Am 490 Cu 49 .... | 1 | 2 | 
conscius Mo 544... 222er eeernr nennen | | | 1 | 
dubius Ep 113 Mo 1041 „2.22 ccceeereenennn | | = | 
ignotus I: Ru 1043 Tri 768; III: Men 293, 37%, | | Ä | | 

BIS: Saar 2 ‘3 
incertus I: Ru 188; II: Cap MB leneeecccn. 1 AM 
manufestus Poe 862 .....2cneeerneeereeenn 1 | 
nescius I: Ru 275; III: Ru 275 oc. 1: 1 
ÖOceulLUS CU 07: ee ae 1 | : 

R) Adiectiva, quae, qualem se praebeat quis erga alios, indicant: 
almus:R 1694 ae ea | 14 
amicus® I: Ba 1156; IIT: As 345 Ba 386 Cu 332 

PErs05.I7L.920. sr ae 1 5 
beneuolens Mer 887 .. 2... 22 sense eeeeernuenn 1 
benignus Men 4 Mi 1055 .. 2.2222 c ce ceenenenn 2. 
blandus I: Ep 321 Per 250 Ps 450; III: As 525 

Ir 230-1... ksta 3 2 
delenifieus Mi 192 22... KERNE EEE 
NAUSMO 283. usa ehnnteiee 1 


l I II: W 


I »ılero(n) serio». 


2 Semper substantivo »homo» additum. 


34 NımLo LEHMUSKOSKI. BXXllIis 


ı infensus Tri 836 ..... 222222 neeereeenenn 4 
ingratus Ba 394 .........220ecncneenereenn 1 
| Inimicus Cap 597 nr raasr 1 | 
‚. Jaboriössus Mer-507 .. 2. as a 1; 
| maleficus Ba 280 Gas 783 2.2.2222. .g | 
_ maleuolens Ba 615 ® oc een. 1 
! maliuolus SUAB5 2.2.2 oo oenenneeneeeennn 1 | 
' molestus I: Ci 106: IV: Ps 2467 ........0... N | I 
- propitius III: Ba 452; IV: As 781 Men 1 ...... 4 2 
secundus! 1: Ci 14 Mer 875 St 300: IIT: Ba 543 
Ps:402181 362. 1V:C1 557 2, en 3 | 31 1? 
. 
S) Adiectiva purissime emphatica: 
| amoenus Cap 77% Poe 389 St 742 .....22222.: 3 | 
| barbaricus Cap 492, 88h Gas TAB ..2.2222222... 3 | | 
| barbarus I: Ba 123 Ru 583; III: Cu 150 St 193; | | 
 IVEM liessen ern 2 PUR 
basilieus II: Per 31 Tri 1030, IV: Ps 458 ...... 2 1 
 bellulus Gas 848 .....22020ncenennen. ELENN 1 
_bellus 1: As 931 Ba 345. Poe 138%: IE: Ba 
2207 18.18 warnen 3 2 | 
hanus: sans rettete . 68 24 40 8 
bono animo - anime bono 2.222222... 11 4 > 
bonum animum — animum bonuin ........ 10 3 I 
bonae frugi - frugi bonae .......2...2222.. 4 1 y | | 
. DODa Me zen reaeen 6 1 
' bone uir 6 
bone serue | 1 
bona liberta | vocativi .. 2 cc 2: | 
di boni Aa | 
spes bona | Ä 1 | 
RAUS SEI N een i | 1 


I »secundo uento». »secundus uenlus, »secundas fortunas»: »Tem secun- 
dam», »in re secundı» »uento seeundo»: »fortu< nis ex secundis> >». 


?2 »per annonam caramı. 


BXXIII.z . De adiectivi attributi Plautini collocatione. 35 


oma 71 EEE nn 


| I m 1 W 
| | | | 
j commodus I: As 401; III: Mi 642 Ps 443; IV: | 
r. : POe& 613 = 6- Wazerernnesaersertt Ä 1 Ä 2 04 
Ä COREINDUS Per 347 ira | 1 | 
condignus I: Am 537, 538; 11: Mı 505 ........ | 2 1 | Ä | 
corruptus Ba u20.....2ccceeeeeeeeenneeeenn | 1 
damnosus Ep 319 Tru 693 ......22ccccceee. | 2 | 
dapsılis-AuU 167. .uus:uceiageiier 14 | 
decorus I: Au 220; II: Ru 255 .........22... 41 1 Ä | 
| dignus I: Tri 159; II: Am 857; IV: Mer 395 .... 1 1 4 
diobolaris Poe 270.2... 2:2 | | l 
diU0S-MO.765., an ssar sn a 1 | 
qulcifer. Ps 12652: u... 2: due it en 
eximius I: Ba 927; Ill: Mer 13, 210, 260 St 381 4 A 
' facetus I: Mi 147, 1385; II:Mo 44—5; III:Mi 642 2 1 1 
PAOCISTEI 2. ee 1 | | 
faustus:Per682 write 1 | 
| festiuos I: Cu 88 Mi 83 Poe 1086; Il: Mi 591; | | 
; N: Ps 1254; IV: Cas 760 ....22c22esceenn. 3 1... 4 1 
| festus Au 380 Poe 1133, 1180, 1366 .......... A | 
| formidolosus Am A117. ...2 202 o ce. | | 
1, [OTNoSus Mer 229 Arster ieniieien 4A 
I, idoneus Au 292.2, Weitere 4A 
| inelutus P3172 zu22:2230,34 1 u. er er l 
| incommodus Gas 157 ... 22222222... } ae lnest | 
| indignus I: Mo 1033 Ru 147, 672, 749; II: Poe, | 
| LEN a Se ee ea este hr 4 1 
| inportunus 11: St 387; III: Mer 44 ............ 1 4 
‚ inprobus I: Ba 621 (as 954 Ps 1225 St 14; II: ' | 
‘Ps 1110 Tri 281 Tru 333, 553; III: Cas 268 Ep. 
"32 Tri 1035; IV: Cas 957 on. 0 4 3 N 
| insperatus Il: Poe 1259—60; Ill: Men 1081 .. 1 1 
lepIdiS use ee ‚16 16 13 1 
' luculentus I: Ci 560; III: Men 141; IV: Ru 1320 1 41 1 
Kludicer AU:026 unsere | 1 
"AUEUDEIS CI AG nl ern 1 
magnuficus Ba 966 .......... 22. coneeeenen. 1 | 
' Maus, Ares | 65 12 25 15 
ı  malares- resmala .....22ceeceeeennenn 4 1 


36 NıL0o LEHMUSKOSKI. BXXIIs 


| I II NEW 


(in, ad) malam rem .... 2222 ceneeeennenn 22 | | 
malae rei EESESELESEEEEZEZEZEZEZEZ EEE 3 | | 
inmalare -inremala .....zcccccccc nn 1 ı 1 
Inmalsrebus ats dla 4 | 
|  malarum rerum ....222eneenenneeeeennen 4 | | 
MASS TUN Genese 41 
' (in) malam erucem ..... 22er en 21 1 | 
| (in) malum cruciatum ...e2eeeeeeeneennn | | 
ı malo cruciatu - cruciatu malo ............ 2 Ä 2 
| inetuculosus Mo 1101 .... 22.2222 2 ocean 4 | 
 mirus I: As 451 Cas 625 Men 1039 Mer 225, 226 
| Mi 539 Ru 593, 59%; 11: Mer 482 Mi 377; III: | 
| Am 858 MIR... een ‚:|2'% 
MUEUSRUSbR TER ARE et 1 | 
nequam I: As 33 Ba 557, 558, 1180 Ep 96 Mi | | | | 
285 Mo 902 Ps 1049— 0 Ru 1258 St 557; III: | ! 2 
Tri 123; VW: Cas A on. 100 ee u 
 odiosus Mi 056 2er | % 
opiparus: Mi.103 Zus ieee ie | 1 | Ä 
opportunus 111: Ps 734; IV: Ep 425 .......... | Ä 4 
perbonus Mo 673,692, 76h oo. 22 ceeeeeeenenn | | Ä 3 
_ perditus Men 269 Tri 609 2.2.2202 2eeeeneenn | 2: 
| praeciptos. RU 190: wre Ä | 1 | 
 pretiosus II: BaA; III: Ep 120........2...... | 1 1 | 
PFOBUS 2.2.2 cneneeeneneneneeenenenenn nenn Ä 7 | 10 | 3 
‚, pulcher I: Am 218 Au 610 Mo 289, 201 Poe 306; | | | 
IT: Ep 180 Mi 68; MI: Fr A143. leecencen. 512 1 
Top lmSs By 223 asien Br 1 | | 
| LePIUIEMEN ans nee eis | | 1 | 
ridieulus I: As 14 St 171,455; II: St 22...... Eh 1; 
. sacer I: Men 941; IV: Au 606 . 2222 cc ce. 4 | | 1 
" saeuos L: Mer 197 Mi 414, III: Ru 917 ........ q | 1 
| sanctus 1: Cap 877, IE: Ru 160 ......... BERER 4 1 | | 
SCOlERUS ES RL I nen ee eier | Ä | 1 ı 
scelestus I: Au 437 Cu 40 Mo 219 Poe 798 Ru | | | 
256; Il: Mı 734 Poe 200, III: Ep 686 Mo 257 Ä | | 
Per 208 Ru 895, 1058, 1059; IV: Ru 325 | 5) | 2 | 611 


BXXIII.s De adiectivi atirıbuti Plautini collocatıone. 37 


sincerus Ba 509 ....uceceeresenn PEN STREBEN | | 1 | 


| 

| 
suauis Ci 16 Ps 882, 1301 ucecaeneeneenenn- 3 | | 
tristis I: As 401 Men 773—4; IV: Mo 811 ...... 2 | 1 | 
truculentüs As 4201 um. ser la NEE: 6 | | 
trux BaMM48 .22222...... RT SEBR TER | | A | 
turpis Mo 288, 291 Poe 306,309 ............ 4 | | | 
uenustus Mo 161 Poe 1113 ..... 2.222 22222.0.. | 2 
WItOSUs Mi 316. winner | | 


Ad haee adiectiva, quorum multa convieiorum loco adhibentur, 
referenda sunt. alia huiusmodi: 


asinus! Ps 136 ........ a a | | 4 
carnuficius Mo 55. ..... oc cc cc 1. | 


| 
muricidus Ep 333° ..........eceeeeneeenen: 1. | 
Plagiger BSs103: sanieren | | 
Benelicus-Ru-1112- wi. sehe 


> 


De collocatione comparativorum. 


Adiectiva comparativi gradus, quia plerumque praedicativi loco 
usurpantur, cum apud omnes scriptores paucissima tum apud Plau- 
tum haud multa inveniuntur attributive posita. Comparativi autem, 
cum vim positivi amplificet et practerea aliquid contrarii significet, 
er est natura, ut ei vocem principalem postponi necesse sit. 

Cum ex eo, quod adiectivum definitum saecpissime postponitur, 
conicl possit illud alterum comparationis membrum, quod id signi- 


ficat, quocum comparatur aliqua res, comparativum ad se attraher®, 
’ 


! »neque ego homines magis asinos numquam uidi». 


38 NımtLo LEHMUSKOSKI. 


BR XXIII: 


contextum totum exscripsi, quo ınagis fieret perspicuum, quid illud 
alterum comparationis membrum valeret. 


Hi autem sunt comparativi voceın principalem nullo interposito 
uocabulo antecedentes: 


acrıor: »suae senectuti iS acrıorem hiemem parat, 

quom illam inportunam tempestatem conciet.» Tri 398—9 
wandior: »grandiorem gradum ergo fac ad me, opsecro.» Cu 118 
inferior: »etianıne opturat inferiorem qguliurem,» Au 304 
inprobior: »auaritia ego sum factus ınprobior coquos» Ps 802 
lepidior: »lepidiorem uxcorem nemo quisquam quam ego 

habeo hanc habet.» (as 1008 

maror: »maroreque opere 1bi seruiles nuptiae 


ıuam liberales etiam curarı solent;» Cas 73—4 
»qui dederit, magi’ matores nugas egerit.» Men 55 
»maror lubido est furere et facere nequiter.» » 83 
»ınatorem parlem uideas ualgis sauiis» Mi 9 


»ınatorem parlem in ore habitas meo.» Poe413 
»illius inspectandi mi esset mator copia» Ba 487 
»pro marore parte prandi pignus cepi, abi foras» Poe 1285 


»matore multa multat quam liteın auferunt.» Ru zu 
yut cum mazore dote abeat quam aduenerit.» » 1243 


»utinam ueteres hami< num mo >res, ueteres 
parsimoniae 
potius <in> matore honore hic essent quamı mores 
ınali» 'Tri1028--9 
»ınaror pars populi | aridi reptant famne.» Fr 29 
melior: »wuter Iibi meltor bellator erit inuentus cantharo,» Men 187 
»nulleri nimio male facere melins onus est quam bene.» Tru 470 
minor: DBuerum Aninorı puero Malor est pater,» Am 4$4 
et NOS nnore sumplu simus quam sumus.» Au 484 
miserior:»Nec me miserrior fenuina est neque ulla uideatur 
magis.» Am 1060 
».\/ısertior mulier me nec fiet nec fuit,» Mer 700 


panciores: »iNn pauciores auıdos altercatio est», Au 456 


B XXII]I.s De adiectivi attributi Plautini rollocatione. 39 


petor: »peror magıster te Istace docult, Non ego.» Ba 163 
am ego si iuratus peiorem hominem quaererem 
coquom, non potui quam hune quem duco ducere» Ps 792 -3 
pinguior: »pingurorem agnum ist} habent» Au 331 
yat nunec tibi dabitur prnguior Iıbierna.» » 332 
plus, plures: »mortuo' plurl' pretist quam ezo sum.» Ba 630° 
nam praesentehoe plura uerba <fieri > non desidero.» (as 423 
»nil moror aliena mi opera fieri plurıs liberos.» 01 778 
»plures uirı sint uidui quam nunc mulieres.» \er 829 
potior: »nam hie mihi nune est multo potor luppiter 
quam Juppiter» Ps 328 
numnguam edepol erit ill’ potzor Harpaz: quam eg0» » 925 
porrector: »primum ego te porrectiore fronte uolo mecum 
loqui» Cas 281 
prior: »eX priore maltere 
nata, inquam, meo ero est filia.» (1 605—6 
»yqui oceurrit prior 
Harpax.» Ps 1198---9 


Separati a vocibus principalibus antecedunt: 


apertior: »quonlamı nihil processi sat ego hac, jnero 
upertiore ınagi’ ura;» St 484-5 
deterior: »sed tu obiurgans me a peccatis rap delerro- 
rem in wiam.» Tri 680 
maror: »uerum Mminori ptero maror est paler, 
Ininor maiori.» Am 484 —5 
»coepi opseruare, ecqui marorem filius 
ınihi honorem haberet quam eius habuisset pater» Au 16-—7 
»ieitur magi’ modum! marorem in sese concipiet me- 
tum.» Amı 301 
»nam ille eo mazore hinc opere ex te exemplum petit» Mo 763 
meltor: »sed meliorest opus auspicto, ut liber perpetuo 
siem.» Men 1149-50 
»nelius yuom prandium quam solet dedit:» Mo 695 


ı Corruptus est locus. 


40 NııLo LEHMUSKOSKI. 


Minor: »minore musquam bene fui dıspendio.» Men 485 
simtlor: »nam ex uno putev similtor nımquam potis 

aqua aquai sumi quam haec est atque ista hospita.» Mi 551—2 
plures: »satin est si plura ex me audiet hodie mala 

quam audiuit umquam Clinia ex Demetrio?’» Ba 911-2 
supertor: »in superiore qui habito cenaculo,» Am 863 
ualentior: »ualentiorem nactus aduorsarıum 

si erit, ego faclam ut pugnam inspectet non bonam» (ap 64-5 


Substäntivium subsequuntur: 


astutior: »nec fallactam astuliorem ullu’ fecit 

poeta atque ut haec est fabre facta ab nobis.» las 860 —1 
auclior: »Quanto in pectore hanc rem meo magt’ uoluto, 

tanto mi aegritudo auclior est In animo.» (‘ap 781—2 
deterior: »namı ubi mores deteriores increbrescunt in dies,» Mer 838 
doeilvior: »nimio es tu ad istas res discapulus docılior 

quam ad’illa quae te docul,» Ba 164) 
ignauıor: » nusquamst disciplina ignautor.» Mer 133 
interior: »austos erilis, decem' popli, thensaurus copia- 


rum, 
salus interior corporis amolisque Imperator.» As 655 —6 
maror: »aulam marorem, si pote, ex ulcinia 
pete: haee est parua, capere non quit.» Au 3W—I 


ya exo experior tecum um marorem?» Ba 1165 
»llıs quibu' irıbultus maror penditur, pendi potest» Ep 228 
INI CKO ero marorı uostra facta denarrauero.» Tru 308 
melior: »hoec si ita fiat, mores meliores sıbi 
parent, pro dote quos ferant, quamı nunc ferunt» Au 492-3 
vlico unum ridieulum dietum de dietis meliorıbus» Kap 482 
»Ibo intro ad Jibros et discam de dietis meliorıbus» St 40 
»hie agit magis ex arglumento et uorsus meliores facit.» Tri 707 
nunor: »quom ad deos minores redierit regnum tuom,» (as 336 
hoc ezo modo atque erus minor hunc diem sumpsi- 
mus prothyme» Ps 1268 


 BAXXIN: 


rn OR SERDE Eee FE ESALE BEN, 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 
peior: »uerum mulierem perorem quam haec amica est 
Phaedromi 
non uidi neque audiui, neque pol diei 
nec fingi potest 
peior [quam haec est]: . Cu 593—5 
potior: »yem, mater mea, 
tibi rem potiorem uerbo:» (uerbo LEO; codices urdeo 
praebent) Au 692—3 
pulchrior: »non uideor uidisse postis pulchriores.» Mo 820 
regalior: »non ego nunc parasitus sum sed regum rex 
regalior» Cap 825 
suautor: »edepol anımam suauiorem aliquanto quam 
uxoris meae» As 893 
Separati sequuntur. 
mavor: »dotem ad te attuli 
maiorem multo quam tibi erat pecunia;» Au 498-—9 
»flayılio cum marore post reddes tamen.» Ep 516 
»lant inde partem mihi marorem quam sibi,» Mi 711 
non uldisse undas me matiores censeo.» Ru 167 
minor: »et inurdia NOS minore utamur quam utimur,» Au 482 
verus ut minor vpera tua seruetur:» Mer 112 
—— »era mei orauit minor,» Tru 797 
potior: vei rei fundus pater Sit potior.» Tri 1123 


plures: »ni offerrumentas habebis pluris in tergo tuo 
quam ulla nauis longa clauos, tum ero ero menda- 


eissumus» Ru 753—4 


Ex antecedentibus undequinquaginta comparativis duodeviginti 
sunt,quos membrum definiens sequitur; ex triginta postpositis decem. 


Ad comparativos referenda sunt quattuor adiectiva ex compa- 
rativis ducta: »maiusculus» (Poe 155), »nitidiusculuw (Ps 220), 
»plusculus» (Per 21), »unctiusculu®» (Ps 220-—1), ex quibus primum 
et postremum, hoc quidem verbis interiectis, postponuntur, illa 


media antecedunt. 


> 


43 NIILo Lenmuskoskı. BXXIN: 


De superlativis. 


ALBRECHT! iam dixit superlativum quorundam adiectivorun 
secundum locum amare; multo enim saepius quam positivum inven“ 
ordine legi. Ita rem se habere multis positivis et superlativis con- 
paratis probavit. MAROUZEAU luculentins hunc usum superlativorm 
tractavit, cum de vi expressiva egit adiectivorum.? Cuius de inter- 
pretatione quia infra acturus sum, hoc loco id tantum expens, 
superlativos Plautinos omnino ad secundum locum contendere. 


= 
| 
| 
| 
acerrumus III: As 134; IV: Ba 371 .......... 


1 1 

amicissumus Ps 1262 .....2222220eeneenee nn | 1 | 
audacissumus Au 745 Ru 648 (Suppl. Lambinus) Ä | 2 
bellissumus Ci 373 ....2c2 con eeeeneneenneen | 1 

ı carissumus Ps 848 ...22oceceneeneeenenennn | 41 

, certissumus Poe WB .....cceeeeeeeeeeenenn | | N 

damnosissumus Ba 117 .....22ceeeeeeennın Ä | | 1 
dignissumus St 245—6 ....2.22220e nee rennen 1 
ecfertissumus Cap 775 ....2esceeeeneenenen | | | 

festiuissumus Cu 93 | ...2..022c0eeeeenen een | 4 
hilarıssumus Mi 666 ......2222cereeseennn ı 1 | 

| ignauissumus Men 924 ......2220eereeenunen | | 1 

| infumus I: St 236: IH: Cu a75 een. 14 | 1 

| inprobissumus Ru 662. ..... 2222222 eceeeennn | 1 

I insanissumus Men 517 .....220eenreerennne | ı 4 

 insperatissumus Poe 1127 .......... EEE u | 

| intumus I: Tru 600; III: Ru 673.............. | 1 1 

“ iucundissumus Poe 206 2.2222 eeceeeeeneen | 4 
iustissumus Cap 67 .....22eceeneeeenunennne | | 1 

' lepidissumus Men 147, 148 Mo 262 Per 791 Ps | ) | 

2 DIESE einge | 6, 

| MAX WISE en are N 

| minimus Au 384 Ba 444 Cas 594 Ep 494, 502. . 

ji Mi 558 Tri 925; 11: As 858; 11: Ru 20Vi42 7 1.02 


! L.e. p. 375 passim. 
?2 L.e. pp. 87 --95. 


BXXIIIs Die adiectivi attributi Plautini collocatione. 43 


" | 1 
1 


a ee 
I u Imow 


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Be | | 
miserrumus I: Au 443 Tri 1087; Ill: Ba 1067. | ! 
, "IB 82 2 ne ae a 2° 2 | 
ı nequissumus Ill: Gas 496 Mer 305 Ru 610; IV: | | 
| RUSar Sonate er | 3 | | 
 ocelusissumus Cu 16 2222er | | 
 oculissumus Cu 120 dann. | | 
Oplumus. Kiessarsser eis 71:5 4'797 
: Darcissumus AU 39 a | | 1. 
ı paucissumiMen6 .......scurssesnesesse nn | | 1 
| pauperrumus Au 227 —B .....2cceeeennnenn | 4 
ı penitissumus Ci 63 Per 522,541 .zcccecceen. | 3 Ä 
ı pessumus I: Mo 192, 212; Il: Cas 185—6, 189 | | | 
| Per 779—80 Ps 1310, IT1: Cu 153 Mer 56 Mi Bi | | 
A 1371 Ps 1285 Ru 617, 791; IV: Cap 691 Mer Ä | Ä 
867 PS270 RUBO oeeeeeeeeeneeenenennn ‚2 2204 
| plurumus I: Cu 430—1 Mo 880, 1052 Ru 309; | | 
| IT: Au 66 Ru 1235—6; III: Ba505, 907, Cap | 
924 Cas 70812 Cu 509 Men 283 Ru 238, | | 
- 370, St 211 Tri 1088; IV: Am 137 2.2.2.2...» .g 11 
_ postremus I: Ep 123; II: Ci 787 Poe 1370...... | 1 2 
proxumus I: Ba 205 Mi 273 Mo 1062 Ps 59; III: 
| (‚ap 239 Mer 475 Mi 410; IV: As 776  ...... | 2 3 1 
. ridieulissumus St 388—9 2.2.2222... BEER | 1 
: >SACEHTUMUS.LOERI- I neue ! 1 
stultissumus Ba 1098 .....222eecceeerennenn 4 
‚ suauissumus Ci 193 ....2oneneeeeenernen. | 1 
sublestissumus Fr 95 ......220oc2eeseerenen | 
SUMMUS zeug 35 6 18 3 
cum »louis» subst. coniunctum ............ 9 
supremus I: Am 831 Poe 1122; Il: Ps 17, 628; 
IIl: Am 1127 Cap 426, 768, 976 Ci 513 Men Ä 
1115 M0. 348 2.24.20 ek 09 2 ’ 
»Touis» substantivo addıtum ...........22.: 7 
| uenustissumus Poe 1177 .......22c2 22er. 1 
MEIELFIMUS IT I dere en er | 1 


 ultumus II: Mi 609; IIl: Cu 278 Mo 995 Ru 1091 | 4 3 


4\ No LEHMUSKOoSKI. BXXIIIs 


II 


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| 
| Adiectivum a superlativo summus derivatum: 


summatis Ps 227 St 49% oe ccoooeeeeruunn 2 | 


Ex superlativis Plautinis — lis qui semel tantum occurrunt, niti 
non debemus — »summus» et »minimus» imprimis sunt, qui priorem 
locum saepius teneant quamsecundum. Est autem »summi vccabu- 
lum iam ipsa formatione diversum ab illis aliis superlativis; sminimus» 
vero plerumque in iunctione »minimi preti» usurpatur. »Postremus» 
semper antecedit eam quidem ob causam, quod proprius super- 
lativus est. Eandem ob causam »proxumi adiectivum tam saepe 
antecedit. 


De collocatione participiorum. 


Supra iam proposuimus participia aliqua, quae ad adiectiva 
vera se inclinare videantur. Nullus tamen certus finis constat inter 
haec et alia participia, et erunt certe, qui mihi vitio vertant, quod 
haec verba natura inter se cohaerentia ita disiunxerim. 

Natura auten participia videntur esse ea, ut per se omınia nel 
ad certum locum contendant. Quod vulgo putantur secundum 
locum amare, eo fit, quod participia appositive (vel praedicative) 
posita non semper a partieipiis attributivis diligenter separantur. 

Partieipii attributivi locus imprimis ipsius verbi, a quo est 
ductum, vi definitur. Si ipsum verbum quodam modo emphaticum 
est, participium vocem principalem antecedat necesse est. Interest 
etiam aliquid inter participia perfecta et praesentia ita, ut illa, 
quippe quae confectumn indicent aliquid, graviore vi pronuntiari vi- 
deantur quam praesentia. 

Sunt autem aliae causae, quae ad collocandum participiun 
valent, quas quidem AMMANN!, sane multas, clarissime exposuit. 


ı L. c. pp. 60-8. 


B XXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 45 


ee u rn 


Hae autem, quia ad omnia attributa pertinent, hic non tractabuntıır. 
Quod multa sunt participia, quae utrum attributive an appositive 
posita sint dissentiri potest, totum contextum exscripsimus. 


Pariicipia perfecta: 


actus I: »aclam rem ago. quod periit, periit:» Ci 703 
III: »mortua 
uerba re nunc facis; stultus es, rem actam agis» Ps 259-—60 
aestumatus I: »lucrum ingens facio praeterquam mihi 
meu’ pater 
dedit aestumalas mercıs:» Mer 95—6 
captus I: »PAM. lIudificemur hominem. EP. capti consili 
memorem mones.» St 578 


dcaplam praedam perdidi,» Vi 66 
III: »hospes necauit hospiteın captum manu;» Mo 479 
commeritus 1: mam ego amicum hodie meum 
concastigabo pro commertla noxia,» Tri 25—6 


commimulus I: »oleae + intripillo +, lupillo, commımuto 
crustulo.» St 691 
compostlus I: »hodie malo tun compositis mendaciis 
aduenisti» Am 366—7 
compressus I: »compressan palma an porrecta ferio®» (as 405 
comptus I1I: vitaque eam hhuc ornatam adducas, ex ma- 
tronarum modo, 
capıle compto,» Mi 791—2 
conceptus 1: »concepters uerbeis jam iusiuranduın dabo» Mer 790 
»BA. fateor. CALI. nemp’ conceptis uerbis®? BA. 
etiam consutis quoque.» Ps 353 
II: »at ille concepts iurauit werbıs apud matrem 


meam 
me uxoren. ducturum esse:» (i98--9 
sconceptis hercle werbris, sati’ certo scio, 
exo peliurare me mauellem miliens» Ps 1056 7 


»conceplis me non facturum werbis inreim, si uelit.» Tru 767 


46 NıutLo LEHMUSKOoSKI. B XXIII 


III: »ubi werbis conceptis sciens lubenter peiieraris,» As 562 
»ego ius jurandum werbis conceptis dedi,» Ba 1025 
. condıtus I: »qui mihi condila prata in patinis proferunt,» Ps 811 
conlatus I: snunc nos conlatis signis depugnabimus.» (as 352 
‚conlecius II: »conlecto quidem est pallıo.» (ap 789 
conscriptus III: »miles lenoni Ballioni epıstulan 
conscrıptam mittit Polymachaeroplagides,» Ps 998-9 
conligatus I: »cor conligatis uasıs exspectat meum» Ps 1033 
consıgnatus 1II: vaequomst tabellis consignalis credere.» Ba 924 
constrictus I: »quin ibi constrietis ungulis cenam coquas”» Ps 854 
consutus I: »ne tu istic hodie malo tuo compositis men- 
daciis 
aduenisti, aueaciai columen, consutis dolis.» Am 366 —7 
»aut de compecto faciunt consutis dolıs,» Ps 540 
III: »immo equidem tunzeıs consutis huc aduenio, 
non dolis.» An 368 
contractus TI: yecqtiem 
recaluom ad Silanum senem, statutum, uentriosum, 
tortis superciliis, contracla fronie,» Ru 316—15 
creditus III: »bono subpromo et promo cellam cereditamb» Mi 837 
cultus I: »nec prope usquam hie quidem eultum agrum 
CONSPICOr.» Ru 214 
deditus I: »atque equidem hercle dedita opera amicos 
fugitaui senes:» Poe 508 
»mamı ego dedita opera huc ad te [ad]uenio.» Tri #7 
sat quis deus obiecit hanc ante ostium nostrum, 
quasi 
dedita opera, in tempore ipso?» Ci 669--70 
defaecatus Il: »Niume defaecato demum anımo egredior 
domo» Au 79 
degluptus I: »deglupta maena, sarrapis sementium,» Poe 1312 
delegatus III: »si quoi fauitores delegatos uiderint» Am 67 
demensus I: »uos meministis quotealendis petere demen- 
sum abum» St 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


4] 


demissus I: »is odos demissıs pedibus in caelum uolat.» 
»odos demissıs pedibus®» 
»demissıs manıbus’ uolui dicere.» 
Ill: 
dispessus I: »credo ego istoc exemplo tibi esse pereun- 


yfugias manıbus demissıs domum.» 


dum extra portam, 
dispessis manıbus,» 
domitus I: »nam eru’ meu' me Eretriaın misit, domtios 
boues ut sibi mercarer,» 
einptus IV: »nam te Istac aetate haud aequom filio fuerat 
tuo 
adulescenti amanti amıcam eripere emplam ar- 
gento SsuUo.» 
excissatus I: »capillo scisso atque excıssatis aurıbus 
ezcuratus III: »ita urctu excurato, ita magnis munditiis 
diuis dignsS 
itaque in loco festiuo sumus festiue accepti.» 
ercussus 1]: »nalleum 
sapientiorenm uidi excusso manubrio.» 
exercıtus III: »in somnis egi satis et fui homo exercitus.» 


exfafıllatus I: »id conexum in umero laeuo, exfafıllato 
bracchıo,» 
exilus I: vad exilam aelalem» 
exoptatus I: vadsum, adduco tibi exoptatum Stratopha- 
nen.» 
III: »Curculio exoptate, salue.» 
exornatus I: vaduenisti huc te ostentatum cum 
exornalis ossıbus,» 
expunctus II: »ıniles pulchre centuriatus est expuncto in 
manıpulo.» 
exiritus! I: »cumm exirztis talis, cum todillis crusculis» 
fartus III: »+ quinas + fartas,» 


1 Cfr. adn. crit. 


Mi 359 —60 


Per 259 


Mer 972—3 
Ci 383 
Ps 1253 —4 


Ep 524—5 
Mer 228 


Mi1180 
Vocab. 


Tru 514 
Cu 305--6 


Tru 270 
(u 585 


Ci 408 
Fr 136 


48 


Nımo LEHMUSKOSKI. 


firmatus 1: 

»te nusquam mittam, nisi das firmatann fidem» 
fractus III: vait se obligasse crus fractum Aesculapio,» 
frietus I: »AG. opsecro hercle, ut mulsa loquitur! MI. 

nil nisi laterculos, 
sesumam papaueremque, triticum et frictas nuces.» 

II: »tam frictum ego illum reddam quam frictum 


est cıcer.» 

gestus III: »hercle rem gestam bene!» 
» » » » 

IV: »num inuitus rem bene gesiam audis eri?» 


insignitus I: »+ Fitea + mihi insignilos pueros pariat 


postea 

aut varum aut ualgum aut compernem aut paetum 
aut brocchum filium.» 

ıintortus I:vitidem haec exorditursibientortam orationem.» 

wratus II: »ill’ nauem saluam nuntiat aut zratı aduentum 
senis:» 

III: 

trritatus IV: »me canem quidem trrıtatam uoluit quis- 
quam imitarier,» 


»nam ille quidem Volcanı tratıst filius:» 


tunetus I: »tu Istic, qui mihi 

etiam me tuncts quadrıgıs minitatu’'s prosternere.» 
III: »mibin equis wunclis minare?» 

est: mandalıs rebus 


praeuorti uolo.» 


mandatus I: »otium non 
III: »nam ille amico et beneuolenti suo sodali sedulo 
rem mandalam exsequitur.» 
Ytane oportet rem mandatam gerere aınici sedulo,» 
yuullon pacto res mandlata potest agi» 
rei wmandatae ommis sapientis primum praeuorti 
decet.» 
mertlus ]: yereo cılepol <merito> merttam merce- 


dem Jdabo.» 


BXXIIs 


Mi 453 
Men 885 


Poe 325 --6 


Ba 7067 
Ep 212 
St 379 
Ba 212 


Fr 115 
(i 730 


dv 


Am 988 


Ep 673 


Cap 485 


Men 937—8 
» 868 


Mer 374 
Ba 475 —$ 
» 471 


» 479 


Mer 376 


Cap 10% 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 49 


a 


»nunc uos aequomst manibus meritis meritam merce- 
dem dare» (as 1015 
»Amicum castigare ob meritam noxiam 
inmoene est facinus,» Tri 23—4 
III: »manıbus meritis» | Cas 1015 (supra) 
mixtus IV: »nam ecastor malum maerore metuo ne 
miztum bibam.» Au 279 


moenitus IV: »Priami patriam Pergamum diuina 
moenitum manu» Ba 926 
nalus IL: »in illisce habitat aedibus 
Amphitruo, nalus Argis ex Argo patre,» Am 97—8 
obuolutus III: »capite obuolutout fugiat cum summo metu.» Mo 424 
occasus Ill: »ante solem occasum» Ep 144 
» » » Men 437 


»ad solem occasum » 1022 
occisus I: »proripite hominem pedibus huc itidem quasi 
occessam suem» Ru 660 
II: »sat edepol certo scio 
occisam saepe sapere plus multo suem:» Mi 586—7 
occupatus III: »qui illum di omnes perduint queiprimus 
<hoc> commentus est, 
contionem habere, qui homines occupatos occupat» Men 451— 2 


opertus 1: »operto capitulo calidum bibunt» Cu 293 
»quis hic est operto capıte qui Aesculapium 
salutat?» » 38990 
III: »inuocat deos inmortalis — — — 
manibus puris, capıle operto.» Am 1093 —4 
»tum isti Graeci palliati, capzte operto quiambulant,» Cu 288 
opsıqnalus I: vet opsignatum sumbolums Ps 1092 
yeri Imagine opsignaltanı epistulam.» » 1202 
III: »qui anulo 
meo tabellas opsıynalas attulisset,» Cu 346—7 


IV: »sed epistulas quando opsignatas adferet ,» Tri 788 


zu NımLo LEHMUSKOSKI. 


BXXIIls 


opsirictus IV: »ero Amphitruonem collo hinc 
opsiricto traham.» Am 953 
optortus I: »manufestum hunc optorto collo teneo furem 
flagiti» Aın fr XV 
»priu’quam hinc optorto collo ad praetorem trahor» Poe 7% 
»rapi te optorio collo mauis an trahi?» Ru 853 
»rapior optorto collo.» » 868 
optunsus I: »oplunso ore nunc peruelim progrediri» (as 862 
ornatus IV: delubrum qui hodie ornatum ev 
ulsere uenit» Poe 1175 
pacatus I: »erum 
ımeum hic in pacato oppido luci deripier in uia,» Men 1,04—5 
pactus I: »has tibi nos pactıs legıbus dare iussit» As 735 


paratus ]: »qui eX parata reinparatam omneim 

facis.» Cap 538 
IV: vrem bene paratam comitate perdidit.» Ru 38 

partus II: »sceleste parta quae uexit bona.» » 506 


passus III: »siquidem tu es mecum futurus pro uua 
passa pensilis.» Poe 312 
»in portum uento secundo, uelo passo peruenit.» St 369 
perplexus I: »qui me perperam perplexo nomine appelles? Mi +35 
perpurigatus II: »perpurigatis damu' tibi ambo 
operam aurıbus» Mi 774 
pertussus II: »in pertussum ingerimus dieta dolium» Ps 369 
pretus I: »si umquam uldistis pzetum amalorem, em illic 
est» Mer 313 
III: »estne consimilis quasi quom signum pietum 
pulchre aspexeris?» Ep 624 
venumquam tu uldisti tabulanı pietam. in pariete» Men 143 
»quasi sit sirmum pielum in pariete» Mer 315 
polluetus II: »quod quidem mihi polluetus uirgis seruos 
sermonem serat?» Cu 193 
praeligatus I: »o praeligatum pectushr Ba 186 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


praemandatus III: »edepol hominem praemandatum 


ferme familiariter» Tri 
prognatus IV: »caplıuam genere prognatam bono» Ep 
non ego te noui Menaechmum, Moscho prognatum | 
patre» Men 
promissus III: ydixit sese operam promıssam 
dare» As 


quassus III: »an aula quassa cum cinere ecfossus siet» Cu 
rasus I: »uıt ego hodie raso capiie caluos caplianı 
pilleum» Am 
saeptus III: »lum ne per fundum saeptum facias se- 
mitam» Gu 
sartus I: »sarta tecia tua praecepta usque habui mea 
modestia» Tri 
scissus III: »capillo scisso atque excissatis auribuw (Ci 
scriptus I: »per scriplas litteras» Am 
III: »salutem sceriptam dignum est dienis mittere» Ps 
sedatus I: »sed pudicitiam et pudorem et sedatum cupt- 


dinem» An 
speratus 1: »sperate Pamphrlippe, 0 spes mea,» St 
'stratus IV: »in lecto lepide sirato lepidam muhlleren» Poe 
subnixzus I: »subnixis alıs me inferam» Per 


tortus I: vrecaluom ad Silanum senem, statutuin, uen- 


triosum, 
torlıs superciluüs, eontracta frunte,s Ru 
transactus 1: »post transactam fabulam.,» Gas 
uelatus I: wuelatıs manıbus orant» Am 


unctus II: »it magister quasi lucerna uncto expretus 
lıiniteo.» Ba 
III: »ei pro scorto suppunetur hercus unctus nautea.» Gas 
wolsus I: »glabriorenı reddes ınihi quam wolsus ludiust.». Au 
uorsus I: »necessumst worsıs gladırs depugnarler.» (as 


51 


335 


107 


407 


366 
396 


462 


36 


446 
1018 
42 
344 


Nımo LEHMUSKOoSKI 


Particıpıa praesentra. 


BXXIIs 


Participia praesentia apud Plautum haud multa reperiuntur 


attributive posita: 


amans I: »tune es adiutor nunc amantı filio®» As 57 
»age, mi Leonida, OpsecTo, fer amaniı erosalutem » As 672 
»nam qui amantı ero seruitutem seruit,» Au 592 
»euderın mModo seruom ratem esse amantı ero aequom 

censeo,» Au 597 
»munc amanti ero filio senis, 
regias Ccopias aureasque optuli,» Ba 645-7 
»neque ubi amans adulescens scortum liberet» Cap 1032 
Mon amanlıs multeris, 
—_—— — fuit 
officium facere» Tru 434—6 
III: »tardo amico nihil est quicquam nequius, 
praesertim homin? amantı,» Poe 504—5 
»sicine oportet ire amicos homin? amantı operam 
datum?» Poe 512 
»et bene et benigne facitis QqUom ero amantı operam 
datis.» Poe 589 
ne illanı uendas neu me perdas hominem amantem.» Ps 322 
IV: yfılıum 
te uelle amantem arzento circumducere,» Ps 430 —1 

ardens III: »guttula ° 
pectus ardens ınl aspersisti.» Ep 554-5 
ut eo 1llie oeulos exuramı lampadılbuls ardentibus.» Men &41 

delirans III: »sequere sis, erum qui ludificas 
dietis delirantıbus,» Am 585 ?—585” 

dormiens I: »dormientis speclalores metuis ne ex somno 
excites?» Mer 16U 

essuriens 1: »namı illie homo tuam hereditatem inhiat 
qnası essuriens lupus» St 608 


BXXIII.a De adiectivi attributi Plautini collocatione. 53 


III: »quası lupus essuriens metui ne in me faceret 
impetum.» Cap 912 


exoriens III: »cum quadrigis Sol exoriens.» Am 422 
yante solem exorieniem» Ba 424 
feruens III: »epulas foueri foculis feruentibus®» Cap 847 


»quasi aquam feruentem frigidam esse, ita uos puta- 
tis leges» Cu 511 

gerens 1V: »piaculumst ıniserere nos hominum Tei male 
gerentum.» Tru 223 


iniens I: yab ıneunie adulescentiw» Tri 301 

»inde ab zneuntie aelate depugnat suo» Tri 305 
lairans 1: »cum latrantı nomıne» (as 34 
praesens 1: »eu hercle praesens somnium!» Mi 394 


»uenibunt quiqui licebunt, praesenti pecunia.» Men 1159 
»uendit eas omnis — — — — 


praesenti argenio» Pove 88—9 
III: »in re praesenti» Am 249 
» » » Cas 499 
 »pube praesentı in contione,» Ps 126 
proserpens 1: »fac proserpentem bestiam me,» As 69 


»tamquam proserpens bestiast bilinguis et scelestus.» Per 299 
»bisulei lingua quasi proserpens bestia.» Poe 1034 
»suffla celeriter tibi buccas quasi proserpens bestia» St 724 
quassans ]: »quassanlı capıte incedit» As 463 
III: »subducunt lembum capztıbus quassanlibus» Ba 305 


Gerundın:. 


Gerundivi mihi primum illi uidentur esse proferendi, qui adiectivis 
proxime accedunt, deinde ei, qui una cum substantivo idem signi- 
ficant atque gerundium eiusque obiectum. 

Dlos apud Plautum inveni paucissimos. Sunt autem hi: 
caedundus II: »caedundus tu homo es:» Cas 528 
expelendus III: »forma expetenda liberalem uirginem,» Per 521 


54 Nımo LEHMUSKOSKI. B XXlIll3 


turandus semper apud Plautum »iuri» substantivo 

additur, quae iunctio Plauti temporibus iam ita 

erat rigida, ut gerundivus semper secundum 

teneret Jocum. Quod cum ita sit, supervacaneum 

mihi videtur locos, ubi occurrit, enuıinerare. 
mirandus 1: »pol hau miranda facta dicis:» Ru 345 
occultandus III: »purpura aetatt occuliandaest, 

aurum turpi mulieri.» Mo 288 

Cum ita pauci sint apud Plautum gerundivi hoc modo positi, 
nihil ex his certi ad gerundivi collocationem concludi potest. Parti- 
eipiis autem attributive positis eos esse consimiles existimaveriimn et 
quod de illis collocandis supra diximus, id etiam de his, quos attu- 
limus. gerundivis conici posse crediderim. 

A gerundivis verbali quadam vi positis non segregandi videnturü, 
qui pronomini adduntur. In hoc enim gerundivi usu nullius fere est 
momenti, utrum substantivum sit vox principalis an pronomen. 

Quae attem sit huiusmodi gerundivorum collocandi ratio, jam 
proponatur. 
aduortendus II: vatque aduortendum ad animum adest 

benignitas» Mer 15 
aggerundus I: vaggerundaque aqua sunt ulri duo defessi.» Poe 224 

Il: »ita te aygerunda curuom aqua faciam probe» Cas 124 
agundus III: »utram aelaıı agundae arbitrer firmiorem:» Tri 229 

yad aetatem. amındam .» » 232 

»qui se fictorem probum 


urtae ayundae esse expetit:» » 365-6 
IV: yda diem hunc sospitem, quaeso, 
rebus mis aqundıs,» Poe 1188-9 


amuıtlterudlus I: »qui de amiltenda Bacchide aurum hic 
exigit» Ba 223 

apparandus III: vlectis sternendis studuimus mundı- 
ttisque apparandıs» St 678 

eormoscendus Ill: »huc opesque spesque wostrum co- 
gnoscendum condidi» Ru 1145 


Er m 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


comparandus III: »atque argento comparando fingere 
| fallaciam.» As 
conuentundus II: »date — — conuentund? mihi 
erus celerem copiam.» Mer 
III: »<errus> conuentundt mihi potestas 


Id 


250 


850 


euenat.» Mi 1010 


IV: »ut mihi erius facias conuentundi coplam.» Cap 
detexundus I: »neque at deterundan telam certos ter- 
minos» Ps 
faciundus III: »luero factundo ego auspicaui In hunc 
diem» Per 
»ptumum esse :operi facwundo corium et since- 
rissumum» Ru 
IV: »ille oper: foris faciendo lassus noctu <adl me> 
aduenit; As 
vactandus III: »talıs tactandıs tuae sunt consuetae 
Z manus.» Vi 
inuentundus I: »igitur inuentundo argento ut fingeres 
fallaciam.» As 
inspectandus IL: nllwus inspectandi mi esset 
maior copia» Ba 
Iiberandus I: »pro liberanda amica» Per 
moenerandus IL: »non enim ille meretriculis 
moenerandis ren cvegit ,» | Tru 
oppurnandus I: »mihi cor retunsumst oppugnando 


pectore» 1’s 
praebendus III: yad aquam praebendam com- 
modum adueni domum» Am 
procreandus III: »lıberis procreandis» Au 
quaerundus I: »ad quaerundum honorem:» Tri 


III: »Iıberorum quaerundorum caussa ei, credo, uxor 
datast» (ap 
referundus II: »referundae exo habeo lingzuam nataın 


graliae» Per 


148 


400 


689 


873 


428 


BXXIll.s 


56 Nımo LEHMUSKOSKI. 


seruandus III: »centumplex murus rebus 
seruandıs parumst.» Per 560 

seruiendus I: »seruiendae seruituli ego seruos instruxi 
mihi» Mi 745 
sternendus III: »lectis sternendis studuimus» St 678 


sufferundus I: »qui mest uir fortior ad 
sufferundas plagas®» As 557 
urdendus III: »quia tur uidendi cupia est.» Tru 370 
IV: »dum wert [mei] mi potestas 


urdendi fu» Am 638 


Hos igitur gerundivos secundum locum amare apparet; eoque 
id esse factum, quod gerundii eiusque obiecti ordinem imitentur. 
probabile est. 

Participiorum omnium atque horum gerundivorum ordo quü 
dilucidior appareat, singulae collocationes hic computentur: 


‚Partieipia perfecta ...:..csrsersescansennn 71, 14 46 12 
Participia praesentia ....2eccceeeeeeeeeennn 20 46 2 
Gerundivi verbali vi PoSiti........2.222222200. a \ 18 4 


De ordine numeralium. 


Numeralia cardınalıa. 


Nunmeralia cardinalia sieut alia attributa numerum significantia 
substantivum antecedere solent. Tamen ab illis adiectivis supra 
expositis eo differunt, quod sine ulla aestimatione eius, qui loquitur. 
pronuntiari possunt. Tum obiectivo quodam modo ponuntur et 
haud raro suo proprio decedunt loco. Fit saepe etiam aliis de causis 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 57 


in soluta quoque oratione, ut substantivo postponantur.! Haud aliter 
cardinalia apud Plautum poni apparebit. Quae iam, quem locum 
teneant, exponamus. 


centum I: As 301 Per 662 Poe 734; II: Tri 1186 3 1 
decem I: Cu 682 Ep 347 Mer 703 Mo 299 Tru | 
913; II: Ba 128 Cu 344 Ep 298 Per 669; Ill: | 
Ba 818 Cap 494 Mer 345 St 160, 253 Fr 61: | | 
IV: Cu 528 Mi 755 St 159 ....2.2222r2020.. 5.4 %6 3. 
| 
| 
| 


ducenti I: Ba 709, 868, 873, 879, 919, 997, 1033 | 
TF0.321: 711: Ba 706 23423044 8 1 
AQUd: 2er 15 15 17 4 
duödecım EP:675 z4.u.ur25u 004er 1: | 
duodeuiginti Poe 897, 1380 ......22ecccee 2 | | 
mille I: Tri 263—4; 11: Ba 928; III: Mi 894 .... 17141 1 
noueMm SL.A287: vu.2u,.00.0 ein | 1 | 
octingenti MiA1078 ......ccaeneneeeneneeen: | | u | 
octo 1: Cas 122 Men 223 Fr 51; III: Mi 831 .... 3 1 | | 
| octoginta 1: Per 231; II: Mo 919; IV: Mo 1021 1 | 1 4 
octoginta et quattuor Mer 673 .............. | | 4 | 
| quadraginta Ep 52°, 114, 122, 141, 646 Mo 623; | Ä | 
Il: Ep 296; III: Mo 1010 Tri 126, 403, 420 .. 6 | 1134 ' 
quadrigenti Ba 974, 1183 .eccanaeeeenenn. 2 | | | 
quattuor I: Am 306 Men 205, 206; Ill: Am 303 . | | 
Ba 255 Cu 357; IV: Ep 218 Men 1052 ...... 3 | | Be 
quattuor quadraginta Mo 630, 652°.......... | 2 | 
quindecim I: Tri 402; II: Ps 53, 346, 618 ...... il 
quingenti Au 553 Cu 587 ......222e nenn 2 | | 
quinquaginta Il: Ep 467; IV: EP 366 ........ 4 4 
quinquaginta et quattuor Mi 629 ............ | | | 1 
quinque I: Tru 562; II: Mer 434—5 Ps 54, 373, | | | 
798,753 Tru aal, 39 2 ocean. "ee 


ı Cfr. ALBRECHT, pp. 17—20, AMMANN, pp. 95—li1l, MAROUZEAU, PP. 
189 — 214. 


an 


58 Nım.o LEHMUSKOSKI. BXXII.s 


| Pr an | m AV, 
Ka K E 
| quinque et uiginti Ru 1382. .... 22222220... u | | 
Ä sedecim III: Ru 1422; IV: Cas 39 ............ | | | a | 
septem Mi 46 Mo 470 Poe 274 .....2222220.. 3 | | | 
septem et uiginti Mer 430 .....2cnceeeeencn 4 | | | 
| sescenti 1: Ba 1034 Per 394, 852 Ps 632; II: Tri | | | | 
| 791: 111: Per 36- zes. A 1:4 | | 
sex I: Cap 974, 979, 1012 Mer 437, 845 Mo 954 | | | | | 
Per137 Ps 323 Tri 166, 411, 543; I: Poes53| 11 | 1 | 
sexaginta I: Mi 44 Mo 494 Poe 472; II: Ep 468 | | | 
ı Per 665; III: Mer 524 Per 743; IV: Mer 1017 ..| 3 21020, 4 | 
| trecenti I: Per 410 Poe 415, 558, 781, 1363; II: | | 
Ä Mi 250; III: Per 668 Ru 1323; IV: Mer 75 .. | 5 ' ıl2 014 
ID MOSER N ESELE U REUCENE | 28002 | 
triginta I: Ba 462 Cu 63, 344, 535, 666 Men 446, | | | 
9514 Mi 44 Mo 300, 973%, 982 Fr 123; III: Cu | | | | 
492 Ep 703 Mo 974 Ru45 ......ceccccoo.. 112 | Zr | 
| undecim Ep 610 .........cceeeeeeeeeeeee nn u: us: | 
ET 7 ONE ERTISEREIGRURIEEOEEERERRERSERERS | Te Be TB 7 a Bu 
| WIganlI. ee ee aeg 3 a 5 


Cardinalia cum quibusdam substantivis coniuncta (numeri attri- 
butorum sunt): 


>IRINE ser ee ee ae 61 20 14 4 

| AUMMUS „2... ueeeeeeee nennen rennen 43 | ur Be | 
PRINPPUN naar 8 | | 

MÄHIORT re nee een an Fuer | 11 | 2 | 2 | 

| MIOBSIS > Au ae a ea nn BR N RI | 5 14 | 


ZADNUS: ea ea an ese e  e 6. 8.03 


BXXII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 59 


Numeralia ordinalva. 


Numeralia ordinalia notione superlativis simillima sunt, sed 
illa elativa significatione non afficiuntur. Quia semper contrarii 
quiddam! significant, sequitur, ut voci principali anteponi soleant. 
Hic ordo paucis exceptis apud Plautum servatur. Haec sunt ordi- 
nalia Plautina: 


| ' ı)lalm|ıw 
| 


centessumus Cap 421—2 Mi 763—4 .......... 2 Ä 


decumus I: Au 798 Ba 666, 928 St 233 Tru 402, | 
497; Il: Am 481, 670 Ci 163 222 ceceecn 6 3 | 
 NONnUS Au BU eeeeeneneeneeeeeeen | | 
- primus Am 521, 657 Ci 525 Cu 4 Mi 253 Per 552 | | 
Poe 849 Ru 1134 Tru 31 ........:22222020.. 9 | 
Ä Guintus- 17u225. nase 1. 
| septumus II: Ps 597; III: Am 482 Men 1156 Per Ä 
| 260: ass A | 3 | 
Bexlus ED ATI an lee 1 | | | 
| tertius I: St 30; III: Ba 322 Ci 526 Ps 658 | 1 | 3 | 


Hoc loco adiectiva ex »primi» voce derivata exponantur: 


EERBENE 
| 
) 
! 
| 
| 


| 
; 


primarius I: Mi 667 Ru 1073; IV: St 138 ...... ı 2 

primoris Poe 566 Tri 910 .......2.2222e02.. | | 2 
primulus Am 737 Cas 40 Fr 104.......222.... | 3 | 

princeps AM:208 2.444430 2er | | 1 


I Cfr. AMMANN, pP. 30. 


60 NrımLo LEHMUSKOSKI. 


! 
t 


| 


nn nn nn 


Distributiva omnia fere antecedunt: 


" bini I: Mi 212 Per 471; II: Poe 222; III: Per 317 


deni Au fr IIIMo 358 ...... oo ccceeessee 


Auceni Ps 829 Moon seen | 


OEtONI Gap 722 einen E 
(quater) quini Ps 345 ...... 222222 oceeenen nn 
Ben]. AU 04. ern ee 
septeni Per 71° m... u.u.0 0 


sexageni Am fr XÜ ........22.ccceeeren | 


singulus I: Ci 701? Ep 38 Men 457; II: Am 65; 


III: Tru 303; IV: Ep 54 ......ccccccc cn | 


. quinusuicenarius Ps 303 .........22cccc2c nn 


' dimidius I: Cu 447; II: Au 767 Ru 1123 ...... | 


—_ 


Multiplcativa: 


centumplex Per 560........=0 su. 4.00. 
duplex I: Ba 641 (bis) Cas 722; Il: As 695 Poe 
19 ID 81 22er 
simplex Per-999 nn. ee a 
ITIDIEX PS 1024 eeanskeeereee 


ee DD 


to 


BXXIIs 


1 
1 
1 1 
1 
1 


Adiectiva ala composta, quorum prior pars ez numeralbus est 


derwvata: 


| 


f 
h 


bilibris Mi 853 2. cocacne een Ä 


bisulcis Poe 1034 200 ocooneeeeeneeeeeennn | 


quadrilibris Au 809 ...... 2.2 cc cceeeeeeren nn Ä 
quadrimus 1: Cap 8, 876; IIl: Cap 76 ........ | 


quadrupedus AS 708 ........022eeene nn 


septuennis III: Poe 66 IV: Mer 292 .......... | 
' Trigeminus Cap 90 ........2eceneeenenennnn 


NO Ge re" 


[v7 ek GE EEE 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 61 


De pronominum collocatione. 


De pronominibus adiectivis, quomodo apud Plautum collocaren- 
tur, iam subtiliter egit MAarrtın P:n Nırsson t, qui pronomina pos- 
sessiva, demonstrativa is, hic, iste, ille, qui relativum et 
interrogativum et indefinitum tractavit. Quae exposuit, mihi non 
videntur repetenda. Si quis igitur de illorum pronominum collo- 
catione accuratius doceri uelit, Nilssoni commentationem adeat. Id 
solum mihi relinquitur, ut quae aut omisit vir doetissimus aut 
alia ratione explicavit atque mihi explicanda videntur, pro mea 
parte afferam. 


Pronomina possessiva.? 


Primum mihi commemorare liceat non omnia pronomina posses- 
siva eadem esse natura atque notione. »Meus», »tuus», »noster», 
»uoster» inter se hac re consentiunt, quod contrarii quiddam de- 
signant. Quae notio in »sub pronomine non aeque perspicua est. 
Et fortius illud contrarium quam »meus» et »tuus» pronomind »moster» 
et »uoster» exprimere videntur, quae comparativo suffixo formata 
sunt. Ex hac ipsa pronominum natura conicias praeoptare priorem 
locun »meb, »tup et imprimis »nostrb et »uostri» pronomina, »sui» 
‚pronomen non ita certe ad hunc locum inclinari. Quod Plautino 
quidem usu comprobatur. Sic enim possessiva apud Plautum 
ponuntur: 


ı Martın P:n Nırsson, Quomodo pronomina, quae cum adiectivis (lege: 
substantivis) coniunguntur, apud Plautum et Terentium collocentur. Lundae 
1%1. 

2 Cfr. etiam E. WaALLsTept, Enklisis oder nicht? Zur Betonung des pos- 
sessivs bei Plautus und Terentius (Frän Filol. Fören. i Lund, III. Lund 


1906 p. 186 sqq.). 


62 NıLo LEHMUSKOSKI. BXXII.s 


| Ä | 1 | I | IV. 
| \ 

| | 

I noster 2.2... REDERUE EEE PEURIGERE 3) 39 57 | 18 
IHÜDRER. Sasse hier 8|l 7m 17| 5 
NEUSS ee 569 | 181 | 408 | 137 | 
Ä EOS. ee ee a ee 253 | 132 | 235 | 403 ı 
EN ae eu 15 | 66 1121 90, 


- Ego quidem haud ignoro cum multas alias res tum metri vincula 
multum ad hunc ordinem valere potuisse, sed monendum est smei‘. 
»tuir, »suj» pronomina omnia syllabarum mensura esse paria. 

Inter alia NıLsson id quoque perscrutatus est, utrum possessiva 
an personalis notio in pronominibus praevaleret, atque id optimo 
quidem iure. Sed ex hac possessiva notione non satis perspicue 
ostendisse videtur in vocativo casu novam illam notionein 
exstitisse, qua significatur carum esse alicul aliquem. Id impri- 
mis accidit, ubi cum nominibus propriis coniunctum! erat prono- 
men possessivum aut cum eiusmodi appellativis, quae per se nul- 
lam propinquitatem significarent; quorum in numero »homo» ‚se 
ex», »spectator» fuerunt. Si in blandis aut in odiosis appellationi- 
bus adhibebantur, quamquanı vim substantivorum augebant, tamen 
proprie erant possessiva. Quare quomodo substantiva in vocativo 
posita cum pronominibus possessivis apud Plautum coniuncta sint, 
examinare operae pretium est. Apud cognationis voces nullunı 
certum ordinem habent: semper »sororis», »gnatae, »virm vocabula 
$virb nomine In vocativo casu pronomine possessivo addito 
maritum  significari SCROEDER? animadvertit et KoEHM?® 
exemplis comprobavit) pronomini postponuntur, item semper 
fere »paterm; antecedunt autem »mater» et »filia» et plerumque 
»ygnatus». Eis simillima sunt »erus?, vera», »patronus», alla; ex quibus 
»patronus» 7:ies postponitur, semel antecedit, verus» et »era» malle 


1 Cfr. MAROUZEAU, pp. 138—9. 
® J. Schroeder, De fragm. Amphitr. Diss. Argentorati 1879 p. 23. 


J. KoeHnm, Quaest. Plaut. et Ter. p. 25. Nırsson, p. 29. 
# 


B XX11l .3 De adiectivi attributi Plautini collocatione. 63 


videntur antecedere. Blandis vel odiosis apellationibus adiuncta 
65:jes antecedunt pronomina, 38:ies secundum locum tenent. Juxta 
nomina propria hic est orde: 35—9. Vocabula »homo», »mulier», 
»spectator%, »senex» pronomen semper anteit. Ex quo apparet aliquid 
ad locum pronominis hanc notionum dissimilitudinem valuisse. 


Pronomina demonsiraliva. 


Omnes voces natura deictica eiusmodi sunt, ut substantivum 
antecedant. Ex demonstrativis autem deictica sunt »hie, »istes, 
»ille» et quodam modo »is». Pronomina »ille et »hic» apıd Plautum 
praefixo »ecc»- ex sermone vulgariore aucta sunt. 

Quo ordine occurrant pronomina demonstrativa, primum pro- 


ponam. 


Ä I SE u m | wi 
| | | 
eccille Ru 576, 1066... ... 2222222 eeeeeueunnn “ 2 


ECCUM, ECCAM, ECCOS, ECCaAS 22 ereereennn 12 3 2 

N ONEBENENESEREERUHLRUREEENERFLERT ER 601 | 317 | 131 u 25 | 
lidem® enneennenesenesnenennennens 1.19 | 8 | ! 
| ille ee a ee Se | 175 | 96 | 35 ' 5 | 
| IDEe Her Saar ee 2393: 15 | 15, 4 

Dr ee serie 227 |a0s | a | | 
ET BETH RERERERENUCHERRERREHRERENERRER 216 | sin! ı | 


Pronomina demonstrativa quo modo solutae orationis scriptores 
posuissent, subtiliter examinavit AnToN FISCHER, qui etiam signi- 
ficationem pronominum accuratissime tractavit. NILSSON quae pro 
sua parte de pronominibus demonstrativis Plautinis exposuit, omnia 
non probavisse videtur. \ 


2 Cfr. GUILELMUS NIEMOELLER, De pronominibus ipse et idem apud Plau- 
tum et Terentium. Diss. Halis Saxonum 1887; pp. 27—28, 37—40. 

2 Anton Fischer, Die Stellung der Demonstrativpronomina bei Lateini- 
schen Prosaikern. Diss. Tübingen 1908. 


64 NııLo LEHMUSKOSKI. BXNXIIIs 


Primum mea quidem sententia erravit vir doctissimus, cum 
monstrandi vim pronomini »hic» pustposito aeque perspicuam esse 
declaravit atque anteposito. 

Ex paucis quidem locis pronominis »hic» postpositi deicticam vim 
minimam esse apparet. 

Ubi urnam primum (lu 467) praebet Sceparnio, his verbis utitur: 
yetiamne hanc urnanı acceptura’s?» Paulo post (469) eisdem verbis 
usus ordinem immutat: vetiam acceptura es urnam hanc?» Tertium 
de urna ita loquitur: »adponam hercle urnam iam ego hanc in media 
ula.» (471). 

Sic ordo variatur etiam in Amphitruone: »hac noctu» (404), 
»noctu hac» (412). | 

Et cireiter 60:ies apıud Plautum sic postponitur pronomen, ut 
ad aliquid ante dietum spectet multisque tum locis supervacaneum 
esse videatur. Si ad aliquid, quod praesto est, pertinet, minimam 
aestimaverim esse monstrandi vim. Etianı iis locis, quae ex Rudente 
exempli causa sumpsit NILSSoN, ut ostenderet verba gestum aliquen 
subsequi, pronomen minima monstrandi vi esse usurpatum iudica- 
verim. 

Unum locum notavi, ubi pronomen subsequens fortasse cum 
quodam gestu pronuntiatur: »manibus his denumeraui (Ep 353), 
ubi suas manus ostendere potuit Epidicus. Semel tantum secundum 
locum tenenti pronomini »ille est oppositum, Ba 973: »sed Priaınus 
hie multo illi praestat.» Sed quis »hice» Priamus esset, jam antea 
Chrysalus spectatoribus monstravit. 

Ad enuntiatum sequens NILSSON Fecte quidem ostendit pronomen 
postpositum saepe spectare, praeteriit autem eum: »occasionem 
opprimere hanc» (As 281) non solum enuntiato relativo definiri 
sed ad antecedentem versum 278: »occasioni huic» pertinere. Praeter 
hunce locum »hic» subsequens 14:ies: Ba 546 Au 365 Cap 232, 527, 
1035 (i 155 Men 338 Mi 969 1166, Mo 72, 115 Poe 56, 548 Ps 58-—3 
et ter: Mi 260 Per 330 St 697, verbis interiectis postpositum ad ea, 
quae sequuntur, spectät. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 65 


»Ille» pronomen subsequens his locis ad sequens enuntiatum rela- 
tivum spectat: Am 387, 618, 1103 (’ap 806 (ii 186, 191 Ep 267-8 
Men 57, 311, 426, 678 Mer 444 Mi 118 Ps 528 Ru 1094, 1286, 1339 
Tru 303, ad enuntiatum interrogativum secundarium Mer 253-—4; 
separate postpositum enuntiato relativo definitur St 393, explicativo 
Am 46.! 

Ad antedicta spectat pronoımen postpositum: Am 773 Au 35, 249 
Cap 17 Cas 155 Poe 898 Ru 1076 St 545, 552 —3, 560, 562 Tri 1002 
Vi 65; Am 307 Au 87 Ep 299. 

Prorsus deicticum est pronomen Mo 218 Ru 171. 

»Iste pronomen postpositum plerumque retro spectat: As 658 
Cap 721 Men 508 Mo 854 Ps 1008, 1011 Ru 1395; Cu 195 Ps 292 
Ru 1059 Tru 718. Enuntiato relativo definitur Mi 988 Mo 964; Men 
384—5. Monstrandi vim habet Mer 780 Ru 963 Tru 448; Au 53 Cu 
209. 

De »is» pronomine substantivum sequente quae egit NILSSON, 
nobis non probavit. Primum nulla est causa, cur in luctionibus 
»proelium id» (Am 255), »filius is» (Cas 55), »uilicus is» (Cas 767) 
substantivum pendere existimetur.©2 Retrorsus spectat his locis 
pronomen. Et eas partes»is» postpositum sibi semper fere (practer hos 
quos supra nominavi locos vide Ba 1083 Mer 135°, 210—11 Mo 338 
Ru 576) sumpsit. Uno loco (Ru 1091) sequente, uno loco (St. 59) 
antecedente enuntiato relativo definitur. 

Am 994 et Cap 358 pronomen »ea» subiectumm videtur esse, non 
attributum, ut NILSSONIO placuit. 

»Ipse» pronomini duae notiones insunt: aut substantivum extollit 
aut indicat per substantivum ipsum aliquid fieri. Si hac notione 
ponitur, iam appositio saepe est habenda potius quam attributum. 
Quia nulli certi fines constant, ego pronomen pro attributo habui, 
ubi cum substantivis coniunctuın est. Neque tamen nego nonnullis 


! His quoque locis »ille aliquid notum semper fere designat. 
2 Non nego pronomen ita apud Plautum saepe esse positum; ex. gr. 
Poe 302: saurum, id fortuna inuenitur, natura ingenium bonum.» 


66 NııLo LEHMUSKOSKI., B XXI: 


- loeis pronomen proxime appositioniaccedere. Et iam hanc ob causam 
et ob illam confirmandi vim, quae pronomini inest, saepe postponitur. 


Pronomina interrogativa et relatıva. 


Pronomina interrogativa et relativa, quia, ut supra (Pp. 4) 
diximus, maximi ad sententiam momenti sunt, semper fere ante- 
ponuntur. | 

Iam Nırsson ! animadvertit inter relativum et interrogativum 
pronomen »qui» (qui) aliquid differre: relativum multo saepius 
quam interrogativum a sua voce principali ita separari, ut versum 
aut enuntiatum claudat substantivum. Nos etiam pronomina inter- 
rogativa directa et obliqua segregavimus; qua de causa, infra appa- 
rebit. Etiam pronominalia interrogativa (relativa) hoc loco enumera- 


bimus. 
BE! mw 
SE 
qui (quis), pron. interr. dit. ...cccceecceen. . 129 92 
» » >» Oble Seesen 114 ! 60 8? 3, 
qui, Pron. relat. ... once 48 | 77 2° 
qualis (interr.) I: Tri 1095: II: Au 212 Cap 712 | 1! 2 
_ quantillus (interr.) Tru 637 oc ccceeeccnnnn. ) 1 ' 
. quantus (interT.) .... onen eeeennnnnennenn 9 | 14 2* 
quisquis Am 309 Men 827 Tru 228 .......... 38 | 
quoius 1: Ba 948 (rel.) Cu 111, 229 Mer 864 Ps | 
702 Ru 229; Il: As 536 (rel.) Ru 332—3 Tri 45. Ä 
| Tru 9 (rel) ....... ee re Ä 6 | & 
FOUOl een ur et 
| quotumus (interr.) Ps 962, 1173 eeeeecccccn. 4 | | | 
“ uter Cas 292 (rel.) St 118 Tri 228,231 22200... | 4 | | 


ı L. c.p. 58—60. 

® Aın 201 Au 778 Ba 890—1 Mer 839 Poe 1185 Ps 1212 Tri 283 Tru 72%; 
Mer 684 Mo 760—1 Ru 482 

3 Mo 626 Tri 542—3. 

3 Ba 722 Fr 87. 

5 Semel rel. 

6 Men 1118 Tru 809. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 67 


._—— ee a nn ne 


Pronomina indefinita. 


Pronomina indefinita quia primitus interrogativa fuerunt aut ex 
eis formata sunt, eundem atque haec locum tenent. Accedit quod 
quodam modo numerum significant. Si notione prorsus indefinita 
sunt, ita ut substantivum, cui adduntur, nihil certi, sed genus tantum 
indicare demonstrent, substantivo postponuntur. Aliis quoque de 
causis id fieri potest, de quibus infra agemus.! 


| Ä Ä nm | IV 

| nn | 

all. meer 15 | 15 3323| 33 
qui (quis), ecquis, numquis. 2.2.2 2cccceeeen 23 | 29 a83| 53 

QWdam za Beet | 5 ! 1 12 3 
quispiam III: Cu 25; IV: Vi125 .............. Ä 1 | 

| QUISQUam „2: cc eeeeeeeeeenneneeeneneenenn ı 22 2 6 2 

| quisque I: Am 1048 As 186, 246, Cu 467 Mer | 

1011 St 520; Il: Am 7 (rel.) Cu 59 Mi 156—7 

rel.) 160 (rel.), 1391—2 (rel.) Poe 106; Ill: | 

| MOA5SS PS 993 ..ecenaeeeeeeeeeeenneenn 6,6 | 2° 

| quiuis I: Am 979 As 179 Ba 400 Cas 301 Ci 663 | 

| Poe 831 Ps 741; 1I: Ru 756; III: Mi1157 Mo 852 | 2 | 


Conclusio. 


His adiectivis enumeratis quamquanı satis scio me hanc totam 
de adiectivi attributi collocatione quaestionem minime absolvisse, 
tamen aliquid profecisse me ad Plautinum usum cognoscendum 
existimaverim. Jam apparuit, id quod nihili non esse aestimaverim, 


1 Vide, quae Ammann l.c. pp. 111—122 de »quidam» et »aliquis prono- 
minibus egit. 

2 Mer 560, 578—9 Ru 553; IV: Ba 638 ? Men 765 Tri 765. 

3 III: Mo 655, 770 Ps 168, 1130; IV: Am 941 Ci 682 Mi 599 Ru 1259 Tru 
181. 

4 ‚optumi quiqu&, »decumus quisque». 


BXXII.s 


68 NımLo LEHMUSKOSKI. 


Plautinam adiectiva attributa collocandi rationem mirum in modum 
cum solutae orationis usu congruere. Sunt autem pauca, quae Plauti 
propria videntur esse, digna, quae hoc loco repetantur. 

Participia praecipue perfecta apud Plautum substantivum antece- 
dunt, cum in pedestri sermone postponi existimentur. Quod quidem 
mihi non ita certum esse videtur, et quo ordine in soluta oratione 
participia attributive posita collocentur, accuratins examinandıum 
esse putaverim. 

Superlativis, quiin soluta quoque oratione secundum locum amare 
videntur, Plautus secundum locum tribuere solet. 

Adiectiva in — Imus cadentia apud Plautum omnia fere antece- 
dunt. 

Cur autem ita posita sint et cur aliorum quoque adiectivorum 
ordo saepe immmitatus sit, jam nobis est examinandum. 


Pars posterior. 


De emphasi occasionali. 


Adiectiva vel genuina vel translata notione emphatica exemplis 
propositis postquam probavimus priorem locum petere, nunc nobis 
monendum est affeetus vim etiam latius valere. Unumquodque 
enim adiectivum, cuius notioni nilil haeret emphatici, ab eo, qui 
loquitur, vel summa, id quod iam MAROUZEAU! multis exemplis 
dloeuit, affectus vi pronuntiari potest emphaticique tum adiectivi 
locum obtinet. Qua de causa apud Plautum plura quae postponi 
solent adiectiva suum proprium locum deseruerunt. 


Persaepe adiectiva, quae per se ommi affeetu carent, Ita sunt 
usurpata, ut vel maximam exprobrandi vim obtinerent: 


IL. c. passim. Cfr. etiam AMMaNN. 1. c. pp. 14, 61—2, 69— 70, 9—. 


BXXIII.s De adıectivi attrıbuti Plautini collocatione. 69 


»si id fiat, ne isti faxiın nusquam Aappareant, 


qui hic albo rete aliena oppugnant bona.» Per 73—4 
dcano capıte te cuculum uxor ex Justris rapit.» As 934 
»cano capıtev, »aetate aliena» Cas 518 


snon hodie hoc tantum flagitium facerent canıs capı- 
tıbus» Ba 1208 
»tantum flagitium te scire audiui meum, 
quod cum peregrini cubui uxore meltıs.» » 1008-9 
»clamores, imperia, eburata uehiela, pallas, purpuranı 
nil moror, quae in seruitutem sumptibus redigunt 
uiros» Au 168—9 
»marsumis morıbu’ mecum expetitur (Amor): Ci 221 
»0 praeliyatum pectus!» Ba 136 
»relicuom id auri factum quod ewn ei stultissumus 
homo promisissem:» » 10981 


Indienantis, irati querentis, pudentis sunt: 


»cano capıle atquc alba barba miserum me auto esse 
emunctum» Ba 1101 


»egone ındotalam te urorem ut patiar”» Trı 378 
»meraclo se uspiam perceussit flore Liberi.» Las 639 --40 
»hominis inpudentem audaciam!» Men 713 
»heus, ecquis hic est, marumam qui his inıurıam 
forıbus defendat?» Mo 899 —900 
»Marumo ego ardeo flagıtio» Cas 937 
»eu hercle odiosas res!» Mi 1056 


! Superlativorum, quamquam genuine emphatici sunt, antecedentium, 
quia apud Plautum postponi solent, nonnulla attulimus exempla. 

32 In accusativis exclamationis interest, utrum antecedat adiectivum an 
postponatur; si antecedit, affectum eius, qui loquitur, exprimit, si autem 
postponitur, confirmandi quandam vim habet (Cfr. p. 78). Quam ob causam 
etiam emphatica adiectiva, quae in iis usurpantur elocutionibus, hic pauca 
exempli gratia proposuimus. 


70 Nımo LEHMUsKoskı. BXAIIs 
»pessumtis me modıs despicatur domi.» Cas 185— 
»yuir me habet pessumis despicatam: modıs,» » 189 
»pessumu’s homo.» Ps 1310 


»pulmoneum edepol nimi’ uelim womium uomass» Ru 511 
»sunt hic inter se quos nunc credo dicere: 
quaeso hercle, quid istuc est? serutles nuptiae? 
seruin uxoren: ducent aut poscent sibi?» Cas 67-9 
»sicine hic cum uurda ueste grassabimur?» Ru 251 
»sed und’ uos 
ire cum uutrda ueste dicam, Opsecro, 
tam maestiter uestitas?» » 264-265 


Saepe adiectiva contemnentem velirridentem 
indicant eum, qui loquitur: 


»eho tu nihili, cana ceulex, uix teneor quin quae decent 
te dicam» (as 239 
»mazumas nugas agis:» As 9 
»tace sis, faber, qui cudere soles plumbeos nummos.» Mo 892 
»inanstruca, halagora, sampsa, tum autem plenior 
ali ulpicique quam Romanı remiges.» Poe 1313 — 
»optumas frustraliones dederis in comoediis.» - Mo 1151 
»si te salııom hinc amittemus Venerium nepotulum.» Mi 1413 
»yut ted hodie hinc amittamus Venerium nepotulump» » 1421 


Superbia vel ijactantia interdum inest in adiectivis: 


»nalım pessumumdque Nie modo intus — apud nos 

tua ancilla hoc pacto exordiri coepit, 

quod haud Atticam condecet disciplinam.» Cas 650-2 
»muliehris alhibenda mihi maletta nunc est.» Ep 546 


sine, uenias modo domum, faxo ut scias 
qui perichi sit dotatae uxorı ultium dicere.» As 897-6 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 71 
»quippe ego te ni contemnanı, 
stratoticus homo qui cluear?» Ps 917—8 
»optumu’' sum oralor.» Ba 981 


Eum, qui loquitur, adiectivis etiam minari apparet: 


»optumo ture infringatur aula cineris in caput.» Am fr IV 
»ulde modo wulmeae catapultae tuom ne transfigant 

| latus» Per 28 
»nisi si ad tintinnaculos uoltis uos educi utros.» Tru 782 
»ne sis me uno digılo attigeris,» Per 793 


Excusantis sunt: 


»iste id habet quod nos habuimus. humanum facınus 
factumst» Tru 218 


»BA. — — — — — sed in epistula 
nullam salutem imittere scriptam solet? 
SIMIA: ita milktarıs discıplinast, Ballio!» Ps 1002 —4 


Desiderantis sunt: 


»nec prope usquam hic quidem cultum agrum conspicor.» Ru 214 
»perdidi unum filium» Cap 759 


Laudandi vi adiectivum interdum est antepositum: 


»eu hercle praesens somnium!» Mi 394 
»eique ut Arabico fumificen odore amoene» Mi 412 
nam illum tibi 
ferentarıum esse amicum inuentum Intellego.» Tri 455- € 
»Amphitruo, qui nunc praefectust Thebanıs leyionıbus» Am 363 
(Victrices fuerunt leriones Thebanae.) 
ytalentum Philippi huic opus aurı est» Mi 1061 


72 Nımo LEHMUSKOSKI. BXXIIIs 


Adiectivum, etsi laudandi vi caret, eo tamen consilio effertur. 
ut in suo genere aliquid praeclarum significet: 


»cetera quae uolumus uti Graeca mercamur fide» As 199 
Mirantis veladmirantis sunt: 


»graphıcum mortalem Antiphonem! ut apologum fecit 
quam fabre» St 570 
»ita me di ament, graphieum furem!» Ä Tri 1024 
| »nimi’ doctum dolum»y Mi 248 
rlepidum senem» Ps 435 
»o lepidum caput! Mi 725 
»nunec ne hunc ornatum uos meum admiremini, 
quod ego hue processi sie cum serud? scema» Am 116—7 


»uolaticorum - - homınumd 1 oe 474 


Laeto animo loquentem indicant: 


dgermanae quod sorori non credit sOror.» Tru 438 


sed, ere, opluma 


os uldeo opportunttate ambo aduenire.» Ep 202 
»opluma opportuntate amıbo aduenistis.» Mer 964 
»facelum puerum!» Mi 1385 
Hepidam Venerem!» Poe 849 

»0 lepıdam Venerem denuo!» » 8 


! Antainvenides cum volaticos homines primum nominat (472—3), ad- 
ıectivo ita utitur, ut duobus vocabulis intermissis vocem principalem sequatur. 
Homines volatici ut aliquod genus hominum proferuntur. Quod genus Lyco 
valde mirum uidetur summaque cum admiratione exclamat: »uolatico- 
rum — — hominum%» Sed postquam confirmavit se recte dixisse Anta- 
moenides, iam Lycus de »hominibus uolaticis» dubitans quidem postposito 
adiectivo interrogat ita, ut appareat animo eius notionem novi generis hominum 
jam se insinuavisse. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 73 


Si per ironiam, quae vocatur, adiectivum est usurpatum, 

plerumque anteponitur: ! 

»nisi tu ınmortale rere esse argentum tibi.» Tri 415 
»bellum hominem, quem noueris!» Poe 1384 

»bellum fillium» As 931 

»fortunatum Nrcobulum, qui illum produxit sibil» Ba 455 

»ita bellus hospes fecit Archidemides.» » 345 

»bone serue, Salue.» » 1775 


Sunt huiusmodi tropi plurimi, sed quia adiectiva in iis usurpata 
jiam per se emphatica sunt et antecedunt, pluribus exemplis enume- 
ratis opus esse non existimavi. 


Adiectivis antepositis iteratis summam emphasim effici perspi- 
cuum est. Quae apud Plautum sic usurpantur adiectiva cum iam 
per se emphatica sint, mihi ordinis immutati causas tractanti enu- 
meranda non videntur; pauca solum ex gr. proferam: 

»qur inclementer dicis lepidis Literis 


lepidis tabellis lepida conscriptis manu®» Ps 27-8 
»lolum lenonem tibi cum tota famılıa 
dabo hodie dono.» Poe 168—9 
»omnıa palam sunt probra, 
 ommibus modıs occidi miser.» Cas 941—2 
_ »perditu’ sum atque eradicatus sum, omnibus exremplis 
excrucior. 


omnia me mala consecetantur, omnibus exilüts 
interi.» Ba 1092—3 
»utinam weleres homin<<um mor>es, ueteres parsı- 
moniae 
potius <in> maivore honore hic essent quam 
mores mali» Tri 1028—9 


I Superlativi postponi possunt; ex gr: »uir summe populi» Per 418. »Dor- 
dale, homo lepidissume, salue,» Per 791. Kornum (L. c. p. 27) ironice sine 
ullo significationis discrimine »bonus uir» et »uir bonus» dici contendit; quod 


quidem exemplis Plautinis non comprobavit. 


7% 2 NııLo LEHMUSKOSKI. BXXILs 


»ego patri meo esse fateor summas diuitias domi 

meque summo genere gnatum.» Cap 318—9 
»magnam illic homo rem incipissit, magna munit moenta.» Mi 228 
»haec facetiast, amare inter se riualis duos, | 

uno cantharo potare, unum scorlum ducere.» St 729-3 
yqui'falsas hitis falsıs testimontis 

petunt quique in iure abiurant pecuniam, 

eorum referimus nomina exscripta ad Iuem» Ru 135 
»Iterum mihi istaec omnia itera, mı anıme, mi Trachalto, 

mi liberte, mı patrone potius, Immo mi paler.» Ru 1265—6' 


Substantiva per se eodem iure emphatica esse posse atque adiec- 
tiva nullam uideo causam esse cur non coniciamus. Sed recte monuit 
AMMAnN ? illud emphaticum in substantivis rarius quam in adiectivi 
extolli et nullum certum in ordine verborum locum substantivi: 
emphaticis evenisse. Eaque id re factum esse puto, quod huiusmodi 
substantiva cum adiectivis coniunguntur, quorum emphatica vis 
maior est quam substantivorum, Pauca certa exempla substantivo- 
rum emphaticorum antepositorum apud Plautum invenimnus: 

Substantivum »mel» semper fere antecedit: 
»oh melle dulei dulcior tu es.» | As 614 
»hoc est melle dulci duleius.» Tru 371 

Saepe pro voce blanda usurpatür in vocativo casu cum possessive 
»mei» pronomine septiesque antecedit neque postpositum est ni 
semel in loco affectus plenissimo, ubi 12:ies pronomen antepositum 
repetitur (Poe 367). 

In vocativo casu »spes» semper (Ba 17 Ru 247 St 583) antecedit. 

Emphatice videntur substantiva etiam in his locis posita esse: 

»si hercle tu ex istoc loco 


1 Quod de pronominibus emphatice positis exempla paucissima attulimus, 
eo factuın est, quod apud NILssoxium magna eorum copia invenitur. 
2 L. c. p. 10; cfr. etiam pp. 69—70, 116—7. 


Be 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 75 
digitum transuorsum aut unguem latum excesseri» Au 56—7 
»yagedum ergo, tange utramuis digt?- 
tulo minımo modo» Ru 720 
setiamne, inpudens, 
muttire uerbum unum audes aut mecum loqui?» Men 710—11 
»uerbum etiam adde unum, iam in cerebro colaphos 
apstrudam tuo» Ru 1007 
»uapulabis werbum si addes isto unum.» » 1401 
»uerbum unum adde istoc: iam hercle ego te hic hac 
offatim conficiam» Tru 613 
»ynumquanı hic treduom unum desitum est potarier. 
se m trıduom unum est haud inter- 
missum hic esse et bibl,» Mo 958—9 
»quibu’ cunctis monles maxcumz frumenti acerui sunt 
domi» » 189 
»ita mali, maeroris montem maxumum ad portum modo 
conspicatus sum: Mo 352—3 


De adiectivo attributo confirmandi causa poöstposito. 


ALBRECHT?! iam animadvertit quod antecedere solet adiectivum 
saepe postpositum esse, ut praecipua vi efferretur. Virum doctum 
francogallum MAROUZEAU iam supra, cum superlativos proponere- 
mus, de »expressiva» vi adiectivi »qualificativi» postpositi egisse 
diximus.? (»Qualificativa» autem ei sunt illa adiectiva affectus plena, 
quae omnino antecedunt.) Atque contendit ea adiectiva »quali- 
ficativa» quae, qualis esset communis natura rei, significarent, 
antecedere, postponi autem ea, quae singulare quiddam de re ex- 
primerent; quae novo quodam modo cum substantivo coniuncta es- 


ı L. c. p. 36. 

2 L.c. pp. 87—95. Cfr. etiam, quae de adiectivo praedicativa vi post- 
posito egit pp. 78—87. Multis enim locis praedicativum iudicavit esse adiec- 
tivum, quod attributum nobis videtur esse habendum. | 


} 


7 Niro LeEuMmuskoskt. BXXII.s 
sent, ut inusitatae iunctiones exsisterent; quae novam laudandi aut 
contemnendi vim obtinuissent; quae minus usitata essent quam 
illa anteposita. Superlativos quoque, quippe qui cottidiano usu non 
ita attriti essent quam positivi, hanc ob causam substantivis ple- 
rumque esse postpositos. — Cuiusmodi interpretatione quaestionem 
non modo non expeditam esse iudicaverim, sed etiam turbatam. 

Priusquam ad ipsam quaestionem aggrediar, praemonendum vide- 
tur esse ea, quae dixit MAROUZEAT, lis quae attulit exemplis compro- 
barinon posse. Iis enim adiectivis, quae ex fabulis Plautinis sumpsit, 
alia opponi possunt plurima haud minus inusitata, quae suam vocem 
principalem antecedunt.! 

In ipsa autem interpretatione MAROUZEAU quaerere omisit, quo 
iure adiectiva anfeposita, si vexpressiva» vi essent minima, Omnino 
affectus plena esse dicerentur. Sibi ipsi fortissime repugnavisse 
videtur MAROUZEAU. Atque persuasum mihi habeo eum, qui 
hanc solanı de expressiva vi adiectivi postpositi disputationem 
Marouzeauanam legerit, ex ea conclusurum esse adiectiva empha- 
tica omnino secundum tenere locum.? 

Cur autem factum sit, ut adiectiva emphatica, quae substantivo 
anteponi iterum iterumque confirmavimus, postposita saepe sunıma 
vi efferrentur, iam nobis explicandum est. Atque non ita difficilis 
ad intellegendum res nobis videtur esse. Si enim adiectivum ante- 
positum, ut supra diximus, subiectivum est, postpositum autem 
obiectivam quandam vim habet, facile fit, ut adiectivum subiectivum 
adiectivi obiectivi luco positum confirmandi obtineat vim. Qu 
loquitur, non pro sua iam parte adiectivum esse dietum intellegi 
vult, sed Ita, ut ab omnibus probetur. 

Ne quis vana me autumare dicat, nonnulla exempla proponam, 


1 Inter alia MArouzEaAu (p. 93) adiectiva ex Graeca lingua sumpta etiam 
Plautinis exemplis postponi demonstravit; quod quidem ei facillimum fuit, 
cum omnia quae antecedunt adiectiva Graecae originis prorsus neglegeret. 

2 Etiam Ammann (pp. 86—95) de adiectivis emphaticis postpositis egit, 
sed hanc quam nunc tractamus quaestionem non abso)vit. 


B XXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 77 


% 


quibus comprobatum iri credo confirmativam quandam vim esse 
adiectivi summo pondere postpositi. 

Primum quidem eos locos proferam, ubi particula »ne» adhibita 
qui loquitur tamquam vera se dicere confirmat. Si in iis enuntiatis, 
in quibus »n®& est usurpatum, substantivum cum adiectivo con- 
iunctum est, semper fere, quamquam emphaticum est adiectivum, 


substantivum antecedit: 


»ne ego homo infelix fu» Am 325 
»ne ego homo sum miser» Mo 564 
yne ego hodie tibi 


bona multa feci.» -Per 733—4 
»ne tu habes seruom graphrcum et quantiuis preti» Ep 410? 
»ne[c]? te aleator nullus est sapientior;» Ru 359 
»ne ista stimulum longum habet» Tru 853 


Antecedit »alius:» 
»ne ille alıum gerulum quaerat, si sapiet, sibi:» Ba 1002 


Ubi interiectiones »ecastor», »edepob, »hercle, in asseverandi 
formulis usurpatae, quae cum particula »ne» saepe coniunguntur, 
occurrunt, non Ita dilucida est res. Haud raro enim uni vocabulo 
confirmative adduntur, quod ad initium enuntiati saepissime proi- 
clunt. Quod Tarissime fit inaccusativis exclamatio- 
n1s, in quibus hae voces, si usurpatae sunt, semper fere primum 
locum tenent. 

Sunt autem hae elocutiones dienae, quae tractentur, cum de 
adiectivi postpositi praecipua vi agitur. Maximum enim pondus in 
his accusativis inesse constat idque adiectivo imprimis exprimitur. 

ı Hoc exemplum et illa duo prima ad hanc quam nunc tractamus rem 
maximi sunt momenti, quod ex substantivis ipsis, cur antecedant, nulla 
causa repetenda est. 

2 ne te FLECcKEISEN. 


78 Nımo LEHMUSKOSKI. B XXIIl. 


Sed cur adiectivum in his elocutionibus non apud Plautum solum 
sed etiam apud alios?! secundum locum amaret, non satis explicatum 
est. 

Supra iam nonnullos proposuimus exclamationis accusativos, in 
quibus antecederet adiectivum. Atque diversae certe sunt 
causae, cur diversis locis ponantur adiectiva. Adiectivo postposito 
qui exclamat non suum animi motum solum indicat, sed vera se 
sensisse confirmare vult, adiectivo anteposito suum tantum animi 
affectum indicat. Hoc illis interiectionibus, quas supra commemora- 
vimus, aliisque similibus exclamationibus comprobatur. Ubi enim 
hae confirmativae voces in accusativis exclamationis occurrunt, senı- 
per fere postponitur adiectivum. Quattuor tantum apud Plautum 
invenimus locos, ubi adiectivum in eiusmodi exclamationibus ante- 
cedit: Am 538, Mi 394, Mi 1056, Tri 1024, quos quidem locos iaın 
supra proposuimus. Postponitur autem adiectivum his locis: 
vedepol paptillam bellulam — ei misero mihi!» Cas 848 

»hercle rem gestam bene!» Ep 212 

| » » » » St 379 
»edepol mortalem yraphicum, si seruat fidem!» Ps 519 
» hominem | infelicem, quipatronam comprimat.» As 292 


» facınus inprobum!» Ep 32 
»hercle occastonem lepidam,» Mi 977 
vedepol mortalıs malos!» Ba 293 

veu » » » Poe 603 

»pnoui, hominem hau maluwmn mecastor.» Au 172 
»edepol fide adulescentem mandatum malae!» Tri 128 
yeugae litlieras minutas!» Ba 99 
vedepol hominem miserun!» Am fr VI 

» Milphionem miserum!» Poe 324 

vedepvl rem negotiossam!» St 8356 


vedepol nomen nugatoriuml'» Tri 8% 
veu ecastur 
. er R a 
hominem peiturum!» Mi 10666 


I Cfr. Ausrecnt l.c. p. 37. 


BXXIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 
»edepol hominem praemandatum ferme familiariter,» Tri 
» mancupium scelestum!» Ep 
»eu edepol res turbulentas!» » 
»edepol anımam suauiorem» As 


»pro diinmortales, mulierem lepıdam et pudico ingenio!» Mo 
»di uostram fidem, 
hominum ingenvum liberale!» Cap 


79 


335 
686 

172 
893 
206 


418—9 


De aliis huiusmodi elocutionibus eas tantum enumerabimus, in 


quibus adiectivum emphaticum postpositum est. 


»morem inprobum!» Tri 1035 


»o facinus inpudicum, 


quam liberam esse oporteat seruire postularel» Ru 393—4 
»0 hominem lepidum'» Ps °'931 
0 
corpusculum malacum!» (as 842—3 
»0 hominem malum, 
ut dissimulat!» Men 640—1 


»0 mortalem malum! 


alter hoc Athenis nemo doctior dici potest»! Mo 1071—2 


»morlalıs malos! 


ut ingrediuntur docte in sycophantiam!» Poe 
»o hominem opportunum mihil» Ps 
»0 ımperatorem probum!» Ba 
»cantores probos!» Ps 
»em, ınater mea, 
tibi rem potiorem uerbo:» Au 


653 —4 
134 
759 
366 


692 —3 8 


Simillimae his exclamationibus eae sunt inusitatissimae, quae 
genetivo exprimuntur. In iis duabus, quas apud Plautum legimus, 


sequitur adiectivum: 


2 Hoc enuntiatum, quod exclamationem quodam modo explicat, signi- 


ficanter ostendit confirmativam vim esse exclamationis. 
2 Sic cum LEoNneE scribimus. 


80 Nımo LEBMUSKOoskIı. BXXIIU.s 
»di inmortales, mercimon: lepıdı!» Mo 912 
»0o mercıs malae!» Tru 409 


Ad haec accedunt nominativi, quibus exclamationis quaedamm vis 
inest: 
»non edepol praeda magna.» Ci 732 
»cumatile aut plumatile, carinum aut cerinum — gerrae 
marumae!» ‚Ep 233 


Si hos quos attulimus accusativos exclamationis, in quibus 
adiectivum summo pondere esse postpositum clarissime sentimus, 
tractaverimus, facile apparebit illam praecipuam vim adiectivi post- 
positi non ab ea re esse profectam, quod haud usitatum esset 
adiectivum. Neque enim adiectiva in his elocutionibus substan- 
tivo postposita inusitata dieci possunt, neque, id quod praeteriit 
MAROUZEAU, ulli in his elocutionibus apud Plautum inveniuntur 
superlativi. Atque persuasum nobis habemus causam cur postposi- 
tum sit adiectivum summa vi elatum ex nulla alia re repetendanı 
esse, nisi ex ea, quod confirmandi causa est postpositum. 

Ubi enuntiatis iustis procurrit oratio aut vocativi occurrunt. 
multo difficilius est diiudicatu, utrum hanc ob causam adiectivunı 
sit postpositum an aliisrebus id effectum sit, ut substantivum adıec- 
tivo anteponeretur. Postquam iterum iterumque fabulas Plautinas 
legimus, hi loci nobis eiusmodi esse visi sunt, de quibus non dubi- 
tarl liceret, quin confirmandi causa in lis adiectivum esset poöst- 
positum: 


»diininortales teinfelicent ut tu es gradıbus grandıbus»y Ep 13 
»yquin suspirabo plus + sescenta + In dies: 
ita ego eum cım cura magna curabo tibi.» Men 896—7 
»ynamque edepol, sinon dabis, 
clamore mayno et multum flagitabere.» Ps 555—6 
mam ea stultitiast, facinus magnum timido cordi 
credere» »  576—7 


BXXIIl.s De adiectivi attrıbuti Plautini collocatione. 81 


»LA. ibo hercle aliquo quaeritatum ignem. DA. quid 
quom inueneris? 
LA. ignem magnum hic facam» Ru 766—7 
»loui disque ago gratias merito magnas,» Cap 922 
»atque id non tam aegrest iam, uicisse ullicum, 
quam id expetiuisse opere tam magno senem» (as 429 —30 
Y) salue, insperate, annis multis post quem conspicor.» Men 1132 
| »yquibus annos multos carui®? Poe 1189 
»quia annos mulios feilias meas celauistis cam m® » 1239 
»ita uincunt illud conducibile gratiae, 
quae in rebus mulitis opstant odiossaeque sun» Tri 36—7 
»quamuis sermones possunt long? texier.» » 797 
»per supremi regis regnum iuro et matrem familias 
Junonem — — — — — — — — — — 
ut mi extra unum te morlalıs nemo CcOTpus COTpore | 
contigit,quo me inpudicam faceret.» Am 831—4 
»credo, ecastor, nam wuicinam neminem amo merito | 
magi’ quam te Cas 182 
»me homo nemo deterrebit quin ea sit in his aedibus.» Mi 332 
»homo nemo hinc quidem foras exit.» Mo 901 
»lura te non nociturum esse komını de hac re neminı:» Mi 1411 
»hunc homo feret a me nemo, ne tu te speres potis.» Ru 968 
»quihomine <homo> adaeque nemouiuit fortunatior.» Cap 828 


»hic patera nulla in cistulast.» Am 792 
»homo nullust te scelestior qui uiuat hodie,» Au 419 
»nam ecastor nunc Bacchae nullae ludunt.» Cas 980 


»nam hospes nullus tam in amici hospitium deuorti 
potest» Mi 741 


»Homo me miserior nullust aeque, opinor,» Mer 335 
»dimidiam partem nalionum usque omnıum 
subegit solus intra uiginti dies.» Cu 447—8 


»haec ego quom cum animo meo reputo, 
ubi qui eget, quam preti sit parur:» Tri 256—7 


82 ER Nitro LEHMUSKOSKI. B XXI. 
»pro di inmortales, uerbis paueıs quam cito 
alium fecisti me, alius ad te ueneram'» » 160—1 
»itaque adsimulato quasi per urbem iotam hominem 
| quaesiueris.» Ep 195 
»defessus sum urbem totam peruenarier:» Mer 805 
»nam dies ivolos apud portum seruos unus adsidet» St 153 
yabi, laudo, nec te equo magis est equos ullus 
sapiens» As 704 
»quos tu mihi luscos libertos, quos Suinmanos somnias? 
nec mihi quidenı libertus ullust.» Cu 546—7 
»non istanc aetatem oportet pigmentum ullum attingere,» Mo 263 
yaut quod illa dicat peregre allatam epistulam, 


ne epistula quidem ulla sit in aedibus» As 761—2 
ynam tu poeta es prosus ad eam rem unicus.» » 748 


ynisi carnaria tria grauida tegoribus onere uber: hodie 
mihi erunt,» Ä Ps 198-9 
»ita forma similı puerei uti mater sua 
non internosse posset quae mammam dabat» Men 19—%0 
PNEN edepol tu homo sanus es, certo scio.» » 8325 
»diinmortales, facinus audaz incipit 
qui cum opulento pauper homine [coepit] rem 
| habere aut negotium» Au 460—1 
»edepol facınus fecit audaz.» Mi 309 
»herele mihi tecum cauendum est, nimi’ qui’s orator 
caltus» Mo 1142 
»BA. quid agit is? SIMIA. quod homo edepol fortıs | 
atque bellator probus» Ps 992 
»nimium est mortalıs graphicus, 
evperns mihist.» >» 700 
vedepol mortalem parce parcum praedicas.» Au 314 
»nimi’ tu quuiddem hercle homo stultus 
es pueriliter.» Per 591 
»foedant et proterunt hostium copras 
iure ıniuslas.» Am 246—7 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 
»uero(n) serio» 
»nam equidem, insanum esse te certo Scio, 
qui mihi molestu’s homin? ignoto quisquis es.» 
»certo haec mulier aut insana aut ebria est, Messenio, 
quae kominem ignotum compellet me tam familiariter.» » 
»adulescens, quaeso, quid tibi mecum est rei 
_ qui mihi male dicas kominı ignoto insciens?» » 
»proin si quis pugnam exspectat, litis contrahat: 
ualentiorem nactus aduorsarium 
si erit, ego faciam ut pugnam inspectet non bonam,» Cap 
»eu edepol specie lepida mulierem'» Ru 
»Mercurius, Ioui’ qui nuntius perhibetur, numquam 
aeque patri 
suo nuntium lepidum attulit quam ego nunc 
meae erae nuntiabo:» 
»uelut hic agrestis est adulescens qui hic habet, 
nimi’ pol mortalis lepıdus nimi’que probu’ dator» Tru 


Men 


St 


»uin tu .facınus luculentum inspicere?» Men 
»ne ego edepol ueni huc auspicro malo.» Au 
»potin operam <in>ique equidem malam * . 
innocenti» Ci 
»pro di inmortales, opsecro uostram fidem! 
quid ego hodie negotı confeci mal:.» Mo 
»res parata est mala in uesperum huic seni. 
nam et cenandum et cubandumst ei male.» Mo 


»nimis ecastor facınus mirum est qui illi conlibi- 
tum siet 
meo uiro sic me insimulare falso facınus tam malum.» Am 
»sed facınus mirum est quo modo haec hinc huc transire 
| potuit» Mi 
»quid mi opust seruo tam nequam?» Cas 
 »fateor, ego trifurcifer sum, tu es homo adprime probus’» Ru 


83 


Mer 685 Poe 438 Ru 468 Tru 302, 921 


292 —3 
373—4 
494—5 
63—5 
415 
274—b 
246—7 
141 
447 
368 
530 —1 
700 —1 
858—9 
418 
741 
735 


»sed operam Epidici nunc me emere pretio pretioso uelim.» Ep 120 


Nırıs Lzeurıgosgı 

rich, es ın a3 Kies rs disısulus dene 

ara 31 LA Qize te Ädiciy 

BLISNTEIL- dUanpiana URanIaT.r 
an 629 FILPEIRT lerim wım maigremf 

Lo GplL--e undaz ILe mares Cena.» 

D;ersm muözrem persren an hart arniwa ot Plse- 


dre7 


ren Sitı payjze ausin. Doyie plädiert fra 


p.test 
pei:re 
sen uile-r üble postis pulckrigres.» 
suine < homo amlarıssumus> 
as d-ripere uelt.» 
shymn awlarıssume.r 
-lutorS 
neotinlı bellissumt senieen soleiE ee? 
sfaterr equrlem ee Me enguom carıssumum;® 
nid I enseemms huc foras Azurasteclern. 
ut Ip-s tesbs It SiIbl certissumus? 
shumo wnauıssumer 


sant te pliri lube, homo insanıssunne.o 


»\EN. die kononem leprissumum ese me. PE. ubi 


esuri summus? 
MEN. die medo hoc qued ers te Inben. 


PE. ice: homo lepıdissume.» 
sezae. homo lepıdıssume!» 


»)bl continuo contonat 


Ps 


147 —! 


323 


sonıbı masrımao; aeliıs prime ruere rebamur tuas.» Am 1094—5 


“rate, eo Interulkam quil faclant coqui; 


qttos pol ut ezo hole sernem cura maruma est.» Au 


363 —4 


! In vocativum casum hunc usum superlativi postpositi ex enuntiatis 


justis translatum esse existimaverim. 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 85 


»Atridae duo fratres cluent fecisse facınus macrumum» Ba 925 
»ita est adulescens; Ipsus escae mazumae, Ä 
Cerialis cenas dat, ita mensas extruit,» Men 100—1 


»opera maruma, 

ubi bacchabatur aula, cassabant cadi.» Mi 855—6 
»nunc te hoc orare iussit opere marumo,» Mo 752 
»ibi esse quaestum marcumum meretricibus. 

persuadet.» Ru 56—7 

»tu promittebas mihi 

illi esse quaestum mazumum meretricibus» »  540—1 
»sed curiosi sunt hic complures mali, 

alilenas res qui curant studio maxumo,» St 198—9 
»rogare iussit ted ut opere mazumo 

mecum simitu ut ires ad sese domum.» » 248—9 
»eorum licet iam metere messem marumam» Trı 33 


»malo hunc adligari ad horiam, 
ut semper piscetur, etsi sit tempestas maruma» Vifr XIII 
»duello exstincto maxumo» Am 189 
yaut pol haec praestigiatriz mulier multo maruma es» » 782 
»nam rex Seleucus me opere orauit maxumo 
ut sibi latrones cogerem et conscriberem.» Mi 75 —6 
»quid opust speculo tibi quae tute speculo speculum 
es maxumum» Mo 251 
»nam is mihi honores suae domi habuit maxumos.» Per 512 
»preliis emptos maxzumıs 
apud nos expeculiatos seruos fieri suis eris.» Poe 842 —3 
»nam mi hic uicinus apud forum paullo prius 
pater Calidori | opere edixit maxumo 


ut mihi cauerem a Pseudolo seruo suo» Ps 896—8 
»nunc in metu sum mazumo triplici modo:» Ps 1024—5 
»damna euenerunt maxuma misero mihi,» St 209 
»curatum est, — esse te senem miserrumum.» Ba 1067 


»et Petronem et dominum reddam mortalis miserrumos.» Cap 822 
DSENET Nequıssume» Cas 496 


86 Nımo LEHuNUSKoski. BXXlIll. 


stun capite cano amas, sener nequissume?s Mer 305 
sconcludo in uincla bestiam nequissumam.» Ru 6% 
sostium occlusıssumum,» Cu 16 

»sener oplume quantumst in terra,» Ba 1170 
»erat erus Athenis mihi adulescens optumus;» Mi 9 

»nam eccum erilenı filium 
uideo, corruptum | ex adulescente optumo.» Mo 8-5 

ste Ipse zure optumo merito incuses licet.» Mo 713 
»hominem oplumum teneo.s » 719 


»uae misero mihi, 
propter meuın caput labores hominı euenisse optumo/» Cap 945 — 
»dıem corrupi | optumum:» Men 598 
vedepol memorta’s opluma.s Mi 49 
»psecro herele hortamini, 
ut denortatur ad me in hospitium optumum.» Poe 672—3 


yuirtus praemıum est oplumum» Am 648 
»huccine detrusti me ad senem parcıssumum?®» Au 335 
»quam potero in uerba conferam paucıssuma.» Men 6 


»uenit hoc mihi, Meradore, in mentem, ted esse homi- 
nem diuitem, 
factiosum, me item esse hominem pauperum 
pauperrumum;» Au 226—7 
yraliome pessuma a me ea quae ipsus optuma 
omnis Jabores inuenisset perferens 
amors ui diffunditari ac didier.» Mer 56—8 
yante huc factum hunc sum arbitratus semper seruom 
pessumum:» Mi 1374 


»VoxX urri pessumt me exciet foras» Ps 1285 
»numquam herele quisquam me lenonenm dixerit 

si te non ludos pessumos dimissero.» Ru 7%-—1 
»quando ezo te exemplis excruciaro pessumıs Cap 691 


»sex sodalis repperi, 
uitam, amicitiam, ciuitatem, laetitiam, ludum, 
iocum; 


BXXII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 87 


eorum inuentu res simitu pessumas pessum dedi,» Mer 845—7 
»salue multum, serue Athenis pessume.» Ps 270 
»eam de praedone ur mercatur pessumus, 
is eam huc Cyrenas leno aduexit uirginem.» Ru 4-1 
»nam mihi diuini numquam quisquam creduat, 
ni ego illam exemplis plurumis planeque —amo» Ba 504—5 
»itaque nos uentisque fluctibusque 
iactatae exemplis plurumis miserae perpetuam 
noctem;>» Ru 369 —7U 
»hominz, si leno est homo, 
quantum hominum terra sustinet sacerrumo.» Poe 89—90 
viubeo te saluere uoce summa, quoad uires ualent.» As 296 
»leno inportunus, dominus eiius mulieris, 
ur summa ut quidque poterat rapiebat domum.» Mer 44—5 
»ea te expetere ex opıbus summıs mei honoris grati» Mi 620 
»nam mihi, deum uirtute dicam, propter diuitias meas 
. lieuit uxorem dotatam genere summo ducere;» » 679—80 
yatque ego, Neptune, tibi ante alios deos gratias ago 
atque habeo summas» Tri 824 
»TR. ubi tu hie habitas? GR. porro illic longe usque 
In campıs ultumıs» Ru 1034 
»in somnis egi satis et fui homo exercıtus.» Mer 228 


»et pueri annos octingentos uiuont.» Mi 1078 
»O amıce ex multis mi une, Cephalio.» Fr 86 


»haec unde aberunt, ea urbs moenita muro sat erit 
simplcı,» Per 559 
»numquam hominem quemquam conueni unde abierim 
lubentius» Ep 80 
»numquam edepol honinem quemquam ludificarier 
magis facete uidi et magi’ miris modis.» Mi 538—9 
»numquam edepol mortalıs quisquam fiet e me certior» Poe 887 


Sunt quidem in iis quae enumeravimus exemplis haud pauci 
superlativi, sed non ob eaın causam, quod inüsitatiores fuerint quanı 


88 NımLo LEBMUSKoSKI. BXXIIl. 


positivi, ut voluit MAROUZEAU, sunt postpositi. Superlativi enim, 
quamquam primitus sunt emphatici priorque locus eorum fuit pro- 
prius, tamen maxime idonei fuerunt, quibus confirmandi vis quae 
dam exprimeretur, itaque suo proprio loco decesserunt. 


Quomodo adiectivum emphaticum ad adiectiva genus 
significantia descenderit. 


Hac autem via longius procedi potuit. Accidit enim facillime, ut 
adiectivum emphaticum confirmandi primitus causa postpositum 
omni quiin eo inerat affectu privaretur et ad illa adiectiva descende- 
ret, quae genus modo quoddam significabant. Id persaepe factum est, 
ubi adiectivum »hominiw, »virb, »rei, »facinoris» substantivis vel alüs 
similibus attributum est.! Viam, qua progressa est haec commutatio 
vim minuens adiectivi, etiamnunc sequi possumus.® Itaque ea 
exempla primum enumerabimus, in quibus adiectivum ab illa con- 
firmativa vi non prorsus sit abalienatum. 


ysumne ego homo insıpıens, qui haec mecum ego- 
met loquar solus?» Ps 908 
»sumne ego homo mıser? Ba 624 

»Sumne ero homo miser, qui nusquam bene queo 
quiescere?» Mer 588 
»sumne ego mulier misera quae illaec audio?» Men 852 
»hominem miserum praedicas» Per 649 
yunde aziıs te? CA. unde homo ebriu’ probe.» Mo 342 


1 De antecedentibus »rei» et »hominis» similibusque substantivis egit 
AMMANN p. 45 sqq. Cfr. etiam MarouzEAU, ].c. pp. 53—56, 76—8. 

2 Ne quis quae diximus cum Plautinis exemplis illustremus prave inter- 
pretetur, monendum est nos adiectiva non apud Plautum ipsum hanc ad 
vim progressa esse existimare. 


BXXIIIs De adiectivi attributi Plautini collocatione. 89 


»urr malus uıro 
optumo obuiam it.» Ps 1292 —3 


»quaein munditiis, mollitiis deliciisque aetatulam. 
agitis, 
urris cum summis Ps 173—4 
»tu magis amator mulierum es, Messenio, 
ego autem homo tracundus, animi perditi;» Men 268—9 
»neque ego homınes magis asınos numquam uidi» Ps ‘136 
»nam te esse arbitror puerum probum.» Mo 949 
»bonis esse oportet dentibus lenam probam,» Tru 224 
»feminam scelestam te astans contra 
contuor.» Per 208 
»TR. wir scelestus illic est. DA. quid feeit tibi 
ur scelestus®» Ru 1058—9 
»quid ais, urr uenefice» » 1112 
»dico unumm ridiculum dietum de dictis meliorıbus» Cap 482 
»ibo intro ad libros et discam de dictis mehoribus» St 400 


In his iunetionibus adiectivum, licet per se emphaticum sit, iam 
genus tantum significare putaverim: 
»nox, mulier, uinum hominı adulescentulo.» Ba 88 
»bene ubi quod scimus consilium accidisse, hominem 
calum 
eum esse declaramus, stultum autem illum quoi 
vortit male» Ps 681-2 
»is est honos hominı pudico, meminisse officium suom.» Tri 697 
»defaenerare | hominem egentem | hau decet.» vi 89 
»nam ueri simile non est hominem pauperem 
pauxillum parui facere quin nımmum petat» Au 111-—2 
»qui hic commercaris ciuis homines liberos®» Per 749 
yaut qui inclementer dicat hominı lıbero.» Ru 114 


1) Nımo LEHMUSKOoSKI1. BXXIIl.s 


Item »amicus» cum »hominis» voce coniunctum 5:ies (cfr. p. 33) 


usurpatum est. 
| »yquam pauci estis homines commodı» Ps +43 
»nam homini misero si ad malum accedit malum, 


maior lubido est fugere et facere nequiter.» Men 82-3 
»uiden egestas quid negoti dat hominı misero mali» Tri 847 
CA. quid feci? ME. quod homo nequam.» » 123 


CH. quid est einomen? SY. quod ede- 
pol hominı: probo» » 906 
»tardo amico nihil est quicquam nequius, 
praesertim hominı amantı,» Poe 504—5 
»sicine oportet ire amicos homınt amantı operam datum? » 512 
»ne illam uendas neu me perdas hominem amantem.» Ps 322 


»hic leno est, at hic est uir probus.» » 1144 
»yquando uır bonus es, responde quod Togo.» Cu 708 
»yuerum id uidendum est, id wiri doctisi opus,» Mo 412 


yiam hercle cum magno <malo> tu uapula uır stre- 
nuos» Tru 945 


»qula forma lepida et liberali captıuam adulescentulam 


de praeda mercatust.» Ep +13—+ 
Tex Creo wigiles nocturnos singulos semper locat.» Am 351 
»mereirix mala» Cap 571 
»males gloriosus» 0 58 
»sororem geminanı Mi 1102 
»ni ego ero maiorı uostra facta denarrauero.» Tru 308 
»yubi Bumbomachides Clutomestoridysarchides 
erat ımperalor summus, Neptuni nepos?» Mi 14—5 


»nam eg0 eram domi imperator summus in patria mea.» Ps 1171 
»in rem quod sit praeuortaris quam in re aduorsa animo 

| auscultes» » 237 
»scitne in re aduorsa uorsari?» | » 745 
»deserere illum et deiuuare in rebus aduorsis pudet.» Tri 344 


1 Personae sunt in comoediis constantes. 


B XXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 94 


mm nn m 


»is est amicus, quiin re dubia re iuuat, ubi rest opus.» Ep 113 
»Qui homo timidus erit in rebus dubi:s, nauci non erit» Mo 1041 
ytanton in re perdıla 
quam in re salua Lesbonicus factus est frugalior» Tri 609—10 


snullus est quoinon inuideant rem secundam optingere» Ba 543 


»ne in re secunda nunc mihi obuortat cornua,» Ps 1021 
»potine tu homo facınus facere strenuom®%» Gi 231 
»dandum huc argentum est probum:» Ru 1387 
rtalentum magnunv Au 309 Cu 64 Ru 778, 1330 
»talentum argenti magrum» Ru 1344 
Htalentum magnum argenti» » 1375, 1380 
»mores mal» Tri 30, 32, 1029 
»more anlıquo Ru 625 
»mercedem annuam,» Ba 14 
.»terrae solae» Ru 227 
in terras solas» Mo 995 
scadum unum uini ueteris Au 571 
»qui utuntur uino uetere sapientis puto» Cas 5 
»jam num me decet hic donari 
cado uinı ueleris®» Poe 258—9 
»quis hic homo est cum tunicis longis quasi puer 
cauponius?» » 1298 


® 


Ab his adiectivis separanda sunt ea, quae substantive nihil novi 
addunt, et id solum, quod substantivo iam inest, exprimunt. Quae 
voci principali postponi non est mirandum. 


»qui olim puero paruolo 
mihi paedagogus fuerat,» Mer 90—1 
satque illa puerum me gestauit paruolum,» St 161 
smam illam minis olim decem puellam paruolam emi» Cu 528 
scogitato mus pusillus quam sit sapiens bestia,» Tru 868 
»soror illius altera Anterastilis.» Poe 8951 


ı Unam sororem habet Adelphasium; supervacaneum est adiectivum. 


92 NımLo LEHMUSKOSKI. BXXIIs 


»benefacta benefactis alırs pertegito,» Tri 323 
»quomque osculetur et conuiuae alii accubent;» Ba 141 

»yubi conuruae ceteri» Men 280 
»ne balant quidem, quom a pecu celero apsunt.» Ba 11382 
»nunc sine omni suspicione in ara hic adsidam sacra» Au 606 


Ita est de iunctione »frugi bona® iudicandum, quae 9:ies (('ap 956 
Cas 327 Poe 845, 1226 Ps 337, 468 Tri 320, 321 Tru 41) occurrit. 


»ius bonum orat Pseudolus;» Ps 537 
yıus bonum oras.» Ru 1152 
»tuos amicus et sodalis, simul wicenus proxumus» Mer 475 
»sed fores uicını procumı crepuerunt.» Mi 4W 


»eurculwunculos minutos fabulare» Ru 1325 


Ad haec referenda videntur deorum epitheta, quae plerumque 
post ipsum nomen pronuntiantur. Sunt huiusmodi praeter »diinmor- 
tales»:, »di bon (Ep 539), »di magn» (Tru 701); »Iuppiter supremus» 
(Mo 348), »Iouis suprem» (Am 1127), »Ioui’ supremi (Ci 513), »Iouem 
supremun» (Cap 426), »Iuppiter supreme» (Cap 768, 976 Men 1114); 
»Ops opulenta» (Ci 515), »o Venu’ uenusta» (Mo 161). 

Hae iunctiones fortasse co declarantur, quod re ipsa postulatur, 
ut nomen dei vel deae anteponatur: »Neptune lepid® (Ru 358); 
»Venus alma» (Ru 694), »Venus amoena» (St 742), »Venu’ multipotens» 
(Cas 841). 


Sententia quid ad ordinem invertendum valuerit. 


Ordinem verborum accuratius tractanti facile apparet inter 
alias res sententiam ipsam ad vocabula collocanda maximi esse 
momentit Si adiectivum substantivo attributum est, id verbum, 
qttod ad sententiam maloris est ponderis, Ita ut novi quid afferat 
aut summam sententiae exprimat, omnino anteponitur. Sunt autem 


t Commentatione AMMANNI ut huiusmodi causis cognoscendis operam 


daremus sumus adducti. 


B XXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 93 


ea adiectiva, quae antecedere solent, eiusmodi, ut sententiae ipsius 
maxime intersint. Sed etiam adiectiva, quae plerumque postpo- 
nuntur, interdum multum ad sententiam illustrandam valere pos- 
sunt. Substantiva vero plurima idonea sunt, quibus summa sen- 
tentiae exprimatur. Sed non pauca sunt, quae ad sententiam ex- 
planandam nnllius fere sunt momenti. In eis sunt komo (quod 
numquam hac causa anteponitur, nisi cui substantivo contrarie 
ponitur), res, negotium (nisi quid molesti significat), caussa, pac- 
tum, modus, uia, manus, anımus (si in elocutione modum signifi- 
cante usurpatur). Cfr. AMMANN, p. 24. 

Adiectiva, quae hac causa anteposita sunt, primum proponemus. 

Perspicua est causa, cur Trachalio (Ru 615) sic exclamet: 
»Pro Uyrenenses populares!» 

Si Trachalio, servus adulescentis Attici, appellationem substautivo 
ingressus esset, facile futurum fuisse putamus, ut suos populares 
appellare spectatores crederent Trachalionem. 

Item iudicandum est de adiectivo »Epidamni» (Men 1604): 
»facinus indignum et malum, Epidamnis ciues,». 

Non aequum fuit Sosiam, cum cives Thebanos in auxilium voca- 
ret, »cives» anteponere, quod ipse non fuit eivis: 

»pro fidem, Thebanı ciues!» Anı 376? 

Philocomasium cum simulat se suam ipsius sororem esse Ephesum- 
que superiore nocte Athenis venisse, quo magis Sceledro persuadeat 
ita rem se habere, orationem his verbis incipit: 

»Inde ignem in aram, ut Ephesiae Dianae laeta laudes 

gratisque agamı» Mi 411—2 

Adiectivo anteposito id ostendere vult, se antea non Ephesiae 
Dianae sacrificasse. 


m m m 


? Aliter de adiectivo anteposito iudicandum est Men 1000: »Epidamnien- 
ses, subuenite, ciues» Suos enim cives invocat Menaechmus. »Epidamnien- 
sis» jam proxime ad substantivum accedit. Et monendum est, id quod raris- 
sime in vocativis fit, iunctionis membra separata esse. 

® Adiectivo anteposito his omnibus locis affectus plenior facta est appel- 
latio. 


94 Nımo LEBMUSKOSKI. BXXIILs 


Facile intellegimus adiectivum etiam his locis esse antepositum: 
»semper tu ad mecum argentata accedito querımonia;» Ps 312 

Neque enim cum querimonia accedere Calidorum iubet Ballio, 
sed cum argento. 
ytum consilia firmiora sunt de diuinis locıs.» Mo 1104 

Adiectivo anteposito ara, ubi sedet Tranio, indicatur. 

Eodem modo adiectivo id, quod ad rem aliquid valet, signi- 
ficatur Mi 607—8: 
»sed speculabor nequis aut hinc aut ab laeua aut a dex- 

tera 

nostro consilio uenator adsit cum auritis plagıs.» 

Cum hoc loco comparandum est: | 
»Aeners coculis mi excocta est omnis misericordia» Fr 181 
»Pieis diuitiis, qui aureos montis colunt, 

ego solus supero.» Au 7%101—2 


Attributis etiam his locis summa sententiae exprimitur: 
»PAM. ludificemur hominem. EP. capti consılı memo- 
rem mones.» St 578 
»non ego illam mi dotem duco esse quae dos dieitur 
sed pudicitiam et pudorem et sedatum cupidinem» Am 839 —4) 
»tam mihi quam illi libertatem hostilis eripuit manus,» Cap 311 
»quod hostica euenit manu,» Cap 246 
Vide, quod de »manus» substantivo supra (p. 93) diximus. 
Etiam nonnullos locos, ubi »modi» substantivo adiectivum attri- 
butuımm est, proferemus: 
»non enim hic ubi ex Tusco modo 
tute tibi indigne duotem quaeras corpore.» Ci 562—3 
yornatam adduce lepide in peregrinum modum.» Per 158 
»is Homo exornetur graphice in peregrinum modum,» Tri 767 
Similia sunt: 
»certe hacc miulier cantherino rilu | astans somniat.» Men 395 
yubi tu’s qui me conuadatu’s Veneris wadıimonis® Cu 162 
Plures sunt loci, ubi substantivuın, quod ad sententiam plurmmum 
valet, id efficit, ut inverso ordine membra iunctionis ponantur; quod 


— 
-_ur 


BXXIII.s L De adiectivi  attributi Plautini collocatione. 95 
quidem haud mirandum est, quia, ut supra iam diximus, substantiva 
imprimis idonea sunt, quibus summa sententiae exprimatur aut novi 
aliquid proferatur. Adiectiva, quae antecedere solent, cum hanc ob 
causam inverso ordine collocata sunt, maxime varia notione sunt 
usurpata. Saepe adiectivum ipsum ad rem magni est momenti, saepe 
confirmandi quandam vim habet, saepe nihil fere ad. rem necessarii 
indicat, saepe per nag&vYeow dictum est. Quas adiectivorum varias 
notiones quaerere omnino omisimus, quia ex substantivo, non ex 
adiectivo, his locis, cur ordo inversus esset, causa esset repetenda. 
Nullo igitur huius rei discrimine facto omnes quos huiusmodi inve- 
nimus locos enumerabimus. Atquene quis dicat nihil tanta exemplo- 
rum copia in huiusmodi quaestionibus profici, repetendum est, quod 
iam supra diximus, ea tantum ratione certa inveniri atque, qui fuerit 
Plautinus adiectiva attributa collocandi usus, dilucide ostendi posse. 

Ita autem haec exempla proferemus, ut adiectiva eodem ordine 
Occurrant, quo exposita sunt, ubi proprius eorum locus est propositus. 

Neque dicendi genera, in quibus hoc potissimum fit, ut substan- 
tivo summum pondus iniciatur, prorsus neglegemus. 

Et primum quidem ubi narratur vel nuntiatur, quid factum sit 
aut fiat, aut conicitur, quid futurum sit, substantivo plerumque id 
exprimitur, quod ad rem maioris est momenti. Atque tamquam 
certant inter se verbum et substantivum, utri principatus tradatur. 
Haec autem substantiva quae membra enuntiati sint, non potest 
definiri, sed id iis commune esse videtur, ut etiam nullo adiectivo 
addito satis planam reddant sententiam. 

Iam exempla proponamus: 

»lucrum ingens facio praeterquam mihi meu’ pater 

dedit aestumatas merecis: ita peculium 

conficio grande.» Mer 95—7 

yatque ego lembum conspicor 

lonyum,» | Ba 279—80 

»nemp’ quem in adulescentia 
memorant apud reges armis, arte duellica 
diuitias magnas indeptum?» Ep 449—51 


96 Nımo LEHuMUSKosK1. BXXII.s 


»yonerauit nauım magnam multis mercibus; 

imponit geminum alterum in nauim pater,» Men 25—$ 
ynauibu’ magnıs mercaturam faciam, — — — 

oppidum magnum communibo; — — — 


ibi qui regnum magnum instituam.» Ru 931, 934, 935° 
yres magna amicl apud forum agitur,» Ep +422 
»Narraui amicıs multis consilium meum 

de condicione hac.» Au 475—6 
»ut ego hodie Casinam deosculabor, ut mihi 

bona mullta faciam» Cas 467—8 


yex malıs mullıs meluque summo 
capitalique ex periculo — — — — — — — — — 
recepit ad se Veneria haec sacerdos me et 
Palaestram» Ru 348—50 
yeru’ meus tibi me salutem multam woluit dicere» Ps 982 
»yquam tuo’ gnatus annos multos deamat, deperit» Ep 219 


Monendum est substantivo hoc loco longum tempus significari. 


»Tarenti ludei forte erant quom illuc uenit. 

morlales multi, ut ad ludos, conuenerant:» Men 29—3uU 
»ynam ut de nocle mulia inpigreque exsurrexi,» Ru 914—5 
vet praedicabo quomodo uos furta faciatis mul Poe 1245 
»sed hie unus, ut ego suspicor, seruat fidem. 

quamquam labores mulios * * * 

———— eum ego cepisse senseo» Tri 1112 —4 
»chentes sibi omnes uolunt esse muaultos:» Men 574 

Hoc modo separata sunt substantivum et adiectivum, ut appa- 
reat etiam adiectivum ad sententiam maximi esse momenti. 


»fidieinas, tibieinas, 

sambucas aduexit secum forma eximia. — — — 

poste unyuenta nultigenerum multa.» St 380—1, 333 
»naltus nemo In aedibus 

seruat» - Mo 451—2 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


— 


»repperi hodie, 
ere, diustias nımıas.» Au 
»tibi amicam esse nullam nuntio.» Mer 

»iam principio in aedibus 


turba istic nulla tibi erit:» Au 

»lıgna hic apud nos nulla sunt.» » 
»Vbi tu es quae deblaterauisti iam uzcinis omnıbus 

meae me filiae daturum dotem?» » 


»quorum odos subbasılıcanos omnis abigit in forum,» Cap 
»cellas refregit omnıs intus recclusitque armarium.» » 
ymyropolas omnıs sollicito,» Cas 
»lien enicat, renes dolent, 
pulmones distrahuntur, cruciatur iecur, 
“ radices cordis pereunt, hirae omnes dolent.» Cu 
»apolactizo inimicos omnıSs.» Ep 
»quin etiam aurum atque ornamenta quae ipseinstruxit 
mulieri 


omnia dat dono,» Mi 
»haec illa est tempestas mea, mihi quae modestiam 
omnem 
detexit,» 
»malum postremo omne ad lenonem reccidit.» 
»sed istest ager profecto, ut te audiui loqui, 
malos in quem omnıs publice mitti decet,» 
»dum haec aguntur, lembo aduehitur tuo' pater pau- 
zıllulo,» 


Tri 


Mer 
Ba 
Tru 
»namcertonequesolariumstapudnosnequehortusullu» Mi 
»sed eum morbus inuasit grauis.» As 


»sed nisi ames, non habeam tibi fidem tantam ;» 
»quis <hie> homost qui indueit pompam tantam?» 


»omnibus amicis morbum tu incuties grauem,» Tri 
»salutem tibi ab sodali solidam nuntio:» Ba 
»quamquam lubenter escıs alienıs studes, 

tuin uentris caussa filiam uendas tuam?» Per 


97 


821 
966 


339 —40 
357 


268—9 
815 
918 
226 


236—8 
678 


1147 —8 


337—8 


98 Nino LEHMUSKOSKI. BXXIILs 


ee 


»postquam Syracusas de ea re rediit nuntius 
ad auom puerorum, puerum surruptum alterum 


patremque pueri Tarenti | esse emortuom,» Men 37— 
»sed numquam quisquam faciet quin soror 
istaec sit gemina huius:» Mi 473— 
»sicut soror 
eius huc gemina uenit Ephesum et mater,» »  974— 
»ei erat hospes par sui,» Ru 49 


»spero ego mihi quoque 
tempus tale euenturum ut tibi grattam referam parem.» Mer 998—9 
»is rem paternam me adiutrice perdidit.» | Tri 13 
»ynumquam quicquam facinus feci peius neque sce- 
lestius 
quam hodie, quom [in] contionem medıam 
me immersi miser» Men 4478 
»quom portae Phrygiae limen superum 
scinderetur:» Ba 955 
»quia triduom hoc unum modo foro operam adsıduam 
dedo» As 428 
»quid istae quae uestei quotannis nomina inueniunt noua®» Ep 229 


»emere amicum tibi me potis es semptiternum.» Per 35 
»ibidem erunt scorta exoleia quique stipulari solent» Cu 473 
»papillarum horridularum oppressiunculae,» Ps 68 
»ingressus fluurum rapıdum ab urbe hau longule» Men 64 
»ut sublinitur 08 custodi cauto, conseruo meo!» Mi 467 


In longa enumeratione, qua aınoris miseriae enarrantur, haec 
vitia inter alia proferuntur: 
»ineptia, stultitiaque adeo et temeritast, 

incoyttantıa excors, Iinmodestia,» Mer 26—7 

»tempestas uenit, 

confringit terulas imbricesque: ibi . 

dominus indiligens reddere alias neuolt» Mo 1085-10 
»namque edepol cena cocta est, locu' hber datust» St 662 


»peril! cor lienosum, vopinor, habeo, iam dudum salit» Cas 414 


B XXIIl.s De adiectivi attributı Plautini collocatione. 99 


»imbres fluctusque atque procellae infensae frangere 
malum» Tri 836 
»noul hominum mores maleficos,» Cas 783 
»nam 0s columnatum poetae esse indaudiui barbaro» Mi 211 
siuuabo aut re<d> aut opera aut consılio bono» Ps 19 


»leno inportunus, dominus eiius mulieris,» Mer 44 
»peperit puerum nimium lepidum.» Tru 505 
»non in loco emit perbono.» Mo 673 
»prandium uxor mihi perbonum dedit,» | » 692 
»Mittebam unum pulchrum murrinam.» Fr 143 
»sed urxor scelesta me omnibus seruat modis,» Ru 895 


»sacruficant: dant inde partem mihi maiorem quam sibi» Mi 711 
»hic agit magis ex argumento et uorsus meliores facit.» Tri 707 
»quipp’ qui ex te audiui, ut urbem mazumam 

expugnauisses regemque Pterelam tute occideris» Am 745—6 
»lli diuztiae| euenerunt marumae» Men 67 
»dixin tibi esse hic sycophantas plurumos®» » 283 
»AM. dic ubi es? PA. pol ego nunc in malis plurumis.» Ru 238 
»ego miserrumeis periclis sum per maria maruma 

uectus, capitali periclo per praedones plurumos 


me seruaui,» | Trı 1087—9 
»memorat legiones hostium ut- fugauerit, 
quo pacto sit donis donatus plurumis.» Am 136—7 


»Pl. poste autem aduexit parasitos secum -— GE. ei, 
perii miser! 
PI. ridieulissumos.» St 388—9 
nam ille quidem Volcanı tratıst fillus» Ep 673 
»Nne canem quidem vrrıtatam uoluit quisquam imitarier» Cap 485 
»delubrum qui hodie ornatum eo uisere uenit.» Poe 1175 


»aggerundaque aqua sunt uiri duo defessi.» » 224 
>»in fanıum Veneris qui mulierculas 
 duas secum adduxit,» Ru 128-9 


»fuit olim, quasi ego sum, senex; ei fıliae 
duae erant, quasi nunc meae sunty St 53940 


100 NıLo LEHMUSKOSKI. BXXIII. 


»nam mihi item gnatae duae 
cum nutrice una surruptae sunt paruolae.» Poe 1104—5 
»seni huic fuerunt fılı nati duo;» Cap 7 
»lanıos inde accersam duo cum tintinnabulis» Ps 332 
»ego sycophantam iam conduco de foro | 
epistulasque iam consignabo duas,» Tri 815-6 


»yuerum hic apud me cenant alienı nouem.» St 487 
»neque equidem heminas octo exprompsi in urceum» Mi 831 
vet cum ea Libicinae Ibant qualtiuor.» Ep 218 
»mauim, meliretas quae trecentas tolleret,» Mer 7 
»huic fila una est.» Au 23 


»at ego jUussero 
cadum unum uini ueteris a me adferrier.» Au 5%0-1 
»priu’ quam abis, praesente ted huic apologum agere 
unum uolo» St 538 
filiolam ego unam | habui, eanı unam perdidi:» Ru 166 
«quid maceria illa ait in horto quae est, quaein noctes 
singulas 
latere fit minor,» Tru 3063-—4 
yannorum lex me perdit quinauıcenaria.» Ps 303 
»tace modo: deu’ respiciet 


nos alıquıs.» | Ba 638° 
ycredo cum uiro Litigeem natum esse aliquod.» Men 765 
»uolt emere miles quidam qui illam deperit.» Poe 103 


yadulescens quidam est qui in hisce habitat aedibus» Tri 12 
Multa eiusmodi exempla sunt, ubi »quidam» postponitur. 


voppidum quodwis uidetur posse expugnari dolis» Mi 1157 
»tam placklast quam fela quaeuıs.» Mo 852 

Ab ils quae attulimus exemplis differunt ea, quibus iudicium 
de aliqua re vel homine fit. In iis auteın distinguenda sunt duv 
mernbra, Id, de quo iudieium fit, et id, quo ipsum iudicium exprimi- 
tur. Dlud simillimum est iis, quae in narrationibus occurrunt, hec 
eiusmodi est, ut adıiectivo saepe plus exprimatur quam substan- 
tivo. Substantiva autem, quae in eiusmodi iudiciis adiectivum 


B XXIII. De adiectivi attributi Plautini collocatione. 101 


anteeunt, iam ipsa vim quandam iudicandi habent. Quod his exem- 
plis comprobari erediderim: 
»>Stultitia magna est, mea quidem sententia, 
hominem amatorem ullum ad forum procedere» Cas 563—4 
»inest Jepos in nuntio uo magnus, Ru 352 
»quod posterius postules 
te ad uerum conuorti, nugas, mulier, magnas 
| egeris» » 1150—1 


»nugae sunt staemagnae.» Cas 333 
»Pentheum diripuisse aiiunt Bacchas: nugas ma- 
xumas 
fuisse credo,» Mer 469 —70 


»non ego Omning lucrum omne esse utile homini exi- 
| stumo:» Cap 325 
yin aqua numquam credidi 
uoluptatem inesetantam.» Ru 458—9 
»solus summam habet hie apud nos, nunc is est fu n- 
dus nouos» Tru 727 
»si tibi sat acceptum est fore tibi wiclum sempı- 
| ternum» Mo 224 
»si acceptum sat habes, tibi fore illum amıcum sempr- 
ternum» » 247 
»scitumst, per tempus si obulamst, werbum uelus» Poe 135 
DETgO anımus aequoso ptum um est aerumnaecon- 
dimentum» Ru 402 
»faclle sibi facunditatem uirtu argutam 
inuenit» Tru 494 
»ut te ei habere gratiam aequom sit bonam.» Ba 1022 
»aliquid mali esse propter weinum malum.» Mer 772 
»edepol fecisti furtum in aetatem malum 
quom istaec flagitia me celauisti et patrem» Ba 166—7 
»nihil homini amicost opportuno amicius:» Ep 425 
»praestrigiator hic quidem Poenus probust,» Poe 1125 
flagitium maxumum fecimiser» Cas 549 


402 Nımo LEHMUSKOSKI. BXXIlls 


Interrogandi enuntiata maxime ad illa accedunt, quibus nuntiatur 
aliquid. Itaque substantiva, quibus non attribuitur pronomen in- 
terrogativum, in iis enuntiatis, quid sententiae maxime intersit. 
indicare possunt. Ita substantiva adiectivo anteposita sunt in 
his exemplis: 


»dignun es uerberibus multıs®» Mi 342 
»nonne arbitraris eum adulescentem anulı 

paternı signum nosse? Tri 7899 
suin cinaedum nouom tibi dari, Paegnium?» Per 804 

yuirginı pauperculae 

tuaeque matri me leuare paupertatem?» Ep 555-6 

»possin tu, sei ussus uenerit, sublemen tenue nere?»s Mer 518 
»han-, 


cine ego partem capio ob pietatem praecıpuamf» Ru 189—% 
»quid maceria ılla ait in horto quae est,» Tru 303—4 


Etiam in illis enuntiatis, quae uoluntatem indicant, substan- 
tivum maiore pondere saepe illam uoluntatis vim exprimit quam 
adiectivum. Ita adiectiva plerumque antecedentia substantivo post- 
ponuntur: 

ymala multa dieci mihi uolo.» Ci 233 
yingere mala multa.» | Ps 359 
»facite hodie ut mihi munera multa huc ab amatoribu’ 
conueniant» 9» 177 
»uocet conuiuam neminem illa, tu uoces;» As 768 
»ne paue,restituam jam ego tein gaudıo antıquo ut sies.» Mer 885 
»atque huc ut addas auri pondo | unciam 

jubeasque spinter nouom reconcinnarier.» Men 526—7 
prestim tu tibi cape crassam ac suspende te.» Per 815 
yarite equi, facitote sonitus ungularum appareat, 

cursu celerı facite inflexa sit pedum pernicitas.» Men 8667 
»Vna edepol opera in furnum calıdum condito» Cas 309 

»uincite 
uirtute uera,» Gas 87—8 Ci 1978 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 103 


»neque [ibi] esse alium alii odio ibi nec molestum 


nec sermonıbus morologis uti,» Ps 1263—4 
»locum sibi uelle Ikberum praeberier» Poe 177 
»locum sibi uelle kberum praeberier» 9» 657 
»lenonem ut periurum perdas, id studes.» » 575 

»conuruas U0lo 

reperire nobis commodos qui una sient.» » 615—6 

»fite caussa mea ludır barbar:,» Cu 150 


»di inmortales, spem ınsperatam date mihi quam 
suspicco® Men1081 


»ibi scrobes ecfodito plus sexagenos in dies.» Am fr XI 
»aulam maiorem, si pote, ex uicinia . 
pete:» i Au 390—1 


»yut mihi aedıs alıquas conducat uolo» Mer 560 
91 censes, coquom 
aliıquem arripiamus» >» 6578—9 


Si aliquid describitur vel, ut ita dicam, verbis depingitur, adiecti- 
vum suum proprium locum ante substantivum habet, quia substan- 
tivo solo in huiusmodi oratione nihil prorsus efficitur. Fit tamen 
saepe, ut quod depingitur pluris habeatur quam quale sit. Itaque 
haud raro substantivum anteit: 


»ibi amare occepi forma exımia mulierem.» Mer 13 
»neque ille credet neque credibile est forma eximıa 
_ mulierem 
eam me emisse ancillam matri.» | >» 2101 
satque ego illi aspicio forma eximia mulierem,» » 260 
yfidicinas, tibicinas, 
sambucas aduexit secum forma exımia. St 380—1 


»non tu uides hunc woltu uti trısti est senex®» Mo 81] 
»sialura hau magna, corpore aquilo — — — 
specie uenusta, ore atque oculıs pernigris.» Poe 1112—3 


104 Nımo LEHMUSKOSKI. B XXIII 


” 


Describendi quoddam genus id quoque est, quod, quo modo 
factum sit aliquid, indicet. Atque substantivis in eiusmodi elocutio- 
nibus usurpatis plerumque, ut aliquid exprimant, adiectiva addi 
debent. Supra iam aliquot exempla attulimus, in quibus adiectivum, 
quod postponi solet, erat antepositum. Sed eadem de causa, qua 
substantivum, ubi quid describitur, praeponi potest, etiam in his 
elocutionibus interdum antecedit: 


yagri reliquit ei non magnum modum, 


quo cum labore magno et misere uiueret.» Au 13— 
yuenalis ego sum cum ornamentiıs omnibus;» St 172 
»sed satine ego animum mente sıncera gero,» Ba 509 
»si quis non hodie munus misisset sibi, 

eum cras crucialtu maxumo perbitere.» Ps 777— 
»EV. iam mater rure rediit? responde mihi. 

SV. cum quidem salute familiai maruma.» Mer 810—1 
yin portum tento secundo, uelo passo peruenit.» St 369 


De ordine explicandi causa inverso. 


Separatim illa exempla tractanda sunt, ubi aut adiectivum aut 
substantivum eam ob causam, quod aliud membrum explicat aut 
ipsum explicatur, antepösitum est. 

Sic attributum his locis usurpatum esse apparet: 

»yad rem diuinam quibus est opu’, Samus uasıs 

| utitur» Cap 291 
»pol hiequidemn fungıno generesi: capite se to- 

tum tegit» Tri 81 
»HE. nam meu’ seruposam uietus commetat 

| ulam. 
ER. numquam istoc uinces me, Hegio, ne 
postules: 

cum calceatis dentibus ueniam tamen.» Cap 185—7 

»HE.terrestriscenaest. ER. sus terrestris bestia est.»» 189 


BXXIIlI.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


»uiden tu illic oculosuir er e? ut urrıdıs exoritur colo» Men 828 
»faciundum est puerile officaum: conquiniscam 
ad eistullam» Ci 657 
»mulier est, mulebris vor mi ad auris uenit.» Ru 234 
»HA. tace atque parce mulebri supellectil:. 
AG. quae east supellex? HA. clarus clamor.» Poe 1145—6 
»somnium narrat tibi. 
sed, mulier, postquam experrecta es, te prodigialı 
Joui 
aut mola salsa hodie aut ture comprecatam 
oportuit» Am 738—40 
set ego et tua mater, ambae 
meretrices fumus: —— — — — — — 
—— neque ego hanc superbiai 
caussa pepuli ad meretricıum quaestum, nisi 
ut ne essurirem.» Ci 38—9, 40—1 
»ind’ cras quasi e promptaria cella depromar ad 
flagrum» Am 156 
»CALI. quin fles? PS. pumiceos oculos habeo» Ps 75 
»AM. delirat uxor. SO. atra bılı 
percita est» Am 727 
»uiden tu illimacularicorpus tftum maculis 
luridis? 
atra bılıs agitat hominem.» Cap 595—6 
»ego transmarınus hospes sum Diapontius. Mo 497 
Adiectivo ipsum nomen latine redditur. 


Simili quodam modo Cap 469: 
silicet pbrasiticae artı maxumam ınalam crucem,» 

»parasiticae» est antepositum. Pluribus enim versibus postquam 
miserias vitae parasiticae descripsit Ergasilus, haud mirandum est 
eo vocabulo, quod unum ea Omnia, quae narravit, illustrat atque 
tamquam in se colligit, eum usum esse priore. 

Ru 295 sqq. quia ea enumerant piscatores, quae inveniunt, cum 


8 


106 NıLo LEHMUSKOSKI. 


BAÄXIL.s 


ad mare pabulatum prodeunt, iusta causa (v. 297) »marinarm» ante 
»urticam» est positum. 


Substantiva explicandi vi anteposita his locis oc- 


currunt: 
»Recordatu’ multum et diu cogitaui 
argumentaque in pectus multa instituw Mo 8-5 
»iniuriu’s 
qui quod lenoni nulli est id ab eo petas.» cu 65-6 
| »NI. quid ait? CH. uerbum 
nullum fecit:» Ba 982—3 


»scin quam bono animo sim? si 
situlam cepero, 
numquanm edepol tu ımihi diuini [quicquam] 
creduis post hunc diem, 
ni ego illi puteo, Si Occepso, animam omnem 
intertraxero.» Am 671—3 
sta me lIuppiter, Iuno, 
Geres, 
Minerua, Lato, Spes, Opis, Virtus, 
Venus, 
Castor, Polluces, Mars, Mercurius, 
Hercules, 
Summanus, Sol, Saturnus dıque omnes 
| ament» Ba 892—5 
»per Toueım deosque omnis adiuro,» Men 616. 655 
»luppiter diıque omnes,» Men 931—3 
Mo 38—9, Ps 836-7 
»Volcanus, Luna, Sol, Dies di quattuor» Ba 255 
»Diespiter tedique, Ergasile, perdant et uentrem j 


tuom, 
parasılosque omnis,» Cap %9—-10 
ni Judificata lepide 
ero, culpam omnem in me imponito.» Mi 927— 


yaurum, ornamenta, nestem, pretiosaomnia » 1302 


BXXIIl.a De adiectivi attributi Plautini collocatione. 107 


—— nn nn 


yquoireiopera detur scis, tenes, intellegis; 

communicaui tecum consılia omnta.» Per 333 —4 
»Gelasimo nomen mi indidit paruo pater, 

quia ind’ iam a pusillo puero ridiculus fui, 

eo quia paupertas fecit ridiculus forem; 

nam illa artıs omnis perdocet, ubiquem attigit.» St 174; 176—8 
timeo quid rerum gesserim, ita dorsus 

totus prurit» Mi 397 


Puer, postquam omnem, quam Ergasilus in cella fecit cladem 
calamitatemque (Cap 909—18) narTauit, ita pergit: 


»ego ibo ut conueniam senem, 


dicam ut sibi penum aliud [ad]ornet, siquidem sese 
uti uolet» Cap 919—% 


»silleoperi foris faciendo lassus noctu <ad 
me>> aduenit; 
fundum alıenum arat, incultum familiarem 
deserit.» As 878—4 
snam quando sterilis est amator ab datis, 
si negat se habere quod det, soli credimus, 
nec satis accipimus, sati' quom quod det 
non habet: 
semper datores nouos oportet quaerere, 
qui de thensauris ıntegris demus danunt.» Tru 241—5 
»sapienter factum et consılio 
bono» Au 477 
vego ubi bene sit tibi locum 
lepidum dabo» Ba 84 
»suincla, uirgae, molae: saeuıtudo mala 
fit peior» » 2—3 
»nam sapiens quidem pol ipsus fin git fortunam sibi: 
eo non multa quae neuolt eueniunt, nisi fictor 
| malust. 


108 : NııLo LEHMUSKOSKI. 


BAXXII.s 


multa illi opera opust ficturae, qui se 
fictorem probum 
uitae agundae esse expetit:» | Tri 363-6 
»Iuppiter supreme, seruas me measque auges 
opes, 
maxumas opimitates opiparasque offers 
| mihi, 
laudem, lucrum, lJudum, iocum, 
festiuitatem, ferias, 
pompam, penum, potationes, saturita- 
tem, gaudium —— — —  - ——— — 
ita hic me amoenitate amoenaamoenusonerauit dies. 
sine sacris hereditatem sum aptus ecfertissumam.» 
Cap 768—71; 774-5 
»soleas tibi dabo et anulum in digito 
aureum et bona pluruma» Cas 708—12 
»quem tu adseruare recte ne aufugiat uoles 
esca atque potione uinciri decet. 
apud mensam plenam homini rostrum deliges» Men 87—9 
»quia boni malique ineareparstibiest. ST. partem 
s  alteram 
tibi permitto; illam alteram apud me, quod bonist, 
apponito.» Tri 1066—7 
»LA., talentum argenti commodum ma- 
g num inerit in crumina, 
praetereasinus, cantharus, epichysis, 
gaulus,cyathus. 
GR. papae! diuztias tu quidem habuisti luculentas» Ru 1318 —2%0 
»ego autem homo iracundus, anımı perdit; Men 269 
»nune auctionem facere decretumst mihi: 


— | 


logos ridieulos uendo.» St 218,221 


veas herbas herbis aliis porro condiunt:» 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


109 


Sequitur longa enumeratio, cuius in fine: 
»teritur sinapıs scelera,» Ps 813.817 
»ydicax sum factus. iam sum caullator probus» ‘ Tru 683 
»ne plora: nimj’ stulte facis, oculos corrumpis talıs.» Mer 501 
»pedes captat primum, luctator dolosust.» Ps 1251 


Cum collequium inter Harpacem et Pseudolum (Ps 594 sqaq.) 
longius processerit, Harpax ita exclamat: 
»uerba multa facimus.» Ps 638 


»Periphanes Rhodo mercator 
diue» As 499 

»pol ego si te audeam, meum patrem nominem: 

nam secundum patrem tu’s pater proxumus.» Cap 238—9 
»habeo eccillam meam clientam, mereiricem 

adulescentulam» Mi 789 

»quam illi seruo nequam des, armigero nili atque 
inprobo» Gas 257 

»at ego hanc uicinam dico Adelphasıum mean, 


lenonis huiius meretricem marusculam.» Poe 154—5 
»lembum conspicor 

longum, strigorem maleficum exornarier.» Ba 279—80 

»liquido exeo foras auspicio, aut sıinisiera ;» Ep 183—4 


»a ui siniste<{e>rTa, | auspicio liquido atque ex 
sententia» Ps 762 
— — — — — dlllie habitat Daemones 


un mn (men (mn dm m nn 


senex, qui huc Athenis exsul uenit, hau malus» Ru 33—35 


De ordine opponendi causa immutato. 


Iaın supra, cum adiectiva, quo ordine voınnino collocarentur, ex- 
poneremus, adiectiva aliquid contrarii significantia priori loco favere 


110 Nımo LEHSMUSKOoSKI. BXXlIIls 


diximus. Sed latius valere hanc legem, ita ut quodlibet adiectivum 
aut substantivum, quod aut uni aut pluribus vocabulis oppositum 
esset, antecerere’necesse esset, viri docti demonstraverunt, impr- 
mis MAROUZEAU?! et AMMANN?®, qui quidem huius figurae genera 
subtilius distinxit. 

Ex tanta exemplorum copia ea imprimi elegimus, in quibus 
attributum inusitato ordine positum est. 


Adiectivum adiectivo est oppositum: 

Ubi adiectivum alienum inter iunctionis duo membra se insinua- 
vit, acerrima facta est opp»sitio. Unum exemplum proponemus: 
squi cum opulento pauper homine [coepit] rem 

habere aut negatium.» Au 461 


Alia exempla: 
»tibine egn, si filem seruas mecum, uineam pro 
aurea slalua Sstatuam.» Cu 139 
pro lignean salute ven argenteam Ps 47 
»muliebres mores discendi, obliuiscendi stratioticil»e Mi 1359 
»mmagiiqie adeo ei constliarıus hie amıcust quam 
auxiliarius.» Tru 216 


»inalvreque opere ibi seruiles nupliae 


quam liberales etiam curari solent;» Cas 73—4 
men aruos hic, sed pascuost ager:» Tru 149 
»scompressan palma an porrecta ferio? Cas 405 
»Neque muneralem legem neque lJenoniam» Fr 131 


»quid erat induta? an regıllam induculam an mendi- 
culam?%» Ep 223 
»eil is priuatam serutlutem seruitilianpublica m?» Cap 334 
»unt alli puniceo corıo, mazni item; atqueatri.» Ru 998 
»Arıstophontes, qui eX parala re inparatam 
omnem facis.» Cap 538 


! Plurima attulit exempla per totum fere librum commemoratum. 
® L.c. pp. 32—35, passım. 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 11 


»DI. laboriosa, adulescens, uita est rustica. 
NI. urbana egestas edepol aliquanto magis.» Vi 3 
»hac lupi, hac canes: lupina scaeua fusti rem gerit; 
hercle opinor permutabo ego illuc nunc uerbum 
| uetus: 
hac ibo, caninam scaeuam spero meliorem fore.» Cas 971—3 
»nam publicae re: caussa quiquomque jd facit 
magi’ quam sui quaesti,» Per 65-46 
»quin tu istanc orationem hinc u.eyereın atque 
antiquam amoues? 
proletario sermone nunc quidem, hospes, utere» Mi 751—2 
yiinuendibili merci oportet ultro emptorem 


adducere: 
proba mers facile emptorem reperit,» Poe 341—2 
»quiillum diomnes perduint quei primus <hoc> com- : 
mentus est, 
contionem habere, qui homines occupatos 
occupat! 


non ad eam rem otiosos homines decuit deligi» Men 451—3 
»meum erum lenonem Siciliensemque hospitem» Ru 451 
»si quid bene facias, leuior pluma est gratia, 

si quid peccatunist, plumbeas iras gerunt.» Poe 812—3 
»meum bonum me, te tuom maneat malum.» Mo 49—50 

»»diuinis condimentis utere, 
qui prorogare uitam possis hominibus, 


qui ea culpes condimenta®» Ps 826—8 
»tum bellatorem — Mars haud ausit dire 

neque aequiperare suas uirlutes ad tuas. Mi 11-12 
»mer tergi facio haec, non tui fiducia.» Mo 37 


»ibidem ego meam operam perdidi, ubi tu tuam:» Ba 134—5 
»1os wostrum curate officıum, ego. | 
ecfiiam meum.» Ba 760! 


1 Pauca solum exempla pronominum inter se oppositorum proposuimus. 


112 NııLo LEHMUSKOSKI. BXXIIls 


Adiectivum genetivo attributivo est oppositum: 


»sed Campans genus 


multo Surorum iam antidit patientia.» Tri 545-4 
»haec ad Neptuni pecudes condimenta sunt: 
terrestris pecudes cicimandro condio» Ps 8314-5 


Adiectivum substantivo (aut pronomini) alio modo 
posito opponitur: E 


nam cum Telobois bellum est Thebano poplo.» Am 101 
»duello exstincto maxumo atque internecatis hosti- 
| bus. 
yuod multa Thebano poplo acerba obiecit funera» » 189—% 
»humana uos uoce appellant oues» Ba 114] 
votium non est: mandatıs rebus praeuorti uolo.» Mer 374 
»hosticum hoc mihi 
domtcilium est, Athenis domus est atque erus» Mi 450-1 
»molo uictumas: agnınıs me extis placari uolo» Ps 329 
yına opera alligem fugitinamc an em agnınıs lactıbus» » 319 
»naın me si sciam 
fecisse aut parentes sceleste, minus me miserer; 
sed erile scelus me sollicitat, eiius me inpietas 
male habet» Ru 197—5 
yad hirundininum nıdum uisa est simia » 598 
| »tun hibero homini 
ınale seruos loquere?’» As 4778 
»yqui potuit fieri uti Carthagini 
gnatus sis? hie autem habuisti Aetolum patrem.» Poe 1056—7 
»quasl patriciis pueris aut monerulae 
aut anites aut. coturnices dantur, quicum lusitent, 
itidem haec mihi aduenienti upupa qui me de- 
lectem datast.» Cap 1002—4 


® 
BXXIIIs De adiectivi attrıbuti Plautini collocatione. 113 


»etenim ille quoius huc iussu uenio, Tuppiter 

non minu’ quam uostrum quiuis formidat malum: 

humana matre natus, kumano palre 

mirari non est aequom sibi si praetimet;» Am 26-9 
»non ego item facio ut alios in comoediis 

<ui> uidi amoris facere, quiaut Noctiaut Dii 

aut Soli aut Lunae miserias narrant suas: 

quos pol ego credo | humanas querimonias 

non tanti facere, quid uelint, quid non uelint» Mer  3—7 
»Neque ego ad mensam publicas res clamo neque 

leges crepo» Fr 162 
INON amantıs multer:s, 
sed socjai unanimantis, fidentis fuit 
officium facere quod modo haec fecit mihi,» Tru 434—6 


Verbo opponitur adiectivum antecedens: 


»cTum 
meum hic in pacato oppido lucideripier in uia,» Men 1004—5 
»emit hospitalem is fiium inprudens senex» Poe 75 


ycaplam praedam perdidi,» Vi 66 


His locis non uno uocabulo id exprimitur, quod adiectivo 
attributo est oppositum: 


»ME. uox mi ad auris aduolauit. SO. ne ego homo in- 
felix fui 
quinon alas interuelli: woluerem 
uocem gestito» Am 325—6 
»yquin ruries in praefectura tua? 
quin potius quod legatum est tibi negotium, 
id curas atque urbanıs rebus te apstines?» Cas 99—101 


Adiectivum voci primcipali vel specie tantum vel re vera 
opponitur: 


4114 Nımo LEHMUSKOSKI. 


BXXILs 


Quod duo sunt serui Sosiae apud Amphitruonem, divinus alter, 
Mercurius, et alter humanus, Sosia, haud est mirandum lovem Mer- 
curium appellantem exclamare: 

»nunc tu, diuine Sosia, huc fac adsies,» Am 976 


»Ratis» vocabulo adiectivum est antepositun:: 
»quasi pueri qui nare discunt scerpea induitur ratis,» Au 595, quod 
ratis lignea esse solet. 


Verum oxymoron, quod vocant, exsistit, cum »humani» adiectivum 
»Iovis» nomini attribuitur: 
»quasi tu nescias 
repente ut emoriantur humanı Ioues» Cas 333— 


Adiectivum quod summa vi voci principali opponitur, antecedat 
necesse est. 


Substantivum alicui vocabulo oppositum antecedit: 


Substantivum substantivo aut pronomini est oppost+ 
tum: 
»ME. ne tu istic hodie malo tuo compositis mendaciis 
aduenisti, audaciai columen, consutis dolis. 
SO. immo equidem tunieis consutis huc 
aduenio, non dolis» Am 366--8 
»ynonne erae meae nuntlare quod erus meu’ 
iussit licet?» » 452 
»Amphitruo, miserruma istaec miseria est seruo bono, 
apıd erum qui vera loquitur, si id ui uerum 
uincitur.» % 2 50—1 
ut fılzum bonum patri esse oportet, itidem eg o 
sum patri» » 992 


De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


BXXIII.s 


»aut qur postremo filio suscenseam, 
patres ut faciunt ceterı&» 
»d ea m inuocet sibi quam lubebit propitiam, 
deum nullum;» » 
»uerba blanda esse aurum Trere, dieta docta 
pro datis?®p» » 
»ME. ain tu te ualere? EYC. pol. ego hau perbene 
apecunia. 
ME. pol si est anımus aequos tibi sat[is] habes 
qui bene uitam colas» Au 
n »qui | angulos omnıs 
mearum aedium et conclauium mihi peruium 
facitis®»  » 
»yquo Jubeant nubant, dum dos ne fiat comes. 
hoc si ita fiat, mores meliores sibi 
parent, pro dote quos ferant,» » 
»semul radebat pedibus terram et uoce croccibat 
sun » 
»magis inlectum Iuom quam lectum metuo.» Ba 
»ego sororı mea cenam hodie dare uolo uiaticum» » 
»Bacchides non Bacchides, sed Bacchae sunt 
acerrumae» » 
v»deos propitios me uidere quam illum <hau> mauel- 
lenı mihil» » 
»ycomesse panem tris pedes latum potes, 
fores pultare nescis.» » 
vego animo cupido atque oculis indomitis fuip» » 
»yualete, Ludices zustissum: 
domi, duellique duellatores optumi.» 
»inre malaan imo si bono utare, adiuuat.» ), 
»nam doli non doli sunt, ni</si>> astu colas, 
sed malum maxumum, si id palam prouenit.» » 


Cap 


115 


49— 50 
781—2 
625 
186—7 
1378 
491—3 
625 

55 
94 
371 

452 
580—1 

1015 

67—8 
202 
222— 3 


116 NııLo LEHMUSKOSKI. 


TY. »vatra bilis agitat hominem. AR. at pol te, 
si hie sapiat senex, 
pix atra agitet apud carnuficem tuoque capiti 
inluceat.» 
»non ego nunce parasitus sum sed regum rex 
regalior,» 
yquasi aquam feruentem frigidam esse, ita UOs 
putatis leges.» 
»PL. libera ego sum nata. CY. et alıı multı 
| qui nunc- seruiunt.» 
»idne pudet te, quia captiuam genere prognatam 
bono 
in praeda es mercatus?» 
»tibi quoi diuitiae domi marumae sunt, 
isnummum nullum habes» 
»tun IS es 
qui per uoluptatem iuam in me aerum- 
nam opseuisti grauem®» 
»yusque ab unguiculo ad capıllum summumst 
festiuissuma.» 
»dice mihi, an boni quid usquanıst quod quisquam 
uti possiet 
sine malo omnı,» 

»LY. Accherunticus, 
senex uetus, decrepitus. DE. peruorse uides. 
puer sum, Lysimache, septuennis.» 

»eromet credidi 
homini docto rem mandare, is lapidi mando 

| MALTUMO.» 
»non hominem mi sed Ihensaurum nescioquem 
memoras mali.» 
»yuelcauillator faceus uelceonu1lua commodus 
item ero» 


BAXIIs 


Cap 596—17 
» 825 
Cu 51 
» 607 
Ep 107-8 
» 329 — 3) 
» 356-1 
» 623 
Mer 145—#6 
» 290-2 
> 631—2 
> 641 
Mi 642—3 


BXXIII.s De adiectıvı attributi Plautini collocatione. 


»non me dico, 
sed eram meam quae te demoritur.» 
»quin tu te exornas morıbus ieprdıs, quom lepida 
| tute esd» 
»nunc adsentatrır scelesta est, dudum aduorsatrix 
erat.» 
»noua pictura interpolare uis opus lepidissumum?» 
»nihil est miserius quam anımus hominis conscius,» 
»nam inter uolturios duos 
cornix astat, 


»TR. uide sis, satine recte: num. 


mucci fluont? 
TH. immo etiam cerebrum quoque omne e capite 
emunxti meo.» 
»non ego inimicitias omnis plure existumo 
quam mensa inanıs nunc si apponatur mihi.» 
»SAG. esne t u huic amicus? TO. tam quam di omnes 
qui caelum colunt.» 
»esne tu huic amieuD — — — — — — 
tum tu mihi es inımıcus certus.» 
»no men iam habetis. nunc raliones ceteras 
accipite;» 
»m o dus omnibus rebus, soror, optumum est habitu. 
nımia omnia nimium exhibent negoti hominibus 
ex Se.» 


Mi 


Mo 


» 


Per 


Poe 


» 


»yaurım,id fortuna inuenitur, natura ingenium bonum.» » 


»ero uni potius intus ero odio quam hic sim uobis 
oMmnibus.» 
»AG. duplum pro furto mi opus est. — — — — 
HA. et mihi supplieus multıs.» 

yargentum nusquam inuenio mutuom — 

— neque intus nummus ullus est.» 

»sineornamentis, cum 

intestinis omnıbus.» 


Ps 


» 


117 


1039 —40 
"168 - 
257 
262 
544. 

833 —4 
1109—10 
353 —4 

el 
581 —2 
55 —6 
238—9 
302 
922 
1351 —2 
80 —1 
343 


118 NımıLo LEHMUSKOSKI. BXXIIls 


yunguentaatqueodores, lemniscos, Co- 


rollas 
dari dapsilis, non enim parce promi, 
uiclum ceterum ne quis me Toget:» Ps 1265—7 
»ni offerrumentas habebis pluris in tergo tuo 
quam ulla nauis longa clauos.» Ru 753—1 
»yquid? ego quasicanem 
hominem insectarer lapidibus nequissumum» »  842—3 


»iam ego t e hie, itidem quasi pentculus nouos exurgeri 
solet, 
ni hunc amittis, exurgebo quidquid umoris tibist» » 1008—9 
»nam illa me in aluo menses gestauit decem, 
at ego illam in aluo gesto plus annos decem.» St 159-0 
»peregrina omnıa 
relingue, Athenas nunc colamus.» » 669-0 
»certast res ad frugem adplicare animum, 
quamquam ibi [animo] labos grandıs capitur» Tri 270—1 
»praeoptauistiamorem tuomuti uirtute praeponeres.» » 648 
yut rem palriam et gloriam maiorum foedarim 
meum» » 656 
»scio t e sponte nun tuapte errasse, sedamorem tibi 
pectus opscurasse;» ? » 666—7 
»yqui antehac amalor summus 
habitu’s[t]), nune ad amicam uenis querimo- 
niam referre» Tru 166—7 
»certo enim, quod quidem ad nos duas 
attin[uliı — — — — — — — — — 
neque ab iuuentute inibi inridiculo habitae, quod 
pol, suror, ceterıs ommıbu' factumst.» Poe 1181—3 


Substantivum adiectivo contrarium est: 
vequidemsanasum et deos quaeso utsaluapariam 
filium. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


119 


uerum tu malum magnum habebis si hic suom 
officium facit» Am 7%—1 

»si est pauper atque hau malus nequam habetur, 
sin diues malust, is cliens frugi habetur.» Men 578—9 

»ego emero matri tuae 

ancillam uiraginem aliquam non malam, forma 
mala» Mer 413—4 

sego laet a uisa quia soror uenisset, propter eandem 


SUSpicionem mazumam sum uisa substinere.» Mi 387—8 
yubi iste est bonu’ seruos qui probrı me marumt inno- 
centem 
falso insimulauit?» »  8364—5 


ydicant te mendacem nec uerum esse, fide 
nulla esse te» » 1369 
»quis est qui moram mi Occupato 
molestam optulit?» Ps 246—7 


Adverbio oppositum est substantivum: 
»i bi labore delassatum nociem tolam stertere!» As 872 
»quid est quod male sit tibi, quoi domi sit quod edis, 
quod ames adfatim, 
neque triobolum ullum amicae das et ductas 
gratieis®» Poe 867—8 


Verbo substantivum opponitur: 
»potin anımo ut sies quielo et facias quod iubeo®» Mo 396 


Substantivum pluribus vocabulis est oppositum: 


»uerum irae si quae forte eueniunt huiusmodi 

inter eos, Tusum si reuentum in gratiam est, 

bis tanto amici sunt inter se quam prius.» Am 941—3 
»nammarehaud est mare,uosmareacerrumum» As 134 
»nulla igitur dicat vequidem dotem ad te attuli . 


120 NııLo LEHWMUSKOSKI. BNXNIL; 


Ar, — u. 


maiorem multo quam: tibierat pecunia» Au 498-9 
»haec facetiast, amare inter se rıualıs 
duos» St 7: 


N 
sc 


De chiasmo. 


Non omnia quae supra attulimus exempla inter se sımilia sunt. 
Ut alia omittam, duae iunctiones, quae ex substantivo et adiectiv" 
constant, ubi Inter se oppositae sunt aut alio quodam mad» con- 
iunctae, aut anaphoricum aut chiasticum ordinem pra*- 
bent. Et tot apud Plautum inveniuntur chiasmi, ut iam ex is 
conicere possimus penitus se hune dicendi modum in sermonem 
eottidianum insinuavisse. Sunt autem apud alios seriptores et in 
dialeetis quoque eiusmodi exempla non ita pauca.! Hac chiastıca 
verborum ponendorum ratione ordinem usitatum saepe apud Plau- 
tum turbatum esse apparet; quamquam multi sunt chiasmi, in 
quibus adieetivum et substantivum eum qui eis tribui debet lvocum 
servant. 

Supra autem non multos chiasmos attulimus eosque seponere 
studuimus, quibus consilio usus esse videtur poeta. Neque tamen 
fieri potuit, quin exempla, in quibus chiasmus est statuendus, pauca 
lam supra afferremus. Itaque quaedam hic sunt repetenda. 


Sunt chiasmi, in quibus substantivum et adiectivum Inverso or- 
dine iterentur: 
»s] resciuere inimici consilium tuom, 
tnopte tibt consilio oceludunt lIinguam et 
constringunt manus» Mi 604-5 


Tum einsmodi chiasmos primum proponeıinus, in quibus unum 
verbum. aut adiectivum aut substantivum, iteratur. 


Adieetivum iteratum in medio ponitur: 
»non par uidetur facere, delictum suom 


I Gr. ScHmaLz—HorMmann p. 797 sqg. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 121 


suamque ut culpam expetere in mortalem ut 
sinat» Am 494—5 
»tu peperisti Amphtiruonem <alium>, ego 
alium peperi Sossam» » 785 
»quando factis me inpudicis apstini, 
ab inpudicis dicetis auorti uolo.» » 926—7 
»coquom alterum itidemque alteram 
| tıbicınam» Au 292 
»prognatum genere summo et summis ditis» Cap 17 
; et seruolum | 
meum Stalagmum, meum quignatum surrupuit®» » 880—1 
»yqui utuntur uno uetere sapientis puto 
et qui lubenter ueteres spectant fabulas ;» (as 5—6 
»dabitur tibi amphora una et una semila, 


fons unus, unum ahenum et octo dolia:» » 121—2 
yuror mea meaque amoentilas, » 229 
3senı nostro et nostro Olympioni uılico.» » 762 


»NUNC uos aequomst manıbusmeritis meritam 
mercedem dare» » 1015 
yurrıs cum suis praedicant nos solere, 


suas paelices esse alunt,» Cı 36—7 
»hastatos multos, multos ueltes, 

multos cum multis — » 287 —8 
»sed quom adhuc naso odos opsecutust meo, 

da uicissim meo gullurı gaudium.» Cu 105—6 
yagit gratias mi atque ingensum adlaudat meum; 

sed mea promissa non neglexit persequi.» Mer 85—6 
»DE. — — sener est quidam — — — 

CH. at mihi quidam adulescens, pater.» » 426—7 


vaetate alia aliucd factum conuenit» » 984 
»sed, uoluptas m ea, 
mea Philematium,» Mo 294—5 
»seruiltus mea mi Interdixit ne quid mirer meum 
malum.» Per 621 


122 NıLo LEeHsUsKoscı. 


BAXII: 
»spol bene facta tua me hortantur tuo ut 
ımperıo paream» Pr = 
»ıln tu Wlam hadie sine dispendo 
tuo tuaın hbertam facere?» Pre 163— 
seru meus hiequidemn et. mearum alımnarum 
pater» » 1123 
»luto usust multo. multam terram confode» Ru Is 
squae in loeıs nmeseiis nesclia spe sumus,s » 275 
»flliae 
duaeerant — -- — — duobus nuptae 
fratrıbus» St 5394 
»nam aduorsum leyem ıneamobıneam seripluram 
pecudem cepit» Tru 14 
sfacile sibi facumdlitatem uirtus argutam inuenit, 
sine wirtuti argutum ciuxem mihi habeam pro 
praefia» » 494-5 


Ad haec referendum est: 


van eo bella es, quia accepistitibi armıllas aeneas? 
mancupion qui acciplas, gestas tecum ahenos 
anulos®» Tru 272.274 


Adiectiva extrema ponuntur: 


»sed quo modo et uerbis quibus me deceat 
fabularier» Am 21 
»neqne ero hunc honinem <huc> hodie ad aedis 
has sinam umquam accedere» » 264 
»alutem t uo patrı verbis tuis» Ba 731 
vet suom erum faciet libertatis compotem, 
eodemqnue pacto fratrem seruabit suUo m» Cap 41—2 
»bonu’ ur numquam neque frug bonae» » 956 
»ynamı nunc no uae quae prodeunt comoediae 
multo sunt nequiores quam nummı no ul» Cas 9—W 


BXXIII.s De adiectivi attrıbuti Plautini collocatione. 


»DE. — — — ita ille est, quoi emitur, sener; 
sanus non est ex amore illius. — — — 
CH. certe edepol adulescens ille, quoi ego emo, 
ecflictim perit» 
»jubet saluere su 0’ ur uxorem su am.» 
yrogato meum palrem uerbes meeis 
»meamne hic inuitam hospıtam, 
Anse heri huc Athenis cum hospite aduenit m e 0,» 
»t uin wentris caussa filiam uendas t uam» 
»ferreas aedıs commutes Iımına indas ferrea,» 
»perq’ MmeOS amores perque Adelphasıum meam» 
»qui SUIS amicıs nalTat Tecte res suas;» 
»meus arbiratust lingua quod iuret m ea. 
m eIS curaui amicıs 
Sticho et conseruo Sagarino meo cena cocta 
ut esset.» 
»nimioque sibi mulier meretrix repperit odium ocius 
sua inmundilia quam in perpetuom ut placeat 
mundilia SU a» 


123 


Mer 442-—4 
» 713 
» 1787 
Mi 488—9 
Per 338 
» 6571 
Poe 419 
» 1339 
Ru 1355 
St  679—80 
» 746—7 


»m eo datu tibi ferre et gnato Lesbonico aibat m e 0» Tri 1140 


Ad haec referenda sunt: 
»non meministimeaureamad te adferre natali die 
lunulam atque anellum aureolum in digitum?» 


»magno in genere et in dıiwuitus 


maxumi» 


Substantivum iteratur: 
Substantiva in medio ponuntur: 


NOS nostras more nostro et modo instruximus 
legiones, item hostes contralegiones suas 
Instruont.» 
»alter decumo post mense nascetur puer 
quam seminatus<t>, alter mense seplumo» 


Ep 


Mi 


Am 


» 


639 —40 
703 
221—2 
481—2 


124 Nımo LEHMUSKOSKI. BAXXAIIs 


PAREONRUBREL BREI a a 


syquı homine<homo> adaeque nemo uiuit fortu- 
natior.» Cap 828 
»tluam arcessituram esseuxorem uxoremmeam.» Cas 600 
ymeam istuc transireuxoremaduxoremtuam» » 614 
»per ıllamtibicopiam 


copiam parare aliam licet:» .Ep 323—4 
»facete aduortis womanimumadanimum meum.» Mi ‚39 
veas herbas herbis als porro condiunt:» Ps 813 


»hem quis est qui mentiinem homo hominis 
fecit optumi? Tri 1069 
Ad haeec rettulimus: 
»meo modo et moribu' uinito anlıquis,» Tri 295—$ 


Substantiva extrema ponuntur: 


»Y. parasitum tuom. 
MEN. meum parasitum Men 281—2 
yab illa quae digitos despoliat suos et iuos 
digitos decorat» Mi 1048 
»haec unde aberunt, ea urbs moenita muro sat erit 
simpliei; 
ubi ea aderunt, centumpler murus rebus ser- 
uandis parumst.» Per 559—60 
»scin tu erum tuonm meo er o esseinimicum capitalem?» Poe 879 
vyeru si tuo uolt facere frugem, meum erum perdet» » 892 
veine d ie caeca hercle oliuom, id uendito oculatad ie» Ps 301 


Quamgqnam non omnes chiasmos collegimus, sed eos imprimis 
exscripsimus, in quibus adieetivum inusitato ordine est usurpatum, 
tamen iam ex his quae attulimus exemplis apparet hoc chiasmi 
genus valde placuisse Plauto. Atque in vulgari sermone huiusmodi 
chiasnıos usitatissimos fuisse putaverim, quippe quorum in dialectis 
quoque Italicis exstent exempla !; neque HOFMANNO assentiri possunı, 


I SCHMALZ— HOFMANN p. 797. 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 425 


qui hanc chiasmi formam unam omnium artificiosissimam iudica- 
verit.! | 


Neutrum membrum iteratur: 
Utraque membra inter se opposita sunt: 


Adiectiva in medio sunt posita: 


»homo idem duobus locıs ut simul sit?» Am 568 
»gnatum esse coTTuptum t-uom, 
suom sodalem,» Ba 492 —3 


vego te, Phelocrates 
false, faciam ut uwerus hodie reperiare 
Tyndarus.» Cap 609--10 
»hic gnatum meum 


t uo palrı ait se uendidisse» » 9789 
»iube Telestidem huc prodire filiam anteaedismeam, 
ut suam uideat mairem.» Ep 5689 
»lam pairem accersam meum 
atque ei narrabo tua flagitia quae facis.» Men 734—5 


»perdidit cwuem innocentem falso tesimonio» » 839 
yagite apponite 
opsonium ist uc ante pedes illi sen:.» | Mer 77980 
»perque stultitam meam 
perque tua genua» Mi 541—2 
»postquamı adbibere aures meae tuam oram ora- 
tionß» >» 883 
»metuo ne praedicatio tua nunc meaın formam ex- 
superet» » 1237 
»neque nos hortari neque dehortari decet 
hominem peregsrinum:tuaım rem tu ages, 
si sapis» Poe 674—5 


1 ScHMALZ—HOFMANN p. 797. 


126 NıtLo LEHMUSKOSKI. BXXIll; 


»namı ea stultitiast, facnus magnum timido 
cordi credere»» Ps 576—7 
»Mercurius, Ioui’ qui nuntius perhibetur, numquam 
aeque palrı 
suo nuntium lepidum attulit quanı ego nunc 
meae erae nuntiabo» St 274-5 
»pTO imperio t u 0 
meum anımum tibi seruitutem seruire aequom 
censui.» Tri 303—4 
»sed ego sum insipientior qui rebus curem puplicis 
potius quam, id quod proxumumst, meo tergo 
tutelam geram.» » 1057—8 
»mam laın de hoc Opsonio de mına deminui una modo 
quinque nummos» Tru 561—2 
vcrbiue minimi maxumaque industria,» vi 2 


Adiectiva extrema ponuntur: 


»uno ut labore apsoluat aerumnas duas» Am 488 
»qui iratus renumerauit omne aurum patri, 
neque nummus ullust qui reldatur militi» Ba 608-9 
met 10 manımum auariorem faxint diurttiaem ea e:» Cap 320 
»t UOM gnalum et geniummeum» » 879 
»(nam pol hau sati’ meo 
corde accepi querellas tuas)» Cas 187—8 
yquae m eo educta sumptu siet, 
ullıco suov se dare,» » 1945 
yiam ego uno in saltu lepide apros caplam duos» » 476 
»inter no Uam rem uerbum usur- 
pabo uetus» Ci 505 
tt uam Alcumenam pacelicen, Juno mea. Mer 6% 
»qui bono sunt genere nati, <si> sunt ıngeniomalo» » 969 
»sed estne hic m eu’ sodalis qui huc incedit cum amıca 
sua%» Mo 310 


BXXIII.s De adiectivi attrıbuti Plautini collocatione. 


»yuiden pictum, ubi ludificat una cornixr uolturios 


127 


duos%» Mo 832 
»#tUO0 eX ingenio mores alienos 
probas.» Per 212 
»seruam operam, linguamliberameru’ iussit med 
habere.» » 280° , 
»b on o med esse ingento ornatam quam auromulto 
mauolo» Poe 301 
»ei rer dies 
haec praestituta est, proxuma Dionysia.» Ps 58—9 
yage eanııs, mea gnata, ad matrem 
tuam» Ru 1179 
»t ua quae fuit Palaestra, ea fılia 
inuentast mea» » 1364 
»PI. tuom wirum. GE. et uitam 
meam» St 372 
»nunc tuam sororem filio Posco m € 0.» Tri 571 
Adiectivum adiectivo tantum clare opponitur: 
Adiectiva extrema ponuntur: 
»propter meum caput labures homını euenisse 
optumob Cap 946 
»poste autem cum primo lucı cras nisi ambo occi- 
dero, 
et equidem hercle nisi pedatu tertio omnis 
ecflixero» Ci  525—6 
»dAimidiam parlem nationum usque omnium» Cu 441 
»t uos sum alumnus, mel meum.» Mo 395° 
Adieetiva media ponuntur: 
»me ire in opusalienum aut [tJibi mea m operam 
pollicitari» Mi 879 
»latebricolarum hominum corruptor blandus, 
inops celatum indagator» Tri 20 —1 


128 NııLo LEHMUSKOSKI. 


JE a  E E  — 


BXXAIIL; 


»cogitato muspusillusquamsitsapiensbesta» Tru 868 


»DI. laboriosa, adulescens, uıla est rustica. 
NI. urbana egestas edepol aliquanto magis.» Vi 


Substantivum substantivo opponitur: 
» Substantiva media ponuntur: 


»yquamquam welus cantherius sum, etiam nunc, 
ut ego opinor, 
adhinnire equolam possum ego hanc,» Ci 
»cum conlatiuo uentre atque oculis herbes» Cu 
moua pictura interpolare uis opus lepidıssumum» Mo 


Substantiva extrema ponuntur: 


»ne epistula quidem ulla sit in aedibus 
nec cerata adeo tabula» As 
»nec quisquam est tam ingenio duro nec tam firmo 
pector® » 
miscus meru' wostrast blanditia.» Ba 
| yut eum dietis plurumıs 
castigem, quom haec sic facta ad hunc faciat 
modum» .» 
»eapillo scisso atque excissatis auribus Ci 
ywuirgini pauperculae 
luaeque matri me leuare paupertatem?» 
»purpura aetati occultandaest, aurum turp: MU- 
lieri» 
»pube praesent in contione, omni Pop1o,» Ps 
sten amatorem esse inuentum ınanem quasi cas- 
sam nucem» » 
nam dudum uxorem suam esse aiebat rabrosam 


3l—2 


3u7—8 
231 
262 


371 


canem. Men 936 


Chiasni nihil contrarii significantes: 
Adiectiva extrema ponuntur: 


B XXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 129 


'9maxumo 


cum clamore inuolant impetu alacri,» Anı 244—5 
»CAano capıte» »aelate alien» Cas 518 
yomea opportunias, 
Curculio exoptate, salue.» | Cu 305—6 


»liquido exeo foras auspicio, aus sinistera» Ep 183—4 
wel primarium parasitum atque opsonalorem | 
optumum» Mi 667 
»non istanc aelatem oportet pigmentum ullum 
attingere» Mo 263 
»o mi ere, salue, | Hanno insperatissum® Poe 1127 
»t antum a portu adporto bonum, tam gaudıum 
grande .adiero» St 295 
»ego miserrumeis perichs sum per marıa maxu- 
ma 
uectus, capitali periclo per praedones 
| plurumo» Tri 1087—--8 
»b onis esse oportet dentibus lenam probam» Tru 224 
»Non ego te noui, naualis scerıba, columbar in- 
pudens%» Fr 137 


Adiectiva in medio ponuntur: 


A 


»onerauit nauim magnam multis merabus» Men 25 
vcapite obuoluto ut fugiat cum summo metu» Mo 424 
»yquasi urnis Graecis Neptunus nobis suffudit mare, 

itaque aluom prodisperauit nobissalsispocuks;» Ru 588—9 
»nimi’ pol mortalis lepidus nimi’ queprobu’ dator.» Tru 247 


Hos chiasmos nobis afferendos putavimus, quod ex hac exem- 
plorum copia concludere possumus verborum iunctiones hac ratione 
contexendi studium iam Plauti temporibus permagnum fuisse. Et 
sunt certe loci, ubi, cur adiectivum attributum inverso sit ordine 
positum, ex nulla alia re causa repetenda est, nisi ex hoc chiasmi 
amore. 


130 Nımo LERMUSKOSKI. BXXI: 


Sed etiam alio quodam chiastico ordine verba iam apud Plautum 
conseruntur. Eas dico collocationes, quae a viris doctis his litteris 
designantur: aBbA, AbBa, aBAb, AbaB. Quae apud Plautum 
invenimus, infra enumerabuntur: 


aBbA: 
»ea adfınıtatem hanc opstinauit gratia» Au 267 
»Inicite huric manicas <marumas> mastıgiae.» Cap 659! 
stanlus uentri commeatus meo adest in portu 
cibus» » 826? 
»meae ıssula sua <aede>s egent.» | Ci 45 
»hanc, inquam, ftelius 
meu’ deperibat fidicinam.» Ep 481—2 
»yquia— <quia> non nostra formam 
habet dignam domo.» Mer 395 
Yqur ero suo seruire uult bene seruos seruitutem» Per 7 
»Quor seruitulem di danunt lenoniam 
puero,» | Ps 767-8 
vecequem IN angıporto hoc hominem tu nouisti?» » 97 
»hoccin mihi ob labores tantos tan- 
tıllum dari» Tru 537 


»meane [ut] inımıcı mer 


bona Istic caedent?» » 741-2 
AbBa: 
»cupio esse amıcae quod det argentum suae.» As 83 
nam tu poela es prosus ad eam rem unicus.»s » 748 
»COMEesse panem Iris pedes lalum potes,» Ba 580 
»Quanto in peelore hanc rem meo magi’ uoluto,» Cap 781 


»IToc erat ecastor quod me uer tanto opere orabat meus» Cas 531 
um hacc aguntur, lembo aduehitur two’pater pauxıllulo,» Mer 193 


1 <maxumas-> SPENGEL. 
® Cfr. F. Leo, Bemerkungen über plautinische Wortstellung und Wort- 
gruppen. Gött. Nachr. 1895, p. 430. 


B XXIII. De adiectivi attributi Plautini collocatione. 131 


»jura te non nociturum esse hominı de hac re neminı» Mi 1411 


»ero seruo’ mullıs modıs fıdus.» Mo 785 
»nam is mihi honores suae dom habuit maxumos.» Per 512 
»praestrigiator hic quidem Poenus probust» Poe 1125 
»cor conlıgalis uasıs exspectat meum,» Ps. 1033 
»redd’ cantionem ueterı PTO uno nouam.» St 768 
»bonıs qui hunc adulesceniem euortisset suis» Tri 214 
aBAb: 


»aut pol haec praestigiatrız mulier multo maxuma est» Am 782 
veum ezo si in uia Petronem publica conspexero» Cap 821 
»noui ego hurrus mores morosı malos.» Poe 379 
vecquam scis filium tibicinam | 
meum amare?» Ps 482—3 
»itan tandem hanc maitores famam tradiderunt tibi iu,» Tri 642 


AbaB: 

Huius collocationis unum tantum exemplum apud Plautum in- 
venimus, cum omnia illa exclusimus, ubi aut plura attributa uni 
substantivo accedunt aut pro attributo appositio est posita: 
»uirıs qui lanlas apsentibu’ nostrıs 

facit inıurias inmerito» St 15—6 


Quas collocationes non omnes eodem iure aestimandas esse 
monendum est.! Multum ex. gr. inter se differunt 
»comesse panem tris pedes latum potcs,» Ba 580 
quae nihil mirabile praebet, et 
»Quanto in pectore hanc rem meo magi’ uoluto» Cap 781 
qua in collocatione verba iaın artificiosiore quodamı consilio conserta 
sunt. Cuiusmodi collocationes artificiosiores alienas a cottidiano ser- 
mone fuisse easque a poetis Graeeis sibi sumpsisse Plautum pro- 
babile est. 


ı Cfr. Enowın FLinck, De Octaviae praetextae auctore. Diss. Helsing- 
forsiae 1919 p. 81 adn. 


132 Nıto LEHMUSKOSKI. B XXI: 


De collocatione causis variis immutata. 


Sunt quidam loci, ubi adiectiva, quae sequi solent, eo cunsilw 
anteponuntur, ut notum desiznent aliquem, de quo lam prius mentio 
facta est: 

Cum ıniles Macedonmus In Pseudslo primum (51) nominatır. 
adieetivum solito more sequitur. Ita fit etiam postea (346, 
1090, 1152), sed ubi satis Jam notus est miles, ordo immutatur et 
adiectivum substantivo anteponitur (1162, 1209). Et ita pösitum 
est adiectivum, ut monstrandi vim quandam obtinuerit. Item for- 
tasse iudicandum est de ordine variato »mercatori Pelleo» (As 333), 
»Pellaeo mercatori» (397). Hoc quidem loco, ubi de se loquitur mer- 
cator, etiam dilueidior fit illa monstrandi v3. 

Ubi de nummis ducentis in Bacchidibus primum (706) ment 
fit, substantivum anteponitur, sed postea semper (709, 873, 1133 
et 868, 879, 919, 997, ubi pro »numm» voce »Philippi» vocabulum 
usurpatiim est) substantivum postponitur. Sic etiam »aurum omne» 
(Ba 301), »onme aurun® (306). 

Confer etiam 
»quom portae Phrvgiae Iimen superum scinderetur» Ba 955 
NUNC superum limen scinditur, nunc adest exitium 

<illi> Dio» » 987 

Sic etiam in Amphitruone: »patera donata aurea est» (260), 
»patera aurea» (419), sel »auream pateram» (760), »aurea patera» 
(766). 

Et fortasse plura hunusmodi exempla apud Plautum inveniri pos- 
sunt, quibus haec adieetivo ex immmutato ordine nata monstrandi 
vis Jueulentius illustretur, sed mihi tam multas res tamque varlas 
tractanti plura in oculos non inciderunt. 


% 


Iam ad »plenp vocem notavimus hoc adiectivum, si genetivo defi- 
nitum esset, postponi solere. Quod non de hoc uno adiectivo dicen- 
dum est; pleruinque enim adiectiva, si definita sunt, secundum locum 
tenere cum apud ommes scriptores tum apud Plautum constat. Qua 


BXXIll.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 133 


de causa, quia est res iam tironibus nota, pauca solum exempla 
proponentur: 
»sta ilico, <nam > amicus <amico> aduenio multum 
beneuolens» Mer 887 
»se aulam onustam auri apstrusisse hic intus in fano 
Fidi» Au 617 
»tantidemst quasi sit signum pictum in pariete.» Mer 315 
»uldeo hercle ego te me arbitrari, Euclio, honinem 
wdoneum, 
quem senecta aetate ludos facias, hau merito 
meo» Au 252—3 

Sunt autem iam supra plura huiusmodi exempla proposita, in 
quibus substantivum etiam aliis de causis antecedit. 

Nonnulla sunt vocabula adiectivum definientia, quae vel adeo 
emphatica sunt vel tanti ad sententiam sunt momenti, ut una cum 
adiectivo substantivum antecedant. Exempli causa aliqua profe- 
remus: 

»nomina insunt cubitum longıs kilerss» Poe 837 
»cubitum hercle longıs lilteris signabo iam 
usquequaque» Ru1294 
»sumbolum seruo tuo, 

eri Imagine opsignatam epistulam,» . Ps 1201—2 

Atque ut adiectivum antecedat, plerumque fit, si adverbiis »tam», 
»ita», »yquam», »nimis», »nimium» definitum est.! 

Tanta enim monstrandi vis in duabus primis particulis inest, ut 
una cum adiectivis substantivum anteeant. »Quam» autem ea vi, 
quam in interrogativis (et relativis) prominibus inesse diximus, 
adiectivum substantivum antecedere cogit. »Nimis»» et »nimium» et 
affectus sunt plenissima et vim adiectivi augent itaque, ut substan- 
tivum postponatur, efficiunt. Omnes locos, in quibus hae particulae 
positae sunt, quia de tam nota re agitur, non collezimus et paucis 
tantum exemplis hanc quaestionis partem absolvemus: 

»ipsi de foro lam aperto capıte ad lenones eunt 


I Cir. Ammann l.c. p. 28. 


134 N11LO LEHMUSKOSKI. BXAXXIIL;s 


quamin tribu sontes aperto capıle condemnant reos» Cap 475—t 
»qui pro tam corrupto dieis caussam filio» Ba 4% 
yegon patrisurrupere possim quicquam,tam cauto sen» Ps 2% 
»quis homo tam tumuliuoso sonttu me exiciuit [subito] 
foras® Tri 1176 
»quoi adhuc ego taın mala eram monetrix, me maleficio 
uinceres» Tru 501 
»ıta auıdo ingenio fuit» Au 9 
yatque ta suaur suauitate condiam» Ps 882 
rıla celerı curriculo fu St 8337 
»legiones educunt suas nım? pulchris armıs praeditas» Am 218 
»nımı formidolosum facınus praedicas» » 1117 
pnimı docium dolum!» Mi 248 
»sed Periplectomenus quam ei mandaui mulierem 


nimmt lepıda forma ducit.» » 870-1 
»nim? pergraphicus sycophanta ;» Tri 1139 
»nimium IS uegrandi gradu.» Ci 378 
mimum festiuam mulier operam praehibuit.» Mi 591 
ynımium lepidum memoras facinus.» Poe %1 
»scin quam bono anımo sim?» Am 671 


Yquam minimo sumptu filllam ut nuptum darem» Au 384 
»yuiden tu hunc quam inimico uoltw intuitur?» Cap 557 


Fit tamen haud raro, ut quamquam hae particulae adiectivi 
sunt additae, antecedat substantivum. Eiusmodi exempla iam 
supra proposuimus et confirmandi vim his locis adiectivis inesse 
nobis persuasimus. 


De allitteratione et polyptoto. 


Allitteratio, quae vocatur, ut reddatur clarior, inverso 
ordine attributum nonnumquam est positum. 
Quam quidem sonis pingendi artem, qua nos Fenni etiamnunc 


BXXIIl.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 135 


praecipue gaudemus, HoFMAnN ! linguis indo-europaeis occidentali- 
bus innatam et NORDENIO ? assentiens linguae Italicae iam communis 
propriam fuisse contendit. Quod quidem dicendi genus in cuiusmodi 
. sermone omnino sit usitatissumum quaerere omittemus et id tantum 
examinabimus, quem ad modum ordo inversus adiectivi apud Plau- 
tum, qui allitterationibus plane abundat, allitterationi debeatur. 
Et eos imprimis proponemus locos, ubi nullam aliam ordinis immu- 
tandi causam invenimus. 

His locis attributo, quod postponi solet, anteposito allitteratio 
clarior est facta: 


»dotalem seruom Sauream» As 85 
»eodem pacto ut co miciserui solent» Cap 778 
»nagi’ calleo quam aprugnum callum 
callet» Per 305 
»quae ad Calydoniam uenerant Venerem.» Poe 1181 
yeras Phoeniciumpoentceocorioinuises pergulam.» Ps 229 
yistuc marinus passer per circum 
solet.» Per 199 
»capitali periclo per praedones pluru- 
mos» Tri 1088 
Quod antecedere solet adiectivum ita his locis ordine inverso 
ponitur: 


»inuolant impetu alacri» Am 245 

»sic me insimulare falso facinus tammalum.» » 859 
»deciens die uno saepe extrudit acdibus.» Au 7 
»auferimus aurum omn ® Ba 301 
»Rebus aliis anteuortar » » 526 


»tibi non erat meretricum aliarum Athenis 
copi» » 563 
vaequomst tabellis consignatis credere.» » 994 


ı L.c. p. 801. 
*2 EpuAarp NorDEn, Die antike Kunstprosa. Leipzig 1916—8. I 159 sq. 


136 Nımo LEHMUSKOSKI. BAÄXIIL;: 


»sine periclo et cura, corde liberos Ep 146-7 
»quae senes duo docte ludificetur.» » 373 
»fugias manibus demissis domum» » 452 


»quid isti oratis opere tanto» » 721 
»ficos fieri non malas.» Mer 943 
»fortem atque fortunatum et forma regia; M 10 


»feriens femur 
dexterum.» » 204—5 
»Miccotrogus nominee wero uocor.» St 242 
»ynam ita me Venus amoena amet» » 742 
»morbus mores inuasit DonOos» Tri 28 
»de mina deminui una modo» Tru 561! 


Cum chiasmos proponereimus, plures iam attulimus locos, ubı 
duae eiusdem vocabuli formae iuxta positae essent ita, ut poly- 
ptoton, quod vocant, natum sit. Quod quidem dicendi genu: 
allitterationis amori suaım originem debere crediderim. Sunt autem 
praeter eas quas iam attulimus eiusmodi figuras paucae, quae, qui 
ad ordinem invertendum valuerunt, dignae sunt, quae hic proponan- 
tur. Atque monendum est hanc figuram etiam eiusdem stirpis 
vocabulis iuxta positis effici. 

Haec autem si non sola, at tamen adiuvans causa ad ordinen 
invertendum fuisse his locis videtur. 

Adiectiva anteposita sunt: 

»Hannoneın se esse ait Carthagıne, 

Carthaginiensis Mytthumballis filiium.» Poe 996—7 

yasinos uendidit Pellaeo mercatorr _ 

mercatu. As 397—8 

»yulneam pro aurea statua siatuam» Cu’ 139 
»ppulmoneumedepolnimi' uelim uomitumuomas» Ru 51l 
yuruimu’ urlalem aeuom,» Poe 1187 

»ı umanum facınus facumst» Tru 218 


ı Ita Leo; una deminui cod. 


B XXIHI.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 137 


——— 


Adiectivum est postpositum: 
»hocein mihi ob labores tantos tantıllum 
dari» Tru 537 
»in re aduorsa uorsarıd Ps 745 
»nisi forte factu's praefectusno u0os» Mo 941 
»edepol facinus fecit audax. Mi 309 
»ut senem hodie doctum docte fallas» "Ba 694 
»is ıne scelus auro usque attondit dolis doctis in- 
doctum! » 1095 
»uiro me malo male nuptam.» Men 602 _ 
yaetatem hau malam male.» Ru 337 
»vexemplum pessumu m pessum date» » 617 
»ita hic me amoentlate amoena amoenus 
onerauit dies» Cap 774 


De rebus metricis. 


Quid ordo vocabulorum, de quibus hoc opere disserimus, metro 
«lebeat in fabulis Plautinis, nunc breviter est exponendum. Omnem 
enim, quid ad adiectiva attributa collocanda metri vincula valuis- 
vent, quaestionem nobis expediendam non suscepimus, sed id solum 
nobis proposuimus, quod ex tanta rerum copia gravissimum vide- 
batur, ut examinaremus.? 

Cum fabulas Plautinas primum legeremus, in oculos nobis incidit 
“adiectivum versum in cereticum exeuntem saepissime celaudere. Et 


I Cfr. Gımm, De adiectivis Plautinis, Diss. Altkirch 1892 p. 19. 

2 Etiam syllabarum numerum ad adiectiva attributa collocanda aliquid 
valere grammatici docent. Nos quidem non negamus substantiva mono- 
syllaba cum adiectivis, quae ex pluribus syllabis constant, coniuncta in ser- 
mone Latino priorem tenere locum. Ita ex. gr. »di», »vir, »res» apud Plautum 
anteponi solent. Sed monepndum est non has voces omnibus locis eam tantum 
ob causam antecedere. Saepe aliae imprimis res id effecerunt, ut substan- 
tivum monosyllabum adiectivo polysyllabo anteponeretur. Quod ex iis 
uae Supra proposuimus exemplis satis apparet, quae cur iterum hoc loco 
tractemus nulla videtur esse iusta causa. 

10 


138 Niro LEHWUCSKOSKI. B\NXI LS: 


priusquam,. qui @&sset proprins locus adieetivi artributi eargne 
ordinis Immutati essent eausae, perserutati essemms. pro eerfto erell- 
dimms adiectivum ut postponeretur metri tantum causa esse factun:: 
perraro enim adiectivum antecedens versum finire animadvertinms 
Cum autem accuratins oerdinem vocabulerum tractarenmms, mads 
mnarisygne Intellegebamns non ita multum metro »Sse tribuendin. 
Nihile minns fine versus in eretienm cadentis et al ordinen. 
Inmmtandiım et al servandum usitatum ordinem allgnid valıne 
profitemmur,. Qneod quo diılmerdius appareret. ommnes, ubı adiectimm 
po-tposttum huiusmedt versum elaueeret, excerp-imms leocos, [ra 
autem haec attrıburta prefereimus, ut primmmm. queotiens arliectivum 
onmine sit postpositin,. commemeorenus. deinede, quetiens versum 
elandat. indieemms. Neqte eos versuum fines seelustmmns, nbIafmfm- 


buti mitmana syllaba nm es», este, Simmlibas eonleseit. 


Accheruntiens IV 1: 1: acerrimmus III 1: 1. IV 1: 1: adıntabın 
IEl: 1: 1: adulescentulns IlE 3: 3: aeneus IIL 1: 1: Artoheus HT: 
aleartus IV 1: 1: Ateus IIE 1: 1: IV 1: 1: altearınıs III 1: 1: alter TO 
4: 1: IV 2: 1: annueos III 3:1. IV 1: 1: ardens III 2: 1: arıentarıns 
III 5:5. IV 1: 1: areentens III 1: 1: IV 2: 2: aridus_ ITE 1: 6. 2:2: 
asper IIT 1:1: Attiens III 7: 5. IV 4: 4: auılaeı-sumos III 2: 2; anren- 
III 5:2. IV 5: 4: Babvlonms IIL 1: 1: Bali omims TIL 1: 1: barbarıs 
III z: 2. IV 1: 1: basihens IV 1: 1: benenelens IV I: 1: bonms IT 
40:23. IV»: 5: bubulus IIT 2: 2. IV 1: 1: eaernlus IIE 1: 1: Karsten» 
JE 1: 1: Caanpanmiens IV 1: Li eandidbns III 2: 1: carıssumus TEL: I; 
eastizabilis IIT 1: I: eatapultarıns III 1: 1: catuıs III 4: 4: eaupemms 
III ı: 1: eellarıns IV 1: 1: cerfissunms IV 1: 1: ceterus III 6: 4. 
IV 1:2: chans FIT 1: 1: emmiens IIT 1: 1: ehitellartus III 2: 2: eollvriens 
IT ı:1. IV 1: 1: eomiens IV 1:1. commodus III 2: 2, IV 1:0: eom- 
mitnais DIT 4:1. IV 1:0: eonfurieius III 1: 1: conscins IV 1: 1: con- 
ihlarins IV 1: 1: eereotarins IIT 1: 1: eretitys IIL 1: 1: Curenlionins 


IX 


? \diectiva hac rahlone posifa fractaverunt GUILELMUS APPUHN, Quarsiiı- 
nes Vlautinae. Marpurzgi Cattorum. 1805 et Heyey W. Prescott. Som“ 


phases of the orelatıon oftheuscht to verse in Plautus. Berkeley 1907. 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


139 
IIL ı: 1; damnosissumus IIL 1: 1; dapsilis III: 1: 1; datarius IV 1: L: 
decem III 6: 4, IV 3: 2; delirans III ı: 1; demissieius III 1: 1; deuor- 
sorius IV 2: 2; dignissumus IV 1; 1; diobolaris III 1: 1; discordabilis 
IV 1: 1; diues III ı : 1; docilior III 1: 1; donabilis IV 1: 1; duellicus 
III ı: 1: duo III 17: 7, IV 4: 4; ecfertissumus IV 1: 1; emissieius 
II 1: 1; Ephesius III 1: 1; exereitus III 1: 1; exoptabilis III 1: 1; 
exoticus III 2: 2; ferrarius III 1: 1; ferreus III #: 4, IV 3: 2; feruens 
III 2: 1; festiuissumus III 1: 1; floreus III 1: 1; foetidus III2: 2; 
frieidus III 2: 1; fullonius IV 1: 1; gallinaceus III 3: 3: gallinacins 
IV 1: 1; (reryonaceus IIL 1: 1; grauss IV 3: 3; gevmnastieus III 1: 1; 
hepatiarius IV 1: 1; herbeus IIL 1: 1; Hereulaneus III 1: 1; histrieus 
IIl 2: 2, hostilis III 4: 1; iloneus III 1: 1; ienauior IIL 1: 1; ienauis- 
sumus III 1: 1; Dius III 1: 1; impetrabilis IV 1: 1; inlutilis IIL: 1: 1; 
inmortalis IIl 61: 1, IV 1: 1: innoxius IV 1: 1; inprobus III 3: 2; 
IV 1: 1; inpudens III 1: 1; insanissumus III 1: 1; insperatissumus 
III ı: 1; intolerabilis IIT 1: 1; ineundissumus III 1: 1; iustissumus 
III ı: 1; Laconicus IV 1: 1; lamentarius III 1: 1; laneus IV ı: 1: 
lapidarius III 1: 1; Lartins III 1: 1; Lemnius IV 1: 1; lenonius III 
6: 5, IV 2: 1; lepidissumus III 6: 4; liber III 6: 3, IV 2: G: lieneus 
III 1:0, IV 2: 1, litterarius III 1: 1; mbrieus III 1: 1; Indificabilis 
III ı: 1; ludicer IV 1: 1: luridus III 1: 1; Macedlonius III 8: 2, IV 1: 1: 
mainseulus III 1: 1; malefieus III 2° 1; malus III 25: 21, IV 15: 9: 
manubiarius IV 1: 1; manufestarius III 2: 2; imaritumus III 2: 1, 
IV 1: 1; maxumnus III 27: 15, IV 17: 12; melior III +4: 2; meretrieins 
III 2: 2, IV 1: 1; merus IIE 11: 6, IV 6: 6: meus III 408: 218, IV 
137: 103; Milesius IV 1: 1; militarius LIE 1: 1; minor III 2:0, IV 3: 1; 
mirer III9: 1, [IV 2: 1; miserrumus IIL 2: 2; mortuos IV 1: 1: muliebris 
1116: 4, IV 1: 1; mutuos III 4: 3; nauelerieus IV 1: 1; nemo III 9: 1. 
IV 6: 2; negnissumus III 3: 3, IV 1: 1; niger IIL 1: 1; nitidus IIL1: 1; 
nouem III 1: 1; nouos III Ss: 3, IV 2: 2; mueatorius IIT 2: 2: vechusis- 
sumts III 1: 1; vetoginta et quattuor IIT 1: 1; Olympius III 1: 1; 
omnis TIL 64: 12, IV 29: 5; onerarius IV 1: 1; optabilis IV 1: 1; optu- 
ins III 14: 7, IV 7: 5: par III 2:0, IV 1: 1; pareissumus III 1: 1; 
paueissumi IV 1: 1; pauenli III 2: 2; paruolus III 2: 1, IV 1: 1; 


14H Niro LESWUsKoskt. BE \X!:!; 


paper IIT 1: }: pasperenbas III 1: 1: panperranzas IV 1: 1: za 
p:lz III 1:1. IV 1: I: Pebaens (Peljeas) IIE 1: 1: genitienn. = ZI 
3:3: perben s IV 3: 1: gerditas III 2: 2: perpes IIL 1: 1: Dorn 
III 3: 3: pe-nmms III 8: 2. IV 4: 3: piwarvis III 2: 2: piwizar 


16: 5. IV 1: 1: polentarmss IV 1: 1: pellinarms III 1: 1: prari: mi» 
III 2: 2: prarsenrarius IV 2: 2: primarın< IV 1: 1: primeris III 2: 2: 
princeps IV 1: 1: pristinss III 1: 1: prebus III 10: je. [IV 3: 3: pr 
pitius III 1:0. IV 2: 2: prexumus III 3: 2. IV 1: 1: pribliens LIT 5: 2. 
IV +: 3: puziläatorios III 1: 1: puzneus III 2: 1: Puniens IIE 1: 1: 
putiins TIL 3: 3: qua-sans III 1: 1: qnattuer III 3: 3: IV 2: 1: piir- 
quazınta et quattier IV 1: 1: quinsmuieenarius IV 1: 1: yrispiom 
III ı1:». IV 1: 1: rexalior III 1: 1: regios III 1: 1: rubalus Ill 2: 2: 
rustienus IV 1: 1: sacer IV 1: 1: sacerrumus IV 1: 1: seetariss III 
1: 1: »+dlecım III 1: 1. IV 1: 1: septumus III 3: 3: serius III 5: & 
seruitricias III 1: 1: simplex IV 1: 1: sinzulus III 1: 1: IV 1: 
sinister III 1: 1: serorius IV 1: 1: Spartiaticus III 1: 1: starnens 
III 1: 1: strenuos III 1: 1. IV 1: 0; suaussnmus III ı: 1: subdeln- 
III 1: 1: suble-tisumms III 1: 1: sues III 121: 78. IV 9 : 87: sur- 
roptiemms IV 1: 1: Syvrus III 1: 1: teetortus II] 1: 1: tertius III 3: 2: 
thensaurarins III 1: 1: tuos III 235: 121. IV 10.3: 68: turzidus II 1: 1: 
uenatieus III 2: 2: uen«ficus III 1: 1: Venerius III 2: 2: vers II 
4: 2. [JV 2: 1; uintiens IV 1: 1: uinarios 11 3: 2: ulmeus III 3: 2, 
IV 2: 6: ultumns TIL 3: 3: unicns TII 2: 2. IV 2: 1: Unomammtus 
III 1: 1: uslatieus III 1: 1. IV 1:0: usurarius III 1: 1, IV 1: 
umldus III 1: 1: zenarins III 1: 1: imbricus. III 1: 1. 


Sumt anterm In Is quae entimeravinus eXemplis nonnulla einS- 
medi. qiias vel in une tantuın casıı vel in paucissimis apta sunt al 
elandenhim versum in eretieum exenntem,. SI ea secluserimmis et 
illa artiectiva adnumeraverimus, quae postposita. quamquam hun 
inodı versum clandere potnermnt. In fine versus non sunt cull«cata, 
appärebit ex 1262 hunistmerli arlieetivis attributis substantivum sub- 


BXXIII.a De adiectivi attributi Plautini collocatione. 141 


sequentibus 772 versum in ereticum cadentem celandere, ex 540 
verbis interiectis postpositis 392. 

Iam quidem nobis examinandum erat, qua svllabarım mensura 
essent ex his adiectivis ea, quae versum non elaudunt, et quibus in 
versibus posita essent, sed ex his quos attulimus numeris jam satis 
certe concludere licet nobis haec adiectiva in versibus in creticunm 
cadentibus postposita summa vi ad finem versus contendere. Atque 
animadvertendum est ea adiectiva postposita, quac.a voce prineipali 
separata sunt, hunce amorem clarius ostendere. 

Qua ex re ne quis coniceret adiectiva attributa collocandi rativo- 
nem Plautinam totaın ex metro pendcre, tantam exemplorum copiam 
supra proposuimus, qua plus quam metro allis rebus tribuendum 
esse demonstraremus. Neque tamen negare possumus etiam metrum 
aliquid ad adieetiva attributa collocanda valuisse et nonnullis locis 
ex hoc versum claudendi amore, eur postpositum sit adiectivum, 
causam esse repetendam. 


In iis autem adiectivis, quae postponi solent, haud pauca sunt, 
quae svllabarunı mensura, quominus versum in creticum cadentem 
claudant, impediantur. Quae quidem res, ut anteponeretur adiec- 
tivum, saepe effecit. Cuiusmodi tum collocationes ad finem versus 
exsisterent ut exemplis illustraremus, ex adiectivis positivi gradus 
substantivum plerumque sequentibus, si non omnia, at tamen plu- 
rima collegimus, quac ante vocen prineipalem versum claudentem 
posita sunt. Ad haec »ıninimb, »postremp, »sunımp superlativos, 
qui et substantivum antecelere solent et pari sunt svllabarum 
mensura atque illi positivi, rettulimuus. 

Sunt autem hae collocationes usitatissimae: 


»SUINMO UITO» Am 77 »summun Jouen» Men sıl 
»ÄTEO patre» » 98 osummo metu» Mo 424 
»summo lu»  Am1ll Ru 783  »summo Ioui ’s 265 
»summeo loco»  Cap30 Poe516  Datrum holus» » 814 
»summis UIrIs® Cap 279  »summi ul St +90 


» Tusco mo«do» (1 569 »sUIMMAm IN erUCEnND 9» B9R 


Trı 545 
Ba 444 (as 594 
Ep 494, 502 

Mi 558 Tri 925 
»hummano patrer Am 28 
101. 259 
117 

(ap 174 Ps 775 
(u 656 Ep 639 
Ps 1237 Ru 1171 


»Campans genus» 


»ininimi preti» 


»Thebano poplo» » 
»serullischemar » 
»natalis dies» 
»natali die» 


»eonimunem locum»  Cas 19 
»hummanı loues» (‘as 334 
»nanales pedes» Men 350 
»atıritis plagis» Mi 608 
»Aiuinis locis , Mo 1104 
»Actolum patren» Poe 1057 
»elurinum pecus» Tru 269 
»uerbereum caput» Per 184 
»pererrinum modun®  » 158 
Tri 767 
»octlata die» Ps 30] 


Men 159 
»formicinum gradun» 9» 888 
Am 739 


»lennino Calıo» 


»prodietali Lou 


»comptionalem senenw Ba 976 
»stumme Juppiter» Aın 780,933 
»sunmmus Luppitem Cap 863 


v»Stummmıls elit IS» » 170. Pre sv 


142 Nıo LERMUSKOSKI. 


BAAII: 


»<summas> ditias» U 559 


»sunmmi flagiti» Mi 309 
»albis dentibus» Ep 42% 
»humani ingenm Mo 814 
»anis capitibus» Ba 1208 
»erilis fillae» Au 74 
verili filiae» » 275 


\o 349 Tru 66% 
Ps 395. 413 


»erilen filium» 
»erili filio» 


»todillis crusculis» Ci 408 
»allenos anulos» Tru 274 
»terrestris bestia est» Cap 189 
»Plautinas fabulax» (C'as12 
»seruiles nuptiae» 68.73 
»postremam svllaban» En 123 
»Romani remiges» Poe 1314 
yapnınis lactibus» Ps 319 
»soricina nenia» Ba 889 
»anulatis auribus» Poe 981 
»familiarem filium» As 267 
»familiaris filius» (ap 273 


»Siciliensemque hospiten» Ru 45l 


»postrema in comoedi»Ui 78% 
Am 363 


»lııımanas querimonias» Mer 6 


»Thebanis legionıbus» 


»sunnnae sollieitudinp Mi vl 


BXXIII.s De adiectivi attributi Plautini collocatione. 443 


In his exemplis plurima sunt, quae ianı ante proposuimus, cum, 
cur 'antecederet adiectivum, ostendere conaremur. Atque quod de 
metri vi ad adiectiva collocanda supra diximus, id etiam nunc, cum 
de his agitur adiectivis, dici potest. 

De rebus metricis plura non proponemus. 


Summarium. 

Postquam ad finem «quaestionis, quam nobis tractandam propo- 
suimus, jam pervenimus, pauca nobis repetere, pauca etiam addere 
liceat. 

Supra iam, cum qui omnino esset apud Plautum adiectivi attri- 
buti ordo proposuissemus, conclusimus Plautinam collocandi ra- 
tionem non alienam fuisse a solutae orationis usu. Neque.tamen 
‚ negandum est eo quo nunc cognitionis statu est res de omnibus 
adiectivis, qui ordo proprius omnino sit statuendus, non satis certe 
diiudicari posse. Itaque fieri potuit, ut de quibusdam adieetivis non 
recte statucremus. Sed temere de adiectivi proprio ordine nos co- 
nieeisse non concedimus. Quod, ut unum exemplum proferemus, 
»privat» adieetivum ad ea, quae postponi solent, rettulimus, 
quamquam sarpius apud omnes scriptores contrario ordine ponitur, 
eo factum est, quod adiectivo, ubi antecedit, aut »public» vocabu- 
lum aut simile aliud plerumque est oppositum, nulla autem huiusmodi 
eontraria voce addita secundus locus tribui videtur. 

Tum autem monendum est nonnulla adiectiva eiusmodi esse, ut 
non cadem ratione semper tractanda sint. Sic exempli gratia »ur- 
ban» adieetivum, si genuina notione est usurpatum, ad adiectiva, 
quae postponi solent, est referendum, si pro »elerantiw adiectivo 
est positum, emphatieum est, atque, cur postponatur, eausa oecasio- 
nalis est exquirenda. 

Immutati autem ordinis causas eiusmodi omnino apud Plautum 
fuisse nobis persuasimus, quae etiam in pedestri sermone valuerint, 
exceptis cansis metrieis, quibus multo minus est tribuendum quam 
vulgo tribui solet. 


[2 
DJ 
1 


NııLo Leuwuskoscıi. 


ENXNii: 


Gptims Ieitur iure qui pesthäae de adecuvı attributt in Lit 


=-FInon# collocandı rationibus quarsierit. Plautinis ee mpiis. sın ı 


vIsnibus. at tamen plurimis al commmunem usum Illustran- um ntetin. 


Index attributorum. 


Accherunti us 6. 138 
acer 27 

acerbus 27 

arerrumus #2. 115. 11%. 


138 
arrior 38 
actus 45 
acutus 27 
adiutahbilis 11. 1:38 
adsıduns 25. 9% 
adulescens 25 
adulescentulus 23. 8%. 

Yu, 109. 13% 
adultus 25 
aduorsus 25. 90,137 
aduortendus 33 
aedilicius 12 
Aegyptius 6 
aeneus®8. 9%. 122,138 
aeuos 39.101.115 
aestumatus 35 
aerternus 25 
Netolicus 6. 138 
Aetolus 6. 112. 142 
Africanus 6 
apgerundus 53 
arnınus 15. 112.132 
arundus 54 
ahenus 15. 122.1 
alacer 30. 12%, 13 
albus 18.60. 132 
alearius 9, 138 
Aleus 6. 138 
aliecarius 9, 138 


allenus 23. 97, 107, 127. 


123 
allqui 67. Jon. 103 


alıquat 21 


alius 23. 37,02. 17. 121. 


123. 135 


almus 33. 42 


alter 23. 91. O8. tax. 121. 


138 
alternus 23 
altus 20 
amans 52. »r. 113 
amarus ?7 
ambo 2Uu 
amieissumus +2 
amicus 33. 90 
amittendus 5% 
amoenus 34. %2, 

136. 137 
amplus 20 
ancıpes 27 
anetinus 15 
angustus 20 
annuos 25. 91.138 
antııquos 4. 

124 
anulatus 16. 1%2 
apertior 39 
apertus 33, 134 
apparandus 5% 
aprugznus 15,135 
aqullus 18. 103 
Arabicus 6, 1 
Arcadıicus 6 
ardens 52. 138 
arzentarius 9. 138 
arzentatus 16. 9% 
argrenteus 8. 138 
arzenteolus 4 
Argus 6. 151 


iv, 


23. 


112. 


arzutus so. Jet. 122 

arıdus 18. 138 

armatus 16 

artus 22 

asınus 37. 84 

asper 18. 153 

astutior 40 

ater 18. 105. 115. 151 

Atheniensis 6 

Atticus 6. 70. 138 

aurtior ar 

audar.ssumus 42. 8%. 188 

audax u. 82. 137 

aureolus 9. 123 

aureus 8, 44. 11, 123. 
132.136. 138 

auritus 16. 93. 142 

auarus 30) 

auidus 30, 15% 


Babvioniensis 6 

Babvlonius 6. 138 

Ballıonius 8. 138 

barbarıcus 3% 

barbarus 33, 99. 103. 158 

basılıcus 3%, 138 

bellissumus 22. #4 

bellulus 34. 78 

bellus 3%, 73 

beneuolens 33. 135. 138 

benignus 33 

bilibris 60 

bin! 60 

bisulvis 60 

blandus 33, 115. 127 

bonus 34, 73, 83, 90, 92. 
49, 101. 107. 11%, 1B5, 


BXXIHLs. 


116, 117, 122, 126, 
127, 129, 134, 136, 138 
bracchialis 14 
breuis 20 
bubulus 15, 138 


caecus 27, 124 
caedundus 53 
caeruleus 18 
caerulus 18, 138 
caesariatus 17 
caesicius 11, 138 
calamistratus 17 
calceatus 17, 104 
calidus PR 102 
callidus 30 
Calydonius 6, 135 
Campanicus 6, 138 
Campans 6, 112, 142 
candidus 18, 138 
caninus 15, 111 
cantherinus 15, 94 
canus 18, 69, 70, 129,142 
capitalis 14, 129, 135 
captiuos 11 

captus 45, 94, 113 
carissumus 42, 84, 138 
Carthaginiensis 6, 136 
carus 34 

carnuficius 37 
cassus 22, 128 
castigabilis 11, 138 
catapultarius 9, 138 
catulinus 15 

catus 30, 82, 89, 138 
caudeus 8 
caudicalis 15 
cauponius 9, 138 
eautus 30, 98, 13% 
celer 26, 102, 134 
cellarius 9, 138 
centesumus 59 
centum 57 | 
ceentumplex 60, 12% 
centuriatus 17 
ceratus 17, 128 
Cerialis 8 ° 

verritus 27 


De adiectivi attrıbuti Plautini collocatione. 


cerlissumus 42, 84, 138 

certus 33, 117 

ceterus 23, 92, 115, 117, 
118, 138 

Chius 6,138 

citus 26 

eluicus 12, 138 

clandestinus 33 

clarus 19 

claudus 27 

clemens 30 

elitellarius 9, 138 

elurinus 15, 142 

cognascendus 54 

eollyrieus 15, 138 

ceolubrinus 15 

eolumnatus 17 

eomicus 14, 135, 138 

commeritus 45 

comminutus 45 

commodus 35, 90, 103, 
116, 138 

ecommunis 14, 138, 152 

eomparandus 55 

"omplures 20 

compositus 45 

eompressus 45, 110 

comptionalis 14, 142 

comptus 35 

eonceptus 45, 46 

eoncinnus 35 

eondignus 35 

conditus 46 

confusicius 11, 138 

congialıs 20 

congruos 24 

conlatiuos 11, 128 

conlatus 46 

conlectus 46 

conligatus 46, 131 

consemus 33, 117, 138 

conscriptus 46 

vonsignatus 46, 135 

consiliarius 9, 110, 138 

consimilis 2% 

econstrietus 46 

eonsultus 30 

consutus 46, 114 


135 


continuos 25 
contractus 46 
conueniundus 55 
conuenticius 11 
copis 22 
corcotarius 9, 138 
Corinthiensis 6 
corruptus 35, 134 
cerassus 22, 102 
crastinus 25 
creber 20 
ereditus 46, 138 
erudus 19 

eultus 46, 71 
cupidus 30, 115 
Curculionius 9, 138 
Cyrenensis 6, 93 


damnosissumus 42, 139 
damnosus 35 
dapsilis 35, 13% 
datarius 9, 139 
decem 57, 118, 139 
decorus 35 
decrepitus 27 
decumus 59, 123 
deditus 46 
degluptus 46 
defaecatus 46 
delegatus 46 
delenificus 33 
delirans 52, 139 
demensus 46 
demissicius 11, 130 
demissus 47, 136 
deni 60 

deterior 39, 40 
detexundus 55 
deuorsorius 10, 139 
dexter 25, 136 
dieaculus 30 
dienissumus 42, 130 
dienus 35, 130 
diligrens 30 
dimidius 60, 127 
diobolarıs 35, 139 
discordabilis 11, 139 
dispessus 47 


diues 32, 109, 139 

diuinus 13, 9%, 111, 114, 

142 

diuos 35 

docilior 40, 84, 139 

doctus 30, 72, 90, 115, 
116, 134, 137 

dolosus 30, 109 

domitus 47 

donabilis 11, 139 

dormiens 52 

dotalis 14, 135 

dotatus 17, 70 

dubius 33, 91 

duceni 60 

ducenti 57, 132 

duellicus 14, 139 

duleiculus 27 

dulcifer 35 

dulcis 19, 74 

duo 57, 99,100, 117,120, 
122, 126, 127, 136, 139 

duodecim 57 

duodeuiginti 57 

duplex 60 

durus 22, 128 


ebriolus 29 
ebrius 29, 88 
eburatus 17,60% 
eceille 63 


ereum, ececam,  eCcos, 
eccas 63 
erfertissumus 42, 108, 


139 
ecquis 67, 130, 131 
egrens 32, 84 
emissieius 11, 139 
emptus 47 
lÜphesius 6, 93, 139 
Epidamniensis 6, 92 
Epidamnius 7. 93 
erilis 12,112, 142 
essurtalis 27 
essuriens 52,53 
exeissatus 37. 128 
PXCOTS 30.08 
exnratus 47 


Nımo LEHMUSKOSKI. 


eXCcussus 47 
exercitus 47, 87, 139 
exfafillatus 47 
eximius 35, 103 
exitus 47 

exoletus 27, 98 
exoptabilis 11, 139 
exoptatus 47, 129 
exoriens 53 
exornatulus 11 
exornatus 47 
exotieus 16, 13% 
expeculiatus 32 
expetendus 53 
expunctus 47 
extaris 14 

extritus 47 


facetus 35, 72 116 
facilis 35 

faciundus 55 

falsus 32, 74, 125 
famelicus 27 
familiaris 13, 142 
fartus 47 
fastidiosus 30 
faustus 35 
ferentarius 10, 71 
ferrarius 10, 139 
ferreus 8, 123, 139 
ferrugineus 8 

ferus 30 

feruens 53, 116, 139 
festiuissumus 42, 139 
festiuos 35, 134 
festus 35 

fidieinmus 13 

hidus 33, 1931 
figularıs 13 
firmatus 48 

firmus 23, 128 
floreus 8, 139 
fluctuosus 27 
[luxus 30 

foetidus 19, 139 
formieinus 15. 1742 
formıidolosus 35. 13% 


forınosus 35 


BAXAIL: 


fortis 30, 82 
fortunatus 32, 73 
fractus 48 
frequens 20 
fricetus 48 
frigidus 19. 139 
fugitiuos 32 
fullonius 9, 139 
fumificus 12 
funginus 15, 10% 


Gallicus 7 
gallinaceus 8, 139 
gallinacius 8, 139 
geminus 23, 08 
gerens 53 
germanus 24, ;2 
(reryonaceus 8, 13% 
gestus 48, 7 
gloriosus 30, 90 
Graecus 7, 72, 129 
grandiculus 20 
grandior 38 
grandis 20. 80, 95. 118, 

129 
graphicus 31, 72, 77.78. 

82 
yrauidus 23 
grauis 23, 95, 116. 139 
gymnasticus 14, 139 

a 


hepatiarius 10, 130 
herbeus 8, 128, 139 
Herculaneus $, 139 
hesternus 25 
hic 61, 63, 64, 96. 1v1. 
122,127, 128, 130, 131 
hilaris 31 
hilarıssumus 42 
hirquinus 15 
hirundininus 16, 112 
histrieus 13, 139 
hiuleus 31 
horridulus 27.98 
hospitalis 13, 113 
hestieus 13. 9%. 112 
hostilis 13, 0%. 134 


BXAII.s De adiectivi attributiı Plautini collocatione. 147 
humanus 1%, 71, 112, inpudens 31, 69, 129, 139 latebrosus 28 
113, 114, 136, 142 inpudicus 31, 79, 121 latrans 53 
inpuratus 28 latus 20, 75, 115, 130, 


jactandus 55 
iaculus 11 
idem 63, 125 
idoneus 35, 133, 134 
ignauior 40, 84, 139 
irnauissumus 42, 84, 139 
ignotus 33, 83 
Ilius 7.139 
ille 61, 63, 65, 102, 123, 
124, 125 
imbricus 14 
impetrabilis 11, 130 
inanis 22, 117,128 
incertus 33 
inclutus 35 
Iincommodus 35 
indignus 35 
indiligens 31, 08 
indoctus 31 
indomitus 31, 115 
indotatus 17, 69 
infelix 32, 77, 78 
ıinfensus 34, 99 
inferior 38 
infrequens 27 
infumus 42 
ingens 20, 95 
Ingenuos 32, 
ingratus 34 
iniens 53 
inimieus 34, 13% 
ınsustus 32. 82 
inlutilis 12, 130 
ınlutus 27 
ınmodestus 31 
ıinmortalis 14, 73. 02,139 
inmundus 28 
inmunis 14 
Innocens 32,125 
INNoXxius 32.139 
ınops 32,127 
ınportunus 35. 99 
inprobior 38 
inprobissumus 42 
inprobus 35, 78.70, 159 


Inpurus 28 

inrasus 28 

Iinriguos 11 

insanissumus 42, 84, 139 

Insanus 29 

insecundus 28 

insegestus 17 

insignitus 48 

insipiens 31, 88 

inspeetandus 55 

ınsperatissumus 42, 129, 
139 

insperatus 35, 103 

insulsus 27 

integer 28. 107 

ıntercus 1% 

interior 40 

ıntolerabilis 11, 139 

intortus 48 

intumus 42 

inuendibilis 141, 111 

inueniundus 55 

inuictus 29 

inse 63,65.66 

Iracundus 31, 89 

ıratus 48 

irritatus 48, 99 

is 61, 63, 65. 111, 124, 
127,130. 131 

iste 61. 63. 65, 125, 129 

iucundissumus 42, 139 

iunceus 8 

iunetus 48 

jurandus 53 

justissumus 42, 115. 139 

tustus 32 


laboriossus 3% 
J,aeconteus 7, 139 
laeuos 25 
lamentarms 10, 139 
laneus 8. 130 
lapidarius 10, 139 
l,artius 8, 139 
lassus 29 


131 

Leimmnius 7. 139 

lenonius 9, 130, 139 

leoninus 16, 142 

lepidior 38 

lepidissumus 42, 8%, 117, 
128, 139 

lepidus 35. 72, 73, 78, 
79,80, 83, 92, 99. 107, 
117, 129, 13% 

Lesbius 7 

lıber 32, 89, 98, 103. 127. 
136, 139 

liberalis 32, 79 

liberandus 55 

lienosus 28, 98 

ligneus 8, 110, 11%, 13% 

lippus 28 

liquidus 28, 109, 129. 

litterarius 10, 139 

longinquos 20 

longus 20, 77. 81. 91, 95, 
133 

lubens 31 

lubrieus 19, 139 

Juculentus 35, 83. 108 

ludifiecabilis 11, 139 

ludieer 35, 139 

lugubris 35 

lupinus 16, 111 

luridus 18, 139 

lutulentus 28 


Macedonius 7, 1332, 139 

machentus 20 

maprnanımus 31 

magnufteus %5 

magnus 20. 80, 81, 91, 
92, 95, 96, 101, 103, 
10%, 119, 123, 126, 
129 

maior 38, 39,40, Al, 8, 
30, 99,103, 120 

maruseulus 41, 109, 139 


148 


malacus 23, 79 

maleficus 34, 
139 

maleuolens 34 

maliuolus 34 

malus 35, 36, 78, 79, 80, 
83, 89, 90, 91, 101, 
107, 109, 115, 119, 
126. 131, 13%, 135, 
136, 137, 139 

mammeatus 17 

mandatus 48, 78, 112 

manubiarius 10, 139 

manufestarius 10, 139 

manufestus 33 

manuleatus 17 

marinus 16, 106, 135 

maritumus 16, 69, 139 

maritus 17 

mas 2% 

Massiliensis 7 

maturus 25 

maxumus 42, 69, 70, 75, 
80, 84, 85, 99, 101, 


yD. 


109, 


104, 115, 116, 119, 

123, 126, 129, 130, 

131, 139 
mediocris 20 


medius 25, 98 

melior 38, 39, 40, 89, 99, 
115, 139 

mendicus 32 

menstrualis 25 

meraclus 19 

meretricius 
139 

meritus 48, 49, 121 

merus 19, 128, 139 

“metuculosus 36 

meus 61, 62, 63, 74, 96, 


13, 105, 


109, 111, 114, 315, 
117, 121, 122, 123, 
124, 125, 126, 127, 


129,130, 131, 139 
Milesius 7, 139 
militarıs 13, 71 
inilitarıus 10, 139 
inılle 57 


Nımo LEHMUSKOSKI. 


minimus 42, 44, 75, 126, 
134, 142 

minor 38, 40. 41, 139 

minutus 20, 78, 92 

mirandus 54 

mirus 36, 83 

miser 32, 77, 78, 88, 90, 
139 

mmiserior 38 

miserrumus 43, 85, 129, 
139 

mixtus 49 

modestus 31 

modicus 20 

moenerandus 55 

moenitus 49 

molestus 34, 119 

molliculus 23 

mollis 23 

molluscus 23 

morologus 31, 103 

mortuos 29, 139 

muliebris 13, 
110, 139 

mulsus 36 

multiplex 20 

multipotens 32, 92 

multus 20, 77, 81, 96, 
102, 106, 109, 116, 
117, 121, 122, 127, 
129, 131 

muneralis 14, 110 

muricidus 37 

mustulentus 28 

mutuos 11, 117,139 

mutus 28 


0, 105, 


natalıs 15, 142 
natus 49 
naualis 15, 129, 142 
nauelerieus 13, 139 
necullus 20 
nerotiosus 29, 78 
nemo 21, 81, 96. 
124,131, 139 
Neptunius 8 
nequam 36, 83, 90 


102, 


BXXAIs 


nequissumus 43, 84. 8. 
86, 118, 139 

nescius 33, 122 

niger 18, 139 

nimius 21, 97 

nitidiusculus 41 

nitidus 19, 139 

noctuinus 16 

nocturnus 26, 90 

noctuuigilus 12 

nonus 3% 

noster 61, 62, 121, 12%. 
130, 131 

nouem 937, 100, 1,39 

nouos 26, 98, 101, 1u2. 
107, 118. 122, 126. 
128, 131, 137, 139 

nugatorius 10, 78, 139 

nullus 21, 77, 81. 97. 106. 
115, 116, 119 

numquis 67 

nuptialis 15 


oblongus 27 
obnoxius 33 
obuolutus 49, 129 
occasus 49 
occisus 49 
ocelusissumus 43. 8. 
139 
oveultandus 53. 
secultus 33 
occupatus 49 
oetingenti 57, 87 
octo 57, 100 
octoginta 57 
octoginta et 
97,139 
octoni 60 
ovculatus 17, 124. 14? 
oculissumus 43 
odiosus 36, 69 
Olympius 7, 139 


128 


quattuor 


omnis 21, 73, 81,97. Jet. 
104, 106, 107, 115. 
116, 117, 118, 126. 
127, 128, 132, 13°. 
139 


BXXIILs 


onerarius 10, 139 

onustus 22, 133 

opertus 49 

opiparus 36 

opportunus 36, 70, 101 

oppugnandus 55 

opsignatus 49, 133 

opstrictus 50 

optabilis 12, 139 

optortus 50 

optumus 43, 70, 71, 72, 
86, 89, 101, 115, 124, 
127,129, 139 

optunsus 50 

opulentus 32, 92, 110 

ornatus 50, 99 

otiosus 29, 111 


pacatus 50, 113 

pactus 50 

par 24, 98, 139 

parasiticus 13, 105 

paratus 50, 110 

parcissumus 43, 86, 139 

parcus 31, 82 

partus 50 

paruolus 21, 91, 139 

paruos 21, 81 

pascuos 11, 110 

passus 50, 10% 

paternus 24, 98, 102 

patricius 13, 112 

patritus 24 

patrius 24, 118 

patulus 28 

pauci 21, 82 

pauciores 38 

paucissumi 43%, 

pauculi 21, 139 

paullulus 21 

pauper 32, 89, 140 

pauperculus 32, 102,128, 
140 

pauperrumus 43, 86, 140 

pauxillulus 21, 97, 130, 
140 

pecuarius 10 

peior 39, 41, 8% 


86, 139 


De adieetivi attributi Plautini collocatione. 


peilurus 33, 78, 103 

Pellaeus (Pelleus) 7, 132, 
136, 140 

penitissumus 43, 140 

penitus 25 

pennatus 17 

perbonus 36, 99, 140 

perditus 36, 91, 108, 140 

peregrinus 16, 69, 94, 
125, 142 

perennis 26 

pergrandis 21 

pergraphicus 31, 13% 

perparuos 21 

perpes 26, 140 

perpetuos 26 

perplexus 50 

perpurigatus 50 

Persicus 7, 140 

pertussus 50 

pessumus 43, 70, 86, 87, 
137, 140 

Philippeus 8 

Philippus 8, 71 

Phrygius 5 

pietus 50, 133 

piger 31 

pinguior 39 

piscarius 10, 140 

piscinarius 10, 140 

placidus 28 

plagigrer 37 

planus 27 

Plautinus 8, 142 

plectilis 12, 140 

plenus 22 

plerique 21 

plumbeus 9, 70, 111, 140 

plumeus 9 

plurumus 43, 87, 99, 
108. 128, 129, 140 

plus, plures 39, 40, 41, 
118 

pluseulus 41 

podagrosus 28 

poeniceus 18, 135 

polentarius 10, 140 

pollinarius 10, 140 


149 


polluetus 50 

poreinus 16 

porrectior 39 

posticus 25 

postremus 43, 44, 142 

potior 39, 41, 74 

praebendus 55 

praecipuos 36, 102 

praedatorius 10, 140 

praeligatus 50, 69 

praemandatus 51, 79 

praesens 593, 71, 128 

praesentarius 10, 140 

pretiosus 36, 83 

primarius 59, 129, 140 

primoris 59, 140 

primulus 59 

primus 59, 127 

princeps 59, 140 

prior 39 

pristinus 26, 140 

priuatus 14, 110 

priuos 14 

probus 36, 79, 82, 83, 
89, 90, 91, 101, 108, 
109, 111,129, 131, 140 

procreandus 55 

prodigialis 15, 105, 142 

prodigus 31 

prognatus 51 

proletarius 10, 111 

promiscus 14 

promissus 51 

promptarius 10, 105 

propinquos 25 

propitius 34, 115, 140 

proserpens 53 


proxumus 43, AA, 92, 
109, 140 
publicus 14, 111, 113, 


126.131, 140 
pudens 31 
pudicus 31, 89 
puerilis 13, 105 
pugilatorius 10, 1740 
pngneus 9, 140 
pulcher 36, 99, 13% 
pulchrior 41, 8% 


150 


pulmoneus 9, 70, 136 
pumiceus 9, 105 
puniceus 18, 110 
Punicus 7, 140 

purus 19 

pusillus 21, 91, 128 
putidus 19, 140 


quadragınta 57 

quadrilibris 60 

quadrımus 60 

quadrigenti 57 

quadrupedus 60 

quaerundus 95 

qualis 66 

quantillus 66 

«uantus 66 

snantusuis 21 

(uassans 53, 170 

uassus 51 

quattuor 57, 100, 130 

smattuor  quadragınta 
97 

qui, rel. 61, 66, 124, 150 

qui (quis), indef. 61, 67, 
119 

qui (quis), interr. 61, 66. 
116, 122 

quidarn 67, 100,121 

quielns 31.119 

quindeceim 57 

quingenti 57 

um 60 

quinquaginta 57 

uingqwganta et 
tuor 57. 140 

uingue 57,126 

enuingne et uerinli 58 


qnal- 


quintus 50 
guinusuleenarius 
100,140 
quisplam 67, 140 
quisepuaın 67.87 
uisepie 67 
uisqnis 66 
quiuis 67, 100 
quoms bh 


50, 


Nıro LEHMUSKOSKI. 


quot 66 
quotumus 66 


rabiosus 31, 128 
rallus 19 

rapidus 26, 98 

rarus 21 

rasus 51 i 
raucus 25 

reetus 25 

referundus 55 
reralior 41, 116, 140 
regıllus 36, 110 
regzius 36, 136, 140 
relieuos 23 
ridieulissumus 43, 99 
ridieulus 36, 108 
robiginosus 28 
robustus 23 
Romanus 7, ;®, 
rubiecundus 18 
rubidus 18, 140 
rusticus 16, 128. 140 


142 


sacer 36.92. 140 
Sarerrumus 43, 
saeptus dl 
saeuos 36 


87, 130 


sarrax 28 
sarıttatus 17 
salsus 27, 129 
saluos 29, 91 
salufirerulus 12 
Sammus 7, 10% 
sanetus 36 
sanus 20, 82 
sapiens 31, 128 
sartus 51 
scelerus 36, 109 
scelestus 36, 79, 8999, 
117 

seitpeus 9 

seissus 51, 128 

seits 3] 

seriptus 51 
serophipaseus 12 
SeTupoSsUus 28 


BXNXIII: 


seutigerulus 12 

sectarius 10, 140 

secundus 34, 91. 10% 

sedatus 51, 94 

sedecim 58. 140 

sempiternus 26, ‘8. jvl 

senectus 26 

senex 26 

seni 60 

septem 58 

septem et uiginti 58 

septeni 60 

septuennis 60, 116 

septumus 5%, 123. 

serenus 1) 

serius 33, 83, 140 

seruandus 55 

seruilis 13, 7 
142 

seruitricius 13, 140 

seruiendus 56 

seruos 32, 127 

sescenti 58 

seuerus 31 

sex dB 

sexageni 60, 103 

sexaginta 58 

sextus 59 

Sieiliensis 7, 111, 132 

Siculus 7 

similior 40 

similis 24. 82 

simplex 60, 
140 

sincerus 37, 10% 


Jyv 


1.22, 


11», 


u 


 singulus 60, 100, 140 


sinister jo, 12%. 
140 
solidus 23, 97 
solstitialis 26 
solus 22, 91 
sons 33 
sordidulus 28 
sordidus 28 
sorieinus 16, 142 
sororius 13, 140 
Spartiatieus 7. 140 
speratus 51 


25, 


BXXIII.s 
spissus 19 
squamosus 28 
stabilis 29 
stagneus 9, 140 
sternendus 56 
sterilis 29 
stimuleus 9 
stratioticus 13, 71. 
stratus 51 
strenuos 
140 
striatus 17 
stultissumus 43, 69 
stultus 31, 82 
Stvmphalicus ? 
suaulor 41, 79 
suauis 37,13% 
suauissumus 43, 140 
subdolus 31, 140 
subitus 26 
sublestissumus 43, 
sublestus 23 
submerus 19 
subniger 18 
subnixus 51 
sufferundus 56 
suillus 16 
summatis 44 
summus A3, Ai, 74, 85, 
89, 90, 96, 116, 118, 
121, 129, 141, 152 


31, 90, 91, 


140 


suos 61, 62, 111, 115. 
120; 12E;: 122, 1723, 
124, 125, 126, 128, 


130, 131, 140 
superior A0 
Superus 25, 98, 132 
supremus 43, 92 
surrupticius 11, 140 
Syracusanus 7 
Svrus 7, 140 


talıs 2%, 98. 109 

tantillus 21 

tantulus 21 

tantus 21, 97, 101, 129, 
130,131, 1936, 137 


De adiectivi attributi Plautini collocatione. 


tantusdem 21 
tardus 26 
Tarentinus 7 
taurinus 16 
tectorius 10, 140 


“ tener 23 


tenuis 21, 102 

terrestris 16, 104, 112, 
142 

tertius 59, 127, 140 

thalassicus 16 

Thebanus 7, 71, 93, 112, 
142 

thensaurarius 10, 140 

tinnidus 31, 126 

tintinnaculus 11, 71 

"todillus 16, 142 

tonsilis 1% 

tortus 51 

tot 21 

totidem 22 

totus 22, 73, 
119 

tranquillus 20 

transactus 51 

transmarinus 16, 105 

transuorsus 25. 75 

trauorsus 25 

trecenti 58, 100 

tres 58, 130, 131 

Trigeminus 60 

trieinta 58 

triplex 60 

tristis 37, 103 

Troianus 7 

trurulentus 57 

trux 37 

tumultuosus 29, 13% 


82, 107, 


tuos 61. 62, 101. 111, 
115, 116, 118, 120, 
122... 1723, 124,323, 
126, 127, 128, 131, 
140 


turbidus 29 
turbulentus 29, 79 
turgidus 19, 140 
turpis 37, 128 


Tuscus 7, 94, 141 
tutus 29 


ualens 29 

ualentior 40 

ualgus'%29 

uanidicus 31 

uber ?2, 82 

uegrandis 22, 13% 

uelatus 51 

uenaticus 11, 140 

ueneficus 37, 89, 140 

Venerius 8, 70, 9, 
140 

uenustissumus 43 

uenustus 37, 92, 103 

uerbereus 37, 142 

uerus 33, 125,.136 

ueterrumus 43 


uetus 26, 73, 91, 101, 
121, 126. 128, 131, 
140 


nialıs 15 

watheus 15. 140 

uieınus 25 

uldendus 56 

weint 58 

uinartus 10, 140 

uireinahs 13 

uiridis 18,105 

uitalis 15,136 

utiosus 37 

11 UOS 29 

ullus 22,82, 97, 101. 117, 
119, 126, 128, 129 

ulmeus 9, 71, 140 

ultumus 43, 87, 140 

unetiuseulus Al 

unctus 51 

undecim 58 


ungeuentatus [7 
UMENS 23, 82, Ja. 


140 
uniuorsus 22 
Unomammius 7, 130 
58, 71, N 


a 
‚A, 


ums 


152 NıLo LEHwUSKOSKI. BXXIII; 
100. 117, 121. 126. uoluptabalıs 12 uterque 22 
127,135. 136 uorsus dl uteruis 23 
ociuos 22 uoster 61. 62. 111. 128 wuidus 19, Zu. 1o 
unlatieus 11. 72, 1740 urbanus 16. 111, 113.128  uxorimus 13 
solsus 51 usurarius J6, 140 
unlurer 11,113 uter 67 zonarius iv. IH 
Addenda: 


Ad adiectiva, quae antecedere solent, referenda sunt »subditiuoss, quod 
Ba 13 et verbis interpositis Ps 752 antecedit, subsequitur autem Am %. 
atque sopscenus, quod ipsi substantivo Fr 50 est antepositum; »feri» adırc- 
tivum (cfr. p. 30) etiam Cap 116 occurrit, ubi substantivum subsequitur. 


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